Gegner von Schwarzrotgolö. Zwischenfälle beim Sportfest i« Friedrichshai«. Im Anschluß an die Derfassunqsschulfeiern des Bezirks- amtes Friedrichshain versammelten sich die Sportgruppen Friedrichshain nachmittags um 2 Uhr am B a l t e n p l a tz und marschierten von da im geschlossenen Zuge aus den Sportplatz Friedrichshain , wo die Sportkämpf« um den Wanderpreis— für Knaben eine schwarzrotgoldene Fahne, für Mädchen«in Bild— abgehalten wurden. Beim Aufmarsch passierte ein sehr peinlicher Zwischenfall. Schüler der Licbig-Realschule in der Rigaer Straße weigerten sich, hinter der schwarzrotgoldenen Fahne zu gehen. Erst längerer Verhandlungen, die den Beginn des Fest- zugcs verzögerten, bedurfte es, um die Schulknaben zur Raison zu bringen. Woher rührt solche Verhetzung, die Jugendlichen den Begriff des neuen Staates und damit den Begriff des D a t e r- l a n d e s verekelt? Es ist dies ein recht trauriges Zeichen für den Geist, der in der Verwaltung der Liebig-Realschule herrscht. Als angenehmer Gegensatz präsentierte sich dagegen die Sportgruppe der weltlichen Schule, die durch einheitliche Kleidung— schwarzer Anzug mit schwarzrotgoldenem Band«— vorzügliche sportliche Leistungen boten, überhaupt durch ihre straffe Geschlossenheit an- genehm auffiel. Außerdem war die weltliche Schul« die einzig«, die mit eigener Fahne marschierte, während alle anderen Schulen die vom Bezirksamt gestellten Fahnen trugen. Die sportlichen Kämpfe— der Friedrichshainstaffellauf fanden unter starker Be- teiligung statt. Den Wanderpreis für Knaben erhielt die Jahn- Realschule, den Preis für Mädchen eine G e m e i n de sch u l e des Bezirks Friedrichshain. Zum Schluß der Veranstaltung, die sich ein wenig über die fest- gesetzte Zeit hinaus erstreckte, machten sich einige Arbeiter- s p o r t l e r recht unangenehm bemerkbar. Drei Mitglieder des Sportvereins.Sparta " störten die Veranstaltung dadurch, daß sie mitten durch die Reihen der Kinder hindurchliefen und ihr Training ausnahmen. Mitglieder des A r b e i t« r r a df o h r e r- bundes.Solidarität konnten ebenfalls nicht abwarten, bis von den damit beauftragten Personen der vermehrte schwarzrot- goldene Flaggenschmuck abgenommen war. Sie beseitigten selbst die Wahrzeichen der Republik , wodurch bei den Teilnehmern des Sportfestes der allerungünstigst« Eindruck hervor- gerufen wurde. Es muß als geradezu skandalös bezeichnet werden, daß die Mit- glieder der genannten Arbeitersportvereine nicht die wenigen Minuten bis zur Räumung des Sportplatzes durch die Kinder warten konnten. Das einfachste Anstandsgefühl hätte das erfordert. Hatten die Arbeitersportler nicht das Bewußtsein, daß sie sich durch ihr Be- tragen die Sympathien der Bevölkerung und der kommunalen Be- Hörden verscherzen?_ die Frensdorfer Gluttat. »Schnell" arbeitet die Justiz! Die blutigen Zusammenstöße, die zu Beginn dieses Sommers in Arensdorf bei Müncheberg in der Mark stattfanden, werden jetzt in kurzer Zeit die Gerichte in Frankfurt a. d. Oder beschäftigen. Bekanntlich ist der Landwirtssohn Schmelzer, der seinerzeit den Reichsbannermann T i e tz e durch Gewehrschüsse tötete, zur Beobachtung seines Geisteszustandes einer Irrenanstalt überwiesen worden. Inzwischen haben nun der Rohrleger Böttcher aus Fichtenau , der Schuhmacher Wollank aus Erkner und der Schlosser Busch aus Erkner gegen das Landwirtschaftsehepaar Paul Schmelzer in Arens« darf und gegen den jungen August Schmelzer die Zivilklage auf Entschädigung eingereicht. Der Vertreter der Kläger , Rechtsanwalt Falkenfeld(Frankfurt ) hatte beim Landgericht Frankfurt a. d. Oder den Antrag gestellt, diesen Zivilprozeß als Feriensache zu behandeln und sofort einen Verhandlungstermin