Auch doppelzüngig.
Doktorfrage.
Deutsche Kleinstaaterei. Teutsche Volkspartei konkurriert mit den Deutschnationalen Wildungen verliert die Geduld.- Eine staatsrechtliche Der Demokratische Zeitungsdienst hatte behauptet, die Reichsgeschäftsstelle der Deutschen Bolts= partei in Berlin habe am Berfassungstag schwarzrotgold geflaggt. Dazu erklärt die ,, Tägliche Rundschau":
,, Wir können dem Demokratischen Zeitungsdienst verraten, daß das Haus, in dem sich die Räume der Reichsgeschäftsstelle der Deutschen Volkspartei befinden, sogar doppelt schwarzrotgeld beflaggt mar. Einmal hatte der Hauswirt, der Mitglied der Demokratischen Partei ist, eine schwarzrotgoldene Fahne am Hause angebracht, und dann hatte die Reichs post, die in demselben Hause Amtsräume hat, ebenfalls schwarzrotgold geflaggt. Die Reichs gefchäftsstelle der Deutschen Volkspartei hat mit dieser Beflaggung jedoch nichts zu tun. Also war die Freude über den befehrten Sünder verfrüht."
Herr v. Kardorff, führender Parlamentarier der Deutschen Volkspartei , hat am Berfassungstag im Reichstag die offizielle Feftrede gehalten. Er sprach über Schwarzrotgold:
,, Auch wer wie ich mit heißer Liebe an Schwarzweißrot hängt, auch wer wie ich den Wechsel der Farben in der Stunde der Not aus tausendfachen Gründer für einen Fehler, vor allem aber darum für einen Fehler gehalten hat, weil er unser innerpolitisches Leben um einen anscheinend unüberbrückbaren Gegensatz bereichert hat, der muß das eine bekennen, die gesetzlich festgestellten Reichsfarben Schwarzrotgold müssen geachtet werden.
Ein Land, das seine eigenen Farben nicht achtet, fann feinen Anspruch erheben auf Achtung der Welt. Und darüber hinaus werden wir bekennen müssen, daß die heute geltenden Reichsfarben werden wir bekennen müssen, daß die heute geltenden Reichsfarben mit der deutschen Geschichte des vergangenen Jahrhunderts aufs engste verknüpft sind.
Denn als die deutsche Burschenschaft nach den Frei heitskriegen sich die Pflege des Glaubens an die innere Freiheit und die Einheit des Vaterlandes zur Aufgabe gemacht hat, wählte sie Diese Farben. Und als diese vom hohen Idealismus getragenen Männer in dunkler Zeit ihren Glauben an Deutschlands Einheit und Freiheit mit ihrer bürgerlichen Existenz und mit einem Leben hinter Kertermauern bezahlen mußten, als sich ein unerhörter Polizeidruck wie ein Mehitau auf fortfchrittliches und freiheitliches Denken legte, als diese ideale Bewegung ihr Ende erreicht zu haben schien, da konnte ein Dichter flagend fagen:
,, Das Band ist zerschnitten, War Schwarz, Rot und Geld, Und Gott hat es gelitten,
Wer weiß, was er gewollt."
Aber es sei weiter daran erinnert, daß am 7. März 1848 von Preußen der Antrag gestellt wurde, beim Bundestag über dem Palais Taris in der Eschenheimer Caffe die schwarzrot goldene Fahne zu hiffen; es sei daran erinnert, daß der
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Kaiser Friedrich als Kronprinz in Versailles fich für diese
Fahne ausgesprochen hat, und daß kein Geringerer als Heinrich von Treitschte sie die Farben der deutschen Sehnsucht genannt hat. Und endlich: diese Farben sind das Sinnbild des großdeutschen Gedankens.
Und an diesem großdeutschen Gedanken wollen wir doch fest= halten, und wir wollen auch heute der Ueberzeugung Ausdruck geben, daß auf die Dauer feine Macht der Erde start genug fein wird, zu verhindern, daß eines Tages das deutsche Deutsch- Desterreich mit dem Heimatlande, in welcher staatsrechtlichen Form auch immer, vereint und verbunden sein wird."
