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Dienstag 30. August 1927

Unterhaltung und Wissen

Schmuggelei.

Bon Dan Bergman.

Ich schmuggle nie. Natürlich auch aus ethischen Gründen nicht. Hauptsächlich aber, weil meine Nerven die Seelenspannung, die ich bei so einer inforretten Handlungsweise ausstehen müßte, absolut nicht vertragen können.

Aber meine gute, vernünftige Frau, die Ehrlichkeit und Bieder­feit selber in allen anderen Lebenslagen, ist eine ausgesprochene und begeisterte Schmugglerin. Sie reist sehr gern im Ausland herum, und ich glaube, sie tut es hauptsächlich wegen des Vergnügens, schmuggeln zu können. Sie nimmt die Schmuggelei von der rein fünstlerischen Seite. Sie schmuggelt die lumpigsten und überflüssigsten Bagatellen, Dinge, die sie oft mindestens ebenso gut und billig in dem Lande befommen tann, in das sie reist.

Ich habe meine Frau wiederholt flehentlich gebeten, das gefähr­liche Spiel zu lassen, oder, wenn sie unbedingt sich und mich der Gefahr aussetzen müsse, doch wenigstens solche Sachen auszusuchen, die zu schmuggeln einen 3wed hat, wie Spigen und Seidenstoffe und momöglich ein bißchen Tabat, aber meine Frau ist in dieser Be­ziehung ganz unbelehrbar. Sie geht nach ihrem eigenen Kopf, und ich habe nur nachzukommen. Und sie hat Gott sei Dant fast immer Glück. Ihr feces, sicheres und hold- unschuldiges Aussehen täuscht die Zollbeamten der ganzen Welt.

Wir standen also auf der fleinen, ungemütlichen, schmutzigen, italienischen Zollstation. Von unseren 17 Gepäckstücken und einer Menge von Zollbeamten umgeben.

,, Haben Sie etwas zu verzollen?" fragten die Beamten.

Meine Frau schüttelte so energisch den Kopf, daß ihr der Reise­hut aufs eine Ohr rutschte, und lächelte den Zollbeamten wohlwollend an. Die Zollbeamten lächelten ebenfalls und ließen das Kleingepäc in Ruhe, und ich tat einen Seufzer der Erleichterung, so von Herzen, daß er über den ganzen Bahnhof zu hören war.

Aber in den großen Koffer wollten die Zollbeamten formalitäts­halber doch einen Blick werfen.

,, Den Schlüssel, Dan!" sagte meine Frau.

Ich suchte mit zitternden Händen in meinen 50 Taschen, fonnte aber nur meinen irrtümlich von zu Haus mitgenommenen Haus­schlüssel finden, den ich voll böser Ahnungen hinhielt.

Der Beamte fah natürlich sofort, daß das nicht der richtige Schlüssel war, figierte mich scharf und befahl mir streng, seinem Befehl zu folgen.

,, Ich habe den Schlüssel, Dan, das weißt du doch!" sagte meine Frau auf Schwedisch, in leichtem und munterem Gesprächston ,,, aber ich finde es nicht nötig, daß sie im Koffer herumwühlen; du hättest jedem einen Soldo geben sollen, dann wäre alles in Ordnung ge­wesen! Aber du ruinierst alles durch deine Unpraktischkeit!"

Ich gab sofort jedem einen Soldo und faltete dann flehend die Hände.

Jetzt hat es doch keinen Zwed mehr!" rief meine Frau ärgerlich aus. ,, Und laß doch das Händefalten, Dan!"

Die Beamten nahmen indessen die Kupfermünzen mit großer Bereitwilligkeit entgegen, aber fie betrachteten sie nicht etwa als Schweigegeld, nur als einen fleinen Anfporn zu weiterer Arbeit im Dienste des Staates und brachten ein Brecheisen an und machten Anstalten, den Roffer aufzubrechen.

,, Hier ist der Schlüssel, bitte sehr!" sagte meine Frau schnell. Sie öffneten also den Koffer und hoben die Einsätze heraus und fingen an, mit ihren unsauberen Fingern in unseren Habjeligkeiten zu graben und zerfnitterten mein Frackvorhemd und machten die weißseidene Bluse meiner Frau teilweise bunt und knabberten unsere Galizyltabletten an. Und plöglich zogen sie ein großes Paket heraus und fingen an, es aufzuwideln.

