die belgische Bemessung rein parteipolitisch(sozialdemokratisch) aufgezogen, was dort durch ijie politische Entwicklung zu er- klären ich Die Folge war eine klerikale und eine liberale Genossenschaftsbewegung in Belgien , was, wirtschaftlich ge- sehen, keinen Anreiz zur Nachahmung bieten kann. Der englische Genossenschaftskongreß hat in diesem Jahre den bedeutsamen Beschluß gefaßt, den Grundsatz der politischen Neutralität aufzugeben und für die politischen Wahlen ein K a r t e l l v e r h ä l t n i s mit der Arbeiterpartei einzugehen. Allerdings hat es in England schon früher eine Genossenschaitspartei mit eigenen Kandidaten und einzelnen Abgeordneten gegeben. Der jetzt gefaßte Beschluß ist einst- weilen noch sehr umstritten. Der Stockholmer Kongreß hat klar gezeigt, daß er von diesen Strömungen vollkommen unberührt ist und bleibt. Denn das Gegenteil würde ganz automatisch seine Sprengung bedeuten. Alle Anstrengungen der kommunisti - schen Vertreter in dieser Beziehung sahen eine geschlossene Phalcprx gegen sich, deren Zentrum die deutschen und franzö- fischen Vertreter bildeten. Der JGB. ist nach seinen Satzun- gen parteipolitisch neutral, macht aber den angeschlossenen Organisationen in dieser Beziehung keine bindenden Vor- schriften. Die wirtschastspolitische Stellung des Internationalen Ge- nosfenschaftsbundes wird durch eine Resolution des Zentral- Vorstandes und des Ausschusses gekennzeichnet, in der Befeiti- gung der Zollschranken, Freiheit des wirtschaftlichen Verkehrs und Handelsverträge gefordert werden. Da dies« Wirtschafts- Politik als zweckmäßigst« Friedenspolitik erkannt ist, wurden die nationalen Genosfenschastsbewegungen verpflich- tet,„ollen ihren Einfluß bei ihrer eigenen Regierung zur Geltung zu bringen, um deren volle und wirksame Unter- stützung der Vorschläge der Genfer Internationalen Wirt- schaftskonserenz zu sichern". Die Verhandlungen und Beschlüsse des Internationalen Genossenschaftskongresses zu Stockholm zeigen die Bedeutung der weltwirtschaftlichen Organisation des JGB. Er bildet den praktischen Beweis für die absolute Möglichkeit einer sozial! st ischen Wirtschaftsorganisation, die von„nationaler Stufenleiter" aus, wie Karl Marx sich in der Genossenschastsrefolution des ersten Genfer Internatio- nalen Arbeiterkongresses ausdrückte, sich zur organisier- t e n W e l t w i r t s ch a f t auf genossenschastlicher Grundlage entwickelt. Dies ist die weltwirtschaftliche Bedeutung des Internationalen Genvssenschaftsbundes, für dessen Entwicklung Stockholm eine weitere Etappe bildet.