So Herr v. Kardorff. Die Reichsgeschäftsstelle der Deutschen Volkspartei in Berlin aber legt Wert darauf, die Farben der Republit nicht zu zeigen und nicht zu achten. Es scheint, daß sie den Ehrgeiz besigt, eine Konkurrenz in Doppelzüngigkeit und Berlogenheit zwischen deutschnationaler Politik und volksparteilicher Politik zu eröffnen.
Qualität der Produktion.
Von M. Soft schenko.
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Bei meinem Bekannten Gussem wohnte ein Deutscher aus Berlin . Er mietete bei ihnen ein Zimmer. Wohnte bei ihnen fast zwei Monate. Er war nicht irgendein Finne oder von sonst irgendeiner Nationalminorität, sondern ein richtiger Deutscher aus Berlin . Russisch konnte er gar nicht. Mit seinen Wirten verständigte er sich mit den Händen und mit dem Kopf.
Natürlich kleidete sich dieser Deutsche blendend. Reine Wäsche. Akkurate Hose. Nichts lleberflüssiges. Direkt wie aus dem Kasterl. Und als dieser Deutsche wegfuhr, ließ er seinen Wirtsleuten viele Sachen zurück. Eine ganze Menge ausländischer Sachen, verschiedene Fläschchen, Kragen, Echächtelchen. Außerdem fast zwei Paar Unterhosen. Und einen Sweater, taum zerrissen. Dabei spreche ich gar nicht von verschiedenen Kleinigkeiten für Herren- und Damenbedarf. Das alles legte man in einen Winkel beim Waschtisch. Die Wirtin, Frau Guffew, eine ehrliche Dame, man fann nichts Schlechtes von ihr sagen, deutete dem Deutschen vor seiner Abreise an: ,, Bitte, bitte, haben Sie nicht in der Eile irgendwelche ausländische Produktion hiergelassen?"
Der Deutsche schlug mit dem Kopf aus, was bedeuten sollte: ,, Bitte, bitte, nehmt alles, es ist nicht der Rede wert, ich stehe nicht darum."
Da verteilten die Wirtsleute die zurückgelassene Produktion. Gussem selbst legte fogar ein ausführliches Verzeichnis der betreffenden Sachen an und zog natürlich gleich den Sweater über und nahm die Unterhosen an sich. Dann ging er zwei Wochen lang herum, die Unterhosen in den Händen. Zeigte fie allen, war übermäßig stolz darauf und lobte die deutsche Qualität.
Die Sachen waren zwar sehr abgetragen und hielten im allgemeinen kaum zusammen, aber es war richtige ausländische Ware, Die auch nur anzusehen angenehm war.
Unter den zurückgelaffenen Sachen war auch so eine Flasche oder besser gesagt eine ziemlich flache Büchse mit einem Bulver. Das Pulver war im allgemeinen rosafarben und fein. Und hatte einen ziemlich sympathischen Geruch, entweder Lorigan" oder vielleicht Role?
Nach den ersten Tagen der Freude und des Jubels begannen Gusseros zu raten, mas das für ein Bulver sei. Sie rochen dazu, tauten es und warfen es auf die Herdplatte, fonnten aber nicht erraten, was es sei.
Sie trugen es im ganzen Hause herum, zeigten es verschiedenen Spezialisten und anderen Hausintelligenzen, wurden aber nicht flüger davon. Viele fagten, es sei Buder, andere aber behaupteten, cs wire das feine deutsche Talkum für Neugeborene.
