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Gemeinschaftsschule zu treffen, also etwa anzuordnen, daß| Schulen, die wegen der Zunahme der Schülerzahl in einer Gemeinde neu zu errichten sind, den Charakter als Gemein­schaftsschule erhalten.

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Von besonderem Interesse ist in der Begründung auch die Bemerkung über die Weltanschauungsschulen". Zwar ist im Artikel 149 der Verfassung nur von ,, be fenntnis­freien( weltlichen) Schulen" die Rede, aber da im Ar­tikel 146 bei den Anträgen neben dem Bekenntnis auch von der Weltanschauung" der Erziehungsberechtigten ge­sprochen wird, so hält es der Keudell- Entwurf für selbstver­ständlich, daß außer weltlichen Schulen auch noch ,, Welt­anschauungsschulen errichtet werden können, so daß wir neben der Dreigliederung auch noch eine Verviel fachung der Schulsysteme nach der Richtung er­warten dürfen, daß nicht als Religionsgemeinschaften aner­fannte religiöse Getten oder neuaufkommende ,, Welt­anschauungsgemeinschaften", wie etwa die Gruppe des ,, neuen Nationalismus" für ihre Kinder selbständige Schul­systeme mit Erfolg beantragen dürfen.

verstößt, weil er die Schulhoheit des Staates aufhebt und die Schule zertrümmert, dafür aber mit erhöhten Kosten minderleistungsfähige Schulen schaffen will. Die Versammlung forderte dafür die Gemeinschaftsschule, die im Geiste der Toleranz, auf der Grundlage des deutschen   Kulturgutes, zu größerer Einheit des Volkes helfen soll.

Sie wollen nicht flaggen...

Die Lugus- Hoteliers pfeifen auf deutsche Gäste. Wie von ,, maßgebendster Seite" des Berliner   Hotelgewerbes zu dem Konflikt mit dem Magistrat in der Flaggenfrage mitgeteilt wird, hat das Hotel Kaiserhof es endgültig ab gelehnt, anläßlich des am heutigen Donnerstagabend stattfinden den Festessens für den New Yorker Bürgermeister Walker die Reichsflagge zu setzen. Gleichzeitig haben sich fast alle be tannten Berliner   Hotels mit dem Kaiserhof solidarisch erklärt, und zwar Adlon  , Esplanade, Bristol  , Conti­nental, 3entral, Fürstenhof, Palast, Baltic, Für die Wiedereinführung der geistlichen Schul- Habsburger of usw., desgleichen die Saalbetriebe des 300. aufsicht, wenigstens soweit der Religionsunterricht in logischen Gartens. Die Hoteliers erklären, daß sie es ab Frage kommt, hat die Begründung" überhaupt feine lehnen müßten, sich vom Berliner Magistrat in ein politisches Fahr­Gründe, es sei denn, daß man den einen Satz als solche an waffer ziehen zu lassen. Die Stadt Berlin   habe kein Recht, derartige erkennen wollte, daß es wiederholt zu Meinungs Forderungen politischer Art" an das Hotelgewerbe zu stellen. verschiedenheiten zwischen Staat und Religionsgesell­schaft über die Frage gekommen sei, wie der Religionsunter­richt in Uebereinstimmung mit den Grundsäßen der Refi­.gionsgesellschaft" erteilt werden könnte. Außer der geistlichen Schulaufsicht soll der Staat auch noch zugestehen, daß er über den Lehrplan, die Lehr- und Lernbücher für den Religions­unterricht erst ein Einvernehmen mit der Religionsgesellschaft herzustellen habe.

Die Begründung behauptet frischweg, da von den rund 62,4 Millionen Einwohnern Deutschlands   rund 60,2 Millionen Christen seien, so müsse auch die Gemeinschaftsschule ( Simultanschule) ihre Unterrichts- und Erziehungsarbeit auf religiöser Grundlage aufbauen und die vom Christentum be­einflußten Aeußerungen der deutschen   Geistesgeschichte" im Unterricht und in der Erziehung lebendig machen. Die für den Entwurf und die Begründung verantwortlichen Beamten des Innenministeriums rechnen also einfach alle Erziehungs­berechtigten, die noch nicht offiziell aus der Kirche ausgetreten find, zu Chriſten im Sinne ihres Bekenntnisses und folgern daraus das Recht, für ihre Sonderschulen eine bevorzugte Stellung im Gegenfaz zur Verfassung abzuleiten.

