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nächsten Jahrs elektrische StaAtbahn. Auch die Fernzüge in der Stadt ohne Dampf» lokomotive. Die Elektrifizierungsarbeitsn an der Berliner Stadt- und Ring- bahn werden programmmäßig fortgeführt und angefichtz des bisher frhr guten Bauwetters kann damit gerechnet werden, daß im Juli oder August des nächsten Jahres der erste Teil, nämlich die Stadtbahnstrecke Charlotten bürg Schlesi scher Bahnhof elektrisch betrieben werden kann. Die Elektrifizierung der Berliner Stadt- und Ringbahn bringt aber nicht nur den Borteil der schnelleren und besseren Fahrt der Auge mit sich, sondern hat auch den hygienische» Vorzug, daß die lästige Rauchentwicklung, durch die hauptsächlich die Berliner Luft verschlechtert wird, von diesem Zeitpunkt ab verschwindet. Die Reichsbahnoerwcltung�wird ober, wie wir aus zuverlässiger Quells erfahren, noch einen Schritt weitergehen und auch die durch Berlin fahrenden Fernzüge innerhalb der Stadt mit elek- irisch en Triebwagen verkehren lassen, um auch hier die Rauchentwicklung der Lokomotiven zu beseitigen. Die Fernzüge sollen in Charlottenburg bzw. am Schlesischcn Bahnhof mit einem elektrischen Triebwagen ausgerüstet werden. Um diesen Betrieb durchführen zu können, braucht man nach Ansicht der zuständigen Stellen vorläufig etwa 12 Triebwagen, deren Konstruktion und Aus- rüstung von den im Stadtbahnverkehr verwendeten Wagen durch- aus abweichen wird. Gegenwärtig findet die Untersuchung der Probemaschine statt, da man bisher auf diesem Gebiet« noch gar keine Erfahrungen gesammelt hat. Nach Möglichkeit sollen diese Triebwagen auch nüt einem Heizkessel ausqerüstet werden, damit auch während des Winters die Heizung der Züge, die sonst bei den mit einer Dampflokomotive versehenen Zügen von dem Kessel aus erfolgt, während der Fahrt durch Berlin keine Untvbrechung er» le'del. Die Ferngleise im Bereich der Stadtbahn werden mit einer dritten Stromschiene versehen werden, und auch sonst wird man all« Einrichtungen dem elektrifizierten Betriebe anpassen. Durch die Auswechslung der Lokomotiven gegen elektrische Trieb- wagen an den Bahnhöfen Charlottenburg oder Schlesischer Bahnhof wwd keinerlei Verzögerung der Züge eintreten, da an diesen Holte- stellen sowieso ein längerer Aufenthalt infolge des Post- und Ge- päckwechsels eintritt, während dessen die Lokomotive umgewechselt werden kann. Im übrigen ermöglicht der elektrische Triebwagen aber eine Beschleunigung der Fahrzeit innerhalb des Stadtbildes, so daß irgendwie auftretende Verzögerungen rasch wieder eingeholt werden können. Eine Elektrifizierung der Ferngleise auch auf der Anhalter Bahn läßt sich vorläufig nicht durführen, weil diese Bahn- anlagen nur sehr schwer modernisiert werden können. Auch das schon seit langem bestehende Projekt, die verschiedenen Berliner Bahnhöfe durch eine Untergrundbahnstrecke der Reichsbahn mitein- ander z» verbinden, hat kaum Aussicht auf Verwirklichung, da die dazu nötigen Mittel in Höhe von 80 Millionen Mark schwerlich bei der jetzigen Wirtschaftslage aufgebrocht werden können.

