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Ämb des Abgrundes zu drängen. Hier griff das Reichsbanner ein. Es sammelte die Republikaner . Unker dem Banner der Republik hämmerte es die republikanische Idee in die Köpfe des republikanischen Volkes, brachte das Banner der Republik zu neuem Ansehen. So scheint die Republik augenblicklich außer Gefahr zu sein. Der Schein trügt aber. Nur die Kampfesmittel der Monarchisten sind andere geworden. Wie kann die Republik gesichert sein, wenn Monarchisten sie verwalten! Wien zeigt, wie schwankend die Macht- grenze der Republik ist. Es gilt doppelle Anstrengung und Wach- samkeit für' die Erhallung und Sicherung der Republik . Darum entbot die Bundesleitung des Reichsbanners Sie nach Leipzig , um erneut das tausendfältig« Bekenntnis für die Republik ablegen zu lassen und zugleich für die republikanische Idee zu werben.- In Weimar gaben die einzelnen deutschen Volksstämme den Ausschlag. Di« 1848 erstrebte deutsche Einheit wurde auch in Weimar nicht ge- boren. Die Republik mußte sich mit den Ländern m Deutschland abfinden. Die Republik kann aber nur gedeihen, wenn die Stammes- interesien zurückgestellt und alle Kleinstaaten zusammengefaßt werden. Dieses hohe Ziel kann aber nur im Einheitsstaat erreicht werden. Au den deutschen Stammesgenossen gehören auch unser« ö st e r- reichischen Brüder. Gerade die Wiener Vorgänge zeigen die Sinnlosigkeit der Friedensverträge, die Staatsgebiloe zerrisien und neue schufen, ohne ihnen die Lebensfähigkeit zu gewährleisten. Erst recht fordern wir die Vereinigung Oesterreichs mit Deutschland , damit die österreichischen Brüder mit uns vereint arbeiten und aufbauen können. Die heutige Kundgebung möge ein mächtiges Bekenntnis sein für die Republik , für den deutschen Ein­heitsstaat und für die Vereinigung Oeslerreichs mit Deutschland ! Nachdem Lipinski geendet hatte, betrat Reichskanzler a. D. Dr. Wirth, von Beifall begrüßt, das Podium. Reichskanzler a. v. Dr. Vieth: Wir haben schon viele große Kundgebungen gesehen. Ich glaube aber, niemals in den letzten Jahren waren soviel Männer und Frauen aus Deutschland versammelt, nüt soviel innerer Hingabe und Be- geisterungsfähigkeit für den neuen Staat, wie heute abend hier auf dem Augustiisplatz. Gerade in diesem Augenblick wollen wir aber auch jener gedenken, die nicht mehr hier sein können, die aber für den Staat und für das Reich, das wir aufbauen wollen, ihr Leben im Kriege hingegeben haben, die vielen Männer, Frauen und Kinder: aber auch jener wollen wir gedenken, die im und nach dem November 1S1'8 das Reich und die Einheit des deutschen Volkes ge- rettet haben, vor allem des'' ersten Reichspräsidenten Friedrich E b e r t, der Rcichsminister R a t h e n a u und Erzberger. 2lber wir wollen nicht in Trauer versinken. Wir sind lebendige, politische Menschen, wollen Menschen der Tat sein. Mit emster Betonung sage ich, die Republik ist eine Sache des Volkes. Die Sache des Volkes wird entschieden im Staat, und wir machen den Staat. Unser Stärke im Deutschen Reich liegt nicht darin, daß wir wild uzn uns schlagen. Diese vier Kolonnen Reichsbanner, Männer und Jünglinge, müssen politische Menschen werden. Wir müssen die Hand nach der Staatsgewalt ausstrecken. Den Staat erobern aber können nur die republikani- sehen Parteien. Ich beschwöre euch dämm, Kameraden, ver- liert euch nicht in leere Vereinsmeierei, sondem betrachtet das Reichsbanner als die hohe Schule sta a t s p o l i t i s ch e n Denkens und Fühlens im Rahmen der politischen Parteien. Denn wenn wir nicht mit aller Kraft zum Staate streben, wird e» die Reaktion tun; sie' wartet nur darauf. Unter jubelnden Zurufen der Menge dankte Wirth Hörsing für feine bisherige unermüdliche Tätigkeit und wünschte, daß diese Tätigkeit dem Reichsbanner und der Republik weiter erhalten bleibe. Dann ermahnte er die Massen zu gemeinsamer Arbeit. Alle Kräfte müssen konzentriert werden auf die poli- tische Entscheidung, die im nächsten Jahre fallen wird. Zeige« wir. daß wir ernste Republikaner sind und sorgen wir dafür, daß vom Zahre l9ZS ab die deutsche Republik von deutschen Republikanern regiert wird. Empor die Fahnen, empor die Herzen, erhebt die Hände zum Schwur für unseren Führer Hörsingl Für die Freiheit, für das deutsche Vaterland!

