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Trübe Aussichten für öen Gzeanflug. Man ist.klug geworden. Dessau , lb. August. Die Besprechungen, die heule bei, Professor Junkers mit den leitenden Männern der Zunkers-Werke und der Piloten der.Bremen " und.Europa" flallsanden. dauerten bis in die späten Nachmitwgs- stunden. Sie beschäftigten sich vor allem mit der Sichtung und Er- örterung der Ersahrungen des ersten Versuchs und führten zu- nächst zu dem Ergebnis, dah fürs erste eine Wiederholung des Fluges nicht in Aroge kommt, auch wenn günstige Wetterkonstellationen eintreten sollten, würde in den nächsten Tagen ein neuer Start also nicht erfolgen. Ob er darüber hinaus noch vor dem Eintritt der Herbslwettcr Periode stallsindet, hängt von dem weiteren Verlaus der Besprechungen ab. Jedenfalls ist die Leitung der Zuitters-Werke der Auffassung, daß die.Bremen " die Probe bestanden und ihre Eignung für da» Projekt des Ozeanfluges bewiesen hat, um so mehr will man eine lleberstürzung der Wiederholung vermeiden und sich auch durch andere Ozeanflüge nicht beeinflussen lassen. In diesem Zusammenhang wird von den Zunkers-Werken auch betont, daß sie den Amerikastug nicht in erster Linie von der sportlichen Seite her ansehen, sondern unter dem Gesichtspunkt der technischen, der wissenschastlicheo und der praktischen Entwicklung des Flugwesens. Von anderer Seite wird gemeldet: Die Iunkers-Werke werden auch weiterbin von der Hamburger Seewarte sortlaufend über die Wetteraussichten beraten werden. Auf jeden Fall steht entgegen anders lautenden Meldungen fest, daß weder bei den Junkers- Werken noch bei den Piloten, die am liebsten in den nächsten Tagen wieder starten wollen, das Interesse an dem Ozeanflugprojekt nach- gelassen hat. Ebenso sicher ist aber auch, daß man die Frage der Wiederholung dieses Versuchs nicht von irgendwelchen Rücksichten auf die Zeit oder auf das Prestige eines ersten Fluges beeinflussen lassen will. Die Lehren der deutschen Ozeanflugversuche.. Aus Luftfahrtkreisen wird geschrieben: Der Ozeanflugverkehr kommt, und das Interesse, das jetzt der Norddeutsche Lloyd und die Dannstädter und Nationalbank gezeigt haben, beweist allein schon, daß die ernsthaftesten Kreise, dah die Träger des Schiffsverkehrs mit diesen Dingen rechnen. Die Herumleitung des Luftverkehrs um die Nordsee ist heute schon ein Anachronismus. Die Linienführung London Amsterdam Bremen Hamburg Kopenhagen wird durch ein über die Nordsee gelegtes Luftnetz ersetzt werden. Dieser See- luftoerkehr wird aber nicht ein Landslugzeug sein, sondern nam- hafte LuftfahrtlFute sind davon überzeugt, daß das Ueberseeflugzeug ein Wasserflugzeug ist. Für unseren fliegerischen Nachwuchs ist daher das Fliegen mit Wasserflugzeugen ein dringendes Er- fordernis und erforderlich ist auch, daß unsere Flieger die Seever- Hältnisse gründlich kennen lernen. Die Schwierigkeiten, die die Nord- see mit ihren Gezeiten bietet, tonnen und müssen überwunden werden. Was den Verkehr Europa Amerika und umgekehrt selbst anlangt, so wird auch hier vorerst nicht ein ununterbrochener, sondern ein gebrochener Flugverkehr eingeführt werden. Reisende werden künftig, wenn sie mit einem bestimmten Schiff zu bestimmter Zeit in New Port ankommen wollen, dieses Schist mit einem Seeflugzeug auf dem Ozean einholen und dann vom Flug- zeug in den