losen Zug zu sehen und neue Gruppen immer wieder mit Zurufen zu begrüßen.
Am Reichstag.
Der Platz um den Reichstag hat gestern abend eine der merkwürdigsten Verfassungsfeiern erlebt; obwohl am Platz der Republik der Fackelzug nur seinen Abschluß finden sollte, hatte sich dort eine nach Zehntausenden zählende Menschenmenge eingefunden. Immer neue Kräfte mußte die Polizei einsetzen, um die Neugierigen wenigstens von den Fahrdämmen fernzuhalten. Der Blaß der Republik war dicht besetzt mit einer unübersehbaren Menschenmenge, die schon seit Stunden auf den Fackelzug wartete. Weit in den Nebenstraßen waren noch Zuschauer zu sehen. Die große Charlottenburger Chaussee, durch die der Fackelzug seinen Weg nahm, war dicht umfäumt. Um 411 Uhr tauchte hinter dem Großen Stern der erste Fackelschein auf. In die seit Stunden ausharrende Menge tam Bewegung; einzelne versuchten, die Polizeiketten zu durchbrechen, mit stürmischen Zurufen wurden die Reichsbannerfameraden begrüßt. Durch den dunklen Tiergarten hallten Frei- Heil"-Rufe und Hochs auf die Republik .
Das Reichstagsgebäude war von etwa 30 großen Scheinmerfern taghell beleuchtet und hob sich wirkungsvoll aus dem düsteren Häusermeer heraus.
Kurz vor 11 Uhr haben die ersten des Fackelzuges den Platz der Republik erreicht. Unter den Klängen zahlreicher Musikkapellen marschieren die Fackelträger rund um den Platz und werfen auf dem Reitweg die Fackeln zusammen. Hochauf lodert im dunklen Tiergarten der Stoß zusammengeworfener Fadeln. Die helle Flamme wirft gespenstisch ihr Licht in die Seitenwege des Tiergartens, wo dichtgedrängt eine nicht zu übersehende Menschenmenge ausharrt. Die Fahnenträger des Reichsbanners marschieren auf der großen Freitreppe des Reichstages auf. Vor ihnen nehmen die Fanfaren bläser Aufstellung, und bald ertönen über den weiten Platz die Kampflieder dieser Schußtruppe der Republik , der es auch diesmal wieder gelungen ist, mit dieser abendlichen Veranstaltung aus dem Berfassungstag einen Boltstag zu machen.
Zum Schluß sprach Genoffe 2öbe noch von der Freitreppe des Reichstags zu den Versammelten.
Landfriedensbruch!
Der Kommunist als Polizeispiel.
Dresden , 11. Auguft.( Eigenbericht.)
Am 18. Juni vorigen Jahres, zwei Tage vor der Abstimmung zum Boltsentscheid in der Frage der Fürstenenteignung, hatten in Birna a. d. Elbe die Rechtsverbände Wehrwolf, Stahlhelm und Jungdo als Protest gegen die Fürstenenteignung einen De monstrationszug durch Pirna veranstaltet, der allerdings nur etwa ganze 80 Teilnehmer aufwies. Es tam dabei zu 3u sammenstößen mit linksgerichteten und kommunistischen Demonstranten und auch mit der Polizei. Nach mehr als Jahresfrist hatte sich jetzt das Dresdener Gemeinsame Schöffengericht mit den Borgängen zu befaffen. Nicht weniger als 16 Personen aus dem Arbeiterstande, die sich teils des einfachen, teils des schwerer Landfriedensbruchs oder des Aufruhrs schuldig gemacht haben sollten, standen vor Gericht.
