Arbeiterfänger und Verfassungsfeier.
Eine Erklärung des Schubertchors.
Zu unserer Bemerkung über die Absage des Arbeiterfängerbundes bei der Verfassungsfeier im Funt= hause erhalten wir folgende Buschrift, die wir in ihrem vollen Wortlaut wiedergeben:
Nachdem die Stadt Berlin den Plan gefaßt hatte, eine Verfassungsfeier zu veranstalten, trat sie durch ihre berufenen Organe folgerichtig auch an den Arbeiter- Sängerbund betreffs Mitwirkung heran, damit dieser durch Stellung eines Männermassenchores das Programm bereichern helfe. Der Arbeiter- Sängerbund konnte seine Busage jedoch erst dann geben, wenn die Bereitwilligkeit der hierfür in Aussicht genommenen Chöre feststand. Durch ein Rund schreiben des Arbeiter Sängerbundes wurden die einzelnen Chöre aufgefordert, zur Frage der Mitwirkung schleunigst Stellung zu nehmen.( Die Zeit war reichlich knapp bis zur Verfassungsfeier.) In diesem Rundschreiben waren alle' mitwirkenden Faftoren aufgeführt, als letzter der
Arbeiter- Sängerbund, vor ihm rangierte der bürgerliche Sängerbund. Nun enthielt jedoch dieses Rundschreiben betreffs Mitwirkung das Wörtchen getrennt" in Parenthese, so daß die Annahme entstand, daß eine getrennte Feier gemeint sei. Denn daß das Auftreten der bürgerlichen Sänger und der Arbeiter- Sänger getrennt stattfände, war doch eine Selbstverständlich te it und brauchte nicht besonders betont zu werden.
Soweit mir bekannt ist, gaben daraufhin alle aufgefor derten Arbeiter- Chöre ihre Zustimmung zur Mit wirkung, darunter auch der Berliner Schubertchor. Etwa acht Tage später veröffentlichte die Tagespresse das offizielle Festprogramm. Dieses wurde nach einem Uebungsabend des Berliner Schubertchores zur Berlesung gebracht und entfesselte eine stürmische Debatte, in welcher alle Redner die Zurückziehung unserer bereits schriftlich erteilten Zusage verlangten mit der Begründung, daß wir in diesen Rahmen nicht hineinpassen und nicht gewilli sind, mit Mußrepublikanern vom Schlage eines Keudell, Schiele und anderer die Berfassung zu feiern. Kurz vorher hatte der Reichs= fanzler Marg demonstrativ seine Mitgliedschaft im Reichsbanner aufgegeben, was ihm den letzten Rest von Sympathie in Arbeiterkreisen genommen hat und was auch diesen Beschluß beeinflußt haben mag, der nun einstimmig gefaßt wurde und die Zurücknahme unserer Zusage verlangte. Genosse Schneider, der Gauvorsigende des Arbeiter- Sängerbundes hatte es nun in eigener Person unternommen, am folgenden Uebungsabend des Schubertchores diesen von seinem Beschluß abzubringen, was ihm jedoch nicht gelang, da der Chor einmütig auf seinem Standpunkt beharrte. Nachdem nun der als Leiter des Arbeiter- Sängerbundes im Funthaus vorgesehene Genosse Walter hänel sich mit dem Schubertchor solidarisch erklärte, dürfte diese Stellungnahme weitere Kreise gezogen und die Leitung des Arbeiter- Sängerbundes veranlaßt haben, die Mitwirkung abzusagen.
Inwieweit oder ob die anderen beteiligten Chöre dem Beschluß des Schubertchores beigetreten sind, ist mir nicht bekannt. Dies sind die Motive des Fernbleibens der Arbeiter- Sänger und alles andere muß ins Reich der Fabel verwiesen werden. Wenn auch außerdem noch technische Bedenken bestanden, so lag selbstverständlich kein Anstoßnehmen an ,, Lord Folefon" vor, noch waren die Arbeiter- Sänger genötigt, ihr Licht unter den Scheffel zu stellen. Betrüblich und unverständlich für echte und ehrliche Republikaner dürfte das Fernbleiben der Arbeiter Gänger bei der Berfassungsfeier und die hierdurch bedingte Berkürzung des Festprogramms wohl gewesen sein, doch mir dürfen wohl hoffen, daß unsere Motive gerade von den Kreisen, auf die es uns antommt, voll gewürdigt werden.