flus üem Leben eines Hochstaplers. l>. Der Fall Sgloffstcin-Oertcl. Die Untersuchung gegen den vielseitigen'Hochstapler und Aktenschieber Cgloffstein-Oertel, die nun schon seit Wochen unaus- gesetzt geführt wird, zeitigt immer noch neue Bilder eines seltsamen Treibens. In den letzten Tagen trug Oertel nicht nur ein sehr anmaßendes Wesen zur Schau, sondern auch erklärte er, der vernehmende Kommissar-sei ihm sounjyinphatisch", daß er sich künftighin jeder Aussage enthalten werde. Nachdem er aber zur Erkenntnis ge- kommen war, daß auf diesem Wege nichts Gutes für ihn heraus- kommen konnte, besann er sich eines anderen. Ein M i t g e f a n- g e n e r schien ihm der geeignete Mittelsmann. Diesen instruierte er genau, was er alles von ihm Oertel erzählen sollte. Der Mitgefangene war aber etwas schwer von Begriff und bat Oertel, ihm lieber alles aufzuschreiben, ehe er nach Tegel eingeliefert werde. Dort wollte er alles auswendig lernen und den verräterischen Brief dann vernichten, ehe er mit seiner Weisheit ans Licht käme. Oertel schrieb fein säuberlich alles auf und steckte den umfangreichen Kassiber dem Mitgefangenen zu. Zum Auswendiglernen kam der Man» aber nicht mehr. Der Brief wurde bei ihm gesunden und ihm abgenommen. Bei seiner erneuten Vernehmung schlug. Oertel nun eine andere Taktik ein, er leugnet alles, was ihm nachgewiesen werden kannte, bekannte aber alle Aktenschiebungen und Schwindeleien, bei denen seine Teilnahme zwar oer. mutet, aber noch nicht bestimmt festgestellt war. Er hat sich z. B. auf raffinierte Weise in den Besitz der Strafakten einer Berliner Hausbesitzerin zu fetzen gewußt, die wegen Kuppelei angeklagt war. Die Straftaten waren ihm daher bekannt, weil er bei dieser Frau in Wien alsRechtsberater" und Chauffeur tätig war. Als er noch in Berlin wohnte, hatte er mit seiner Freundin Anna Bonnet ein« Behausung in der Kantstraße. Aus seine Veranlassung schrieb nun die Bonnet der Hausbesitzerin einen sehr beleidigenden Brief, auf den prompt die Privatklage folgte. Die Bonner ' gab zu, den Brief geschrieben zu haben, hielt ihre Behauptungen aufrecht und er- zielte so, daß die Strafakten der Frau herbeigeholt wurden. Oertel hatie erreicht, was er wollte. Er stahl die Akten und beseitigte sie, angeblich lediglich in seiner Eigenschaft alsRechtsberater", da die Hausbesitzerin von seiner Verbindung mit der Bonnet nichts wußte. Man hatte unter seinen Besitztümern eine Reihe von Blanko- Gerich:sformuloren gefunden und beschlagnahmt. Oertel behauptete nun, daß er diese Formulare von einem 41 Jahr« altenKauf- mann" Paul Kindermann erhalten habe, einer dunklen Per- sönlichkeit, die den Strafbehörden nicht unbekannt ist. Dieser Kindermann bewohnte eine S-Zimmerwohnung in der Kantstraße und war der Begleiter des Oertel, als er End« vorigen Jahres mit einem Auto aus Berlin flüchtete. Es ist kaum daran zu zweifeln, daß Kindermann totsächlich die auf irgendeinem Wege gestohlenen Gerichtsformulare an Oertel abgegeben hat. Mancher große Plan des Oertel ist aber auch ins Wasser eefallen. So hatte er z. B. die Absicht gehabt, die Akten eines Lebelokalbesitzers aus der Friedrichstraße zu beseitigen. DieseTätigkeit" erübrigte sich aber, da der Angeschuldigte vor dem Prozeh starb.

Ein Widersinn in den Lotteriebeftimmungen. Zu dem ArtikelDie Großkollekteure" werden wir, ebenfalls aus Spielerkreisen, auf einen weiteren Mißstand auf­merksam gemacht. Bei dem Lotteriekollekteur Müller spielt beispiels- weiss der Arbeiter Lehmann ein A ch t e l l o s. Dieses Los kostet pro Klasse drei Mark. Der Spieler hat von seinem Lohn jeden Monat den Taler, den das Achtellos kostet, bis jetzt vier Klassen zu drei Mark, also zwölf Mark, an den Kollekteur bezahlt. Kurz vor Beginn der fünften Klasse, also der großen Ziehung, wo die meisten Gewinne ausgespiest werden, wird Lehmann krank oder arbeitslos, so daß es ihm unmöglich ist, den Taler, den dos Los für die letzte Klasse kostet, zu bezahlen. Kollekteur Müller darf ihm aber das Achtellos der fünften Klasse, also der Hauptziehung, ohne Zahlung nicht aushändigen, da dies gegen die Lotterie- best immun gen verstößt. Wohl aber darf der Kollekteur, wenn er nicht selbst dieses Achtellos spielt, dieses selbe Los fünfter 'Klasse anderweitig verkaufen und jetzt kommt der Widersinn der Lotteriebestimmungen I von dem neuen Käufer den vollen Lospreis, also auch den für die vorhergegangenen, von Lehmann mit 4mal 3 M= 12 TO. bezahlten, also zusammen mit dem Losüetrag der letzten fünften Klasse fünfzehn Mark fordern. Der Kollekteur hat für dieses Achtellos 12-s- 15 TO.27 Mark eingenommen, dieses Achtellos ist also überbezahlt worden. Diese Fälle stehen nicht ver- einzell da. sondern ereignen sich heute in der wirtschaftlichen Krise

wann starken öle GZeanstieger? Sonntagsanssichten 50: 50. Die abschreckenden Wettermeldungen.