Herstellung von Glück. Von Paul Weerth. In einem seiner humoristischen Gedichte träumt Christian Morgenstern von einem Warenhaus für kleines Glück.Palmström kann nicht ohne Post leben; sie ist seiner Tage Kost." Jener arme Palmström lebt inmitten unserer bunten, geräuschvollen Welt ohne Beziehungen, als eins der unzähligen Atome im wirbelnden Kreis- laus der großen Städte. Keiner denkt an ihn, keiner teilt sich ihm mit, wie es das Schicksal von Hunterttausenden ist.Selten hört er seillen Brief plumpsen in den Kasten breit und ties." Er ist neidisch auf alle, die ein beziehungsreiches Leben führen. Ein« geniale Idee versetzt ihn mitten ins Leben hinew. DasWarenhaus für kleines Glück" liefert ihm im Abonnement ein Quartal gemischte Post. In den Zeitungen las er bisher nur von dem rauschenden Leben der anderen. Jetzt bringt ihm der Postbote von früh bis spät Briese aller Art. worin Fremde sich ihm mitteilen und an ihn denken. Palmström sieht sich in die Welt plötzlich überall hineingestellt." Er ist ein Mensch von Bedeutung, kein einsames, wesenloses Geschöpf mehr, und nur in seltenen Momenten dämmert ihm die schmerzliche Erkenntnis, daß sein vermeintliches Glück eine Schwindellieferung vom ,MKG." ist. In dieser- kleinen Groteske ist der Wunschtraum zahlloser Men- scheu ausgedrückt: Wie mache ich es, um glücklich zu fein? Ein bürgerliches Glücksmittcl ist auch die Couämethode, die den Glauben, der sich bisher auf ein Jenseits und einen darin befindlichen Gott richtete, nunmehr ins Innere des Menschen verlegt. Die Formel: Mir geht es schon in jeder Hinsicht besser" soll das Wohlbefinden gleichsam durch ein Zaubermittel herbeiführen. Ein bequemes Mittel, um den kritischen Verstand durch eine Glaubenshypnose zu betäuben. Aber waren die Methoden des Obrigkeitsstaates und sind etwa die- jenigen der heute herrschenden Klasse anders? Kriegsruhm, Größe der Natton, Glanz des Herrscherhauses auf der einen Seit«, Pflicht- treue des Untergebenen, Bescheidenheit, Demut und Gehorsam auf der anderen, sind sie nicht ebenfalls Vorspiegelungen eines erlogenen Glücks? Bedurfte es nicht einer jahrhundertelangen Hypnose, um in einem ehrsamen Bäckermeister den Wunsch reifen zu lassen, einem abenteuernden Prinzen die Hand zu küssen? Hatte nicht ein Domela deshalb so leichtes Spiel, weil die ganze in Schulen und Kasernen betriebene Erziehung ein schwindelhaftes Warenhaus für kleines Glück gewesen ist? Um wahres Glück kennenzulernen, dazu genügt es, in einem jener Züge zu fahren, der die Massen am Sonntag aus den Frei- hadern und aus den Wäldern in die Stadt zurückführt. Das kurze Glück eines Sonnentages hat mürrische, grobjchnäuzige Menschen in fröhliche, mitteilsame Wesen verwandelt. Wo früher gehässige Redensarten steten, hört man Witzworte und Lachen. Ließe sich solch ein Glück nicht verhundertfachen? Ich erlebte dieser Tage ein Vei-

