Unter falscher Zlagge. Die wahren Absichten des Rcichsschttlgesetzentwurfs. Von Lyzeal-Oberlchrer Lieder, Derlin-Köpemck. Die unveränderte Annahme des Reichsschulgesetzentwurss würde Auflösung der deutschen Volksschule, Preisgabe der Staats- Hoheit zugunsten kirchlicher Mächte, Zerstörung der Ein- h e i t deutscher Bildung bedeuten. Man hat allen verfügbaren Sck)arfsinn angewandt und die feinen diplomatischen Künste spielen lassen, um das ahnungslose deutsche Volt über diese Gefahren hin- wegzutäuschen. Die Taktik der Verfasser rechtzeitig zu durchschauen, gibt die einzige Möglichkeit, das Verhängnis in letzter Stund« ab- zuwenden. Nichts als Blendwerk ist es, wenn der Entwurf eingangs die Aufgaben und Ziele der deutschen Volksschule aufzählt, wie sie in der Reichsverfassung festgelegt sind. Während aber im§ 1 im Hin- blick auf die deutsche Reichsverfassung, Artikel 148, gejagt ist, daß die schulpflichtige Jugend durch Unterricht auf der Grundlage des deutschen Kulturgutes zu körperlicher und geistiger Tüchtigkeit heranzubilden und zu Staatsbürgern zu erziehen ist, die fähig und bereit seien, der deutschen Volksgemeinschaft zu dienen, so wird im 8 4 der„Bekenntnisschule " hinter schein- liberalen Wendungen ein ganz besonderes Erziehungs- ziel gesteckt. Es heißt hier:„Unterricht und Erziehung sind auf den Glauben einzustellen, Lehrpläne, Lehr- und Lernbücher sind diesem anzupassen." Erziehungsgrundlage ist hier also nicht das bekenntnisfreie deutsche Kulturgut, sondern das Lehr gut der Glaubensgesellschaften. Trotzdem heißt es am Anfang, daß die Jugend zur„Volks- gemeinschaft" erzogen werden soll. Also, man beabsichtigt Zerrissen- heit, spricht aber von Volksgemeinschaft! Ganz harmlos hört es sich an, wenn«inleitend so nebenher gesagt wird, daß die Schuljugend „in Unterstützung. Ergänzung und Fortführung der elterlichen Er- ziehung" zu erziehen ist. Diese Worte bedeuten nichts anderes, als die Abhängigkeit der Jugenderziehung von der elterlichen Erziehung und den kirchlichen Mächten, sie bedeuten Ausgabe jeder Schulhoheit des Staates. Diese Absicht des Verfassers zu be- gründen und zugleich zu verschleiern, ist der Zweck der geschickt hineingearbeiteten aber leicht zu übersehenden Bemerkung. Wenn im§ 1 Absatz 3 im Hinblick auf die Reichsverfassung steht, daß die Empfindungen Andersdenkender nicht oerletzt werden sollen, so ist auch das weiter nichts als Fassade: denn wie das in der Bekenntnisschule, die doch von keiner andersdenkenden Minder- heit besucht wird, möglich sein soll, ist ein Rätsel.. Und weiter der Satz:„Die Aufsicht über alle Volksschulen führt der Staat." Man vergleiche hierzu die amtliche Erläuterung „Eine Wiedereinführung der geistlichen Lokalinspektion ist in keiner Weise beabsichtigt." Dadurch soll die T r u g o o r st e l l u n g aus rechtet halten werden, als ob der Staat nach wie vor allein die Schulhchcit ausübt. Wenn der Entwurf der Kirche aber das Recht gibt, in der Bekenntnisschule über Lehrpläne, Lehrziel«, Lehr- und Lernbücher zu bestimmen, dann ist der Staat nicht mehr alleiniger Herr der Volksschule. Was sind denn die von der Kirche bestimmten Kontrolleur«, die den Religionsunterricht zu beaufsichtigen haben? Ob sie„Ortsschulinsxektor" oder„Beauftragter" heißen, ist doch einerlei. t Und nun gar die Gemeinschaftsschule! Wie man von