von einem Taschendiebe gestohlen worden sei. Da er sich aber nach meislich vor der Aufdeckung des Betruges im Seebad Kranz befunden hat, so nimmt die Staatsanwaltschaft an, daß er das Geld dort irgendwo untergebracht hat. Die Ermittlungen nach dieser Richtung werden von der Dienststelle F. 7 der Kriminalpolizei geführt.
Zuchthausparagraph gegen die Lotteriebetrüger.
Die beiden ungetreuen Lotteriebeamten werden für ihre Straftaten schwer büßen müssen, denn die Staatsanwaltschaft I wird vor aussichtlich gegen sie den Zuchthausparagraphen für Beamte in Anwendung bringen. Es soll Anflage erhoben werden wegen Urfundenvernichtung durch einen Beamten in gewinnsüchtiger Absicht aus§§ 348 und 349 des Strafgesetzbuches. Für dieses Verbrechen sind mildernde Umstände ausgeschlossen, und es kann nur auf Zuchthaus erkannt werden. Böhm behauptet übrigens, daß er von den erbeuteten Gewinnen 20,000 m. auf dem Autobus verloren habe. Im Laufe der Bernehmungen hat sich auch ergeben, daß Böhm versucht hat, seinen Spießgesellen Schleinstein um 80 000 m. zu prellen.
Die Prüfung der Ozeanmaschinen.
Auch Könnecke ist bereit.
Dessau , 9. Auguft. Heute werden die beiden Ozeanmaschinen der Junkers- Werte vollkommen auseindergenommen werden. Es soll eine genaue na chprüfung der einzelnen Teile stattfinden, und es sollen hierbei die bei dem großen Probeflug gewonnenen Erfahrungen in weitestgehendem Maße technisch verwertet werden. Aus diesem Grunde werden bis zum Donnerstag irgendwelche Probe. flüge mit den beiden Maschinen nicht stattfinden. Das Betreten des Flugplates ist bis Donnerstag für jedermann verboten. Travemünde , 9. Auguft.
werden.
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Könnede trifft gegenwärtig die letzten Borbereitungen für jeinen Ozeanflug. Nachdem die Maschine inzwischen aus vielen Brobeflügen in allen Einzelheiten geprüft worden ist und mancherlei kleine Aenderungen vorgenommen wurden, will Könnedz zu einem letzten, voraussichtlich 3wanzigstündigen Probeflug starten. Wenn dieser Flug glatt verläuft, wird Rönnede morgen nach Berlin fliegen, um dort die letzten Formalitäten zu erledigen. Der end. gültige Start soll, wie könnede hofft, noch in dieser oche in Köln erfolgen. Wegen der besseren atmosphärischen Berhältnisse soll die fübliche Route über die Azoren eingeschlagen Das von Könnede verwendete Flugzeug ist unter Bugrundelegung der Caspar Laft flugzeugtype C 32 für Schädlingsbekämpfung von dem Cheffonftrufteur Memes fonstruiert worden und hat eine Spannweite von 15 Meter, eine Länge von 9.1 Meter und eine Höhe von 3,9 Meter. Die Flügelfläche umfaßt 53 Quadratmeter. Der Motor ist ein 280 PS Junkers- Motor der Type L. Auf den ursprünglich in Aussicht genommenen stärkeren Motor der gleichen Type will Rönnecke verzichten, weil sich der Einbau zu sehr verzögern würde und der gegenwärtig benutzte Motor fich durchaus bewährt hat. Bei einer Geschwindigkeit von 170 Stundenfilometern und einer Zuladung von 2400 Kilogramm Benzin, die dem Flugzeug gestattet, 50 bis 60 Stunden in der Luft zu bleiben, beträgt der Aktionsradius über 8000 Kilometer. Bur Unterbringung des Benzins dienen an Stelle weniger großer Tants zahlreiche fleine Benzintanisten.
Der Flieger Könnede ist mit dem von den Kasperwerken erbauten Dze anflugzeug D 1145 heute abend um 7 Uhr zu einem Dauerflug von mindestens 20 Stunden im Flughafen Cübed- Travemünde gestartet. Er wird sich die Nacht über an der Ostseeküste aufhalten und zwischen Lübed, Parchim und Warnemünde freuzen.
