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Sterblichkeit der außerehelichen Kinder, an die Engelmacherei und so weiter! Wie sehr unter diesen Zuständen gerade die Proletarierfrau leidet. zeigt unter anderen die Thatsache, daß oft die sogenannten gefallenen Dienstumdche». an denen meist der Herr oder der Sohn des Hauses das zns xrhnas noctis verübt hat, in das Lumpen- Prole' lariat gestürzt und der Prostitution übetliefert werde» Wenn es nun selbstverständlich ist, daß die sozio ldcmokratische Reichstags-Fraklion bei der Berathnng des bürgerlichen Gesetz- buches in dem Sinne unserer Anträge eintritt, so ist es doch ein Unterschied, ob sie dies aus eigener Initiative thut oder infolge des ausdrücklichen Willens der stärksten Partei des deutschen Reiches. Nehmen Sie also, schon um der Reichstags-Fraktion den nöthigen Nachdruck zu verleihen, beide Anträge an!(Leb� hafter Beifall.) Antrag 93 wird nicht genügend unterstützt. Zur Begründung deS Antrages 94 spricht Keil- Mannheim  : Es ist ein starker Fehler in unserer Sozialgesetzgebung, daß sich die Arbeiter die Einrichtungen selbst schaffen muffen, die sie schützen sollen, und daß sie selbst deren Kosten tragen. Die Bielsälligkeit der Einrichtungen in dieser Beziehung erzeugt mir Verwirrung; selbst der Jurist kennt sich in den vielerlei Bestimmungen nicht mehr aus. Hoffentlich erlangen wir wenigstens einen Theil dessen,>vas wir verlangen; er wird auch der Agitation dienen. Thomas- Rixdorf spricht zur Begründung des An- träges: Die Rixdorfer Genossen ziehen den zweiten Theil dieses Antrages zurück; es handelt sich also nur um die Herafr setzung der Karenzzeit von 7V aus 69 Jahre. Die Berechtigung dieses Antrages ist klar; in Staatsbetrieben werden Arbeiter über 49 Jahre nicht eingestellt, der private Unternehmer will von alten Arbeitern überhaupt nichts wissen. Uebrigens er reichen ja nur die wenigste» Arbeiter ein Alter von 79 Jahren. R o h r l a ck- Berlin begründet in längerer Rede de» An- trag 96 und erwartet vom Referat des Genossen Timm eine treff- liche Illustration der Dinge, die Anlaß dazu gegeben haben, die im Antrag 96 stehenden Zusätze zur Gewerbe- Ordnung auszu stellen. Stadthagen  - Berlin   begründet Antrag 97. Antrag 98 wird von Thiele- Halle begründet. Wenn der Antrag angenommen wird, braucht sich Genosse Singer noch lange keine Eskarpins anmesse» zu lassen.(Heiterkeit.) Antrag 99 wird nicht begründet. Antrag 190 begründet M a r t i k k e- Hamburg. In Hamburg  beschäftigt kein Unternehmer einen Arbeiter, für den er das Orts- Krankenkaffengebd bezahlen muß. Mancher Arbeiter, der arbeitslos war, hat das letzte versetzen müssen, um das Eintrittsgeld in eine freie Hilsskasse au' zubringen. Um diesem Mißstand abzuhelfen und die Unternehmer besonders die Hamburger zu zwingen, an den Kosten der Versicherung theilzunehmcn, ist der Antrag von dem Genossen Wohlers in Hamburg   eingebracht worden. Es ist zu überlegen, ob man ihm folgen soll, da er hauptsächlich nur durch die Hamburger   Zustände veranlaßt ist. Antrag 196 begründet G e h r- Bremerhaven: Die von uns verlangte Statistik wird am besten die schwere Ueberarbeit zeigen, der die Seelente in ihrem anstrengenden Berus   ausgesetzt sind. Vom Reichsaml des Innern wird bekanntlich em Handbuch für die deutsche Handelsmarine herausgegeben. Trotz seines amt lichen Charakters sind die Angaben des Buches unrichtig. Schiffe, die Mann Besatzung haben sollten, haben faktisch nur LS, Schiffe mit angeblich 197 Mann haben nur 71, Schiffe mit an- geblich 115 nur 77 Mann Besatzung gehabt. Dabei reicht die vorgeschriebene Besatzung, die die Schiffe haben sollte», kaum hin, um die Arbeiten ordnungsmäßig zu verrichten. Da ist die Folge, daß es bei Unglücksfällen an Händen, vor