Meine frischgewaschene Wäsche, schämen Sie sich doch!" rief

meine Frau.

Ich war gespannt, was sie ganz innendrin finden würden. Meine Neugierde wurde bald geftillt. Sie fanden eine halbe Flasche Schwedenpunsch.

,, Was ist das?" fragten die Zollbeamten.

,, Sage, daß es Haarwasser ist, Dan!" flüsterte meine Frau. Aber einer der Zollbeamten drückte den Korten mit dem Daumen hinein und setzte die Flasche an den Mund und nahm einen tüchtigen Schluck von dem Haarwasser. Und sein schwarzgelbes Geficht strahlte mie verklärt, als er dem nächsten Beamten die Flasche reichte. Die Flasche ging von Mund zu Mund. Alle tranten. Wir allerdings nicht. Die Flasche war unglaublich schnell leer. Und dann gruben die Zollbeamten mit doppeltem Eifer nach neuen Schätzen. Gie warfen den Inhalt des Koffers nach allen Windrichtungen, so daß das ganze Zollokal bald mit unseren mehr oder weniger intimen Kleidungsstücken übersät war.

Wie froh ich war, als der Koffer endlich leer war. Aber die Beamten hatten Blut geleckt. Jetzt warfen sie sich leidenschaftlich auf unser Kleingepäd und kehrten Reisetaschen und Handtaschen und Hutkartons und alles miteinander um.

Tief unten in einem Hutkarton, unter meinem Galahut und zwischen meinen ineinander gesteckten Pantoffeln entdeckten sie die zweite halbe Flasche Punsch. Sie wurde mit Begeisterung begrüßt und war im Handumdrehen geleert. Den Italienern gefiel der Schwedenpunsch. Aber sie konnten ihn nicht vertragen. Sie wurden ziemlich berauscht. Einige lachten, andere meinten, aber johlen taten fie alle miteinander, außer dem Oberaufichtsbeamten und einem der Bader , die umarmt eingeschlafen waren. Es war ein furchtbares Durcheinander. Und trotzdem wollten sie immer noch mehr haben. Blöhlich fiel ihnen ein, daß ich ausgeftopft sein müßte. Sie schleppten mich in einen hinteren Raum und zogen mich bis auf den nackten Körper aus, fanden aber weiter nichts als einen Hühner­augenring und ein Muttermal und waren höchst erbost, daß ich nichts hinter der Leibbinde hatte. Es tat mir sehr leid, daß ich nicht irgend wo am Leibe eine halbe Flasche Bunsch verborgen hatte. Dann wäre ich wohl ohne weiteres losgekommen. So mußte ich hundert Lire blechen, die wahrscheinlich ebenso brüderlich geteilt wurden wie der

Punsch.

Ein Beilchen später saßen meine Frau und ich wieder in unserem Abteil und starrten schwermütig auf die kahlen Weinfelder, während der Zug weiter nach Italien hineinrollte.

Daß du dir das Schmuggeln nicht abgewöhnen fannst!" fagte ich leicht vorwurfsvoll.

Fühle mal hierher, Dan!" flüsterte meine Frau. Und sie hob meine Hand nach ihrem dichten und schweren Haarknoten.

Da fühlte ich deutlich das dritte Fläschchen Schwedenpunsch. Und wir saßen lange Hand in Hand da und sahen uns treu in die Augen und waren glücklich, daß meine Frau keinen Bubikopf hatte. ( Aus dem Schwedischen von Avenstrup und Elisabeth Treitel)

Das Dorf der 8000 Uhrmacher.

Von Karl vatter.

Steil und unvermittelt wachsen die Steinwände der Juraberge Aar, und industriereiche Orte reihen sich am Schienenstrang, der aus bewaldetem Untergrund zur Höhe. Neben der Bahn rauscht die von Basel durch die Kantone Basel- Land und Solothurn in den Kanton Bern führt. In der ersten bernischen Stadt, in Biel , steige ich aus.

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Die Besatzung.

In London ist man der Ansicht, daß den Dienst auch weniger Mann verrichten können! In Berlin ist man der Ansicht, daß er ganz überflüssig ist!