Gussem sagie: brauche das feine deutsche Talkum nicht. Ich habe feine Neugeborenen. Ich lasse es Puder sein. Nach jedem
Jahrelang schweben zwischen dem Freistaat Waldeck und Preußen Verhandlungen über den Anschluß Waldecks an Preußen. Sie schleppen sich mühselig fort, ein Ende ist nicht abzusehen. Was ist das: Freistaat Waldeck? Ein Ländchen von 1055 Quadratkilometern Flächeninhalt und| 55 570 Einwohnern, die sich in der Hauptsache von Ackerbau und Viehzucht ernähren. Verkehr und Handel ist gering. Die innere Verwaltung besorgt Preußen auf Grund eines StaatsAn der Spitze der Verwaltung steht der pertrages. Landesdirektor Dr. Schmieding, dem von unseren Genossen schwere Unregelmäßigkeiten vorgeworfen werden. Die Hoheitsrechte nimmt ein Landesausschuß von drei Personen vor, die vom Landtag - 17 2b geordnete- gewählt find. Ein Muſterſtück deutscher Klein staaterei!
Nun hat die Stadt Bad Wildungen , die zu diesem Miniaturländchen gehört, die Geduld verloren, wie folgende Meldung zeigt:
Wie die„ Waldecksche Zeitung" berichtet, hat der Gemeinderat
Es ist also nichts anderes geschehen, als daß ein aufrechter Re publikaner in einem der Republit geweihten Fest als Demokrat gesprochen hat. In einer historisch durchaus begründeten Weise schilderte er den Werdegang der deutschen Republit und ihre Borgeschichte. Welche Vorstellungen müssen noch heute in führenden Stellen der Reichswehr herrschen, daß eine derartige Schilderung genügt, um dagegen zu protestieren und mit solchem Proteft die republikanischen Festteilnehmer herauszufordern. Das Berhalten des Reichswehrkommandeurs richtet sich vor dem deutschen Volke von selbst. Es steht in der Geschichte des deutschen Heeres unseres Wissens einzig da. Denn es ist nichts bekannt, daß jemals preußisches oder anderes deutsches Militär vor den byzantinifchen Tiraden ausgerüdt wäre, die bei den offiziellen Kaisergeburtstagsfeiern und ähnlichen Anlässen üblich waren, in den Offizierskafinos jedoch oft genug bewizelt wurden. Auch Hinden burg hat sich die Rede von Kardorff angehört, obwohl dieser gleichfalls mit historischen Rückblicken die Farben Schwarzrotgold und die Bedeutung der republikanischen Politik gewürdigt hat. Gerade in diesem Vergleich zeigt sich der Mangel an Tati in dem Benehmen der Gießener Reichswehr . Wir sind gespannt, was das Reichswehrminiſterium in dieser Sache unternehmen wird.
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Neuorganisation in der Justizverwaltung.
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und
der Stadt Bad Wildungen den Beschluß gefaßt, unab= Rationellere Gestaltung der Betriebe. hängig von den zwischen dem Freistaat Waldeck und Preußen schwebenden Auseinandersetzungen mit dem preußischen Innen- Nachdem durch Reichsgesetz vom 9. Juli 1927, einem lang= ministerium dirette Verhandlungen über einen An- jährigen Wunsche der Justizbeamtenschaft entsprechend, die Bezeichschluß an Breußen aufzunehmen." nungen ,, Gerichtsschreiber" und Gerichtsschreiberei" durch die Bezeichnungen Urfundsbeamter der Geschäftsstelle" Geschäftsstelle" für die reichsgefeßlichen Bestimmungen erfezt ist, soll die gleiche Regelung demnächst auch in Preußen für die preußischen Geseze und Berordnungen durchgeführt werden. Wie der Amtliche Preußische Pressedienst mitteilt, ist ein entsprechender Gesegentwurf bereits vorgelegt. Gleichzeitig wird auch eine Vorlage über die Dienstverhältnisse der mit der Wahrnehmung der Geschäfte eines Urkundsbeamten der Geschäftsstelle betrauten Beamten beraten werden; dieses Gesez soll an die Stelle des noch aus dem Jahre 1879 stammenden Gerichtsschreibera gefezes treten. Im Zusammenhang damit wird die Gerichtsschreiberordnung aus dem Jahre 1913 durch eine den neuzeitlichen Verhältnissen angepaßte Personal- und Dienstordnung für das Bureau und die Kanzlei der preußischen Justizbehörden ( Buto), die bereits mit dem 1. Juli 1927 für die Arbeitsgerichte in Kraft getreten ist, ersetzt werden.
