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Der ewige Zriüericus. Nationalistischer Rummel bei Berlin  . Fridericus Rex spukt durch die Mark: Mal taucht er hier auf, mal tritt er dort in Erscheinung, und immer läßt er sich sehen, wenn schwarzweißrote Vereinsspektakel stattfinden. Liegt da am Ostrande Berlins   das Oertchen S ch ö n e i ch e, das ror kurzem der Schauplatz eines denkwürdigen Ereignisses wurde. DerM ilitäroerein Kleinschonebecf-Schoneiche" beging nämlich sein 26. Stiftungsfest, und als Hauptstück des Pro- gramms war für 3 Uhr nachmittags vorgesehen:Festlicher Umzug, Reitergruppe: Fridericus Rex und seine Generale: Festwagen: Germania  ". Unter schwarz weiß- roten Fahnen nahte die preußische Majestät hoch zu Roß, und auf dem Wagen der Germania   hattenGenerale  " aus dem sieb- ziger Kriege sich ausgebaut. Wer aber denkt, daß der König den .�ug geführt hat, der ist im Irrtum! An der Spitz« marschierte ein Herr Lyons, Rittergutsbesitzerssohn und Major seines Zeichens in einer Festgewandung, die der Reichswehruniform ver- flucht ähnelte. Wenn es sich nicht um eine Werwolf-Mystisikation handelt, erhebt sich freilich trotz aller Heiterkeit, die solche schwarz- weißroten Scharlatanereien bei allen Vernünftigen erwecken, die Frage: Ist Herr Lyons früherer Reichswehrofsizier? Wenn ja, erhielt er bei seiner Verabschiedung die Erlaubnis zum Trogen der Uniform? Wenn ja, soll diese Erlaubnis auch weiterhin aufrecht- erhalten bleiben? Daß Herr Lyons etwa gar aktiver Reichswehr  - offizier ist, vermögen wir natürlich nicht anzunehmen. So also produziert« sich Fridericus in Schöneiche  . Er kann ober nicht nur reiten, er kann auch Kahn fahren. Jn Pots- dam rollte letzthin ein Wasserfest unter der Aegide desStahl- helm.s" ab, und als der Abend niedersank, ward plötzlich auf dem Wasser ein Baggerboot sichtbar. Und, siehe da, wen erblickte man täuschend nachgemacht? Fridericus und Bismarck  Schulter an Schulterl Da dem Altreichskanzler der Helm vier Nummern zu klein geraten war und wie ein Zündhütchen auf den drei Haaren saß, zog er es vor, sich zurückzuhalten, und schwieg sich aus. Dafür hielt aber derKönig  " ein prophetische Rede über den Stahlhelmgeist und ähnliche Belanglosigkeiten. Außerdem sagte er ein Gedicht auf, das herzlich schlecht war, was wohl auf die be kannte Abneigung des Alten Fritzen gegen die deutsche Sprache zu rückzusühren ist. Immerhin: Rauschender Beifall lohnte den treffe lichen Darbietungen. Gibt es etwas Ulkigeres und Groteskeres als solchen schwarz- weißroten Mummenschanz? Lächerlichkeit, sagt man, tötet, in Potsdam   und im Kriegerverein Schöneiche   freilich nicht!
Ergebnisse öer wohnungszählung.
