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Abendausgabe

Nr. 415 44. Jahrgang

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10 Pfennig

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Ausgabe B Nr. 205

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Rebaftian: Sm. 68, Lindenstraße 3

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Tol- Adreffe: Sozialdemokrat Berlin  

NO

Berliner Dolksblatt

2. September 1927

Berlag und Anzeigenabteilung: Geschäftszeit bis 5 Uhr Verleger: Borwärts- Verlag GmbH. Berlin   SW. 68, Lindenstraße 3 Fernsprecher: Dönhoff 292-29T

Zentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands  

Gegen die Todesstrafe!

Antrag der hessischen Sozialdemokraten.

Darmstadt  , 2. September.

Die englischen Flieger verloren?

Die sozialdemokratische Fraktion im Hessischen   Landtag hatte zu Längst überfällig!- Ungünstiges Wetter auf dem Ozean.- Mißglückter Versuch

dem bevorstehenden neuen Strafgefeßbuch beantragt, die hessische Re­gierung aufzufordern, 1. im Reichsrat gegen die Wieder aufnahme der Todesstrafe in das neue Straf­gesetzbuch zu stimmen, 2. bis dies erfolgt oder falls die Todesstrafe aufrechterhalten bleiben sollte, grundsäglich in jedem einzelnen Falle die zur Vollstreckung erforderliche 3ustim mung den von hessischen Gerichten erkannten Todesstrafen zu Derfagen.

Die Interparlamentarier in Berlin  . Die Beratungen des nächsten Kongresses. Paris  , 2. September. Die 25. Tagung der Interparlamentarischen Friedensunion wird nicht, wie berichtet wurde, in zwei Jahren, sondern bereits 1928 in Berlin   stattfinden, und zwar zu Anfang Juli. Ihr voraus wird eine Beratung des Erekutivausschusses im April 1928 in Prag  gehen.

französischer Flieger.

nadod

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Nach dreistündigem Flug zurückgekehrt.

New Yort, 2. September.

Das englische Flugzeug St. Raphael" gilt als ver­loren. Das Wetter an der Küste ist überall sehr ungünstig. Starte Regenfälle, Nebel und Gegenwinde werden von allen Küftenftationen gemeldet.

Landung des St. Raphael" am St. Lorenzstrom  ?

Offawa, 2. September.

Ontario   nach London   in England befand, infolge dichten Rebels in der Nähe von Caribou Maine gelandet. Die Infassen waren unverletzt. Sie teilten mit, daß sie ihren Flug morgen vormittag wieder aufnehmen wollten.

New York  , 2. September.

Nach einer Meldung aus St. Johns   ist auch der Royal Windsor", der bekanntlich gestern zum Flug nach England ge­startet war und nach dem St. Raphael" Ausschau halten sollte, in­Beim Luftamt war gestern eine nichtamtliche Meldung eingefolge ungünstiger Witterung in St. Johns   auf Neufundland   zur troffen, wonach das britische Flugzeug St. Raphael" am Ufer Landung gezwungen worden. des St. Lorenzstromes, 700 Meilen öftlich von Quebec- City  infolge Benzinmangels gelandet sein sollte. Wie das Luftamt dazu mitteilt, lag in später Nachtſtunde noch eine Bestätigung der Meldung vor.is

Mißlungene Ozeanflüge.

Junkers mahnt zur Besonnenheit.

Professor Junters hat aus Warnemünde   an die Besazung der Bremen  ", Hauptmann cehl, Loose und v. Hünefeld, folgendes Telegramm gerichtet:

"

Bezugnehmend auf telephonische Anfrage betreffend Start

Die Tagesordnung der nächstjährigen Tagung sieht folgende Start des ,, Blauen Vogel" Rückkehr nach drei Stunden. der Bremen  " möchte ich Ihnen meine Besorgnis nicht ver­

Bunfte vor: 1. Das parlamentarische Regime( an Stelle des ur­sprünglich beabsichtigten Themas: Die Krisis des Parlamentaris­mus); 2. Bestimmung der Rechte und Pflichten der Nationen; 3. Das Völkerwanderungsproblem; 4. Kolonialproblem und Mandate.

Paris  , 2. September.

Um 6,32 Uhr ist das Farman- Flugzeug Blauer Bogel mit Givon und Corbu an Bord zum Ozeanflug auf dem Flug­play Le Bourget gestartet.

Gegen 9,40 Uhr erschien das Flugzeug wieder über dem Flug­plah Le Bourget und schicte sich zur Landung an. Die Landung Zeit verschoben

"

hehlen, das Unternehmen zu so später Jahreszeit nochmals in An griff zu nehmen. Die langen Nächte und schnell wechselnde Witte­rungslage im September erhöhen das Risiko, so daß der Flug vom Standpunkt der Forschung und Entwicklung nicht mehr gerechtfertigt erscheint. Ich halte mich trotzdem nicht für berechtigt, mich den von Ihnen angeführten Gründen zu verschließen, und Wunsch in Ihr eigenes Ermessen. Ich überlasse Ihnen diese Entscheidung um so unbedenklicher, als ich fest überzeugt bin, daß Sie sich durch öffentliche Diskussionen, wie zum Beispiel des eben durch die Presse bekannt gewordenen Starts in England oder andere Ein­wirtung in Ihrer nüchternen Entschließung nicht beein flussen lassen werden."

