! Zweck efner Grenzrevision als verbrecherischen Wahnsinn betrachten würde. Hat Jouvenel gar kein Vertrauen zu den Verträgen, zu den Mächten, die sie garantieren, zur Friedens- liebe des deutschen Volkes? Nur zu den 60 000 bis 70 000 Ententesoldaten, die in deutschen Städten überflüssig herum- lungern? Die Diskussion zwischen Löbe und Jouvenel geht nicht nur zwischen einem Deutschen und einem Franzosen, sondern auch zwischen einem Soziali st en und einem Nationali st en, zwischen einem Vertreter der Arbeiter- klaffe und einem Vertreter des Kapitalismus . Sie wirft auf die außenpolitische Verwirrung, die durch das neue Vor- dringen des Nationalismus entstanden ist, ein grelles Schein- werferlicht. Ein positives Ergebnis wird ihr jedoch kaum be- schieden sein. Die Räumung wird wohl erst kommen, wenn in beiden Ländern bei den nächsten Wahlen ein ent- scheidender Ruck nach links eintreten wird. Löbe erläutert seine Rede. Paris , W. August. Ueber feine Rede auf der Konferenz hat Reichstagspräsident Löbe dem Pariser Vertreter des WTB. folgende Aufklärungen gegeben: „Ich bin in meinen Ausführungen ausgegangen von der Um- stellung der Reparationsfrage aus der Atmosphäre der Sanktionen und Gewaltmaßnahmen auf die der f r ie d l i ch e n wirt- schaftlichen und schiedsgerichtlichen Verständigung. Die Welt hat diese Wendung als eine allgemeine Erleichterung mit Genug- tuung begrüßt, nicht nur wegen der Behebung der augenblicklichen Schwierigkeiten, sondern auch als Anfang einer versöhn- lichen Lösung der noch ausstehenden Streit- fragen und als Wendung zu einer vertrauensvolleren Stimmung. Dank dem mutigen Eintreten des Außenministers B r i a n d ist das in den ersten Jahren gelungen. Jetzt beklagt man, wenn nicht einen Rückschlag, so doch einen Stillstand dieser Entwicklung, nicht nur bei den Verhandlungen zwischen Deutschland und Frankreich , sondern auch bei mancherlei Anläufen, wie in Genf bei der Begrenzung der Rüstungen. Durch den Abschluß des deutsch -französischen Handelsoertrages, den wir mit Freuden begrüßen, ist wieber eine Wendung zum Besseren eingetreten. Welches sind nun die Gründe für den Sltllstcmd? Einmal das Wühlen. in alten Wunden und das Her- vorsuchen früherer Sünden, was nur neue Leidenschaft und neuen Haß wecken kann. Wie zwei Menschen, die sich wieder vertragen wollen, sich nicht alte Sünden vorwerfen, sondern ver- gessen und vergeben, müssen es auch die Völker tun. Weiter die Heimlichkeit der Diplomati« und der militärischen Vorbereitungen, die das Mißtrauen wecken und die Völker in den Zustand versetzen, als ob das eine von dem anderen erwarten müsse, bei günstiger Gelegenheit hinter- rücks wieder überfallen Ziz werden. Geheimhaltung auf irgendeinem Gebiet haf das Gleiche aus anderen Gebieten zur Folge und schafft Immer wieder neue, Mißtrauen.» Vielleicht ist die Schwerfälligkeit des Völkerbunds- opparates schuld daran, der wichtigere und leichtere Fragen mit dem gleichen Instrument behandeln will, daß die Staatsmänner wieder den Weg der Sonderverhandlungen beschreiten, über den sich die neutralen und kleineren Staaten beklagen. Wir sollten darum wieder den Bestrebungen Beachtung schenken, regionale Fragen auch regional zu verhandeln, wie z. B, die Föderation für europäische Verständigung und die paneurvpäische Bewegung. Es fehlt in unseren Tagen an dem großen Zug sreiwilligeu Entgegenkommens, der bezwingt und überwältigl, der durch Offenheit und Ehrlichkeit und Vertrauen die Völker zur Nachahmung zwingt. Als solche würde ich es ansehen, wenn Frankreich zu Deutsch - land sagte, vom 1. Januar kW an steht kein französischer Soldat mehr auf deutschem Boden. Nachdem wir gleichberechtigt im Völker- bund sind, Sicherheitsvcrträge abgeschlossen haben und unsere Staatsmänner freundschaftlich miteinander verkehren, ist es naturwidrig, daß ein Nachbar den anderen noch leilwelse militärisch beherrscht. oder wenn Deutschland zu Frankreich sagen würde: Wir erklären offen, daß wir auf jede Vermehrung unserer Heeres-