Ein Setrüger aus Sombap. Ginc Berliner   Firma um 250 000 Mark geschädigt 3m 3ahr« 1923 reiste ein aus Lahors stammender Kaufmann namens Ganpat-Rai-Sharma nach Deutschland   zu und bezog als angeblich vermögender Mann eine elegante Wohnung am Kur- f ü r st e n d a m m. Es gelang dem Inder bald, Beziehungen zu Berliner   Handelskreisen anzuknüpfen, wo er, dank der vorgelegten guten Empfehlungen und Referenzen, auch gern aufgenommen wurde. Vor ungefähr t'A Iahren trat Ganpat-Rai-Sharma in nähere geschäftliche Beziehungen zu einem Fabrikanten und wußte ihn zu überreden, mit ihm gemeinsam eine G. m. b. H. zu gründen, die hauptsächlich sich mit dem Export von Elektromaterial nach Borderindien befassen sollte. Der Berliner   gab als Geschästseinloge bei der Gründung der G. m. b. H. bares Geld in Höhe von 150 000 Mark. Der Inder, der nicht über Barmittel zu ver- fügen behauptete, erklärte, daß er dieses Manko durch seine aus- gedehnten Beziehungen zu der indischen eingeborenen Handels� weit wieder wettmachen werde. Auch feine Familie, die zu den am gesehensten gehöre, werde, sobald er ihr von der Gründung Mit- teiluna gemacht habe, finanziell beispringen. Leider ließ das erhoffte gut« Geschäft auf sich warten, so daß dem Berliner   Bedenken aus. stiegen. Der Inder erklärte das mit dem Mißtrauen seiner Lands- leute und meinte, daß ein persönlicher Besuch schnelle Wandlung schaffen würde. Sein gutgläubiger Teilhaber hatte gegen die Reise, die im November 1926 angetreten wurde, nichts«inzu- wenden und gab außer reichlich bemessenen Reise spesen dem Inder für etwa 96666 Mk. Muster und Waren mit. Longe Zeit wartete er vergeblich auf Nachrichten aus Indien  , endlich trafen sie auch ein, ober Geld kam nicht, weder für die verkauften Waren noch als Anzahlung auf Bestellungen. Nun entschloß sich der Berliner  , die Hilfe der Kriminalpolizei in Anspruch zu nehmen. Bei den Nachforschungen, die Kriminalkommissar Kanthack mit seinen Be- amten anstellte, ergab sich, daß Ganpart-Rai-Sharma die ihm anver- trauten Muster usw. für 26666 M. in Bombay verschleu- d e r t und das Geld, das etwa den vierten Teil des wirklichen Wertes ausmachte, für sich verwendet und verjubelt hatte. In der gleichen Weise wie seinen Berliner   Kompagnon, hatte der schlaue Inder eine Exportfirma in Lahors betrogen. Die Nachforschungen in Berlin  ergaben, daß der Inder am Kurfürstendamm   gänzlich unbe- k a n n t ist. Man zweifelt nun, ob der angegebene Name der richtige gewesen ist und oermutet, daß die vorgelegten Empfehlungen und Referenzen gefälscht waren. Ganpat-Rai-Sharma soll sich äugen- blicklich wieder in Berlin   aufhalten, es ist aber bisher noch nicht gelungen, seine Wohnung aufzuspüren. Wahrscheinlich wird er in einer Penston oder in einem Hotel vielleicht unter falschem Namen Unterkunft suchen. Mitteilungen, die geeignet sind, seiner Hab- Haft zu werden, erbittet Kriminalkommissar Kanthock, Dienststelle? 3, im Polizeidienstgebäude in der Georgenkirchstr. 36 A.
