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Mussolini   schweigt sich aus.

Ratsdebatte über die Pressekonferenz.

V. Sch. Genf  , 2. September.  ( Eigenbericht.) Die heutige erste öffentliche Ratssitzung begann mit dem von Bandervelde verfaßten Bericht über die internationale Pressekonferenz. Er wurde in Abwesenheit des nach Brüssei berufenen Außenministers Don seinem Stellvertreter de Brouckère erstattet. Er schlug por, diejenigen Resolutionen der Konferenz, deren Berwirklichung eine Mitwirkung und Zustimmung der einzelnen Regierungen voraussetzt, in der De 8emberiagung des Rats zu erledigen. Da die Pressekonferenz erst vor drei Tagen zu Ende ging, war dieser Ausschub nicht zu ver meiden. Der Bericht enthält die politisch wichtige Entschließung der Konferenz, die sich gegen die 3enfur in Friedenszei ten wendet und bezeichnet sie als eine Gefahr für die guten Be­zichungen zwischen den Völkern; sie lautet an ihren entscheidenden

Stellen: la 0-0

Die Konferenz erklärt sich grundsäßlich gegen jede Beeinträchtigung der Pressefreiheit und ist der Auffassung, daß ein Regime der Renjur nur aus wirklich lebens­wichtigen Gründen und lediglich außergewöhnlichen Ber­hältnissen errichtet und aufrechterhalten werden darf. Ohne sich in die Herrschaftsform der verschiedenen Staaten einmischen zu wollen, äußert die Konferenz den Wunsch nach einer einheitlichen normalen Wiederherstellung der geistigen Verbindungen zwischen den Völkern. Die Konferenz ist einmütig der Ueberzeugung, daß die Zensur in Friedenszeiten, möge fie offen oder mas schlim­mer ist versteckt ausgeübt werden, ein entscheidendes Hindernis für den normalen Austausch internationaler In formationen bildet und als solche die Annäherung der Völker erschwert."

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Diese Resolution war auf der Konferenz einstimmig ange­nommen worden, auch die italienischen Vertreter wagten damais nicht dagegen zu stimmen, obwohl sie sich offensichtlich gegen die faschistischen Presseverhältnisse richtet. Man war nun gespannt, ob in der heutigen Sitzung Scialoja in irgendeiner Form Vor. behalte geltend machen und damit die Obstruktion einleiten würde, die Mussolini   bis zur Dezembertagung zweifellos versuchen wird. Aber Scialoja blieb stumm, obwohl fast alle führenden Ratsmit glieder in der Diskussion das Wort ergriffen, insbesondere Strese­mann und Paul Boncour. Der Reichsaußenminister for derte den Rat und die Regierungen auf, den Beschlüssen der Presse­fonferenz eine ebenso weitherzige wie energische Folge zu geben", während Paul Boncour die Wichtigkeit der Resolution geçen die Benjur in Friedenszeiten unterstrich. Scialoja ließ all das stumm über sich ergehen. Hätte der Vertreter Mussolinis einen Vorbehalt oder Widerspruch gewagt, so wäre er zweifellos isoliert geblieben, und die moralisch unhaltbare Situation des Faschismus in der Beit würde noch deutlicher unterstrichen worden sein.

Darauf berichtete Stresemann  , der sonst stets auf englisch   Be= richt erstattet hat, auf französisch über die Weltwirtschafts­fonferenz. Der Rat nahm die seitdem von dem Wirtschaftsaus­schuß gemachten Borschläge zur Weiterführung ihrer Arbeiten an. Boncour sprach dann zu den Plänen, die Zusammenar= beit unter den Intellektuellen international zu fördern.

Jn 100 Jahren ist die Erde voll.

Genf  , 2. September. Ziemlich unbemerkt in dem Trubel der Völkerbundstagungen ift am 31. Auguft die erste Weltbevölkerungston fe­renz" in Genf   zusammengetreten, der führende Männer aus den Gebieten der Soziologie, Nationalökonomie, der Medizin und der Biologie angehören. Ein einleitender Vortrag des Prof. East bon der Harvard Universität( USA  .) gipfelte in der Feststellung, daß unter den gegenwärtigen Umständen die Erde nicht mehr als 5 Milliarden Menschen ernähren könne, und daß dieser Puntt der Saturierung der Erde mit Menschen in etwa 100 Jahren erreicht sein tönne. Es würden dann rabitale Veränderungen in den agrikulturellen Methoden der Menschheit vorgeommen werden müffen.