Schnelldampfer umsteigen. Dem stehen natürlich heute noch große Schwierigkeiten im Wege, kober auch diese Schwierig- leiten sind nicht unüberwindbar. Im übrigen brauchte«in solcher Dampfer ja auch nicht auf dem Meere eingeholt zu werden, sondern er wäre vorerst an einem Landeplatz, z. B. in Plynwuth, zu er- reichen. Als dieBremen " zu ihrem Ozeanflug gestört� war, hatte sie sofort mit schlechtem Wetter, zu kämpfen und erst wrzch einem stunvienlangen schwierigen Kampf erreichte sie über Norderney die offene See. Dieser erste und vielleicht schwierigste Kampf wäre fortgefallen, wenn man gleich von Norderney aus abgeflogen wäre. Und in diesem Zusammenhang muß darauf hingewiesen werden, daß gerade Norderney einen der größten und modernsten Flug- Haien besitzt, der sowohl als Seeflughafen als auch aus Wasserflug - Hafen in Frage kommt. Die Flugeinrichtungen in Norderney , die immerhin einen Wert von mehr als zehn Millionen Mark repräsentieren, gehören dem Reich, und es ist deshalb notwendig, daß man sich der Bedeutung dieses Hasens auch erinnert.

Der Sprung über den Rasen. Ein kleines Versehen, wie es jeden Tag vorkommt, wurde einem lang« gesuchtenschweren Jungen" zum Verhängnis. In der Greifs- walder Straße lief ein Mann über den Rasenstreifen. Weil das verboten ist, so erwischte ihn ein Schupomann, der in der Nähe stand und auf seine Umgebung scharf aufpaßte. Der Ertapot« weigerte sich, seinen Namen zu nennen. Da er obendrein nocy ausfallend wurde, so brachte ihn der Beamte nach der nächsten Wache. Hier gab er so undeutlich als möglich einen Namen an, derSoda ",Sowa" oder auch ähnlich lauten konnte. Gerade dieser Name aber fiel den Beamten auf, weil sie sich erinnerten, daß ein 30 Jahre alter Franz Sowa, ein Fleischer und Seemann , wegen schweren Raubes von Bremen her schon längst gesucht wurde. Die Feststellungen ergaben, daß der Uebertreter des Rasenverbots in der Tat dieser vielgesuchte Seemann war, der stets seinen Namen zu verschleiern suchte. Er behauptet allerdings, daß er ihn überall und immer richtig gesagt habe. Die Beamten hörten nur nicht richtig hin und schrieben ihn deshalb falsch auf. So sei er ohne seine Schuld zu den vielen Namen gekommen, wieSahawe",Sower" und anderen Variationen seines Familiennamens. Sowa, in seinen Kreisen auch unter dem Namen B o x e r f r a n z" bekannt, ist gefürchtet wegen zweier Tricks. In Berlin ist er auch als Kircheneinbrecher bereits bekannt. Bei Raubüberfällen oerläßt er sich auf dendänischen K u ß", das ist ein Seemannsausdruck für einen Schlag mit der Handkant« gegen die Halsschlagader, der den Gegner unweigerlich zu Boden streckt. DerL i p p« n t r i l l e r", denBoxerfranz", ein Mann, der auf seiner Brust ein großes Vollschiff tätowiert hat, eben- falls gern anwendet, ist ein Schlag mit den Knöcheln der geballten Faust gegen die'Vorderzähne. Er streckt zwar nicht immer gleich zu Boden, wirkt aber doch auch so, daß der, der ihn erhält, für eine Weile außer Gefecht gesetzt ist. Dem Schupo- mann gegenüber verzichtete derschwere Junge" auf beide Tricks. Er dachte auch wohl nicht daran, daß ihm die einfache Uebertretung eines PolizeiverSots so gefährlich werden könne. Der Verhastet« wird auf dem nächsten Wege nach Bremen gebracht. Paßfälscher. Interessante Einblicke in das Auswanderungswesen, insbesondere in die Kreise der östlichen Auswanderer