Fabrikfeuer in der Frankfurter Allee  » Gestern nachmittag waren sechs Löschzüge der Berliner   Feuer- wehr in der Frankfurter Allee   288 längere Zeit mit der Bekämpfung eines gefährlichen Fabrikfeuers beschäftigt. Aus noch ungeklärter Ursache, vermutlich infolge Funkenfluges, war im Kesselhaus der Wägenbau- und Karosseriefabrik von Lange u. Gut- z c i t ein mit 366 Litern Oel   gefüllter Behälter in Brand geraten. Gewaltige Stichflammen schössen hervor, so daß in wenigen Minuten «in Teil des Erdgeschosses und des ersten Stockwerkes lichterloh brannte. Die Fabrikfeuerwehr trat sofort in Aktion, konnte aber nicht verhindern, daß die Flammen auch a-uf den D a ch st u h l des Fabrikgebäudes übergriffen. Inzwischen waren mehrere Löschzüae der Feuerwehr an der Brandstätte eingetroffen, denen es in ver- haltnismaßig kurzer Zeit gelang, den Brandherd zu lokalisieren. Das Kesselhaus ist stark in Mitleidenschaft gezogen, doch erleidet der Betrieb keine Unterbrechung. Musik wird oft nicht schön empfunden... O, i®in bo£jeä.enbe m*>m für den 53 Jahre allenHofsänger" Andreas M. eine Gastrolle, die er gestern nachmittag auf dem Grundstuck E l b i n g e r S t r. 4 1 gab. Es öffneten sich zwar. cw« üblich, alle Fenster am Hofe, aber statt der erwarteten kleinen Münzen wurde dem Sänger von oben herab nur eine sehr ab- fällig« Kritik zuteil. Das war begreiflich, seine Stimme halte unter der Mrkung von etwas reichlich genossenem Alkohol stark an Reiz eingebüßt. Der Sänger selbst aber wollte das augenscheinlich nicht telten lassen. Die vernichtende Kritik versetzte ihn in Wui. schimpfend drohte er zu den Fenstern hinauf, er werde gleich kommen, um sich seinHonorar" zu holen, wenn man es ihm nich» herabwerfen wolle. J» dieser Situation kehrte ein Postaushelfer vom Postamt 66, der im Ouergebäude eine Depesche bestellt hatte, über den Hof zurück. Der mußte nun denBlitzableiter" abgeben. Der wütende Sänger siel über ihn her. wie vermutet wird, um sich aus seiner Tasche selbst zu bezahlen. Der Versuch, ihm die Tasche zu entreißen, mißlang. Der Bote setzte sich zur Wehr und der Sänger ergriff jetzt die Flucht. Auf einem Straßenbahnwagen der Linie 74 duldete ihn der Schaffner nichl. weil er betrunken war. Jetzt lief er in den Friedrichshain   hinein und wurde nach längerer Verfolgung von einem Wächter gestellt und festgenommen.
Die Reichswohnungszählung am 16. Mai wurde in Preußen in sämtlichen Gemeinden mit mehr als 6666 Einwohnern und in einer Auswahl kleinerer, insgesamt in 3187 Gemeinden durch- geführt. Die Wohnungszählung sollte nicht so sehr die Zahl der Wohnungen ermitteln, als Aufklärung über die Wohnverhält» nisse der Bevölkerung, insbesondere über das Zusammen- leben mehrerer Familien und Haushaltungen in einer Wohnung bringen. Ihr Ergebnis soll Anhaltspunkte für die Feststellung der Zahl der fehlenden Wohnungen Nefern. Wie derAmtliche Preußische Pressedienst" einer vorläufigen Uebersicht der Statistischen Korrespondenz entnimmt, betrug die Wohnbevölkerung Berlins  nach dem endgültigen Ergebnis der Volkszählung 1926 unter Be- rücksichtigung der kommunalen Veränderungen bis zum 16� Mai d. I. 4 624 166: bewohnte Wohnungen waren insgesamt 1 212 491 vor- handen. Von leerstehenden Wohnungen waren noch oder bereits vermietet 1296, 1673 standen zur Verfügung des Wohnungsamtes, 214 waxen baufällig, 796 waren aus sonstigen Gründen nicht