Es ist schon richtig, daß Politit nicht mit dem Ge= fühl, sondern mit dem Verstand gemacht werden muß, aber in diesem Falle ließ sich das Gefühl doch nicht ganz ausschalten. Franz Bachmann,
Borsitzender des Berliner Schubertchors.
Wir glauben, daß nach Wiedergabe dieser Darlegung an unserer Aufaffung nichts geändert werden braucht. Tatsächlich unserer Aufaffung nichts geändert werden braucht. Tatsächlich haben die Arbeiterfänger durch ihre nachträgliche Absage nicht nur unsere Genossen in der Berliner Stadtverwaltung und in der Breußenregierung in peinlichste Situationen gebracht, sie haben dadurch auch ihrem eigenen fünstlerischen Ansehen geschadet. Durch ihre Mitwirkung hätten sie schwankenden Gestalten gezeigt, daß die Republik trog Keudell und Schiele noch fest in den Gleisen steht, zum anderen aber auch dargetan, daß bei überzeugungstreuen Republikanern eben die Bolitik mit dem Berstande gemacht wird. So aber haben fie mur das Gefühl sprechen lassen und den Leuten vom Schlage Keudells einen sehr großen Gefallen getan. Und das war falsch, troz alledem!
Der deutsch - französische Vertrag.
Bevorstehende Unterzeichnung?
Paris , 18. Auguft.( TU.) Der deutsch - franzöfifche Handelsvertrag wird nach zuverlässiger Nachricht am Mittwoch, vormittag 9 Uhr 30 im französischen Han delsministerium unterzeichnet. Auf deutscher Seite wird die Unterschrift durch den deutschen Botschafter, Herrn von Hoesch, den Ministerialdirektor, Herrn Dr. Pofie. auf französischer Seite von Handelsminister Bokanowski vollzogen werden.
Augenblicklich sind die beiden Delegationen mit der Baraphierung des Vertrages beschäftigt, die sich bis in die späten Nachtstunden hinziehen dürfte.
Viele Tausende aus den Uferstaaten.
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Am Sonntag tagte in Arbon in der Schweiz eine Dreiländerkundgebung der Sozialisten aus Deutsch . österreich , der Schweiz und Deutschland , die sich unter zahlreicher Beteiligung, vom schönsten Wetter begünstigt, zu einer machtoollen Demonstration gestaltete. Borauf ging am Sonnabend abend in dem größten Saale zu Bregenz eine start besuchte Boltsversammlung, in der Friedrich Adler Zürich , Nationalrat Ellenbogen- Wien und Reichstagspräsident Löbe Berlin sprachen. Friedrich Adler und Ellenbogen streiften dabei die Wiener Vorkommnisse vom 15. Juli, während Löbe auf den Faschismus einging. Am Sonntag morgen tamen von allen Uferstädten am Bodensee , von Lindau in Bayern , Friedrichshafen in Württemberg , Konstanz in Baden , von Bregenz und aus dem Vorarlberger Hochlande, von St. Gallen, Winterthur , Rorschach , Romanshorn und Kreuzlingen festlich geschmückte Schiffe und Züge an, die viele Tausende von Sozialisten nach Arbon auf die herrliche Festwiese am grünen See brachten. Aus allen Städten waren die Parteigenossen mtt Musikkapellen, Bannern und Fahnen in großer Menge erschienen und ein imposanter Festzug bewegte sich durch und in die
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dann tam
In der Funktionärversammlung unserer Partei am gestrigen| bündler und sogar ein Kind erschossen und die Geschworenenmehrheit Abend sprach Genosse Dr. Julius Deutsch Wien über„ Die Bor- sprach im Bewußtsein ihrer Parteizugehörigkeit die Mörder frei. Die gänge in Wien am 15. Juli". Lange vor Eröffnung der Bersamm. Arbeiterschaft führte in namenlofer Empörung einen viertelstündigen lung war der Riesensaal des Lehrervereinshauses überfüllt. Proteststreif durch, wohldiszipliniert wie sonst immer. Aber Einleitend bemerkte Genosse Liedtke, daß sich der Bezirksverband wegen der Angriffe und der Berleumdungen, die auf unsere Wiener Genossen wegen der Julivorgänge geworfen worden sind, veranlaßt gesehen hat, aus berufenem Munde vor Berliner Arbeitern berichten zu lassen. Genoffe Dr. Deutsch,