Die Verhandlungen, zu denen 50 Zeugen geladen waren, er streckten sich auf drei Tage. In der Hauptsache haben die Angeklagten die ihnen zur Laft gelegten Handlungen, vor allem aber die Begehung von Gewalttätigkeiten beftritten. Besonders erwähnenswert ist die Bernehmung eines Zeugen Hans Arno Richter. Dieser, ein in den zwanziger Jahren stehender Arbeiter aus Birna, war früher Mitglied des Roten Fronttämpferbundes gewesen und hat einmal Schwierigkeiten wegen des Bezuges von Erwerbslosen unterstützung gehabt. Er führt die für ihn dadurch entstandene heitle Situation auf Angeberei seiner ehemaligen Kollegen zurüd. Am 18. Juni 1926, dem Tage der Demonstration in Birna, nahm er infofern Rache, als er nach vorherigem Herumhorchen im Partei bureau der KPD . den Zug der Nationalisten begleitete, um für den Fall des von ihm erwarteten Zusammenstoßes mit der Polizei die Beteiligten nennen zu können. Der Spigel und Denunziant hat sein Borgehen dann auch gründlich durchführen können und eine ganze Anzahl ihm von früher her bekannter Personen als an gebliche Täter beschuldigt. Das Motiv, das Richter zur Teilnahme an der Demonstration veranlaßte, wurde jezt selbst vom Staatsanwalt als höchst verwerflich bezeichnet. cus Das Donnerstag nachmittag verkündete Urteil lautete für fünf der Angeklagten auf Freispruch, sechs wurden wegen Landfriedensbruchs in Tateinheit mit Aufruhr zu je 6 Monaten Gefäng nis verurteilt, weitere fünf erhielten wegen einfachen Landfriedens. bruchs je 3 Monate Gefängnis. Die zu 3 Monaten Gefängnis Berurteilten haben Bewährungsfrist erhalten, mit der Maßgabe, daß sie eine Geldbuße zahlen.
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Nach dem Strafaufschub.
Der Kampf noch nicht einzustellen.
New Bort, 11. Auguft. Der Hilfsausfuß für Sacco und Vanzetti erließ auf die Nachricht vom Aufschub des Strafvollzugs hin eine Erklärung, in der betont wird, die organisierte Arbeit habe die Hand des Henkers aufgehalten. Der Kampf sei noch nicht vorüber. Der Erfolg sei den Streits und Massenprotesten der letzten Tage zuzuschreiben.
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Verfassungsfeiern im Reich.
Der Tag von Schwarzrotgold.
Hamburg , 11. August.( Eigenbericht.)
Der Verfassungstag wurde in Hamburg mit großen Feiern und machtvollen Kundgebungen der republikanischen Bevölkerung begangen, wie sie kaum in den Vorjahren zu verzeichnen gewesen find. Am Mittwoch abend fanden bereits in allen Stadtteilen Um züge der Kinder mit schwarrot goldenen Laternen statt, die von der Hamburger Sozialdemokratie veranstaltet wurden. Trog ungünstiger Witterung fonnten die Züge eine große Beteiligung aufweisen. Am Donnerstag hatten die Schulen sowie alle staatlichen und kommunalen Dienststellen aus Anlaß des Verfassungstages geschlossen. Morgens ver sammelten sich mehr als 30 000 Schüler und Schülerinnen der oberen Klassen aus den Volksschulen und höheren Lehranstalten, ferner Turner und Turnerinnen sowie Sänger und Sängerinnen auf der großen Freiwiese des Stadtparkes zu der eigentlichen Feier. Gleichzeitig fanden Feiern der staatlichen, gewerblichen und der Handelsschulen stati.
Am Donnerstag abend veranstaltete das Reichsbanner von Groß- Hamburg eine mächtige Rundgebung mit einem imposanten Fackelzug, der mit einer eindrucksvollen Rede des Präsidenten Dr. Roß der Hamburger Bürgerschaft auf dem Rathausmarkt seinen Abschluß fand. An dieser Kundgebung waren auch sämtliche Distrikte der Hamburger Sozialdemokratie beteiligt. Weit mehr als in den Vorjahren fah man im übrigen von den staatlichen Gebäuden und von vielen Privathäusern in allen Stadtteilen ichwarz- rot- goldene Fahnen wehen.
feftlichen Akt vom Magistrat gefeiert. Der preußische Minister des In Altona wurde der Verfassungstag gleichfalls durch einen Innern a. D. Severing hielt dabei die Festrede. In der großen Rundgebung des Altonaer Reichsbanners und der Sozialdemokratie, die abends in der städtischen Ausstellungshalle abgehalten wurde, Sprady Oberbürgermeister Brauer.
Empörender Zwischenfall in Halle.
wiederum im Festsaal des Verkehrsministerialgebäudes zu einer schlichten Feier zusammen, der der Reichsgesandte v. Haniel und verschiedene hohe Beamte der Reichsbahn, der Reichspost und Offiziere der Reichswehr fowie Beamte der Finanzverwaltung und Der Präsident des sonstiger Reichsstellen beiwohnten. Reichsfinanzhofes, v. Jahn, hielt die Festrede, in der er feststellte, daß, wenn auch der Widerstand gegen die Verfassungsfeier besonders in Bayern nicht gering sei, so doch viel dadurch gefördert wurde, daß die Reichsregierung in diesem Jahre die Anweisung ergehen ließ, die Feier des Verfassungstages mit einem Rhein- Ruhr - Tag zu verbinden. Gewiß sei die Reichsverfassung kein ideales Werk, aber man vergesse auch nicht die Zeit, in der sie entstand. Die Verfassung sei es gewesen, die uns aus dem Chaos glücklich hinausführte, den Kampf aller gegen alle beseitigte, Leben und Eigentum der Bürger schüßte. waren die wenigen guten Worte, die der Redner für die Verfassung fand. Im übrigen aber äußerte er nur Worte der Kritit an dem Verfassungswert von Weimar , wofür ihm denn auch in der Münchener bürgerlichen Presse allgemeine Anerkennung gezollt wird.