Der Kampf um den Schadenersah.
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Der Reichsfinanzminister hatte die Arbeitsgemeinschaft für den Ersatz von Kriegs- und Berdrängungsschäden, den Ring verband der geschädigten Auslandsdeutschen und Berdrängten, die Vertretung der deutschen Außenhandelstammern und die Spizenverbände der deutschen Wirtschaft zu einer Besprechung des Entwurfes zu einem Schlußgesetz für Liquidations und Gewaltschäden eingeladen. Den genannten Berbänden, die sich feit Monaten vergeblich darum bemüht hatten, bei den Vorarbeiten zu diesem Gesez zugelassen zu werden, wurde in dieser Sigung der Don dem Kabinett bereits gebilligte Entwurf, der jest dem Reichsrat und dem Reichswirtschafts. rat zugeht, im mündlichen Referat auszugsweise zur Kenntnis gegeben.
Sämtliche Verbände ließen aber durch das geschäftsführende Bräsidialmitglied des Deutschen Industrie- und Handelstages, Ges heimrat Dr. Huber, erklären, daß sie nicht in der Lage seien, zu dem mündlich vorgetragenen Auszug aus dem Entwurf sofort Stellung zu nehmen. Ihre Bereitwilligkeit zur fachlichen Mitarbeit habe aber trotz der späten Zuziehung feine Beeinträchtigung erlitten. Reichsfinanzminister Dr. Köhler erklärte darauf, daß er die Berbände für den kommenden Montag einladen werde, um ihre Stellungnahme kennen zu lernen, nachdem sie in der Zwischen zeit die Möglichkeit gehabt haben, den ihnen nach Schluß der Sigung zur Verfügung gestellten Entwurf zu prüfen. Der Reichsfinanzminister versprach weiter wohlwollende Berücksichtigung" der Anfichten der Verbände.
Die Arbeitsgemeinschaft für den Ersatz von Kriegs- und Ver.
drängungsschäden steht auf dem Standpunkt, daß sie keinen Anlaß hat, von ihren Vorschlägen irgendwie abzugehen; sie will alle Mittel anwenden, um eine Annahme des Regierungsentwurfes zu ver hindern. Diese Bemühungen werden durch die Tatsache unterstützt, daß der Versuch der Regierung, die Mehrheitsparteien im Reichstag auf den Regierungsentwurf festzulegen, bisher gescheitert ist. Die Regierung macht gegenüber den Forderungen der Arbeitsgemeinschaft geltend, daß diese eine zu große Belastung ber Steuerzahler nach sich ziehen, darüber hinaus die Kredit möglichkeiten auf dem Geldmarkt eingeengt würden und schließlich das heftig umstrittene Problem der Ausgleichs. fchuldenregelung eine neue Aufrollung erfährt. Im Borwärts" find die Bedenken, die sich an die Milliardenforderungen( es handelt sich um die Mindest summe von 2,8 milliarden Mart) der der genannten Arbeitsgemeinschaft angeschlossenen Verbände knüpfen, schon ausführlich behandelt worden. Es bleibt nun abzuwarten, welchen Verlauf die tommenden Berhandlungen nehmen werden.
Arbeitersportausstellung im Bezirk Friedrichshain . Als Abschluß der Arbeitersportwerbewoche veranstaltet das Kartell im Bezirk Friedrichshain eine Sportaus stellung, die wert ist, von der nichtsporttreibenden Bevölkerung gesehen zu werden. In den Comeniusfälen, Memeler Straße 67, haben die Sportvereine die Eigenarten ihrer Sport arten in Gerätschaften, graphischen Darstellungen, Bildern und Sonstigem Anschauungsmaterial ausgestellt, so daß jedem Gelegen heit gegeben ist, sich zu informieren und die seinem Geschmack und feinem Streben zusagende Sportart zu finden. Neben den Turnund Leichtathletifvereinen find die Kraftsportklubs, der Touristen. verein" Die Naturfreunde, der Ruderverein" Freiheit", der Schwimmverein Welle" und die vielen Kulturorganisationen ver. treten. Eine umfangreiche Sonderschau hat die Sozialistische Arbeiterjugend aufgebaut. In der Ausstellung, die vom 9. bis zum 12. Auguft von 18 bis 22 Uhr geöffnet ist, finden jeden Abend Mufit- und Lichtbildervorträge statt. Der Eintritt tostet nur 10 Pfennige.
