Ireitag 79. /lugufi 7927
Unterhaltung unö Aussen
öeklage öes vorwärts
Chaim. Von Jakob Pat.
M«si Novelle Ist der Zlovellensammlung«vier dem allgemeinen Titel„Sunbifhn* entnommen, die auf Grund der Materialien und Aufzeichnungen des Archive« des Jüdischen Sozialdemolrati. fchen Partei. Bundes geschrieben worden find. Der erste Band der Zlovellensammlung sie Erzählungen) ist lS27 in drei Auflagen er. erschienen. Diese Geschichten beziehen sich aus die Zahre 18SS— ISiK. Niemand gab Chaim den Auftrag, den Polizeivorsteher zu er- schießen. Er tat es aus eigenem Antrieb. Nicht einmal richtig schießen konnte er. Es sind zioar nur zwei Monate seitdem vergangen, aber in der Gefängniszelle kommt ihm die ganze Geschichte vor, als ob sie bereits vor sehr langer Zeit passiert wäre, und sie scheint ihm ver. worren und verschwommen, wie ein langes, dunkles Floß auf dem heimatlichen Fluß. In der Nacht ist es weggeschwommen, ein Balken löste sich los und streift im Wasser umher... Vor seinen Augen taucht das kupferne mit Flecken bedeckte Tablett auf, auf dem seine Mutter den Samowar zu reichen pflegte— genau so sah das Gesicht des Polizeioorstehers aus, den die Kugel nur gestreift hatte und der mit seinem glattrasierten Gesicht verdutzt auf dem Trottoir stehen blieb, mit der Hand an den großen Messinggriff seines kurzen Säbels greifend. Chaim tat dies ganz allein und hat mit niemand konspiriert. Cr hat nur an diesem Tage anders als sonst sich in dem leeren Zimmer umgesehen, wo er allein mit seiner Mutter wohnt«. Der Vater, der Schreiber in einem Holzgeschäst gewesen ist, hatte de- reits vor zwei Jahren das Zeitliche gesegnet, der ältere Bruder Meier ist schon das dritte Jahr in Sibirien , und die Mutter geht im Zimmer herum, wie ein älteres, schwaches Huhn. Und er, Chaim, ist neunzehn Jahr« alt. Er hat bereits zwei Monate Gefängnis hinter sich, in seinem Zimmer waren schon zwei Haussuchungen, und er weiß, daß er Revolutionär ist, der sein Leben der Freiheit geweiht hat... Er war zwar fast nie im Dorf, aber er weiß, daß er für SO Millionen Bauern, für löst Millionen Menschen lebt, und in seinem jungen Blut braust ein langgezogener. zitternder Schmerz: Hunger— Gewalt— Tod... Heut« geht Chaim nicht ins Holzgeschäft, wo er angestellt war. das ist dasselbe Holzgeschäft, wo bereits sein Vater gedient hat, Heute geht er auf die Straße, um dem Polizeivorsteher Peter auf- zulauern. Er hat heute den Lederriemen enger gezogen und die Hosen steifer geschnallt. Den abgenutzten schwarzen Hut mit dem losgelösten Band stülpt er sich leicht auf den Kopf, der ihm heute merkwürdig überflüssig vorkommt, wie ein ausgeflogener Vogel. In der Tasche drückt schwer der Revolver, den er für selbstverdiente elf Rubel gekauft hat. Auf der Orlowitzkagasse beim Revier neben der Laterne mit der eingeschlagenen Scheibe lauert er den Polizeivorsteher auf. Ja.--- T Und jetzt in der Gefängniszelle kommt ihm dies alles wie ein dunkler Balken vor, der losgelöst vom Floß allein in der Sommer- nacht schwimmt.,„ * Der Polizeivorsteher heißt Peter. Er ist kein hiesiger Mensch. Man hat ihn von weit her aus einer anderen Stadt versetzt. Er konnte dort nicht länger bleiben. Dort, in jener Stadt, wo am blutigen Sonnabend in den Gassen 41 tote Menschen liegen blieben. Dort zitterte die Rache. Da— der Polizeivorsteher Peter befahl in ein Fenster zu schießen, und tot sank die Jüdin Chaje nieder. Auf dem Hof fiel eine andere Jüdin, Beile, zu seinen Füßen nieder, umschlang mit beiden Händen seine blankgeputzten Stiefel:»Väterchen, habe Mit- leid!"