Vonnerstag 25. August 1927
Unterhaltung unö ÄVissen
Settoge Ses vorwärts
Mustela. Von Charles G. D. Roberts. Tief ins Herz des nördlichen Urwalds, wo die dunkelgrünen dichten Reihen der Föhren , Pechtannen und Schierlinge sich düster zusammendrängen und Baumbrüche kreuz und quer von zahllosen tturmgepeitschten Wintern erzählen, hatte die Sommersonne ihre glühenden Pfeil« gesandt und die modernde Finsternis in ihren tiefsten Tiefen getroffen. Schwärme bunter Fliegen tanzten sum- mend in dem Irrgarten der Schatten, und die warm« Luft war er- füllt von dem dünnen, zarten Gezwitscher der Zikaden und des Blauspechtes, in das hin und wieder das durchdringende Schelten des kanadischen Hähers schrillt«. Bon den schlaftrunkenen Baum- spitzen lösten sich balsamische Wohlxerüche, die wie Weihrauch die Schwüle durchzitterten. Die uralte Wildnis träumte— sie dehnte sich wollüstig der Sonne entgegen und schien in unaussprechlichem Wohlbehagen zu seufzen. Hoch oben im grauen Stamme eines halbabgestorbenen Wald- riefen war ein rundes Loch— der Eingang zu dem ehemaligen Neste eines Spechtpärchens, jener Art, der die goldgelben Schwm- gen den Namen„Goldammer " eingetragen haben. Sie waren seit langem von dem jetzigen Inhaber des Nestes vertrieben worden. mit der räuberischen Gewalt, die ihn auszeichnete— Mustela, den blutgierigen. Eingerahmt von dem Dunkel des runden Astloches, spähte ein kleiner dreieckiger Kopf mit langen spitzen Ohren und kühnen, zügel- los wilden Lichtern gespannt in die Welt hinaus. Nichts konnte seinem Blicke entgehen, weder auf dem schattigen Woldboden tief unter ihm, noch zwischen der Wirrnis der Baumbrüche oder gar in den sonnigen Wipfeln zu seinen Häuptem Doch im Augenblick hatte Mustela gut gefrühstückt: er war träge und in dieser heißen Mittags- stunde nicht zur Jagd aufgelegt. Mochte das rote Eichhörnchen, das drüben in der Nachbarföhre arglos schwatzte, ruhig seine Tannenzapfen sammeln und der feiste Hase da unten zwischen den Schatten des Waldbodens unbesorgt seine langen Löffel drehen und wenden, Mustela war im Augenblick nicht aus seiner Mittagsruhe zu bringen. Er schleckte nur die schmalen schwarzen Lippen bei dem Gedanken an die möglichen Taten des Nachmittags. Da plötzlich tauchte eine Gestalt auf, die auf ihn doch Eindruck macht?. Seine dünnen Lippen runzelten sich tonlos über den langen schneeweihen, tödlich scharfen Fangzähnen, und ein roter Schein von Haß glomm in seinen hellen Augen. Doch nicht kleiner als fein Haß war seine Neugierde— die gefährlichste Schwäche seines ganzen Stammes. Der spitz« Kopf schoß voll lebhasten In- teresses aus seinem Loche heraus, um den Mann bester sehen zu können, der unter seinem Baum« soeben vorüberging. Ein Mensch war ein seltener Anblick in dieser unzugänglichen Berlassenheit der nördlichen Wildnis. Es war ein Forstmann oder Waldläuser— so pflegt man die Leute zu nennen, die auf der Suche nach neuer, ge- winnbringender Arbeit für die Holzfäller die Forste durchkreuzen. Er trux> ein rot- und gelbslammendes Schnupftuch um den braunen Hals geknüpft und hatte eine Axt geschultert, deren glänzender Stahl grell in der Sonne aufleuchtete. Dieses Blinken und Flam- men erregt« Mustelas Neugierde derart, daß er wie«in Blitz aus seinem Loche schlüpfte und um den Stamm herumfuhr. Breit- beinig wie ein Eichhörnchen um den Baum geklammert, lugte er um die Eck« und folgte neugierig erregt jeder Bewegung des Mannes. Doch trotz allen Interesses für