dieser von der Verfassung als Regel vorgesehenen Schulsorm, die der Entwurf zu einer So n der-frchule cherabdrückt,- noch.. jagen kann, man wolle sie vor Benachteiligung schützen, ist unbegreiflich. Der Hinweis auf den Artikel 146 der Reichsverfassung wirkt wie ein Spott, den man zri dem Schaden freigebig hinzufügt. Gewiß sind Abweichungen von der Verfassung an sich zulässig, wenn ein« Zweidrittelmehrheit des Reichstages dafür zu haben ist. Da sich diese Mehrheit aber nicht finden wird, glauben die Väter des Eni- wurfs, sagen zu müssen, er wäre nicht verfassungsändernd. Im Gegensatz hierzu wird alles Licht der gesetzgeberischen Ab- sichten über die Bekenntnisschule ausgeschüttet. Sie soll die Schule des deutschen Volkes fein, in i h r will man den künftigen Staats- bürger erziehen. Ganz unschuldig sieht die Gruppierung der Schulformen aus, und doch versteckt sich dahinter eine bestimmte Absicht. Es fällt wohl jedem Leser des Entwurfs auf, daß von Bekenntnis- und Weltanschauungsschulen die Rede ist, wo doch eigentlich jedes Bekenntnis, auch das kirchliche, eine Weltanschauung bedeutet. Es geht also nicht an, von Bekenntnis- und Welt- anfchauungsschulen zu sprechen. Wenn es aber doch geschieht, dann müßte alles, was über Bekenntnis und Weltanschauung zu sagen ist, unter einer Ueberschrist: Bekenntnisschule(Weltanschauungs- schule) erfolgen: denn was dem einen recht ist. ist dem anderen billig. In den Augen gewisser Leute ist die Weltanschauungsschule etwas Minderwertiges, daher darf sie nicht in der Nachbarschaft der Be- kenntnisschule austauchen. Das könnte abfärben, und das darf nicht fein. Die Bekenntnisschule, das sorgsam behütete und gepflegte Kind, mußt« streng abgeschlossen bleiben und besondere Beachtung und Behandlung erfahren. Mit kluger Berechnung sind die Bestimmungen über die„welt- lich« oder Weltanschauungsschule" erarbeitet. Alles, was über sie gesagt ist, läuft darauf hinaus, sie ihres eigentlichen Charakters als einer allgemeinen wirklichen Gemeinschaftsschule völlig zu entkleiden und aus ihr eine untergeordnete Sektenschule zu machen. Jede Bestimmung verfolgt den Zweck, sie amtlich zu entwerten und ihr das Brandmal einer gewissen Minderwertigkeit auf den Weg zu geben. Man fühlt beim Lesen des 8? förmlich den Zorn des Verfassers über diese Schulform und wird in jeder Zeile an das alte Jagowsche Wort erinnert:„Ich warne Neu- gierige!" Eine weltliche Schule, wie sie aus den Voraussetzungen des weltlichen Staates und der autonomen wissenschaftlichen Erziehungs- lehre sich ergibt, ist freilich etwas ganz anderes als die im Entwurf unterrichtlich gefesselte, pädagogisch entwertete, eingeschnürte welt- liche Schul«. DI« weltliche Schul« aber will und soll nicht zu sektenmäßiger Absonderung, sondern zur freien, ver- antwortungsbewußten Staatsbürgerlichkeit erziehen. Und alles, was man mit dem Begriff:„Renaissance der Erziehung" zu bezeichnen pflegt, wird mit der Ford-rung der weltlichen Schule oerbun- den. Auf ihre Freiheit und Reinheit darf nie verzichtet werden. Der Entwurf aber w'll die in Vorurteilen befangene und ge- halten« Elternschaft gegen sie einnehmen und den Aberglauben über ihre Minderwertigkeit nähren. Schon aus diesem Grunde darf der Reichsschulgesetzentwurf in seiner jetzigen Form nicht Gesetz werden!
9er öeutfth-belgifche Zwischenfall.