lebhaft begrüßt, führte aus:
Wien , die sonst so ruhige Stadt, die Stadt des Sozialismus, war nicht imstande, die blutigen Vorgänge am 15. Juli zu bannen. Wenn man eine richtige Meinung von den Vorkommnissen erhalten will, muß man Wien und Deutschösterreich näher kennen. Der Frieden von Saint Germain hat diesen Nachfolgestaat des alten Desterreich- Ungarn fünstlich als ein wirtschaftlich und industriell unselbständiges Gebilde geschaffen, das sich überall von Bollmauern umgeben sah. Arbeitslosigkeit und namenloses Elend haben neben dem Ruin der Währung den Staat fast zum Zusammenbrechen gebracht. Aber im Staat selbst regten sich die Kräfte, die den Zusammenbruch abwendeten. Die Sozialdemokratie sagte, daß es möglich sein müsse, Deutschösterreich zu retten, wenn alle Klassen Opfer zu bringen bereit sind, bis es gelingt, den Anschluß an den lebensfräftigen deutschen Staat zu erreichen; daß dabei die Arbeiterschaft ihren Teil Opfer gern tragen wollte, versteht sich von selbst. Dieser Vorschlag wurde von den bürgerlichen Parteien nicht angenommen.
Das Bürgertum wollte gar nicht das Land mit Hilfe der Sozialdemokratie hochbringen, weil es sich vor den Konsequenzen der Arbeilerschaft gegenüber fürchtete. Seipel 30g vor, Deutschöfterreich mit Hilfe ausländischen Kapitals zu fanieren,
d. h. er lieferte das Land dem fremden Kapital aus und verzichtete auf die Selbsthilfe. Bald sah man, warum das fremde Kapital zu Hilfe gerufen wurde: die Opfer der Sanierung sollte die Arbeiterschaft allein tragen.
Gewiß, der Staat machte einen armseligen Eindruck, die Volks. wirtschaft mußte große Summen Goldes ans Ausland abtreten. Aber eine durchgreifende Besserung trat nicht ein. Die Not der großen Massen blieb tonstant. Das größte Gemeinwesen im Staat, die sozialdemokratisch regierte Stadt Wien , hat sich nicht ans Ausland verschuldet. Sie zog es vor, die Lasten der Sanierung auf die tragfähigen Schultern zu legen, im übrigen aber durch Selbsthilfe hochzukommen. Während also der Staat fümmerlich dahinvegetierte, blühte Wien auf. Die Arbeitslosigkeit nahm ab, das Elend verringerte sich,
Wien wurde im Sinne einer sozialen Kulfur aufgebaut. Selbstverständlich rief diese Aufbauarbeit den Haß der Reaktion her vor. Ohne Bedenken wurde der Patriotismus über Bord geworfen, mit Pelitionen und Denkschriften wandte man sich an das Aus= land, um Wien und die Sozialdemokratie zu verleumden. Reaktionäre Zeitungen in aller Welt arbeiteten für die christlichsoziale Partei. Gemeinsam gehen semitisches Kapital und Antisemiten gegen die verhaßte Sozialdemokratie vor. Dazu kommt der Einfluß der katholischen Kirche , die bei uns eine Vormachtstellung in der Politik hat. Sie brachte das Bündnis zwischen allen„ Antimarristen" in Stadt und Land zustande. Man stellte die öfter reichische Sozialdemokratie als den Ausbund allen Radikalismus hin, jederzeit bereit, den blutigen Umsturz herbeizuführen. Demgegenüber tann ich erklären:
mit jäher, elementarer Gewalt der Ausbruch des Rechtsgefühls der Maffen, eine Explosion des gläubigen Boltsgeistes, der Recht für Recht hielt und sich schamlos betrogen jah. Der Aufruhr brach aus.
