Unerfreuliches an In Baltrum ..... doch zuvor s«i mitgeteilt, daß Baltrum , noch in weitesten Kreisen unbekannt, die k lein st e der o st friesischen Inseln zwischen Norderney und Langeoog ist und zum preußischen Regierungsbezirk Aurich und zum Kreis Emden gehört. Also auf dieser kleinen Nordseeinsel scheint der Respekt vor der Nationalflagge nicht sehr groß zu lein. Wie man uns von dort schreibt, ist dort der Badestrand fiskalisch— gehört also dem Staate. Die Eemeinde bezahlt keinen Pfennig dafür. Zurzeit der Flut wenn Badezeit ist, weht die unveränderte schwarz- weißrote Flagge auf dem Badehaus. Man ist bei- dem Jnselvogt, dem Gemeindevorsteher und der Badeverwaltung vorstellig geworden. Es nutzt nichts. Die Fahne weht noch. Der Strand ist übersät mit schwarzweißroten Fahnen. Als zwei schwarz- rotgoldene Flaggen gehißt wurden, wurden beide heimlich heruntergerissen. Als kurze Zeit darauf acht schwarz- rotgoldene Fahnen wehten, wurden sie abermals nachts heruntergerissen und gestohlen. Die Bestohlenen beschwerten sich bei dem Jnselvogt, dem Gemeindevorsteher und bei der Bade- Verwaltung und baten um Schutz. Nichts ist geschehen. Man sandte Telegramme an den Oberpräsidenten und zuletzt an das Innenministerium. Wenn hier nicht eingegriffen wird, kann nächstens kein deutscher Republikaner ein Nordseebad besuchen.' Soweit die Zuschrift. Zunächst aber hätte wohl die zuständige Behörde allen Anlaß, ein wenig nach dem Rechten»zu sehen und dafür zu sorgen, daß die Reichsflagge unan- g e t a st e t bleibt. Es scheint hiernach nämlich, als ob Boltrum die„Germaneninsel Borkum", wie es so schön in der„Deutschen Zeitung" heißt, zum Vorbild nehmen will. Daß die Zeiten, wo man sich ungestraft eine Verhöhnung und Verächtlichmachung der Reichsflagge erlauben durfte, wohl bald vorüber sind, lehrt eine Notiz, die das N or d.s e e b a d Norderney in die Presse lanziert und in der es gleich zu Anfang heißt:„Der Burgensriede und Burgsriede in Norderney ist auch in diesem Jahr das sorgsam gehütete Gut aller Kurgäste. Es ist erfreulich festzustellen, wie von allen Seiten die Parole der Badeverwaltung befolgt wird, alles, wenn es auch noch so harmlos gemeint ist, zu unterlassen, was zu einer Störung führen könnte." Aus dieser Mitteilung ist deutlich zu erkennen, daß es die Badeverwaltung und die Kurdirektoren find, die, wenn sie wollen, dafür sorgen können, daß Ruhe und Fried« am Strand herrscht. Bekanntlich sind viele Kurdirektoren ehemalige Offiziere, und wie diese Herren vielfach eingestellt sind,
\ Norö- lmö Oftfee. \ kleinen Bädern» weiß man. Daß das verständige Verhalten der Norderneyer Ber. waltung leider noch lange nicht Allgemeingeltung hat, beweist der Baltrumer Fall, beweist aber auch ein anderer Fall, den der Ber- band Deutscher Ostseebäder Zu verantworten hat. In dem offiziellen von diesem Berband für das Jahr 1S27 herausgegebenen Bäderführer„Die Ostsee " heißt es in der Be- schreibung des Ostseebades Bansin , das bekanntlich für die Ostsee das ist, was Borkum sür die Nordsee :„Ein Wald von schwarzweißroten Flaggen gibt dem Seebad Bansin das Gepräge." Diese Dreistigkeit macht sich wie gesagt in dem offiziellen Führer des Verbandes Deutscher Ostseebäder breit. Bon diesem germanischen Ostseebad Bansin nun schwärmt in der„Deutschen Zeitung" ein ge- wisser Paul Voelkel in folgender echt germanischer Weise:„Dem blauen Tag folgen die sternenhellen Abende, dann füllen sich die Säle mit tanzfreudiger Jugend, die Frauen erscheinen wie sektgefüllte Kelche, in denen lockende Süße perlt" Die germanischen Frauen und Mägdelein müssen ja wissen, ob dieser überschwengliche Vergleich aus sie paßt. Zum Schluß heißt es aber: „Nur die Töne der Jazzmusik