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weil eine kleine Anzahl an sich gewiß durchaus fähiger Herren| der Verwaltung, aus irgendwelchen Gründen gebunden, aber mit den ausgezeichnetsten Entschuldigungen für ihr Tun, uns in ein abgebrauchtes, mangelhaft geprüftes und überbefeßtes Flugzeug ins Ungewisse schickt. Ich habe auf dem Gebiete der europäischen   Luftfahrt schon allerlei gesehen. Ich muß aber gestehen, ich will nichts mehr hören und sehen davon, es sei denn, daß endlich einmal ganz gründlich mit all diesen Mängeln aufgeräumt wird.

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Eine Geschichte unnötiger Unfälle und Unzulänglichkeiten. Fast alle die gräßlichen Unfälle, die die Ausdehnung des europäischen   Luftverkehrs auf dem Gebiete der Passagier­beförderung immer wieder hinderten, fonnten mit Sicherheit vorhergesagt werden; sie waren unter den gegenwärtigen Mit entsetzlich Verhältnissen einfach selbstverständlich. frachenden Motoren bin ich in 2000 Fuß Höhe über den eng lischen Kanal geflogen und weiß heute noch nicht, welchem Wunder ich es zu verdanken habe, daß ich glücklich in Lympne landen durfte. Und was mich am meisten wunderte: als eines dieser Dinger ins Wasser stürzte, famen alle mit dem Leben davon. Nur faum die Hälfte meiner Luftreisen ging glatt von statten, kaum die Hälfte der Maschinen, mit denen ich geflogen bin, erreichte ihr Ziel fahrplanmäßig. Ich habe in den Flughäfen Le Bourget, Lympne, Amster dam und Prag   der Himmel weiß, welcher von ihnen die reizloseste Promenade hat stundenlag, jedenfalls eben soviele Stunden wie ich in der Luft zubringen mußte, auf das Flugzeug gewartet, das entweder niemals fam oder aber nicht in Ordnung gebracht werden konnte. Ich kann mich natürlich über die Witterungsverhältnisse nicht beflagen. Was aber andererseits mir meine Zeit stahl, was mein Leben als moderner Reisender in Gefahr brachte, war, daß niemals eine genügende Anzahl Flugzeuge und Piloten zur Verfü­gung ftand, um den Flugdienst fahrplanmäßig und mit der unbedingt nötigen Sicherheit auszuführen. In feinem ein­zigen Falle unfreiwilliger Landung habe ich es erlebt, daß ein anderes Flugzeug bereitstand, die Passagiere aufzu­nehmen, damit sie ihr Ziel erreichen fonnten. Erst fürzlich erlebte ich es, daß zwölf unglückliche Passagiere in der Wildnis bei Buceridge, in der Grafschaft Kent  , abgesetzt werden mußten, um dann zu irgendeiner unbeschreiblichen Nachtzeit in London   zu landen. Prag   ist der einzige Flugplatz, wo ich Reservemaschinen sah, denen man im Interesse der Fahr­gäste die nötige Ruhe gegönnt hatte und auch gründlich über­holte, um sie wieder wirklich startbereit zu machen. Es liegt mir nun durchaus fern, irgend etwas gegen die persönlichen Fähigkeiten oder gar etwas gegen die Ehre jener zu sagen, die mit dem europäischen   Luftdienst zu tun haben. Bon mir kann man sicher sagen, daß ich außerhalb dieser Kämpfe und Konkurrenzmanöver, der ehrgeizigen Bestre­bungen und Enttäuschungen jener querföpfigen Welt lebe, Wenn immer ich aber diese Tatsachen anführe, einfach und flar, und auch leicht erweisbar, dann erregt sich die gesamte Luftpreffe in faum wiederzugebenden Worten und dennoch, die von mir angeführten Tatsachen lassen sich nicht hinweg diskutieren; es bleibt einfach die nackte Wahrheit. Behn Jahre lang ist Europa   plan- und ziellos in gefährlicher, un­wirksamer Weise mit den grandiosen Möglichkeiten des Luft­transportes über die ganze Erde verfahren, so daß man heute ebenso weit vom Ziele entfernt ist, als man es 1919 mar. Ich muß gestehen, die Gründe hierfür liegen in der Unfähig feit der alten Welt, eine finanziell starke, große, mächtige und verwaltungstechnisch erstklassige Organisation zu schaffen, die es versteht, einen solchen Riesenbetrieb erfolgreich zu gestalten. Es bedarf wahrhaftig feines umfangreichen Wissens, sondern nur einiger Granım gesunden Verstandes, um zu der Ueberzeugung zu gelangen, daß eine erfolgreiche Beherrschung der Luftstraßen zum Zwecke eines sicheren, glücklichen und allgemein zugänglichen Reisens ganz aussichtslos bleiben muß, wenn neben gesicherten Wegerechten über Europa   und dem