Diese flägliche Begründung zu dem ebenso fläglichen, aber gefährlichen Reichsschulgeseßentwurf zeigt mit bedroh­licher Klarheit, wie sicher sich die Kreise fühlen, die ihren gegenwärtigen Regierungsblock dazu benutzen möchten, das deutsche Schulwesen auf die Zeit nach dem Dreißigjährigen Kriege zurüdzuschrauben. Gegen diesen Entwurf, feine Be­gründung und seine Väter kann es nur den schärfsten Kampf geben.

Die Lehrer lehnen ab.

In Leipzig   veranstaltete der Leipziger Lehrerverein   eine große öffentliche Kundgebung gegen den Reichsschulgefeßentwurf Nach eingehenden Referaten des demokratischen Reichstagsabgeord­neten Rönneburg   über Reichsschulgesetentwurf und Berfassung", des Sozialdemokraten Professor Dr. Riemann über Reichsschul­gefeßentwurf, und Geistesfreiheit und des Schriftleiters der Leip. ziger Lehrerzeitung", Barth, über die finanziellen und pädagogi­schen Wirkungen des Reichsschulgelegentwurfs", die starke 3uftim­mung fanden, faßte die außerordentlich eindrucksvoll verlaufene Versammlung nach einer längeren Aussprache, in der Vertreter der verschiedenen Parteien und der Elternschaft zu Worte kamen, gegen ganz wenige Stimmen der Kommunisten eine Entschließung, die den Reichsschulgefeßentwurf als verfassungswidrig ablehnt, weil er gegen den Sinn und Wortlaut der Reichsverfassung

Weltbeben.

Von Paul Gutmann.

Das stärkste Propagandamittel der christlichen Kirchen ist die Erweckung des Mitleids mit einem unschuldig Berurteilten. Die chriftliche Religion ist die einzige, die Gerechtigkeit und zugleich das Mitleid mit dem vom Unrecht Betroffenen als Kern ihrer Glaubens­lehre aufweist. In ihr verdichtet sich das unermeßliche Leiden der antiken Sklaverei zu einem Symbol von grandioser Einprägsam­feit. Seht, dieser Mann, der Retter der Menschheit, ist am Kreuz unschuldig verblutet, so riefen die Priester den Gläubigen zu und schufen damit eine Bewegung von weltumwälzender Bedeutung. Der Schrei nach Gerechtigkeit, der das Christentum geschaffen und trotz aller Entstellungen seiner Lehre erhalten hat, war eins jener Weltbeben, das von Zeit zu Zeit die in stintendem Eigennutz und verbrecherischem Unrecht erstarrende menschliche Gesellschaft auf­

rüttelt.

Das Leben wäre unerträglich ohne Gerechtigkeit. Die von den Gläubigen in den Mittelpunkt gestellte Tatsache, daß ein Mensch um der Gerechtigkeit willen den Tod auf sich genommen hat, stempelte ihn in ihren Augen zum Gott. Darum ist das Unrecht das Furcht­barste, was einem Menschen zugefügt werden kann, und darum ist nichts gewaltiger und ansteckender als die Empörung hierüber. Warum ist die Hinrichtung der beiden Unschuldigen Sacco und Vanzetti ein Ereignis von so ungeheurer Tragweite? Täglich wird Unrecht verübt, täglich werden hie und da auf der weiten Erde  Menschen ermordet, ja, vor unseren Augen sind ganze Völker, wie die Armenier, in grausamſter Weise gefoltert und getötet worden. Was da geschehen ist und immer wieder geschieht, ist grauenhaft, aber es sind die Taten wilder Tiere, und wir kennen alle das Tier in der Menschenbrust. Das Altertum war ebenso grausam in der Behandlung unterworfener Bölfer, aber nicht die im Alten Testament  oder in den griechischen und römischen Geschichtsbüchern aufgezählten Maffenmorde haben die Welt in ihren Grundfesten erbeben lassen, sondern die legendäre Hinrichtung eines unschuldigen Broletarier­johns aus Nazareth  .

