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Wir sind sicher, daß an dieser Verfassungsfeter ten deutsch

fonen weigerten, Gaststätten zu besuchen, die in allen Farben Deutschnationale Schwarzrotgold- Scheu. nationaler Abgeordneter etwas auszusehen hat. Und nach dem Bor­der Welt zu flaggen, nur nicht in den verfassungsmäßigen Fahnenstangen gefährden die Ernte. Der grüne Jäger- bild des Direktors Rogalski arbeiten fie nun fleißig im Kohlfeld hut als Zylinder. Ein fleißiger Arbeiter im Kohlfeld.

deutschen.

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Herr Koch hat sich auch nicht gescheut, die unerträglich heuchlerische Bemerkung zu wiederholen, die schwarzrotgolde­nen Farben seien durch die Agitation des Reichsbanners Parteiflagge geworden". Herr Koch weiß doch sehr gut, wie seine Gesinnungsfreunde die Farben der Republik  zu behandeln liebten und noch behandeln, wie ihre Besude­lung mit den gemeinsten Schimpfworten wovon das heute beliebte ,, schwarzrot gel b" nur eine Ableitung ist gang und gäbe war, wie oft bornierter Fanatismus an diesem Symbol der neuen Staatsform vergriff. Zur Abwehr dieses parteimäßig reaktionären Angriffs auf Schwarzrotgold ist das Reichsbanner gegründet worden, und seine unbestreit= baren Erfolge erregten bei den Gesinnungsfreunden des Herrn Koch wilde Wut. Nachdem sich nun eine überpartei­liche Organisation gefunden hat, die die verfassungsmäßigen Farben gegen den reaktionären Böbel schüßt, verteidigt und zur Anerkennung bringt, stellen die Deutschnationalen das Ganze auf den Kopf und erklären: Dadurch, daß sich das Reichsbanner der Reichsfarben angenommen hat, sind diese zu einer Parteiflagge geworden.

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Der Herr Reichsverkehrsminister Roch folgt gebantenlos dieser Abart von Logik und bezeichnet die verfassungsmäßigen Reichsfarben als Parteiflagge". Das tut er zweifellos in der Absicht, die Reichsfarben herabzusehen. Er gibt seinen Hörern zu verstehen: Diese Flagge ist gar nicht e ure Flagge, sondern sie ist die Flagge einer feindlichen Organi­

sation.

Das ist der Koalitionsfollege des Reichsbannerfameraden a. D. Wilhelm Marr  !

Attentat auf einen Vertreter der USA  . Politische Hintergründe?

Dresden  , 5. September.

Die Dresdener Kriminalpolizei stellt Erkundungen über ein Attentat an, das am Sonnabend an dem Sekretär der Handels­abteilung des amerikanischen   Ronsulats in Dresden  , dem Kaufmann Emil Sieger, verübt wurde. Dieser wurde bei einem Spazier­gang von einem unbekannten Mann am Sonnabend abend in den Rücken geschossen, glücklicherweise ohne lebensgefährlich verletzt zu sein, da die Kugel dicht unter dem Herzen steden blieb. Steger befand sich auf einem Spaziergang in Begleitung seiner Frau und eines Freundes, die aber beide nach dem Attentat mit dem Schwer­verletzten so sehr beschäftigt waren, daß der Täter unerkannt ent­tommen fonnte.

Die alsbald alarmierte Mordkommission nahm sofort eine Ab­suchung des Geländes vor, auf dem sich der Vorfall abgespielt hatte. Es war in der Nähe des Bismarc- Dentmals auf den Päcknizer Höhen. Ein Polizeihund verfolgte eine Spur bis zur nächsten Straßenbahnhaltestelle. Auf der Flucht ist der vermutlich crtsunkundige Täter in eine Lehmgrube gestürzt, aus der er sich cber wieder herausarbeitete.