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Der Wasserträger."

( Städtische Oper.)

Cherubinis   berühmtestes Bühnenwert hatte gestern trotz seiner 120 Jahre noch einen schönen Gegenwartserfolg. Das spricht für die Transparenz und Schönheit einer Partitur, die den Verfuch macht, von Frankreich  , Gluck und Italien   loszukommen und in Neu­land vorzustoßen. Die Historiker haben ja festgestellt, daß dieser " Wasserträger" ein Vorläufer des Fidelio" ist, nach Idee und Ge­stalt. Wer vor Beethoven   herläuft, läuft auch Gefahr, von seinem Purpurmantel, auch wenn er nur dahinschattet, völlig verdeckt und begraben zu werden. 3weifellos hat Beethoven   von dem Werk stärksten Eindruck empfangen, von einem Text, der die Gattenliebe

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größten Teile Asiens   und Afrikas   nicht zumindest auch ein Kapital von ungefähr 50 Millionen englischen Pfunden ver­fügbar ist. Nur so wird und kann sich solch ein Unternehmen bezahlt machen. Nur so können eine Anzahl Hauptstraßen geschaffen und auch erleuchtet werden zwischen den Haupt­städten, von Dublin  , Lissabon   und Stockholm   bis nach Wladi­wostot und Kapstadt  . Eine genügend große Organisation mit einem umfangreichen Flugmaschinenpart fönnte es sehr wohl dahin bringen ausgenommen natürlich ganz be­sonders ungünstige Wetterverhältnisse daß ein tadellos funktionierendes Flugzeug und ein ausgeruhter Pilot und Gehilfe startbereit stehen, um die sich auf den hierfür be­stimmten Flugplähen während bestimmter Abfahrzeiten an­sammelnden Passagiere aufzunehmen. Daneben müßten dann allerdings noch eine ganze Anzahl Reservemaschinen vor­handen sein. Erst dann wird das Publikum wissen, was es wirklich zu erwarten hat.

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Grandiose Möglichkeiten des Flugdienstes.