Zehntausende von Händen werden mit Gewalt emporgerisseu. Zehntausend« von Händen recken sich zum nächtlich stillen Himmel empor. Totenstille herrscht auf dem weiten Plag. Jeder Lärm der Großstadt schweigt weit und breit. Kein Laut fällt in diesen packen- den Augenblick, den gewaltigsten der ganzen Feier. Dann löst sich der Bann. Roch einmal wirbeln die Takte der Spielleute über den Platz. Dann marschieren die Züge durch die stillen Straßen ab zu den in den Vororten gelegenen Quartieren. Die Stadt, die am frühen Morgen noch ziemlich farblos war, hat sich im Laufe des Nachmittags ziemlich stark verwandelt Ganz besonders in den Arbeitervororten war der Anblick überraschend, er- freuend und überwältigend. Ganze Straßen erstrahllen in Schwarz- rotgold. Man sieht Häuser, die vom Erdgeschoß bis zum vierten Stock mit schwarzrotgoldenen Fahnen und Fähnchen, mit Kränzen und Emblemen geschmückt waren. Wieder bewahrheitet sich das Wort Brögers, daß der ärmste Sohn auch der treuest« Sohn der Republik ist, denn gerade die ärmsten Quartiere, die Quartiere des Proletariats, haben es sich wieder nicht nehmen lasten, für ihre Kameraden und Arbeitsfr«unde ihre Häuser prächtig zu schmücken. Dieser Anblick wird unvergeßlich bleiben!

Verfassungsfeier und flrbeiterfänger. Ueberraschcndes vom Funkhans. Im Zusammenhang mit dem Bericht über die D e r f a s s u n g s- seiet im Funkhause haben wir die Ueberraschung erwähnt, die den Besuchern durch das Fernbleiben der Arbeiter- sänget bereitet wurde. Sie waren zwar auf dem vorher ver- öffentlichten Programm mit bestimmten Chorliedern angekündigt, waren aber sang- und klanglos in des Wortes doppelter Bedeu- tung von der Bildfläche verschwunden. E» war selbstverständlich, daß zahlreiche Besucher der vom Magistrat Berlin und der Preußenregierung gemeinsam mit der Reichsregierung veranstalteten Feier nach den Ursachen dieser Beränderung fragten und mehr oder weniger boshafte Mosten dazu machten. Inzwischen erfahren wir aus dem preußischen Ministerium, daß unsere Vermutung, an dem LiedTord Foleson" wäre Anstoß ge- nommen worden, falsch sei. Bielmehr hat der Arbeiter-Sängerbund von sich aus oder doch seine einzelnen Chöre abgelehnt, sich an der Berfassungsfeier gesanglich zu beteiligen. Wir gestehen, daß wir diesen in der Oeffentlichkeit bisher unbekannten Entschluß außerordentlich bedauerlich finden. Nicht nur, daß die Absage der Arbeitersänger im letzten Augenblick rein künstlerisch schon, der Veranstaltung die so dringend erforderliche Kampfes- note nahm: der Schritt ist auch deshalb zu bedauern, weil die Arbeitersängerchöre jede Gelegenheit benutzen sollten, um vor der breiten Oeffentlichkeit ihr Können zu zeigen. Sie haben keine Ursache, ihr Licht unter den Scheffel zu stellen. Und wo von der Republik und ihrer Verfassung zusingen und sagen" ist, da dürfen die Arbeitersänger nicht fehlen. Sie dürfen sich vor allem nicht selbst beiseite stellen.

Brückenbau für Keuöell. Damit er sich nicht zu entschuldige« brancht. DieTägliche Rundschau" teilt mit: Der Zwischenfall im Reichsrat, bei dem der Reichsinnen- minister von Ksudell dem preußischen Vertreter Dr. Badt Vertrauensbruch vorwarf, hat wtederholt den Geschästs- ordnungsausschuß des Reichsrates beschäftigt. Man bemühte sich, diesen Zwischenfall auf dem Wege der Ve r st ä n d i g u n g aus der Welt zu schaffen. Am Freitag hat erneut eine Beratung der Reichs- ratskommission mit dem Kanzler stattgefunden. Es ist anzunehmen, daß nunmehr ein Weg zu einer Verständigung gefunden ist. Die Besprechungen können jedoch erst im September nach der Rückkehr des Reichskanzlers aus seinem Urlaut» fortgesetzt werden." Man sucht einen Weg, um Herrn v. Keudell zu er- sparen, was jeder aufrechte Mann als Ehrensache ansehen würde: offenkundiges Unrecht einzugestehen und sich zu ent- schuldigen.

