Die große Kundgebung der Berliner freien Gemert- blicken auf die letzten drei Jahre, dann ist der Aufstieg trotz | schaften im Treptower Part wird eine gewaltige Heer aller Widerstände der Scharfmacher, troß der Ungunft der sch au sein. Getragen von den Idealen des Sozialismus, Wirtschaftslage ein ganz beispiellofer Nur dieser Wiederher haben die freien Gewerkschaften alle Angriffe der Unter- ftellung der Kauftraft der arbeitenden Massen ist es aber zu nehmer, alle Schläge des Krieges und der Nachkriegsjahre danken, wenn der Beschäftigungsgrad der Industrie ein fiegreich überwunden. befferer geworden ist und die Arbeitslosigkeit abgenommen hat
Die Gewerkschaften haben nicht nur ihre Kampffraft behauptet, sie haben auch ihre große Anziehungskraft bewährt. In allen Industrien, in allen Berufsgruppen, in allen Organisationen geht es wieder aufwärts. Der Zuftrom der Unorganisierten zu den freien Gewerkschaften schwillt immer mehr an.
Berlin ist nicht nur der Sitz des Reichstags und der Reichsregierung, Berlin ist auch der Sitz des deut schen Scharfmachertums. Der Verband Ber liner Metallindustriellen hat nicht zufällig zum Borsigenden gleichzeitig den Vorsitzenden der Vereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände. Hier sigen auch die Scharfmacher der Holzindustrie, die rückständigen Zünftler vom Schlage eines Paeth. Hier führt der Verband Im Deutschen Baugewertsbund ist die MitBerliner Baugeschäfte an der Spize der Bauunter- gliederzahl, die nach der Inflation auf 14 500 gesunken war, nehmer Deutschlands den Kampf gegen den Achtstundentag. Heute wieder auf über 23 000 gestiegen und dürfte in diesem Hier ist der Sitz der Reichsbahngesellschaft, die die Jahre die Höchstzahl, die nach dem Kriege erreicht wurde, Rationalisierung zu vereinbaren sucht mit der Verlängerung vielleicht noch übersteigen. der Arbeitszeit und Hungerlöhnen. Hier in Berlin machen
die Banken den unglaublichen Versuch, den 7- Uhr- Ladenschluß zu beseitigen. Hier in Berlin ist der Sit einer großen Konfektion, d. h. Schwizindustrie, wo Frauen und Mädchen für Hungerpfennige ausgebeutet werden. Von Berlin aus versuchen die Hotelbesizer, den Kampf gegen die Fahne der Republik zu organisieren.
In der Metallindustrie ist die Mitgliederzunahme eine unterbrochene. Die hartnäckigen Einzeltämpfe der letzten Monate, die innerhalb der Berliner Metallindustrie ausgefochten werden, beweisen am besten die Schlagkraft der Organisation.
Trotz der ungemein hartnäckigen und schweren Arbeitslosigkeit in der Holzindustrie ist es auch hier gelungen, durchzusetzen, die ungefähr das Gegenteil von dem enthalten, die Mitgliedschaften wieder aufzufüllen und Tarifabschlüsse durchzusetzen, die ungefähr das Gegenteil von dem enthalten, trifft auf die Schuh- und Lederindustrie zu.
Die Eisenbahnerbewegung.
Borsitzender des Einheitsverbandes der Eisenbahner. Ein noch junger, aber trotzdem ein starker ferniger Sproß in der Familie der Gewerkschaften ist der Einheitsverband der Eisenbahner Deutschlands .
Es gab zwar eine Eisenbahnerbewegung bereits in der Bortriegszeit, aber weil sie von den Fesseln des Koalitionsverbotes umstridt war, blieb ihre Entwicklungsmöglichkeit ungemein beschränkt. Unter dem Regiment der von altpreußischem Beamtengeist beseelten Minister Budde und Breitenbach wurde jeder freiheitliche Hauch brutal unterdrückt. Erst im Laufe der beiden letzten Kriegsjahre mußte den Eisenbahnern mehr Bewegungsfreiheit eingeräumt werden. Der Deutsche Eisenbahnerverband wurde von der damaligen Generalfommission der Gewerkschaften Deutschlands und einer Reihe gewerkschaftlicher Organisationen aus der Taufe gehoben.
Als die Novemberſtürme von 1918 die letzten Hemmnisse hinmegfegten, folgte eine ungeahnte Entwicklung der Organisation. Hunderttausende strömten ihr zu, getragen von starten Freiheitsall, die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse der Nachkriegszeit gefühlen und erfüllt von weitgehenden Hoffnungen, denen, wie übergewisse Schranken zogen.