Wieweröe ich ein prominentester! Von Arih Korn. War auch mein Ehrgeiz nicht von schlechten Eltern, die Hemmun- gen, denen er begegnete, waren so stark, daß ich mich damit abfinden mußte, es in meinem Leben nie zum Prominenten zu bringen. Der ganzen Tragik dieses Schicksals wurde ich mir erst bewußt, als ich auf einem Berliner Bezirkstag einen Antrag meiner Abteilung zu begründen hatte, dessen Urheber ich war. Da trat mir ein schlichter Genosse mit dem vernichtenden Argument entgegen, daß ich nicht ein- mal ein prominenter Genosse sei. Damit war ich samt meinem Antrage glatt erledigt. Don diesem Schlage habe ich mich nicht wieder erholt: Ich resignierte und gab es auf, jemals ein„Promi- nenter" zu werden. Doch der Mensch soll die Hoffnung nicht aufgeben. Man sagt, das Glück sei ein Rindviech und suche seinesgleichen. Ohne das ge- ringstc Zutun habe ich es jetzt zum— Prominenten gebracht und hätte es sogar in der Hand, mit zu einem„der prominentesten Männer" zu werden. Hätte, denn der Spaß tostet 42 Mark, die ich jetzt nicht in der Hand habe. Deshalb muß ich mich einstweilen damit begnügen, Pro- minenter geworden zu sein. Freilich nicht in Berlin , denn der Prophet gilt nichts in seinem Vaterlande. Dafür aber in Amerika . Wie ich wurde? Ganz einfach! Ein Herausgeber in New Park mit dem poetischen Namen Hyazint Ringrose gibt„Das Internatio- nale Blaue Buch" heraus,„einen biographischen Führer der promi- nentesten Männer und Frauen der Welt", in fünf Sprachen. Von diesem Herrn erhielt ich heute ein Schreiben, das mein neues Pro- minententum mit den Worten verkündet, ganz als ob es sich von selbst verstände: „Da Ihr Name ruf der Liste prominenter Persönlichkeiten an- geführt ist, bitten wir Sie..." Nach der ersten Ueberraschung hielt ich die Sache für einen Irrtum des Briefträgers und sah mir das Kuvert näher an. Doch nein!— Die Sache ist in Ordnung, obwohl aus meinem Friedrich ein „Fredrick" gemacht wurde: Mein Name ist auf der Liste pro- minenter Persönlichkeiten aufgeführt. Dies unerwartete Glück lohnte natürlich die Mühe, den bcigegebenen Fragebogen auszufüllen. Die Geschichte hat— wie gesagt— nur den Haken mit den 42 Mark. Es heißt kurz und bündig: „Hiermit überweise Ich Ihnen(Ihnen ist Hyazint Ringrose) Mark 42,—(zweiundvierzig Mark), indem ich mich einverstanden erkläre, daß meine biographisch« Nctiz... in der Neuerscheinung... gedruckt wird und daß ich ein Ex.-inplar des genannten Buches.... erhalte." Mir genügt vollauf, zu wissen, aus der Prominentenliste zu stehen, wofür ich Hyazint Ringrose zu Dank oerpflichtet bin. Meinen
stärke verzichten, weil ja die deutsche Abrüstung der Anfang der allgemeinen Abrüstung sein solsi daß wir unsere Jugend im Sinne des Friedens und nicht im Sinne des Krieges erziehen wollen, weil wieder Gerechtigkeit unter den Nationen herrscht; wir sind auch bereit, euch zu überzeugen, daß es potentielle Kriegs- rüstungen nicht gibt, sondern daß sie meist nur in der Einbildung bestehen. Einen solchen Schritt würde ich darin sehen, wenn Eng- land oder Amerika , trotz des Scheiterns der Abrüstungsver- Handlungen, von sich aus erklärten: Wir werden unser« Rüstungen um 20 Prozent vermindern und dadurch ein weithin leuchtendes Beispiel geben. Wir rufen nach dem Staatsmann, der einen solchen kühnen Schritt