ertönen ohne Unterlaß aus den Ber- gnügungsstStten." Wie? Bansin , das schwarzweißrote- völkisch- deutschnationale Bansin , die Hüterin aller wahren teutschen Sitte und Kultur leidet an einer chronischen Jazzvergiftung? Es ist unerhört, daß noch immer an der deutschen Ostsee und Nordsee die republikanischen Gäste infolge des Versagens der Kur- Verwaltungen durch die Frechheiten der Schwarzweißroten gereizt und brüskiert, und um ihre Erholung gebracht werden. Wenn die Ost- und Nordseebäder nicht endlich einen Frontwechsel vollziehen, wird man ernstlich darauf be- dacht sein müsien, alle Republikaner und überhaupt alle ruhe- und friedenliebenden Staatsbürger nach anderen Seebädern zu dirigieren. In den kleinen belgischen und holländischen Nordsee - bädern, in den dänischen, schwedischen, baltischen und sinnischen Ostseebädern sind die Deutschen , die sich den Sitten des Landes fügen, gern gesehene Gäste, und man lebt dort aus keinen Fall teurer als in unseren deutschen Nord see - und Ostseebädern. Deutsche Gäste sind entzückt von der Gast- sreundschast und dem liebenswürdigen Entgegenkommen, den die Deutschen besonders in Schweden genießen. Zunächst aber wollen wir unseren Freunden, die an der Nord- und Ostsee weilen, oder noch dorthin gehen, raten, einmal darauf zu achten, wie die Kurverwaltungen und die Gemeindevorstände den Tag der Berfassung, den 11. August, begehen.
Vor öem deutschen flmerikaflug. „Europa " und„Bremen " ab Montag startbereit! D e s s a u. S. August 1927. Nach den letzten Dispositionen, die in Dessau auf Grund des gestrigen alle Erwartungen übertreffenden Rekordfluges der Zunkers 33 L getroffen worden find, gelten die beiden Maschinen„E u r o p a" und„B r e m e n" nach Vollendung des be- stimmt Sonnabend erfolgenden Probefluges der Piloten Loose und stoehl vom Montag, den S. August ab als startbereit zum Ozeanflug. Bis zu diesem Termin nimmt man an, daß sich die Rekord- flieger R i st i c z und E d z a r d von den Strapazen ihres bZstündigen Fluges erholt haben werden und daß auch die Ueberholung ihrer Maschine und des Motors auf der Werft beendet fein wird. Insbesondere der Junkers I- S-Motor wird nach dieser ge-i waltigen Laufprobe bis in die kleinsten Konstruktionsteile auf etwaige Abnutzungen untersucht werden. Alles weitere wird nunmehr vom Wetter über dem Atlantik abhängen. Die Junkers- Werke werden von der Hamburger Seewette rw arte von jetzt ab fortlaufend über die atmosphärischen Verhältnisse über dem k�zean unterrichtet und durch einen besonderen Sachoer st an- d i g e n für ihrer etwaigen Maßnohmen beraten. Die Einrichtung der Ozeanmaschinen hat sich, was Anordnung der Benzintanks, Regelung der Brennstosszusuhr usw. betrifft, nach den Berichten von Risticz und Edzard als durchaus zweckent- sprechend erwiesen. Beide Piloten konnten in gewissen Ab- ständen immer wieder kurze Zeit in der Kabine der Ruhe pflegen, um dann wieder gekräftigt an das Steuer zurück- zukehren. A Dr. h. c. Koch las die Zeitung. Der Reichsverkehrsminister hat der Firma Junkers anläßlich des neu aufgestellten Weltdauerrekords folgendes Tele- gramm gesandt:„Ich ersehe aus den Zeitungen, daß es einem Flugzeug des Werkes gelungen ist, den W e l t d a u e r- rekord zu brechen. Indem ich ihnen hierzu mein« besten Glückwünsche ausspreche, wünsche ich, den weiteren Plänen des siegreichen Flugzeugs guten Erfolg. Dr. Koch, Reichs- vorkchrsminister." Wie gut, daß der deutschnationale Reichsverkehrsminister zu- weilen die Zeitung liest! Sonst hätte er höchstwahrschein- sich von dem Weltdauerrekord überhaupt nichts erfahren, da er sich dienstlich offenbar um die vielleicht nicht ganz unwichtige Angelegenheit seines Ressbrts nicht kümmerte.