die selten« Erscheinung sing Mustelas erstaunlich lebhaftes Gehör plötzlich gedämpftes Flüeelraufchen über sich, und ohne erst dessen Ursprung nachzu- 'orschen, huschte er wie ein roter Blitzstrahl um den Baum herum in sein Loch zurück und verschwand in demselben Moment, als stahl- harte Klauen eines prächtig beschwingten Hühnerhabichts hart auf den Rand des Einschlupfs niederschlugen. Mustelas Beweglichkeit war unbeschreiblich. Wie ein Aal hatte er sich in voller Flucht blitzartig wieder herumgefchnellt, und in der halben Sekunde, die- die Klauen des Raubvogels am Rand« des Loches hafteten, waren seine zielsicheren Fänge rachedurstig um das letzte Glied der längsten Klaue geschnappt und hatten sie ein bis zwei Zoll in das Loch hineingezogen. Mit einem gellenden Wutschrei versuchte der überrascht« Habicht sich in die Lüfte zu schwingen— aber die Fänge Mustelas hielten ihn eisern gefangen. Er schlug, in wilder Raserei sich windend, mit den mächtigen Schwingen und stemmte die frei« Klaue mit aller Kraft gegen den Stamm. Aber Mustela hatte sein ganzes Gewicht nach hinten geworfen und hing mit allen vier Füßen sicher verankert wie ein schwerer Sack im Gegengewicht, jede Sehnen- schnür gespannt. Mustela wußte, wenn er nur einen Augenblick den Biß lockerte, um besser nachzusasseri, so würde der Feind sich losreißen. Deshalb hielt er fest, als gelte es sein Leben. Durch den plötzlichen gellenden Schrei des Habichts und sein rasendes Flügelschlagen aufmerksam geworden, sah der Waldläufer mit zusammengekniffenen Augen zu Mustelas Baumloch empor. Ein schadenfrohes Lächeln huschte über sein wetterhartes Gesicht. denn er konnte Habichte nicht leiden und wunderte sich, welches Tier in solch' kleinem Loche diesen mächtigen Bogel halten konnte. Er war ein todsicherer Schütze und führte auf allen seinen Krouz- fahrten durch die Wälder nur einen langläufigen„Smith and Wesson"-Revolver bei sich. Den zog er jetzt aus dem Gürtel, zielte sorgfältig und feuerte. Das Tierchen im Loch« schien beim Dröhnen des Schusses seine Beut« erschreckt fahren gelassen zu haben, denn der große Bogel fiel, langsam sich überschlagend, mit dumpsem Ausschlag zu Boden— in den Klauen zuckte der Todesschauer. Der Holzfäller sah auf und erblickte das bösartig fauchende kleine gelb« Gesicht Mustelas, der es sich in seiner unersättlichen Neugierde nicht versagen konnte, aus dem sicheren Loch« zu spitzen. „Sieh' da—. ein Marder! Das hätte ich mir gleich denken können," murmelle der Forstmann,„denn kein anderes Tier dieser Größe hätten den Mut gehabt, einen Hühnerhabicht anzugreifen." So kostbar auch das Fell des Tannenmarders oder„amerikani- ichen Zobels" war. so brachte der Läufer es doch nicht übers Herz. auch den tapferen kleinen Kämpfer herabzuschießen. Es wäre ihm wie Verrat an einem Berbündeten erschienen, denn wie die meisten seiner Art verband ihn ein warmes Gefühlt mit den Tieren der Wildnis. „Magst deinen Pelz behalten, dachte er und betrachtete den giftig fauchenden kleinen Kopf.„Bist ein tapferes Kerlchen!" Da- mit nahm er den toten Habicht aus, band die Klauen zusammen und hing sie über die Axt. Dann schritt er durch den Wald davon. Befriedigt von seinem Siege über den Habicht— denn er nahm die volle Ehr« für sich— rollte sich Mustela wieder auf seinem weich mit Moos ausgelegten Nest« zusammen und nahm den unterbrochenen Schlaf wieder aus. Die Hitze sank schwer und schwül
Der verliner Sär unö öie Hotels ohne Nationalflagge.