„ Typographia"! Bieberbeginn der Bormittags- Singstunden am Donnerstag, dem 11. August, im ,, Soz. Jugendheim", Lindenstr. 3, 2. 5of, 3 Lr,
Die
Die Richter sind unerbittlich.
Aber milde, wenn ein Hakenkreuzler weint.
Bier Prozesse wegen Ausschreitungen politischer Art sind auf einmal ein bißchen viel und zeigen deutlich, daß die Faust oder der Gummiknüppel doch nicht die richtigen Werkzeuge find, mit denen die Köpfe von Gegnern bearbeitet werden sollen.
Zum dritten Male hatte sich das Erweiterte Schöffengericht Wedding mit den Vorgängen in und vor den Pharus- Sälen in der Müllerstraße, in der eine nationalsozialistische Versammlung stattgefunden hatte, zu beschäftigen. Vor etwa einer Woche wurde ein Kommunist von demselben Bericht zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt, weil er in der Versammlung mit Stühlen und Bier= seideln ein Bombardement auf die Versammlungsteilnehmer eröffnet hatte. Das Schöffengericht hatte den am schwersten belasteten Angeklagten zu 1 Jahr Gefängnis bei fofortiger Berhaftung perurteilt. Nunmehr waren nochmals sechs Mitglieder des Roten Jungsturms wegen Landfriedensbruchs angeklagt. Der Angeflagte B. wurde durch die Zeugenaussagen für überführt angesehen, einen Gegner, der schon zu Boden geschlagen worden war, noch mit Fußtritten bearbeitet zu haben. Er erhielt dafür 9 Monate Gefängnis, und Angeklagter W., bei bem ein Totschläger gefunden worden war, wurde zu 5 Monaten Gefängnis der Eine Bewährungsfrist lehnte Landgerichtsrat Schuster wegen der Schwere der Tat bei beiden Angeklagten ab.
urteilt.
Am 20. Januar war einem Tambourforps des Reichsbanners bei einem Zusammenstoß mit Nationalsozialisten im Osten Berlins der Bautenschlägel von einem Unbekannten entrissen worden. Nach einem Gerücht sollte dieser abhanden gekommene Paukenschlägel fich im Befig einer nationalsozialistischen Gruppe befinden, die in einem Lofal in der Warschauer Straße ihre Sigungen abhielt. Um diesen Schlägel entstand nun Streit und entbrannte ein wütender Kampf. Die Gegner verbissen sich derart ineinander, daß es blutige Röpfe gab. Ein ganz unbeteiligter erhielt einen Bauch schuß. Nun standen sie, mehrere Kommunisten, ein Reichsbanner mann und ein Mitglied der nationalsozialistischen Arbeiterpartei vor Gericht. Zum Teil wollten die Angeklagten nur als unbeteiligte Zuschauer dazugekommen sein. Die Zeugenaussagen widersprachen fich auch in vielen Punkten. Das Gericht hielt jeboch fämtliche Angeklagten für schuldig. Es wurden verurteilt ein Rommunist zu 7 Monate Gefängnis, ein Reichsbannermann und ein Nationalsozialist zu je 1 Jahr Gefängnis. In der Urteilsbe bürfe es nicht zulassen, daß friedliche Bürger burch politisierende gründung meinte Amtsgerichtsrat leberhorst, der Staat junge Leute zu Schaden kämen. Die Jugend sollte lieber an sich felber arbeiten, als sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen.
Unter der Anflage des schweren Landfriedens bruchs hatten sich der 24jährige Werkzeugmacher Paul M und die 50jährige Witwe H. vor dem Großen Schöffengericht Neukölln zu verantworten. Es wurde ihnen zur Laft gelegt, am 8. Mai, also am Stahlhelmtag, ein Auto, in dem eine Frau und deren vierjähriges Töchterchen saß, und in dem sich außerdem noch drei Stahl= heimleute befanden, mit Steinen beworfen zu haben. Die An
Das zweite amerikanische Angebot abgelehnt.