wagt auch gegenüber dem Mißtrauen bei seinem eigenen Volke und wir sagen, daß Mut und Tapfer. keit nicht nur kriegerische Tugenden sind, sondern daß ein schönerer Lorbeer denjenigen schmückt, der Mut und Tapferkeit beweist i m Dien st e desFriedens. Heute Antwort auf Jouvenels Rede. Die deutsch « Delegation wird höchstwahrscheinlich heute eine Erklärung abgeben, um auf die Rede de Jouvenels zu antworten, weil sie den Eindruck hat, daß diese Rede sich gegen die Locarno - Politik richtet. Senat und Kammer in Frank- reich haben den Locarnovertrag gebilligt, so erklärt man innerhalb der deutschen Delegation, während de Jouvenel ihn jetzt mit so großen Zweifeln umgibt. Seine Rede sei e i n H i« b gewesen gegen das Prinzip der schiedsgerichtlichen Verständigung, besonders wenn er die Bajonette als einzige Garantie des Friedens bezeichnet, während die interparlamentarische Friedens- Union doch gerade die schiedsgerichtlichen Verträge an die Stelle der Bajonette setzen will.
Zlaggenkrieg. Die Luxushotels und ihre Helfer. ' Den unter Führung eines deutschnationalen Syndikus und Stadtverordneten stehenden Berliner Luxushotels erwachsen in der deutschnattonalen Presse dienstwillige Helfer, wenn es sich um den Kamps gegen die Nationalflagge handelt. Die„Deutsche Tageszeitung" weiß ihren agrarischen Lesern tröstend zu versichern, die deutschnattonalen Minister hätten„ihre Volksmassen" der Re- gierung zugeführt und sie zur„Achtung der von ihnen jahrelang bekämpften Farben" verpflichtet. Da nun aber trotzdem auch andere dafür sorgen wollen, daß diese Farben auch von den Nutz- nießern des Fremdenverkehrs geachtet werden, so bleibt nach der Meinung des agrarischen Blattes nichts anderes übrig, als den Kampf durchzufechten und zu einem einheitlichen Symbol zu kommen. Die„Kreuz-Zeitung " fordert schon den V o l k s e n t- scheid, den die„Tageszeitung" noch Pis grundsätzlichen Bedenken ablehnt. Ganz aufgeregt ist die„Pommersche Tagespost", das Hauptblatt der pommerschen Konservativen, die sich heute auch„deutsch- national" nennen. Sie hat es besonders auf den F l a g g« n e r l a ß Geßlers abgesehen, von dem sie behauptet, er habe„wie kaum ein anderes Ereignis seit den Novembertagen 1313 das deutsch « Volt-zerrissen und im Innersten aufgewühlt"! In der gesamten Reichswehr herrsche Trauer und Empörung, weil sie, die auf die Verfassung der Republik vereidigt ist, auch die Farben der Republik zeigen sollen. Wo soviel„Trauer und Empörung" über eine Selbstverständ- ttchkeit entdeckt wird, darf natürlich auch nichts anderes erwartet werden, als daß der Berliner Magistrat wegen seiner Abneigung, in republikseindlichen Gasthäusern offiziell« Festlichkeiten mttzu- machen, entsprechend geliebkost wird. Fast so stark, wie die preu- ßische Regierung, die den Reichsfarben bei schwerhörigen Behörden Achtung zu verschaffen sucht. . Inzwischen geht der Flaggenkrieg in Berlin weiter. Außer dem Hotel Exzelflor am Anhalter Bahnhof hat auch da» „Hotel Eden" erklären lassen, daß es bisher schon in den National- färben geflaggt habe und dies auch weiter tun werde. Die bisherigen Erklärungen der Hotelbesitzer-Vereinigung beruhen nicht auf Vorstands- oder Versammlungsbeschlüssen—«ine Sitzung soll
strebsamen Mitmenschen aber, die es gleich mir zum Prominenten bringen und nicht so lange darauf warten wollen, sei hier der Weg gezeigt. Freie Bahn den Tüchtigen— sie haben nur 42 Mark zu überweisen, um zu den Prominenten ins Blaue Buch zu kommen. Ich verrate jedem die Adresse der Fifth Avenue in New Park, ver- lange dafür aber, daß ich fortab im Zahlabend und auf Bezirkstagen der SPD. als„Prominenter " estimiert werde.
