Purifikation des Beamtenstandes."
Bismarcs Beispiel.
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Wenn heutzutage ein Polizeiangestellter entlassen wird, meil er als Werber einer verbotenen Organisation er= tappt worden ist, schreit die Rechtspresse über Unfreiheit im neuen Deutschland ". Früher war's beijer nicht wahr? und am allerbesten wird es wohl unter der Regierung des gefeierten Rationalheros Bismard gewesen sein! Wie es aber damals war, darüber liefert ein soeben erschienenes Buch von Erich Förster über den ehemaligen preußischen Kultusminister Falt einige fehr zeitgemäße Aufklärungen. Während des Kulturtampfes, am 18. August 1873, schrieb. Bismard aus Barzin folgenden Brief an Falt:
Berehrtester Herr Kollege! Die Landrate, welche mit, den Jesuiten und Boten sympathisieren, vermerten den staatlichen Einfluß, der ihnen anvertraut ist, zur Herbeiführung staatsfeindlicher Wahlen. Ich habe eine durch greifende
lichen mie vernunftmibrigen jer ebenjo gefähr
Einrichtung seit Jahr und Tag begehrt und mit Mühe in meiner nächsten Heimat durchgesetzt. Das Zehnfache des Geschehenen ist aber noch zu tun, und die Wahlen sind nahe. Ich benutze die Anlage, um Ihre Bundesgenossenschaft zu diesem Zweck zu erbitten.
Die ,, Anlage" enthielt ein Verzeichnis von Landräten, die in Bismards Augen verdächtig waren. Falt fagte in feiner Antwort die erbetene Bundesgenossenschaft unbedingt zu, und die auf der schwarzen Liste stehenden Land tubeef patient te eutlicher räte wurden vor die Tür gefeßt. Noch deutlicher wurde Bismard in einem anderen Schreiben, das er am 13. März 1875 dem Staatsministerium vorlegte:
Schwarzweißrote Hindenburgfeier.
Ein bezeichnendes Programm.
Das
Der Hauptfriegerverband veranstaltet am 2. und 3. Oftober einen Reichsfriegertag in Berlin . 3wed: Hindenburgfeier. Programm der Feier, die im Stadion abgehalten wird: 1. Hymnus für Fanfaren und Trompeten.
jetzt sein verdientes Ende gefunden hat, fann nur begrüßt werden, Wer die Schreibweise des„ Spardienstes" verfolgt hat, wird zugeben müssen, daß sie ausschließlich in einer ununterbrochenen Propaganda für einen neuen Abbau von Beamten, Angestellten und Arbeitern bestand. Von neuen Ideen, die Verwaltung von innen heraus zu reformieren, war nichts zu merken, dafür um so mehr von dem Streben, die Verfassung im reaktionären Geiste rückwärts zu revi
2. Der Weltkriegsoldat, Massen Gängerchor mit großem Dr. dieren. Dabei war besonders bedauerlich, daß es noch immer den chefter.
3. Einreiten des Herolds und Ansprache desselben. 4. Gruppen aus der Entwicklungsgeschichte der Uniformen deutscher Krieger aus allen Zeitaltern.
a) Lehnsreiterei aus der Zeit König Heinrichs I. b) Deutscher Ritterorden.
c) Landsknechtsfähnlein mit Fahnenschwenker.
d) Kurbrandenburgische Dragoner aus der Zeit des Großen
Kurfürsten.
e) Bewaffneter Altmärkischer Bauernhaufen mit historischer Fahne aus derselben Zeit.
f) Aus fridericianischer Zeit:
Königsgrenadiere, Sendlig Küraffiere und Zieten Husaren; affiere und Zi Barademarsch der Grenadiere.
g) Schlesische, märkische usw. Landwehr aus der Zeit der Befreiungsfriege.
h) Landwehrbataillon Hameln.( Hannoversche, Landwehr.) i) Düppelstürmer.
k) Regiment 71( 1870).
1) 3. Garberegiment zu Fuß( Bortriegszeit). 5. Einmarsch der Fahnen des DRKBR.
Armee.