nach Amerika , gewährte eine Verhandlung vor der Strafkammer des Land- gerichts I. An der holländischen Grenze in Bentheim war ein Reisender ohne Sichtvermerk angehalten worden, weil er dem Grenzbeamten dadurch aufgefallen war, daß sein Dialekt ihn als Polen verriet, obgleich sein Ausweis auf den deutschen Namen Ritter " lautete. Bei seiner Festnahme stellte sich dann heraus, daß er seinen Ausweis, der von der Polizeidirektion Oppeln stammt«. in Danzig von einem gewissen Z e m a k o w i k z gekauft hatte. In seiner Vaterstadt Bialystok wohnte ein Verwandter dieses Z., der ihm seinerzeit angeboten halte, ihm das Fortkommen durch Empfehlung an einen Herrn in Danzig zu erleichtern. Dieser würde ihm alle notwendigen Papiere beschaffen. Als er auf dieses An- gebot eingegangen war, hatte er dann an der verabredeten Stelle den Z. vorgefunden, der ihm für 400 Dollar olles übergab, was er für die Schiffsreise brauchte. Beim Eintreffen im Hafen von New Pork wurde jedoch dank eines besonderen Ueberwachungs- systems entdeckt, dah der Namenszug des amerikanischen Konsuls, der den Sichtvermerk angeblich erteilt hatte, o e- fälscht war. Infolgedessen wurde der Festgenommene mit dem

nächsten Dampfer nach Europa Zurucktransportiert. Die Einzelheiten dieses Vorfalles hatten nun auf eine Fälscherzentrale hingewiesen, deren Kopt ein gewisser K a p l a n a s sein sollte. Unter diesem Namen hielt sich nämlich in Berlin ein Litauer aus, der durch seinen Verkehr mit den Kreisen der Auswanderer in den Hotels am Stettiner Bahnhos Verdacht erregt hatte. Er wurde infolgedessen verhaftet und eine Reihe von Zeugen erkannten auch in Kaplanas denjenigen wieder, der bei den Auswanderern sich Zemakowikz genannt hatte. Der eingelegten Haftbeschwerde wurde von der Straskammer mit der Begründung nicht stattgegeben, daß außer einem dringenden Tatverdacht bei Kaplanas als Ausländer gerade deswegen auch Fluchtverdacht begründet sei, weil er durch die ihm zur Last gelegten Taten seine Geschicklichkeit in der Anfertigung falscher Pässe' für andere und natürlich erst recht für sich selbst bewiesen habe.__ tzalensee-Witzleben. Eine newe Brücke zur Erschließung des Messegeländes. Die in der sogenannten Fiskalischen Straße über die Gleise der Stadtbahn führende und unmittelbar an der Avus liegende kleine Brücke wird demnächst abgerissen und durch ein« drei» mal so große ersetzt werden, die SO Meter weiter südlich liegen wird. Es handelt sich um eine moderne, eiserne Bogenbrück«, die ungefähr 60 Meter lang und 30 Meter breit sein wird. Ueber konstruktive Einzelheiten schweben zurzeit noch Verhandlungen. An- schließend an den Neubau wird mit der ebenfalls dringend notwen- digen Verbreiterung und Verbesserung der jetzigen Fiskalischen Straße begonnen werden, die am Kronprinzendamm beginnt und in die Königin-Elisabeth-Straße mündet und die über der Straßenbahn durch die vorerwähnte Brücke unterbrochen wird. Mit dem Brücken- neubau und der Verbresterung der Straße soll eine direkte Ver- k ehr s ve rb i n dun g zwischen Halense« und Witz- leben bzw. dem Messegelände geschaffen werden. Bisher mußt« der starke von Grunewald , Halensee usw. kommende Wagenverkehr nach Witzleben, Pichelsdorf usw. über den Umweg durch die Holtzen- dorfstraße geleitet werden. Nach Vollendung der Straße wird die Straßenbahn auch eine direkte Linie