— Aber er lachte nur, stieß sie mit dem Fuß zurück und befahl, sie niederzuknallen. Die Jüdin Beile schlug einen Purzel- bäum und blieb mit dem Bauch nach unten, mit dem Berg zer. lumpter Kleider nach oben liegen. Der Schuster Abraham Leib saß im verschlossenen Zimmer neben dem Fenster und las die Psalmen. Eine Kugel traf ihn in den Kopf und er steh seinen durchlöcherten, mit Blut bedeckten Kopf auf die Psalmen sinken: ein Bächlein Blut rieselte von seiner Stirn auf das Gebetbuch. Der kleine Leiserke war erst zwölf Jahre alt. Cr war ober allein mit den kleineren Kindern in der Wohnung geblieben, als Peter mit den Soldaten durch die Straßen zog und»in die Revolution hinein" schoß. Er stellte sich vor die Wieg«, in der sein einjähriger Bruder lag und deckte ihn mit seinem zwölfjährigen Körper zu. Aber die Tür auf die Straße war mit Glasscheiben. Der Reservist Paul aus dem Gouvernement Perm kam gerade vor- bei, bückte durch die Scheibe mit seinem gelben Gesicht in die Stube, blinzelle dem Polizeivorsteher Peter zu und schoß mitten ins Zimmer. Und da gab es keinen Leiserke mehr in dieser Welt. Der Polizeivorsteher Peter und der Reservist Paul— zwei Heilige: Peter und Paul— gingen tobend durch die Gassen der Stadt. Sie stießen auf den Schreiber beim Assessor und wollten ihn erschießen. »Du bist ein Aufwiegler, ein Jude..."—„Ich bin ein Christ."— »He! Sag die Wahrheit! Bist du Jude oder Christ?"—„Ich bin ein Christ."—»Na. dann los, bekreuzige dich. Gut, du verstehst es. Na, dann sag mal das.Vaterunser" auf. Gut, du kannst nach Hause gehen. Verstecke dein Gesicht, hast'n« Judenfresse." Peter und Paul gingen weiter durch die Straßen. Nachts fragt« Peter:»Na, wieviel hoben wir zur Strecke ge- bracht?"—»41. Jhro Hochwohlgeboren," erwiderte der älter« Polizist, dessen von Pockennarben bedecktes Gesicht wie ein Sieb aussah.—»Ha, wenig, ich dacht«, daß mehr..." sagte Peter. « Peter hat danach in jener Stadt nicht mehr bleiben können und wurde weitab oersetzt: Polizeivorsteher vom Ornowitztarevier, in jener Stadt, wo Ehaim war. Chaim, der neunzehn Jahr« alt ist, der einen Bruder in Sibirien hat und der bereits selbst seit zwei Jahren an unterirdischer Arbeit teilnimmt. Und irgendwo las Chaim auf dünnseidenem Papier mit kleinen Buchstaben:»Geht auseia- ander!" Es hat der Polizeivorsteher am blutigen Sonnabend geschrien: »Ich warne euch alle, ich werde schießen!"—»Schieße, und warne nicht!" so antwortete man Ihm aus der Arbeitsgruppe. Und die Genossin Hinde sank tot nieder... tot... tot... In einem jungen Herzen läßt so eine tote Hinde«inen unvergeßlichen Ein- druck, und man trägt in sich die Erinnerung an die für die heilige Sache Umgekommene. Wie ein Kamel, das sich wiegend entfernt und zwischen den Bergen verschwindet, so geht auch da» eigen« pmge«eben weg. Man muß« opsra» r-r hingeben.
Und so ging Chaim, an Peter Rache zu nehmen. Er konnte nicht einmal richtig schießen. Der neugekaufte Revolver zog durch seine Schwere die Tasche zur Erde hinunter. Konnte Chaim denn anders handeln?— Bleib du gesund, mein Mütterchen. (Schluß folgt.)
Geßlers Flaggen-Erlaß.
3m Lager rechts bewirkt dies Bild, Saß die Entrüstung mächtig schwillt. SS habe nämlich Oskar Sergt Sen Aationalgeist abgewercht, Zndem er zu verruchter Gabe Sie Letter noch gehalten habe.