ver- mietet. Haushaltungen wurden insgesamt gezählt 1 361 638. davon zweite und weitere Haushaltungen 89 147. Diese Haushaltungen find von besonderem Interesse: es sind diejenigen, die zwar eine selb- ständige Hauswirtschaft führen, aber keine eigene Wohnung haben. sondern die Wohnung anderer 5)aushaltungen tellen, also z. B Familien mit eigener Hauswirtschaft, die in Untermiete wohnen. Bei einem anderen Beorbeitungsgang sind ferner außer denzweiten und weiteren Haushaltungen" die bei der Zählung festgestellten weiteren Familien" gezählt worden. Das sind diejenigen, die eben- falls keine eigene Wohnung haben, aber auch keine eigene Hauswirt- schast führen, sondern WohnungundHaushalt anderer teilen,
also z. B. Eltern, die mit ihren verheirateten Kindern zusammenleben. Die Zahl d-eserweiteren Familien" betrug in Hannover   3679, in Gelsenkirchen   763, in Hamborn   367, in Münster   312, in Bochum   1612 und in Erfurt   1698. Die Wohnbevölkerung B a r m e n s betrug 187 699 Einwohner mit insgesamt 61 646 bewohnten Wohnungen. An leerstehenden Wohnungen standen zur Verfügung des Wohnungsamtes 87, bau- fällig waren 38: Haushaltungen gab es insgesamt 63 862, davon zweite und weitere Haushaltungen 2167. Die Stadt Altona   zählt« 186 683 Einwohne:, bewohnt« Wohnungen waren insgesamt 49 922 vorhanden. Zur Verfügung des Wohnungsamtes standen 38 Woh- nungen, 33 waren aus sonstigen Gründen nicht vermietet. Bon den insgesamt 86 226 Haushaltungen waren 5298 zweite und weitere Haushaltungen. Die Stadt Bochum   hatte bei einer Bevölkerungs- zahl von 211249 Einwohnern 46 781 bewohnte Wohnungen, an leer- stehenden Wohnungen zur Verfügung des Wohnungsamtes 16, an baufälligen 22. Von je 166 Haushaltungen insgesamt waren zweite und weitere Haushaltungen 7,79. Königsberg   hatte eine Ein- wohnerzahl von 279 926 Personen, bewohnte Wohnungen 69 142, von leerstehenden Wohnungen noch oder bereits vermietet 66, zur Ver- fügung des Wohnungsamtes 16, baufällig 8, aus sonstigen Gründen nicht vermietet 22. Von den insgesamt 76731 Haushaltungen waren zweite und weitere Haushaltungen 7689, von je 166 also 9,89. Die Uebersichten über die Zahl der leerstehenden Wohnungen wurden, um gleichzeitig ihre tatsächliche Bedeutüng für den Woh- nungsmarkt klarzustellen, soweit als möglich nach den Gründen des Leerstehens gegeben. Diese Gliederung zeigt zahlenmäßig, was man von vornherein vermuten konnte: daß nämlich trotz der Neubautätig- keit und trotz zum Teil sehr hohen Mieten für Neubauwohnungen von einem irgendwie nennenswerten Leerbestand in diesen Städten nicht gesprochen werden kann.
Der Leichenfunü bei �uüwigslust. Offenbar ein Raubmord. Wie wir mitteillen, wurde am Sonnabend voriger Woche frühmorgens auf der Feldmark Kummer bei Ludwigslust   ein junger Mann von einem Mädchen ermordet aufgefunden. Die Leiche lag in der Nähe der Chaussee Hamburg   Berlin   in einem Graben mit dem Gesicht im Wasser und war mit Gras zugedeckt. Dem jungen Manne war der Gurt eines Brotbeutels um den Hals fest zugeknotet, außerdem war ihm der Schädel eingeschlagen. Nach den Ermittelungen der Schweriner   Kriminalpolizei   liegt ein Raub- mord vor. Dem Opfer müssen die Ausweispapiere, die Uhr und ein Geldbetrag geraubt worden sein. In seinen Taschen fand man Fahrscheine der Berliner   Straßenbahn, einen der Linie 76 und einen zweiten der Linie 69, die am 14. d. M. gelocht worden sind. Der Ermordete