Einzelbild herunterladen
 

Sonnabend

6. August 1927

magiotis do

Unterhaltung und Wissen

Habe ich Sie umgebracht?

Bon Heinz Liepmann .

-

Des Chauffeurs Andreas Taubers Jugend war ein verworrener Traum von dunklen Gassen und lichtscheuen Menschen, von düsteren Höhlen und Not, viel Not. Er war das sechste unter acht Kindern, feiner Mutter erinnerte er sich, aber faum des Baters als fleiner Junge mußte er schon an den Bahnhöfen stehen und Koffer ber Reifenden tragen. Sein unerschütterlicher Geiz nud seine Freud­losigkeit an allen Genüssen des Alltags, seine Einsamkeit von Freun den und seine Abkehr von Frauen ermöglichten es ihin, in zwölf Jahren harter Arbeit so viel Geld zu ersparen, daß er einen Auto­fahrkursus nehmen konnte. Das Geheimnis seines Durchhaltens mar aber nichts als die grenzenlose Sehnsucht nach einem höheren Menschendasein.

Er hatte es erreicht. Seit vier Jahren war er Chauffeur einer Mietautodroschtengesellschaft und feit zwei Jahren verheiratet. Er hatte eine blonde, stille und gute Frau, einen einjährigen, blau­äugigen, strampelnden Jungen, ein helles Heim, und er war glücktidy. Gein einziger Fehler war seine seltsame Bescheidenheit. Noch mar er Gast in dieser Sphäre von Glück, und vor jedem Sag, den er mii Fremden sprach, sagte er Berzeihung" und schlug die Augen nieder. Sch sagte schon einmal, er war glücklich, aber man fann es gar nicht genug sagen, daß er glücklich war glücklich ununterbrochen seit amai Jahren in dieser kleinen ruhigen Häuslichkeit, in der alles gleichmäßig, freundlich und sauber feinen geregelten Weg ging.

-

-

Und nun ereignete fich folgendes: Der Chauffeur Andreas Tauber hatte am 9. Juni Abenddienst, ein Dienst, der mittags be­gann und bis weit in die Nacht hinein dauerte. Also schlief er an diesem Tage länger als gewöhnlich, blickte, als er um 11 Uhr auf stand, aus dem Fenster, bemerkte, daß es regnete, und plöglich beficl ihn ein feltsames Gefühl von Angst. In seiner Wohnung war es fo still. Er lief, noch in Socken, an die Wiege, in der sein Sohn schlief. er hatte die Fäustchen an die winzige Nafe gepreßt und hatte Schmeißtropfen auf der Stirn. Es war auch seltsam schwül, merkte er plöglich. Er ging seine Frau suchen. Im Wohnzimmer war sie nicht, da ging er leise auf den Socken in die Küche, und hier stand fiz am Herd und sang leise vor sich hin, während sie an den Töpfen hantierte. Nun war die Angst von ihm genommen, er atmete tief auf, schlich sich leise hinter sie und küßte sie auf den Hals. Sie drehte fich, ohne erschrocken zu sein, lächelnd um und sah ihn an. Er lachte leise und verlegen auf und schlug die Augen nieder. Aber innerlich war er ganz erfüllt von Glücklichkeit.

Und am Nachmittag dieses Tages, als er einen elligen Fahrgast in rafchem Tempo über die regnerischen und belebten Asphaltstraßen der Stadt zum Bahnhof fuhr, lief ihm plöglich ein Mann in den Beg. Er wollte den Fahrdamm überqueren und sah nach der falschen Geite; Andreas tutete und pfiff, erwartete, daß der Mann nun weitergehen würde, stoppte faum ab da blieb der Mann ftehen, knapp drei Schritte vor dem in schneller Fahrt heraneifenden Bagen- Andreas versuchte zu bremsen, nun war der Wagen auch schon vor dem Mann, Andreas ris an der Handbremse, daß der Wagen schrie und ihm das Blut aus den Nägeln schoß da fuhr

-

-

Andreas blieb noch einen

das Auto über den Körper und stand. Augenblick fizen. Seine Augen fahen noch immer diesen Mann, diesen Körper, der plöglich vor ihm megfacte, er begriff dies alles nicht, und einzig ging ihm durch den Kopf, daß er heute morgen alles geahnt habe. Nun war das Unglück endlich wieder da.

-

-

* Bellage

dasdann des Vorwärts

Bedauerliches Schiffsunglück.