Verschärfung des polnischen Grenzkonfliktes og fich um 10 Uhr glatt. Der Ozeanflug ist auf unbeſtimmte stelle Entscheidung über den Start und dessen Zeit nach Ihrem

Ein Ultimatum der Grenzbehörde gegen Litauen  ?

Warschau  , 2. September.  ( TU.)

Wie aus Wilna   gemeldet wird, hat eine polnische Delegation den litauischen Grenzbehörden im Zusammenhang mit der von Bolen verlangten Auslieferung des kürzlich von einer lifauischen Wache auf polnischem Boden verhafteten polnischen Grenzsoldaten ein 48stündiges Ultimatum gestellt und erklärt, daß Polen   die Verantwortung für alle Folgen ablehnen müsse, falls Citauen der Forderung nicht nachkomme.

Wie hierzu aus Kowno   gemeldet wird, hat die litauische Re­gierung geffern den ausländischen Vertretungen in Kowno   Kenntnis von dem Berlauf der Ereignisse gegeben und gleichzeitig mitgeteilt, daß fie gegen das polnische Borgehen Protest eingelegt hat.

Tanger   bleibt international.

Fiasko der spanischen   Pläne.

London  , 2. September. General Primo de Rivera   hatte erklärt, er hoffe, daß nach der Wiederaufnahme der Tangerverhandlungen England den spanischen Standpunkt billigen werde. Dazu schreibt der Daily Telegraph  ", es sei schwer einzusehen, woraus Primo de Rivera   seine Ansicht geschöpft habe. Der englische   Standpunkt in der Tangerfrage bleibe unverändert. England stehe nach wie vor auf dem Standpunkt, daß das internationale Regime in Tanger  aufrechterhalten werden müsse. Es wolle ebensowenig, daß Spanien   oder irgendeine andere Macht in Tanger   irgendeine Bor herrschaft ausübe. Trotz der offiziellen Dementis scheine fest­zustehen, daß die Pariser   Verhandlungen über die Tangerfrage ein vollständiges Fiasto erlitten hätten.

Die Wiedervereinigung des Südens. Hankau und Nanking   schließen sich zusammen.

Schanghai  , 2. September. Der Innenminifter der Nankingregierung Wu erklärt, der Weg für die Verschmelzung der Regierungen von Hankau und Nanking fiehe nunmehr offen. Am 15. diefes Monats werde das zentrale Egetutivfomitee der Kuomintang in Nanting zu einer Bollfihung zusammentreten, in der der Zusammenschluß der beiden Regierungen verkündet werden soll.

Englands Truppen in Schanghai  .

Schanghai  , 2. September. In Verfolg der gegenwärtigen Politik der allmählichen Ver­minderung der britischen Kräfte in Schanghai   werden, wie amtlich mitgeteilt wird, vier Bataillone mit einem Bestand von ungefähr 3200 Mann und eine Brigade   Artillerie zurückgezogen werden. Infolgedessen werden im nächsten Winter die Bestände der in Schanghai   verbleibenden britischen Truppen fünf Bataillone mit 4000 Mann und eine Panzerwagenkompagnie betragen.

Eisenbahnkatastrophe in Frankreich  .

D- 3ng Paris- Bordeaux entgleift.

Paris  , 2. September. Der D- Jug Paris- Bordeaux ist furz nach Mitternacht  bei Joue- les- Tours entgleist. Der Lokomotivführer wurde getötet. Der Sachschaden ist beträchtlich. Man weiß noch nicht, ob unter den Trümmern noch Opfer liegen.

Notlandungen der Amerikaner.

London  , 2. September.

Wie aus Caribou Maine   berichtet wird, ist der Eindecker Sir John Carling  ", der sich auf dem Wege von London   im Staate

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Rheinbefagung und Ost- Locarno.

Briand   will die Besatzung nicht als Druckmittel benngen.

Genf  , 2. September.

Bon zuverlässiger alliierter Seite werden der TU. folgende Mittellungen über die bevorstehende Unterredung der alliierten Außenminifter mit Dr. Stresemann gemacht: bo

Briand wird gemäß Bereinbarung mit Chamberlain Dr. Streje. mann gegenüber zum Ausdruck bringen, daß nach französischer Auf­faffung die allierte Rheinlandbefehung in erster Linie als Garantie für die Sicherheit Frankreichs   aufzufassen sei. Aus diesem Grunde könne die endgültige Räumung des Rhein­landes zunächst nur etappenweise vorgenommen werden und zwar nur im Verhältnis zu der in Gang befindlichen Reorganisierung und Umgruppierung der franzöfifchen Armee und dem Abbau des französischen   Festungsgürtels an der Ostgrenze Frankreichs  . Da dieje Maßnahmen bereits in Angriff genommen seien, so bestehe die Mög­lichkeit einer Räumung des Rheinlandes schon vor den im Ver­failler Bertrag festgelegten Friffen.