allen an geübten Händen fehlt, um das Leben von Hunderten zu schützen. Wir brauchen dringend eine Siatislik über die thalsächliche Besatzung der Schiffe. Die Ausbeutung der deutschen   Seeleute ist genau so groß, wenn nicht noch größer, wie in andern Ländern. Infolge der Ueberarbeit, der schlechten Kost und der schlechten Behandlung rücken zahlreiche deutsche Seeleute in New-Iork ans. Um die leeren Stellen zu besetzen, werden Leute in Amerika   angemustert, die keine Ahnung von der Seefahrt haben und der Arbeit, die zum theil in einer Temperatur von 56 bis 69 Grad Celsius verrichtet werden muß, nicht gewachsen sind. Wenn sie nicht arbeiten können, sind grausame Mißhandlungen ihr Loos. so daß sie den Tod in den Wellen suchen. Wenn der Arzt des Schiffes gewissenhaft sein und die Leute krank schreiben ivollte, würde er seine Stellung sofort verlieren. Auch die Heizer und Kohlenzieher betheiligen sich an den Mißhandlungen, weil sie ja die Arbeit des schwach werdenden Mannes mit verrichten müssen. Die Frage der Behandlung der Seeleute muß im Reichstage immer und immer wieder an- geschnitten werden. Wir hofften, daß schon in der vorigen Session die von den Bremerhavener   und Hamburger Seeleuten in Verbindung mit der Fraktion ausgearbeitete Seemanns- vrdnung zur Verhandlung gelangen würde. So gut wie der Bergmann muß auch der Seemann besonders geschützt werden. Zur Geschäftsordnung begründet Timm- Berlin seinen Antrag, zunächst den Bericht über die parlamentarische Thätigkeit zu erledigen und sodann die ein- gegangenen Anträge der Reihe nach zu diskutiren. Der Antrag wird ohne weitere Debatte angenommen. Es findet also zunächst die Besprechung des Berichts über die parlamentarische Thätigkeit statt. G r o t h-Rostock: Der Antrag Auer in> Reichstage, daß in jedem deutschen   Staate eine Volksvertretung bestehe» sollte, die aus gleichen direkten Wahlen hervorgegangen ist, wurde seinerzeit zusammen mit dem Antrag Pachnicke debattirt, daß in jedem deutschen   Staate eine aus Wahlen hervorgegangene Vertretung bestehen sollte. Wir Meklenburger waren infolge einer Erklärung des Abg. Pachnicke sehr beunruhigt; derselbe erklärte, die sozial- demokratische Fraktion würde für feinen Antrag stimmen, er vergaß aber, hinznzusügen, daß dies nur in der dritten Lesung geschehen würde. Hätte er dies ge- sagt, so wäre eine Beunruhigung nicht entstanden. Wir sagten uns, es kann doch gar nicht unsere Aufgabe sein, die Liberalen zu unterstützen, damit sie dann gemeinsam mit den Junkern ihre Jntereffen gegen uns vertreten. Wir müssen doch den Liberalen begreiflich niachen, daß sie nimmermehr einen Antheil an der Regierung Mecklenburgs erhallen werden, wenn sie nicht mit uns dem allgemeinen, gleichen und direkten Wahl- recht zuni Siege verhelfen. In der Rostocker   Versammlung, in der Pachnicke sprach, sollte in einer Resolution die Zu- ftimmung zur liberalen Volksvertretnngs.Bewcgung zum Aus- druck gebracht werden. Da stellten wir den Unterantrag, in dem die Anerkennung des allgemeinen, gleichen Wahlrechtes ausgesprochen war. Pachnicke persönlich war damit einverstanden, aber seine liberalen Freunde ließen ihn im Stich; nur wenige von ihnen unterstützten unseren Unterantrag. Man will eben das preußische Dreiklassenwahlsystcm. Dazu aber den Liberalen zu verhelfen, 'haben wir nicht de» mindesten Anlaß. Wenn uns daher die Liberalen keine Konzessionen machen, dann werden die Liberalen in Mecklenburg   auch nie in den Sattel kommen. Frau Lutz- Berlin: Die Ausführungen des Genossen Wurm bezogen sich nur auf die männlichen Proletarier, aber auch wir weiblichen Genossen werden nicht anders behandelt. Hiermit schließt die Debatte. In seinem Schlußworte giebt Wurm der Freude darüber Ausdruck, da6 die Thätigkeit