ABRÜSTUNGS PROTOKOLL

Die Genfer Friedensbarke wurde von einem kleinen Kreuzer gerammt.

-

-

-

Seine Diebesgenossen entfamen, er aber ließ sich widerstandslos| alte Erfahrung, die nur zu leicht vergessen wird. Wenn die Tempe abführen. Nun ist es soweit, sagte er, und dies Leben ist ja schal. ratur des unbekleideten Körpers 27 bis. 32 Grad Celsius beträgt, hat die bekleidete Haut menn man einmal die bei uns übliche Bedeckung annimmt schon bedeutend mehr, und bei einer Außen­temperatur, die über 24 Grad geht, leicht 34 bis 35 Grad. Diese hohe Körpertemperatur fann sich bei starter förperlicher Tätigkei: durchpassieren läßt und den Gasaustausch unterbindet, bis zu Fieber. und bei unzweckmäßiger Kleidung, wenn man die Feuchtigkeit nicht Folgen einer unzulänglichen Bekleidung. temperaturen steigen. Sonnenstich und Hizschlag sind dann die

-

Vor dem Richter löfte sich endlich die Berworrenheit dieser selt­famen Begebnisse. Der Gerichtshof erlebtz die seltene Stunde, daß ein Mensch erfuhr, daß er nicht schuldig war Andreas Tauber hörte, daß der von ihm Ueberfahrene gar nicht tot, der Chauffeur ja nicht einmal verlegt gewesen sei. Fassungslos starrte er den Mann an, der heute als Zeuge erschien. Der Zeuge berichtete: Ich lag noch bewußtios, erwachte, da sah ich einen Menschen über mich gebeugt, diesen Menschen" er wies auf Tauber, und der sagte zu mir mit toternstem Gesicht: Berzeihung, habe ich Sie umge­bracht?" Der Gerichtshof lachte, Andreas aber saß da und begriff nicht, warum er hatte so. leiden müssen um einen Irrtum. Er bekam eine milde Strafe mit Bewährungsfrist. Dann leerte fich langsam der Saal. Er blieb zurück. Da trat die Frau auf ihn zu. seine fleine blonde, gute Frau, siz sagte: Andreas" fagte sie nun tomm heim zu mir!", und sie legte ihren Kopf an seine Brust. Sie sind zusammen heimgegangen in ihr stilles ruhiges Heim, und sie sind beinahe ganz glücklich gewesen. Aber als getreuer Chronist dieses Schicksals darf ich den Bericht hier nicht schließen. Das große Ereignis im Leben dieses Menschen war erschüttert, nun Der Chauffeur Andreas Tauber, der in den Wochen der Not im war das grausame Leben unerschütterlich und verlangte sein Opfer. dumpfen Biertel feiner Kindheit das wilde Leben des Rausches und des Abenteuers fennengelernt hatte, fand feinen Weg zurück in den Gassen der verborgenen Schenken. Er verließ seine Frau und er Frieden seines Lebens. Er fehrte eines Nachts um in die heimlichen blieb in dem dumpfen Viertel. Später ift er nur herausgefommen aus den Gassen, wenn man ihn erwischt hatte und bestrafte. Nie sah

er seine Frau wieder.

Achtung, Hize!

Er befann sich, sprang aus dem Wagen, da trugen die Leute auch schon den Mann hinter den Rädern fort. Sie wichen zurück, als Andreas sich ihnen näherte. Er ging ganz nahe an den Regungs­losen heran, der dalag mit blassem Gesicht, am Hals war eine ganz dünne Blutspur. Er stand nun vor ihm und seine ganze Welt von Glück und Ruhe brach zusammen. Er stand wohl eine Minute, und den Umstehenden wurde es wohl zu lang, jemand räusperte sich laut hinter ihm. Der Chauffeur fuhr zusammen, erwachte, begriff nun, er müsse jetzt etwas sagen und er sei ein Angestellter: Berzeihung"- flüsterte er und er wünschte nichts inniger, als an des Ueberfahrenen Stelle zu fein. Berzeihung, habe ich Sie umgebracht?" Und, am eigenen Wort erschreckend, ja, beinahe die Besinnung verlierend, dachte er: Er ist tot, und jetzt ist alles mit mir aus," er stöhnte cuf und schrie leise einen dünnen Schrei, wie ein sterbender Bogel, da stürzte er zwischen den Menschen durch, die ihm scheu Platz machten, lief über Straßen und Pläge, meiter, immer weiter, immer meiter, bis er endlich, weit vor der Stadt, in einem Gebüsch be­mugtios niederfant. Um diese Zeit hatte der Ueberfahrene, der nur leichte Haut- chrant. Mit ganz besonderer Vorsicht ist in diesen Tagen das abschürfungen davongetragen hatte, fich schon wieder aufgerichtet. Gestützt durch einige Polizisten, konnte er nach Feststellung der Bersonalien sein nahegelegenes Heim aufsuchen. Die Menge aber stand noch und diskutierte. Eine Dame fagte: Der Chauffeur hat feine Schuld. Ich habe alles gesehen!" Ein Herr stimmte ihr bei. Der Schuhmann nahm es zu Protokoll, er ließ den Wagen abfahren, und die Menge zerstreute sichy langfam.