»danke verbinölichfl! Ich habe mir mal an Schwarzweißrot öen Magen verSorben! /iußeröem weröe ich hier viel netter beüient!'
immer tiefer über die trägen Stunden des Nachmittags, Das leise sonore Summen der Gistfliegen schien die regungslose Stille des Waldes nur noch zu vertiefen, während würziger Duft den träumen- den Tannen entströmte. Erst als die Schatten länger wurden, erwachte Mustela und war hungrig. Sogleich schlüpfte er aus dem Loche, lief«ine kleine Strecke den Stamm hinab und sprang leicht und flüchtig wie ein Eichhörnchen in das Gezweig einer benachbarten großen Schier- lingstanne. In einer Geästgabel machte er halt und spähte in starrer Haltung nach Beute. So— in gutem Gleichgewicht gestrafft— ausrecht und wachsam, war Mustela eine Schönheit. Goldbraun war sein Fell, Hals und Brust deckte ein zarteres Gelb, und seine Rute, die ihm bei den langen Sprüngen von Baum Kl Baum als Balance diente, war lang und buschig. Die langen spitzen Gehöre lauerten beständig auf all die heimlichen Laute, die versteckt durch die Wildnis husch- ten— ja. Mustela war ein erlesenes Exemplar seiner Art; reichlich zwei Fuß lang, graziös wie ein Wiesel und an Stärke seinein großen Stammverwandten und bittersten Feind, dem Fischotter, wohl zu vergleichen. Nichts regte sich— da plötzlich tönte ein schwaches, ober doch in der Stille schrilles Chrrr— rr— r— r des roten Eichhörnchens, dessen Ursprung Mustelas feines forschendes Gehör sofort örtlich festlegte. Als habe er all« Energie in diesem einen Augenblick gesammelt, setzt« Mustela mit flüchtiger Geschwindigkeit lautlos durch die Zweige.(Schluß folgt.) Vas„Wunder" von Könnersreuth In Bayern passiert wieder einmal ein„Wunder". In dem ober- pfälzischen Ort Konnersreuth , Bezirksamt Tirschenreuth , der etwa 900 fast ausnahmslos katholische Einwohner zählt. Solange nur klein« Blättchen der Bayerischen Volkspartei von dem „Wunder" berichteten, braucht« man sich nicht damit zu beschäftigen. Nun aber hat die Großstadtpresse in sicherem Instinkt dafür, was ihre mehr auf Gefühl als auf Verstand geeichten Leser interessiert, das„Wunder" von Konnersreuth aufgegriffen. Deshalb uns wegen des Unfugs, der mit der ganzen Sache nun schon in katholischen Gegenden ganz Deutschlands getrieben wird, muß man doch von der Sache Notiz nehmen. Der Tatbestand ist kurz folgender: ein heute im 20. Lebensjahre stehendes Bauernmädch«n, Theres« Neumann, soll im Jahre 1018 als Magd bei Rettungsorbeiten gelegentlich eines Brandes sich eine Verletzung zugezogen hoben, die Lähmung und longjährige Betllägerigkeit bedingte. Da�u soll sich später auch noch Blindheit gesellt haben. Später soll die Therese Neumann , nachdem sie sich eindringlich mit religiöser Lektüre, besonders mit der Passions- geschicht« und der Hestigengeschichte ihrer französischen Namens- kollegin Therese'Martin(vom derzeitigen Papst hcilig- gesprochen) beschäftigt hatte, von Blindheit und Lähmung geheilt worden sein. Seit einiger Zeit— so wird weiter behauptet— durchlebt Therese Neumann allwöchentlich am Freitag die Ge- sangennahme, Vernehmung, Geißelung und Kreuzigung TEHristi. Wundmale an den Händen, zeitweis« an den Füßen, brechen aus: rund um den Kopf fließt aus acht Wunden Blut(„Dornenkrone"), blutige Tränen werden geweint, und auch aus der Brustwunde be- ginnt Blut zu fließen. Dr. Freiherr von Ar et in beschreibt in der Beilage der„Münchener Neuesten Nachrichten" den Vorgang in einer Fülle von Einzelheiten und fügt hinzu, daß die„Res(" die ihr doch unverständliche aramäische Sprache in den zu Beginn unserer Zeitrechnung herrschenden Dialekten so rein wiedergegeben habe, daß sein Führer imstande war.