6. Einmarsch der Fahnen und Standarten der alten Hierzu stellt das Wehrkreistommando III eine Fahnenfompagnie, eine Standartenestadron und eine Batterie. Bährend dieses Ausmarsches wird ein Ehrenfalut von 12 Schuß ( Kanonenschläge) abgegeben.
7. Nach Bollendung des Aufmarsches wird der Präsentier: marsch geschlagen. Sämtliche Zuschauer haben sich zu erheben. Sobald der Präsentiermarsch verklungen ist, intoniert die Musik das Niederländische Dankgebet, die ganze Versammlung singt den ersten und letzten Bers mit.
8. Abmarsch der Reichswehr unter der Hauptloge. Die Fahnen der Kriegervereine schließen sich an.
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Bertraulich. Bei verschiedenen Gelegenheiten habe ich mir bereits gestattet, auf die Notwendigkeit aufmerksam zu machen, daß der Regierung, namentlich in den dem feindlichen Einflusse des Klerus besonders zugänglichen Teilen des Staates, solche Organe zur Verfügung stehen, welche bei Belämpfung geistlicher Uebergriffe und Auflehnungen fich nicht auf äußerliche und formale Ausführung ihrer Ueberschrift: Geburtstagsfeier für den Präsidenten der deutschen Aufträge und Geseze beschränken, sondern aus eigenem Antriebe Republif. Mit Kostümsoldaten. So wie man sei es aus Miinnerhalb ihres Wirkungsfreifes mit selbständigem Eifer die der Relitärfronimheit, fei es aus Gedankenlosigkeit Meine Jungen gierung durch staatliche Notwendigkeit gesteckten Ziele auch ihrerseits mit bunten Bleifoldaten erfreut. erstreben. Es heißt die Schwere des Kampfes und die Verantwortlichkeit der Regierung für die Art seiner Führung unterschäßen, wenn vom Staate nicht jedes in feiner Macht stehende Mittel angemendet wird, um den Widerstand gegen die Autorität des Gesezes zu brechen. Auch für die Ausführung der er Berwaltungs reform in den westlichen Provinzen halte ich die Purifikation ( Reinigung) des. Beamtenstandes in demselben für unerläßliche Borbedingungen. Deshalb betrachte ich es als eine verantwortliche Bflicht, welche sämtlichen Mitgliedern des Staatsministeriums gegen dieses und gegen das Land obliegt, daß bei der Ernennung und Bestätigung aller Beamten, welche irgendwie zu einer Betätigung in firchenpolitischer Beziehung berufen sind, kein Kandidat zugelassen werde, dessen unbedingte Zuverlässigkeit einem Zweifel unterliegt und daß die im Dienste befindlichen Beamten, welche ihre Aufgabe nicht mit voller Hingebung erfüllen, soweit das Gesetz es gestaltet. ohne Ansehen der Person und ohne Berzug entfernt werden, damit sichere und brauchbare Männer an ihre Stelle treten können. Insbesondere gilt dies von den Landräten, durch deren Widerwilligkeit oder Schwäche in ihren Kreisen die Kraft der Regierung gebrochen
wird.
Bei den Beamten, die da scharenweise hinausflogen, handelte es sich selbstverständlich durchweg um bürgerliche Männer. Denn Sozialdemokraten brauchten nicht erst hinausgeworfen werden, die kamen schon gar nicht hinein! Bis: her ist noch niemals der Versuch gemacht worden, die bismardschen Regierungsgrundsäge finngemäß auf die Republik anzuwenden wie groß wäre dann erst das Geschrei in der Rechtspresse! Oder würde es dann vielleicht still werden, meil dieser Sorte eben nur das feste 3ugreifen imponiert?