Das Schicksal eines sonst ziemlich gleichgültigen Hauptmanns der französischen   Armee, des auf die Teufelsinsel verbannten Dreyfus  , hat die Menschheit mehr erregt als etwa die belgischen Konjogreuel oder die Opfer, des Burenfriegs. Wir wissen, daß jeder von uns der Roheit zum Opfer fallen kann. Das einzige, was die menschliche Gesellschaft davor bewahrt, daß nicht alle wie wilde Bestien übereinander herfallen, ist der Glaube an die Gerechtigkeit. Wo dieser Glaube erschüttert worden ist, da wurde ein Attentat gegen die Menschheit verübt. Die Bostoner   Richter, jene Hyänen mit dem frommen Augenaufschlag, haben ein millionenfach größeres Unrecht verübt, als je eins ihrer Opfer zu verüben imftande gewesen wäre, fie haben den Glauben der Menschheit geschändet.

Inzwischen haben auch einige vom Verbande der Funkindustrie eingeladenen Bertreter der preußischen Regierung es abgelehnt, in einem Hotel Feste zu feiern, das die Flagge des Reichs boykottiert.

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nische Presse" hat einstimmig folgenden Beschluß gefaßt: Der Arbeitsausschuß der Vereinigung Republika

,, Die Bereinigung Republikanische Presse" begrüßt den Beschluß des Berliner   Magistrats, in Zukunft diejenigen Berliner  Hotels zu meiden, die am Verfassungstage nicht in den Reichsfarben Schwarz- Rot- Gold geflaggt haben, und ebenso die Schritte, die das Auswärtige Amt   in derselben Angelegenheit unternommen hat. Die allem internationalen Brauch wider sprechende Nicht beflaggung in den Reichsfarben an dem Tage, an dem Reichspräsident und Reichsregierung, Landesregierung und Magistrat im Einklang mit der großen Mehrheit des Volkes die Weimarer Verfassung feiern, bedeutet eine auffällige poli­tische Demonstration gegen Verfassung und Repu­blit. Die Vereinigung ,, Republikanische Preffe" empfiehlt des= halb ihren sämtlichen Mitgliedern, an Beranstaltungen in denjenigen Berliner   Hotels, die am Berfassungstage nicht in den Reichsfarben flaggen, nicht teilzunehmen."

Die Rentenansprüche der Standesherren.

Wer bezahlt die lachenden Erben?

Ueber die Entschädigung der Rentenansprüche der großen und fleinen Standesherren erfährt der Sozialdemokratische Pressedienst", daß die Reichsregierung schon in der September­tagung dem Reichstag einen Entwurf vorlegen will, vorausgesetzt, daß eine Einigung mit der preußischen Regierung zustande kommt. Man sucht ein Kompromiß, dessen Aussichten verschieden be­urteilt werden, da eine prinzipielle Einigung noch aussteht. Während Preußen grundsäßlich die Lösung in Anlehnung an das Gesetz über die Ablolung öffentlicher Anleihen sucht dabei aber ausnahmslos die Aequivalente für Hoheitsrechte einziehen will, ver­tritt das Reichsjustizministerium den Standpunkt, daß auch die Hoheitsrechte zu einem allerdings herabgesetzten Prozentsaz entschädigt werden sollen und daß ferner gewisse Ansprüche nach dem Gesetz über die Hypothekenauswertung be­handelt werden müssen. Einigkeit besteht darüber, daß alle Streit fälle durch Schiedssprüche beigelegt werden, die beim Reichsgericht und an dem Sitz der Oberlandesgerichte errichtet werden sollen.