anzusetzen. Das Landgericht hatte diesen Antrag jedoch mit der Begründung zurückgewiesen, daß ein„Grund zur besonderen Beschleunigung' des Aioilprozesses„nicht dar getan' sei, und daß zweckmäßig auch das Ergebnis des Strafverfahren« sowie der irrenärzttichen Unter- suchung des jungen Schmelzer abgewartet werden sollt«. Die Kläg:r haben sich daraufhin beschwerdeführend an das Kammergericht in Berlin gewandt, dessen III. Ferienzivilsenat den Beschluß des Frank- furter Gerichte« verworfen und die Einlassungsfrist de; Zivilpro- zesses auf fürst Tage abgekürzt hat. In den Gründen des Kamm-r- gerichtes heißt es:„Das Ergebnis des gegen die Beklagten einge- leiteten Strafverfahrens abzuwarten, liegt kein Anlaß vor, da die Beweisaufnahme im Strafprozeß für den bürgerlichen Rechtsstreit nur bei Einverständnis beider Parteien verwertet werden kann. Der vorliegend« Rechtsstreit fällt auch unter die nach gesetzlicher Vor- schrift gemäß 8 200 Absaß 4 als Feriensache zu bezeichnenden Zivil- Prozesse, da die ihm zugrunde liegenden Vorgänge weite Kreise der Oefsenllichkeit stark erregt haben, so daß eia Bedürfnis besonderer Beschleunigung besteht, zumal bei der Einfachheit der Sachlage eine Erledigung des Zivilprozesses innerhalb der Gerichtsferien zu er- warten ist.' Die 5klSger verlangen von den Eltern des Täters Schmelzer Entschädigung mit der Begründung, daß den Eltern der geistesschwache Zustand ihres Sohnes genau bekannt gewesen sei und daß sie die ihnen obliegend« Aufsichtspflicht vernach. lässig t hätten. In diesem Zivilprozeß, der schon in kurzer Zeit zur Verhandlung ansteht, werden die Arensdorfer Vorgänge einen sehr breiten Raum einnehmen._ Mißbrauch von verboten. Dr. Friedensburg gegen polizeiliche vevormnudung. Regierungspräsident Dr. Friedensburg, der frühere Berliner Polizeioizepräsident, hat ein« Verfügung an die ihm unterstellten Behörden erlassen, in der«» u. a. heißt: „Zahlreiche Beobachtungen lassen erkennen, daß die mir nach- geordneten Behörden von der Möglichkeit, Anordnungen oder Berbote zu erlassen, in viel z» großem Umfang« Gebrauch machen. Um verhältnismäßig geringfügige Nachteile zu verhüten, ist das Publikum durch polizeilich« Dorschristen beengt und v e r- ärgert und es werden Straßen, Plätze und Landschaftsbilder durch häufig verschwenderisch angebrachte Tafeln verunziert. Sine eng. herzige Bevormundung des Publikums durch die Polizei entspricht weder der Würde eines freien selbstbewußten Volkes, noch dem Willen der Staatsbehörden, die sich als Helferin und Dienerin des Voltes auf- zufassen haben. Der ausgedehnte Mißbrauch von Verboten stumpft das Verantwortungsgefühl des Publikums ab, dessen der Staat zu seinem Ausbau dringend bedarf und ohne da» die selb- ständige Berücksichtigung des Gemeinwohls nicht verwirklicht werden kann. Schließlich verzerrt das unerfreuliche Anhäufen von polizeilichen Verbotstafeln da» Urteil, das der aus wirt- schaftlichen und politischen Gründen so willkommene ausländische Gast über unser Vaterland fällt. Zu diesen allgemeinen Nachteilen kommt die für unser Vaterland so wichtige Notwendigkeit zum Sparen. Ich empfehle daher, künftig mit ganz besonderer Sorgfalt vor jedem Erlaß einer neuen polizeilichen Anordnung oder Verordnung zu prüfen, ob der bestenfalls dadurch zu erwartende Vorteil nicht durch die schweren Nachteile aufgewogen wird, die jede Vennehrung der papierenen Vorschriften unvermeidbar mit sich bringt. Hierbei darf allrdings nicht außer acht gelassen werden, daß unzählige dieser Vor- allerdings nicht außer acht gelassen werden, daß unzählig« dieser Vorschriften von vornherein mißfällig aufgenommen werden, wenn nicht von vornherein jedem Staatsbürger die Notwendigkeit«in- leuchtet.'