Rache für die Memelwahl. Reichsdeutsche Redakteure ausgewiesen, Seutsche Staatsangestellte entlassen.

Memel  , 2. September.

Den drei reichsdeutschen Redakteuren in Memel   und Hendekrug wurde heute von einem Beamten der Landespolizei folgendes Schreiben 3-1r Kenntnisnahme vorgelesen:

Kommandantur des Memelgebietes. Memel  ,

den 2. September.

An das Kommissariat IV der Polizei für das Memelgebiet. Ich fordere auf, den Redakteuren Robert Leubner und Ernst Warm vom Memeler Dampfboot" schnellstens mitzu­teilen, daß ihr Antrag auf Erteilung der Aufenthaltsgenehmigung in Litauen   verworfen worden ist, daß sie bis zum 5. Sep tember d. J. das Gebiet Litauens   freiwillig zu verlassen haben, anderenfalls sie der Grenzpolizei zum Abschub nach Deutschland   übergeben werden. Die Polizei er­hält den Auftrag, die Ausreife der genannten Redakteure bis zu dem in diesem Schreiben vorgesehenen Zeitpunkt zu überwachen. Von der Durchführung dieser Angelegenheit ist sofort Mitteilung

zu machen.

Telephonogramm Nr. 490. Liormonas, Oberstleutnant." Das gleiche Schreiben wurde dem Redakteur Briestorn von der ,, Memelländischen Rundschau" in Hendekrug zur Kenntnis ge­

bracht.

Die drei Redakteure hatten auf Wunsch Liormonas ihr bereits im Dezember 1926 eingereichtes Gesuch um Aufenthaltsgenehmigung vor einigen Tagen erneuert. Gleichzeitig wurde von den drei Re dakteuren auf Wunsch des Kriegstommandanten ein Schreiben an den Kriegsminister gerichtet, in dem dieser gebeten wurde, die Frage der Ausweisung zu regeln. Seinerzeit war die Ausweisung nur bis auf weiteres aufgehoben. Wie bekannt wird, ist seit Betannt­werden des Wahlergebnisses 60 Eisenbahnbeamten und 20 Postbeamten, die von Deutschland   übernommen waren, aber für Litauen   optiert hatten, gefündigt worden. Als äußerer Borwand wurde eine Sprachenprüfung vorgenommen, die ergeben haben soll, daß die Geprüften die litauische Sprache nicht genügend beherrschten.

Kein Ultimatum Polens   an Litauen  .

Warschau  , 2. September.  ( Poln. Tel.- Agentur.) Die Nachrichten, die in der ausländischen Breffe über ein Ulti­matum verbreitet wurden, daß die polnische Regierung an die litauische gerichtet haben soll, find falsch. Es ist tein Ultimatum gestellt worden.

Die Grazer Polizeiwahlen fielen ebenso wie die Wiener zu angunsten der Sozialdemokratie aus. Die Unpolitischen" erhielten acht, die Sozialdemokraten vier Size in der Personalfommission,

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Die Frankfurter   Unternehmertagung.

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, Dem Arbeiter geht es besser als der Industrie."

Gegen einseitigen Akban

der Zölle.  - Soziale Ausgaben hindern die Qualitätsarbeit."

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A, S. Frankfurt a. M., 2. September.  ( Eigenbericht.) Landmann könne sich die Wirtschaft nicht voll ein­Reichsverbandes der Deutschen Industrie begann mit einer Besprechen fönnen. Daß aber auch wir nämlich die Industrie- Die heutige erste Sitzung der Mitgliederversammlung des per standen erklären, man würde sich darüber später noch aus­Duisberg, aus der besonders die starke Bejahung des Staats nicht als Faktor, sondern als gewichtiges Glied in der Wirtschaft, grüßungsansprache des Vorsigenden, Geheimrat ben Menschen als wesentlich für uns in Anspruch nehmen, und zwar gedankens zu betonen ist. Duisberg erklärte, die Erhaltung und dafür sind die Ansprachen bezeichnend, die heute im Kreise des estigung des Staates geht uns über alles. In diesem Sinne wurde Präfidiums des Reichsverbandes( unter Ausschluß der Deffentlich­teit!) erfolgt find. Duisberg schloß dabei mit der ausfälligen auch ein Huldigungstelegramm an Hindenburg   abgesandt. Bemerkung: der Wirtschaftslage, wie sie die Industrieführer quffassen. Er fenn­In seinem Vortrag entroilte Geheimrat Duisberg ein Bild von zeichnete die Befferung der allgemeinen Konjunktur, der allerdings teine entsprechende Steigerung der Warenausfuhr gegenüberstehe. Eingehend auf das Problem der Verschuldung der deutschen Wirtschaft warnte er ganz besonders eindringlich vor einer allzu­starken Verschuldung mit turzfristigen Krediten. In den nor­malen Zeiten vor dem Kriege galt es für die deutsche   Wirtschaft als Regel, sich möglichst wenig furzfristig zu verschulden. Dagegen sei in der letzten Zeit eine total falsche Kreditwirtschaft ge­trieben worden. Darin sieht Duisberg eine große Gefahr für die deutsche   Wirtschaft, worin man ihm vorbehaltlos zustimmen kann. Duisberg glaubte weiter einen