Zeigt Schwarzrotgolö! Die Maggenskandale in den oldenburgischen Ostseebädern. Aus Kiel geht uns folgende Zuschrift des Gauvorstandes des Reichsbanners zu: Wiederholt ist durch die republikanische Presse die Mitteilung gegangen, daß in den oldenburgischen Ostseebädern, insbesondere Niendorf, Travemünde und Timmdarfsrstrand, Republikaner, die dort die deutsche Reichsslagge zeigten, belästigt und angepöbelt worden sind. In vielen Fällen sind von den Sandburgen die schwarzrotgoldenen Fahnen gestohlen oder zerrissen worden, ohne daß von den Badedirektianen oder den Einwohnern mit genügendem Nachdruck gegen diese unerhörten Rüpeleien vorgegangen wurde. Es gibt aber noch ein.Mittel, um die Republikaner vor' Belästigungen zu schützen, allerdings kann unter Umständen durch dieses Mittel jeder Badeort, der auf dieses Publikuin eingestellt ist, in ganz kurzer Zeit zum finanziellen Zusammenbruch kommen. Der Unterzeichnete hat schon vor etwa einem Jahr gelegentlich eines Zusammentreffens in Bad Grömitz«inen dortigen Hotelbesitzer bei einer solchen Auseinandersetzung darauf hingewiesen, datz es für das Reichsbanner eine Kleinigkeit sei, auch in den Badeorten den Reichsfarben Achtung zu verschasfen. Wenn das bisher nicht geschehen ist. dann nur mit Rücksicht aus die Einwohner
Spätromantisches. Bon Heinz Eisgrube r. In alten Zeiten, als es noch keine Bücher gab und auch ine kühnsten Träumer in chren kühnsten Träumen sich nicht träumen ließen, daß einst-so etwas wie Radiosendestationen und Sechs- röhrenempfangsapparate existieren würde, da zog das damals spar- liche Volk der Dichter von Burg zu Burg und von Stadt zu Stadt, um sich Hochderowohlgeboren dem Herrn Raubritter oder Bürger- meister persönlich vorzustellen, dem bezechten Burgherrn ein Saus. oder Raufliedlein aufzuspielen, dem Bürgermeistertöchterleiu«in zart Herzensliedchen mehr oder weniger stttiglich vorzudeklamieren. und dann, mit Zehrgeld bis zum nächsten Quartier versehen, wieder loszutippeln. Gar manches Lied, das damals von ebnem fahrenden Sänger in lauer Sommernacht erdacht wurde, schallt heute noch von jungen Lippen, trotzdem die Zeit höchst unromanttsch— wenigstens im alten Sinne— geworden ist. Daß ich über diesen reproduzierenden Nachhall dei fahrenden Sängertums hinaus heute noch einem richtigen fahrenden Sänger begegnen würde, habe ich mir nicht träumen lassen. Und dennoch sah ich einen. Mitten im hundertprozentigen Weltstadtgetrieb«.'Das heiszt: so ganz richtig und echt war er nicht. Er sah aus wie ein richtiger Moschinenzeit-Genosse. Keine Spur von Zigeunertum war in seinen kühlen nüchternen Kaufmannsougen zu erblicken. Sein Habitus war der des modernen Konfektionärs. Und als er von mir gegangen war. steckte er sich eine Zigarette an. Er sagte auch nicht etwa, er sei ein brotloser Dichter. Sachlich und ehrlich stellte er sich als reisender Handlungsgehilfe vor, der arbeitslos und unter- stützungsbedürftig sei. Aber da er als reeller Kaufmann den Grund- satz in sich trage, keipe Leistung ohne Gegenleistung anzunehmen. gestatte er sich als solch« ein selbstverfertigtes Gedicht anzubieten. Er nütze die Zeit auf seiner Reise durch Anfertigung von Ge- dichten. Und ich möge mir eines nach meinem Geschmack aussuchen. Er überreichte mir einen Notizblock, der in soliden kaufmännischen Schrifizügen brave, sentimental schillernde, über bewährten Leisten genagelte Konfektionepocsie enthielt. Ich behielt keines der Voeme, sondern erklärt« dem reisenden Konfektionsdichter, der zunächst mit sachlichem Nachdruck auf An- nähme der Ware drängte daß ich selbst in einer ähnlichen Branche arbeite und mich im übrigen schadlos halten würde, indem ich sein konfektioniertes Sängertum, das mir als aparte Nuance in dieser Zeit erscheine, schriftstellerisch auswerten würde. Er erblickte in meiner Erklärung eine sachliche Erledigung des Handels und empfahl sich mit einem verbindlichen und zuversichtlichen„Auf Wiedersehen, mein Herr!". Ich pniß sagen, daß M�ch dieser modern-unmoderne fahrend« Sänger igbr gerührt hat. Zuerst wollte ich solche Rührung mit soziologischen Erwägungen an die Wand drücken. Aber sie ließen