Der Bieler See träumt in den Abend hinein, und dunkel und schweigend liegt inmitten der weiten Wasserfläche die Petersinsel, auf der Jean Jacques Rousseau , der Philosoph und Burüd- zur­Natur"-Prediger vor 162 Jahren eine Zufluchtsstätte suchte, nach­dem er aus Frankreich verbannt worden war. Vom Geiste Rousseaus lebte heute noch viel im Voite, das um den Bieler See wohnt. Die Stadt Biel , deren Bewohnerschaft zu drei Fünfteln deutsch und zwei Fünfteln französisch ist, und die etwa 5000 Uhrenarbeiter be­schäftigt, hat eine sozialdemokratische Gemeinderatsmehrheit, und das gleiche gilt von einigen Nachbarorten.

,, Der Jura ist still und verträumt, aber er ist klar und sonnig. Er mildert die stolze, unnahbare Wildheit und Majestät des Hoch gebirges zu ernster Kraft. So schildert ihn der Dichter Adolf Fren in seinem Böcklin- Buch. Das stimmt überein mit John Rus­fins, des englischen Aestheten, Ausspruch, er habe in der Juraland­schaft die Erfüllung seines malerischen Sehnsuchtsideals gefunden. Bon Biel hinauf nach La Chaux de Fonds führt der Zug an tiefen Schluchten vorbei, durch sanft geschwungenes Wiesengelände, durch ein helles Hochtal, das gesäumt wird von weiten, dunklen Wäldern. Hin und wieder ein Dorf. In jedem ein oder mehrere Uhren­fabriken. Dann fährt man in den großen Bahnhof von La Chaug de Fonds ein, das sich in 1000 Meter Höhe auf einem Hoch­plateau nahe der französischen Grenze ausbreitet. La Chaux de Fonds zählt 40 000 Einwohner, ist aber dennoch keine Stadt, und seine Bürger wollen feine Städter, sondern nach wie vor Bürger ,, des größten Dorfes der Welt" sein. Sonst aber hat La Chaur de Fonds wenig Dörfliches an sich. Balastartige Bauten, große Miet­fasernen, schnurgerade, im rechten Winkel sich schneidende, an ameri­tanische Städtebaumethoden erinnernde Straßenzüge, und vor allem die vielen großen Uhrenfabriken drücken dem großen Dorf" nennt man in der Schweiz La Chaux de Fonds ihren Stempel auf. Der Ort ist das Zentrum der schweizerischen Uhrenindustrie und des Uhrenhandels, und jedes Jahr gehen von hier viele Mil­lionen Uhren in alle Länder des Erdballes. Insgesamt werden pro Jahr von hier Uhren und Uhrenbestandteile für rund 100 Millionen Schweizer Franken ins Ausland geschickt. In den etwa 300 Uhren­fabriken und-fabrikchen sind 7000 bis 8000 Uhrenarbeiter be­schäftigt, und rund 6000 davon sind gewerkschaftlich organisiert. Das palastartige Maison du Peuple"( Volkshaus), die in hoher Auflage erscheinende, im amerikanischen Beitungsformat gehaltene sozialdemokratische Tageszeitung La Sentinelle"(" Die Wacht") und noch manches andere zeugt von der Bedeutung der Arbeiterschaft und der Sozialdemokratie in dem unter sozialistischer Verwaltung stehenden Gemeinwesen.

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Ob du es glaubst oder nicht, geschäßter Leser: Das urfranzösische La Chaux de Fonds war, ebenso wie der ganze Kanton Neuchatel, in dem seit 250 Jahren das Uhrenmachen betrieben wird, und dessen größte Gemeinde das Uhrmacherdorf ist, einst viele Jahre lang preußisch. Das ehemalige Fürstentum Neuchatel fiel nämlich durch Erbschaft im Jahre 1707 an den preußischen König Friedrich I. Im Jahre 1806 legte Napoleon seine Hand auf Neuenburg, wie der Kanton auch genannt wird, der es einem seiner fürstlichen Günſtlinge als Vafallenfürstentum verlieh. Der Fürst, Marschall Berthier, verschacherte das Ländchen im Jahre 1814 wieder an Preußen gegen eine lebenslängliche Rente von 34 000 Talern. Die preußischen Machthaber regierten mit Polizeifuchtel und Steuer­schraube lustig darauf los. Den Neuenburgern aber schien die Sache allerdings wenig luftig, und im Jahre 1831 tam es im September und im Dezember zu Aufständen der Republikaner gegen die mon­archistische Fremdherrschaft, die aber blutig unterdrückt wurden. Erst das Jahr 1848 brachte den Sturz der Preußenherrschaft in Neu­ chatel . Tausend Arbeiter von La Chaux de Fonds zogen bewaffnet hinunter in die Hauptstadt Neuenburg , nahmen die monarchistische, in der Hauptsache aus schweizerischen Batriziern bestehende, föniglich