Bergleich zwischen der heutigen geringen Rentabilität der industriellen Unternehmungen und den Löhnen der Arbeiter ziehen zu können. Er schloß daraus, daß bei einem gleichen Real­lohn der gelernten Arbeiter und einem erheblich gesteigerten der ungelernten Arbeiter eine 30prozentige Verschlechterung der Rentabilität der Wirtschaft gegenüber der Vorkriegszeit zu verzeichnen sei. Von den öffentlichen Körperschaften verlangte Duisberg größere Sparsamkeit. Man müsse den deutschen   Waren den Vorzug geben, um die Einfuhr einzuschränken.

Im ganzen waren seine Ausführungen darauf angelegt, feinen übertriebenen Wirtschaftspessimismus zu betonen, aber auch einem zu großen Optimismus entgegenzuwirken. Am Schluß seiner Rede wies Duisberg darauf hin, daß bei dem Wiederaufbau der Wirtschaft die Wissenschaft und ihr Nachwuchs eine besondere Rolle spiele. Darüber dürften aber auch die deutschen Beamten und Arbeiter nicht vergessen werden. Was helfe eine tiefgründige Bissenschaft und Unternehmungsluft, wenn nicht auch die Hingabe der Arbeiter und Angestellten an ihr Werk vorhanden sei. In diesem Sinne stellte Duisberg die Zufamemnarbeit der Wissenschaft und der Arbeiterschaft als eine Angelegenheit des gesamten deutschen Volkes hin.

Ein wichtiger Zwischenakt.

Die Gemeinden als die

Ich hoffe, daß Herr Landmann den Erfolg haben wird, die Industrie in die Großstädte zu ziehen. Ich aber möchte lleber der Industrie raten, möglichst auf das Land hinauszugehen." Es folgt darauf das Hauptreferat des Tages, das das Präsidialmitglied Geheimrat Kastl   hielt über die wirtschaftspolitischen Voraussetzungen der deutschen   Qualitäts­arbeit.

Nach einer eingehenden Begriffsbestimmung der Qualitätsarbeit erklärte er, daß es wünschenswert und nach seiner Ansicht durchaus vernünftig sei, wenn die Massen Anspruch auf eine hohe Qualität der Waren erheben. Es könne keinen Unterschied geben im Qualitätsbegriff des Verbrauchers mit niedriger und hoher Kauf­kraft. Gerade der Verbraucher mit geringer Kauftraft ist auf Qualitätsware angewiesen. Der Redner wies weiter darauf hin, daß durch Hebung der Produktionsqualität in der Landwirtschaft ein wesentlicher Teil des jezigen Einfuhrüber­schusses an Nahrungsmitteln überflüssig gemacht werde. Ausschlag­gebend für jede Qualitätsproduktion sei, daß die Preise infolge der Inlandskonjunktur nicht so stark heraufgelegt werden, daß der An­schluß an den Weltmarkt verloren geht. Sowohl auf inländische wie auf ausländische Ware gelte in gleicher Weise der Sah, daß Massen­produktion und Qualität keine Gegensäge sind und auch nicht sein dürfen. Die Bedarfsdeckung in der ganzen Welt erfordere auch Massenproduktion und diese verlangt ein optimales Produkt. Nur bei sehr verständnisvoller Zusammenarbeit zwischen Ar­beiterschaft und Unternehmertum sei eine solche Quali­tätsleistung möglich. Hierzu müsse man die notwendigen technischen wissenschaftlichen und sozialen Voraussehungen schaffen. Auf finanz­politischem Gebiet sei eine Besserung durch Herabsehung der Aus= gaben des Staates notwendig. Insbesondere wandte er sich gegen die hohen Ausgaben der Länder. An einzelnen Beispielen, deren Untersuchung der Reichsverband vorgenommen hat die noch einer besonderen Kritik noch unterzogen werden müssen- zeigt er, daß die Steuerbelastung gegenüber der Vortriegszeit und dem Ein­kommen der Unternehmungen ganz bedeutend gestiegen sei. Für die Industrie, die Qualitätswaren herstele, sei eine günstige Gestaltung des Kredit- und Anlagemarktes eine wichtige Vorbedingung.