Dessau , 13. August. Um S Uhr abends erführk man von der Leitung der tzunkers- Werke. daß die offizielle Prognose für den Start auch weiterhin lautet, daß er für den Sonntag unwahrscheinlich fei. Es wird aber hinzugefügt, daß die Wetlernachrichten die H o f f n u n g auf eine gewisse Besserung zulassen und man namentlich im Laufe des Spätabends noch einen widstigcn Bericht erwartet. Die Aussichten für den Abslug am Sonntagabend könnten am besten mit SV: 50 gekennzeichnet werden. Zu weitergehendem Optimismus liegt im Augenblick noch keine greifbare Unterlage vor. Dcssm», 13. August. Wie es später heißt, haben sich im Laufe des gestrigen Sonnabendabend die Aussichten dafür, daß der Start zum Ozean­flug am Heuligen Sonntagabend vor sich gehen wird, ganz erheblich gebessert. Die letzten Wettermeldungen vom Atlantik lauten be- deutend günstiger und besagen, daß sich das Tief nach Nordosten ver- ziehe, bereits dicht vor Irland stehe. Unter diesen Umständen sind die Piloten, falls nicht am Sonntag vormittag eine neue Ver- fchlechterung gemeldet wird, gewillt, sobald wie möglich zu starten. Aus dem bereits bekannten Grunde kommt der Abslug nur für die Abendstunden in Frage. Infolgedessen ist es möglich, daß die Junkers-MaschinenB r e m e n" undEuropa " im Laufe des heutigen Sonntagabend zwischen 6 und 7 Uhr, wenn die Windver- Hältnisse auf dem Dessaucr Flugplatz es erlauben, den Flug nach Amerika antreten werden. Dessau . 13. August.(Eigenbericht.) Der Chef der Junkers-Werk« in Dessau , Professor Junkers» empfing am Sonnabend die in Dessau anläßlich des beverstehenden Starts zum Ozeanslug anwesenden Pressevertreter. Er führte dabei aus, daß seine Mitarbeiter und er sich um den Flugzeugbau nicht nur der Luftlinien wegen und aus Gründen seiner großen volks- wirtschaftlichen Bedeutung bemühen, sondern vor allem, um die Menschen und die Rationen einander näher zu bringen. Es gäbe noch stärkere Waffen in der Welt als Kanonen, und das sei die Kunst, friedliche Beziehungen zu den Völkern zu schaffen. Das Flugzeug sei hierzu besonders berufen. In diesem Sinne würden die Junkers- Werke die ihr gestellte Aufgab« der Flugzeugkonstruktion zu voll- enden suchen. Dem Redner wurde von den Pressevertretern eine stürmische Ovation dargebracht. Der Sonderberichterstatter des WTB. unterhielt sich gestern mit einem der Piloten darüber, wie die Flieger sich den Verlauf des Ozeanfluges vorstellen. Danach werden die Maschinen gleich nach dem Start zum Streckenflug übergehen. Bei der Schwierigkeit der Aufgabe und der Läng« des Weges kommt es eben auf jede kleinste Ersparnis von Betriebs st off und die Ver- meidung alles unnötigen Weges an. Deshalb verzichten die Flieger auf die sonst übliche Start- und Abschiedsrunde. Auf dem größten Teil des Weges wird möglichst gedrosselt geflogen, um den Moior zu schonen und Betriebsstoff zu sparem Sollten sich sehr oft. Der Gewinner ist der Kollekteur. Diese Bestimmung müßte dahin abgeändert werden, daß Käufer solcher Lose, die in ihren Vorklassen von Borbesitzern bezahlt sind, die aber die folgenden Klassen nicht mehr bezahlen können, dem Kollekteur eben dann n u r die noch nicht bezahlte Klasse des betreffenden Loses bezahlen!