Beilage des Vorwärts

preußische Regierung gefangen, und der preußische König verzichtete. wohl oder übel auf seine Neuenburger Untertanen, brach aber acht Jahre später treulos sein Verzichtsversprechen, inszenierte einen monarchistischen Butsch, der aber schon einen Tag später von den Republikanern niedergeschlagen wurde. Die Herrschaft des preußi­schen Königs in Neuenburg fand damit ihr endgültiges Ende. Durch die Jurawälder und später durch weite Weinberggelände strebt der Zug hinunter nach der Hauptstadt Neuchatel . Silbergrau glänzt unten der Neuenburger See in der Sonne, und vom jen­seitigen Ufer grüßt, hauchzait, rosig und grau, die lange Kette der Alpen . Und wenn man Glück und schönes Wetter hat, kann man die Endglieder der Riesenkette sehen: im Osten die bayerischen und Vorarlberger Hochgipfel und im Westen den Silberblock des Montblanc.

Tiere und Musik.

Von Erna Büsing.

Wenn abgerichtete Tiere nach der Melodie Ich hab' mein Herz in Heidelberg verloren" im Zirkus auf dem Manegenrand Spazieren gehen, dann sollte doch eigentlich ohne weiteres ein jeder wissen, der Schlager wird gespielt, um die Dressur volkstümlich" zu gestalten. Dennoch hört man immer wieder etwas von musi­talischen Pferden" raunen. Zur Bekräftigung dieser Behauptung wird dann auf das Ohrenspiel der Pferde verwiesen. Aber das Pferd bewegt die Ohren womöglich, wenn es draußen einen weg­geworfenen Emailletopf in einem Graben liegen sieht, es spitzt die Ohren vielleicht, wenn man mit einem Schlüsselbund flappert. Das Ohrenspiel gehört eben zur Gebärdensprache. des Pferdes, es ist tein Ausdruck eines Musikempfindens. Damit soll natürlich keines­wegs bestritten werden, daß ein alter Kavalleriegaul die Signale fennt, ebenso wie er ohne Reiter die Kommandos ausführt. Bei

der hohen Schule sind natürlich auch Musik und Gangart des Pferdes in Einklang gebracht, aber damit die Sache flappt, richtet sich der Kapellmeister nach dem Reiter. Mancher junge Schulreiter, der zu seinem Bech unmusikalisch ist, weiß sehr wohl, daß er dem alten Zirkuskapellmeister, der ihm die Musik zu seiner Schule schreibt und dirigiert, wirklich viel verdankt. Die Musik gehört nun einmal zum Zirkus und doch sagen die erfahrensten Dreffeure: Sie wird von den Tieren als etwas sehr unangenehmes empfunden." Hat man gänzlich ohne Musik geprobt, tönnen noch so zuverlässige Tiere und nicht nur Pferde und Elefanten, sondern auch Raub­tiere usw. bei der Vorführung derartig abgelenkt und nervös werden, daß kaum mit ihnen zu arbeiten ist.

Kapitän Alfred Schneider, der mit hundert Löwen arbeitet, die schon vom Säuglingsalter an die Manege fennen, darf von seinen Tieren behaupten: Sie sind an alles gewöhnt." Folglich ärgert sie auch die Musik nicht, trotzdem reagieren sie auf Trommel­wirbel mit Gebrüll.

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Bei den Fischen ist das Gehör scheinbar gar nicht entwickelt, und doch ist der Delphin außerordentlich geräuschempfindlich.( Als leicht nachzuprüfendes Beispiel fommt für einen anderen Sinn der Regenwurm in Betracht, der nicht das Merkmal des Gesichts, also feine Augen hat und doch sehr lichtempfindlich ist.) Und da die Delphine als äußerst muntere Tiere oft wahrhaft graziöse Spiele ausführen, in wendigen, anmutigen Bewegungen die fahrenden Fahrzeuge umschwimmen oder ihnen vorauseilen, hielt man im Altertum die Delphine für musikalisch. Das ist uns unter anderem übermittelt durch die Sage von Arion. Als cäuberische Fücher den pielgepriesenen Meister des Saitenspiels zwangen, ins Meer zu springen, nahm ihn ein Delphin, der von dem Abschiedsgesang des Meisters wie bezaubert mar, auf seinen fraftstrogenden Fischrücken und trug den schon verloren geglaubten Sänger und Dichter nach Tänaron.