Das
Bon den republikanischen Parteien haben lediglich die Demofkraten für den Abend eine Verfassungsfeier angesetzt, bei der Reichstagsabgeordneter Bergsträffer spricht. Das Reichsbanner und die Sozialdemokratie veranstalten ihre Feiern an Samstag in den zwei größten Festfälen Münchens . Bezeichnend ist dabei wieder einmal die Haltung der bayerischen Polizei, die auch jetzt noch nicht von ihrem lächerlichen Uniformverbot abläßt. Die Reichsbannerfameraden wurden deshalb von der Leitung auf. gefordert, in Hemdsärmeln und die Müze in der Hand tragend, zu tommen.
Im Ausland.
Auf den Vertretungsbehörden der deutschen Republik im Ausland ist der Berfassungstag feierlich begangen worden; ob auf allen, wird sich schon noch herausstellen.
Zwischenfall in Halle.
schen Verfassungsredner.
esigned Bochum , 11. Auguft.( Eigenbericht.) Die Verfassungsfeiern im Industriegebiet sind bei gutem Wetter ohne Störungen verlaufen. Die Beteiligung in den großen Städten und Bergarbeitergemeinden war diesjährig weit stärfer als im vorigen Jahre, wozu das Vorgehen des preußischen Kabinetts gegen die Auswirkungen des Urteils des preußischen Oberverwaltungs- Protest der Republikaner gegen einen monarchisti gerichts wesentlich beigetragen haben mag. Daburch erhielten die Berfaffungsfeiern von vornherein den Charakter einer Demonftration für die Farben der Republik . Neben den eigentlichen Veranstaltungen der republikanischen Parteien haben in allen Orten offizielle Feierlichkeiten der Behörden stattgefunden, die in den größten Sälen vor sich gingen und von der Bevölkerung überaus start befucht waren. Auch der Flaggenschmuck in den Straßen war diesmal stärker als sonst.
Karlsruhe , 11. Auguft.( Eigenbericht.)
Der Verfassungstag frug in ganz Baden durchaus sonntäglichen Charakter. Durch Erlaß der Regierung durften auf dem Lande nur ganz dringende landwirtschaftliche Arbeiten verrichtet werden. In den Städten herrschte völlige Sonntagsruhe. Die Berfaffungsfeiern trugen überall offiziellen Charakter: Beranstalter waren durchweg die Gemeindes und Staatsbehörden. In den Rirchen fanden Festgottesdienste mit anschließendem Glockengeläute statt, am Borabend Fackelzüge. In Karlsruhe brachten das Reichsbanner und die freiheitlich- republikanischen Vereine dem Etaatsminifterium einen Fadelzug; in Mannheim fand ein Kinderfadelzug statt. Einen großen Teil der Teilnehmer bei den Fackelzügen und Spielen stellten die Arbeiterschaft und das Reichsbanner, doch war auch da und dort die Teilnahme bürgerlicher Turn- und Gesang vereine und bürgerlicher Organisationen festzustellen. Bielfach fanvereine und bürgerlicher Organisationen festzustellen. Vielfach fan ben die Festalte im Freien statt mit anschließender Ehrung verdienter Feuerwehrleute für langjährige Dienstzeit. Die Festzüge wiesen überall eine starte Teilnahme auf. Am Nachmittag wurden überall Barkfeste abgehalten und am Abend Beleuchtung der Parks und Anlagen sowie Feuerwerk. Bielfach wurden in den Gemeinden die Schulkinder beschenkt In Baden trägt der Verfassungstag fast ganz den Charakter wirtlicher Nationalfeiertage wie in der benachbarten Schweiz und in Frankreich .