Welche Motive der Tat zugrunde liegen, ist unbekannt. Die vorliegenden Meldungen äußern den Verdacht, daß es sich um einen Rache aft wegen der Hinrichtung Saccos und Vanzettis handele. Als einziger Anhaltspunkt dafür dient die Tatsache, daß der Kon­fulatssekretär in der Angelegenheit Sacco und Vanzetti faft 30 Ab­ordnungen empfangen und mit ihnen verhandelt hat. Es bedarf also erst näherer Beweise, ob diese Vermutung überhaupt gerecht fertigt ist. Die Kriminalpolizei seht ihre Untersuchung fort.

Der Oftausschuß des Preußischen Landtags   bereist zurzeit die Provinz Ostpreußen  . Die Abgeordneten wurden am Sonntag in Königsberg   von Vertretern der Provinz empfangen. Oberpräsident Siehr verwies dabei auf die bedrohte Lage Ostpreußens   und auf. deffen Benachteiligung durch die Reichsregierung, die bekanntlich die Mittel für die Grenzlande im Osten durch Geldzuweisungen an Bayern  , Baden und Sachsen   stark vermindert hat.

Piscator- Bühne.

Hoppla- wir leben" von Ernst Toller  . Man stürzte sich auf das Stück, auf seine Politik, auf seine Kunstform, auf seinen Regisseur. Neben den feinen Leuten, die Frack und Smoking zur Feier des Abends gewählt und ihre Damen mit den schon frühzeitig ausgemotteten Winterpelzen und vielleicht schon bezahlten Perlenkolliers geschmückt hatten, standen, tattun­bekleidet, mit Wandervogelhosen und Schillerkragen, die Gott sei Dank sehr gefunden und sommerlich gebräunten Jünglinge und Mädchen, die von der bevorzugten und sonst auch überall sichtbaren Premierengesellschaft deutlich und standesgemäß abgesondert bleiben wollten.

Es geschah folgendes: der aufpeitschende und fabelhafte Film, den Erwin Piscator   und sein Kameramann Kurt Dertel zeig ten, hat sich dem Gedächtnis tief eingeprägt. Während Edmund Meisel   eine bohrende und urweltlich betäubende Musik spielte, wurde die Zeitenuhr vom August 1914 bis zum 3. September 1927 noch einmal aufgedreht. Der riesige, erschreckend schwarze Zeiger ragte über die blendende Leinwand. Mit Krümperwagen und Kano­nen schob sich die Weltenkriegsarmee ins Feld. Greuel und Grauen im Schnee, Sturmangriff, Explosionen, Drahtverhau, Patrouillen­sprünge, Sterben, Hassen. Endlich Waffenstillstand. Nur die Hände und der verdreckie Unterförper der eben noch feindlichen Soldaten, die sehnsüchtig nach der Versöhnung greifen, werden sichtbar. Bapier frieden, Spartakus, Kapp- Butsch, Kampf nicht mehr gegen die Kriegs. heere, sondern gegen das Bürgervolt im Landesinneren. Wahl­agitation mit Lastautos, schreienden Plakaten, Flugblättern, Extra ausgaben der Zeitungen, Rußlandrevolution, Mussolinis Marsch, dazwischen aber Cancan und Jazz in Bar und Tingeltangel. Bor­match, Rennplagklamauf, nackte Ballerinenschenkel, alles mitein­ander, durcheinander, übereinander. Der Zeitenzeiger dreht und droht gespenstisch über die Leinwand. Nichts barf verweilen, jedes Ereignis muß dem wahnsinnigen Mischmasch vorbeirajen, gegen einander, untereinander, Tobsucht und Idee, das verfluchte, beinahe schon vergessene Unglück der legten Jahre, Fanal und Feuer der biden Berta, Kaliber 42, alles zugleich, alles im Wirrwarr. Wer nicht ganz und gar abgebrüht ist, oder gekofft oder Morphium ge­sprigt hat, fängt zu zittern an. Und immer noch das Bumsen und Heulen und Wiehern und wütende Gettäff dieser jappenden, jagen den, jaulenden Mujit. Dreizehn Jammerjahre illustriert mit sausen­den Bildern und durch irrsinnige, doch die Nerven ungeheuer zer­hemmende Musik. Der letzte Film verdunkelt, der letzte Ton ver­dröhnt, Piscator   hat uns geräbert, wie er uns rädern wollte.