?m Zuchthaus ergraut. 22 Jahre hinter Mauern. Ob der Angeklagte, der sich wegen vierzigfachen Be- truges vor dem Erweiterten Schöffengcriicht Mitte zu verani- wort'sn hatte, seine mit treuherziger Miene abgegebene Versiche- rung, daß er die ihm diesmal vom Gericht erwiesene Milde be- herzigen werde und daß er nie wieder vor Gericht erscheinen werde, ernst gemeint hat, muh leider bezweifelt werden. Der Zimmer- mann Wilhelm Kupfer ist ein 63 Jahre alter Mann und buch- stäblich im Zuchthaus ergraut. Seit dem Jahre 1892 hat er nicht weniger als 2214 Jahre in Gefängnissen und Zuchthäusern, zuletzt überhaupt nur noch im Zuchthaus, zugebracht. Er bat das Gericht, ihn wieder nach Sonnenburg zu schicken. Da habe er es sehr gut, kenne den Werkmeister und könne das ihm liebgewordene Tischlerhandwerk ausüben. Kupfer ist eigentlich Stellungs- vermittlungsschwindler. Als er im Februar aus dem Zuchthaus entlassen wurde, nahm er sein altes Betrügerhandwerk wieder auf. Er studierte fleißig den Arbeitsmarkt und suchte Leute, die sich um Stellungen bewarben, in ihrer Wohnung auf. Indem er den Namen eines soliden Stellenoermiltlers mißbrauchte, schwindelte er den Leuten vor, daß er ihnen eine gute Stellung als Gärtner, Hausdiener, Pförtner, Kraftwa-genführer usw. nach» weisen könne. Die Leute waren sehr erfreut und bewirteten nicht nur den Ueberbringer der guten Nachricht reichlich, sondern halfen ihm auch mit kleinen Beträgen aus, da erzufällig immer" etwas zu besorgen und sein Geld zu Hause gelassen hatte. Im all- gemeinen waren es nur kleine Geldsummen, mit denen der Schwindler sich begnügte, 59 Pf. bis 1 Mk.. nur in wenigen Fällen hatte er mehr, 5 bis 19 Mk., ergattert. Trotzdem der Angeklagte sagte:Lieber ins Zuchthaus, statt ins Gefängnis", nahm das Ge- rrcht Rücksicht auf sein vorgeschrittenes Alter und billigte ihm mildernde Umstände zu. Kupfer wurde zu einem Jahr Ge- fängnis verurteilt, er war mit der Strafe so zufrieden, daß er sie gleich antrat. Und keiner ist da, der es versuchen wird, diesem Unglücklichen, nachdem er das letzte Jahr seiner Strafe verbüßt hat, in seinen alten Tagen der Not zu entziehen. Wer soll nachher den 64jährigen Greis beschäftigen, der 23 Jahre seines Lebens hinter Mauern zu- gebracht hat? Er wird zu neuen Betrügereien greifen, um dem Hunger zu entgehen und die letzte Heimstatt im Gefängnis zu finden._ Ein Feldbahnzug in den Landwehrkanal gestürzt. Vor dem Hause Planufer 92 in unmittelbarer Nähe der Admiralsbrücke ereignete sich gestern nachmittag gegen 143 Uhr ein eigenartiger Unfall. Ein aus vier Wagen bestehender Feldbahn- zug stürzte von der Laderampe in den Landwehr- k a n a l und konnte erst nach mehrstündiger Arbeit wieder in die Höhe gewunden werden. Für die im Vau befindliche Untergrundbahn Gesundbrunnen Neukölln werden am Planufer seit einiger Zeit Ausschachtungs- arbeiten vorgenommen. Dicht an der Kanalböschimg führen aus einer Laderampe die Schienen her Feldbahn entlang, auf der die aus- geschachteten Sandmassen in Lastkähne transportiert werden. Als gestern nachmittag der Lokomotivführer den Feldbahnzug in Be- wegung setzte, ströniten plötzlich, wahrscheinlich infolge eines Ventil- bruches, große Dampfmassen aus. Um nicht verbrüht zu werden, mußte der Führer von dem fahrenden Zug abspringen, der mit großer Geschwindigkeit weiterrollte. An einer Kurve sprang die Lokomotive aus den Schienen, und d-r ganze Zug stürzte in den Landwehrkanol. Zum Glück sind Personen nicht zu Schaden ge- kommen. Im Laufe der Nachmittagsstunden wurde der abgestürzte Zug mit Hilfe der Feuerwehr geborgen,_______