Der gesunde Menschenverstand sagt Bravo . Die Renner des Staatsrechts aber werden den Finger an die Nase legen und den Kopf schütteln. Unabhängig von der obersten Landesbehörde direkte Verhandlungen mit der Regierung eines anderen Landes über die Aenderung von Gebiet und Verfassung führen? Ist das nicht Landesverrat, vielleicht sogar Hochverrat? Landesverrat am Ländchen Walded zwar, aber immerhin Landesverrat! Eine Doftorfrage für alle, die für den Föderalismus schwärmen. Waldeck ist ein besonders lächerliches Beispiel für deutsche Kleinstaaterei. Aber liegen die Dinge in Mecklenburg , Olden burg , Braunschweig , Anhalt, Lippe, Hessen , Hamburg , Bremen und Lübeck nicht ganz ähnlich? Wird nicht der gesunde Menschenverstand, der das Ende deutscher Kleinstaaterei forbert, dort überall von starrem lächerlichen Konservatismus vergewaltigt?
Der Zwischenfall auf der Gießener Verfassungsfeier. In Gießen gab es befanntlich bei der Verfassungsfeier einen 3 mifchenfall, weil die Reichswehr während der Rede des Profeffors Hüter unter Proteft den Versammlungsraum verließ und auch der Reichswehrkapelle Anweisung gab, sich zu entfernen. Nach den ersten Meldungen über den Vorfall fühlte sich die Reichswehr dadurch beleidigt, daß der Festredner die Frage der Fürsten abfindung angeschnitten habe. Es liegt ein ausführlicher Bedie Fürstenabfindung überhaupt nicht erwähnt hat. Seine richt über seine Rede vor, und dieser ergibt, daß Professor Hüter ganze Rede war darauf aufgebaut, zu beweisen, wie z wangs= läufig in Deutschland die Demokratie gekommen ist. Dabei sagte er auch, daß heute fogar die größte monarchistische Partei bei ihrem Eintritt in die Regierung versprochen hat, Schmähungen gegen Schwarzrotgold einzustellen. Er verwies weiter darauf, daß die Schwarzrotgold einzustellen. Er verwies weiter darauf, daß die deutschnationalen Minister den Eid auf die Verfassung ge= leistet haben, daß ihre Partei und ihre Minister der Verbannung des Ertaisers und dem gesetzlichen Schutz der Republik zugestimmt hatten. Als nun der Satz folgte, der Geschichtsunterricht in den deutschen Schulen sei Fürsten geschichte, zog die Reichs mehr demonstrativ ab. Nun folgte ein historischer Rückblick über die Beit des Despotismus und über die Zeit nach dem Freiheitskriege, wo Schwarzrotgold verboten, war; jezt verließ auch die Reichswehrfapelle das Lokal.
Rasieren werde ich mir damit die Fraze pudern. Ich will auch einmal im Leben fulturell leben."
Er begann sich zu rasieren und zu pudern. Nach jedem Rafieren ging er rosafarben und blühend herum und duftete beinah. Rings um ihn selbstredend Neid und Fragen.
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Guffew propagierte aber wirklich die deutsche Produktion. Er lobte viel und eifrig die deutsche Ware. Wieviele Jahre," fagte er, ,, ärgerte ich mich mit verschiedenen russischen Abfällen herum und endlich habe ich das Richtige erlebt. Und wenn dieses Puder einmal ausgehen wird, weiß ich wirklich nicht, was ich machen werde. Ich werde gezwungen sein, mir noch ein Büchschen zu bestellen. Es ist eine zu wundervolle Ware."
Einen Monat später, als das Buder faft zu Ende ging, kam zu Gussem ein intelligenter Freund. Am Abend beim Teetrinken las er, was auf der Büchse geschrieben stand. Es stellte sich heraus, daß es ein deutsches Mittel gegen Flöhe war.