„den galiläischen Dialekt des Petrus von der reinen judäischen Redeform des Kaiphas zu unterscheiden". Vorher hat Aretin bereits gesagt:„Nun muß man wissen, daß mein Führer, mit dem mich von früher her Freundschaft verbindet, unter den heute lebenden Kennern des alten Orients einen der ersten Plätze einnimmt, daß ihm die Sprachen der Zeit Christi in allen Dialetten geläufig sind, daß er das alle Palästina und seine Sitten kennt, wie kaum ein anderer..." Das Bluten Stigmatisierter ist nichts Neues. Vor 50 Jahren lag in Belgien der Fall der Louise L a t e a u vor, die im all- gemeinen die gleichen Zustände zeigte, wie jetzt das Mädchen in Konnersreuth . Als damals die resolute Schwester der Kranken eingriff und Besuche von der Stigmattsierten fernhielt, da ver- schwanden nach und nach die Erscheinungen und kehrten bis zu dem 1883 ersalgten Tode des Mädchens nicht wieder. Etwas „Uebernatürliches" ist bei diesen Wunden und Blutungen nicht im Spiel. Bei geeigneter Veranlassung der Persönlichkeit können sie durch trankhast« Einbildung oder auch fremden Willen entstehen. Dafür gibt es in der medizinischen Literatur mancherlei Belege. So erzählt uns der Arzt Karl Ludwig Schleich :„Ich habe selbst zweimal Hysterische gesehen, welche ihre Brustwarzen auf Kom- mando bluten lassen konnten, ungefähr ein bis zwei Teelöffel voll."
Das plötzliche Summen eines elektrischen Luftregulators erschreckte eine Frau, welche das Summen einer Biene zu vernehmen glaubte und sich dann am Auge gestochen fühlte. Wirklich entstand sofort am Auge eine Entzündung oder Geschwulst." Ein großes . Rätsel gibt folgender ärztlicher Bericht Schleichs auf:„Bei einem mir betannten Gynäkologen wurde ein siebzehnjähriges Mädchen in die Anstalt gebracht, welches behauptete, guter Hoffnung zu sein. Von wem, wollte sie nicht sagen. Obwohl das unentwickelte Kind unberührte Jungfrau war, sollte die Möglichkeit einer Schwängerung wegen des schweren seelischen Leidens der Kleinen nicht ganz von der Hand gewiesen werden. Und siehe dal Im dritten Monat war wirklich Schwangerschaft zu konstatieren. Im fünften Monat fühlten wir unter wachsender Gebärmutteroergröße- rung kleine Teile, hörten die Herztöne des Kindes, wie stets ab- weichend vom Puls der jungen Mutter. Im sechsten Monat subjek« tive Bcwegpngsstöße des Kindes, im neunten Monat normaler Stand der Gebärmutter. W i r glaubten, Schädellage des Kindes feststellen zu können. Im zehnten und elften Monat Stillstand. Im zwölften Monat erklärte der Professor:„Meine Herren, wir müssen uns geirrt haben; es ist kein- Schwangerschaft, sondern ein« Geschwulst. Operieren wir!" Der Leib wurde geöffnet, und es ergab sich— nichts. Alles war normal und keine Geschwulst im Leibe.