her Fraktion nicht bemängelt ist, und verspricht im Sinne der .hier vorgebrachten Wünsche fernerhin im Reichstage zu wirken. Redner begründet ferner einen Antrag, den gedruckten Bericht über die parlamentarische Thätigkeit spätestens4 Wochen nach Schluß jeder Session zu veröffentlichen. Technisch sei dies leicht durch- sührbar, der praktische Werth liege auf der Hand. Unsere Partei- organe sind ja bemüht, gute Parlamentsberichte zu bringen und dadurch agitatorisch zu wirken. Noch mehr wird das durch An- nähme meines Antrages der Fall sein. Der einzige Grund da gegen ist der Umstand, daß wir die endgiltigen Ziffern des Etats nicht vor Milte September bringen können. Aber hier läßt sich vielleicht ein Ausweg finden. Wir müssen den Bericht agitatorisch verwerthen, denn aus Liebe wird dem Volke nichts geschenkt; dem arbeitenden Volke wird. nur sein Recht zu theil, wenn man es fürchtet, und man fürchtet es, wenn es klassenbewußt und organisirt ist. Helfen Sie uns auf dem betretenen Wege weiter zu wandeln!(Beifall.) Der Antrag Wurm wird ohne Debatte angenommen. Der oben mitgetheilte Antrag 118 der Genossen aus Beeskow  wird zur Debatte gestellt. Zur Begründung dieses Antrages spricht Görke- Charlottenburg  : Es ist bedauerlich, daß überhaupt ein solcher Antrag gestellt werden niußte; der Antragsteller ist davon ausgegangen, daß der Partetag als höchste Instanz sich darüber aussprechen soll, wie die Fraktionsgenosse» bei Gesanww abstinnnungen über die Budgets sich verhalte» sollen. Nicht in letzter Linie richtet sich der Antrag gegen die Gemeindeverlreter, die oft in dieser Beziehung grobe Fehler machen. Denn nicht selten wählen die Genossen als Gemeindevertreter Leute, die Hausbesitzer sind, weil das sehr häufig zu ihrer Wahl erforderlich ist, die aber ost sich gegen die Prinzipien vergehe». Gegen de» Antrag spricht Bebel: Ich bitte Sie, diesen Antrag abzulehnen, er ist unannehmbar. Er muthel der Partei etivas zu, was gegen die gegenwärtige Taktik einen Rückschritt bedeutet. Weder in Genieindevertretungen, noch in Landtagsvertretungen ist es vorgekommen, daß die Vertreter unserer Partei gegen sämmtliche Budgelposten gestimmt haben. Wenn die Genossen als Vertreter sich bei der Schlußabstimmung über das Budgets enthalten, dann erkläre» sie sich für unfähig, ein Urtheil abzugeben. Wir im Reichstage haben bisher immer gegen das Budget gestimmt und damit unserer Stellung gegen den gegenwärtigen Staat Ausdruck gegebe». Jetzt uns der Abstimmung zu enthalten, ist unmöglich. Wie ich zu der Sache stehe, wissen Sie aus den vorjährigen Frankfurter   Verhandlungen. Hier liegt ein unmöglicher Antrag vor, besonders angesichts der Thatsache, daß diejenigen, die damals in die Debatte verflochten waren, durch ihre Landtags- Thätigkeit am Erscheinen verhiiidert sind. Ich bitte Sie daher, den Antrag abzulehnen. Der Antrag 118 wird einstimmig abgelehnt.(Große Heiterkeit.) Zu einer Mittheilung erhält Singer das Wort: Die hiesige Polizeibehörde hat dem Genossen Ellenbogen von Wien   die Ehre erwiese», ihn alslästigen Ausländer" zu betrachten. (Pfuirufe.) Er ist ausgewiesen worden und zwar, wie mir mitgetheilt wird, mit der Begründung, daß er die inter  - nationale Sozialdemokratie hat hochleben lassen und daß er angeblich keine Legitimationspapiere hat.(Heiterkeit.) Genosse Ellenbogen hat mich beauftragt, dem Parteitage seine Abschiedsgrüße zu überbringen. Wir unsererseits können der Breslauer Polizeibehörde nicht verwehren, sich in den Augen der Welt zu diskrcditiren.(Sehr richtig!) Wir können nur einen Protest dagegen erheben, daß die Verhandlungen dieses Parteitages durch die Ausweisung eines Genossen gestört sind. Wir wissen, daß die österreichischen Genossen auch ohne die Anwesenheit ihres Vertreters im Geiste bei uns weilen. Die internationale Sozialdemokratie kann durch Polizei- maßregeln nicht beseitigt werden.