wogen Beleidigung de» Reichsbonkpräsidenten De. Schach« wurde der Provinziallarckckagsabgeordnete Beer zu einem Monat Gefängnis verurteilt. Die Vocinstonz hatte auf 500 Mark Geld - straje erkannt, I
Der sihiefe Turm Wer sich von der Rosen- oder Kaiser-Wilhelm-Straße her dem Markt nähert, dem fällt an der Marienkirche schon von
am tteuen Markt. zum massiven Unterbau auf. Beim Näherkommen bemerkt man rings um den Turm gruppierte Sparren und eiserne Träger, erste Anfänge eines Gerüstbaues, der sich hier sehr schwierig gestaltet, da der Turmbau auf drei Seiten vom hohen Kirchendach umschlossen wird. Wenn auch eine Einsturzgefahr nicht besteht, so können die Ausbesserungsarbeiten, die nach den Plänen des Ingenieurs Paaschs durchgeführt werden, nur äußerst langsam vorschreiten. Gilt es doch. die gesamte H o l z k o n st r u k t i o n des aus dem Jahre 1790 stau» menden Turmaufbaues, der an zahlreichen Stellen sch ad- hast geworden war, abzufangen, um die Bau-Auswechslungs. arbeiten durchführen zu können. Dieser Turm, dessen grün pati- niertes Kupferblech an manchen Stellen ins Schwärzliche hinüber» spielt, hat mannigfache Schicksale hinter sich. Während die M a r I e n« kirche selbst zu den ältesten Bauten Berlins (aus dem 13. Jahrhundert) gehört, brannte der Turmhelm 1661 vollständig nieder, erhielt bald darauf durch Baumeister Smids einen 31 Meter hohen Aufbau in Renaissanceformen. Wegen Baufälligkeit mußte er 1788 wieder abgebrochen werden, worauf L a n g h a n s, der Er- bauer des Brandenburger Tores , den Auftrag erhielt, den jetzt noch bestehenden Turmbau zu errichten. In der ihm ver- trauten barocken Art führte er über der gotischen Kirche den Turm- aufbau in zwei Geschossen aus, wobei er sich hier die obere Endigung der 75 Jahre vorher erbauten Parochialkirche zum Muster nahm. Um aber den Uebergang ins Barocke nicht allzu kraß erscheinen zu lassen, fügte er an zahlreichen Stellen, hauptsächlich an den Fenster- öffnungen. gotische Zierformen an, so daß der Turm in seiner Heu- tigen Gestalt eine wunderliche Mischung zweier Stil» arten darstellt. Im Innern der Marienkirche, deren Wände zahl- reiche guterhaltene Grabdenkmäler und Votiotafeln schmücken, befindet sich die von Schlüter im Jahre 1703 in Marmor ausgeführte barocke Kanzel. Eine Sehenswürdigkeit ist auch der an die Wand des Vorraums gemalte Totentanz, etwa 2 Meter hoch und 22 Meter lang, der jahrhundertelang vergessen war und 1360 entdeckt und vom Maler Fischbach restauriert wurde.