Schwere innere Kämpfe blieben den Eisenbahnern nicht erspart, die oft den denkbar heftigsten Charakter trugen. Dazu kam der stän= bige harte Kampf um die Existenz. Die verheerenden Folgen der Ruhrbesetzung, der Inflation, eines in unsinniger Weise betriebenen Organisationsschiff, das oftmals in wilder Brandung zu scheitern Personalabbaues und anderes mehr rissen tiefe Wunden. Aber das drohte, wurde mit fefter Hand in ein Fahrwasser gesteuert, das ein Borwärtskommen ermöglichte. Tausende von Vertrauensleuten fanden sich jederzeit bereit, tatkräftige Hilfe zu leisten, erfüllt von Bildungsdrang und Wissensdurst und getragen von unverbrüchlicher eine weitgetriebene. Bereinigungen aller Schattierungen sind vorTreue zur Organisation.
Noch ist die Organisationszersplitterung im Eisenbahnbetriebe
Hier in Berlin , dieser weitaus größten Industriestadt des Deutschen Reichs , herrscht auch absolut wie relativ die größte Arbeitslosigkeit Nach dem Zusammenbruch der Mart stieg in Berlin die Arbeitslosenzahl auf was die Scharfmacher sich vorgestellt hatten. Das gleiche handen. Troß alledem ging es rüstig vorwärts. Wir mustern heute
400 000. Die Rationalisierungskrise hatte dieses Arbeitslosenheer, das aus Berlin nie verschwindet, das in den Nachfriegsjahren nie unter 100 000 gefunten ist, wieder auf nahezu 300 000 anfchwellen lassen. Obwohl wir uns jetzt in der besten Jahreszeit befinden, wo die Bautätigkeit am intensivsten ist, gibt es in Berlin immer noch 160 000 Arbeitslose. Trotz dieser ungünstigen Umstände haben die Berliner Gewerkschaften nicht nur sich behauptet, sondern ihren Vormarsch wieder aufgenommen. Am Ausgang der Inflation waren nicht nur nahezu zwei Drittel der Berliner Arbeiter und Angestellten arbeitslos, die Löhne maren auf ein unmögliches Hungerniveau herabgedrückt. Löhne von 25 und 30 Pf. die Stunde für erwachsene Arbeiter waren feine Seltenheit.
,, Arbeitet mehr, d. h. arbeitet I anger, und ihr werdet mehr verdienen", sagten die Unternehmer. Dieser Versuch, mit Hilfe des Hungers den Achtstundentag zu beseitigen, ist mißlungen. Nach der letzten statistischen Aufnahme des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes arbeitet die erdrückende Mehrheit der Berliner Arbeiter acht Stunden täglich.
Die freien Gewerkschaften haben es in Berlin aber nicht nur verstanden, den Achtstundentag zu halten, fie haben auch den Kampf um die Löhne mit 3ähigkeit und Erfolg geführt Noch ist das Lohnniveau der Berliner Arbeiterschaft ein unbefriedigendes. Wenn wir aber zurück
Die mustergültige Organisation der Arbeiterschaft der graphischen Berufe ist bekannt. Auch hier sind Arbeitszeit und Löhne tariflich so festgelegt, daß fein Scharfmacher daran zu rütteln wagt.
Erstaunlich sind die Erfolge im Verkehrsbund, befonders wenn man sich die ungünstigen Verhältnisse vor Augen hält, unter denen die Gewerkschaft hier zu arbeiten hat.
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In der Lebens- und Genußmittelindustrie, wo der Kleinbetrieb und der reaktionäre Zunftgeist wenn man von den Brauereien mit ihren Großbetrieben absieht vorherrscht, ist es trotz aller Widerstände gelungen, dem Tarifvertrag Geltung zu verschaffen, der vor dem Kriege hier fast unbekannt war.
Die ausgezeichnete Organisation der Gemeinde- und Staatsarbeiter hat es vermocht, daß mit Unterstügung der sozialdemokratischen Stadtverordneten die Lohn- und Arbeitsbedingungen tariflich festgelegt wurden, obwohl die hohe Verwaltungsbureaukratie sich mit allen Mitteln zu widersetzen versuchte.
Auf diesem Wege gilt es, mit Entschloffenheit weiter zu marschieren. Heute ist in Treptow große Heerschau. Wir wollen aber nicht nur Rückschau halten, sondern der Zukunft vorarbeiten. Hinein in die Gewerkschaften! Borwärts!
Beamte und Gewerkschaften.