100 Jahre alt und doch modern.
Die gesammelten Werke des raffiniertesten französischen Dramenfabrikanten Eugène Scribe umfassen 76 Bände. In neun Jahren wurden an einem einzigen Pariser Theater nicht weniger als 150 Stücke von ihm herausgebracht. Das muß eine schöne Arbeit gewesen sein, aus diesem über 100 fich heute aufzuführen 10 Jahre alten Wuſt eins und vielleicht eine herauszufiſchen, das
fich heute aufzuführen lohnt, und vielleicht eine zweifelhafte Arbeit dazu. Denn die Scribeschen Erzeugnisse sind nicht wertvoll genug, um als klassisch zu gelten und die Aussicht ist gering, eins zu finden, das in unsere Zeit past. Herr Leo Lenz sezt sich also hin, frischt Scribes Leoni" auf, gar nicht von Grund aus, sondern bloß leicht darüber hin, er erfeßt sozusagen die Postfutsche durch Eisenbahn und Auto, und siehe da, es ersteht ein Lustspiel, das die Stückeschreiber der Gegenwart nicht moderner angepadt hätten. Leoni ist die arme Verwandte eines vornehmen gräflichen Hauses, getreten, geduct von der hochmütigen Familie, aber geliebt vom gräflichen Sohn. Mit dem Reichtum des Grafen ist es aber recht windig bestellt. Der Pleitegeter flattert. Reiche Heirat wird erwogen, Spiel schulden drücken, Schande droht; Leoni faßt einen Entschluß, der bei Edelleuten selten ist: sie geht in die Welt, um zu arbeiten. In furzer Zeit hat sie den berühmtesten Modefalon von Paris . Der vornehmen Welt liegt sie stolz zu Füßen, und die exklusive Kundschaft vergöttert sie. Ihre Verwandten schämen sich zwar furchtbar, aber Leonis Einfluß nußen sie für ihre Zwecke aus. Arbeit schändet zwar, aber wenn man hait vor dem Ruin steht. Natürlich kommt auch der Moment, wo einer der hochnäfigen Gesellschaft gründlich die Meinung sagt, natürlich friegen sich die Paare, die der Autor dreieinhalb Atte lang hat zappeln lassen. Kurz und gut, es entsteht ein Bild des Lebens, wie es sich unsere Nationaldichterin Hedwig Courths Mahler auch nicht schöner ausmalen kann. Aber Scribe- Benz bringen doch etwas mehr. Sie zeichnen eine Sfizze vom heutigen oberflächlichen Getriebe, vom nichtigen Lebensgenuß, von der pompöfen Ueberschätzung der Aeußerlichkeiten. Der Dialog ist mit„ blendenden" Wigworten gewürzt. Was, Journalist willst du werden. du ein Graf? Alle Journalisten find durchgefallene Gymnafiaften!"
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Die geftrige Aufführung im Berliner Theater" war ein. grandioser Erfolg. Das alte Haus schmud hergerichtet, das Stück blendend inszeniert( Regie J. E. Hermann), die besten Darsteller verpflichtet, so führt sich die neue Direktion Barnows? n ein. Die prächtige Ausstattung kann es mit einem Revuetheater aufnehmen. Im dritten Att gibt es eine richtige Modenschau. Lautlose Stille trat da im Parkett ein.
Die muntere Erila v. Thellmann ist die Leonie, etwas spröde zwar, und nicht von der findlichen Anmut, die wir sonst an ihr fennen, aber flint, forsch, quedffilberig, lieb und ab und zu fogar rührend. Da ist noch der gute liebe Georg 2lerander, der mit jeiner Stottererrolle Lachsalven entfesselt und sich doch nicht zum in slideou
Anschein hatte, als ob der Reichssparkommissar oder Bes amte seines Bureaus mit dem tendenziösen Blatt oder dem LoebellKuratorium in Verbindung stehen, obgleich der Reichssparkommissar erflärt hatte, dem Verlangen der Sozialdemokratie auf Trennung. von diesem Kuratorium entsprochen zu haben.
Jetzt soll der Spardienst" eine beschränkte Fortsetzung im Deutschenspiegel" des Dr. Kriegt finden. Wenn hier die wahre politische Richtung der verfolgten Absichten auch flarer zutage tritt, wird sich die allgemeine Ablehnung nicht ändern. Herr Kriegt mar Pressechef des Bürgerblocks bei der Reichspräsidentenwahl. Damals tam auf der Rechten die Parole auf:„ Nie wieder Rriegf!"