vor üem Arbeitsgericht. Ausschnitte aus dem Leben. So mannigfaltig wie das Leben, sind die kleinen Sachen und Sächelchen, die Tag für Tag das Arbeitsgericht beschäftigen. Bald sind es trockene Rechenexempel, die wenig Kopfzerbrechen machen und schnell erledigt sind. Bald sind es aber kleine Ausschnitte aus dem Leben, die nicht im Handumdrehen zu entscheiden sind und zuweilen sogar Spaß machen können. Der Beklagte, ein rundlicher Mann, dem man seinen Beruf an Nase lmd Bauch ansieht: Ein Rektaurateur. Die Klägerin, eine kleine schnippische Dam«, die ihre Sache sehr gut vertritt. Sie war von außerhalb noch Berlin gekommen und hatte beim Beklagten als Serviermamscll Anstellung bekommen. Die ganze Herrlichkeit, sür die sie 15 Mark einem Bermittlungsburevu gezahlt hatte, währte aber nicht länger als«ine W o ch e. Außer ihr war nämlich noch «in älteres Fräulein bereits vier Jahre in diesem Restaurant in Stellung. Und wie es so üblich ist, wurde viel getratscht: die Frau des Chefs sei früher Hausangestellte gewesen, seine Töchter trieben sich mit den Gästen herum und... schweigen wir besser, um nicht indiskret zu fein. Eines Tages hotte die neue Mamsell auch die Unvorsichtigkeit zu sagen, daß man eigentlich bei der Ordnung, die im Hause' herrsche, sehr' leicht den Wein nicht zu„markieren", d. h. verrechnen, brauche. Dann geschah aber das Unglück. Die beiden Mamsells, die jüngere und die ältere, gerieten einander in die Haare und warfen sich bei dieser Gelegenheit verschiedene unange- nehme Dinge an den Kopf, u. a. klagten sie einander auch der Ber- leumdung gegen. die Herrschast an. Die Herrschaft hörte es; der Deklagte war eben erst von seinem Urlaub zurückgekehrt und fo beschloß er Ordnung zu stiften; er setzte zuerst die jüngere Mamsell an die Luft und hinterdrein die ältere Mamsell. Beide klagten auf Gehaltsansprüche. Als erste kam die jüngere an die« Rcihe.� Der Beklagte erklärte, er könne doch nicht in seinem Haus- halt eine Person halten, die derart sein Weib und seine Tochter beschimpft und obendrein noch Wein stiehlt. Als Zeugin hatte er aber unvorstchtigerweise die ältere Mamsell geladen. Anstatt zu seinem Gunsten die Aussage zu machen, schimpfte sie auf den Beklagten los und �bestritt selbstverständlich aus dem Munde der Klägerin etwas Ungünstiges über dessen Frau und Tochter gehört zu haben.„Daß Ihre Töchter mit den Herren Sekt trinken, das wissen ja alle," meinte sie. Der Kläger aber erklärte, es gäbe keine Gerechtigkeit„hier" und zahlte die 1<X> Mark, die das Gericht im Vergleichswcge be- stimmt hgtte. Zum Abschied bekam er aber vom Vorsitzenden die Mahnung aus den Weg, in Zukunft seine Sero ierfräulein. nicht auf Prozente zu engagieren, sondern au� festes Gehalt,— wie das Gefetz es vorschreibe. Ein anderer Fall. Der Kläger ein Kellner. Der Beklagte der Chef des Restaurants. Der Kellner soll die Schwäche besitzen, während der Arbeit mehr Gläser Bier zu trinken, als es für ihn gut ist. Dos behauptet wenigstens der Chef. Als eines Tages einige Kunden sich nicht schnell genug bedient glaubten, ging der Chef nach hinten und machte dem Ober Vorhaltungen. Der meinte dazu: er könne doch nicht zu gleicher Zeit hinten und vorne sein. Das konnte er auch wahrhaftig nicht. Und dann kam es zum Zwischenfall. Der Kellner erhielt plötzlich von hinten eine Wucht Prügel. Er ging stracks zum Polizeirevier, holte sich hier Schutz, kam ins Restaurant zurück, packt« seine Sachen und stellte nun Gehaltsansprüche in Höhe von 100 Mark. Der Nebenkläger behauptet, er sei vom Kellner zuerst angefaßt worden, er habe sich nur gewehrt. Er ist bereit, darauf den Eid zu leisten. Der Vorsitzende warnt ihn:„M achen Sie sich nicht un- glücklich. Können Sie wirklich beschwören, daß e r Sie ge- schlagen hat, bevor Sie ihn geschlagen haben?"„Doch, ich kann es beschwören."„Mann, seien Sie vorsichtig. Das Gericht �macht Ihnen einen Vorschlag: Zahlen Sie 80 Mark."„Ich will keine 80 Mark zahlen."„Wieviel wollen Sie zahlen?"„20 Mark." „Und der Kläger will 120 Mark."„Also, mein letztes Wort, 70 Mark," sagt der Richter.„Gut, ich zahle 70 Mark." Ein eigen- tümlicher Beklagter. Er hat gut getan, im letzten Augenblick Angst vor seiner eigenen Courage zu bekommen. Es wäre wohl doch ein kleines Meineidsverfahren dabei herausgekommen.