Morgens könnte man in London   sein Köfferchen packen, speist in München   bereits zu Tisch und besucht dort am feiben Abend ein schönes Konzert. Den nächsten Abend verbringt man in der herrlichen Krim  , nachdem am Tage über der schönen blauen Donau   gefreuzt wurde. Und so geht es weiter über den Taurus, dem südlichen Randgebiete des Hochlandes von Kleinasien   nach Bagdad  , der alten Kalifenstadt, um am vierten oder fünften Abend das sonnenreiche Indien  , das Märchenland unserer Träume, zu erreichen. Das find Luft­wege, die immer wieder durchflogen würden, wenn erst das Bublifum weiß, daß es mit Sicherheit darauf rechnen fann, sein Reiseziel ohne Schwierigkeiten prompt zu erreichen. Sicher wird sich alsdann ebenfalls ihre Zahl sowie auch die Beit des Reisens allmählich bestimmen laffen. Das würde dann auch rein rechnerisch für das Flugunternehmen von Be­werden, so daß dadurch vor allem die Fahrpreise ge fenft werden könnten, und die Zahl der ständig reisenden Menschen sich im Laufe der Zeit sehr wohl verdoppeln und verdreifichen ließe. Es ist gewiß faum ausführbar, trans­kontinentale Expreßzüge umzulegen. Aber für den Luftdienst dürfte all das wegfallen. Ohne nennenswerte Schwierigkeiten lönnten bestimmte Maschinen von einer Route zur anderen verlegt werden, sollte es aus irgendwelchen Gründen sich für notwendig erweisen. Die Voraussetzung ist naturlich das Vorhandensein einer Anzahl Reservemaschinen. Eines ist ganz ficher, nur so dürfte bereits in einigen Jahren schon der internationale Luftdienst einen Kapitalwert von Taufen­den von Millionen darstellen. Hinzu kommt, daß die damit verbundene Industrie, ungeahnten Entwicklungsmöglichkeiten entgegengehen würde, um sogar die Automobilindustrie in den Schatten zu stellen. Jedoch all diese geradezu nach Er­füllung schreienden ganz selbstverständlichen Pläne tönnen erst dann ihrer Verwirklichung entgegengehen, wenn das un­eingeschränkte Vertrauen der reisenden Welt errungen wurde, wenn man aufgehört hat, das gegenwärtige alles Leben zer­störende Herumfuhrwerken auf diesem Gebiete endgültig ein­zustellen und sich des Dienstes am Bublifum erinnert. Aber es ist nun heute schon so: In der ganzen Welt ist es einfach nicht möglich, dem internationalen Luftdienst gemeinsam das erforderliche Kapital zur Verfügung zu stellen. Es wird weitergewurstelt. So wird auch fernerhin das Luftfahrt­bes Billens franken, um selbst vielleicht noch nach zwanzig wesen an dieser fatastrophalen Unfähigkeit des Erkennens und Jahren nicht viel weitergekommen zu sein. Es wird genau so launenhaft sein wie heute. So unpünktlich. So entsetzlich unsicher. Und an die Kette seiner Unfälle werden sich immer neue Glieder anschließen. Seine Passagiere werden auch weiterhin in ihrer großen Mehrheit die Luftreise lediglich als eine Bereicherung ihrer gefahrvollen Erlebnisse verbuchen, um als dann nie mehr ein Flugzeug zu besteigen.

( Ein zweiter Auffah folgt.)

behagens bei jeder gar zu edeltriefenden Handlung durch den genialen Wurf der Musik. Das alles ist im Fidelio" da, siegt, springt uns an, überwältigt. Bei Cherubini   bleibt es latent, still, unblutig, zart

hingehaucht, nicht werbend, nicht überrumpeind, nicht zeitlos. Wäre ich der Gastregisseur Niededer Gebhard gewesen, so hätte ich das Stüd von 8-10, nicht von 7-10 spielen laffen; ich hätte den Sängern das Sprechen beigebracht. Das Geschwollene mußte entfettet, das Steife weichgemacht werden durch Natürlichkeit. Für diese blizsauberen, still- empfindsamen, froh rhythmisierten, pathetisch vollen Arien und Chöre waren zwei Akte und eine Pause die angemessenen Zeiten. Durch orchestrale Wiederholung des Gebets am Schluß des ersten Akts war die Möglichkeit gegeben, den fröh­lichen zweiten Aft pausenlos anzuschließen. Er hätte in seiner

Zum Tode Andreas Scheus. Beileidskundgebung der deutschen   Sozialdemokratie.

Der Vorstand der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands  richtete an die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Desterreichs folgen­des Beileidstelegramm:

Die Nachricht vom Ableben Andreas Scheus, der noch Mitglied der 1. Internationale war und an dem Aufbau der österreichischen   und englischen Sozialdemokratie überaus verdienst­voll und opferfreudig mitgewirft hat, der dem Gründungspartei­tag unserer Partei in Eisenach   beigewohnt hat, hat uns aufs tieffte erschüttert. Wir drücken der österreichischen Sozialdemokratic, aus deren Reihen er hervorgegangen ist, unser Beileid aus."

Gleichzeitig telegraphierte der Parteivorstand an die Sozia= listische Arbeiterinternationale in Zürich  : Der Tod Andreas Scheus, der schon der 1. Internationale angehört hat und bis zu seinem Tode ein treuer und begeisterter Kämpfer der Sozialdemokratie gewesen ist, hat auch die deutsche Sozialdemokratie schmerzhaft berührt. Wir bitten das Sekretariat, den Angehörigen das Beileid der deutschen   Sozialdemokratie mitzuteilen."

Spaltung im RFB.

Gründung einer oppofitionellen Organisation.