Bon Albert Falkenberg , Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Beamtenbundes. Als die Beamtenbewegung noch nicht gewerkschaftlich orientiert war, blieb ihre Methode, zu ,, fämpfen", allein auf Betitionieren eingestellt. Wenn wirklich einmal in der Borkriegszeit eine Beamtendelegation an hoher und höchfter amtlicher Stelle vorgelassen wurde, dann geschah das in Form von Audienzen. Bon Verhandeln war feine Rede, konnte schon darum gar nicht die Rede sein, weil die Machthaber in der Verwaltung in ihrer Gottähnlichkeit der Wirtlichkeit soweit entrückt waren, daß sie die niederen Atmo, sphären als Stickluft empfanden.
sich die Beamten oft genug in der Wahl der Mittel, die zur Erhaltung und Festigung des gefährdeten Berufsbeamtentums dienen sollten. Sie resignierten, anstatt durch Anschluß an gleichgeartete Wirtschaftsgruppen ihre eigenen Kräfte für die natürliche Abwehrbewegung zu verstärken.
Dieser Zustand ist zwar mit der Neuordnung der Dinge grundlegend geändert, aber doch nicht zu einem System ausgebaut worden, das aus innerster Ueberzeugung heraus gewachsen wäre. Wer von den Beamten die alten Zustände nicht miterlebt hatte, ist geneigt, den Gewinn der Gegenwart zu unterschäßen. Und die Verwaltungsbureaukratie? Sie gab nur widerwillig Machtpofitionen preis, und auch nur auf Zeit.
Als die Novemberumwälzung von 1918 ihren ersten Niederschlag in der Beamtenpolitik fand, als der Ruf nach Beamtenräten bis in die Amtsstuben entthronter Bureaufraten drang, fonnte man aus ihrer ehlicher Entrüstung entspringenden Abwehr heraushören, daß sie beim besten Willen nicht verstehen konnten, was denn eigentlich der Kern aller die Beamtenschaft aus der Revolution überkommenen Forderungen war. Sie verstanden nicht, daß mit der Novemberumwälzung der Prozeß einer in diesem Ausmaße nie erlebten Machtumschichtung begonnen hatte. Darum waren sie wohl selbstsicher in der Erinnerung: Alles war in ihren Augen schön und gut in der rückliegenden Zeit, mindestens aber besser gewefen als der atmende Lag- aber fie waren nicht start im Aufbau des Neuen. Sie blieben Berjager, als es um die Aufrichtung der neuen Staatsautorität hätte gehen sollen.
Inzwischen ist eine Atempause eingetreten, die vor der Neuregelung der Besoldung und aus politischen Gründen vielleicht sogar bis zu den nächsten Wahlen kaum durch neue Versuche, die Kategorien mit den großen Ziffern noch weiter auf die alten Linien zurückzuwerfen, abgelöst werden dürfte. Diese Atempause muß von den Beamtenorganisationen aus= genutzt werden, um die eigenen Reihen aus Gründen innerer Notwendigkeit in der Richtung einer zielsicheren Gewerkschaftspolitik neu zu formieren.
Es gilt, den Glauben an die eigene Kraft wiederzugewinnen. Dazu fann dieser Werbefonntag der Gewerkschaften auch den Beamten helfen, indem sie sich an der Kundgebung beteiligen und aus ihr lernen, daß auch ihre Bewegung nur ein Teil der großen Koalition aller übrigen Hand- und Kopfarbeiter ist!
Gewerkschaftler!
Jeder Mitkämpfer in der Arbeitsfront muß täglich über die Vorgänge im politischen und gewerkschaftlichen Leben auf dem Laufenden sein. Dazu bedarf er einer Tageszeitung, die im gewerkschaftlichen Geiste ihn unterrichtet und den publizistischen Kampf sowohl gegen die Unternehmerfront wie gegen die falschen Freunde und Zellenbauer" führt.
Dies Blatt ist für Berliner Gewerkschaftler allein der Borwärts". Für ihn zu werben, ihm neue Die nachfolgenden Jahre haben die Auswirkungen dieser Freunde zuzuführen, heißt die gewerkschaftliche Attion selbst Tragit den Beamtenmassen fühlbar gemacht. Sie seufzten zu stärten, heißt für die Selbstbehauptung der arbeitenden unter der wachsenden Abhängigkeit, aber der Druck der wirt- Klasse fämpfen! schaftlichen Verhältnisse war stärker als die Fähigkeit der Jeder Gewerkschaftsgenosse, der über seine Aufgabe in Gepeinigten, sich zu befreien. Sie lebten in der vielfach der Bewegung flar geworden ist, fünstlich erzeugten Furcht vor der Zerstörung des Berufs
beamtentums. Dieſe Furcht erſtickte jeden Elan gewerkschaft- wirbt für den„ Vorwärts"!
licher Initiative. Unter dem Druck dieser Furcht vergriffen
ein stattliches geschlossenes Heer von rund 250 000 treuer Verbandskollegen, Arbeiter und Beamte. Schnell hat sich bei dem dentfähigen und fortgeschrittenen Teil des Eisenbahnpersonals der Gedante Bahn gebrochen, daß im Eisenbahnbetrieb Hand- und Kopfarbeiter ein einziges Ganzes bilden müssen, wenn Schritt gehalten werden soll mit dem Vormarsch der organisierten Arbeiterschaft.