Strahlenbünüel-Telegraphie New gort— London. Nächsten Monat wird die Ksckia-Corporation o! America«in schnelles, direktes System der Strahlenbündel-Tele- araphie New Vort— London eröffnen und zur Benutzung für ge- schäftliche Zwecke dem Verkehr übergeben. Auf Grund täglicher Versuche und Experimente steht fest, daß das neue Telefunken-System das verhältnismäßig schwere Buch- stabieren von Worten aus Punkten und Strichen, wie es beim Morse- Alphabeth üblich ist, ausschaltet. Dies bedeutet in der Praxis die größtmöglichste Geheimhaltung der über den Ozean gefunkten Botschaft. Di« Strahlenbündel-Telegraphi« arbeitet serner mindestens zehnmal so schnell als die bisher ausprobierte und gelungene trans- ozeanische Bildiibertragung, da sie wahrscheinlich nur 2 bis 3 Minuten zu ihrer Handhabung bei Uebersendung eines Briefes beansprucht. Das Ergebnis ist dasselbe, als wenn man etwa eine Seite aus einer Zeitung herausreißen und als Brief über den Atlantik schicken wollte, nur daß die ganze Manipulation eben in zirka ö Minuten zwischen Sender und Empfangsstation erledigt ist.» Gerade wie Postsendungen nur an dem aus der Adresse bezeich- ncten Ort abgeliefert werden, so kann die durch Strahlenbündel- Telegraphie beförderte Nachricht nur der Ort empsangen, für den sie bestimmt ist. Mit einer Geschwindigkeit von 250 Worten in der Minute wird jedes Abhorchen der Depesche unmöglich gemacht, da die rasche Reihenfolge der Zeichen das Unterscheidungsoermögen des menschlichen Ohres übersteigt. Nur durch mechanische Aufnahm« der Depesche an der Empfangsstation ist die Uebertragung der Depesche möglich. Durch Gebrauch eines elektrischen Reflektors wird die Energie des Senders auf einen Winkel von IS Grad konzentriert— ähnlich wie in einem Scheinwerfer— im Gegensatz zu der jetzt üb- lichen Telegraphie, die über die gesamten 360 Grade des Erdkreises verteilt ist. Di« Strahlen werden nicht mittels einer Antenne, sondern in einem Drahtnetz von der Empfangsstation aufgefangen. Dieses System ist eine Erfindung, die schon von der englischen Marcom- Company benutzt wird, doch besitzt die Kackio-Sorporatton of America eigene, davon unabhängige Bersuche mit viel mehr Experimenten und mit kurzen Wellenlängen. Es werden bei der Strahlenbündel-Tele- graphie nur Wellen von 15 bis 30 Meter Läng» benutzt. Das System der Strahlenbündel ist ebenfalls schon längere Zeit bekannt, tritt aber hier zum ersten Male praktisch in den Dienst des Verkehrs. Die Sendestation für New Park wird auf Rocky-Potnt(Long Island ) eröffnet. Sollten die geschäftlichen Erwartungen der Radio- Corporation of America erfüllt werden, wird Man auch auf dem europäischen Festlande Empfangs- und Sendestationen errichten.