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Als Emile Zola   sein unsterbliches: Ich klage an" den Pariser  Richtern ins Gesicht schleuderte, war seine Stimme eine schwache Menschenstimme gegenüber einem Millionenchor von Besessenen und Verirrten. Diese schwache Stimme wurde der Kampfruf der gegeben. Sacco und Banzetti werden nicht mehr auferstehen, aber Welt und hat einem unschuldig Verurteilten die Freiheit wieder die Hüter der Banktresors, die sich fälschlich Hüter des Rechts nennen, merden zittern vor dem immer mächtiger anschwellenden Schrei: Sacco und Vanzetti!", der die Erde erbeben lassen wird. Es ist undenkbar, daß das seelische Erdbeben, das von Amerika   aus über meritas, das Bild des Gekreuzigten anruft, der nach euren Worten die Welt gegangen ist, zur Ruhe gelangt. Wenn ihr, Priester unter Pontius Pilatus   um der Gerechtigkeit willen am Kreuz ge­Banzetti" das Kreuz aus der Hand gleiten lassen. Und ihr, Richter, mordet worden ist, so wird euch der dumpfe Ruf: Sacco und die ihr auf das Evangelium schwören läßt, werdet erbleichen, wenn der Menschheitsschrei Sacco und Banzetti" an enter Ohr dringt. Die Wahrheit ist auf dem Marsche!" rief Emile Zola  . Hier handeit es sich nicht mehr un die längst erwiesene Wahrheit, hier ist ein Weltbeben entfesselt, das die Neue Welt in eine alte Welt verwandeln wird.

Internationale Erziehungsreform.

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Jetzt in den Tagen des Schultampfes bei uns im deutschen  Vaterlande hört man mit größerem Interesse, als es sonst vielleicht der Schulreform auch die Köpfe und Herzen in anderen Ländern der Fall gewesen wäre, davon, daß Erziehungsfragen und Fragen beschäftigen. In der ersten Hälfte des Auguft hat in Locarno  , dem Ort, der für uns ein Symbol der Völkerverständigung und der Bölterfreiheit ist, eine Weltkonferenz von pädagogisch Interessierten stattgefunden, die in einem Kreis, der sich Internationaler Arbeitstreis für Erneuerung der Erziehung" nennt, zusammengeschlossen find.

standen. Er war zunächst ganz klein. Aber die Zahl wuchs mit Dieser Kreis ist aus den Nöten der Nachkriegszeit heraus ent­den Jahren. Im Jahre 1925 auf der Tagung in Heidelberg   zählte man bereits 500 Teilnehmer, und jetzt in Locarno   zum Welt fongreß zur Erneuerung der Erziehung hatte sich die stattliche Zahl von 1200 Personen eingefunden. Die alte und die neue Welt hatten ihre Vertreter entsandt.

Das Hauptthema der Tagung, um das sich die gesamte Dis. der Erziehung". Der Präsident der Tagung, Profeffor Pierre fussion herumrankte, lautete Bom Sinn der Freiheit in Bovet, vom" Institut Jean Jacques Rouffeau" leitete die Tagung ein mit einem Referat, in dem er auf die Wichtigkeit der Kenntnis der psychologischen Entwicklungsgefeße des Kindes hinwies und auf die Notwendigkeit seiner aktiven Selbstentfaltung. Bersucht ein­Hilfsstellung, daß es das von sich aus entfalte, das war etwa der zubringen in das, was im Kinde werden will und gebt ihm dann Ton, auf den das Referat gestimmt war. Ein anderer Sprecher, Dr. Adolphe Ferrière aus Genf  , der als Vater des Inter­nationalen Arbeitskreises anzusehen ist, sprach über das Thema ,, Die Disziplin der Freiheit und ihre Erlangung".

