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Nr. 384+44. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

Die Textilindustrie verdient!

Textilbilanz und Textilzölle.

webe.

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comm

Dienstag, 16. August 1927

Das unbefriedigende Kriegsschädenschlußgeſeh. Proteft der Liquidationsgeschädigten.

Fortgesetzte Vertenerung der Garne und Ge- geschädigten eine längere Erklärung zu dem bekannten lebergewinne der Industrie.

Die Hochkonjunktur im gesamten Textilgewerbe hat naturgemäß| Die Spinnmarge enthält die gesamten Fabrikationsauf­Ten Bedarf an Textilrohstoffen bedeutend erhöht. Im ersten wendungen, wie Löhne, Gehälter usw., die Vertriebskosten zu Halbjahr d. J. wurden bereits für mehr als eine Mil üglich des Unternehmergewinns. Die Spinnmarge itarde Rohmaterial importiert gegenüber rund zwei läßt sich für gröbere Garnsorten zutreffend errechnen, da für diese Drittel Milliarden im Vorjahre. Der Einfuhrüberschuß an Nummern zumeist Standardbaumwollsorten versponnen werden, Tegtilrohstoffen ist dem Werte nach von 510 Millionen im Garn Nr. 20 ist Rohmaterial von etwa 1,1 kilogramm erforderlich. von denen laufende Preisnotierungen vorliegen. Für ein Kilogramm crsten Halbjahr 1926 auf 920 Millionen gestiegen, hat sich also gegen Danach ergibt sich die folgende Entwicklung der Spinn­über dem Vorjahr nahezu verdoppelt. In der Menge ist marge: teilweise eine noch stärkere Erhöhung eingetreten, wie die folgende Begenüberstellung des Inlandsverbrauchs( Einfuhr nach Abzug der Ausfuhr) zeigt:

Einfuhrüberschuß an Textilrohstoffen

im ersten Halbjahr 1926/1927 in 1000 Doppelzenfner. erft. Halbjahr erft. Halbjahr

Garnpreis per kg Baumwoll. garn Nr. 20

Differenz Spinnmarge

M.

Spinnmaterial per kg Baumwollgarn Nr. 20 ( 1,1 kg Baumwolle)

1926

1927

Proz. Steigerung

Jahresdurch­schnitt 1913

902.

M

1,79

1,42

0,37

Baumwolle

August 1926

2,65

2,12

0,53

1068

2739

156 Proz.

Sept. 1926.

2,77

Wolle

2,06

0,71

716

1298

80

Dez. 1926.

2,36

Flachs, Hanf, Jute. Rohjeide

1,39

0,97

585 11

1 309

124

Januar 1927

2,42

1,47

0,95

18,5

68

März 1927.

2,53

1,60

0,93

Mai 1927

1,77

1,86

0,94 1,03

Der Bedarf der Baumwolle und Bastfasern verarbeitenden Industrien ist gegenüber dem Vorjahr auf mehr als das Doppelte gestiegen, die Wollindustrie hat ihre Roh. materialmengen um vier Fünftel, die Seidenindustrie um mehr als wei Drittel gesteigert insgesamt eine überraschend starke Aus­roeitung des Bedarfs an Tertilrohstoffen. Es ist nun an sich erklärlich, daß in Zeiten lebhaftester Inlands­fonjunktur und bedeutend erhöhtem Auftragseingang der Export fich nicht in gleichem Maße erweitert wie der Binnenabsatz. Be­centlicher ist es bereits, daß bei einer derartigen Ausweitung des Produktionsumfanges, wie wir ihn zurzeit in der deutschen Bertilwirtschaft erleben, der

Export von Textilwaren jogar rüdgängig

ift und obendrein die Einfuhr an Halbfabrikaten sich bedeutend steigert. Die deutsche Außenhandelsbilanz in Garnen, die an fich passiv ist, hat sich durch Mehrimporte enorm verschlechtert, der Aus­juhrüberschuß an Geweben hat sich durch Rückgänge im Export und durch erhöhten ausländischen Gewebebezug vermindert. Das zeigt die folgende Gegenüberstellung:

Mengen

in Mill. Rilogramm 1. Halb 1. Halb jahr 1926 jahr 1927 54,1

Werte

in Mill. Mart 1. Halb- 1. Halb jahr 1926 jahr 1927 69,5 289,5 310

Einfuhrüberschuß an Garnen. 8,3 Ausfuhrüberschuß an Geweben 35,5 26,3 887

Die deutsche Tertilbilanz im ganzen hat sich höchst ungünstig entwickelt. Der Einfuhrüberschuß an Garnen hat jich mehr als verfünffacht, dem Werte nach um 220 millionen bereits im ersten Halbjahr 1927 gesteigert. Der Ausfuhrüberschuß en Geweben ist un fast ein Biertel zurückgegangen, auch hier cine Abnahme von etwa 80 millionen, so daß allein für die Handelsbilanz gegenüber dem Vorjahre sich ein Defizit von 300 millionen zuzüglich der erhöhten Rohstoff cinfuhr von 700 millionen ergibt.

Der erhöhte Auslandsbezug von Textilwaren erklärt sich dadurch, daß die Konkurrenzindustrien, speziell die englische, elsässische und die tschechoslowakische, trop der hohen Zölle und größerer Frachtspesen die inländischen Abnehmer vielfach billiger und prompter beliefern fönnen als die inländischen Berfe. Nicht nur die ausländischen Garnnotierungen liegen er­heblich unter den deutschen, sondern auch einzelne Rohgewebe fönnen

hei Barzahlung in gleichwertiger Qualität vom Auslande billiger

bezogen werden.

An dieser Entwicklung trägt nicht etwa die Rohstoffpreis­bewegung, die ja auch gleichmäßig die Fabrikanten aller Länder trifft, die Schuld, auch die Gestaltung der deutschen Betriebskosten faktoren, sondern 20.301

die unvernünftige Preispolitik der Industrie, ¡ ie unter dem hohen 3ollschuh, begünstigt durch die Inlands­fonjunktur, ihre Preisforderungen willkürlich herauffezte. Die Bebereien, in noch höherem Maße die Spinnereien, benugen die cünstige Marktsituation, um ihre Gewinne außerordentlich zu Reigern.

Wie start sich

die Rentabilität der Baumwollspinnereien im Verlauf des letzten halben Jahres erhöht hat, dafür lassen sich leicht Anhaltspunkte finden. Der Garnpreis jetzt sich aus dem Preis hes Spianmaterials bei der Baumwollspinnerei also aus der Baumwolle und der sogenannten Spinnmarge" zusammen.

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Juli 1927

2,71 2,89

In einer Besprechung im Reichsfinanzministerium am Montag hat die Arbeitsgemeinschaft der Liquidations : Gefeßentwurf abgegeben. Zunächst wird festgestellt, daß die Dar stellung des Reichsfinanzministeriums über die Sizung vom 8. August infofern unrichtig ist, als die Vertreter der Arbeitsgemeinschaft den Entwurf vor Fertigstellung nicht gekannt haben und daß sie auch in feiner Weise ihren Dank ausgesprochen hätten. Der Wert der nach­träglichen Stellungnahme seitens der Verbände kennzeichnet sich dadurch, daß dennoch die Vorlage an Reichsrat und Reichswirtschafts­rat weitergegangen ist. Die Arbeitsgemeinschaft erblickt deshalb in Entwurf sei im Hinblick auf die Säße und die Zahlungsmittel pöllig dieser Aufforderung lediglich eine leere Geste. Der vorgelegte unerträglich, er bringe mit seinem Entschädigungsbedarf von 1 Milliarde ein Drittel des als maßvoll bezeichneten Not­wendigen. Auch sonst enthalte der Entwurf eine Reihe schwerer Mängel, die Rechtslage werde zuungunsten der Geschädigten ver schoben, dehnbare Bestimmungen lassen der Praxis einen gefährlichen Spielraum. Die Arbeitsgemeinschaft lehnt daher eine Erörterung des Entwurfes mit dem Reichsfinanzministerium im Hinblick auf die an­scheinende Unmöglichkeit einer grundlegenden Aenderung ab. glaubt überzeugt zu sein, bei Reichsrat und Reichstag größeres Berständnis für den Wiederaufbau und die Interessen der Ges schädigten zu finden.