Währenddes fag der Chauffeur Andreas Tauber draußen vor der Stadt in einem Gebüsch und fühlte mit den talten Händen die hrennende Stirn. Es wurde dunkel. Ailmählich ermachte er zum Bewußtsein seiner Lage, und eine müde, ergebene Traurigkeit über­fiel den einsamen Mann. Was würde werden? Er fannte das von nielen Beispielen aus seiner Jugendzeit: Antiage wegen fahrlässiger Tönung, und dann muß er in der Belle fizen, Monat um Monat und muß missen, daheim hungert die Frau und das Kind, und schließlich Pleibt ihr nur noch ein Beg übrig: Für ihr Kind wird sie ihn gehen. lind er tommt dann eines Tages aus dem Gefängnis, die Sonne scheint, es ist Frühling, und sie wird an der Pforte stehen, und dann merben sie sich erkennen, fich die Hand geben, schmerzlich und traurig lächeln und missen: es ist alles vorbei. Und er ist vorbestraft und betommt feine Stellung mehr.

Der Mann im Gebüsch vor der Stadt stöhnte wieder auf. Er sah von fern die Lichter und den Rausch der Stadt und empfand um so tiefer die Stille seiner Nacht und seiner Einsamkeit. Endlich stand er auf. Es ist ja doch alles vorbei, dachte er, nun, dann will ich es noch auskosten, dieses wunderbare, entsetzliche Leben, che sie mich fangen und dann, am Ende, will ich still zu ihnen gehen und büßen. Er fehrte in die Stadt zurück, aber nicht zu seiner fleinen lichten Wohnung, in der ihn seine blonde Grau sehnsüchtig erwartete, denn fie liebte ihn sehr, sondern er ging in das enge und dunkle Biertel, in dem er geboren war, und hier ist er geblieben. Biele Wochen später es wurde schon allmählich Herbst, und die junge Frau, die bei ihren Eltern eine Zuflucht gefunden hatte und auf jeden Schritt an der Treppe horchte, erwartete das zweite Kind da wurde er bei einem nächtlichen Einbruchsdiebstahl gefaßt.