spiel dafür, was Luft, Licht und Freiheit aus einem Menschen machen können. In einem jener grauen AnUszimmer, wo verdrossene Be­amte kaum den Kopf aus den Akten hoben, wenn du eintratest, und beileibe nicht deinen Gruß erwiderten, herrschte die Munterkeit eines Geburtstagsfestes. Krause, jenes finstere Schreckgespenst der Par- teien, war vor fünf Minuten aus dem Urlaub zurückgekommen. Sie wünschen, mein Herr?" Lachend, strahlend vor Liebenswürdig- keit hörte Krause mein Anliegen. Der Akt Nr. 10472 war ihm Nebensache. Sonst von ekelhafter Sachlichkeit ich traute meinen Ohren nicht, redet Krause immer dazwischen.Und dann diese fabelhaften Wälder und das Master und die Wiesen, einfach ein Märchen. Ich bitte um Ihre Vollmacht. Der Stempel ist nicht ganz in Ordnung, aber das bedeutet nichts. Jeden Tag Hab ich geangelt. Und dann diese Kühe und Pferd« und Schafe." Krause befindet sich in einem Rausch, ist ganz Verklärung, Menschenliebe und Seligkeit. Zwei Wochen Urlaub haben aus diesem widerwärtigen Anschnauzer einen entzückenden Kerl gemacht. Wie-wäre es, wenn man nicht jenes phantastische Warenhaus für kleines Glück, sondern ernsthaft ein« Zentrale fürVolksglück" errichtete? Daß der Achtstundentag ein« Mindestforderung bedeutet, ist selbstverständlich. Hierbei handelt es sich nicht um die großen sozialen Pflichten. Jeder schön angelegte Platz in der Großstadt ist ein Mehr an Glück. Jede Entfernung häßlicher Bauten, jede Hin- Zuziehung von Künstlern bei öffentlichen Arbeiten, jede Verkehrs- erleichterung, jede Erschließung schöner Punkte in der Natur erhöht das Glücksgefühl. Was hätte diese Zentrale in Berlin bereits erreichen können. Einige Beispiele: Eine Oase in Berlin war der höfische Man- bijoupark. Aber dem Volk wurde das angrenzende Spreeufer durch bodenlos häßliche Bauten versperrt. Man vergleiche hiermit die herrlichen Uferstraßen in Paris , Prag , Budapest und in anderen Hauptstädten. Die Ufer des Wannsees gehören zum großen Teil nur den Reichen. Auch der Müggelsee ist verbaut. Was sonst in Berlin in früheren Jahrzehnten verschandelt wurde, schreit zum Himmel. Alles Verluste an Glück. Jedes Mehr an Zell , an Freiheit, an hei- teren Eindrücken, an gemeinsamem Kunsterleben bedeutet eine Be- reicherung an Arbeitskrast und Arbeitswillen, die durch nichts auf- gewogen werden können. Hierbei sparen zu wollen, ist Wahnsinn. Aus einem bedrückten und oerärgerten Volt könnte das heiterste und lebenssroheste gemacht werden. Nicht nur das Brot, auch die heitere Festlichkeit gehört zum Leben.