von Grunewald nach Ehar- lottenburg laufen lassen. Die Kosten für das Gesamtprojekt sind mit etwa 3 Millionen Mark oeranschlagt. Auch mit der B e b au u ng des Messegeländes dürfte demnächst begonnen werden._ �Gegner von Schwarzrotgolö/ Aus Lehrerkreisen erhalten wir folgende Zuschrift: Unter diesem Thema wurde in der Abendausgabe desVor- wärts" vom Freitag kritisiert, wie sich die Schüler derLiebig- Realschule" am Verfassungstage anfänglich geweigert haben, am Festzuge zum Sportplatz Friedrichshain teilzunehmen, weil eine Reichsflagge vorangetragen wurde. Die Brandmarkung dieses Falles ist durchaus berechtigt. Die aufrechten Republikaner haben die Pflicht, solche Vorkommnisse allemal bekanntzugeben und da- gegen einzuschreiten. Ob aber die Bemerkung, dah das Verhalten der Schülerein recht trauriges Zeichen für den Geist, der in der Verwaltung-der Liebig-Realschule herrscht," sei, zutrifft, ist nicht ohne weitereit sicher. Unter durchaus republikbejahenedr Leitung hat sich bei der Verfassungsfeier einer Berliner Berufsschule folgendes gezeigt: Schon bei der Rede und den Rezitationen, die ein starkes Bekenntnis zur demokratischen Republik waren, zeigte sich in ein- zelnen Grüppchen der Schülerschaft eine gewisse Unruhe, ja, schüchtern« Ansätze zu leichten Störungen. Nach einem sehr schwach aufgenommenenihoch" auf die Republik folgte das Deutschlandlied, das fast ausschließlich vom Lehrerkollegium gesungen wurde. Nach der Entlassung der Schüler fand sich im Hausflur erne kleine Gruppe, die dieInternationale" anstimmte.Woher rührt solche Verhetzung, die den Jugendlichen den Begriff des neuen Staa- tes und damit den Begriff des Vaterlandes verekell?" Die Hetzer sitzen hier links, ganz links. Andere Begeben- heften an der Schule bekräftigen das. Es ist eine Schwäch« im republikanischen Lager, die Schädlinge am Dolksstaat immer nur bei der politischen Rechten zu suchen: die Kommunisten sind mindestens ebenso skrupellos. Es ist z. V. völlig ab­wegig, wenn eine große weltliche Schule im Berliner Osten ihrem Festzuge keine Reichsfahne voranträgt, umböses Blut" zu ver- meiden. So macht man Kommunisten nicht still, so läßt man sie Triumphe feiern! So hält man der Schule nicht Erschütterungen fern, sondern so untergräbt man ihre Autorität vollends! So wirbt man nicht für den Volksstaat, sondern man hilft ihm das Grab schaufeln! Es muß das Ziel aller derer sein, die irgendwie mit der Jugend zu tun haben, in ihrem Herzen die Idee des Volts- staates fest zu verantern. Und gerade die Arbeiter- j u g e n d hat darin voranzugehen. Sie hat sich dessen bewußt zu sein, daß sie das Erbe ihrer Väter, das unter unsäglichen Mühen aufgeschichtet wurde, zu wahren und zu mehren hat. Reicher Heringssegen. Der Beginn des Herinysfanges der beut- schen Hochseefischerei ist bisher von großem Erfolg gewesen. Die Heringe sind in diesem Jahre großfallend und von hervorragender Qualität. Es kommen in dieser Woche zum Derkauf: frische geräu- cherte Bücklinge Pfund nur 45 Pf., ferner frische Heringe Pfund 25 bis 30 Pf., frischer Kabliau, im ganzen Fisch Pfund 35 Pf., im Anschnitt entsprechend: frischer Rotbars Pfund 35 Pf. Die Verkaufsstellen sind durch Plakat« kenntlich gemacht und befinden sich in den Ladengeschäften, in den Markthallen und auf den Wochenmärtten. Bücklinge sind sehr vitaminreich und daher nahrhaft.