-

Mit vielversprechenden Temperaturgraden hat sich der August eingefunden, und so gilt es wieder, den Kampf mit der sommerlichen Size aufzunehmen. Die Urlauber, die sich in der freien Natur, am Waffer, im Wald und auf Bergeshöhen frei und ungezwungen haben bewegen und gegen sommerliche Wärme schützen können, fluten in die Heimat zurüd die Großstadt hat sie wieder. Und schon ge­bietet unerträgliche Hihe Borsicht von früh bis spät, damit der Körper nicht Schaden leide. Immer wieder werden die selbstver ständlichsten Borsichtsmaßregeln mißachtet und Warnungen in den Wind geschlagen, die zur Erhaltung der Gesundheit und Abwehr oft recht unangenehmer Krankheitsfälle immer wieder gepredigt mer den sollten. Besonders die Hausfrau spürt in ihrem Reich, in Küche und Vorratskammer, die gefährlichen Wirkungen sommerlicher Wärme. Das Problem des täglichen Küchenzettels bereitet ihr Kopf zerbrechen, denn nuterderhand verdirbt die Speise im Vorrats­Fleisch zu behandeln. Besonders gilt dies vom Schweinefleisch! Bunge, Herz und Nieren dürfen nicht lange liegen bleiben; am besten werden sie fofort verbraucht. Wer sich in diesen warmen Wochen den Genuß von Geflügel nicht versagen fann, tut gut daran, immer nach der Schlachtwunde zu sehen. Die Ränder müssen nach außen tlaffen. die Augen rund und voll, die Haut straff und weiß fein, der Schnabel soll die natürliche Farbe des lebenden Tieres haben. Die größte Angst empfindet die Hausfrau in dieser Jahresa zeit vor dem Fischgenuß. Sie ist übertrieben, wenn nur folgende Borsichtsmaßregeln beobachtet werden: die Haut muß fest sein, die Riemen müssen rot, die Augen dürfen nicht eingefunken sein. Im übrigen ist der Fisch nahrhaft und leicht verdaulich. beansprucht auch nur geringe Rochzeit, Vorzüge, die gerade im Sommer besonders ins Gewicht fallen. Recht gefährlich ist es, Eiweiß aufzuheben. Es fann nach einem Tag giftig werden. Auf Eigelb gießt man zwed­mäßigerweise einige Tropfen Speiseöl, das man vor dem Gebrauch mit Löschpapier abtupft. Banilletunte tann, wenn auch nur leicht bestandteile der sommerlichen Nahrung, müssen ganz frisch sein. fäuerlich, verhängnisvoll werden. Obst und Gemüse, die Haupt­Burst, besonders Lebermurft, soll mon nur für den Tagesbedarf einlaufen; Fleischbrühe wird zweckmäßigermeise ohne Grün gefocht und nach dem Erfalten sorgfältig abgegoffen, da der Sak fäuert. Aeußerste Vorsicht ist auch bei der Verwendung von Pilzen ge­boten. Weiche, schleimige, schimmelige und madige Pilze wirft man am liebsten schleunigst fort, Pilzfochwasser darf man nicht ge­brauchen.

Auch bei der Zusammenstellung der Bekleidung muß auf die besonderen Bedürfnisse des Körpers Rüdsicht genommen werden. Man sollte glauben, nichts jei leichter, als sich im Sommer hygie­nisch anzuziehen, und den Forderungen des gesunden Menschenver­standes zu folgen. Leider werden diese Forderungen viel zu wenig befolgt. Daß die weißen und leichten Stoffe das beste für die heiße Beit sind, ist hinlänglich bekannt. Wenn weiße Stoffe faft den größten Teil der Wärmestrahlen reflektieren, so ist das bei den schwarzen nicht einmal zur Hälfte der Fall. Hellgelb fommt den meißen Stoffen ziemlich an Schuhwert gleich, hellgrün, rot und grau sind aber schon schlecht für die heiße Jahreszeit. Baumwoll. fasern leiten die Bärme am besten ab, Leinen fast ebensogut; Wolle ist schon erheblich schlechter, Seide steht ungefähr in der Mitte, porös gewebter Baumwollstoff läßt den besten Gasaustausch zu. Audy Daß man sich im Sommer leichter fleiden muß als fonft, ist eine

Unter den gefährlichen Wärmestauungen haben besonders bie Säuglinge zu leiden. Bei ihnen wirkt die Hihe weniger auf das Hirn als auf den Darm. Man spricht von einem Sommergipfel", der für die Säuglinge am gefährlichsten ist. In diesen Fällen handelt und zu warme Backungen verursacht werden. Die Folge ist ein über­es sich eben um Wärmeftauungen, die durch mangelnden Luftzug mäßiges Wuchern der Darmbakterien, die ganz verschiedenartig, oft heitssymptome find Brechburchfall und Krämpfe, die in besonders gefährlicher, oft harmloser, manchmal epidemisch auftreten. Ser heißen Sommern viele Opfer fordern. Der Arzt weiß, daß naturs lich genährte Kinder vor solchen Erkrankungen wesentlich besser ge. Schüßt find als die künstlich genährten Säuglinge, die stets in großer Gefahr schmeben. Man darf die Kleinen nicht zu dick einpacken, von übersorglichen Müttern wird hier nur zu oft des Guten zu viel getan. Federbetten, Watte, Steckbett und dergleichen sind für das Kind eine unerträgliche Belastung, mo oft ein Hemdchen pollauf genügen würde. Man bringt das Kleine an einen fühlen, luftigen Ort und masche, es öfter fühl ab. Wenn es Durst hat, gebe man ihm abgefochtes, fühles Wasser oder dünnen Tee, feinesfalls ober Milch; man laffe es nicht zur Uebersättigung kommen, die meist den Brechdurchfall zur Folge hat.