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Die fanierungsbedürftige Maschinen- und Kranbau- A.-G. Düffeldorf. Die Maschinen- und Kranbau A.-G. Düssel­ dorf , die im Vorjahr gezwungen war, Geschäftsaufsicht zu bean= tragen und von der Gläubigerversammlung einen Zahlungsaufschub bis zum 31. Dezember erreicht hatte, konnte es auch im Laufe des Die Spinnmarge hat sich seit August 1926 von 53 Pf. auf letzten Wirtschaftsjahres noch zu feiner Rentabilität ihrer 1,03 m. erhöht, also nahezu verdoppelt, gegenüber der Vorkriegszeit Betriebe bringen. Im Gegenteil, die Lage der Gesellschaft ist weiter­fogar verdreifacht. Die Löhne, etwa 50 Proz. der gesamten Behin noch so kritisch geblieben, daß 50 Broz. der Gläubiget einen triebskosten, die 1913, auf ein Kilogramm 20er Garn berechnet, etwa 26,5 Pf. betrugen, sind seit der Vorkriegszeit insgesamt höch- währen mußten und daß trok entgegenstehender Erklärungen der weiteren 3ahlungsaufschub bis zum 1. Juli 1927 ge= ſtens um 60 Proz. gestiegen, gegenüber dem Vorjahre nur um etwa Berwaltung im Frühjahr die Gesellschaft feinen anderen Weg zur 7 Proz., durften sich also im Endpreis nur mit 3,5 Proz. auswirken. Diese Lohnsteigerung dürfte noch zum Teil wettgemacht sein, da die Sanierung des Unternehmens sieht, als das Attienkapital von Arbeiterzahl je Spindel zurüdgegangen ist, die Ar- 2,75 Millionen Mark im Verhältnis 5: 2 zusammenzulegen beitsleistung also zunahm. Wenn auch die übrigen Restenfaktoren: und durch eine Wiedererhöhung um 200 000 Mart zu neuen Geld­mitteln zu kommen. Die Ursachen der Schwierigkeiten, in denen Rohle, Gewerbeuntoften, Steuern usw. sich erhöhten, so ist doch die Verdreifachung der Spinnmarge und das entsprechend hohl sich das Unternehmen befindet, sind geradezu typisch für die Blanlosigkeit, mit der die kapitalistische Wirtschaft arbeitet. Niveau der Garnpreise vornehmlich auf die gesteigerten Ges minnzuschläge der Spinnereien zurückzuführen, die den hohen Kreditaktion für die Landwirtschaft im Jahre 1925 stachelte die Ge­Der Erfolg der ersten vom Staat in Szene gesezten Traktoren­3ollschutz in ihrer Preisstellung voll ausnuten und bei der starken Kreditaktion für die Landwirtschaft im Jahre 1925 stachelte die Ge­Abhängigkeit der inländischen Abnehmer von der Kartellmacht Kon- sellschaft zu einer regellofen Produktionssteigerung an, ungeheure Rohstofflager wurden angehäuft und der Erfolg war, junkturfondergewinne einstecken. daß bei der leicht vorauszusehenden Absatzstockung die Gesellschaft auf ihren gewaltigen Vorräten und Fertigwaren figenblieb. Eine Riefen­ferie von 1000 Motorpflügen mußte sogar mitten im Bau aus Geld­mangel abgebrochen werden. Die ersten Leidtragenden waren natürlich die Belegschaften, die zur Kurzarbeit übergehen mußten oder auf die Straße gesezt wurden. Die Bilanz weist gegenüber dem Vorjahr einen etwas besseren Stand auf, ist aber trotzdem noch sehr gespannt. Bemerkenswert ist die er ab fegung der Unkosten, die mit rund 280 000 m. nur die älfte des Vorjahres betragen. Aus dem von 0,69 auf 0,45 Mil­lionen Mark gesunkenen Rohüberschuß verbleibt nach Ab­zug aller Unkosten und Abschreibngen ein Verlust von rund 22 000 m., der sich einschließlich des Vorjahrsverlustes auf rund 198 000 m. erhöht. Anlagen und Maschinen weisen faum Ber­änderungen auf. Die von 0,32 auf 0,4 millionen Mart etwas ge= stiegenen Forderungen erreichen immer noch nicht bie Hälfte der von 1,3 auf 0,86 Millionen Mart gesentten Deckung. Da die Gesellschaft zurzeit in fast allen Abteilungen gut Schulden. Allerdings bieten die starken Vorratslager eine gewisse beschäftigt ist, fann damit gerechnet werden, daß die geplante Sanierungsaktion das Unternehmen wieder auf eine gefunde Basis stellt.