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Hohe Ausgaben für soziale 3wede feien einer Qualitäts­produktion wegen der hohen Steuerlasten hinderlich! Die Industrie wolle auf keinen Fall die wirtschaftlich hilflosen dem

Elend preisgeben, jedenfalls auch nicht zulassen, daß der Arbeits­

werde. Trotzdem findet der Redner die gegenwärtige Sozialbelaftung zu hoch und warnt vor einer weiteren Erhöhung! Die Post­gebührenerhöhung habe der Wirtschaft wesentlich mehr ges nommen als ihr durch die kleinen Ermäßigungen der Eisenbahn: tarife gewährt worden sei. Eine solche Politik passe nicht in den Rahmen der Qualitätsprodutton. Auf dem Gebiet der Handels­politik beschränkte sich der Redner auf einige Bemerkungen, in denen er zum Ausdruck brachte, daß die

Wirtschaft einen einseitigen Abau der deutschen   Zölle nicht wünsche.

In der Reihe der Begrüßungsansprachen sprach der Frank­ furter   Oberbürgermeister Landmann. Er wies in seiner Ansprache auf das enge Berhältnis zwischen den Städten und der Industrie hin. Die deutsche Industrie habe die Bewunderung der ganzen Welt erregt durch die Umstellung ihres Produktionsapparates. Daß aber der Rationalisierungsprozeß, von dem das ganze deutsche   Volk die Preissenkung noch heute erwartet, so gelingen konnte, das sei nicht zuletzt zurückzuführen auf die Mitwirkung der Gemeinden und bewillige, aber Arbeitsunfähige nicht in ausreichendem Maße versorgt sonders der Großstädte. Wenn die Städte für die Opfer des Um­stellungsprozesses, für die Arbeitslosen, nicht so große Opfer gebracht hätten, dann hätte er sich nicht jo reibungslos vollziehen fönnen, wie das tatsächlich geschehen ist. Großstädte und Industrie seien aufein­ander angewiesen. Dabei seien Meinungsverschiedenheiten unver­meiblich, da die Industrie und die Städte von ganz anderen Stand­punkten an die Wirtschaft herantreten. Träger der öffentlichen Wirtschaft des Staates müßten zu einer ganzen Reihe von Wirtschaftsfragen und sozialen Fragen sich anders einstellen als die Privatwirtschaft. Aber das hindere nicht, daß beide gut miteinander arbeiten könnten. Der Vorwurf aber, daß die Ge­meinden nicht fparfam genug wirtschafteten, fei unberechtigt. Man dürfe diese Auffassung feinesfalls übertagen auf Einrichtungen, die die Großstädte aus sozialen, erzieherischen und wirtschaftlichen Gründen für notwendig hielten. Ein Austausch von Waren ist nicht möglich, wenn nicht hinter ihnen der Mensch steht, der konsumiert. Das Lehte und Bedeutendste an der Wirtschaft jei ja nicht die Ware, sondern der Mensch. Mit dem Muschik würde man niemals Qualitätsarbeit leiffen können. Wenn man jedoch Arbeiter, die durch die Boits- und Fortbildungs­schulen der deutschen Großstädte gegangen seien, an die Maschine stellte, dann würde diese Arbeit gelingen. Nur so tönne man zu einer vollwertigen Arbeitskraft tommen. Es sei nicht wahr, daß die Städte auf diesem Gebiete verschwenderisch gearbeitet hätten. Die Finanz­statistiken, deren Einzelergebnisse ja demnächst bekannt werden würden, werden beweisen, daß die Behauptung von der Verschwen­dung der Großstädte in das Reich der Fabel gehöre. Bezeichnender­weise ernteten die Ausführungen des Redners reichen Beifall.