Ledigenheime für Landarbeiter. Auf eine Kleine Anfrage über die Verwendung von Staatsmitteln zur verstärkten Förderung des Baues von Landarbeiterwohnungen antwortete der Minister für Volkswohlfahrt, daß diese Mittel auch für die Errichtung von Ledigenheimen und den Umbau vorhandener Massiv- gebäude zu Ledigenheimen für deutsche Landarbeiter Verwendung finden,
V. Sab. Genf , 3. September. (Eigenbericht.) Der deutsch -belgische Zwischenfall dürfte sehr bald in einer für alle Beteiligten durchaus befriedigenden Weise beigelegt werden. Beide Regierungen wollen ihn aus der Welt schaffen. Nur die Nationalisten in beiden Ländern können ein Interesse daran haben, ihn zu vertiefen; die deutschen , indem sie Hinaueposaunen, Belgien habe gekniffen, weil es«in schlechtes Gewissen habe, die belgischen, indem sie den Beschluß des Ministerrats als«ine Des- avouierung Vanderveldes hinstellen und durch chauvinistische Redensarten die Gemüter weiter beunruhigen. Banderoelde, der heut« mittag in Genf wieder einge- troffen ist, hatte nur mit de Brouckere eine Unterredung und fuhr sodann, da er eben noch im Urlaub ist, nach Savoyen , von wo er erst am Montag vormittag zur Eröffnung, der Völker- bunds Versammlung zurückkehren wird. Vor Montag werden daher die im belgischen Kommunique angekündigten Besprechungen mit den Locarnomächten über die Untersuchungskommission nicht beginnen. Bis dahin werden sie aber gar nicht nötig sein, denn es besteht alle Aussicht, daß eine Formel gefunden wird, um die Angelegenheit weiterhin zwischen Deutschland und Belgien beizu- legen. Aus den Kreisen der belgischen Delegation wird betont, daß das belgische Kommunique, gegen das sich eine Erklärung Stresemanns recht scharf gewandt hatte, in unrichtiger Form ins Ausland weitergegeben worden sei: tasächlich werd« von früheren Gegenvorschlägen Deutschlands darin nicht gesprochen, und der belgische Ministerrat habe eine Untersuchung über den Frank- tireurkrieg keineswegs grundsätzlich abgelehnt. Nach- dem aber inzwischen nach den entstandenen Polemiken, die übrigens ihren Ursprung in der nationalistischen französischen Presse haben, erkannt worden ist, daß eine solche Untersuchung keineswegs zur Befriedung der Mächte führen würde, müßte der Gedanke einer Untersuchung vorläufig aufgegeben werden. Es ist übrigens kein Geheimnis, daß Deutschland kein übertriebenes Interesse daran hat, eine solche Untersuchung zu erzwingen. Die Reichsregierung hatte nur zum Ausdruck gebracht, daß sie ihr nicht ausweichen v?olle. Jaschistischer Anschlag aufvanüervelöesRatsmanSat. V. Seh. Genf , 3. September. (Eigenbericht.) Der Haß, den sich Genosse Vandervelde durch seine Un- Nachgiebigkeit gegenüber den italienischen Faschismus seit Locarno in steigendem Maße zugezogen hat, äußert sich in einer Intrige gegen die Wiederwahl Belgiens (Dandervelde) in den Völker- bundsrat. Danderoelde ist im September 1326 nur auf ein Jahr gewählt worden. Die Wiederwahl Belgiens gilt jedoch bisher als selbstverständlich und sie wurde seit Monaten von der deutschen Delegation ebenso lebhaft befürwortet wie von der franzö- fischen. Die besonderen Verdienste Vanderveldes um die euro - päische Verständigung und seines Stellvertreters de Brouckere als Vorsitzender der vorbereitenden Abrüstungskonferenz um die Regelung des Abrüstungsgedankens können nur von denen bestritten
Ein Gedenktag.
Zehn Jahre seit dem Justizmord an Alibis und Reichpictsch. Am 5. September 1917 wurde auf dem Schießplatz Wahn bei Köln das„Urteil" des Marinekriegsgsrichts gegen die beiden Ma- trafen K ö b i s und R e i ch p i e t s ch„vollstreckt", das heißt die beiden jungen Leute wurden nach militärischem Komment e r- schössen! Ueber die Vollstreckung wird vorschriftsmäßig berichtet, daß zur Strafvollstreckung ein„Detachement in Stärke einer Kom- pagnie befehligt war und daß Major von Möhrs das Verfahren leitete.„Der zur Teilnahme an der Bollstreckung kommandierte landsturmpflichtige Arzt Werner stellte 7,94 Uhr den sofort ein- getretenen Tod beider Verurteilter sest." Nüchtern, kalt, sachlich spricht der Bericht dl« Tatsachen aus, die eine politische und menschliche Tragödie um- schließen. Denn das hier„vollstreckte" Urteil bedeutet einen der grauenvollsten Skandale, die die Militärjustiz während des Krieges zutage gefördert hat. Trotzdem mehrere der juristischen Berater der Militärbehörden das Todesurteil wegen angeblicher Vorbereitung eines Hochverrats schon aus juristischen Gründen für unmöglich und gesetzlich unzulässig erklärten, wurde das Urteil von dem A d m i r a l Scheer bestätigt, um„ein Exempel zu statuieren"! Dieser Admiral, der noch heute als volksparteiliche Leuchte gefeiert wird, schrieb in der Bestätigungsurkunde: „Die in dem Rechtsgulachten geltend gemachten Bedenken erkenne ich an." Trotzdem ließ er die beiden jungen Leute, von denen Reichpietsch Baptist war, erschießen, weil sie durch Unterschriftensammlung für einen Verständigungsfrieden Hochverrat vorbereitet und„militärischen Ausstand" betrieben haben sollten! Zehn Jahre sind seit der Bluttat verflossen. Aber die Erinne- rung an diesen Justizmord derKriegszeit soll nicht untergehen! Chamberlain- Srianü- Nakovfkp. Französisches Vorgehen gegen Botschaftsmihbrauch. Paris . 