Der Vorhang öffnet sich. Auf der Bühne wird Ernst Tollers   Stüd oppla, mir leben" gespielt. Am Anfang starte Spannung. Draußen fnallen die Gewehrfalven, das Ge­knattere hallt drinnen in der Kerkerzelle bei fünf Menschen wider, die auch an die Wand gestellt werden sollen. Todesangst und Revo­lutionärmut noch aufregend gemischt. Der Präsident der Republik begnadigt die zum Tode Verurteilten. Der eine, Wilhelm Kilman, der einst roter Soldatenrat war, darf bald in die Freiheit. Der andere, Karl Thomas, wird noch acht Jahre im Zuchthaus gehalten. Nach diesem dramatischen Vorspiel ist Kilman schon Minister ge­worden, und Thomas redet mit dem Minister. In Thomas kann

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Trotz aller Richtlinien und deutschnationalen Ministerreden treibt die Schwarzrotgold- Scheu der angeblichen Regierungspartei immer neue Blüten. Ueber den Preußischen Landtag   ergießt sich zurzeit eine Flut Kleiner Anfragen deutschnationaler Abgeordneter, die lediglich den Zweck verfolgen, ihrer Wut über die Durchführung der Verfassungsfeier in Preußen Ausdruck zu geben. Freilich, als offizieller Abgeordneter der Partei kann man nicht mit der Un­geniertheit der Kreuzzeitung  " verkünden, daß einem Richtlinien und Ministerversprechen Wurst sind. Da müssen denn die lächerlichsten und dümmsten Vorwände herhalten, um die Maßnahmen der preußi­fchen Regierungsorgane zu betritteln.

Typisch hierfür ist eine Kleine Anfrage des holsteinischen deutsch  nationalen Abgeordneten Milberg. Herr Milberg ist un­tröstlich über den Erlaß, den der Landrat des Kreises Oldenburg  ( Holstein), Dr. Schmidt, kurz vor dem Verfassungstage heraus gebracht hat. In anerkennenswerter Weise hat der Landrat Dr. Schmidt dafür gesorgt, daß rechtzeitig schwarzrotgoldene Fahnen für die Beflaggung der Schulgebäude von der Regierung besorgt. wurden. Da Dr. Schmidt aber seine Pappenheimer fannte und wußte, daß Deutschnationale nie um Ausreden verlegen sind, wo es gilt, republikanische Regierungsmaßnahmen zu sabotieren, so hatte er bei Uebersendung der Fahnen in dem Geleitschreiben angeordnet, daß dort, wo etwa noch Fahnenstangen auf den Gebäuden fehlen sollten, zunächst einmal eine geeignete Stange proviso risch hergerichtet und die Fahne daran genagelt werden sollte.

Ueber diese Durchfreuzung einer erhofften Sabotagemöglichkeit ist Herr Milberg aus dem Häuschen. Er hat entdeckt, daß die pro­visorische Herrichtung von Stangen eine ungeheure Gefahr für den Kreis Oldenburg   bedeute. Man muß es wörtlich genießen. In der Anfrage des Herrn Milberg heißt es:

Da das Beflaggen von Schulgebäuden auf dem Lande bisher nicht üblich war, fehlte es an Fahnenstangen. Es mußten also, wenn den Anordnungen des Landrats gefolgt werden sollte, Leute zum Herrichten von Fahnenstangen abgeordnet werden, die sonst mit der Bergung der Ernte, die sich in diesem Jahre be­sonders schwierig gestaltet, beschäftigt waren... Hält das Staats­ministerium es für richtig, daß diese Verfügung so spät erlassen wurde, daß Arbeitskräfte der Einbringung der Ernte entzogen werden mußten?"