Nun ergriff Reichsminister Curtius das Wort zu seiner Rede über die Aufgaben der deutschen   Wirtschaftspolitik, über die wir an anderer Stelle ausführlicher berichten. Von dem wichtigen in Ham­ burg   gegebenen Versprechen, auch die autonomen 3ollsäge Deutschlands   abzubauen, war in der langen Rede leider mit einem Wort die Rede.

Als Curtius geendet hat, spricht ihm der Vorsigende Duisberg seinen Dank und das volle Vertrauen der gesamten Wirtschaft aus. Mit den Ausführungen des Oberbürgermeisters

Kommunistenwaffen beschlagnahmt.

Zwölf Gewehre mit Munition.

Zeit, 2. September.

Die

In den späten Abendstunden des 31. August wurde bei Grana im Landkreise Zeit ein Lastauto mit 12 Infanterie­gewehren und Infanteriemunition angehalten. Waffen waren aus einem Berstedt im Zeizer Forst ausgegraben Sie gehörten worden und sollten nach Halle gebracht werden. Kommunisten, die dem Untersuchungsrichter vorgeführt wurden.

Neue Massenverhaftungen in Warschau  .

Warschau  , 2. September.  ( Eigenbericht.)

Am Freitag vormittag sind einhundert Personen ver haftet worden, die unter dem Verdacht stehen, der Kommu­nistischen Partei anzugehören. Kommunistisches Propaganda­material foll bei allen Berhafteten in großen Massen vorgefunden worden sein. Das Außenministerium läßt die Meldung über die beabsichtigte Ausweisung des hiesigen swestija"-Korrespondenten als unrichtig hinstellen.

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Für die Entwicklung der Kartelle verlangt Raftl eine möglichst große Bewegungsfreiheit. Die Kartelle feien heute nicht mehr Organisationen zur Erzielung möglichst hoher Preise, sondern dre wirkten auch durch die Aufstellung von Kaltulationsgrundlagen, durch die Prüfung der Qualität und durch andere Formen der Zusammen­arbeit auf die Steigerung der Warenqualität ein. Als notwendig für die Qualitätsproduktion bezeichnete Kastl   einen Stamm von gelernten Arbeitern.

In diesem Zusammenhang wandte er sich dagegen, daß das deutsche Institut für technische Arbeitsschulung( Dinta) in Düsseldorf  wegen ihrer arbeitstechnischen Propaganda bei den Gewerkschaften auf starten Widerspruch stoße. Er erklärte ausdrücklich, das Dinta" fei feine Einrichtung zur Bekämpfung der Gemert­schaften, sondern zur Ausbildung von Arbeiternachwuchs und zugleich zur Erziehung zu einer seelischen Verbundenheit mit dem Werke. Abschließend erklärte Kastl  , daß es die moralische Pflicht der Wirtschaft sei, für eine Erhöhung des Lebensstandards zu sorgen. Notwendig dazu sei aber die Steigerung der Produktion und die Verbilligung der Waren( die bekanntlich bisher noch nicht zu spüren iſt).

Das letzte Referat hielt Georg Müller, Derflinghausen: Deutsch­  ' land auf den Weltmärkten." Er schilderte dabei im einzelnen die Bedeutung der Qualitätswaren für die Produktion und für den Absatz am Weltmarkt, wies aber auch darauf hin, daß die Erhaltung eines starten Binnenmarftes die erste Borbedingung für einen frucht­baren Export überhaupt sei.

Die Weltflieger im Orient.

Aleppo  , 2. September. Die beiden amerikanischen   Flieger Brod und Schlee haben Muslimije, nördlich von Aleppo  , heute nachmittag 2 Uhr 15 Min. in füdöstlicher Richtung überflogen.

Schmeling schlägt Larsen. Sandwina- Petersen disqualifiziert.

Die Hauptkämpfe" am geftrigen Bortampfabend im Sportpalast endeten mit einem großen sportlichen Fiasko. Teddy Sandwina und der dänische Schwergewichtsmeister Petersen wurden wegen Nichttämpfens ohne hono rar disqualifiziert. Ein großes Pfeiffonzert folgte. Mag Schmeling fonnte den Dänen Larsen in der vierten Runde fertig machen, so daß die Sekundanten das Handtuch warfen. Ueber die Kämpfe berichten wir morgen eingehend.

Um den verschwundenen General 3agorifi mit Gottes Hilfe zu finden, ließen seine Freunde in Warschau   eine Meise zelebrieren.