erst heute stattfinden— sondern auf privater Vereinbarung der hauptsächlich in Frage kommenden großen Hotels. Führend bei dieser Aktion ist der Aschinger-Konzern, dem unter anderen das Hotel Fürstenhof, das Palafthotel und der Kaiserhof gehören._ Kampf dem Reichsschulgesetz! Selbst Deutschnationale gegen Kcudells Entwurf! Der Entwurf des Reichsschulgesetzes wird in Baden nicht nur von der gesamten Lehrerschaft, dem übergroßen Teil der Gesamlbeoölke- rung und den Linksparteien abgelehnt, sondern auch von jenen beiden Parteien, deren Vertreter in der Reichsregierung jür den Entwurf des Gesetzes stimmten. Die Deutsche Voltspartei hatte im Badischen Landtag eine förmliche Anfrage eingereicht, in der die Re- gierung gefragt wurde, was fie bei der Reichsregierung zur Er- Haltung der badischen Simultanschule getan habe. In der Be- sprechung der förmlichen Anfrage traten alle Parteien— mit Ausnahme des Zentrums und der Kommunisten— für die Erhaltung der badischen Simultanschule, die sich seit nunmehr über 50 Jahren bestens bewährt hat, ein. Ein Antrag in diesem Sinne wurde mit sehr großer Mehrheit angenommen. Entsprechend dieser Haltung im Landtag wenden sich nun auch die deutschvolksparteilichen und deutschnationalen Blätter scharf gegen den.Entwurf des Reichsschulgesetzes und lehnen ihn entschieden ab, vor allem deshalb, weil er die Zer- schlagung der badischen Simultanschule bringt. Mit besonderer Schärfe lehnte der Führer der badischen Deutschnationalen, der Ober- kirchenrat und Landtagsabgeordnete Mayer, in einer ganzen Artikelserie den Entwurf ab- Kurz und bündig erklärt Abg. Mayer, wie er es auch schon bei der volksparteilichen Interpellation im Land- tag getan hat:„WirinBadenwollenkeinReichssch'ul- g e s e tz und brauchen keins, wir wollen den Schulsrieden in der Be- völkerung behalten." Zum mindesten erwartet der deutschnationale Führer, daß die Verkündung des Rcichsschulgesetzes für Baden nicht nur aufgeschoben wird, sondern unterbleibt. Diese Opposition der badischen LZolksparteiler und Deutschnatio- nalen ist ja recht schön. Die Frage ist aber nur, ob ihre Opposition bei ihren gesinnungsgleichen Vertretern in der Reichsregie- rung Eindruck machen wird. So interessant ihre Argumente gegen den Gesetzentwurf sind, so interessant wäre nun auch zu erfahren. welche Schritte die Deutsche Volkspartei und die Deutschnationale Volkspartei von Baden bei ihren Parteifreunden in der Reichs- regierung unternommen haben oder unternehmen werden; um sie von den: Unheil abzubringen, das die Keudcll und Schiele, Curtms und Stresemann anzurichten beabsichtigen. Das Land Baden stellt immerhin noch einige feste Stützen im Parteigefüge der Deutschen und der Deutschnationalen Volkspartei , so daß man wohl annehmen darf, daß Proteste aus diesem Lande nicht unbeachtet bleiben. Vor- ausgesetzt natürlich, daß diese Proteste ernst g e m e r nt sind und ernst genommen werden. Deutschnationale Entstellungen. � Weimar . 25. August(Eigenbericht). Unter gröblicher Täuschung der Oessentlichkeit behauptet eine Verlautbarung der Deusschnattonaken Thüringens , daß ihr Kulturaus- fchuß in Uebereinstimmung mit dem Landestirchenrat Thüringens und dem thüringischen Lehrerverein die evangelische Schule als das mit der Traditton Thüringens Er- forderliche ansehen. Demgegenüber ist festzustellen, daß Landes- kirchenrat und thüringischer Lehrerverein als Korporattonen erklärt haben, an de» Gemeinschaftsschule, die bekanntlich ent- sprechend dem Artikel 174 der Reichsverfassung wie die badische und hessische Schule unter besonderem Schutz stehen, festzuhalten. Die Behauptung der Deutschnationalen schrumpft also auf die Stel- lungnahme einzelner Mitglieder ihrer Partei im Landes- kirchenrat und in der Lehrerschaft zusammen.
Die Hinrichtungen in Sowjelrußland gehen weiter; Gnaden- gesuche der ehemaligen Generale Annenkoff und Denissosf wurden abgelehnt, beide sind bereits erschossen. Sie waren freiwillig nach Rußland zurückgekehrt und hatten sich gestellt!