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Man fordert wütend Äechenschast. Auch Sindenburg wird angeblafft. Sie Flagge selbst bleibt äußerst kühl Sei so beleidigtem Gefühl sind deutet an, daß da« Geschrei Zhr wirklich völlig schnuppe sei!
vom altrömifihen Sücherwesen. Von Artur von Strom. Schnellpressen! Setzmaschinen! Tempo, Tempo, denn morgen ist alles veraltet! Indem wir noch darüber nachsinnen, kommt viel- leicht einer, der alles ganz anders und natürlich viel besser macht. O, man muß sich beeilen. Eigentlich kann ja niemand mehr recht mit, aber das ist ja gerade das Großartige. Wir waten förmlich in Zeichen und Wundern. Träume? O, nein, wir brauchen und dulden keine Träume mehr, denn wir leben im Jahrhundert der erfüllten Träume, wir sind, bitte sehr, endlich glücklich geworden. Jeder Romanschreiber darf bakterienhafte Vermehrung seiner„opera" er- warten und jede Hohepriesterin des Kitsches sieht ihre Offenbarungen möbelwagenweise zu Markte gekarrt. Es ist ganz fabelhaft. Inmitten dieser ehrfurchterregenden Hetze fällt mir der alte Ben Akiba mit seiner talmudischcn Mahnung ein: Alles ist schon einmal dagewesen. So lesen wir in alten Berichten, daß bereits der Kaiser Augustus 2000 Exemplare eines ihm mißliebigen Werkes ton- fisziercn lassen konnte. Mein Gott, bei uns beginnt ja die Durch- schnittsauflage so etwa mit 200 000, aber immerhin, man fühlt sich sympathisch berührt, man wird aufmerksam, man beginnt nachzu- denken. Zweitausend Bände!— Wie war es denn nur möglich, daß ausgerechnet Bücher im kaiferlich-kviegerischen Rom... Wie ging das alles zu? � Auf den Umwegen eines kleinen stöbernden Fleißes gelangt man zu folgenden Resultaten: War der Autor ein begüterter Mann, so fand sich unter seinen griechischen Sklaven sicher ein„litenitus, einer der schreiben konnte. Denn der gelehrte Sklave war auch im Altertum der eigentliche Geistesträger. Er fertigt« Abschriften an, er schrieb nach Diktat und bediente sich dabei der sogenannten ,.tiro- nischen Noten", einer Art Kurzschrift, die Tiro , ein Freigelassener des Cicero, erdacht hatte. Eo schrieb der Sklave die Dichtungen seines Herrn in sehr kurzer Zeit nieder und dachte selten daran, selber zu dichten, denn das ist eine Angelegenheit beschwingter Ge- müter. Er war Stenograph. Das Manuskript wurde dann in die Werkstätten der Buchhändler geschafft, die neben ihrem ossenen Laden sehr oft eine Offizin mit menschlicher Schnellpresse besaßen: Sklaven wiederum, gelehrte Sklaven, die von den einschlägigen Werken der Literatur durch Ab- schriften Auflagen von mehreren tausend Exemplaren herstellen konnten, und zwar in recht kurzer Zeit. Was wäre wohl aus dem römischen Schriftwesen und seinen Autoren ohne die Sklaven ge- worden! Sie waren die Seele des Altertums. War der Dichter ein armer Teufel, der die Herstellung seines Buches nicht bezahlen konnte, so hatte er es mit den Verlegern genau so schwer, wie sein« Kollegen des 20. Jahrhunderts. Er muhte überall herumlaufen und den achfelzuckcnden Herren die Güte seiner poetischen Ware anpreisen. Hatte er Glück, so stellte man sein Werk in mehr oder minder kostbaren Einbänden her und warf es der Hyäne Publikum vor. Dann konnte sein Anstieg zum Gipfel des Parnaß beginnen. Und das war damals viel schwieriger al» heute, denn es gab so viele glückliche Analphabeten. Oester noch als bei uns befanden sich Verlag und Sortiment in gleichen Händen. Eine ganze Anzahl von Namen berühmter Der- lagsfirmen ist uns bekannt geworden. Wohlgenährt saßen die Buchhändler In ihren Geschäften und «hrfurchthcischend, denn sie hüteten den Hort des lateinischen Geistes. Am Forum, im Vicus Sandolarius, in allen belebteren Gegenden Roms hatten sie ihr« Tavernen. Wohlgeordnet lagen dort die Bücherrollen der Dichter in ihren Fächern. Auf bequemen Lesesitzen konnten sich Käufer und Besucher mit den Neuerscheinungen bekannt machen. Der Buchhändler legte ihnen seine günstigste Erwerbung vor und beteuerte, daß bei allen Göttern niemals ein größeres Genie den Boden des Altertums beschritten habe, als gerade sein Autor, von dem nur deshalb noch niemand etwas wisse, weil die Götter mit Blindheit zu schlagen pflegen, wen st« verderben wollen.