dieser Orte, die zum Teil von den Erträgen der Saison leben Müssen. Wer kann es dem Reichsbanner verwehren, wenn es Abend für Abend und Sonntags mit 3, 4, 6 oder 10 Lastwagen, besetzt mit Reichsbannerleuten, i n die Badeorte fährt unddortdie Reichsfahne zeigt. Es liegen um diese Badeorte herum soviel Ortegruppen unseres Gaues, es kommen außerdem in Frage eine ganze Anzahl großer Ortsvereine wie Lübeck , Kiel , Ncumünster, Hamburg , die auf Aufforderung des Ganvorstandes gern und bereit- willigst diese Fahrten in die Bäder mitmachen würden. Ich weiß nicht, ob die Gegner v-m Schwarzrotgold dann auch den Mut hätten, die Fahnen niederzureißen, oder ob sie nicht lieber der Tapferkeit besseres Teil erwählen würden, die Flucht zu ergreifen und damit die Badeorte ihrem Schicksal überlassen. Es ist nun eine Verordnung der oldenburgischen Regi.'rung ergongen, durch die der Schutz der Reichs- sahne gewährleister werden soll. Es bleibt abzuwarten, was daraus entsteht. Sollten die Belästigungen der Republikaner nicht aufhören, dann werden wir Reichsbannerleute zur S e l b st h i l f e schreiten müssen und durch Massenaufmärsche in den Bade- orten der Reichsfahne Gestung verschasfen. Es bleibt dann abzuwarten, wer dabei den kürzeren zieht, ob die Badeverwaltungen oder die Reichsfahne. Richard Hansen , Vorsitzender des Reichsbanners, Gau Schleswig-Holstein . die hakenkreuzbanüiten. Wichtige Feststellungen.— Nach eingehendem Verhör entlassen. Die gestern früh in Teltow aus dem Zuge heraus verhasteten 135 Haken kreüzler wurden aus dem Berliner Polizeipräsidium im Laufe des Tages einem eingehenden verhör unterzogen, das sich his in die Nachmitlagsslunden hinein ausdehnte. Es scheint festiu - stehen, daß die im Mai d. 3. für Groß-Berlin verbotene Organisa. tion der Nationalsozialistischen Arbeiterpartei geheim weiter. bestand. Nach den Aussagen einzelner Mitglieder der NSDAP . sollen die Berliner Teilnehmer als offizielle„Berliner Ortsgruppe" an dem Nürnberger Beichsparteitag leilgenommen haben. 2m übrigen wurden bei fast sämtlichen(festgenommenen provisorische Mitgliederkarlen der verbotenen NSDAP , vorgefunden, aus denen einwandfrei hervorgeht, daß die aufgelöste Ortsgruppe dieser Partei trotz de» Verbote» im Stillen weiierbestanden hat. Die verhafteten wurden gegen 5 Uhr nachmittags sämtlich aus freien Fuß gesetzt. * Die zweckentsprechende Haltung der Berliner Polizei hat in der Rechtspresse Erregung hervorgerufen. Aus der Stellungnahme der mit den Bölkischen sympathisierenden Blätter kann man entnehmen, daß in ver Tat durch Ber- mittlung des völkischen Landtagsabgeordneten Haake der Versuch gemacht worden ist, die aufgelöste Hakenkreuz- Ortsgruppe in verschleierter Form weiterzu- führen. Die Rechtspresse nimmt die Hcckenkreuzbanditen von Er- langen gegen die Polizei in Schutz. Sie findet kein Wort der Kritik an dem unsäglich feigen Verhalten dieser Burschen, die in Erlangen Kinder von 12 Jahren überfallen und miß- handelt haben. Arbeiterkinder sind dieser Sorte von Presse gerade gut genug als Objekte für die Rowdymanieren der Burschen vom Hakenkreuz._
Fortschritt üer Erkenntnis. Folgen des Anschlußverbots. New Jork , SL. August. Professor B e a t y von der Southern Methodist University hat der Albert-Kahn-Stiftung für Lehrerreisen feinen Bericht über eine Studienreise durch die Nachfolgestaaten unterbreitet. Er hebt darin hervor, daß die Auflösung der Doppel-. Monarchie«ine außerordentlich schwier i-Fe Lage geschaffen habe, die dadurch noch verschlimmert werde, daß Oesterreich am Anschluß an Deutschland verhindert wird.