Sicher wäre ein anderer, weniger lebensluftiger Mensch durch diese Tatsache sehr bedrückt gewesen. Und vielleicht hätte sich sogar bei einem weniger lebensluftigen Menschen vor überflüssigem Argbei einem weniger lebensluftigen Menschen vor überflüssigem Argwohn die Frage mit Hizblasen und Finnen bedeckt. Guffem war aber nicht so.
,, Das verstehe ich", fagte er. Das ist eben Qualität der Produktion. Das ist eben Höchstleistung. Die Ware ist unübertrefflich. Wenn man mill, fann man damit die Fraze pudern oder aber die Flöhe bestreuen. Zu allem kann man es brauchen. Und bei uns?"
Hier lobte Gussem noch einmal die deutsche Produktion und sagte: ,, Deshalb staunte ich. Einen ganzen Monat lang pudere ich mich und nicht ein einziger Floh hat mich gebissen. Meine Frau, mich und nicht ein einziger Floh hat mich gebissen. Meine Frau, Madame Gussew, beißen sie. Auch meine Söhne fraßen sich verzweifelt ganze Tage lang. Und ich, sehen Sie, gehe herum und nichts geschieht mir. Auch die Insekten spüren die richtige Produktion. Das ist wirklich..
Jetzt war Gussew mit seinem Pulver zu Ende. Wahrscheinlich beißen ihn nun wieder die Flöhe. ( Aus dem Russischen von Elsa Brod .)
Vorstadttheater.
Die Warenhäuser, die Leihhäuser, die Schlemmerlokale, die Tanzpaläste, und sogar die vegetarischen und koscheren Restaurants, alles schiebt sich in den Berliner Westen hinein. Nur die alten Borstadttheater bleiben stehen. Sie werden manchmal aufgefrischt und erhalten, wie das Central Theater in der Alten Jakobstraße, eine neue Logenvergoldung und einen neuen Anstrich ihrer verschimmelten Bände. Doch all diese Theater vermorschen langsam hier in der City. Diese Theater liegen in den Höfen, als wenn sie fich schon vor der offenen Straße versteden müßten. Sie sind eingefeilt zwischen die Kleinbürgerwelt, die noch in den Hinterhäusern wohnt und vergebens nach frischer Luft schnappt und zwischen die
Das Wesen der Neuregelung besteht darin, daß die in Betracht kommenden Arbeiten in drei Arbeitsgebiete aufgeteilt werden( Arbeitsraten), denen drei Personalgruppen entsprechen: Die fchwierigen Bureauarbeiten einschließlich der auf Bureaubeamte übertragenen richterlichen Geschäfte( Rate A) sollen durch die Beamten des schwierigen Bureaudienstes( Beamte der OberDie Geschäfte fekretärlaufbahn) wahrgenommen werden. des einfacheren Bureaudienstes, das Registrieren, Protokollführen usw.( Rate B) sollen einer neuzuschaffenden Gruppe von Beamten des einfacheren Bureaudienstes( Registraturbeamten) obliegen. Die reinen Kanzleiarbeiten( Kanzleirate) sollen fünftig im wesentlichen durch Angestellte, insbesondere auch durch Stenotypistinnen und Maschinenschreiberinnen erledigt
werden.
Die Neuregelung, die einem dringenden Bedürfnis der Ber maltung, auch einem Wunsche des Preußischen Landtags und der ges famten Justizbeamtenschaft entspricht, bedeutet eine wesentliche Etappe auf dem Wege zur rationellen Gestaltung des Justizbehördenbetriebes.
Strafmilderung in Marokko . Das französische Kriegsgericht von Taza hat das Todesurteil gegen den deutschen Fremdenlegionär Klemm, der desertiert war und Abd el Krim als eine Art Generalftabschef gedient hatte, aufgehoben und ihn zu sieben Jahren 3wangsarbeit verurteilt. Die Berufung ftügte sich auf eine Namensverwechslung im ersten Prozeß!