Eine Ausstellung Münchener Bolkssängertums. In einer alten Münchener Gaststätte, in denDrei Rosen" am Rindermartt, wo heute noch gotische Lüstcrweibchen und verstaubte Zunftzeichen von der Decke hängen, findet zurzeit eine originelle Ausstellung statt. Hier hat dasMünchner Urviech", wie er sich selbst gern nennt, der lokalste aller Lokattroubadore, Karl Valentin , zusammen mit seiner Partnerin Lisl Karlstadt , mit zähem Fleiß Hunderte von Bildern, Liedern, Programmen usw. zusammengetragen und so die erste retrospektive Ausstellung des Münchvuer Bolkssimger» und Volks,

Sruhn und die»Wahrheit�. Auch eine Berichtigung. Wir erhalten von dem deutschnationalen Reichstagsabge- ordneten Bruhn die folgende Berichtigung: Es ist unwahr, daß der ftühere Anzeigemverber derWahr- heit", Paul S., durch Anzeigenaufträge in meiner ZeitungDie Wahrheit" ösfentliche Angriff« abgebogen hat. Ebenso unwahr ist. daß dasselbe durch eine Frau H., wie dies von S. in dem gegen diesen anhängigen Betrugsprozeß behauptet worden sein soll, ge- schehen ist." Herr Bruhn berichtigt also Dinge, die v o r G e r i ch t be­hauptet worden sind, und deren Richtigkeit das Gericht im weiteren Verlauf des Prozesses gegen den Anzeigenwerber der Wahrheit" prüfen wird. Wir werden uns für den weiteren Berlauf dieses Prozesses interessieren.

Ainsheraussetzung der Reichsanleihe. Eine Folge des starken Kursrückganges. Mit dem Versuch, zum ersten Male nach der Stabilisierung ein» große inländische Anleihe aufzunehmen, hatte die Reichs- regierung wenig Glück. Im Berttauen auf die Verhältnis» mäßig günstige Lage des Kapitalmarktes hatte man die Anleihe nur mit einem Zins von fünf Prozent ausgestattet. Trotzdem kam sie in diesem Frühjahr glatt unter, zumal die öffentlichen Geld- und Wirtschaftsinstitute an ihr sich stark beteiligten. Wie immer in Zeiten steigender Zinssätze aber, so fiel auch jetzt im Laufe des Com- mers die neue Anleihe immer mehr, brachte den Zeichnern Verluste und schmälerte den Anleihekredit des Reiches. War sie mit 92 Proz. seinerzeit aufgelegt worden, so sank sie noch unter 86 Proz. im Kurs. Das R e! ch s f i n a n z m i n i st e r i u m hat sich daher ver» anlaßt gesehen, bis zum 1. Juli 1934, dem Zeitpunkt der ersten Auslosung, den Zinssatz für die Reichsanleihe auf sechs Prozent heraufzusetzen, um den Kredit des Reiches wieder- herzustellen. An dem Tilgungsplan der Anleihe ändert sich nichts.

Die Rheinlandbesetzung. Wieder einmal Prüfung der Truppenstärke! London , 13. August.(Reuter.)' Es wird erwartet, daß die ganze Frag« der alliierten Truppen im Rheinland während der bevorstehenden Völkerbundsrats- tagung in Genf einer neuen Prüfung unterzogen werden wird. Die Stärk« der britischen Rhetnarmee beträgt zurzeit 7318 Mann. Angesichts der Tatsache, daß die Frage der alliierten Streitkräfte am Rhein wahrscheinlich in Genf aufgeworfen werden wird, sind Besprechungen London ?Paris im Gange. Wie man glaubt, wird die Haltung Englands in rveitem Ausmaß durch eine etwaige Entschließung der französischen Regierung hinsichtlich der Verminderung ihrer Truppen beeinflußt werden. Jede Ver- Minderung der britischen Truppen wir sicherlich in entsprechendem Verhältnis zu der ftanzösischen Truppenverminderung stehen.

Offensive gegen Nanking. Widerstand gegen Spstemwechsel im Außen- Ministerium. Schanghai . 13. August. Suntschu ansang, der Gouverneur der Provinz Schon- tung, hat die Offensive gegen die Rantingtruppen ergriffen und nacheinander die Städte Pukau und Yang-tschau eingenommen. Die Südtruppen sind bis an den Pangtsekiang zurückgegangen. Man be- fürchtet ernsthaft einen Vormarsch Suntschuanfangs nach Nanking. Nach einer Meldung aus Hankau ist Ku-ming-yu zum Nachfolger Tschens als Außenminister der Hankauer Regierung ernannt worden. Es hat aber den Anschein, daß dieser Wechsel zu Komplikationen führen wird, da die Beamten des Außen- Ministeriums mit dem Aus st and gedroht haben, falls Ku-ming-yu den Posten antreten sollte.