Halle, 11. Auguft.( Eigenbericht.)
faffungsfeier im Thaliatheater nahm einen unerwarteten Berlauf. Die von den Behörden für heute mittag angesetzte amtliche Berzu der Feier waren neben den Spizen der Behörden auch zahlreiche Fahnenabordnungen des Reichs= banners erschienen. Als Festredner hatte der für die Veranstaltung verantwortliche Berghauptmann Cleff den Professor der Philosophie Paul Menzer bestimmt. Dieser Gelehrte begann mit einer Reminiszenz auf die Sedanfeiern des alten Kaiserreiches, auf den alten Kaiser und die herrliche Gestalt unseres Kronprinzen" und benutzte die Gelegenheit weiter zu ziemlich ungewöhnlichen Angriffen gegen den preußischen Kultusminister Beder, dem er vorwarf, die Freiheit der Universitäten den Behörden in die Hände gespielt zu haben. Die Universitäten befäßen heute feine Freiheit mehr, alles werde von der Bureaukratie und der Geheimdiplomatie im Kultusministerium beherrscht. Auf diese un Bersammlung begreifliche Aufregung und Unruhe. Zwischen fachlichen Ausfälle gegen bie preußische Regierung entstand in der demokratischen Polizeipräsidenten Derle Veranlassung gab, einige rufe forderten den Redner auf, zur Verfassung zu sprechen, was dem ermahnende Worte an den Redner zu richten und ihn zu bitten, vor allen Dingen das Wesentliche hervorzuheben. Trotzdem sezte MenUniversität und Naturgeschichte" anschnitt. zer feine provozierenden Ausführungen fort, indem er das Kapitel
Da forderte ein Teilnehmer zum Verlassen der Kundgebung auf. Dem wurde teilweise Folge geleistet unter Abfingen diesem Augenblic trat Menzer schließlich ab. Ein Reichsbannerdes Reichsbannerliedes und Frei- Heil- Rufen auf die Republik . In
mann sprang auf die Bühne und protestierte gegen die Rede. Er betonte den republikanischen Gedanken unter Hinwers auf Friedrich Ebert und Walter Rathenau , das wurde von der Versammlung mit großem Beifall aufgenommen. Ein Hoch auf die deutsche Republik und der Gesang des dritten Verses des Deutschlandliedes beendeten diese eigenartige Berfassungs
bayerischen Regierung faft wie jeder andere Tag vorübergegangen. In München ist der Verfassungstag infolge der Sabotage der bayerischen Regierung fast wie jeder andere Tag vorübergegangen. Im Stadtinnern war die Beflaggung äußerst spärlich und bebäude. Reich beflaggt waren dagegen die ausgesprochenen schränkte sich größtenteils nur auf die behördlichen Gefeier. Arbeiterviertel an der Peripherie der Stadt. Die Beamten der Münchener Reichsbehörden fanden sich wie in früheren Jahren
Die Internationale gegen den Justizmord. Unmittelbar nachdem die Revision im Falle Sacco und Banzetti abgelehnt worden war, am 8. April. hat der Borsigende des von der Sozialistischen Arbeiter- Internationale eingesetzten Komitees zur Untersuchung der, Lage der politischen Gefangenen, Louis de Broudère, folgendes Telegramm an den Gouverneur des Staates Massachusetts abgesendet:
Sieben Millionen in der Sozialistischen Arbeiter- Internationale Senator Bora h ist der von Oswald Billards eingeleiteten Be- organisierte Arbeiter sind von der Unschuld Saccos und Banzettis wegung für Veröffentlichung der Geheimaften des Washingtoner überzeugt. Ich fordere Sie auf, die Exekution nicht zuzulaffen, die Justizamtes beigetreten, desgleichen Senator Frazier aus so tief das Gewissen der Menschheit verlegen würde. In den vier Monaten, die seit der Verwerfung der Revision North Dakota und Abg. Huddleton aus Alabama . Billard ver. gleicht in der„ Nation" den Fall Sacco- Banzetti mit der Drenfuß- wieder in allen Formen gegen den schmählichen Justizmord, der sich verflossen sind, haben die der SAI. angeschlossenen Parteien immer Affäre. Das Staatsdepartement erklärte, daß vor längerer in Amerika vollzieht, protestiert. Unmittelbar vor der endgültigen Zeit ein persönliches Schreiben Mussolinis zu gunsten Saccos und Vanzettis eingetroffen sei.„ World" Entscheidung hat die SAI. ihre Stimme noch einmal mit den tausenden Rundgebungen aus allen Teilen der Welt vereinigt, indem meldet, daß der italienische Botschafter gestern im Staatsdepartement fie am 9. August folgendes Telegramm an den Präsidenten vorsprach. Er sei dabei von Geheimpolizisten aufgehalten worden und habe daraufhin den stellvertretenden Staatssekretär Castle ironisch gefragt:" Sie denten wohl, Sacco und Vanzetti sind hinter Ihnen her?" Castle gab später ouf Anfrage zu, daß bei feiner Unterredung mit dem italienischen Gesandten der Fall Sacco und Vanzetti berührt worden sei.