gehörte zu drei Wanderburschen, die vor der Aus- findung der Leiche in der Gegend gesehen worden waren. Einer von ihnen, ein gewisser Niewiera aus Ostpreußen  , wurde wegen eines Uhrendiebstahls in Ludwigslust   festgenommen. Wie er sagt, traf er auf der Wanderung mit einem anderen jungen Manne in Nauen   zufammen, der sichErnst Brandt  " nannte und Fein- Mechaniker aus Berlin   fein soll. Dieser angebliche Brandt soll der Ermordete sein. Niewiera wanderte mit seinem neuen Bekannten gemeinsam nach Mecklenburg   weiter. Vor Ludwigslust   trafen die beiden einen angeblichenAdalbert Reich aus Berlin  ". Alle drei begaben sich nach Ludwigslust  . Dort wurde Niewiera dann fest genommen,Brandt" undReich" wanderten weiter. Es gilt nun, zunächst die Personen des angeblichen Brandt und des Reich sestzu stellen. Der Ermordete ist 1,76 Meter-grob und schmächtig und trug einen grauen Rock, eine graue Manchesterhose,.graue Stutzen mit grünem Rand, eine himkelblauc Schirmmütze mit hellgelbem Lederriemen, ein gelbes Hemd und schwarze Schnürschuhe. Alle Mitteilungen nimmt Kriminalkommissar Johannes Müller im Zimmer 79 des Polizeipräsidiums entgegen. Stralauer Zischzug ohne Zksihe. An jedem 24. August, dem Tage des Bartholomäi, den die Fischer als ihren Kalenderheiligen verehren, nahmen seit 1674 die Stralauer Fischer wieder ihren Fischzug auf, der ihnen vom Grün- donnerstag ab durch eine Verordnung des Kurfürsten Johann Georg von Brandenburg   verboten war. Die Schonzeit der Fische war dann vorüber und von Jubel und Trubel begleitet, wurde dasgroße Garn" wieder durch die Fluten der Spree ge- zogen. Bis in das letzte Viertel des 19. Jahrhunderts hinein hatte sich dieser Brauch, der zu Glaßbrenners Zeiten seine Höhepunkte erlebte, erhalten. Die neu« Zeit weiß von ihm nur als etwas Vergangenes, an das dann und wann einige klägliche Sommerfeste erinnerten. Nun ist im vorigen Jahre ein Verein gegründet worden, dessen Mitglieder es sich in den Kopf gesetzt haben, den Berlinern den Straiauer Fisch, zug als ein Volksfest wiederzuerobern. Von dem großen Fest zug, der sich am vergangenen Sonntag durch Alt- Stralau bewegte, haben wir schon berichtet. Am Mittwoch fand nun der eigentliche F i s ch z u g statt, den der Fischmeister Finkelde mit seinen Gehilfen auf der Spree unternahm. Große Zuschauer- mengen hatten sich am Treptower Ufer und auf der Stralauer Seite eingefunden, um das Schauspiel ,zu beobachten. Auf dem Wasser wimmelte es von Kähnen, Motorbooten und Dampfern, die chwimmenden Tribünen glichen. Die Drängelei über den Wellen war manchmal beängstigend groß.(Unter den Wellen ging es viel ruhiger zu, wie durch das Resultat des Fischzuaes bewiesen wurde.) Kurz nach 11 Uhr erschien die von einem Motorboot geschleppte Zille, auf der sich der auf einem Fisch reitende Neptun mit der Bayernkapelle, die Biedermeierdgmcn, einige Fischer und rätsel­haft genug ein Haufen Indianer befanden. Vier Fischzüge, die quer durch die Spree gingen, wurden unternommen. Als erste Beute zogen die Fischer einen Marmeladeneimer aus dem Netz. Dann folgte eine ganze Weile gar nichts, worauf«in paar S t i ch l i n g e erschienen, hinter denen einige Plötzen das Licht der Oberwelt erblickten: schließlich holten die Fischer drei Aale aus dem Netz. Das gleiche wiederholte sich ungefähr bei den anderen drei Zügen. Die Fische machen einfach nicht mehr mit, Sie scheinen