(Lebhafter Beifall). Indem ich dem Parteitage Kenntniß von dieser Thatsache gebe, bin ich sicher, daß der Parteitag sich dem Sinne inemer Ausführungen anschließt und mit mir dem scheidenden Genossen unsere Grüße an die österreichische Partei übermittelt und ihn ersucht, den öfter- reichischcn Genosse» die Versicherung zu gebe», daß wir wie stets Schuller an Schulter nnt ihnen In dem internationalen Kampfe für die Befreiung des Proletariats»ach wie vor stehen werde».(Leb- haster Beifall und Händeklatschen.) Zur Geschäftsordnung beschwert sich Kiesel. Berlin   darüber, daß der Vorsitzende zu dem An- trage der Genossen aus Beeskow   betr. Abstimmung über die Budgets nur einem Redner dafür und einem Redner dagegen das Wort ertheilt hat. Vorsitzender E e g i tz: Ich habe den Antrag als Geschäfts- ordnungs-Antrag ausgefaßt. Uebrigens hat ja der Parteitag durch die einstimmige Ablehnung bewiesen, welche Wichtigkeit er diesem Antrage beilegt. Die Anträge 89 bis 199 und 196 werden einzeln zur Debatte gestellt. Frau R o h r l a ck- Berlin: Die Bestimmungen des bürger- lichen Gesetzbuches sind von großer Bedeutung für die Proletarierin. Darauf hat Frau Zetkin   mit großem Nachdruck aufmerksam ge- macht. Ich will nur noch aus«ins hinweisen. Nach deni Entwürfe sollen die Alimente für uneheliche Kinder nach der sozialen Stellung der Frau bezahlt werden und nicht nach dem Vermöge» des Mannes, der sich an ihr vergangen hat Ebenso sind die uneheliche» Kinder in den Bestimmungen über das Erbrecht benachlheiligt. Ich halte es für angebracht, daß die Genoffen Versammlungen für die Ar- beiterinnen veranstalten, sobald das bürgerliche Gesetzbuch das Parlament beschäftigt, damit sie über die Wichtigkeit des Gegen- standes aufgeklärt werden. Antrag 39 wird angenommen. Zu Antrag 99 spricht Bebel. Er beantragt, daß im An- trag 99 die Forderung des Minimallohnes vom übrigen Antrage getrennt wird. Er beantragt serner, bei jedem Antrage zugleich darüber abzustimmen, ob er der Reichstags-Fraktion überwiesen werden soll oder nicht. Ter Theil des Antrages 99. der die Forderung eines Minimal- ohnes enthält, wird abgelehnt; im übrigen wird der Antrag 99 angenommen und der Reichstags-Fraktion zur Berücksichtigung überwiesen. Zu Antrag 91 spricht Görke: Da wir Gegner des Antrages waren und kein gebundene? Mandat haben, können wir aus jede Diskussion verzichten und ihn ablehnen. Auf Antrag Bebel's wird der Antrag durch Uebergang zur Tagesordnung erledigt. Antrag 92 wird der Fraktion«instimmig zur Berücksichtigung überwiesen. Zu Antrag 93 bemerkt Frau Lutz, daß bei Annahme dieses Antrages die sreien Hilfskassen nicht genügend berücksichtigt werden. Stadthagen  : Für die Heimarbeiter, die nur für einen einzigen Arbeitgeber arbeiten, ist vom Reichs- Versicherungsamt und vom Ober-VerwaltungSgericht für ganz Deutschland   entschieden worden, daß sie der Krankenversicherung unterliegen. Gegen die Annahme des vorliegenden Antrages habe ich nichts, er sagt ja wesentlich dasselbe, was die Fraktion stets gewollt hat. Antrag 93 wird der Fraktion zur Berücksichtigung über- wiesen.j Zu Antrag 94 spricht Frohme: Der' Antrag will die Vereinheitlichung der Versicherung. Auf diesem Standpunkt hat die Fraktion immer gestanden. Wenn es nicht schärfer geschah, als es geschehen ist, so lag es an den Umständen. Inzwischen hat sich die Erkenntniß von der Nothwendigkeit der Vereinheil- lichung in Regierungskreisen und bei den anderen Parteien Bahn gebrochen. Auch wir werden entschieden dafür eintreten. Dabei wird auch die Frage der Fortexistenz der Freien Hilfskassen aus- gerollt werden müssen. Ich stehe nicht an zu