Obwohl auch die Schlangen nahezu taub find, benutzen bereits feit dem grauen Altertum die Tubri- wallahs, die allergeschicktesten der indischen Schlangenbeschwörer, die Pfeife. Wie grausig in Indien die Giftschlangengefahr ist, wird auch dem Europäer ein­drücklichst verdeutlicht, wenn er hört, daß dort jährlich 20 000 Menschen durch den Biß der Giftschlangen getötet werden und ganze Dörfer oft wegen Giftschlangengefahr geräumt werden müssen. Die Tubri- wallahs freilich sind fabelhaft geschickt in der Behandlung giftiger Schlangen. Doch obwohl sie die Art und Weise dieser Tiere ganz genau fennen, fallen auch die Schlangenbeschwörer mit­unter einem tödlichen Biß zum Opfer.

Der Marderfamilie scheint Musik zuwider zu sein, diese Beobachtung wurde u. a. einwandfrei an gefangenen Tieren gemacht.

Genau entgegengesetzt ist es beim Rotwild. Wenn von ihm erzählt wird, wie es auf Mufit reagiert, so gehört das nicht zum Jägerlatein. Schrieb doch selbst 2. E. Brehm, als er über die Sinne des Edelwildes berichtete:" Manche Töne scheinen einen angenehmen Eindruck auf das Rotwild zu machen; so hat man beobachtet, daß es sich oft durch die Klänge des Waldhorns , der Schalmei und der Flöte herbeiloden oder wenigstens zum Still. stehen bringen läßt."

Die Verbreitung der Todesstrafe. Die Bewegung für Aufhebung der Todesstrafe darf nicht wieder zur Ruhe tommen. Der selbstverständliche Grundsay, daß die Tötung eines Mitmenschen unter allen Umständen verwerflich ist und auch dem Staat nicht gestattet sein darf, muß sich fieghaft durchsetzen. Einige Länder haben diese mittelalterliche Barbarei fchen längst lange abgeschafft. Namentlich sind hier fast alle füd­amerikanischen Staaten mit gutem Beispiel vorangegangen. Nur Chile bestraft den Vatermord und den Raubmord mit dem Tode, aber niemals auf bloße Indizien hin. Die Todesstrafe wird durch Erschießen vollzogen. In Mittelamerika ist es nur Meriko, das die Todesstrafe auf Mord und mehrere Verbrechen mit Todeserfolg fennt. Doch find mildernde Umstände zugelassen, und die Todes­strafe darf auch fünf Jahre nach der Tat nicht mehr vollstreckt werden. Einige merikanische Staaten haben sie ganz aufgehoben. In den Vereinigten Staaten besteht die Todesstrafe in acht Staaten nicht mehr, 33 haben sie beibehalten, jedoch wahlweise mit lebens­länglichem Gefängnis. In den restlichen sieben Staaten( darunter New York und Massachusetts ) wird Mord stets mit dem Tode be­straft. Auch im Nachbarlande Kanada ist das Hängen noch üblich. In Europa sind bisher nur wenige Staaten ohne Todesstrafe: Schweden , Norwegen , die Schweiz , Defterreich, die Niederlande , Rumänien und Portugal . Italien hat sie im vorigen Jahr auf fünf Jahre für schwere politische Verbrechen eingeführt. In Belgien ist fie seit 1864 nur einmal im Kriege vollzogen. In Dänemark . Finn­ land , Lettland , Ungarn und Tschechoslowakei wird die Aufhebung der Todesstrafe in den neuen Strafgesetzentwürfen vorgeschlagen. Beibehalten wird sie bisher von Deutschland , Rußland , England, Frankreich , Spanien , Bulgarien , Jugoslawien , Griechenland , Litauen , Estland , Luxemburg und Polen . Doch ist in den meisten dieser Länder neben der Todesstrafe noch wahlweise lebenslängliches Buchthaus vorgesehen.

Man lernt nie aus.

Der Flächeninhalt Afiens beträgt ein Drittel der gesamten Erd­oberfläche. Auf ihm wohnt die Hälfte der Erdbevölkerung. Auf der Erde finden im Durchschnitt täglich zwei Erdbeben statt. Einer Grippeepidemie in Indien fielen 1918 fieben Millionen Menschen zum Opfer,