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Herr Milberg hat als Parlamentarier schon öfter bewiesen, daß ihm der Sinn für Komit zum mindesten für seine eigene gänzlich abgeht. Bei seiner parlamentarischen Ungeschicklichkeit glauben wir auch gern, daß er mindestens einen Tag dazu braucht, um eine schwarzrotgoldene Fahne an eine Stange zu nageln. Nor­malen Leuten dürfte dies jedoch in wenigen Minuten möglich sein. Und so bleibt nur zu bedauern, daß Herr Milberg selber nicht mit gutem Beispiel vorangegangen ist und seine Kraft in den Dienst der Erntearbeit gestellt hat, anstatt mit findischen Kleinen Anfragen sich und dem Minifterium überflüssige Arbeit zu machen.

Uebrigens haben andere Leute ganz nach dem Herzen Milbergs gehandelt. Wie aus einer Kleinen Anfrage des Genossen Neumann­Allenstein hervorgeht, nahm die Verfassungsfeier in Heilsberg( Dft­preußen) einen eigenartigen Verlauf.

Am Flaggenmast des Landratsamts wehte die preußische Flagge. Aus einem Dachfenster, von Bäumen fast perdeckt und auf die Stange gerollt war eine zweite Fahne herausge stedt( vermutlich die Reichsflagge).

Die Feier fand in einem unbe flaggten Schulgebäude statt. Das betreffende Schulzimmer war ohne jeden Schmud. Die Festteilnehmer trafen bei ihrer Ankunft den Schul­leiter, Direktor Rogalski, arbeitend im Rohlfeld des Bor= gartens an.

Von den Spitzen der Behörden waren nur der Bürgermeister und der Landrat erschienen. Dieser hatte als Kopfbedeckung einen grünen Jägerhut und hielt eine Festrede" über die Kom= petenzverteilung zwischen Reich und Ländern.

an.

ihrer Kleinen Anfragen.

Gedenktag der Schande. Kundgebung am Grabe der ermordeten Matrosen. Köln  , 5. September.  ( Eigenbericht.)

Die Sozialdemokratische Partei Kölns hatte ihre Anhänger für Sonntag zu einer großen Kundgebung an der Stätte aufge­rufen, an der am 5. September 1917, also vor zehn Jahren, der Matrose Reich pietsch und der Heizer Köbis   unschuldig hingerichtet worden waren. Aus dem ganzen Rheinland   waren

Tausende und aber Tausende dem Ruf gefolgt. Die Gedenkrede hielt Reichstagsabgeordneter Dittmann. Er hob nochmals die unschuld der erschossenen Matrosen hervor und kennzeichnete das der Kundgebung wurden drei Kränze durch Kameraden der Er­Mordsystem der alten militaristischen Gewalthaber. Zum Schluß schoffenen an deren Gräbern niedergelegt.

Kein Bruch Frankreich  - Rußland. Erklärungen Briands und Rakowskis.

Paris  , 5. September.  ( Eigenbericht.) Zu der Angelegenheit Ratowsti läßt Briand   durch die Radio­agentur erklären, er überlasse der Sowjetregierung die Entscheidung, ob Rakowski abberufen werden soll aber nicht. Er selbst betrachte die Desavouierung Ratowstis durch Tschitscherin als befriedigend. In keinem Falle aber dürfe man diese bedauerliche Angelegenheit" als einen Schritt zum Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu Rußland   auffassen.