Die Sozialdemokratie stand vor einer fertigen Tatsache, die Arbeiterschaft verließ die Betriebe und ging auf die Straße. Es fragt sich heute, ob nicht damals von der Partei oder dem Schutzbund eine Aktion unternommen werden mußte. Aber es ging alles so schnell, daß man kaum Zeit zum Denfen hatte. Schließlich wurde der Schutzbund alarmiert. Inzwischen waren aber die Zusammenstöße mit der Polizei erfolgt. In einem Teil der Stadt wurde durch den Schutzbund die Ruhe ohne Blutvergießen wiederhergestellt, die Polizei zurückgezogen und es schien, daß der Höhe punkt des Aufstandes überschritten war. Da zog die Menge, verstärkt durch unverantwortliche Elemente, die in jeder Stadt zu finden sind, zum Justizpalast und setzte ihn in Brand. Die Polizei schritt wieder ein, doch
der Schutzbund befreite die Feuerwehr und Polizisten, die im Justizpalast eingefchloffen waren.
Diese Abteilung des Schutzbundes hatte dabei stark mit den antisozialen Elementen zu kämpfen, fortgesetzt erfolgten Angriffe, Die einen vierzehnfach angesetzten Sturm zur Befreiung des Juffizpalastes erforderlich machten. In dem Augenblic, als Durchbruch und Befreiung vollbracht war, erschien abermals ungerufen die Polizei, diesmal von ihrer topflosen Führung mit Gewehren ausgerüstet, und eröffnete ein Salpenfeuer gegen Demon stranten, Feuerwehr und Schutzbund. Duzende fielen, dars unter viele Schuhbündler. Darauf lehnte es der Schutzbund ab, gemeinsam mit der schießenden Polizei gegen die Demons ftranten vorzugehen.
Mit der brutalen Gewalt wollte der Schutzbund nicht gemeinfame Sache machen.
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Er hatte bisher waffenlos, nur mit der Macht der Ueberredung- allerdings manchmal auch mit Fäusten die Ordnung hergestellt. Gegen die Polizei fonnte der Schutzbund nicht vorgehen, es sei denn, er hätte ebenfalls zu den Waffen gegriffen. Aber das hätte nicht nur in Wien , sondern im ganzen Lande den Bürgertrieg bedeutet. Die Sozialdemokratie und ihre Organisationen fonnten diese Verantwortung nicht auf sich nehmen; ein Kampf in Desterreich hätte das Eingreifen der Nachbarstaaten bedeutet, Reaktion und Faschismus hätten triumphiert, die Arbeiterflaffe, die Sozialdemokratie wären erledigt gewesen. Das war nicht der Preis des Kampfes, deshalb erfolgte der Befehl zum Abmarsch des Schutzbundes. Schweren Herzens wurde die bereits gefäuberte Straße freigegeben und
nun fetzte das furchtbare Blutvergießen durch die Polizei ein. Dabei zeigte es sich, daß nicht alle Polizist en so brutal vor gingen. Besonders waren es die Polizeischüler, die von den Offizieren mit Schauermärchen aufgeftachelt, glaubten ihre Kame raden rächen zu müssen. Wie Amofläufer raften sie durch die Straßen, überall schießend und blutvergießend. Jetzt erst fielcit so zahlreiche Opfer.