Es ist außerordentlich verdienstvoll, heute das Problem Bayreuth auch im Rundfunk vor einer großen Hörerschaft zu diskutieren, allerdings nicht in der Art Dr. Hans Siegfried Webers, der sein ReferatBayreuth und die deutsche Kultur" durchaus dithyrambisch ausgestaltet. Wir brauchen augenblicklich keine pathetische Reklame für Bayreuth und für Richard Wagner , der noch immer zu den am meisten ausgeführten Komponisten gehört. Das große Erlebnis, das derRing" oderTristan" vermittelt, tritt für Empsängliche in der Berliner Oper genau so gut ein wie in Bayreuth , und in Berlin noch eher, rvemr man die Liste der aufführenden Sänger betrachtet. Man soll endlich den alten geschwollenen Phrasenkram von echtem Volkstum, Religion, Mystik und Siegfried Wagner in Verbindung mit Bayreuth erledigen. Vorschläge wären notwendig, wie man das durchaus private Bayreuth zu einem Sitz wahrer deutscher Volks- kunft machen könnte: aber der Rundfunk darf fein« Hörer nicht mit längst überlebten Herzensergießungen einer schönen Bayreuthseele tödlich langweilen. Di« Abendveranstaltung heißtMutter Erde". In einer beruhigend kurzen Einleitung sprüht Dr. Paul Kaßner von der Sehnsucht der Großstadtmenschen nach EidoerbuNdenheft. nach Wald und Sonne. Einen Abglanz der Welt da draußen, die der Großstädter nicht mehr als sein eigen ansprechen darf, soll die Ver- anstcrltungMutter Erde" vermitteln. Wunderschön der Auftakt Schumanns Genoveva" unter M e y r o w i tz. Aber die Gedichte und die Prosa, unter anderen auch von Wagner und Zech, von Walter F r a n ck krafwoll und tönend ohne seine übliche Schärfe des Vortrags gesprochen, beschäsngen sich nicht immer mit der Erde. Hin imd wieder als Kontrast etwas Städtisches. Doch in der Musik Schumanns und Schuberts lebt das Naturhafte am stärksten. Bronegeest ist wie immer ein meisterhaster Liedersänger. F..

ftuch ein»Diebstahl. Weil ernicht die Form wahrte"., Die Ueberlastung der Gerichte wird hin und wieder durch eins Verhandlung eigenartig beleuchtet, denn trotz aller Anordnungen und Verfügungen gibt es immer noch Anklagen, die nicht nur un« haltbar, sondern geradezu unnötig oder unverständlich sind. Em Schulbeispiel hierfür war die gestern vor der Berufung?« straskammer des Landgerichts III anstsbende Verhandlung gegen einen Forstarbeiter L., die auch in juristischer Beziehung sonderbor anmutete. L., der auf dem Rittergute Glienecke arbeitete, hatte auf dem Gutshofe einen Hühnerstall zur Benutzung überwiesen erhallen. Da dieser sehr reparaturbedürftig war, wurde ihm dann für die Ausbesserung auch Holz zugeteilt. Anstatt dieses jedoch aus einem ihm bezeichneten Stapel zu nehmen, nahm er, um die Ausbesserung des Daches und der Tür gründlich und besser machen zu können, sechzehn Latten aus einem Haufen, die für andeoe Zwecke bestimmt und schon besonders zugeschnitten waren. Der Gursoberinjpektor machte daraufhin L. Vorhaltungen und da, wie er als Zeug« vor Gericht bekundete. L. ihn deswegen zur Redck! stellte, undnicht die Form wahrte", erstattete er gegen ihn Anzeige wegen Diebstahls. Merkwürdigerweise erhieft der 62jährige bisher völlig unbestrafte Mann dann nicht nur eine Anklage wegenDiebstahls". sondern er wurde auch vom Schöffengericht Spandau wegen dieses Vergehens zu 20 M. Geldstraf« verurteilt, obgleich doch das an- geblich gestohlene Holz zur Reparatur des dem Rittergut gehörigen Hühnerstalles oerwendet worden war und dort geblieben wäre, wenn der Angeklagte sein« Stellung verlassen hätte. Von einer rechts- widrigen Zueignung im Sinne des Diebstahlsparagraphen konm: also nicht die Rede sein. Der Staatsanwalt des Berufungsgerichtes und dieses selbst revidierten auch ohne weiteres das schöffengericht- liche Urteil, indem L. von der Anklage des Diebstahls noch dem Antvage des Staatsanwalts freigespro che n wurde.