Es fehlten nur 40 Minuten zur Hinrichtung! New Bort, 11. August. Der gestrige Tag in Boston wird in der hiesigen Morgenpresse als einzig dastehend in der Justizgeschichte Massachusetts ' ba zeichnet. Die endgültige Bestätigung des Aufschubs der Hinrichtung ging dem Gefängnisvorsteher taum 40 Minuten vor dem festgesetten Vollstreckungstermin zu.„ Tribune" äußert, Fuller verdiene angesichts der auf ihm lastenden Berant wortung volle Sympathie. Falls die Regelung der Wiederaufnahme von Prozessen in Massachusetts eine gleiche wäre wie in New Yort oder England, so wäre feine Aufgabe eine leichtere.
Präsident Coolidge Rapid City( South Dakota ) USA . Es gibt Länder, in denen die Todesstrafe nicht besteht. Wir wollen über das Prinzip nicht diskutieren, aber würde es nicht dem menschlichen Gewissen entsprechen, in einem Fall die Erefution zu unterlassen, wo sie Männer treffen foll. von deren Unschuld mehr als die Hälfte der Welt überzeugt ist? Die Sozialistische Arbeiter- Internationale. Nun aber Begnadigung!
Untersuchung der Borgänge eintreten und Maßnahmen gegen Es muß gefordert werden, daß die zuständigen Behörden in eine derartige Sabotageakte gegen den Geist der Republik ergreifen.
Mensch einer fo raffinierten Grausamteit gegen über gleichgültig bleiben können.
Flucht eines Pilsudskigegners. Eine sonderbare Affäre in Warschau .
Warschau , 11. Auguft.( Eigenbericht.) Hier ist nach vierzehnmonatiger Hafi der General Sagursti aus dem Wilnaer Gefängnis eingetroffen, wo er wegen seiner feindfeligen Haltung gegenüber den Pilsudskitruppen während des MaiBom Bahnhof aus begab sich der General in Begleitung eines aufstandes im vorigen Jahre auf Befehl Pilsudskis gefangen war. Badeanstalt aussteigen ließ. Borher hatte er die ehren mörtAdjutanten Pilsudskis in die Stadt, wo man ihn vor einer liche Versicherung abgegeben, am Mittwoch oder Donnerstag iche Versicherung abgegeben, am Mittwoch oder Donnerstag bei Pilsudski zum Bericht zu erscheinen. Der General hat sich aber bis Donnerstag abend nicht gemeldet; er ist vorläufig überhaupt ver
schwunden.
Ueber das Verschwinden des Generals Sagurski weiß die nationaldemokratische Gaceta Warszawska" noch zu melden, daß gleichzeitig mit dem General am Sonnabend auch ein aus dem Privatbesig Pilsudskis stammendes Automobil Derschwunden ist. Der Chauffeur des Wagens hatte die Weisung erhalten, einen besonders großen Benzinvorrat aufzunehmen, was auf eine beabsichtigte längere Fahrt schließen läßt. Der Wagen iſt seit Sonnabend nicht nach Warschau zurüdgetehrt und auch nirgends gesehen worden. Die„ Gaceta Warszawska" läßt daher durchblicken, daß General Sagursti von Vertrauens. leuten Pilsudskis entführt worden sei. Obwohl diese Nachricht einer gewissen sensationellen Aufmachung nicht entbehrt,
Die Nachricht vom Aufschub der Hinrichtung ist hier mit einem tiefen Aufatmen begrüßt worden. Allgemein ist man überzeugt, daß der Aufschub der Hinrichtung nur die Einleitung der Revisionist es doch bemerkenswert, daß die Donnerstag- Morgenausgaben des Brozesses und die endgültige Begradigung der beiden Unglü lichen ist Wenn dem wider Erwarten nicht so wäre, und wenn es fich nur darum handele, den Todestampf der beiden zu verlängern, so würde, wie der Paris Soir" feststellt, ein zivilisierter
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| dieser Zeitung und ihre sämtlichen Nebenausgaben beschlagnahmt worden sind, während die staatlichen Behörden über die geheimnisvolle Angelegenheit völliges Schweigen bewahren.