Es war ein Erzeß geboren aus Angst und Wut. Die Arbeiterschaft trat in den Generalstreit ein, dem ein Verkehrs streit folgte, die dann abgebrochen wurden. Schließlich wurde die Gemeindewache aufgestellt, nachdem die staatliche Polizei zurückges zogen war.
Wir waren in allen Phafen unseres Kampfes nichts als Sozialdemokraten und sind nicht einen Schritt von dem fozialistischen Programm abgewichen,( Lebhaftes Bravo! und Händeklatschen.) Nun kam der Wahlkampf im April dieses Jahres. Der erhoffte ( und bereits vor der Wahl verteilte) Mandatsgewinn des bürgerlichen Parteimischmasches blieb aus. Die Christlichsozialen verloren von ihren 67 Mandaten volle 9, wohingegen die Sozialdemokratie ihre Mandate um 3 vermehren konnte. Mit der erträumten Mehrlichen das Selbstbewußtsein zurück. Sie fühlten wieder Boden unter beit im Parlament war es für die Chriftlichsozialen aus. Selbstverständlich steigerte der Wahlfieg das Selbstbewußtsein unserer Genossen. Dabei ist verständlich, daß die politischen Zusammenhänge im Stadt- und im Staatsmaßstab nicht auch von allen Parteigenossen begriffen werden.
In den Industriezentren und in den Städten sind wir so start, daß der Arbeiter leicht die politische Konstellation im Gesamtstaat überfieht.
Er glaubt aus seiner Umwelt heraus, daß es möglich sein müsse, in kurzer Zeit den Staatsapparat in die Hand zu bekommen. Wenn auch beispielsweise das Bundesheer, die Gendarmerie und die Polizei durchaus nicht Werkzeuge des Bürgertums find, so fehlt doch an der Erringung der Macht noch vieles.
Bei uns hat eine starte Klassentrennung eine flare Scheidung der politischen Parteien herbeigeführt. Das Bürgertum in einem solchen Lande hat einen besonderen a ß gegen die Sozialdemofratie; man beginnt im fapitalistischen Lager einzusehen, daß man auf die Dauer die politische Macht nicht wird halten können. Die Reaktion begann aufzurüffen; Faschistenverbände, Hakenkreuzlerorganisationen, Heimwehren wurden gegründet, so daß die Sozialdemokratie ihren Shuzbund aufstellen mußte. Diefer Schutzbund hat die Republik gefestigt, er ist so start, daß er imftande ist, der Reaktion ein Paroli zu bieten. In all den Jahren ist niemand vom Schutzbund ein Haar gekrümmt worden, wohl aber hat der Schutzbund eine Reihe von braven Kameraden zu Grabe tragen müssen, die von bürgerlicher Mörderhand fielen.( 3ufru: Wie bei uns!) Die Justiz versagte; die Hakenkreuzler blieben straffrei( erneute zurufe: Wie bei uns!), und so stieg die Erbitterung der Arbeiter. Ichaft. Die Arbeiterschaft, die weiß, daß sie in den Gemeinden die Verwaltung unbestreitbar gut versieht, diese Arbeiterschaft sah, wie
eine völlig entartete Justiz
nur gegen sie auftritt und alle anderen straffrei läßt. Da tam der Mord von Schattendorf . Aus dem Hinterhalt wurden Schutz
Stadt zu dem Festplay. Außer den Rednern, die schon in Bregenz gesprochen hatten, hielten hier noch Nationalrat Huber- St. Gallen, der Vertreter der italienischen Sozialisten in der Schweiz , Domzetti, der Führer der österreichischen Metallarbeiter, Domes, der Vater der Kinderfreunde, Mar Winter, der Dichter vieler herrlicher Freiheitslieder, Mag Henkel, und Andersen Nerö Ansprachen. Das bunte Bild der Demonstration wurde verschönt durch die vielen Gruppen, die bis aus Mannheim , Heidelberg und tief aus Bayern und Württemberg gekommen waren. Salzburg hatte eine große Abtei lung des Republikanischen Schutzbundes entsandt. In der Stadt Arbon , die eine sozialdemokratische Mehrheit hat, war nahezu jedes Haus mit Fahnen und Girlanden geschmückt.