Gewitter über Gerlin. Blitzschlag in ein Rummelsbnrger Stellwerk. Ueber Groß-Berlin und Vorort« entlud sich heute früh gegen %8 Uhr ein schweres Gewitter, das aus dem Westen kam und nach dem Osten weiterzog. Es brachte große Niederschlagsmengen. Gegen>f8 Uhr verfinsterte sich der Himmel sehr schnell. Ein schweres Gewitter kam herauf. Obgleich ein äußerst starker Wolken- bruch von längerer Dauer niederging, ist es nur an wenigen Stellen zu Ueberschwemmungen tiefliegender Straßenzüge gekommen. Ins- gesamt wurde die Feuerwehr zehnmal um Hilse- lei st ung angerufen. In der Rathaus- und Rathenau- straße zu Oberschöneweide , sowie am Pichelsweg in Spandau waren die Straßen derart überschwemmt, daß der Verkehr einige Zeit stockte. Kurz vor 9 Uhr wurden mehrere Löschzü�e der Feuerwehr nach dem Bahnhos Stralau- Rummelsburg alarmiert. Ein kalter Blitz Halle das Stellwerk getroffen, da» ganze Dach wurde abgerissen und auf die Straße g-schleudert. Mehrere Bahnbeamte wurden durch den gewaltigen Luftdruck zu Boden geworfen, ohne glück- licherweise ernsten Schaden zu nehmen. Nach kurzer Zeit erholten sie sich von dem ausgestandenen Schrecken. Sie konnten im Dienst verbleiben. Die Feuerwehr war fast fünf Stunden mit den Auf- räumungsarbeiten beschäftigt. Losgerissene Mauerteil« und ein Schorchtein, die einzustürzen drohten, muhten abgetragen werden. Da auch das übrige Mauerwerk starke Risse zeigte, muhten Absteifungen vorgenommen werden. Die Stellwerkanlage selbst soll dagegen völlig unbeschädigt geblieben sein.
»Das junge Deutjchlanü/ Eröffnungsfeier im SchloffZBellevne. Am heutigen Vormittag wurde im Schloß Bellevue die von dem Reichsausschuß der Iugendverbände veranstaltete Aus- stellung„Das junge Deutschland ', über die wir schon«inen Ueber- blick gegeben haben, in feierlicher Weise eröffnet. Der Festakt fand in der in dem herrlichen Park neuerrichteten Festhall« statt, die Feier selbst wurde von den Musik- und Gesangdarbietungen des Bach-Kreises der Göttinger Studenten stimmungsvoll umrahmt. Unter den zahlreich erschienenen Persönlichkeiten sah man den preuhi- schen Kultusminister Dr. Becker, Prof. D r i g a l s k i vom Ber - liner Gesundheitsamt, den ehemaligen Rejchzininister Dr. Külz , den Vorsitzenden des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes , Genossen L e i p a r t, den Reichstagspräsidenten. Genossen L ö b e. den Reichskunstwart Dr. Redslob, den Ministerpräsidenten von Mecklenburg-Schwerin , Schröder, den ehemaligen Staatssekretär Heinrich Schulz , den Genossen Rudolf Wissel und Prof. Hein- rich Zille. Genosse Erich Ollenhauer begrüßte im Namen der Aus- stellungsleitung die Besucher und gab seiner besonderen Freude dar- über Ausdruck, daß die Länder und Behörden durch eine zahlreich« Vertretung ihr besonderes Interesse bekundet haben. In eindring- lichen Worten hob er hervor, daß das Problem der Freizeit für Jugendlich« bewußt in den Mittelpunkt der Ausstellung gestellt wor- den ist. Es käme nicht darauf an, einer bestimmten Altersklasse de» Volkes eine Sonderstellung zu verschaffen, doch für das Gesamt- wohl des Volkes ist«? eine notwendige Voraussetzung, daß die kommende Generation aus dem Schoß einer gesunden Jugend steigt. Nach