sich nicht. Sie konzentrierten sich aus die unabweisbar« Ahnung, daß dieser dichtende Händler«in direkter Nachkomm« eines mittel- alterlichen Minnesängers fei, der Nachfahre eines minnesängerischen Liebespfandes. Der zeitgenössische Endesfekt einer Entwicklung»- reihe, deren Endglieder durch moderne Fabrikbetriebe gelaufen sind, über das endlose Band einer Ford-Fabrik. Ihm fehlt nur das Kapital, um sein atavistisches Talent modern zu organisieren und maschinenmäßig auszubeuten. So fiel er in die primitive Methode des wandernden Handels zurück. Und bot so das rührende Zwitter- bild eines durchaus und organisch modernen Menschen mit«iner unbewußt romantischen Geste aus längst vergangener Zeit. Es scheint, daß die Väter noch au» hundertjährigen Gräbern nach uns greifen._
öotticelli als Erlebnis eknes Japaners. Kürzlich stand im.Vorwärts" eine Notiz, daß der Direktor des Museums In Detroit , Dr. Wilhelm R. Valentiner, für sein Museum «inen bisher unbekannten Botticelli erworben hätte. Und serner ansclssießend, daß der japanisch« Professor Pukio Pashiro, der jüngste Mograph des florentinischen Meisters, das Bild für ein unzweifel- Haftes Original erklärt hätte. Dies« Mitteilung siel nicht sonderlich auf, und doch zeijst sie etwas Neuartiges, ja geradezu Ueber- raschendes. Denn bisher war man der Meinung, daß die in Europa studierenden Japaner wesentlich technisctP Kenntnisse zu erwerben suchen. Um die europäisch« Geistes- und Kulturwelt kümmerten sie sich nur nebenbei, ohne scheinbar tiefer einzudringen. Von der japanischen Lebensaussassung und Kunst hörten wir dagegen nur durch Europäer , die Ostasiaten selbst blieben in Reserve, und nur sehr wenig drang zu uns, das japanisch« Meinungen über sich selbst oder gar über Europa verriet. Dies scheint neuedings anders zu werden. Jedenfalls muß anerkannt werden, daß der Professor der Kunstgeschichte in Tokio , Dukio Pashiro, sehr intensiv in die europäische Kunst eingedrungen Ist Uno zweifellos eine kunstkenne- rische Kapazität der Werke Botticellis genannt werden muß. Er reifte im Auftrag der japanischen Regierung zu Studienzwecken nach Europa , und nach vierjährigem Ausenthalt erschien in London sein Aufsehen erregendes Buch, das Botticelli als Hauptvertreter der Renaissancemalerei in kunstwissenschaftliche Parallele mit den Kunst- lern seiner Heimat bringt. Schlicht und einfach bekennt er ein- leitend, daß dieses Buch aus Liebs für den eigenartigen, Linie und Farbe innerhalb der ganz diesseitig eingestellten Renaissance gotisch vergeistigenden Künstler entstanden sei, und fast nebenbei macht er historisch und kunstwissenschaftlich sehr wichtige Feststellungen. Roch interessanter ist die Art, mit der er mit sachlicher, nicht sentimentaler Innigkeit die Darstellung der Landschast, der Köpfe, Hände, Haare, Gewänder und zumal der Blumen bei Botticelli beschreibt. Ueber- raschend ist dabei, daß dieser Japaner behauptet, Bolllcelli sei als Blumenmaler einzigartig, und nur die Blumen m Utamaros Insektenbuch könnten allenfalls einen Vergleich aushalten. Dies ist um so verwunderlicher, als gerade. Japan in Karin und Satatsu wirklich ein bezauberndes Weltgefühl hervorbringende Blumen- und Naturdarstsller besitzt. Es ist wohl kein reiner Zufall, daß Pukio Aashiro gerade Botticelli zum Gegenstand seiner Betrachtung«r-