Die Garnpreise und die großen Gewinne der Spinner bieten natürlich wieder Anlaß zu erhöhten Gewebepreisen und zu erhöhten Gewinnzuschlägen der Webereien, und führen so zu einer starten Berfeuerung der Bekleidungsartikel, die schon in den letzten Wochen fühlbar wurde. Die Preispolitik der Textil­industrie, die nur unter dem 30llschutz und unter Ausnutzung der Kartellmacht so überspannt werden konnte, ist nicht nur eine ungerechtfertigte Bereicherung der Produzenten und schwere Be­faftung der Konsumenten, sondern stellt auch eine gar nicht ernst genug zu nehmende Gefahr für die gesamte Konjunkturentwid lung dar. Die Textilindustrie stand bisher im Zeichen der aus­geprägtesten Hochkonjunktur. Durch die Preiswillfür der Pro duzenten und die Verteuerung der Textilmaren, die den inneren Absatz bedeutend einengen müssen, wird ihr jede gesunde Grundlage geraubt. Absazstodungen fönnen bei den großen Engagements die gesamte Tertiwirtschaft gefährden und damit auch auf die anderen Märkte sowie die gesamte Konjunkturbewegung aufs ungünstigste einwirken.

Die Maschinenindustrie im Juli. Fortdauer der Konjunktur. Steigende Inlands­nachfrage.

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Auch im vergangenen Monat blieb trotz der vereinzelt ver­zeichneten sommerlichen Geschäftsstille in der Maschinenindustrie eine leicht ansteigende Kurve für Anfrage- und Auftrags­eingänge gewahrt. An dem vermehrten Auftragseingang ist das Inland und Ausland beteiligt. Nach den Betriebsmeldungen find nur noch 13 Proz. der Betriebe schlecht beschäftigt, während 61 Proz. eine genügende und 26 Proz. eine gute Be­schäftigung melden.

Von den einzelnen Zweigen der Maschinenindustrie sind be. sonders der Werkzeug und Textilmaschinenbau be. schäftigt. Auch der Landmaschinenbau, der seinen hohen Auftrags. bestand wegen der bevorstehenden Ernte beschleunigt abliefern mußte, verzeichnet weiterhin lebhaften Auftragseingang. Apparatebau hofft, daß die vorliegende Beschäftigung noch für die nächsten Monate ausreichen wird.

Der

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Deutsch - belgisches Kohlenabtommen. Das Kohlensyndikat be­stätigt den Abschluß des deutsch - belgischen Kohlenabtommens. Die Unterzeichnung durch die Vertreter des Rheinisch- Westfälischen Kohlensynditats sowie durch die belgische Regierung ist vollzogen. Es steht lediglich die Zustimmung der deutschen Regie. rung aus, die aber zu erwarten ist. Die Lieferung beginnt am 1. September. Die Reparationslieferungen find demnach bei Bel­ gien , wie es ja bei Frankreich in ähnlicher Weise der Fall ist, in die Form von freien Berträgen gefaßt. Die Lieferungen er­folgen teils unmittelbar an die Verbraucher, teils durch den Handel. Die verkauften Mengen werden über den Reparationsagenten ver­rechnet.

" Ferngasversorgung Westfalen G. m. b. 5." Die in den letzten Monaten zwischen den kommunalen Verbänden der Bro­der Kohlenperwertungs- A.- G. vinz Westfalen und Effen geführten Verhandlungen haben jetzt zu dem Ergebnis ge unter Führung der Provinz und maßgebender Betriebe mit den führt, daß sich die betreffenden Gemeinden und Gemeindeverbände Vereinigten Elektrizitätsmerken Westfalen zu Dortmund zu einer Interessengemeinschaft Ferngasversorgung Westfalen G. m. b. H." zusammengeschloffen haben.

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