3. September. (Eigenbericht.) Wie wir von gutuntcrrichteter Seit« erfahren, ist die Intensität, mit der das Kabinett Poincare seinen im Sommer eingeleiteten Feldzug gegen die K o m m u n i st e n wieder aufgenommen hat, die Folge der jüngsten Aussprache Chamberlain- Briand. Cham - berlaiu, dem es ganz offenkundig darum zu tun war, Frankreich in die Seile seiner antirussischen Politik zu spannen, scheint dies- mal bedeutend m«hr Glück damit gehabt zu haben als im Juni. Jedenfalls hat der französische Ministerrat am Freitag nicht nur die energisch« Fortführung des Angriffs gegen die kommunistische Agi- tation im Innern Frankreichs beschlossen, fondern auch seine bis- herigen Bedenken gegen Rückwirkungen auf das Berhältnis zu Sowjetrußland fallen lassen. Der Gedanke eines Bruches mit Moskau , den noch vor kurzem die Mehrheit der Minister ent- schieden ablehnte, hat stark an Boden gewonnen, wie die am Sonn- abend vom„Matin" und anderen Blättern veröffentlichten scharfen Angriffe auf den russischen Botschafter R a k o o s t y beweisen. Dies wird als die Einleitung einer diplomatischen Offensive angesehen, die früher oder später zum Bruche führen könnte. Wie wir hören, plant die französische Regierung bereits für die nächsten Tage die Ver- öffentlichung umfangreichen. Materials zum Nach- weis, daß die Machthaber in Moskau unter Verletzung ihrer Zu-
werden, die dem Völkerbund feindlich gegenüberstehen. Dennoch versucht S c i o l oj a, offenbar auf Weisung Mufsolinos, Stimmung gegen die Wiederwahl Belgiens zu machen.� Di« Italiener erklären, daß das bei der Neuregelung der Ratsfrage im vorigen Jahr« be- schlossene Prinzip des turnusmäßigen Ausscheidens gewahrt werden müßte: erstreb« doch auch die Tschechoslowakei nicht ihre Wiederwahl, darum könne auch Belgien verzichten. Der Zweck dieser Propaganda ist nur allzu durchsichtig: Mussolini will den Soziali st«n aus dem Rat entfernen und rechnet daher auf die Solidari- tät der übrigen reaktionären Regierungen und auf eine Wirkung des jüngsten deutsch - belgischen Zwischenfalls. Darin täuscht sich Mussolini aber gründlich. Gerade die deutsche Delegation hält di« Wiederwahl Vanderveldes in den Völkerbundsrat für in höchstem Grad« erwünscht und die überwiegende Mehrheit der Bölkerbundsmitglieder wird durch keinerlei Intrigen sich von der gleichen Ueberzeugung abbringen lassen. Zur Sesatzungsöebatte. Ein Geheimbericht des Generals Guillaumat. Ueber die Pariser Veröffentlichung eines Geheimberichts des französischen Generals Guillaumat berichtet MTB. in dieser polemisch zurechtgemachten Form: Das Wochenblatt„Aux Ecoutes", das Mitte August einen angeblichen Geheimbericht des Befehlshabers der Rhein- armee, General Guillaumat, an den Kriegsminister ver- öffentlichte, druckt heut« auch den Annex zu dem Geheimbericht ab, und zwar wiederum unterWeglafsungdesDatums, um eine Irreführung der öffentlichen Meinung Frankreicbs herbei- zuführen,— mit der Begründung, es sei dies seine Pflicht, nach- dem der französische Außenmini st er eine neu« Schwäche gezeigt habe. Es handelt sich um einen Auszug. General Guillaumat beschäftigt sich mit den Vereinen, die nach seiner Ansicht von ehemaligen Offizieren und Unter- offizieren geleitet auch im besetzten Gebiet ihre Mit- glieder militärisch ausbilden lassen wollen. Unter den Vereinen, die angeblich gefährlich sein sollen, werden aufgeführt, Reiter- vereine, Tu r n oereine und Krieger vereine. Außerdem wundert sich der Oberbefehlshaber der Rheinarmee» daß die Polizisten be- waffnet sind. Der Bericht spricht alsdann von der Entwicklung der Luftschiffahrt und von den drei Konzentrationsbasen Köln , Frankfurt und Karlsruhe , sowie von den Flughäfen in Aachen , Trier . Speyer , Germersheim , Kaiserslautern und Pirmasens , di« nach seiner Ansicht eine militärische Be- d e u t u n g haben. Eisenbahnlinien von angeblich nur lokalem Interesse würden errichtet, in Wirklichkeit aber trügen sie strate- gischen Charakter, wie die Bahn Neuß—Libba— Rheinthal. Auch die Vergrößerung von Bahnhöfen und die Ausdehnung des Telephonnetzes werden als Gefahr bezeichnet. Schließlich führt der Geheimbericht noch den Wegebau und die Herstellung und Berbveiterung einiger Rheinbrücken als Momente für di« Be- unruhigung an. Es will uns scheinen, daß ein Bericht des Oberbefehlshabers der Besatzungsarmee für die französische Regierung— besonders für die jetzige— schon seine Bedeutung haben wird.