abgewandert zu sein. Das Wasser der Spree schmeckt zu sehr nachIndustrie", d. h. nach Petroleum, Oel, Benzin und den giftigen Abwässern der Fabriken. Also.... warum Mühe und Schrpeiß an eine Sache gesetzt. der sich die Hauptbeteiligten längst entzogen haben? Oder kommt es auf denFischzug" der Stralauer Schaubudenbesitzer an? Die Kommunisten veranstalteten gestern abend gemeinsam mit der Internationalen Arbeiterhilfe eine Protestkundgebung gegen die Ermordung Saccos   und Vanzettis. An etwa 26 Sammel- Plätzen trafen die einzelnen Verbände zufammen und marschierten von dort zum Lustgarten. Der Anmarsch der Züge dauerte über ein« Stunde. Die Beteiligung war sehr gut. Nach kurzen Ansprachen und stillen Gedenkfeiern für die beiden Hingerichteten marschierten die Züge wieder in voller Ordnung ab. Die Polizei war sehr zurückhaltend, zu Zusammenstößen ist es nicht gekommen. Das Hotel Adlon  , wo der Bürgermeister von New Park abgesttegen ist, und die amerikanische   Botschaft waren gestern wie an Vortagen polizeilich geschützt. Kleine Ansammlungen vor den beiden Gebäuden konnten leicht zerstreut werden. Ein Sonder, ua zur Leipziger Herbstmesse. Die Reichsbahn- direktion Berlin   läßt am Mittwoch, dem 31. Au g u st, bei genügender Beteiligung einen Sonderzug 4. Klafle zu ermäßigten Fahrpreisen verkehren. Der Zug fährt ab Berlin Anhalter
Bahnhof 6,37 Uhr und trifft in Leipzig   um 9,19 Uhr ein. Die Rückfahrt erfolgt ab Leipzig   21,26 Uhr: der Zug ist um 6,15 Uhr wieder in Berlin  . Der Fahrpreis für die Hin- und Rückfahrt be- trägt 7,46 M. Gleichzeitig mit den Fqhrkarten werden auch er- mäßigte Karten verkauft: zum Besuch der Technischen Messe (1,56 M.). des Völkerschlachtdenkmals(1,56 M.) und Straßenbahn- fahrkarten für Hin- und Rückfahrt(6,26 M.). Der Kartenverkauf beginnt am Freitag, dem 26. August, bei den Fahrkartenausgaben: Anhalter Bahnhof   und Bahnhof Lichterfelde  -Ost sowie bei den Aus- gabestellen des Mitteleuropäischen   Reisebureaus: Potsdamer Bahn- Hof, Bahnhof Friedrichstraß«, Kaufhaus des Westens und Unter den Linden 57/58._ Schweres Hootsunglück bei Storkow  . Zwei Frauen ertrunken. 3n der Nähe von Storkow   ereignete sich gestern nachmittag ein schweres Lootsunglück. hinter der Schleuse am werlsee kenterte ein mit vier Personen besetztes Boot. Zwei Z n- sassen, die Frau eines Steuerbeamten Lorenz au» Zeuthen  und die Frau eines Fuhrherrn Nikolai aus Berlin   fanden den Tod in den Wellen. Die Männer konnten im letzten Augen- blick gerettet werden._ »Grüen und Ehrenzeichen/ Eine wertlose Gabe ans Amerika  . Aus New P o r k kommt uns die seltsame Kunde, daß ein Oberstleutnant her USA,  , namens George Croyse Cook sich auf die Meerfahrt nach Germany   begeben Hat, um das deutsche Bolk mit einer köstlichen Gabe zu bedenken. Er will nämlich nicht weniger als 566 deutsche Orden und Ehrenzeichen, die seinerzeit an der Front gefunden und gesammelt worden waren, den ehemaligen deutschen   Kriegsteilnehmern zurückerstatten. Er er- klärte, daß er nicht mehr an ihrem Besitz interessiert sei. Sehr schön, Mister Cook! Aber glauben Sie wirklich, daß die Mehrheit der deutschen   Kriegsteilnehmer an den Klunkerorden Wilhelms und seiner bundesfürstlichen Kollegen heute noch i n t e r- e s s i e r t ist? Doch halt, Sie haben ja recht! Werwölfe und Stahlhelmer, in Kompagniefront angetreten zum Ordensempsang beim Herrn Oberstleutnant Cook  !