Die Beranstaltung verlief glänzend und wurde zu einer prächtigen Kundgebung für die Internationale der Arbeit und gegen den Faschismus.
Deutsch verwahrte sich gegen die Behauptung, als ob die Kommunist en irgendwie ausschlaggebend an den Vorkommnissen beteiligt wären. Dazu ist der Kommunismus in Wien zu schwach und zu un populär. Die Vorgänge geben jedoch den Bürgerden Füßen, als sie sahen, daß auch im Roten Wien die Flinte schießt und der Säbel haut. Im Parlament wollte man sofort die in Bor unsere Barteigenossen, die 43 Proz. der Size haben, konnten das verhindern. Man drohte mit Parlamentsauflösung und sonstigen Maßnahmen. Die Abwehr war jedoch so start, daß das Parlament unverrichteter Sache nach Hause ging. Die Erklärung unserer Genossen, daß troß des großen, über Wiens Arbeiterschaft gekommene Unglüd die Sozialdemokratie zum politischen Kampfbereit und entschlossen ist, tat ihre Wirkung. Die Aktionen der im Lande plötzlich aufgetauchten Heimwehren verpufften wirkungslos, die österreichische Arbeiterschaft war start genug, durch eine bloße Kampfandrohung diese Gefahren abzuwenden. Mit besonderem Nachdruck betonte Genosse Dr. Deutsch, daß die österreichische Sozialdemokratie aus diesem Kampf ungeschlagen und ungeschwächt hervorgegangen ist. Bei allen gegenteiligen Behauptungen ist der Wunsch der Vater des Gedankens. Die Vorgänge in Wien haben aber darüber hinaus bewiesen, daß es für die Arbeiterklasse stets gut ist, ruhiges, faltes Blut zu bewahren und die Disziplin hoch. zuhalten. Mit syndikalistischen Kampfmethoden ist im Befrei ungskampf der Arbeiterklasse gegen die Bourgeoisie nichts ausge richtet. Nur auf dem Boden der Demetratie, die beswegen noch fein Idealzustand zu sein braucht, ist der Kampf möglich. Wir Desterreicher, erklärte der Redner unter dem starken Beifall der Ver jammlung, find Sozialdemokraten und werden es bleiben. Wir erbliden in dem Kapitalismus unseren Todfeind, den wir mit den Mitteln der Sozialdemokratie bekämpfen werden. Die Macht der bürgerlichen Parteien in Desterreich wird an der alten Tradition der österreichischen Sozialdemokratie zuschanden gehen, das können wir unseren deutschen Ge nossen versichern.
Stürmischer Beifall dankte dem Referenten für seinen instrut tiren Vortrag. Von einer Diskussion wurde Abstand genommen. Der Versammlungsleiter, Genosse Litte, gab am Schluß der Versammlung dem Genossen Dr. Deutsch die besten Grüße der Ber liner Sozialdemokraten an die Wiener Genossen mit auf den Weg.
Transatlantischer Wettflug.
Datland( Kalifornien ), 16. Auguft.
Heute mittag begann hier der erste transatlantische Wettflug. Als erstes Flugzeug startete vor einer riesigen Menschenmenge der Eindecker Oklahoma zum Wettflug nach a wai. Der Eindecker Elcanto stürzte turz nach dem Start herab. Eine Tragfläche wurde beschädigt. Die Infassen wurden nicht verletzt. Das Unglück wird auf starten Seitenwind beim Start zurüdgeführt. Infolge des Sturzes der Elcanto wurde der Start von sieben weiteren Flugzeugen start verzögert.
Berufung in die Preußische Presseffelle. Wie verlautet, ist der frühere Berlagsdirektor der Germania", Dr. Raßenberger, in die Preußische Pressestelle berufen worden.