Sonnenstrahlen können durch ihre chemischen Wirkungen den Körper Noch in einer anderen Hinsicht ist jetzt Vorsicht geboten; die recht ernstlich schädigen. Die sogenannten ultravioletten Strahlen führen oft zu schweren Verbrennungen der Haut. Besonders im Gebirge, wo die staub- und wasserfreie Luft nicht die Bestandteile aufweist, die in der Ebene die ultravioletten Strahlen aufsaugen fönnen, fommt es leicht zu Erkrankungen an Hautbrand, oder mie der technische Ausdruck heißt: Gletscherbrand. Auch die Bindehaut des Auges fann vom Sonnenbrand befallen werden. Nichts ist furzsichtiger, als sich der Sonne allzu lange auszusehen, ohne sich durch fyftematische Uebung an die Bestrahlung gewöhnt zu haben. Auch hier schickt sich eines nicht für alle! Nimmt ein untrainierter Körper ein Sonnenbad, das einem anderen vielleicht gut bekommt, so kann sich die Folge nicht nur in äußerst schmerzhaften Verbren nungserfcheinungen der Haut, sondern auch in Nervenftörungen und mehr oder weniger schweren Lähmungen äußern.

Noch immer vier Millionen Sklaven.

Sollte man es für möglich halten, daß in dieser Zeit des Fort­schrittes und der Humanität über vier Millionen Menschen das er­bärmliche Dasein von Sklaven fristen müssen? In vielen Teilen Afrifas, vor allem an der Berberfüste, in Südmarotto, in Tripolis und einigen an die Sahara grenzenden Gebieten blüht die Sklaverei noch heute. Jeden Tag werden dort auf öffentlichen Auktionen Frauen und Kinder verkauft: die Kunden sind meistens die Herrscher der kleinen, halbzivilierten Staaten. Biele von diesen Potentaten, die feinerzeit sogar den Beistand des Bölferbundes für ihre Inter effen" angerufen haben, wollen ihre Harems nicht auflösen und faufen sich lebendige Bare auf den afrikanischen Sklavenmärkten. Diefe Unglücklichen merden im Kleinfrieg gefangen. Es geschieht nicht selten, daß eine Horde von Sklavenjägern über ein abgelegenes Dorf herfällt, die Männer furzerhand niederfnallt und Frauen und Kinder mit sich fortschleppt. Die meisten Glavinnen haben eine dunkle Hautfarbe; trotzdem fieht man manche, die so meiß sind, daß man sie für europäische Frauen halten könnte. Für meißhäutige Frauen werden die höchsten Preise gezahlt. Auf den Sklavenmärften spielen sich die widerwärtigsten Szenen ab. Die Frauen werden fern untersucht. Da man unter den zum Kauf angebotenen Frauen ichlimmer als Bich behandelt. Wie Tiere werden sie von den Käu felten wirklich schöne Frauen findet, so werden für nach afrikanischem Begriff gutaussehende Eremplare" phantastische Summen bezahlt. Ohne Barmherzigkeit werden Geschwister und Familienangehörige getrennt. Viele Frauen begehen Selbstmord, andere merden mahn sinnig oder sterben vor Kummer. Man farm fich faum ein schänd licheres Schauspiel vorstellen a's einen Stiaventransport von einem Markt zum anderen. Mit Peitschen werden die Unglücklichen nors wärts getrieben; fällt jemand nieder, so bleibt er liegen. Rein Mensch kümmert sich um den, der vor Erschöpfung stirbt. Als bes fonders ergiebiges Jagdrevier betrachten die Stiavenjäger Arabien. Dort werden allmonatlich Tausende von jungen Mädchen erbeutet. Mancher Sllavenhändler, der sein Geschäft mit nur wenigen Stla­ven angefangen hat, wird im Lauf furzer Zeit Großhändler in seiner Branche. Besonders hübsche Mädchen werden allerdings beffer be handelt; sie werden sogar auf Kamelen transportiert. Es ist manch mal nicht leicht, einen Stlavenhändler seiner abscheulichen Taten zu überführen, da er sich vorsieht. Ein beliebter Trick besteht darin, den Transport der Opfer als einen harmlosen Pilgerzug erscheinen zu laffen. Der Bölterbund beschäftigt sich zurzeit mit der Bekämpfung des Stlavenhandels, und es bleibt mur zu wünschen, daß bald ermit. hafte Mittel und Wege ergriffen werden, um diesen Zuständen ein Ende zu machen.

ml.