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Die Hauptversammlung des Deutschen Städtetages, die alle drei Jahre zusammentritt, wird am 23. September in der Neuen Stadthalle zu Magdeburg tagen. Im Mittelpunkt des Programms steht ein Referat vom Präsident Dr. Mulert über das zurzeit besonders aftuelle Problem Reichspolitik und Städte". Im Anschluß an die Hauptversammlung des Deutschen Städtetages findet am 24. September die Jahresversamm lung des Preußischen Städtetages statt. Oberbürgermeister Dr. Bracht Essen und Frau Stadtverordnete Schröder, Mitglied des Reichstags, Altona , werden über die Zusammenarbeit der kommunalen und wirtschaftlichen Selbstverwaltung auf dem Gebiete der Sozialpolitik sprechen. Die deutschen Städte aus dem ganzen Reiche werden Vertreter zu den Tagungen entfenden Die Reichsregierung, die Länderregierungen und eine große Zahl von Behörden und Verbänden werden in Magdeburg vertreten sein.
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Vor dem Zusammentritt des Städtetages findet in Magdeburg die zweite Reichstonferenz für Kommunalpolitik stait, die von der Kommunalpolitischen Zentralstelle der Sozialdemokratie einberufen ist. Sie beginnt am 20. September um 11 Uhr mit einer Sizung des Kommunalpolitischen Beirats der Partei, dann folgt zunächst eine nichtöffentliche Tagung, in der Oberisbürgermeister Genoffe Beims Magdeburg organisatorische Angelegenheiten besprechen wird. Am 21. September folgt eine öffentliche Tagung. Auf dieser wird Stadtrat Wutty- Berlin über fomWohnungswirtschaft und Genoffe Hermann Meyer Solingen über Wohnungskultur referieren. Außerdem ist ein Vortrag über die Kulturpflege in ber. Gt: meinde vorgesehen. Teilnahmeberechtigt an der nichtöffentlichen Sigung find neben dem Beirat und dem Reichsausschuß nur die von den Bezirken gewählten Delegierten. An der öffentlichen Sizung fönnen außer den Delegierten auch Gäste nach vorheriger Anmeldung bei der zuständigen Bezirksorganisation oder bei der Kommunalpolitischen Zentralftelle teilnehmen.
Der
Ein verdientes Ende. Ter ,, Deutsche Spardienft" stellt sein Erscheinen ein. Dem Bürgerblod geht es nicht gut. Zu den mancherlei Fehlschlägen, die er erfahren mußte, gefellt sich ein neuer. Deutsche Spardienst", ein Wochenblatt des unter der Leitung des Herrn D. Loebell stehenden Kuratoriums für Spar- und Vereinfachungsmaßnahmen, hat mit dem 31. Auguft zu bestehen aufgehört. Angeblich soll es nicht möglich gewesen sein, das Interesse an der Durchsetzung von Sparmaß nahmen in so breite Kreise zu tragen, daß die Fortführung des Spardienstes als selbständiges Wochenblatt möglich gewesen wäre. Wir müssen sagen, daß dies eine Anmaßung ist, die eben nur in Kreisen, die Herrn v. Loebell nahestehen, möglich ist. Es iſt ein starkes Stück, an der geringen Zahl der Abonnenten eines üblen Tendenzblattes das Interesse der Deffentlichkeit an einer sparsamen wirtschaftsführung der öffentlichen Hand messen zu wollen. In Wirklichkeit besteht dieses Interesse in den breitesten Schichten des Boltes sehr lebhaft. Allein der„ Borwärts" hat dieses Thema mit steigendem Erfolg immer wieder behandelt. Auch die sozialdemofratischen Abgeordneten haben das ihrige getan, um auf sparsamste Wirtschaftsführung in Reich, Staat und Gemeinde zu bringen. Wenn diesem Wirken nicht immer Erfolg beschieden war, so lag dies an den bürgerlichen Parteien, die über Sparsamkeit anders als wir denken. Es sei nur an die Debatten über den Reichswehretat erinnert.
Eine Belehrung durch Herrn v. Loebell war also völlig überflüssig, und die algemeine Ablehnung, durch die das Loebell- Blatt
Clown degradiert, da ist die Kabarettkünstlerin Marga Lion, die eine Lurusherzogin zu spielen hat. Das ist eine ganz famose Idee des Regiffeurs, für diese Rolle eine Rünstlerin zu verpflichten, in deren Wesen etwas Angefaultes liegt, deren Oberflächlichkeit sozu fagen zur Innerlichkeit geworden ist. Den Hauptanteil am Erfolg hat Abele Sandrod, eine Schauspielerin, wie geschaffen, würdevolle verarmte Gräfinnen zu spielen. Sie ist der vornehmste Hausdrachen, den man seit langem auf der Bühne gesehen hat. Der Beifall des angeregten Hauses nahm kein Ende. Ernst Degner.