Ruppolts Schulökonto. Immer wieder«tette Verfehlungen. Die Untersuchung gegen den ungetreuen Rachlaßpfleger Paul Ruppolt bringt fast täglich neu« Verfehlungen an den Tag. Wir berichteten bereits über die gestern vorgenommene Haus. suchung. die anschließend an die Festnahme der Ehefrau des Flüchtigen von Kriminalkommissar Kanthack und seinen Beamten vorgenommen wurde. Zu den 10 000 M., die Frau Ruppolt von einem Geheimkonto abgehoben und angeblichverlegt" hatte, sind noch weitere 1000 0 M. gekommen, also insgesamt 20 000 M. Man hat jetzt auch den Verbleib des Geldes aussindig gemacht. Frau Ruppolt hatte«s zusammen mit einer Anzahl wertvoller Schmucksachen und einem Kästchen mit goldenen Zwanzigmartstücken bei einer Firma im Westen der Stadtsichergestellt". Dort wurde der Schatz gefunden und beschlagnahmt. Auch verschiedene kostbare Pelze, die einer Großhandlung zur Konservierung übergeben worden waren, sind ohne Zweifel von den unterschlagenen Geldern gekauft und daher ebenfalls beschlagnahmt worden. Nach Abschluß ihrer Vernehmung wurde Frau Ruppolt wieder auf freien Fuß gesetzt, da einerseits eine Verdunkelungsgefahr kaum noch zu befürchten ist und anderer« seits die Kinder des Paares nicht ohne Wartung bleiben können. Inzwischen schwillt dos Schuldtonto Ruppolts täglich mehr an. Jetzt haben sich wieder ErbenausSpanien gemeldet, in deren Auf- trag Ruppolt erst kürzlich ein großes Miethaus im Westen verkaufte. Nach Abzug sämtlicher Unkosten sollten nach seiner Angabe von dem Erlös nur 3000 M. übriggeblieben fein, aber auch dieses Geld haben die Erben noch nicht zu sehen bekommen. Die Dienststelle ss. 3 der Kriminalpolizei ist immer noch mit der weiteren Aufklärung seines Treibens beschäftigt und nimmt nach wie vor all« zweckdienlichen Mittellungen entgegen. Wochenende mit den NatvrfreuaSen. Der TouristenvereinDie Naturfreunde", Zen« trale W i e n, hat es sich zur Aufgabe gestellt, neben seinen ständigen Fahrten für seine Mitglieder auch weiteren Kreisen der arbeitenden Bevölkerung die Kenntnis von Land und Leuten zu vermitteln. Er hat die Einrichtung der billigen Wochenendfahrten geschossen, bei der jedem, also besonders auch N i cht Mitgliedern, die Möglich- keit gegeben ist, für geringes Geld einen Tag lang au« der stickigen Großstodtluit heraus in Feld und Wald zu kommen. Daß dabei nicht nur auf die ideelle, sondern auch auf die materiell« Seite die notwendige Rücksicht genommen wird, bewies eine Fahrt am letzten Sonntag nach Fürstenberg in Mecklen- bürg bis Lychen . Für 5,30 Mark hatte man die Bahnfahrt in einem Extrawagen und zweimalige Motorbootfahrt. Die leiblichen Bedürf. nisse konnte jeder selbst nach Können und Geschmack befriedigen:- und Trintzwang kennt man beim Touristenverein nicht. Früh um