Die Opposition und die Hinausgeworfenen der KPD.   waren in den letzten Wochen sehr rührig, um Teile des RFB. in ihre Oppo­fitionsgruppen aufzunehmen. Nach dem System der Zellenbildung, das die Kommunisten ohne Erfolg bei den Gewerkschaften angewandt haben, gelang es den verschiedenen Gruppen der Opposition, ganze Abteilungen zu fich herüberzuziehen. Die Leitung des RFB. hat bei ihren Versuchen, die Oppositionellen auch aus dem RFB. heraus zuwerfen, nur den Erfolg gehabt, daß in einzelnen Bezirken der RFB. gespalten wurde. In Neukölln entfernte die Berliner  Gauleitung die bisherigen Vorsitzenden Schnapp und Heine von ihren Aemtern. In einer stürmischen Mitgliederversammlung versuchte die Opposition einen neuen Vorschlag für den Leiter der Neuköllner   Abteilung durchzubringen. Die Vertreter des Gauvor standes übersahen einfach den Verschlag und bestimmten einen Vor­figenden. Darauf traten sofort 30 Mann aus dem RFB. aus und gründeten eine neue Abteilung unter dem Namen Sturmvogel  " Dieser neuen Gruppe ist es in furzer Zeit gelungen, über 100 Mit­glieder des RFB. zu sich herüberzuziehen. Auch die herausgeworfenen Stadt- und Bezirksverordneten Barz und seine Gruppe sind für diese neue Gruppe eifrig tätig.

Ansiedlung von Hunsrüder Bauern in Schlesien   und Medlen­burg. Bertreter der Landwirtschaft aus den Kreisen Zoll, Simmern und Kreuznach weilten in Mecklenburg   und Schlesien  , wo durch die Vermittlung des preußischen Staates Hunsrüder Bauern, die auf ihren fleinen und ertragsarmen Gütern nicht mehr auskommen fönnen, angesiedelt werden sollen.

Der Hauptausschuß des Preußischen Landtags   wird seine Arbeiten am Montag, dem 19. September, wieder aufnehmen. Auf der Tages­ordnung steht u. a. eine Aussprache über die Grundgedanken des vom Reichsfinanzminister vorgelegten vorgelegten Steuervereinheitlichungsgefeges. weiter soll das Gesez zum Schuße der Denkmäler und ein Schreiben des Finanzministers über Veräußerung der Beteiligungen des preußi schen Staates an Privateisenbahnen behandelt werden.

Nach berühmten Mustern hat man in Litauen   von 90 Ver­burchfallen faffen. Sie werden entlaffen, da sie nur fahren, aber fehrsbeamten 84( 1) bei einer Prüfung aus der litauischen Sprache nicht auch Literaturgeschichte usw. lehren können.

Eine Anhängerin Saccos   und Banzettis verurteilt. Die Gefre

tärin des Ausschusses zur Verteidigung von Sacco und Banzetti ist zu einem Jahr Gefängnis verurteilt worden, weil sie anarchistische Schriften verteilte. Sie hat bei der nächsten Instanz Berufung ein­gelegt und ist gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt worden.

Die erfte Sacco- Banzetti- Straße. Der Stadtrat von Carmaug beschloß, einer Straße die Namen Sacco und Banzetti zu geben.

Eheleute, die vier Jahre nichts miteinander reden. Vor vier Jahren hatte ein in Konstantinopel   befindlicher englischer Soldat eine armenische Frau kennen und lieben gelernt, die sich auf sein Betreiben von ihrem Gatten scheiden ließ, dem Engländer nach der Heimat folgte und dort seine Gattin wurde. In den vier Jahren gewechselt, weil feiner die Sprache des anderen fannte. Daraus der Ehe haben die beiden Eheleute auch nicht ein Wort miteinander ergab sich eine Reihe von Mißverständnissen, die schließlich bei der Frau den Verdacht auftommen ließen, daß ihr Mann ein Berhält nis mit einer anderen unterhalte. Da sie ihre fürfische Staats­angehörigkeit verloren hat und auch von der armenischen Kirche wegen ihrer Scheidung ausgeschlossen worden ist, so wurde die Frau, die sich der Möglichkeit der Aussprache beraubt sah, immer einsamer und verfiel endlich in Schwermut, so daß ihre Unter­bringung in einer Nervenheilanstalt nötig wurde. Auch hier fehlte

armenischen Dolmetschers blieb ohne Erfolg, da die Frau nur türkisch spricht. Man will deshalb den Bersuch machen, die zu un­freiwilligem Schweigen verurteilte Frau bei einer türkisch sprechenden Familie unterzubringen.