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Inzwischen werden Dentschriften vorbereitet, die die Ente stehungsgeschichte der standesherrlichen Renten genau untersuchen. Eine dieser Denkschriften ist dem fürstlichen Hause Wittgenstein  gewidmet, das sich des Bezuges von neun Renten verschiedenen Ursprungs erfreut. Das herzogliche Haus Croy in Dülmen  , das seine Besizungen dem Reichsdeputations hauptschluß aus dem Jahre 1803 verdankt, bezieht 18 000 Mt. Rente. Ein jüngerer Croy ver­langt nun die Rente für sich, denn der älteste Agnat hat nicht standesgemäß geheiratet seine Gattin ist eine simple Ameri­fanerin, daher soll dem jungen Herzog die Rente entzogen werden. Aufgabe der Gerichte und des preußischen Finanzministers wird es nun sein, festzustellen, ob tatsächlich eine unebenbürtige Heirat vor­liegt, die nach den Hausgesehen für den jungen Herzog den weiteren Bezug der Rente ausschließt. Das fürstliche Haus Salm ist unerwartet in den Besitz einer großen Rente gelangt. Ein Fürst Galm- Kyburg ist eine Messalianceehe eingegangen, seine Kinder find von dem Rentenbezug ausgeschlossen. Lachender Erbe- nach den Hausgesetzen ist der Familienverband der Fürsten   Salm. Sollte der preußische Standpunkt nicht durchbringen, so wird eine gesetzliche Regelung faum erfolgen. Die Standesherren werden dann sofort die ordentlichen Gerichte mobilmachen und ihre Ansprüche schleunigst durchzufechten suchen.

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Bestrafte Flaggenschänder.

Gefängnis für Verbrennung einer schwarzrotgoldnen Fahne in München  .

München  , 24. August.  ( WTB.)

Am 28. Mai dieses Jahres, am Tage des verbotenen Reichs­bannertages in München  , war die am Gewerkschaftshaus angebrachte fchwarzrotgoldene Fahne verbrannt worden. Als Täter wurden Angehörige der Nationalsozialistischen   Arbeiterpartei ermittelt. Sie hatten auch ein Plakat mit der Aufschrift Befreiung Deutschlands  " mit dem Reichsadler und dem Hakenkreuz an­geschlagen. Zwei der Angeklagten wurden nunmehr wegen Sach­beschädigung und unbefugten Plakatanschlagens zu je 14 Tagen Gefängnis und 50 Mart Geldstrafe, drei weitere Angeklagte, die aufgepaßt hatten, zu je einer Woche Gefängnis und 20 Mark Geld­strafe verurteilt. Ein Angeklagter wurde freigesprochen.

Die Besatzungsdiskussion.

Bisher keine Einigung.

Wie der Sozialdemokratische Pressedienst" zuverlässig hört, ist über die Herabsehung der Besagungstruppen noch teine Eini­gung erzielt; man hat vielmehr den Eindruck, daß sich der Gegen­satz der Auffassungen in Paris   und London   eher zugespigt hat. Frankreich   will nicht unter 50 000 Marm heruntergehen, und zwar sollen die noch in Deutschland   stehenden Teile des 33. Korps und der 41. Division verschwinden; gewisse Einheiten der 41. Divi­fion sollen auf die verbleibenden vier Divisionen verteilt werden. Dagegen wünscht England, das eine getrennte Berminderung der Truppenzahl um mehr als ein Fünftel anstrebt, die Beibehal tung des paritätischen Charatters der Befagung und Die Herabfegung der alliierten Kontingente nach einem einheit­lichen Schlüssel. In London   hat man besonders darauf hin­gewiesen, wie sehr die deutsche öffentliche Meinung von einer starten Verminderung nur des englischen Besagungsheeres enttäuscht werden würde, wenn nicht zu gleicher Zeit eine der Stärke der fran­zöfifchen Besatzung angemeffene Truppenverminderung erfolgt. Bandervelde neigt mehr zum englischen Standpunkt.

In Berlin   herrscht augenblicklich ein gewisser Pessimis mus in der Besagungsfrage vor. Man hält es durchaus nicht für sicher, daß bis zum Beginn der Völkerbundratstagung eine Einigung zwischen Paris   und London   erfolgt ist und hat den Eindruck, daß die englische Regierung diesmal entschlossen ist, den französischen   Mili­tärs fräftigeren Widerstand zu leisten.