Der heutige Tag, an dem die gewaltige Heerschau der organifierten Arbeiterschaft Groß- Berlins vor sich geht, wird sicherlich auch den organisierten Eisenbahnern von neuem Zuversicht und Ausdauer verleihen. Dieser Tag ist aber auch geeignet, machtvoll und dringend die Mahnung an die Unorganisierten zu richten, nicht länger abseits zu stehen, sondern mitzuhelfen, den Kampf der organisierten Arbeit erfolgreicher zu gestalten.
Eisenbahner, schaut euch um! Unser Unternehmer, der größte im Lande, ist der reaktionärsten einer. Das in- und ausländische
Großkapital dirigiert den Berwaltungsrat. Wenn die Kollegenschaft
nicht auf der Hut ist, wird sie immer mehr das harte Joch kapitaliftischer Intereffengemeinschaft am eigenen Leibe zu spüren haben. Der harte, aufreibende, gefährliche Dienst erfordert ganze Männer. Die werden nicht geschaffen und erzogen durch Knechtseligkeit und schlechte Bezahlung, durch Gewährung von Brofamen, auf dem Bettelwege gesammelt. Die Sicherheit und Leistungsfähigkeit des Eisenbahnbetriebes tann nur gewährleistet werden durch ein aufrechtes, in seiner Eristenz gesichertes Personal. Zielbewußt und tonsequent wird die Organisation ihren eingeschlagenen Weg weiter verfolgen. Schulter an Schulter wollen wir stehen und fämpfen mit der klassenbewußten Arbeiterschaft innerhalb und außerhalb der deutschen Landesgrenzen. Trachten wir mit allem unseren Sinnen und Wollen danach, daß die Eisenbahner mit die ersten sind in dem edlen Wettstreit, durch tatträftiges Wirken die historische Mission der Gewerkschaftsbewegung zu erfüllen! Wir sind auf dem Vormarsch; rüstig muß dem Ziel entgegengeschritten werden!
Arbeiterbewegung Kulturtat!
Urteil des Präsidenten von Merifo.
Megito- City, 27. Auguft.( Eigenbericht.) Der merikanische Präsident Calles hat auf dem Kongreß des megitanischen Gewerkschaftsbundes dem Proletariat feinen Dank für die Unterstützung im Kampf der Regierung gegen die Reaktion ausgiprochen. Calles wies dabei auf die Bedeutung der Arbeiterbewegung für die Entwicklung Merifos hin und nannte die Bekämpfung diefer gewaltigen Kulturbewegung zur fozialen Befreiung ein verbrecherisches Borgehen. Mit befonderer Wärme versicherte Calles dem Kongreß, daß die Arbeiterbewegung ftets auf feine träftige Mitarbeit rechnen tönne. Der Kongreß sprach in einem einstimmig gefaßten Beschluß dem Präsidenten sein Bertrauen aus.
Unter Haßparolen für die Gelben.
Die Neuwahl für die nach den Juliereignissen zum Rücktritt veranlaßte personalvertretung der Wiener Sicher. heitswachebeamten fand heute unter großer Beteiligung der
Wiener Wachmannschaft statt. Das Ergebnis war 111 Mandate für die unpolitisch- wirtschaftliche Gruppe der Wachebeamten und 12 Mandate für die freigewerkschaftlich organisierte Gruppe. In den engeren Ausschuß kommen demgemäß fünf Bertreter der unpolitischwirtschaftlichen und ein Vertreter der freigemerkschaftlichen Gruppe. Die lettere halte früher im Ausschuß eine Zweidrittelmehrheit.
Das Besatzungs- Kompromiß. Herabsehung um 10 000 Mann.
London , 27. Auguft. Das Foreign Office gibt amtlich bekannt, daß zwischen England, Frankreich und Belgien über die Frage der Stärke der Besatzungstruppen im Rheinlande eine Regelung erfolgt sei Einzelheifen werden nicht bekanntgegeben.
Ein Beamter des Foreign Office erklärte, daß eine verhältnismäßig geteilte Herabfehung der Truppenstärke im Rheinland eintrefen werde. Die Gesamtzahl der Truppenstärke werde 60 000 mann betragen.
„ Reuter" zufolge verlautet, daß die französische Regierung ihre Truppen um 8000 und die britische und die belgische Regierung ihre Kontingente um insgesamt 2000 Mann herabsehen werden, Gesamtherabfehung der Rheinlandtruppen daher 10 000 Mann.