Zwischen der englischen   und franzöfifchen Regierung sei eine Uebereinkunft dahin erzielt worden, daß die Rheinlandbefehung nicht als eine Garantie für die Erfüllung des Dawes- Planes fowie gleichfalls nicht als eine Garantie der polnischen Weft­grenze aufzufaffen sei.iebstah

Die franzöfifche Regierung vertrete die Auffassung, daß der Ab­schluß eines Off- Cocarno im Interesse des franzöfifchen Friedens wünschenswert und zwedmäßig sei. Die Besetzung des Rhein­landes jei jedoch nicht als ein Drud mittel aufzufaffen, die deutsche   Regierung zum Abschluß eines Off- Locarno zu zwingen,

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Diese Mitteilung dürfte zu optimistisch sein. Wenn auch Frankreich   auf eine Garantie der polnischen Westgrenze durch Deutschland   verzichten dürfte, so legt es andererseits auf eine Verschärfung des Kriegsverbotes, ähnlich wie im Rheinpaft, entscheidendes Gewicht.

Moskau   hofft auf den Zerfall von Genf  .

Mostau, 2. September.

Die Nachricht über den Austritt führender Politiker aus dem Wölferbunde ist von der Moskauer   Sowjetpresse mit der größten Genugtuung begrüßt worden. Da die Sowjetpreffe von jeher eine durchaus feindselige Einstellung gegenüber dem Böllerbunde einnimmt, so gibt ihr die scharfe Kritik, die Jouvenel und Lord Cecil   an diesem Institut üben, eine gern benußte Gelegenheit, ihren Spott über das Genfer   Tribunal der Völker zu ergießen. Die Prawda" spricht schon von den er sten Anzeichen eines öl ligen 3erfalls des Bölferbundes. Die Enttäuschung eines der Mitbegründer und führenden Repräsentanten des Völkerbundes, wie Lord Cecil  , verseze dem Ansehen dieser Liga einen nicht wieder gut­zumachenden Schlag. Für uns", so fóreibt die" Prawda", und unseren Standpunit bringt allerdings die Revision der Meinungen, bie dieser Oberpriester des Bundes jetzt vornimmt, nichts Neues,

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denn der Völkerbund hat ja immer nur eine folgerichtige imperia list is che Politik getrieben. Wichtig aber erscheint uns die Kritik Cecils und Jouvenels deswegen, weil ja gerade sie die Oberküchen­meister der Genfer   Küche gewesen sind, deren Dünfte mehr als einen Kopf in Europa   umnebelt haben."

Ein neues Genfer   Protokoll? Ein polnischer Friedensplan.

Paris  , 2. September.  ( Eigenbericht.) Der Petit Parifien" läßt sich aus Genf   melden, daß die polnische Regierung in ihrem Wunsche, einen neuen Schrift zur Löfung des Sicherheitsproblems zu tun, der Völkerbundsversammlung einen allgemeinen Patt des gegenseitigen nicht. angriffs vorzulegen beabsichtigt. Es sei jetzt noch zu früh, Einzelheiten über diesen Pakt zu veröffentlichen, deffen Berfasser der ständige Bertreter Polens  , Sotal, beim Böllerbund sein soll. Der Plan wird sofort bei Beginn der Seffion, wahrscheinlich am 7. oder 8. September, der Versammlung vorgelegt werden. Das Blatt, das diese Meldung in großer Aufmachung bringt, fügt hinzu, daß ein derartiger Plan außerordentlich zur Befreiung Europas  beitragen würde, da Polen   zwischen Deutschland   und Sowjetrußland am meisten einer Konfliktsgefahr ausgesetzt sei.

Die Zukunft die Dawes- Planes. Baldige Aenderung ausgeschloffen.

New York  , 1. September. Leon Fraser  , der bisherige Pariser   Bertreter des General­agenten für die Reparationszahlungen, der wie bereits gemeldet- wieder nach New York   zurückkehrt, erklärte, daß eine baldige Revision des Dawes- Plans ausgeschlossen sei. Dagegen sei nicht zu erwarten, daß die festgelegten Jahreszahlungen von 1929 an über sehr viele Jahre hinaus geleistet werden könnten. Trotzdem bezweifle er indessen vorläufig, daß unter den Beteiligten eine Einigung über die Revision möglich sei. Gegenüber der von Bernhard Baruch und anderen Finanziers geäußerten Anschauung, daß der unausbleibliche Konflikt zwischen Repa rationszahlungen und Auslandsanleihen schließlich eine Revision herbeiführen müsse, bemerkte Fraser, daß die deutschen  privatwirtschaftlichen Anleihen unbedeutend feien gegenüber den Riefenbeträgen des Dawes- Planes. Ihre Tilgung sei auf viele Jahre verteilt, so daß eine Kollifion beider Verpflichtungen kaum zu be­fürchten sei. Fraser fügte hinzu, Deutschland   hindere in mancher Hinsicht selbst feine wirtschaftliche Er­holung, wie beispielsweise durch den hohen Autozoll. der schädigend wirke, während es doch selbst eine Maffenfabrikation von Automobilen nicht besize.