dieser Begrüßungsansprache nahm der Reichskanzler Dr. M a r x das Wort zu seiner Festrede, in der er folgendes sagt«: „Meine Damen und Herren und meine lieben jungen Freund«! Ueber der Berliner Bevölkerung liegt noch der tiefe Ein- druck der gestrigen Verfassungsfeier, von der man nur hoffen kann, daß ihr noch glänzendere folgen werden. Besonders erfreulich war es, daß die Jugend an der gestrigen ver- fassungsfeier einen besonderen Anteil genommen hat als die Fackel- träger des Geistes von Weimar . Di« Pflicht der Regierung ist es darum, einer solchen Jugend alle Unterstützung zuteil werden zu lassen. Ein neuer Gemeinsamkeitsgeist ist im Entstehen begriffen. In diesem Sinne erscheint die A-beit des Reichsausschusses, die er für die Ausstellung„Das junge Deutschland ' leistet«, als ein leuch- tendes Vorbild. Die Reichsregierung spricht daher allen an dem Werke Beteiligten ihren herzlichsten Dank aus. Ein wahrhaft guter Dienst am Volke ist geleistet worden. Zum ersten Male tritt die deutsche Jugend geschlossen an die Oeffentlichkeit, um das Gewissen des ganzen Volkes wachzurufen für die Aufgaben, die es an dieser Jugend zu leisten hat. Aus diesen Gründen ist es daher besonders fu begrüßen, daß die Freizeitfrage eine besondere Hervorhebung ge- unden hat. Di« Lösung dieses wichtigen Problems muß unbedingt vollbracht werden und Reichsregierung und Regierung der Länder betrachten es als eine heilig« Pflicht, dieser Frage ich: besonderes Interesse zu widmen. Auf dem Gebiete der Wohlfahrtspflege ist auch schon Großes geleistet worden. Auch für dieses Gebiet gilt der Satz, daß Vorbeugen besser als heile» ist. Reich und Länder werde»
alles tun, um der geistigen und körperlichen Ertüchtigung der Jugend die Wege zu bahnen. Der Reichspräsident, der durch einen dringend gewordenen Erholungsurlaub verhindert ist, auf dieser Ausstellung persönlich zu erscheinen, schließt sich den herzlichsten Glückwünschen der Reichsregierung für die Ausstellung an und wünscht ihr einen weitgehenden Erfolg.' Für die Worte des Reichskanzlers Dr. Marx dankte die ver» fammlung mit starkem Beifall und unternahm dann einen Rund- gang durch die Ausstellung, wobei Reichsinnenminister v. Keudell Gelegenheit nahm, noch einige Begrüßungsworte für das Reichs- innenministerium zu sprechen.__ Glinüer Marm in Deffau. Start z« den letzte« Probeflüge«. Im Dessauer Pressehauptquartier gab es heute früh blinden Alarm. Die Tatsache, daß um 6 Uhr früh die Piloten mit ihren Be. gleitern zum Flugplatz hinausfuhren, gab zu dem Gerücht Ver- anlassung, daß die günstigen Wettermeldungen, die tatsächlich im Augenblick vom Atlanttt vorliegen, die Festsetzung des Starts für heute früh verursacht haben. Auto auf Auto mit Press«. Vertretern raste hinter den Fliegern her, doch klärte sich auf dem Flugplatz bald das Mißverständnis auf. Es handelte sich nur um den Start zu den letzten Probeflügen. Da das Wetter zunächst günstig war, starteten um 7.30 Uhr Loose und Köhl auf der„Bremen ' zu einem Versuchsflug� der etwa 4 bis 5 Stunden dauern soll und in dessen Verlaus im Zusammen- arbeiten mit der F u n k st a t i o n der Iunkers-Werk« der Empfang von Wettermeldungen auf dem Flugzeug ausprobiert werden soll. Außerdem