Von den Rednern deutscher   Zunge muß die Leiterin der deutschen  Mittelstelle Frau Dr. Elisabeth Rotten   erwähnt werden, deren Ausführungen sich ebenfalls mit dem Freiheitsproblem befaßten. Sie wies auf den ethischen Wert hin, den eine richtig gewährte wilhelm Paulsen ging auf das Thema der gesellschaftlichen Bindung sich selbst aus wahrer Freiheit zu seinem Nuzen gewinnen kann. Freiheit enthält und auf die fittlich- religiöse Wirkung, die jeder für der Erziehung ein, 3war fönne der Mensch sich nicht, so meint er, der Gesellschaft entziehen, die das eigentliche Leben im Menschen vergewaltige, aber es müsse versucht werden, die Gesellschaft neu, natürlich und gesund zu ordnen, und der Anfang dazu sei beim Rinde zu machen. Seine Thesen gipfelten zum Schluß darin, daß das Kind ein Bildender" fein solle, fein Gebildeter", ein " Suchender", fein Bersuchter", ein Beter", fein Anbeter". Aber auch der praktischen Gestaltung der pädagogischen Reform Amerikanern, die viel von ihren Schulreformen zu sagen wußten, ging man auf dieser Tagung nicht aus dem Wege. Neben den waren es vor allem zwei Deutsche  , die das Ohr der Teilnehmer fanden: Dr. Wyneden, der Gründer der Freien Schulgemeinde Widersdorf" und Professor Petersen, der Bater des unter dem Namen Jena- Plan einer freien allgemeinen Volksschule" be­fannten pädagogisch- organisatorischen Programms. Dr. Wyneden fiel verhältnismäßig mit seinen Darlegungen ab, anders Pro­feffor Petersen. Professor Petersen versuchte in furzen Leitfäßen sein an der Jenaer   Universitätsschule erprobtes Einheitsschulsystem wiederzugeben. Die Voraussetzung seines Schulsystems ist die, daß sich die kindliche Eigenart innerhalb einer Gemeinschaft unbehindert entfalten darf, die auf den drei Säulen des Zusammenschlusses der Kinder, der Eltern und der Lehrer beruht.

weniger in den großen Referaten, als in der engeren Zusammen­Wie bei allen solchen Tagungen liegt ihr Hauptwert zunächst arbeit in fleinen Birkeln. In vielen kleinen Arbeitsgruppen wurden schlägigen pädagogischen Fragen erörtert, so die Fragen der denn auch während der Tagung des Weltkongreffes fast alle ein­Lehrerausbildung und der Lehrerpersönlichkeit, die Sonderfragen des Geschichtsunterrichts, die Fragen der fünstlerischen Erziehung und anderes mehr.

Die Fernwirkungen dieses Weltkongresses werden nicht aus­Tagung ftand und dafür bürgt der geistige Schwung, der sie be­bleiben. Dafür bürgt das hohe geistige Niveau, auf dem die seelt hat.

Ein echter Brief. Der Vorwärts" brachte in Nr. 390 und 392 eine Novelle Chaim" von Jakob Pat. Die schönste Stelle dieser Novelle ist ein rührender Abschiedsbrief eines zum Tode Berur­tionären Literatur merden wir nun darauf aufmrksam gemacht, daß teilten an seine Mutter. Von einem Renner der russischen revolu dieser Abschiedsbrief ein authentisches Dokument ist. Es ist dies der im August 1905 in vielen russischen und auch ausländischen Partei­blättern abgedruckte Abschiedsbrief des in der Schlüsselburger   Festung hingerichteten Chaim Gerichtowitsch.

Rudolf Hindemith   wurde, nachdem er drei, Jahre als erster. Solo­Cellist an der Wiener Staatsoper und als Lebrer an der dortigen Afademie Quartett gewesen ist, ais Lebrer der Ausbildungsklasse an das badische und ebenso lange mit feinem Bruder Paul Hindemith   im Hindemith- Amer Stonjervatorium für Musit in Karlsruhe   verpflichtet.