„Also Hysterie!" sagte kopfschüttelnd der Professor!" Man sieht also, daß solche Erscheinungen, wie sie bei der The- rese Neumann in Konnersreuth austreten, sehr wohl zu erklären sind. Bor kurzem hat eine ärztliche Kommission das Mädchen untersucht. Darunter befand sich auch Professor Dr. Ewald von der Psychiatrischen und Nervenklinik in Erlangen . In der Presse der Bayerischen Volkspartei werden nun die Aussprüche dieses Gelehrten in völlig ireführender Weise als Belege für den Wundercharakter des Falles angeführt. Das hat diesen Gelehrten zu Feststellungen veranlaßt, in denen er unter anderem sagt:„Nach. dem mit der Tatsache meiner Untersuchung der Therese Neumann in Kvnnersreuth, die anläßlich der durch das Ordinariat Regens- bürg verfügten Ueberwachuuß des Mädchens von feiten des mit der Untersuchung beauftragten Arztes gewünscht war, nicht nur von kleinen Lokalanzeigern und Provinzblättchen, sondern auch von großen ernstzunehmenden Zeitungen grober Unfug getrieben wird, sehe ich mich veranlaßt, folgendes zu erklären:„Der viel zitierte und mir in den Mund gelegte Ausspruch, daß die Nerven der Therese Neumann vollständig gesund seien, entspricht in gar keiner Weise meinem Unterfuchungsergebnis und kann, wenn er tatsächlich ge- fallen sein sollt«, sich nur auf das Fehlen organischer Rervenläh- mungen bezogen haben, wie sie für die angebliche Wirbelverren- kung oder Riickenmarkverletzung der Therese anzunehmen gewesen wären. Er ist also eher geeignet, eine Waffe gegen als für die Wunderheilung der gelähmten Therese zu werden. Was mit oder ohne Namensnennung über das Ergebnis meiner Untersuchung in die Tagespresse kam, war stets Mißbrauch mit meinem Namen und inhaltlich den Tatsachen nicht ent- sprechend, verkehrte, entstellte oder total mißverstandene Einzel- äußerungen gegenüber lästigen, aber nicht immer voll abweisbaren zudringlichen Fragestellern." Mit dem Wunder der aramäischen Sprache hat Dr. Freiherr v. Aretin entschieden Pech. Ihm tritt auch hier die Fachwissen- schast entgegen, und zwar Professor Dr. Klittel-Leipzig, der unter anderem bemängelt, daß Freiherr v. Aretin seinen Führer, den an- geblichen Fachgelehrten, nicht nennt, und der eine genau« Untersuchung fordert, bei der N i ch t o r i« n t a li st e n die von der „Resl" hervorgebrachten Worte phonetisch auszeichnen und Kenner der aramäischen Dialekte dann die Auszeichnungen aus ihre Zu- gehörigkeit zur aramäischen Sprache prüfen sollen. Der Gelehrte fügte allerdings resigniert bei: wenn es dazu nicht schon zu fpät sein sollte!" In der Tat ist die Möglichkeit gegeben, daß die augenscheinlich nicht ganz unbegabte Therese Neumann öfters ge- hörte Worte mittlerweile in ihrem Gedächtnis behalten hat und sie daraus wiedergibt. Das„Wunder" von Konnersreuth ist kein Wunder, sondern nur ein neuerlicher Beleg dafür, wieviel noch an Aufklärungsarbeit in allen Schiten der Bevölkerung zu leisten ist.
Sind die Menschen kleiner geworden? Für die Aufführung einer Liebhaberbühne, die diesen Sommer aus einem schottischen Adelssitz ein historisches Drama vorführen wollte, hatte der Schloß- Herr den ganzen Bestand an. Rüstungen, Panzern und Waffen zur Verfügung gestellt, der sich von seinen Ahnen her angesammelt hatte. Die Teilnehmer waren leichtfinnig genug, bei den Proben die Rüstungen fortzulassen. Als sie sich zur Vorstellung fertigmachen wollten, ergab sich, daß alle Rüstungen bei weitem zu groß waren. Die Vorstellung mußte abgesagt werden, um ein allzu klägliches Bild zu vermeiden. Die Größenentwicklung der Menschen in den letzten Jahrhunderten scheint sich allerdings in den verschiedenen Ländern Europos verschieden gestaltet zu haben: so sind bei den letzten wissenschaftlichen Versuchen vor etwa 15 Iahren die deutschen Rüstungen im Durchschnitt gegenüber dem heutigen Wuchs als zu klein befunden worden.