Lügen von üer„Roten Zensur�« Reaktionäres Machwerk. Rechtsstehende Zeitungen verbreiten solgende Behauptung: „Der Sohn des verstorbenen Reichspräsidenten Friedrich Eberl der Aeltere über seine noch lebenden Parteigenossen, namenl- in Buchform herausgeben, und zwar nicht in einem sozialistischen, sondern in einem bürgerlichen Dresdner Verlag. Der sozialdemo- kratische Parteivorstand teilt dem jungen Ebert mit, daß dem Parteivorstand das Druckmanujkript zuerst vor- gelegt werden müsse, da es van einem zuverlässigen Manne auf seine Wirtungen auf die Parteigegenwort geprüft werden müsse. Fritz Ebert der Jüngere mußte diesem Befehl gehorchen, und so wurde aus dem Manuskript alles herausgestrichen, was Friedrich Ebert der Aeltere übe seine noch lebenden Parteigenossen, nament- lich über Scheidemann gesagt hat." Diese Behauptung ist von A bi» Zerlegen. Der schrift- liche Nachlaß von Friedrich Ebert , herausgegeben von seinem Sohne, ist bereits erschienen. Der sozialdemokratische Parteivorstand hat von dem Buch erst Kenntnis erhalten, als es bereits im Buchhandel zum Verkauf angeboten wurde. Genosse Friedrich Ebert hat dem„Striegauer Anzeiger" die folgende Berichtigung gesandt: .Auf Grund des � 11 des Preßgesetzes ersuche ich Sie, in der nächsten zum Druck noch nicht abgeschlossenen Nummer des .Striegauer Anzeigers" die nachstehende Berichtigung zu Ihrer in Nummer 193 vom 19. August 1927 veröffentlichten Notiz „Rote Zensur" an derselben Stelle und in derselben Schrift zu veröffentlichen. Unwahr ist, daß der sozialdemokratische P a r t« i v o r- stand als solcher oder irgendein Mitglied des sozialdemokra- tischen Parteivorstandes jemals an mich das Ersuchen gerichtet hat, das Druckmanuskript zu den beiden Bänden.Friedrich Ebert , Schriften, Auszeichnungen, Reden" ihm zur Zensur oorzu- legen. Wahr ist vielmehr, daß außer meinem Verleger niemand vorher die Manuskripte zu Gesicht bekommen hat. Unwahr ist deswegen auch, daß von einem Zensor des sozialdemokratischen Parteivorstandes„aus dem Manuskript alles herausgestrichen" wurde,„was Friedrich Ebert der Aeltere Übex seine noch lebenden Parteigenossen... gesagt hat." Wahr ist vielmehr, daß keinerlei Zensur vom Parteivorstand ausgeübt worden ist, und daß auch von mir keinerlei Streichungen in den zum Abdruck gekommenen Reden, Aufzeichnungen usw. vorgenommen wurden. Wahr ist vielmehr, daß alles, was in den von mir heraus. gegebenen beiden Bänden enthalten ist, so abgedruckt wurde, w i e i ch es im Nachlaß meines Vaters vorfand." Womit die reaktionäre Mache hoffentlich ihre Erledigung ge- funden hat— wenn es noch Anstand in der deutschnationalen Publi- zistik gibt._
Stahlhelmer unter sich. Ein Beleidigungsprozeß. Leipzig . 22. August.(Eigenbericht.) Der völkische Rechtsanwalt und frühere Stahlhelmführer Dr. Metz er in Leipzig hatte sich am Montag vor dem Amtsgericht wegen schwerer Beleidigung zu verantworten. Melzer hatte im Dezember vorigen Jahres in einer internen Besprechung mit zwei ehemaligen Offizieren in der Landesleitung des Stahlhelms in Dresden dem Leipziger Stahlhelmsührer Schwarz nachgesagt, er habe sich sein schweres Ohrenleiden durch Syphilis. als er noch Matrose war, zugezogen. In Wirklichkeit aber hat sich Schwarz sein'Ohrenleiden durch. Flugzeugabsturz im Felde zugezogen- Diese Zwistigkeiten führten nun dazu, daß Dr. Melzer als Gauleiter des Stahlhelms abtreten muhte und aus dem Stahl- Helm herausgeworfen wurde. Schwarz strengte gegen seinen ehe- maligen Kameraden Melzer Prioatbeleidigungsklage an. In. der Verhandlung erlitt Dr. Melz«r ein« schwere Niederlage, da es ihm nicht gelang, den Wahrheitsbeweis zu führen. Er wurde nach ß 186 des Strafgesetzbuches zu 3000 Mt. Geldstrafe oder 30 Tagen Gefängnis verurteilt.