unterwegs kleine Schäden am Motor herausstellen, so würde man oersuchen, diese von Bord aus zu beheben, doch rechnen die Flieger damit, daß die Motoren ununterbrochen tadellos arbeiten. Sie weisem darauf hin, daß sie sich bei den Probeflügen ausgezeichnet bewöhrr !)aben und auch nach jeder Richtung hin geprüft sind. Das Material ist auf die Möglichkeii des kleinsten Fehlers hin durchleuchtet worden. Deshalb war es möglich, alles genau aufemander abzustimmen und die Motoren den Bedürfnissen der Aufgabe genau anzupassen. Das ist bisher noch bei keiner anderen Ozeanmaschine möglich gewesen. Beim Start rechnen die Flieger übrigens nicht mit Schwierigkeiten, da des Abends nach Möglichkeit soll doch immerhin abends ge- startet werden in dieser Gegend gewöhnlich ziemliche Windstille ist. so daß der Abflug bei der schweren Belastung nicht durch starkem Rückenwind erschwert wird. Bei den Versuchsflügen mit voller Be- lastung waren die Motoren wesentlich schwächer. Der Start zum Ozeanflug kann also nun leichter vonstatten gehen. Unterwegs wer- den die beiden Maschinen, wenn natürlich auch jede in erster Linie sehen muß, wie sie selbst durchkommt, nach Möglichkeit Fühlung miteinander behalten. Die Besatzungen haben ausgemacht, daß sie sich durch Winken und L i ch t s i g n a l e miteinander ver- ständigen. Sie glauben, daß diele Gemeinsamkeit des Fluges sich auch durchholten läßt, soweit die Verbindung nicht durch Nebel ge- stört wird. Sollte«ine der Maschinen gezwungen sein, auf dem Ozean niederzugehen, so würde die andere versuchen, auf ihrem Wege einen Dampfer zu finden, dem sie durch Beutelabwurf Stand- ort, Zeit und Situation der Schwestermaschin« mitteilt. Die Maschinen sind so eingerichtet, daß sie nach dem Betrjebsstoffver- brauch vom Verlassen der irischen Küste ab d u r ch a u s sch w i m m- fähig sind und sich lange Zeit über Wasser halten können. Außer- dem führt jede Maschine bekanntlich Gummiboote mit sich, die vier Mann zu tragen vermögen. Die Flieger rechnen aber damit, daß solche Eventualitäten nicht auftreten, sondern daß sie glatt hin- überkommen. Allerdings ist das jetzige Warten auf günstigere Wetterberichte eine harte Nervenprobe, da die Piloten naturgemäß den Wunsch haben, sobald wie möglich starten zu können. Könnecke in Köln gelandet. Ilm 4.28 Uhr ist Koennecke vom Flughafen Tempelhof ja seinem Fluge nach Köln gestartet. Köln . 13. August. Bei dem Eintreffen der Nachricht, daß Koennecke heute nach- mittag in Berlin zum Flug nach Köln gestartet ist, wurde das Bild auf dem Kölner Flughafen bei schönem Wetter belebter. Die Flughafenanlage ist geflaggt. Ein starkes Polizeiaufgebot sicherte die nötigen Absperrungen. Es wird ollgemein erwartet, daß Koennecke morgen mit seinen hier noch beabsichtigten Belastungs- flügen beginnen und bei einem zufriedenstellenden Resultat und guter Wetterlage dann bald zu seinem Amerikaflug aufsteigen wird. Unter den bereits anwesenden Gästen befinden sich auch Vertreter des amerikanischen und des französischen Konsulats. koennecke und Solms sind glücklich und glatl um 20.50 Uhr In Köln ge landet. Eine kleine Erinnerung l Aus unserem Leserkreis schreibt man uns: Anläßlich des unflätigen Verhaltens desBerliner Lo� kal-Anzeigers" am Verfassungstag sei das Haus Scherl wtf ein kleines Gedenkblatt aus der Revolutionszeit hin- gewiesen. Sie alle, die heute über den neuen Staat