HS Uhr gings vom Stettiner Bahnhof los nach dem freundlichen Städtchen in Mecklenburg , das auch jetzt von den schönen, aber etwas teuren Wochenendvmnibussen der Aboag besucht wird. Nach hurzem Rundgang durch das Oertchen sührte«in bequemes Motor- boot in einer Extrasahrt die Großstadtflüchtlinge über den B a g l e n- und S t o l p s e« ins Brandenburgisch« hinein nach dem alten Himmelpsort mit seiner Zistersiensterklosterruine. Der in seiner ganzen herrlichen Natürlichkeit erhaltene Woblitzkanal wurde in langsamster Fahrt durchfahren, und schließlich ging's über den großen L y ch e n s e e nach Lychen selbst. Ein Spaziergang im Lychener Stadtforst vermittelte den Teilnehmern einen seltenen Genuß. Laub- und Nadelwald im saftigsten Grün nahm die Won- der« auf, dazwischen leuchteten die klarblauen Fluten de« großen Sees. Eine Rast im beschaulich-stillen Städtchen, die Wassersahrt zurück und schließlich ein« angenehm« Bahnfahrt im eigenen Bahn- wagen beschlossen den schönen Ausslug. Die Wochenendfahrten der Naturfreunde sind auch für ältere Leute gut ausführbar. Man kann nur wünschen, daß recht viele von der Gelegenheit, zu erschwinglichen Preisen einen Tag lang in die Natur zu kommen, Gebrauch machen. Die nach st en Fahrten finden statt: am 3. bis A. September durch die Märkische Schweiz, am 11. bi? 12. September durch den Spreewald, am 17. bis 1». September durch denWörlitzerParkbei Dessau. Di« Ankündigungen erfolgen rechtzeftig im lokalen Tell desVor­wärts". Selbstverständlich verfolgen die Naturfreunde keinerlei Erwerbsabsichlen mit diesen Veranstaltungen. Die OrMmisation und die Führung ist völlig kostenfrei. Milch-Fachleute in Berlin . Vom 16. bis 13. August tagt der Verband Deutsches Molkereifachleute E. V. in den Räumen des Zoologischen Gartens(Lichtenstsinsaal). Der Verband, dem 36 Vereine mit rund 4500 Mitgliedern angehören, erstrebt, gleich allen anderen Er- werbszweigen, Hebung des Umsatzes durch qualitativ« Verbesserung der Ware und in weiterer Folqe Verdrängung ausländischer Er- Zeugnisse, verbunden mit der Lerbairdstagung llt eine A u s st e l- lung von Neuheiten und Verbesserungen auf dem Gebiete des Lerpackungswesensfür MUch und all« milchwirtschaftlichen Erzeugnisse. Die Ausstellung wurde gestern in Anwesenheft von Bertreiern des Ernährung-- und Landwirt- schaft-ministeriums eröffnet. Für die besten Leistungen wurden von den Ministerien wie auch von verschiedenen Verbänden und Ver- «inen Ehrenpreise in Form von Medaillen und Porzellangegen- ständen gespendet. Die Ausstellung enthält u. o. verschiedenartige neue Milchslaschenverschlüsse. deren Bedeutung in hygienischer Be- ziehunq ja«ine ziemlich weittragende ist. Reinigung«, und Füll. anlagen, verbesserte Melkmaschinen, Filterapparatur« usw.