beabsichngen die Flieger, den nach Westen führenden Kurs nördlich vom Harz mit Richtung auf Holland eine Strecke hindurch zu erkunden, da, wie jetzt feststeht, der Start zum Ozean- flug auf jeden Fall in den Abendstunden stattfinden wird. Di« Flieger haben nämlich ausgerechnet, daß, wenn sie am Abend Dessau verlassen, sie unter Berücksichtigung weniger starker Gegenwinde über dem Ozean bei Tagesanbruch die Nebelzone von Neu- f u n d l a n d erreichen werden. Dieses gefährliche Hindernis wollen sie unter allen Umständen bei Helligkeit überwinden. Sie könnten dann auch die 10 bis 12 Stunden von Neufundland bis noch New Park entlang der amerikanischen Ostküste bei Tageslicht zurückfliegen. Wenn also der Start des Ozeanflugs, wie dies vorläufig festzustehen scheint, am morgigen Sonnabendabend erfolgt, dann werden die Maschinen nach Annahme der Piloten Montag früh vor Neu- fundland eintreffen und am Montagabend New Dork er» reichen. ..Bremen ' passierte Berlin ! Um 11,35 Uhr startete auch die zweite Ozeanmaschine „Europa ' unter Führung von R i st i c z und E d z a r d mit Mister K n i ck« r b o ck e r als Passagier zu dem Probeflug. Während sie startet«, erschien die am Morgen aufgestiegene„Bremen ' plötzlich wieder über dem Flugplatz und warf eine Meldung ab, wonach sie wegen des Wetters nach Norden ausgebogen sei, und dann folgende Route beflogen habe: Wittenberg — Potsdam — Staaken — Berlin » T e m p e l h o f— Brandenburg— Rathenow— Havelberg— Magdeburg Halle— Leipzig. Von Tempelhof bis Rathenow habe sehr schlechtes Wetter geherrscht. An Bord der Maschine sei alles in Ordnung, der Motor laufe gut. Die„Bremen ' werde voraussichtlich gegen 1 Uhr nachmittags landen. Bei Schluß dieses Berichtes waren beide Maschinen gleichzeitig in der Luft. Start doch am Sonnabend. Wie wir erfahren, ist der Start zum Ozeonslug nunmehr auf den morgigen Sonnabend, abends zwischen 6 und 7 Uhr. festgesetzt worden. Zur Absperrung wird nicht nur die Polizei und die Beleg. schast der Iunkers-Werke, sondern auch die Dessauer Reichswehr her- angezogen werden. Die Zahl der Ehrengäste, die sich angemeldet haben, wächst von Stunde zu Stunde. Das Wetter ist in Dessau ziemlich ungünstig. Raubmörder Schumann begnadigt. Der 24jährig« Handlung»- gehilfe Walter Schumann, der am Weihnachtsheiligabend 1925 den Tabakhändler David Wurzel In dessen Geschäftslokal in Neukölln ermordet hatte, und der vom Schwurgericht II wegen Raubmordes zum Tode verurteilt wurde, ist auf ein Gnadengesuch der Rechtsanwälte Dr. S. A r o n und Dr. Mendel zu lebens- länglichem Zuchthaus begnadigt worden. Schumann selbst hatte auch eine Eingabe an den Iustizminister gemacht, in der er sagte:„Ich will nicht auf das Schafott, denn ich liebe das Leben!' „Volk und Zeil', unsere illustrierte Wochenschrist, liegt der heutigen Postauflage bei.
Dirantwortlich für Politik: Richard»rrastei»! Wirtschaft:«. Satreall,; S«w«rtfii>aft»beweamia:»rirdr. Cdforn: UroMeton:».».»Ischrr; Lokal«» und Sonstiges: Fritz AarfkSM; Anzeigen: Tl>. Stockei fiimtlich in Berlin . Berlag: Lorwärts-Verlag®. m. b. H.. Berlin . Druck: Norwartz. Buchdruckeret und V-rlogsanstalt Paul Singer u Co.. Berlin EW 68, Lindenstrnß, tz. Ktrrtzu t»Hetf.