Keine Straßenbnh» durch die Zelten! Wir erhalten von ärztlicher Seite dies« Zuschrift: „Bei dem Interesse, welches Ihr Blatt an der Erhaltung des Bellevue-Parks und der Ruhe der nordwestlichen Stadtteile nimmt, gestatte ich mir, vom ärztlichen Standpunkt aus auf folgendes hinzuweisen. Vor allem aus sanitären Gründen bitte ich dringend als Arzt, von dem Plan, die Straßenbahn durch die Zelten zu legen, abzusehen. Als alter Anwohner der Zelten weiß ich, daß von jeh«r gerade nervöse Menschen mit Vorliebe in dieser schmalen, abgelegenen Straße Wohnung genommen haben, um nicht von der' Straßenbahn belästigt und gefährdet zu werden. Diese würden durch diese Verlegung der Straßenbahn aufs schwerste betroffen werden, ebenso die Nerven- leidenden der Heilanstalt In den Zelten 10 und öa, und auch die erholungsuchenden Spaziergänger, die seit atther in großen
Scharen vor den Gaststätten der Zeltenwirtschastc� auf und ab- wandern, würden aufs schwerste gestört werden. Dazu kommt die ästhetische Berschandelung. Und warpm dies alles? Die Chor- lottenbupger Chaussee ist nicht so überfahren, um diesen Schritt zu rechtfertigen. Man sehe sich nur den Bois de Boulogne in Paris und den Hydepart in Lo n d o n an, wo der Verkehr viel stärker' ist. Darum die Hände weg von den ehrwürdigen Bäumen und alten Wegen unseres Tiergartens, wie es die Rück- ficht auf die Gesundheit, Schönheit und Pietät erfordert!"
Schwerer EisenbahnunfaU in Zehlenöorf. Ein Lokomotivführer getötet. Ein schwerer Eisenbahnunfall ereignete sich gestern nachmittag auf dem Bahnhof B.e rl i n- Z« h le n d o rf ar« der Strecke von Berlin nach Potsdam . Ein von Berlin nach Pots- dam fahrender Güterzug stieß auf einen Güterwagen, der gerade entladen wurde und an der Lagerrampe von den Arbeitern zu weit vorgeschoben war. Däbii geriet der Loko- motivführer des Güterzuges, der auf dem Trittbrett seiner Maschine stand, zwischen den Güterwagen und the Lokomotive und wurde durch den Zusammenprall getötet. Auch drei Wagen des Güterzuges und ein Bretterschuppen, auf den die führer- lose Lokomotive, fuhr, wurden stark beschädigt. */ Von einer Lokomotive überfahren wurde gestern früh der Maler Paul H o l z n a g e l, Charlottenburg , Eosanderstr. 18, als er vor dem Kilomertestein 1,4 zwischen den Bahnhöfen Alexander- platz und Iannowitzbrücke mit A n st r« i ch e r a r b e i t e n an den Kabeln beschäftigt war. Mit schweren Verletzungen an Kopf und Hals bracht« man den Verunglückten nach dem Kranken- haus Friedrichshain . Die Ursache des Unfalls konnte noch nicht fe st g e st e l l t werden.