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Bielerlei Eindrüde find statt eines Gesamteinbruds zu buchen: diese auf Sartheit und leiseste Musikschwingen gestellte Operette Sullivans gehört in feiner Weise ins Große Schauspielhaus. Jeder Step und jeder Charleston gibt zwar jenen Beuten recht, die 1927 für eine große Zeit halten, aber jeder Jazzton ist eine Ohrfeige für die Musiker, die eine gute Hälfte der englischen Partitur auch nach„ Geisha" noch für lebensfähig halten. Zugegeben: es hätte schlimmer gemanscht werden können. Immerhin ist der 3wiejpalt in der Musik und in der Instrumentation so groß, wie zwischen Japan und diesen modernen Bubiföpfen, wie zwischen der Trautheit eines japanischen Zimmers und dieser großartig aufgebauten Stadt Tititipu. Es gibt viel, so viel zu sehen, vor allem an Kostümen, die Ernst Stern in buntem Gemisch von Stil und Phantasie her gezaubert hat. Lichter spielen erquidend in Tag und Nacht hinein, Kirschbäume scheinen zu blühen und zu verwelten, Häuser liegen tot da und wachen wieder auf, die Beine der Girls und der Bons tanzen einen eraften, wenn auch nicht mehr neuen Schritt. Charell hat keine so originelle Choreographie mehr gefchaffen wie im im vorigen Jahr: auch dieses Schöpferische im Metier läuft sich tot. Der Kapellmeister Römer ist eifrig, allzu eifernd am Wert. Mir scheint, er perdirbt dadurch auf der einen, ftillen Seite von 1885, was er auf der anderen, lauten von 1927 gut macht. Von den Sängern und Spielern ist Rita Georg , die fesse, mondäne Frau, fehl an: Platz am Dum Dum. Die Humoristen Bendow und Szafal fommen nicht recht zur Geltung. Jantuhn ist ein hübscher, doch steifer Liebhaber.
Ueber allem aber schwebt der Geist des Rettungsengels Pallenberg. Er ist der eigentliche Regisseur, der wirkliche Luft Springer, der große Spieler, der in Scherz und Ernst, in Demut und matierter Würde gleichemaßen bezwingende Roto. Mit dem fingen fann der Kerl auch Bachstelzenlied hatte er den größten
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Triumph. Man lachte über seine Mimit, selbst wenn er nicht sprach oder sang. Er hätte aile Rollen übernehmen sollen. Selbst als 3merg im Kästchen hätte Ballenberg noch einen Riesenerfolg gehabt. Ihm ist der große Beifall des Hauses zu danken.
k. s.
Die Große Berliner Runflausstellung und die Juryfreie Kunstschaut im Landesausstellungsgebäude Alt- Moabit wird infolge der früher eintretenden Dunkelheit nicht mehr wie bisher von 11-7 Uhr, sondern ab 1. September bon 10-6 Uhr den Besuchern zugänglich sein.
munale
Richter Thayer in Boston hat nach einer amerikanischen Meldung einen nervösen Zusammenbruch erlitten. Er hatte das Todess urteil über Sacco- Vanzetti gefällt und sich geweigert, ein neues Verfahren zuzulassen.
Das Wiener Strafgericht. Am 3. September beginnen vor zwei Schöffensenaten die ersten Verhandlungen gegen die sogenann ten Juli- Verhafteten. Von den 205 Demonstranten, die wegen der Juliunruhen dem Landesgericht eingeliefert worden sind, befinden s fich noch 65 in Untersuchungshaft.
Ob und was für eine Amnestie zum 80. Geburtstag Hinden burgs erlassen werden soll, das ist Beratungsgegenstand der Juſtiz minister des Reichs und der Länder am Sonnabend in Berlin .
Als französischer Spion verhaftet wurde in Landau , also im besetzten Gebiet, der Angestellte Diez von der Reichsvermögensverwaltung.