wählt hat. Vieles in der fast arabesksnhaften Linienführung diese» Malers hat eine gewisse Verwandtschaft mit der Darstellungsart der japanischen Kunst. Wenn Botticelli jetzt aus diese Weise ganz neu- artig beleuchtet wird, so ist das unbedingt ein kunstwissenschaftliches Verdienst. Begrüßenswerter ist es aber noch, wenn durch dieses Buch dl« bisherige Einseitigkeit zugunsten«iner völkerverbindenden Wissenschaft des Ausgleichs überwunden wird. Dr. Otto B r a t t s t o v« n.
Die„Hamlet"- Bearbeitung Serhart Hauptmann». Ueber Die „Hamlet'-Bearbsitung Gerhart Hauptmanns , die in diesem Winter auf die Bühne kommen soll, erfährt man jetzt insokern genaueres. als der Dichter erklärt hat. daß er sich bei seiner Arbeit streng an die neueren Ergebnisse der„Haml«t"-Forschung gehalten habe. In Uebereinstimmung mit ihnen sieht er in dem Dänenprinzen das Haupt einer gegen das Königshaus gerichteten republikanischen Ofsiziersrevolte und rückt das Schicksal Hamlets Innerhalb dieses Konflikt» in den Mittelpunkt der Handlung. Internationale Kunstausstellung in Bordeaux . Das städtische Museum in Bordeaux plant für den Juni nächsten Jahres eins umfangreiche Gemäldeausstellung internationalen Ehnrnkters. Als Organisator wird der Muler Be'ltran- Masses genannt, dessen sran» zäsisch- spanische Ausstellung in Saragossa sehr ersolgreich war. Französische Meldungen erklären die Teilnahme von 32 Nationen bereits als gesichert: an deutscher amtlicher Stelle ist jedoch bis jetzt noch nichts darüber bekannt. Barbusse gegen die llesuslegende. Henri Barbusse , von dem vor kurzem bekanntlich«in Buch„(Usus" erschien, da» eine Art von synoptischem Laienevangelium darstellt und die Person Jesu in neuem Licht zu zeigen versucht, hat sich gleichzeitig mit den Quellen der Iefusgeschichte auseinandergesetzt. Das kritische Buch, das hieraus entstanden ist. betitelt sich„L e s Judas de Jesus". Wie schon der Titel andeute), sieht der französische Dichter in den jetzt kanonischen Schriften eine im Widerspruch gegen die wahre Lehre Jesu stehende verräterische Legende, die er zu zerstören sucht. Die Verbreitung des Krebses nach Rassen. Der Professor der Anthropologie an der Universität Genf . Eugen Pitlard, Mitglied de' Krebskominisston des Völkerbundes, berichtet in„Woxlds Health" über seine Studien zur Verteilung der Krebskrankheit unier den Rassen Europas . Danach scheint es, als sei die nordische Rasse an- fälliger für Krebs als die keltische, mlttelländisckie nnd die odrialischcn Rassen. Diese, die nördlichen Albauier, Bosnier, Montenegriner u a.. scheinen sogar fast immun gegen die Krankheit zu sein Es dürsten hier freilich auch andere Ursachen, wie besonders die Lebensgewehn- Helten, eine Rolle spielen. Ein 5000jähriger Indianertempel. Dei Erdarbeiten im Innern von Panama stieß man auf Uebcrreste alter Tempelanlagcn. D'e Ausgrabungsarbeiten, die dann unternommen wurden, söiderten die Grundmauern eine» Tempels zutage, dessen Alter von den Fach. leuten aus etwa 3000 Jahre v, Ehr, angesetzt wird. In einem Grabe wurde das Skelett eines Häuptlings oder Königs gefunden, mit einer Rüstung aus vergoldetem Kupfer und einem Brustpanzer aus reinem Gold.