Spitzenleistungen, meine Herrschaften! Ja, das ist was! Welch ausgespartes Können! Beim Apoll, welche Grazie!.. ... Der Preis?... Lächerlich! Ich setze mein Vermögen zu bei der Förderung solcher Talente. So wurden damals die Inserate, die wir heute im„Buch- händler-Börsenblatt" lesen, in allen Buchläden Roms mündlich er- ledigt, denn jeder Verleger besaß den einzigen Dichter der Zeit, er allein hatte seinen wahren Wert erkannt, er hatte ihn gemacht und war bereit, für ihn zu sterben. War das nicht eine ganz ehrenhafte Art des Bekanntwerdens für die Dichter? Ja, das schon, aber zahllose Poeten der Stadt Rom erstrebten«ine Abkürzung dieses offiziellen Vorganges. Es war ja auch ein« mißliche Geschichte, andauernd von Pontius zu Pilatus rennen zu müssen, bis man einen verfluchten Gauner aufgetrieben hatte, der... hm... Und schon zur Zeit des Augustus verfielen die Dichter auf einen schrecklichen Ausweg: Sie veranstalteren Vorlesungen! Genau wie heute!— Ja sie lasen selber, sie lasen aus ihren eigenen Werken vor, und von allen Schicksalsschlägen, welche jemals die herrliche Roma trafen, war dies der bitterste. Ueberall lasen die Dichter. Sie lasen im Kreise beklommener Freunde, sie lasen auf dem Forum, in den Theatern, in den Bädern, in irgendwelchen Hallen, es kam ihnen aar nicht darauf an. lieber- all, wo der Bürger, vom klassischen Tagewerk ermüdet, aus ein ruhiges Plätzchen hoffte, lasen die Dichter. Und sie lasen jeden Tag. Kein Tag verging, an dem nicht Anschlagzettel neue Vorlesungen verkündeten. Schwer hatte Rom unter dieser geistigen Pest zu leiden. Dennoch war die Lesegier groß und die Verbreitung der Schrif. ten beliebter Autoren erstaunlich. Selbst die armen Schulkinder wurden auf die Literatur gehetzt: Sie besaßen grammatische Lehr- bücher und Chrestomatien. Die Verbreitung des Schrifttums lieh also wenig zu wünschen übrig. Man schrieb mit einem Griffel, dem„stilus", auf Wachstäfcl- chen, aber auch mit Tinte aus Ruß und Gummi mit dem Schreib- rohr, dem.calamus", auf Papyrus oder Pergament. Die beschrie- denen Blätter wurden an Stäbchen, die länger waren als die Bogen, aufgerollt. Das Ende des Stäbchens ziert« ein Knopf aus Elfenbein öder Metall, der zur Befestigung des Buchtitels diente, den man vermittels eines Bändchens anbrachte. Auch an Biblis - theken war im alten Italien kein Mangel. Selbst in dem kleinen Herkulaneum fand man ein wohlerhaltenes Bücherzimmer mit 1700 Schrittrollen in offenen Repositorien. Und endlich fehlte auch der amüsante Bllcherraffke im klassischen Italien nicht. Leutchen gab es, die, wie bei uns, der Meinung waren, das Vornehmheit unter anderem am besten durch gewaltige Büchermengen gestützt werde. Niemals wurde ihren Bibliotheken ein Buch zum Zwecke des Lesens entnommen, dafür standen aber rings umher die Büsten der großen Dichter in Gold, Silber oder Erz getrieben. Bis unter das Dach waren, wie Seneca erzählt, die Schätz« des Geistes in den Häusern der Reichen angehäuft. Von Zeit zu Zeit stellte sich der Hausvater friedlich gähnend davor auf und freute sich an den Titelaufschriften seiner gekauften Bildung. Denn alles ist schon einmal dagewesen!