maulen, haben in den ersten Monaten der Republik sich nicht genug tun können mit Bitten und Betteln. Mir liegt eine der Wachmeldungen aus den Dezcmbertagen 1918 vor, die zeigt, wie neben den Smatsgebäuden auch die Hotels, Zellungsgebäude und andere von der Republikanischen Soldatenwehr mit Wachmannschaf- t e n belegt waren. Unter anderen hatte derBerliner Lokal-An- zeiger" eine Schutzwache in Stärke von 49(vierzig) Mann. Diese Wache war gut dreimal so st a r k wie jene der übrigen Privat- gebäude. Als Anfang Januar 1919 die Wache imLokal-Anzeiger vermindert werden sollte, weil man die Mannschaften anders- wo dringender benötigte, wurde derLokal-Anzeiger" bei der Revolutionskommandantur vorstellig mit der Bitte, doch von einer Reduzierung der Wache abzusehen, und konnte sich nicht genug tun mit der Versicherung seiner Sympathie mit der neuen Regie- rung. Da diesem Jammern trotzdem nicht stattgegeben werden sollte, kam am 9. Januar 1919 vom Verlag desLokal-Anzeigers" ein Schreiben, dessen mir vorliegendes Original die Worte enthüllt Wir stellen in unserem Namen das ergebene Ersuchen, doch die erforderlichen Mannschaften für ausreichenden Schutz auch weiter zu stellen und noch Verstärkungen zum Schutze unseres Hauses bei der Republikanischen Soldaten-» wehr anzufordern. Hat derLokal-Anzeiger" heute dies alles vergessen? Selbst-- verständlich! Heute hat er nämlich nicht mehr die bibbernda Angstoondamals!" .Jürstenwendc". Paul Bader hat es verstanden, in seinem SchauspielF ü r st e n w e n de", das jetzt im Rose-Theater seine Uraufführung erlebt, den Wahnwitz der Monarchie, ohne polemisch und etwa gar parteiisch zu werden, zu oeranschaulichen. Freiligrath sagte in der Kontrovers«, die er mit Herwegh ausfocht: Der Dichter steht auf einer höheren Wart« als auf der Zinne der Partei." Und wenn der Poet nicht Kämpfe der Gegenwart, sondern Ereignisse der Vergangenheit darstellt, so hat er sich nach oiejen Worten des Sängers der Revolution von 1848 zu richten. Paul Bader tat es. Er hat gelernt zu beobachten, und er schildert uns die Zustände in den depossedierten Fürstenhäusern, wie sie tatsächlich sind. Da ist der König, der noch immer nicht begreifen kann, daß er nicht mehr Herrscher ist und deshalb seine Familie bedrängt und tyrannisiert. Da sind die Prinzen, die just, wie wir es im Hohen- zollernhaus« in den letzten Jahren erlebten froh sind, einer Unter, drückung entronnen zu sein, die unerträglich war und dennoch er- tragen wurde, well man eben.Königliche Hoheit" war. Seine Majestät lauert auf Rehabilitierung, der einstmalige Thronerbe aber macht, vernünftiger als Vater Rex. sein Baumeistersxamen und ver- liebt sich bei dieser Gelegenheit in ein simples Töchterlein seines Professors. Der Wut von S. M. zum Trotz wird eine leibhaftige Prinzessin sage und schreibe Kunstmalerin, und eine andere Ange- hörige des Allerhöchsten Hauses verlobt sich mit einem simplen Adligen! Furchtbar, furchtbar, furchtbar! Wo bleibt da die Ligilimität? Aber und das ist das Traurige für alle Fürsten - dienert Baders Schilderung entspricht den Tatsachen. Er schlldert die Dinge so, wie sie eben sind. Und die Darsteller im Rose-Theater haben begriffen, was sie geben sollen. Paul Rose bietet einen König, der fürwahr wilhelminiert ist. Manfred Roses Krön- prinz a. D. ist vortrefflich. Großherzog Kuttner sei weiterhin besonders rühmend erwähnt. Anny Glienke, Hilde Hofer, Erna R u s s i g und Traut« Rose wollen wir nicht vergessen. Es klappte famos! j