das zweite amerikanische Angebot über den Bau Das Reichsarbeitsministerium gibt bekannt, daß Don 60 000 Wohnungen, das die Firma„ Vista Building" zunächst telegraphisch eingereicht hatte, nach Prüfung der weiteren Unterlagen nicht durchführbar ist. Die Unterlagen haben bestätigt, daß tatsächlich die Amerikaner daran gedacht haben, hinter die amerikanische Anleihe in Höhe von 100 Millionen Dollar eine deutsche Anleihe von 50 Millionen zu sehen. Die Amerikaner hatten die Hoffnung, daß durch diese Sicherung die Unterbringung der Unsicherheit des Kapitalmarties ist nicht damit zu rechnen, daß eine amerikanischen Anleihe in Amerita leichter möglich ift. Bei der Anleihe in der genannten Höhe beschafft werden kann.
Wir wir noch erfahren, haben auch die deutschen Firmen nicht nur deutsche Banken zur Finanzierung ihres Angebotes herannisches Geld zu mobilisieren. Die Gehag hat in enger Verbin herangezogen, sondern auch mit der Möglichkeit gerechnet, amerikadung mit der Arbeiterbank und den Gewerkschaften ihr Angebot abgegeben. Die Preisspanne zwischen den deutschen Chapmann wohl in Unsicherheit über das Angebot einen überund amerikanischen Angeboten erklärt sich aus dem Umstand, daß mäßigen Gewinn einfallfuliert hat. Aus Berärgerung darüber, wohl sein Angebot zurückgezogen. daß die deutschen Firmen genauer falfuliert haben, hat er dann
Verfassungsfeier der Berliner Polizei.
Die Berliner Polizei veranstaltet auch in diesem Jahre wieder eine besondere Feier des Berfassungstages, die am 11. August, Dormittags, 9 Uhr, auf dem festlich geschmückten Hofe der Polizeiunterkunft in der Friesenstraße stattfindet. Das Programm dieser Feier besteht in Musicstücken, die von den drei Musikvereini gungen der Schubpolizei vorgetragen werden, in Gesangsvorträgen des Chors der Kriminalbeamten, in einer Festrede des Polizeipräsidenten 3örgiebel. Nach der Rede folgt der gemeinsame Gesang des Deutschlandliedes sowie
Der Feier nehmen alle Bolizeibeamten teil, soweit sie bienſtlich ab
fömmlich sind. Sämtliche Polizeidienstgebäude werden in den Reichs- und Landesfarben geflaggt. Die Polizeibeamten haben am Berfassungstage auf der Straße mir im Eschato zu erscheinen. Für die Polizeidienststellen ist Sonntagsdienst angesetzt.
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Die Verfassungsfeier im Bezirk Prenzlauer Berg findet wieder wie im Borjahre für alle Schulen gemeinsam auf dem Sportplatz an der Einsamen Pappel, vormittags 10 Uhr statt und wird in einer allgemeinen Feier mit Festansprache, Sportkämpfen u. a. m. bestehen. Um den Aufmarsch der Kinder eindrucksvoll und feierlich zu gestalten, werden alle Genossen ersucht, soweit irgend möglich, ihre Kinder mit leinen schwarzrot goldenen Fahnen und Schleifen für den Feftzug aus zurüsten. Anläßlich des Verfassungstages findet für den Bezirk Lichtenberg am 10. August von 18 bis 19 Uhr im Stadtpart ein Konzert der Berliner Schugpolizei statt. Das Reichsbanner informiert Herrn Rauscher!
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riums wegen der Beflaggung der Dienstgebäude der Gemeinden Nachdem die Notverordnung des preußischen Staatsministemit den Reichsfarben Gejegestraft erhalten hat, wandte sich das Potsdamer Reichsbanner Schwarz- Rot- Gold an den Oberbürger meister Rauscher, und gab ihm die Adressen von Potsdamer Geschäften an, an denen die Stadtverwaltung Potsdam zum Berfassungstag noch Flaggen in den Reichsfarben erwerben fam. Eb maige spätere Ausreden, daß keine Möglichkeit zum Flaggenerwerb maige spätere Ausreden, daß teine Möglichkeit zum Flaggenerwerb bestanden habe, find dadurch von vornherein hinfällig. Farben heraus!