Kuknkseier in Moabit . Unter dem Rubrum B. und Genossen sahen die wissenschaftlichen Naturalienhändler B. und K. auf der nAklagebank. Dazu 5)err I., der von seinem Vater eine große Eiersammlung geerbt hat. Eines Tages wird eine Postkarte nach Holland aufgegeben, die, statt befördert zu werden, zufällig in die Hände des bekannten Naturalienhändler B. und K. auf der Anklagebank. Dazu Herr I., die Händler Angebote von Kuckuckseiern machten. Nun muh man aber wissen, daß die Gehege des Kuckucks und anderer Vögel durch naturfchützlerische Polizeideftimmungen geschützt sind. Die Händler hatten sich also strafbar gemacht, wenn sie Eier dieser Vögel anboten. Wiewohl nun vor sechs Wochen bei Dr. H. eine erfolgreiche Haussuchung auf gleichfalls geschützte Insekten oorge- nommen worden war, steht Herr Dr. H. jetzt als Sachverständiger vor Gericht, um seine Beschlagnahme von Kuckucks - eiern zu rechtfertigen. Der Verteidiger Leo Iaff� plädiert auf Freisprechung, der Staatsanwalt verlangt, trotzdem er zugibt, daß die Angeklagfen bona ticke(im guten Glauben) gehandelt haben, 100 Mark Geldstrafe. Heitertett erwecken die ziemlich einseitigen Ausführungen des Sachverständigen H., und da« um so mehr, da er selbst bei der Firma des jetzt angeklagten K. Eier des gleichfalle geschlltz:en schwarzen Storches und des Schreiadlers bestellt hat. Erdrückend aber für den Sachverständigen sind die Gutachten der berühmtesten international anerkannten Autoritäten auf dem Naturschutzgebiet. Kein Wunder, daß der Richter das Urteil erst in acht Tagen verkünden will. Gebühr für Nohrpoftkarten'— beinahe Nepp. Die Post hatte es rnjt der Erhöhung des Portos so eilig, daß sie nicht einmal die Presse genau informieren konnte. So kommt es, daß heute bei den einzelnen Postämtern sich die Anfragen häufen. So schreibt uns ein Leser: Wer weiß, was eine Rohrpo st karte oder ein R o h r p o st b r i e f kostet? In der Presse habe ich nichts finden können. Es ist doch nicht anzunehmen, daß die Zeitungen gerade diese �Erhöhung bekanntzugeben vergessen haben sollten. Oder sollte es die Postbebörde aus irgendeinem Grunde vergessen haben? Die neuen Sätze sind aber auch so hoch, daß man oersucht sein kann, das letztere anzunehmen. Die Post hat alle Veranlassung gehabt, hierüber nicht allzuviel in die Oeffentlichkeit dringen zu lassen. Während die Eilzustellungen„nur" von 30 auf 40 Pf. erhöht wurden, hat sie bei den Rohrpostsendungen gleich ganze Arbeit gemacht. Kostet« früher die Rohrpostkarte 38 Pf. und der Brief 40 Pf., so jetzt 55 Pf. bezw. 58 Ps. Das sind Steigerungen von 19 und 18 Pfennig. Solches Per- holten der Post ist von Nepp nicht mehr weit entfernt, während man in der Tat nicht anders kann, als von glatten Nepp sprechen, wenn sich die Post für ein Automaten- g e s p r ä ch 10 Pf. zahlen läßt, ohne die Verpslichtung zu über- nehmen, das Gespräch auch zur Ausführung zu bringen.