erklären, daß die Freien Hilfskassen eine Anomalie sind, die auf die Dauer nicht aufrecht erhalten werden kann. Wir wissen, was die Freien Hilfskassen uns gewesen sind und was sie uns unter gegebenen Umständen noch sein können, das darf unS aber in unserm Urtheil nicht berühren. Jedenfalls ist die Frage brennend und kann nicht übergangen werden. Keil- Mannheim stellt folgendes Amendement:Die Kosten der Bersichernng sind aufzubringen durch eine stufenweise steigende Einkommens-, Vermögens- und Erbschaftssteuer aller Staatsangehöriger.", Stadthagen  : Ich bitte das Amendement abzulehnen, da ich nicht willens bin, der Uuternehmerklasse das zu schenken. was sie sich theilweise schon geraubt hat. Die Kosten seines Ve- triebes hat der Unternehmer selbst zu tragen. Wenn ihm eine Maschine zerbricht, so muß er den Schaden tragen, und ebenso hat er auch den Schaden zu tragen, der ihm durch die gekürzte Arbeitskraft einer menschlichen Maschine erwächst. Wir sollten nicht die Hand dazu bieten, daß der Unternehmer die Kosten auf die Arbeiter abwälzt. G r n n w a l d- Hamburg: Im Interesse der Arbeiter ist eine größere Einheitlichkeit in der sozialen Gesetzgebung dringend zu wünschen. Andererseits liegt dann aller- dings die Gefahr nahe, daß der Arbeiter durch die Vereinheitlichung nichts erzielt, daß dann im Gegentheil noch ein größerer Bnreaukratismus obwaltet. Wenn der Antrag der Fraktion überwiesen wird, so muß auch ausgesprochen werden, daß die arbeiterfeindlichen Bestiminungen ausgemerzt werden. Gegen das Amendement werde ich stimmen, den Antrag selbst nehme ich an. Daniit schließt die Debatte. Das Amendement wird abgelehnt, Antrag 94 wird der Fraktion zur Berücksichtigung überwiesen. Zu Antrag 95 bemerkt Molkenbuhr. daß die größte Schwäche der'Alters- und Jnvaliditätsversicherung darin liegt, daß eine Altersrente so gut wie gar nicht erreicht werden kann; das übersieht der Antrag und deshalb ist er noch recht mangel- Haft. Wurm bemerkt, daß die im Antrag 95 geforderte Statistik schon längst eingerichtet ist und deshalb nicht noch gefordert werden kann. Der Passus von der Statistik wird zurückgezogen. Frau Lutz beantragt, die Forderung nach der Erhöhung der Rente in den Antrag 95 aufzunehme». Terbach nimmt den 2. Theil des Antrages 95 wieder auf und behandelt in längeren Älussührungen die Schäden, die durch den modernen Bauschwindel in großen Städten, besonders in Berlin  , durch das Strohmännersystem u.s.w. die Arbeiter»nd Handwerker erleiden. Auf diese beziehe sich im besondern dieser 2. Theil des Antrages 95. G r ü» w a l d- Hamburg: Der Antrag 95 ist nicht weit genug; auf dem vorigen Parteitage ist ein viel umfassenderer und besserer Antrag als dieser angenommen worden. Stadthagen  : Es ist irrthümlich, daß wir dem Bau- schwindel durch die Durchsetzung der in Antrag 95 ent- hallenen Forderung entgegentreten könnten. Der hier ein- geschlagene Weg ist nicht gangbar. Durch die Gewerbegerichte haben wir eine ganze Anzahl Bauschwindler fassen können, und doch blüht der Bauschwindel nach wie vor. Dr. A r o n s- Berlin beantragt, den zweiten Theil des An- träges 95 durch die Worte zu ersetzen:Bei dem Kauf eines bebauten Grundstückes sind die beim Bau betheiligt gewesenen Lieferanten, Handwerker und Arbeiter sür die bis dato ge- lieferten Materialien und geleistete Arbeit in baar zu bezahlen. Die genannten Forderungen haben den Vorrang vor jeder Hypothek." Börner- Berlin   hält den Antrag sür überflüssig, da bereits auf dem vorjährigen Parteitage ein Antrag gleichen Inhalts angenommen ist. Infolge dessen ziehen Dr. Arons und Thierbach ihre Anträge zurück. Damit ist Antrag 95 erledigt. tu Antrag 96 bemerkt t o l t e n- Hamburg, daß die Form eine schlechte sei. wenn man sich auch mit dem