Die irische Nationalversammlung hat sich bis zum 11. Oktober pertagt.
| Raufmannshäuser, die sich nach der Fassade hin breitmachen. Breitmachen mit Geldschränken und Bureaus und Warenlagern. Da müffen die Schreiber und Lageristen und Expedienten sich zusammenquetschen. Die Materie braucht mehr Blah als die Menschen. Und je mehr Materie aufgestapelt wird, desto schlechter wird die Luft auch in den Vorstadttheatern.
Im Vorstadttheater ist ständig Inventurausverkauf mit herabgesetzten Preisen. Man kann trotzdem nicht sagen, daß darum alle ausgebotenen Ladenhüter schon ganz aus der Mode gekommen sind. Das Stück„ Der Herr Verteidiger" von Molnar und Alfred Halm im Central- Theater, bringt Schwank und Rührstück zugleich. Alles wird im feffeften Tone abgehandelt. Es entpuppt sich der berühmte Advokat als ein ziemlich fadenscheiniger Ehrenmann. Es bewährt sich der schon achtfach vorbestrafte Dieb als ein Gentleman. Seine Lebensdevise ist: ich bin fein Lump, aber vielleicht ein Genie. Das ist Hundstagfittenlehre. Merkwürdig, wie dieses Centraltheater- Publikum, das auf billige Eintrittspreise und ein gut gepflegtes Zwischenattbier sieht, sofort dem Diebe Beifall flatscht, wenn er sich getraut, Bolizeichef und Advokat als Nullen und Narren zu traftieren. Das ist auch ganz in der Ordnung, weil bei Molnar und Halm diese beiden Kornphäen miserabel wegkommen. So sind wir bei dem Moralwert des Stückes angelangt, ja, wenn die Spigel und Großmäuler folche Nebbich wären, wie die Autoren es sich träumen, dann würde kein Justizmord auf Erden verübt werden. Dann brauchten wir nicht zu fürchten, daß Sacco und Banzetti elektrisch geschlachtet werden. Dann würde die Vernunft regieren. Aber die Vernunft soll ja abgeschafft werden in Massachusetts und in der Alten Jakobstraße. Hermann Böttcher und Erich KaiserTiez, die sich in den Theatern auf der westlichen Berliner Kante sommerlich nicht behaupten fönnen, beglücken mit ihrer Routine das Borstadttheater. Man lohnt es ihnen, daß fie die Vernunft auf den Kopf stellen, mit vielen Bravos und sogar mit duftenden SommerMar Hochdorf.
blumen.
Ueber ihn schrieb Sinclair. In einem Londoner Hotel starb gestern abend an den Folgen einer Herzkrankheit der bekannte Konfervenkönig Armour aus Chifago im Alter von 64 Jahren. Der Verstorbene war der Sohn des Begründers der Firma, Philip Armour, gewesen. Er war außerdem im Getreidehandel, Bank- und Eisenbahnwesen interessiert, vor allem gehörten ihm die von Sinclair beschriebenen Schlachthäuser in Chikago.
Bolfsbühnenjugend. Ausspracheabend am 17. Auguft, 19% Uhr, in der Schule, Weinineisterstr. 17. Tagesordnung: Aufbau und Idee der Sonderabteilungen. Borbereitung der Werbeumzüge am 24.( Norden, Diten) und am 26. Auguſt( Süden, Neutöln). Veranstaltungen der Werbewoche( 29. August bis 3. September).
Keine Verlängerung der Musikausstellung. Der Haupt- und Wirtschaftspolitische Ausschuß der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung hat gestern beschlossen, unter ausdrücklicher Anerkennung der Bedeutung der Inters nationalen Musikausstellung von einer Verlängerung Abstand zu nehmen, da die Vorbereitungsarbeiten für die Meffe so weit gedieben seien, daß eine Verschiebung der Herbstmesse nicht mehr ins Auge gejagt werden tönne.
Bon der Nobelstiftung. Wie mitgeteilt wird, betrug der Hauptfonds der Nobelstiftung am 31. Dezember 1926 30861 874 Stronen. Daraus ergibt sich, daß die Nobelpreise für das lausende Jahr 121187 Kronen betragen werden