stcherungen, die Privilegien ihrer diplomatischen Vertretungen auch in Frankreich im Dienste der kommunistischen Internationale ekla- tant mißbraucht haben. Paßentziehung gegen ei« Unterhausmitglied. Der britische Außenminister hat den Paß des kommunistischen Parlamentsmitgliedes Saklatoala, der zur- Reis« noch Indien visiert war, für ungültig erklärt.
die ersten wiener Juli-prozeffe. Zusammenbruch der Anklagen. Wien , 3. September. (Eigenbericht.) Am Sonnabend verhandelten zwei Schöffensenate die ersten Prozesse wegen der Ereignisse vom 15. und 16. Juli. Es waren drei Arbeiter der Erpressung angeklagt, dadurch begangen, daß sie Autos durch Drohungen angehalten und die Insassen zum Aus- steigen genötigt hätten, weitere wegen Auflaufs, begangen da- durch, daß sie sich in Streit mit der Wache einließen und die Wache beschimpft haben sollen. Unter den wegen Erpressung Angeklagten ist auch ein IZjähriger Lehrling. Er wurde zu einem Monat Arrest bedingt verurteill, die beiden anderen wegen Erpressung Angeklagten wurden zu 3 und 2 Monaten Kerker verurteilt. wobei die Untersuchungshast angerechnet wurde. Von den wegen Auflaufs Angeklagten wurden zwei freigesprochen, einer wurde zu einem Monat strengem Arrest verurteilt, durch die Untersuchungshaft verbüßt. Die Anklagen sind in diesen ersten Prozessen ziemlich zusammengebrochen. Abtragung öer Justizpalastruine geforüert. Der Wiener Magistrat als Baubehörde hat, nachdem er den Zustand des Justizpalastes hatte prüfen lassen, an die Regierung die Aufforderung gerichtet, den Justizpalast vollständig ab- zutragen, da infolge des Brandes selbst die Ziegel sehr gelitten haben, so daß ein Umbau gefährlich wäre. Die Partei wächst weiter. Wien , 3. September. (Eigenbericht.) Die bürgerliche Presse hatte behauptet, daß die sozialdemokra- tische Organisation infolge der Juliereignisse geschwächt worden sei. In Wirklichkeit Hot, wie das Sekretariat der Wiener sozialdemo- kratischen Organisation mitteilt, eine Zählung der Mitglieder er- geben, daß in der Zeit vom 15. Juli bis 31. August in Wien nicht weniger als 7500 neue Mitglieder der Parteiorganisation bei- getreten sind, obwohl stets durch den Sommer die Zahl der Mit- glieder etwas zurückzugehen pflegt. Es gibt jetzt in Wien 373 000 organisierte Sozialdemokraten, davon 120 000 Frauen. Aus der Partei ausgetreten sind im ganzen 133!
Zabritfeuer in Weißensee. In einem Fabritraum der Eisenwerte Gosel war gestern abend gegen Vili Uhr Feuer entstanden, das von dem Wächter erst bemerkt wurde, als aus den Fenstern helle Flammen emporschlugen. Nach ziemlich zweistündiger Tätigkeit gelang es der Feuerwehr, den Brandherd einzukreisen. Di« Aufräumuggsarbeiten dauerten bis in die Morgenstunden hinein.