?m brennenüen Fahrstuhl eingeschlossen. Rettung im letzten NugenbliS. (£in seltsamer Unfall, der große Aufregung verursachte, ereignete sich gestern nachmittag im Hause Kaiserin-Augusta-Straße 75/76 in Berlin W. Auf dem Treppenflur erschollen plötzlich laute Hilferufe. Hausbewohner eilten hinzu und bemerkten, wie aus dem Fahrstuhlschacht dicke Rauchwolken hervorquollen. Gleichzeitig ertönten wieder verzweifelte Hilferufe eines Mannes. Der �zahr- stuhl, in dem sich ein Briefträger befand, war insolge Kurzschlusses zwischen dem ersten und zweiten Stockwerk stehen geblieben. Die Kabel unter dem Auszug gerieten ins Schmoren und setzten den B o d e n i n B r a n d. Auf den Ruf„M e n s ch e n l e b« n i n G e- fahr" eilte die Feuerwehr unter Leitung des Baurates F o o t h mit zwei Löschzügen herbei. Beim Erscheinen der Wehren brannte der untere Teil des Fahrstuhls bereits lichterloh. Durch das tat- kräfttge Eingreisen der Wehren, die von unten aus Wasser gaben und den Fahrstuhl durch eine Winde niederzogen, gelang es, den in Lebensgefahr schwebenden Briefträger, der schon stark benommen war, im letzten A u g e n b l i ck zu retten. Nur suns Minuten später wäre die Hilse schon vergebens gewesen. Das Feuer könnt? jchnell gelöscht werden.__ Ein Zeuge, öer nicht zeugt. Ein schwülstiger„offener Brief", den der Abendableger der Berliner „Prawda" an den Generalstaatsanwalt richtet, ergibt unter der Phrafenhülle folgenden verblüffenden Tatbestar�: Die Staat e- a n w a l t s ch a s t hat das Kommuni st enblatt ausgefordert, ihr den a n g e b l i ch e n Augenzeugen sür die von ihr behaup- teten Ulapmord«, mit dessen Perichten das Blatt tagelang Sen- s a t i o n gemacht hat, namhaft zu machen, damit er für die gericht- liche Untersuchung vernommen werden könnte. Diese Benennung wäre ein Gebot der Selbstverständlichkeit für jeden, der ernsthaft an Morde glaubt und ihre Aufklärung fordert. Aber das kommu- nlstenblakl lehnt sie unter den dümmsten und fadenscheinigsten vor- wänden ab. Dieser Zeuge zeugt also nicht, wenn es ernst wird. Viel- leicht deswegen, weil er selber noch gar nicht erzeugt ist und nur erst das Homunculusdasein einer redaktionellen Phantasiegeburt führt. Pielleicht auch umgekehrt: der Zeuge wird sich überlegt haben, daß jemand, der die Anlegung des Soldatenfriedhofs im Jahre 1813 mit angesehen hat, anstandshalber doch selber nicht mehr unter den Lebenden weilen kann. Noch nicht geboren oder schon längst ge- starben— jedenfalls ein wahrhast klassischer Zeuge! Magistrat, Polizei und Verkchrsordnnng. Der Magistrat hat an den Polizeipräsidenten ein Schreiben gerichtet, das gleichzeitig veröffentlicht wird, in dem eine einheitliche Polizeioerordnung oerlangt wird, in der alle Bestimmungen sür den Verkehr auf der Straße enthalten sein sollen. Pon zuständiger Stelle aus dem Polizeipräsidium wird� uns dazu mitgeteilt, daß 1. das Schreiben, das bereits veröffentlicht worden ist, beim Polizeipräsidium noch nicht eingelaufen ist; 2. dem Magistrat alle Bemühungen des Polizeipräsidiums um die Modisi- zierung der Verkehrsverordnungen auf das genaueste bekannt sind, ebenso die Gründe, die dazu geführt haben, daß die einheitliche Ber- kehrsverordnung bisher noch nicht fertiggestellt werden konnte. Die V-Bahn-Eingänge am Zbo. Die Einführung des Ringverkehrs um die Gedächtniskirche hatte bekanntlich zur Folge, daß dieser Platz monatelang ein Verkehrs- Hindernis bildete. Obgleich die Straßenbahn schon mehrere Wochen auf den neuen Gleisen fährt, sind die Vau- und Pflaster- arbeiten erst jetzt beendet. Die Schutzinseln sowie Zwischendämme sind fertig angelegt, die Kandelaber oersetzt sowie die Gitter zwischen den Gleisen bereits fast fertig gestrichen. Man räumt schon den letzten Schutt von den Dämmen. Nur die Geländer aus den Bür- gersttigen, die das Ueberschreiten des Dammes an unzweckmäßigen Stellen oerhindern sollen, müssen noch ausgestellt werden. Jetzt bat aber die U-Bahn den Einbau der neuen Zugänge zum Bahnhof Zoo von der Gedöchtniskirchen-Seite her begonnen und wird damit eine lange herbeigewünschte Verkehrsnotwendigkeit verwirklichen. Der Bauplan ist so vorbereitet, daß keine größeren Verkehrssperrungen eintreten werden. Der Bau selbst wird längere Zeit in Anspruch nehmen.
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