Aller Boraussicht nach, so schreibt man uns, wird diese Ber. fassungsfeier bedeutender und umfassender, als alle bisherigen. Man wird die Reichsflaggen auf Gebäuden sehen, die noch im vorigen Jahre den Schmud von Schwarzrotgold nicht getragen haben, Um so mehr sollten alle Republikaner Wert darauf legen, an diesem Tage auch äußerlich zum Ausdruck zu bringen, daß sie auf ihre Ueberzeugung stolz sind und sie sollten sich mit den Farben der Republik schmücken, sei es durch eine schwarzrotgoldene Lize im Knopfloch, sei es durch ein als solches befanntes republikanisches Abzeichen. Selbstverständlich ist es, daß auch aus den Fenstern der Wohnungen der Republikaner die schwarzrotgoldenen Fahnen flattern
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geklagte 5. gab ohne weiteres zu, auf das Auto einen Stein ge worfen zu haben. Unter Tränen bat sie, ihre Schuld doch mit einer Geldstrafe fühnen zu können. Sie beteuerte unausgesezt:„ Mir tut alles hundertfach leid!" Der Angeklagtem. wurde in der Verhand lung nur von dem einen Beugen wiedererkannt, auf deffen Veranlassung M. in Haft genommen worden war. Trotzdem glaubte die Staatsanwaltschaft und das Gericht, beide Angeflagte als überführt ansehen zu müssen. Der Staatsanwalt beantragte für beide je 8 Monate Gefängnis. Das Gericht glaubte, bei Frau H. nicht über die gefeßlich zulässige Mindeſtſtrafe von 6 Monaten hinausgehen zu sollen, während der Angeklagte M. 8 Monate Gefängnis erhielt. Infolge der Roheit der Tat" wurde beiden Angeklagten eine Bewährungsfrist nicht zugestanden. Wegen Vergehens gegen das Gefeß zum Schuhe der Republik hatte sich der Bäcker Reinhold Sch. aus Berlin vor dem Potsdamer Schöffengericht zu verantworten. Der Angefelagte ist Gruppen- und Fahnenführer im Fridericianischen Bund. Am 15. Mai d. J. fam er mit mehreren Mitgliedern des Bundes vom Potsdamer Schüßenhaus und sang dabei das Friesenlied mit dem Refrain: Blut muß fießen, fnüppeldid, wir pfeifen auf die Judenrepublik!" Zwei Schupobeamte untersagten das Abfingen des Liedes und stellten die Personalien des Führers fest. Bor Gericht beftritt der Angeklagte feige, das Lied gesungen zu haben. Dieser fridericianifche 27jährige Gruppenführer fing sogar vor Gericht an zu weinen. Der Staatsanwalt Dr. Münster, der einen Monat Gefängnis beantragte, hob in der Begründung hervor, daß dieser Mann, der jetzt vor Gericht weint, große Massen dazu bringt, die Gesetze zu durchbrechen. Vor vier Wochen sei hier ein Kommunist mit einem Monat Gefängnis bestraft, weil er das Wort„ Räuberrepublik" gebraucht hat. Mit dem gleichen Maße Das Urteil müsse auch diefer Gruppenführer bestraft werden. lautete aber an Stelle einer verwirkten Gefängnisstrafe von 14 Tagen auf nur 70 2. Geldstrafe. Diese Strafe tann in Ratenzahlung abgetragen werden. Die Milde dieses Urteils, die im Gegensatz steht
zu dem gegen den Kommunisten begründete der Borfizende damit, daß der Kommunist das Wort Räuberrepublik gebraucht habe, während in dem Friesenlied gegen die Republik nur der Vorwurf erhoben wird, daß sie zuviel jüdische Männer in leitende Stellen aufnimmt.
Der Ausgang dieser Prozesse läßt deutlich erkennen, daß die solchen Fällen, in denen sie einsehen müßten, daß es die LeidenRichter nicht gesonnen sind, Milde walten zu lassen, selbst nicht in schaften und vielfach auch der Alkohol find, die sonst ruhige ehren
hafte Menschen zeitweilig um die Besinnung bringen. Ein Urteil allerdings, wie es jetzt wieder in Potsdam gefällt wurde, ist nicht geeignet, die leidenschaftliche Empörung der Staatsbürger über das zweierlei Maß der Justiz zu dämpfen. Und weiter: in Potsdam kommt ein reuiger nationalsozialistischer Sünder, der vor Gericht weint, mit Geldstrafe davon, in Neukölln bekommt eine Frau, die in aufrichtigen Reuetränen ihre Tat bedauert, nicht einmal Bewährungsfrist. So geht es wirklich nicht, Herr Justizminister!