der Leonore zu verherrlichen schien. Sonst aber ist die Aehnlichkeit. inneren Luftigkeit dann noch stärker gewirkt. Der Befreiungs- Jubel jede Verständigungsmöglichkeit, und auch die Zuziehung eines. die Verwandtschaft gering. Die Errettung des Volksfreundes Ar­mand erfolgt ja nicht eigentlich durch sein Weib Constanze( wie eben im Fidelio"), sondern durch die Güte, Schlauheit, Ehrbarkeit eines Mannes aus dem Volke, der zu dem Edelmut den wahren Meut der Tat setzen tonnte. So wird man auch nicht sagen, der Wasserträger" sei eine Schreckens- und Revolutionsoper. Hintergrund ist zwar gestellt mit Justiz und Soldateska. Liebe, der Tanz, die Schelmerei und die Laune umstreicheln diese Zeit, so daß von Blut und Revolution faum etwas übrig bleibt. Eher fönnte man im Gegensatz zu dem wahrhaft aufrüttelnden Menschendrama Beethovens- sagen, daß hier ein aus Volkes Gemüt geborenes, gedichtetes, gejungenes Spiel wirft. Zwischen Phatos, Leidenschaft, Humor und Einfalt ist nicht immer die gute Mitte gehalten. Der Zweck wird deutlich, und so muß das Gespreizte des Dialogs

Aber die

manche Vornehmheit an Gesinnung laut verraten, was eine viel edlere Musik nur leise angedeutet hätte. Aber schließlich ist es nicht mehr Beethovens und Cherubinis   Schuld, daß wir diese Stelzen­sprache entsetzlich finden, daß wir eine natürlich fließende Melodie auch gegen jeden Textfinn als herrlich empfinden, dagegen im Dialog, auch wenn er geschmackvoller ist als hier, den Untergang des ganzen Inps Oper" erkennen. Bei Beethoven   ist durch das einmalige Wunder eines Akkords oder einer Harmonie die unwahrhaftigkeit alles Opernsprechens ausgeschaltet. Bei Cherubini   aber reden die besten Leute geziert miteinander, und dann stellt sich einer an die Rampe und singt ein föftliches Lied. Aber die Stelzensprache ist dennoch nicht vergessen trop Goethes Begeisterung für das Buch. Das Format ist eben ein anderes, die Atmosphäre ist die der Klein­funst, nicht des Dramas, und die Idee der Befreiung eines Boltes von Unterdrückern muß eben größer, plastischer, aufpeitschender gefaßt werden, als es in einem oratorisch aufblühenden Sertett, in Soldaten­chören, dem treuherzigen Savoyardenlied und der Innigkeit des Michelischen Gebets geschehen kann. Aber es fehlt die zusammen. fassende und nachhallende ethische Idee, die starke dramatische Bin dung durch Musik, das Ausfüllen des leeren Raumes zwischen Ton und Wort, das Kitten der Grenzstellen, das leberwinden des Miß­

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des Schlusses aber mußte viel großartiger, elementarer heraus fommen. Cherubinis Mufit wirkte, einzeln genommen, auf der ganzen Linie, die vom trauten Selbstgespräch zum lodernden Be­fenntnis, vom stillen Gebet zur kirchlichen Feierstimmung, vom Lied zur dramatischen Szene führt. Kapellmeister Tenzler leitete das Wert mit Beherrschung, ohne Temperament, aber sehr stilsicher, Ruhe von Bewegung, Pathos von Reckheit scheidend. Die Stimmung des vergrößerten Orchesters, das sich sinfonisch ausleben konnte, war vor­züglich. Dem Wasserträger lieh Kipnis die ganze famtene Wärme und Eindringlichkeit seines Basses. Grete Stück gold, vielleicht ein wenig indisponiert, konnte sich in nervösen Körperverrenkungen nicht genug tun. Gombert war ein vorzüglicher einfacher Bauern­bursche, Enderlein hatte weniger als sonst mit der Enge der Stimme zu kämpfen. Als Leutnant machte Heyer gute Figur.