Was der amerikanische§ilm einbringt. Arnaldo Fraccaroli , ein italienischer Berichterstatter, der zurzeit in Hollywood weilt, hotte vor seiner Abreise nach Kalifornien eine Unterredung mit seinem Landsmann H. Giannini, der nach Amerika eingewandert ist und heute als Präsident einer der bedeutendsten Großbanken New Uorks im Finanzleben der Vereinigten Staaten eine führende Rolle spielt. Er war der erste der amerikanischen Großfinanziers, der schon vor Jahren im Vertrauen auf die Eni- wicklungsmögtichkoiten der noch in den Kinderschuhen steckenden Filmindustrie ihre Entwicklung durch freigebige Kreditgewährung förderte.»Wir haben heute in Amerika rund ein Dutzend großer Firmen von Weltruf," erklärte der Bankier von Hollywood ,»und über hundert Firmen geringeren Umsangs, die indessen ebenfalls zumeist vorzügliche Geschäfte machen. Unsere Organisation ist heute so weit gediehen, daß Amerika 80 Proz. der Filme der ganzen Welt produzier). Die Vereinigten Staaten sind schon an sich ein riesiger Markt: aber von nicht geringerer Bedeutung als der heimische Absatz ist unser Export. Wir arbeiten für verschiedene Nationen, und unsere Filmtitel werden in 37 verschiedene Sprachen übersetzt. Im vergangenen Jahr hat Amerika Filme im Werte von 235 Millionen Dollar ausgeführt. Der größte Teil davon entfällt auf Europa , das mehr als die Hälfte der gesamten Ausfuhr auf- nimmt. Vor zehn Jahren versandten die Vereinigten Staaten Film- streifen in einer Länge von 8000 Kilometern: im vergangenen Jahre hat sich diese Ziffer auf 28 000 Kilometex erhöht. Der größte Verbraucher sind die 4000 Theater Englands, Schottlands und Irlands , wo Sö Proz. aller vorgeführten Filme amerikanischen Ursprungs sind. Selbst in Deutschland werden 60 Proz. der Kino- theater von Amerika beliefett. Wollen Sie, der Kuriosität halber, wissen, wie hoch sich dos Rohmaterial beziffert, das die„Eastman Kodak Co." für die amerikanische Filmindustrie liefert? Es find im Jahr rund 300 000 Kilometer Filmstreifen." Giannini führte dann weiterhin aus, daß es in Amerika keine Seltenheit sei, wenn ein Film monatelang in einem Theater laufe. Das eindruckvollste Schulbeispiel für die Zugkraft einer solchen Serienaufsührung ist der Film, der unter dem Titel„Die große Parade" in New Park seit mehr als einem Jahr« alltäglich in demselben Theater vorgeführt wird. Es ist das freilich auch einer der erfolgreichsten Filme. Er hat nur 600 000 Dollar gekostet und heute bereits einen Gewinn von 6 Millionen eingebracht. Dagegen war der Sensationsfilm„Ben Hur", der phantastische Summen gekostet hat und«inen ungeheuren Arbeitsaufwand forderte, angesichts der Herstellungskosten von drei Millionen ein recht schlechtes Geschäft. Aber das macht nichts, da andere Stücke für den Mißerfolg des einen entschädigen. Die letzte Arbeit großen Stils ist der Religionsfilm„Der König der Könige". der in diesem Monat dem Publikum gezeigt wird. Er hat zwei Jahre Vorbereitung und 2,3 Millionen Dollar an Herstellungskosten erfordert. Aber das sind Ausnahmefälle, normalerweise kosten die Filme, die durchschnittlich zwei bis drei Monat« Vorbereitung er- fordern, 200 000 bis 300 000 Dollar, bescheidene Summen, wenn man sich den Tanz der Millionen oergegenwärttgt.
Mcviel Sterne gibt es? Die alte Frag« des Volksliedes »Weißt Du wieviel Sternlein stehen?" wird heute nicht inehr der Beantwortung durch Gott überlassen, sondern die Astronomie hat in den letzten Jahren immer genauere Angaben gemacht, die wenigstens eine ungefähr« Abschätzung der Sternenzahl gestatten. Di« Zahl der Sterne, die man mit dem bloßen Auge sieht, ist nicht sehr beträchtlich. Man kann an einer bestimmten Stelle höchstens 2000 Himmelslichter zählen, und wenn man um die ganze Erde herumreist und die sternenreichsten Teile des Himmels berücksichtigt. kommt man auf nicht mehr als 60 000. Es bedurfte daher schon einer orientalischen Einblidungstraft, um die Zahl der Sterne mit den Sandkörnern am Meer« zu vergleichen. Mit der Vervollkomin- nung der astronomischen Instrumente aber hat man immer mehr Sterne gezählt, und erst kürzlich hat der Astronom C. G. Abbot die Sternenzahl der Milchstraße einer genauere» Untersuchung unter- warfen. Er gelangt bei einer bescheidenen Schätzung zu der Zahl von 30 Milliarden Sternen, eine Ziffer, die aber von andern Astronomen für zu hoch Gehalten wird. Sie wollen der Milchstraß? xmx«we Menge voa 3 bis 4 Milliarden zugestehen.