Eine Wanderoper der Preußische« llandesbühne. Die Vor- bereitungen zur Schaffung einer Wandcroper im Rahmen der Preußischen Landesbühne sind so weit abgeschlossen, daß mit dem Aufbau dieser Wanderoper spätestens im Frühjahr des nächsten Jahres zu rechnen sein wird. Obwohl die angeschlossenen Bühnen, und insbesondere die Stadtverwaltungen die Schaffung dieser Wanderoper immer gefördert hatten, so waren doch recht erhebliche Schwierigkeiten zu überwinden. Diese bestanden hauptsächlich darin. daß es so gut wie keine Operntexte gibt, die bei ernsthaften An- sprüchen eine einfache und im Rahmen der finanziellen Möglichkeit liegend« Ausstattung zuließen. Schuh der Sumpsschildkrölel Die Sumpfs-Hildtröte ist zwar in ganz Preußen geschützt, aber in letzter Zeit sind verschiedene Nach- richten über den Fang dieses seltenen Tieres aufgetaucht. Vielleicht handelt es sich dabei auch um entlaufene Exemplare der griechischen Landschildkröte. Der Kommissar für Naturdenkmalpflege in Osna- brück, Dr. Preuß, weist im„Naturforscher" darauf hin, daß die europäische Sumpfschildkröte trotz vielfacher gegenteiliger Behaup- tung bei uns heimisch ist. Ihre Knochenpanzer hat man in sub- fossilem Zustande in tieferen Torflagen gefunden: ihr ursprüngliches Vorkommen ist für die benachbarten Gebiete von Osnabrück nach- gewiesen. Preuß fordert, daß gefangen« Tiere unter allen Um- ständen wieder ins Freie gesetzt werden und bittet um Mittei» lungen über das Vorkommen dieses Tieres in unserer Heimat. cillputseeslugzeuge. Aus Paris wird berichtet: Die fran- zösische Marine hat jetzt einen außerordentlich kleinen Wasserflug- zeugtyp für den Dienst in Zusammenarbeit mit Unterseebooten eingeführt. Die Flugzeuge können sehr rasch Stück für Stück innerhalb drei Minuten an Deck des aufgetauchten Unterseebootes zusammen- gesetzt werden. In neun Sekunden erheben sie sich vom Wasser und erreichen rasch eine Höhe von über 600 Metern. Jedes Unterseeboot der französischen Marine soll jetzt zu Rekognoszierungszwecken ein solches Liliputwasserslugzeug mit an Bord führen. Sieinzeitsunde In Ostasrika. Wie aus Nairobi berichtet wird, sind die beiden Führer der englischen Ostafrikanischen Archäologischen Expedition. Leakey und Newsam, jetzt aus dem Heimweg und haben in mehr als hundert Kisten Ueberreste des Steinzeitatters in der Kenia -Kolonie gesammelt. Von besonderer Bedeutung sind die Ent- deckungen in den Höhlengebietcn des Elmenteita-Landes Hier wurden zahlreiche wohlerhalten« Skelette geborgen, von denen man annimmt, daß sie aus der älteren Pleistozän-Epoche stammen. Man glaubt, daß dies« Entdeckungen auf den Ursprung der steinzeitlichen Kultur in Europa neues Licht werfen werden Eine größere Expedition soll im nächsten Jahre ausgesandt werden. Die Schwierigkeiten der deutschen Sprache. Die Wiesbadener Volks. stimme erzählt eine reizende Geschichte. Sin Dürger Kreuznachs erhielt einen Sttaibesehl über 20 Mark mit folgender vearündung:.Die Staats- anwaltschast beschuldigt Sie des Vergeben« gegen die niehieuchenpolizcilichcn Anordnungen betr. Abwebr und Unterdrückung der Tollwut de« LandratZ tn Bad Kreuznach vom lO. Februar IS.'S. Scholjopios«uitiicher Besitz brichtagnahmt. Wie aus MoSka » amtlich gemeldet wird, veröffentlicht der Ztat der Volkskommissare etne Mitteiluna, in der der berühmte Sänger Schaljapin Sc « Range« eine« VolkSIchau- spiele,« verlustig«rklüit wird. Sein russischer Delitz wird konsiSzicr». Dtese Matznabme erfolge, weil Schaljapin Smigrausenorganisationen unterstützt Hab«. Sei» Talent tan« man glücklicherweise nicht konfiszieren.
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