dichtertums geschaffen. Fast ein ganzes Jahrhundert des Münchener Liedes und Humors Ist hier dokumentarisch niedergelegt. Da er- scheint derPapa Geis " wieder mit seinen Trabanten, der im Oberoollinger" wirkte, der alten gemütlichen Gaststätte, die längst dem Warenhaus gleichen Namens weichen mußte. All die toten Spaßmacher erwachen wieder: Hesselschwert, ein Hofbediensteter, der, als das Hofnarrentum zu Ende ging, aus der Residenz ins Wirtshaus zog, derUrböhm" Haibl, der über die Nationalschwächen seines Stammes nicht genug zu spötteln wußte. Welsch, dessen Lied vomSchimmel " ganz München jahrelang sang, dieMeistersänger", dieNeue Welt" bis herauf zu den Heutigen und zu Valentin selbst. Auch der Originale ist nicht vergessen, an denen das alte München so reich nxir, des Papa Kern, desSchöpfers" der Frühschoppen- konzerte. Schichtig und seines Zaubertheaters, des beredten Schuh- putzers am Karlstor. der Biergourmands, die ihr ganzes Leben der Erforschung des jeweils besten Tropfens widmeten, u. a. Diese münchnerichste aller Münchener Ausstellungen ist keine bloße Saison- Veranstaltung. Der ganze Bestand an Bildern und Dokumenten wird dem Münchener Stadtmuseum einverleibt werden. Der Mann, den man nicht hängen kann. Die vertagte Entschei- dung im Fall Sacco-Vanzetti , der die ganze Welt in dauernder Spannung hält, gibt Gelegenheit, daran zu erinnern, daß sich im Gefängnis von Chicago ein anderer zum Tode verurteilter Mann Russell Scott befindet, der ebenfalls seit fast drei Jahren zwischen Tod und Hoffnung schwebt. Man hatte ihm, der sein Schicksal mit stoischem Gleichmut ttägt. den Namen gegeben:Der Mann, den man nicht hängen kann". In der Tat hat Scott viermal den Galgen gestteist: immer aber kam jedesmal im letzten Augenblick der Befehl. die Hinrichtung aufzuschieben. Scott war im April des Jahres 1925 wegen Ermordung eines Apothekerlehrlings zum Tods verurteilt worden. Ohne daß man die Gründe erfuhr, wurde wenige Wochen später der Strafvollzug vertagt. Ein zweitesmal war Scott bereits dem Henker übergeben und schickte ssch gerade an, den Gang zum Schaffot anzutreten, als im Gefängnis ein Brief einging, in dem sein Bruder Robert, der wegen Beihilfe zum Mord zu lebensläng- lichem Zuchthaus verurteilt worden war, versicherte, daß er und nicht sein Bruder die Tat begangen habe. Diese Selbstbezichtigung stellte sich zwar bald als eine Mystifikation heraus, gleichwohl aber rettete sie Russell Scott vor dem Strick. Ein drittesmal gelang es seinen Verteidigern, Zweifel an der geistigen Zurechnungssähigkeit des Verurteilten zu erwecken und dadurch zu bewirken, daß ihr Klient zur Beobachtung seines Geisteszustandes einer Irrenanstalt über- wiesen wurde. Nach eimaen Monaten erklärten, ihn die Aerztc in. dessen für geistig normal und für seine Tat voll verantwortlich. Kürzlich nun gelang es dem Todeskandidaten, aufs neue dem Galgen aus dem Wege.zu gehen. Der Oberste Gerichtshof des Staates Illinois hat jetzt in der Tat verfügt, daß der Verurteilte erneut auf seinen geistigen Zustand untersucht werde.

Opernvorslellunzen sör die voiksdkihn-. In der kommenden Spielzeit erhält die BolkSbühne monallich an 11 bis 12 ttbend-ii das ganze HauS am Platz der Republik für sich. Jedes Mitglied der Volksbühne(abgesehen von den Mitgliedern der So uderabte üun gen) hat so im Jahr zwei Oper» aussührungcu zu je 2 Sla,