Der Gau Berlin des Reichsbundes der Kriegsbeschädigten, Kriegsteilnehmer und Kriegerhinterbliebenen, Berlin C. 2, An der Stralauer Brüde 6, I, teilt uns mit, daß am 11. August 1927 zur Feier des Verfassungstages feine Bureauräume geschlossen sind.
Der Berliner Bolts- Chor veranstaltet am Donnerstag, dem 11. August, abends 8 Uhr, pünktlich in der Aula, Koppenstr. 76, einen Lichtbildervortrag über Wien und die Wachau, der gleichzeitig ein Einführungsvor trag zur Konzertreise des Chors nach Bien vom 10.- 18. September sein wird. Die Lichtbilder sind vom Reichsausschuß für sozialistische Bildungss arbeit und von der Desterreichischen Gesandtschaft freundlichst zur Verfügung gestellt worden. Gäste sind willkommen.
Das Explosionsunglück in Magdeburg . Einer der Schwerverletzten gestorben.
Magdeburg , 9. Auguft. 1 Wir wir zu dem Explosionsunglück in dem Betriebe einer Feuerwerksgesellschaft noch hören, ist der Gartenbefizer Karl Heinece seinen Berlehungen im Krankenhaus erlegen. Bon der ver Schuhe gefunden zu haben, doch ist es auch möglich, daß sie diese mißten Arbeiterin hat man noch teine Spur. Man glaubt, ihre bei der Arbeit ausgezogen hat. Bis jetzt nimmt man als Ursache der Explosion an, daß einer der Angestellten entgegen der Vorschrift geraucht und die noch glimmende 3igarette fortgeworfen hat.
Zur Zeit der Explosion waren auf dem Fort fünf Italie* ner und zwei deutsche Arbeiterinnen beschäftigt. Die Unglücksstätte bietet das Bild einer grauenvollen er wüstung. Die in ihrer Nähe gelegenen Fabrikanlagen und Wohnhäuser sind wie vom Sturm abgedeckt. Die Inneneinrichtungen der Wohnhäuser sind zum größten Teil vernichtet. 3ementblöcke von mehr als Zentnergewicht sind durch die Wucht der Erplosion über 30 bis 40 Meter weit fortgeschleudert worden. Die Höhe des Schadens konnte noch nicht ermittelt werden.
Niemand verlegt.
London , 9. Auguft. Auf der Untergrundbahnstation Aldwych explodierte heufe vormittag 10 Uhr eine selbstgefertigte Bombe. Verletzt wurde niemand. Condon, 9. Auguft.
Die Explosion auf dem Untergrundbahnhof Aldwych erschütterte das ganze Gebäude. Die Bahnangestellten, die sofort die Treppe hinuntereilten, ftellten fest, daß die Herrentoilette einen, wenn auch nicht tiefgehenden, Riß erhalten hatte, und fanden die Trümmer einer Bombe, die anscheinend von dem Täter felbst angefertigt worden ist. Ein Stationsbeamter, der in dem über der Erde gelegenen Tell des Bahnhofs beschäftigt war, erklärte, daß der Lärm der Explosion nicht besonders erfahredend war, sondern wie ein fiejes gedämpftes Dröhnen, ähnlich fernem Donner, geflungen habe. Kurz vor 10 Uhr sind zwei Männer beim Verlassen der Herrentoilette beobachtet worden.
Bergunglück im Waldenburger Revier.
Waldenburg, 9. Auguft. I Heute vormittag verunglückten im Steintohlenberg mert tulmiz in Dittersbach bei Waldenburg im Senfschacht Nr. 20 der Melchiorgrube durch Zusammenbrechen einer Schachtbühne sieben Arbeiter, die zirka 15 Meter in die Tiefe stürzten und sich dabei innere und äußere Verlegungen zu 30gen. Sechs wurden in schwerverletztem Zustande in das Knapp schaftslazarett eingeliefert, während einer mit leichten Berlegungen davonfam.
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