Rurt Ginger.

Eine Straße der Zukunft". Als die Straße der Zukunft", die alle Anforderungen praktischer hygienischer Bauweise in sich vereinigen soll, wird die Rue Mallet- Stevens in Auteuil   bei Paris  bezeichnet. Diese Straße, die eben vollendet wurde, trägt ihren Namen nach ihrem Erbauer. Von außen betrachtet, gleichen die Gebäude dieser Straße einer Reihe von Fabriken, Warenhäusern oder Garagen. Aber von oben her, vom Fluzeug gesehen, erweden sie den Eindruck von Blumengärten; denn die Häuser sind terrassen­förmig gebaut, und ein jedes von ihnen befißt sein eigenes " Solarium", einen Raum, der den Sonnenstrahlen offen steht, wo ein Garten angelegt werden fann und Sonnenbäder genommen werden können, ohne daß neugierige Blicke der Nachbarn oder der Vorübergehenden eindringen könnten. Die eigentliche revolutionäre Tat des Architekten besteht darin, daß im Gegensatz zu den anderen Pariser   Häusern hier ein Maximum an Luft und Tageslicht ein­bringen kann. Dies gelang dem Baumeister dadurch, daß er an Stelle der bisher üblichen vertikal sich erstreckenden Fenster solche Innenräume viel besser gedient und vor allem tann das Sonnen in horizontaler Richtung setzte. Dadurch wird der Ventilatie der licht in breiten, ungehemmten Wogen durch die horizontal sich aus­breitenden Fenster eindringen.

Ein Dampfer über einem Seebeben. Ueber ein ungewöhnliches Phänomen, das der Ueberseedampfer France" turz vor der Einfahrt in den Hafen von New York   erlebte, wissen New- Yorker Telegramme zu berichten. Der Dampfer fuhr bei ruhiger See und schönem Wetter seinem Ziel entgegen, und die Passagiere drehten sich auf dem Prome­nadendeck luftig im Tanze, als das Schiff plöglich eine starke Er­schütterung erfuhr, die von nicht unerheblichen Folgen begleitet war. Die tanzenden Baare wurden durcheinandergewirbelt, stürzten über­einander, und einige trugen sogar leichte Verletzungen davon. Drei Minuten lang hielten die starken Stöße an. Während meiner vierzigjährigen Laufbahn als Seemann", erklärte der Kapitän Aubert nach der Ankunft in New Yort, habe ich nichts Aehnliches erlebt. Einige meiner Offiziere glaubten sogar, das Schiff sei auf eine Sand bant aufgelaufen." Nach Ansicht amerikanischer Gelehrter ist dieses Borkommnis als Folge einer unterseeischen Eruption zu betrachten, die gerade eintrat, als sich das Schiff über der Zone eines Geebebens befand.

Maschinelle Parlamentsabstimmung. Nach Schluß der gestrigen Verhandlungen der Interparlamentarischen Union   führte das natio­nale Erfindungsamt den Teilnehmern der Tagung eine At­stimmungsmaschine vor, die den Abgeordneten erlaubt, durch einen einen weißen Bettel in die Wahiurne fallen zu laffen. Diefer an jedem Plaz angebrachten Druckknopf einen Ja-, Nein- oder Apparat soll nicht nur von den beiden französischen   Kammern, sondern auch von zahlreichen ausländischen Parlamenten eingeführt werden.

Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Bollsbildung Gemälde von Charlotte In der Großen Berliner   Kunffausstellung wurden vom breußischen Berend, Franz Domscheit  , Erich Feyerabend  . Peter Foerster, Ernst Fritsch  , Otto Heinrich  , Bernhard Klein  , Erich Klossowski  , Wilhelm Kohlhoff  . Wolf Röbricht, Maria Slavona  , Johanna von Schulenburg, und Plaſtiken von T. M. Schreiner und William Bauer angetauft.

Bühnenchronit. Um Kollisionen mit anderen Bremieren zu vermeiden, ift die Erstaufführung der Revue Bann und Wo" im Theater im Admirals­palaft auf Freitag, 7 Uhr festgesett.