Sonntagsausflnq an die dänische Küste. Wie die Reichsbahndirektion Berlin   mitteilt, wird bei ge- nügender Beteiligung am kommenden Sonntag, dem 2 8. August, ein Sonder zug mit ermäßigten Fahrpreisen nach Warnemünde   verkehren. Anschließend ist Gelegenheit zu einer See- fahrt nach Gjedser mit dem neuen großen Trojektschisf gegeben. Auch dazu werden Fahrkarten zu ermäßigten Preisen(6 Mark für die Hin- und Rückfahrt) ausgegeben, die gleichzeitig mit der Fahrkarte gelöst werden können. Die Hinfahrt erfolgt ab Berlin   Stettiner Bahnhof 6,15, an Warnemünde   16,21, Rückfahrt ob Warnemünde   26,66, an Berlin  , Stettiner Bahnhof, 6,67. Der Fahrpreis für die Hin- und Rückfahrt beträgt 16 M. Der Fahr- kartenverkauf beginnt am Dienstag, 23. August, bei der Fahr- kartenau-gabe Stettiner Bahnhof sowie bei den vier Ausgabestellen des Mitteleuropäischen   Reisebureaus: Potsdamer Bahnhof, Bahnhof Friedrichstraße, Kaufhaus des Westens und Unter den Linden 57/58. Fallender Kessel beschädigt einen D-Zug. Hamburg  , 24. August. Bei Einfahrt des von Wilhelmsburg   kommenden Güterzuges 8923 in den Hauptbahnhof Hamburg   fiel«in schwerer Kessel von einem Rungenwogen herab, der infolge der Gleich- gewichtsstörung mit einem anderen Wagen entgleiste. Im Fallen beschädigte der Kessel Teile de? im Nachbargleises in Richtung Köln  ausfahrenden O-Zuges 9 4. Der vorder« Teil des Ö-Zuges konnte die Fahrt fortsetzen, während die letzten Wagen dieses Zuges loufunfähig wurden. Zurückgekehrt. Der Gärtner Ernst Rothb erger aus Buchau, der vor dem Kriege zur aktiven Militärdienstleistung«inrückte, im Kriege an die Front kam und in russische Gefangenschast geriet, galt als vermißt. Jahrelang war von ihm nichts zu hören. Jetzt ist er nun nach fünfwöchiger Fahrt aus Sibirien   wohlbehalten zurück- gekehrt. Er war feit vielen Jahren in Sibirien   in einem Eisen- werk beschäftigt und hat sich dort die Kosten der Fahrt in die al:e Heimat mühsam erarbeitet. Der Sohn Hermann des Trichinenbeschauers Grunze! in R oft o ck war 1917 in der Ukraine   in Gefangenschaft geraten. Nach- wrschungen brachten die Nachricht, daß der Sohn im Lazarett in der Gekangenschaft gestorben sei. Vor etwa einem Bicrteljahr er- hielten die Eltern jedoch von dem totgeglaubten Sohn einen Brief, aus dem hervorging, daß er noch am Leben sei, sich aber nicht weiter ausführlich äußern könne. Inzwischen ist nun durch Vermittlung des Auswärtigen?lmtes dem Totgeglaubten die Heimkehrer- m ö g l i ch t worden. Hermann Grunzet ist vor einigen Tagen '» Berlin   eingetroffen. Aus dem Halensee geborgen. Gestern nachmittag konnte die Leiche des am Montag dieser Woche bei einer Schwimmstund« im Sportbod Halensee ertrunkenen 14jährigen Schülers Robert Heyden geborgen werden. Bekanntlich war Heyden unbemerkt ertrunken, und fein Verschwinden wurde erst bemerkt, als man zum Aufbruch rüstete.
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