Frida
Das Deutsche Theater eröffnete gestern die Winterspielzeit mit der Wiederaufnahme von Shaws Komödie„ Der Arzt am Scheideweg e". Wieder feierte der intime Stil, das ausgeglichene Ensemblespiel dieser Bühne( stille) Triumphe. Homolka, Schroth, Ballburg, Loos haben noch die gleichen Rollen inne wie in der vorhergehenden Saison. Sie bilden eine Versammlung von Aerzten, in der jeder einen Charaktertopf markiert. Richard ist noch die alte Wirtschafterin, frazbürstig nach außen, aber innen gediegenes Gold. Moissi tritt aufs neue ins Enjembie als Maler Dubedas. In der Premiere hat er vor pielen Jahren der Rolle seinen Stempel aufgedrückt. Heute ist er noch abgeklär ter, souveräner als damals. Wunderbar ist sein Glaubensbekenntnis zur Schönheit, und Leuchten geht von seinem Sterben aus. Den Dornehmen, aber im Grunde gewissenlosen Modearzt den Benningtonvertörpert jezt Winterstein. Sehr erfreulich gab Cäcilie Lvovsky Frau Jenifer. Prärafaelitisch in ihrer Er fcheinung gab sie dem Shawschen Idol Wärme und Kühle zugleich.
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―r.
Habima - Gastspiel. Wieder war es der Dybet Aus- fis, diesmal in hebräischer Sprache, der als erstes Gastspiel dieses jüdischen Theaters im Komödienhaus gegeben wurde. Ein Mysterienspiel, beinahe in byzantinisch- russischem Stil, von außerordentlicher Wirkung. Die Aufführung vor vielen Jahren in Jiddisch mutete vertrauter, jüdischer an. Eine feierliche Messe wurde diesmal unter der Regie Wachtangoms gegeben. Die darstellenden Kräfte wußten zu erschüttern, auch im nichtverstandenen und doch gefühlten Wort. Die Tänze waren von einer packenden Gestaltungskraft beseelt. Die eigenartige Musit Engels verstärkte den Zauber der Aufführung.
bs.
Tötet der elektrische Stuhl? Die Hinrichtung durch den elef trischen Stuhl, die jetzt bei der Tötung von Sacco und Banzetti so viel besprochen worden ist, hat eine scharfe Kritik erfahren, und man hat behauptet, die Verurteilten würden auf diese Weise überhaupt nicht aus dem Leben befördert. Diese Annahme erhält eine starte Bekräftigung durch einen Aufsatz des berühmten dänischen Neurologen Prof. Biggo Christiansen, in dem er erklärt:„ Der elettrische Stuhl tötet nicht." Nach allen Erfahrungen hat der Arzt die Pflicht, Wiederbelebungsversuche bei Personen einzuleiten, die durch ben elektrischen Strom anscheinend getötet sind, und häufig ist man dabei erfolgreich, denn das Aufhören der Atmung und des Herzschlages ist fein Zeichen des Todes. Ein Mensch kann erst dann für tot erklärt werden, wenn die Todesstarre eingetreten ist oder sich Beichen der Verwefung zeigen. In den dänischen Krankenhäusern darf deshalb niemand aus dem Bett entfernt werden, bis 6 Stunden nach dem angenommenen Eintritt des Todes verstrichen sind.
Zurüd zu 3bjen. Die großen amerikanischen Blätter bringen unter diesem Stichwort die Voranzeige für die Aufführung des neuesten O'Neill, das den Titel führt Seltsames Zwischenspiel". Es ist im Dialog der Tradition Ibsens angepaßt. Das Stück behandelt ein Familiendrama, die unverstandene Frau,
Der zweite Friefische Kongres wurde Donnerstagvormittag in Leuwarden ( Holland ) in Gegenwart von mehreren bundert Teilnehmern, darunter auch folchen aus Deutschland , eröffnet. Er ist von verschiedenen Bereinigungen zum Studium und zur Erhaltung der friesischen Sprache und Bolfsart einberufen. Im Berlaufe der Sizung hielt der Breslauer Universitätsprofessor Dr. Siebs einen Vortrag über die Friesen und ihre Sprache.