Inhalt einverstanden erklären kann. Er beantragt deshalb, die Reichstags-Fraktion zu beauftragen, eine dem Sinne des Antrages Rohrlack gerecht werdende Reorgani- salion der Gewerbeaujsicht zu beantragen. R o h r l a ck beantragt, internem Antrage vor das Wort folgende" das Wortetwa" zu setzen. Q u a r ck- Nassau: Der Antrag Rohrlack ist gut gemeint, aber er leidet daran, daß zu viel in ihm enthalten ist. Ueber- weisen Sie ihn der Fraktion einfach zur Berücksichtigung! Die Wichtigkeit der Fabrikinspektion wird ja auch von den herrschenden Klaffen immer mehr anerkannt. Daniit schließ! die Debatte. Der Antrag Stollen wird der Fraktion zur Berücksichtigung überwiesen, wodurch der Antrag Rohrlack hinfällig wird. Antrag 97 begründet F ö r st e r- Hamburg mit dem Hin- weis, daß dadurch einer großen Anzahl Männern das Wahlrecht gesichert werde, das sie heute nicht haben. Antrag 97 wird der Fraktion zur Berücksichtigung über- wiesen. Im Antrag 9g ist das Worteinnimmt" durchbeansprucht" ersetzt worden. Wurm erklärt sich gegen den Antrag 98. Mit der An- nähme dieses Antrages kommen wir keinen Schritt weiter. Als wir Genosse Fischer zum Schristsührer vorschlugen, slimncken ganze 16 Abgeordnete anderer Parteien dafür. Ob wir solche Demonstrationen wie die damalige wiederholen sollen, muß frag- lich sein; wir würden uns nur wieder voi». neuem bescheinigen lassen, daß wir mit den anderen Parteien nun einmal nichts gemein haben. Der Antrag erledigt sich durch Uebergang zur Tages« ordnung. Antrag 99 wird der Fraktion zur Berücksichtigung über- wiesen. Zu Antrag 199 spricht Schneider- Berlin: Unsere heutige Krankenversicherung ist so mangelhaft, daß, wenn wir den An- trag annehmen, und dann infolge davon die freien Hilfskassen von der Bildfläche verschwinden, ein Theil der' Genossen noch weiter ins Elend kommt. Die 13 Wochen lang gezahlten Unterstützungen sind so dürftig, daß eine Familie davon unmög- lich leben kann. Der Arbeiter fällt mit 13 Wochen der Armen- pflege anheim und verliert seine bürgerlichen Ehrenrechte. Lassen Sie die freien Hilsskassen bestehen, die jetzt nur dazu dienen, den Arbeitern einen Zuschuß zu gewähren. Der Antrag wird erledigt durch Uebergang zur Tages- ordnung. Zu Antrag 196 bemerkt G e h r- Bremerhaven, daß er nicht der Fraktion zur Beachtung überwiesen werden, sondern daß die Fraktion geradezu beauftragt werden soll, sich dieses Antrages anzunehmen. Nach einer Erniahnung, die I ö st- Heidelberg an die Fraktion richtet und tadelt, daß sie sich zu wenig um die Seeleute ge- küminert habe, weist Stadthagen  ? diese Angriffe zurück. Seit Jahren hat sich die Fraktion mit dieser Sache beschäftigt. Erst in der letzten Session haben wir über die Binnenschissfahrt viel unterhandelt, im Gesetzentwürfe manche Verbesserungen angebracht. Auch serner werden wir uns der Seeleute annehmen. Nachdem auch Metzger- Hamburg sich den Ausführungen Stadthagen's angeschlossen hat, bemerkt S ch w a r tz-Lübeck  , daß gerade er es gewesen ist, der für die Seeleule thätig gewesen ist und daß die gehörten Vorwürfe unbegründet sind. Molkenbuhr: Durch Annahme des Antrages wird noch keine Revision der Seemanns-Ordnung geschaffen, es wird nur eine Statistik verlangt, die übersichtlicher ist als die jetzige. Das was hier verlangt wird, ist aber durch die Statistik sehr schwer auszudrücken. Der Antrag in seinem jetzigen Wortlaut hat keinen praktischen Werth. G e h r: Der praktische Werth des Antrages liegt darin. daß statistisch die mangelhaste Besatzung der Schiffe nach- gewiesen werden soll, daniit endlich Abhilfe geschaffen wird. Nach weiteren kurzen Bemerkungen von Wurm, Metzger, ehr, Molkenbuhr und I ö st schließt die Debatte. Der Antrag 196 wird der Fraktion zur Berücksichtigung überwiesen.