Rakowski läßt durch die russische   Botschaft erklären:

Er mißbillige auf das Entschiedenste die Idee, als sollten die Bertreter Sowjetrußlands in Frankreich   Aufstand und Desertion organisieren. Jeder Vertreter Rußlands  , der sich in die inneren Angelegenheiten Frankreichs   einmische, würde sich unwürdig zeigen des Vertrauens, das er genieße und ungeeignet zur Mit­arbeit an der Annäherung beider Länder. Die Erklärung, die er( Rakowski) als Mitglied des fommunistischen Zentralfomitees unterzeichnet habe, fasse nur die Hypothese eventueller Kriege gegen Rußland   ins Auge und beziehe sich also nicht auf einen konkreten akuten Fall, noch weniger auf Frankreich  , das Rußland   gegenüber Friedenspolitit treibe. Ratowitis Unterschrift unter der Erklärung fönne für seine diplomatische Tätigkeit nur die Schlußfolgerung zulassen, daß er mit um so größerer Energie an der Beseitigung der noch bestehenden Diffe= renzen arbeiten und so die Friedensaussichten erhöhen wolle. Rakowski protestiert endlich mit aller Schärfe" gegen jede andere Auslegung, die der Politit seiner Regierung, feinen eigenen Gefühlen und seiner Meinung durchaus zuwiderlaufen müssen.

Diese Erklärung Rakowskis bringt natürlich die Angriffe ge= wisser Blätter nicht zum Schweigen. Der Matin" verlangt auch heute noch, daß Ratowski fofort ausgewiesen werde und schreibt, daß die meisten der jetzt im Gefängnis fizenden französischen   Kom­munisten nicht soviel gesagt und geschrieben hätten wie Rakowski. Wäre Rakowski ein Arbeiter und nicht etwa Botschafter, dann wäre er schon längst jenseits der Grenze. Es sei ein unmöglicher Zustand, daß der Präsident der Republik   diesem Menschen noch einmal die Hand gäbe, daß Briand   ihm einen Stuhl anbiete und daß französische   Truppen vor ihm präsentierten. Man dürfe allerdings nicht so naiv sein, zu glauben, daß der Nachfolger Rakowskis besser sein würde; die Sowjetbotschaft werde immer der Ort sein, wo Komplotte gegen die Sicherheit und Ordnung Frankreichs   ausgehecht werden. Aber man müsse verlangen, daß der Vorsteher der Botschaft diese Tätigkeit wenigstens ohne Lärm

betreibe.

Türkische Wahlkomödie. Sämtliche Kandidaten der Volks­partei wurden in 48 Wahlkreisen, die im ganzen 241 Abgeordnete zu stellen haben, gewählt. Die noch ausstehenden 8 Wahlkreise mit 75 Abgeordneten werden natürlich ebenso wählen".

die Revolutionsidee nicht erlöschen. Der Wahlrummel und Kilmans fönnen. In der Komödie 3insen", übrigens dem ersten Stück, das Opportunitätsgeschwäß, das efelt den unwandelbaren Revolutionär Bernhard Shaw verfaßt hat, richtet er seine Pfeile gegen Thomas hat kein Brot, fein Weib, teine Bleibe. Die Revo- Mietwucherer. Der junge Dr. Trench will von seinem Schwieger­lutionsidee ist sein einziges Eigentum. Um diesen letzten Schatz vater, Herrn Sartorius  , feine Mitgift annehmen, als er erfährt, daß er ein Spelunkenbesitzer ist und sein Geld aus dem Aeristen der nicht zu verlieren, will er den Revolver auf Kilman ziehen. Ein anderer kommt ihm zuvor, ein Mörder von der Clique rechts, der Armen grausam herauspreßt. Dieser edle Bug des jungen Herrn ruhiger schießt und tödlich trifft und entkommt. Bei Thomas wird hält aber nur solange vor, bis es an den eigenen Beutel geht. Weit der Revolver gefunden. Kopf ab für Thomas, haben die Richter schlimmer als die geschäftstüchtigen Häuserbefizer tommen bei Sham bestimmt. Als der wirkliche Täter gefaßt wird, und Thomas wieder die erbarmungslosen jungen Leute weg, für die es Armut einfach in die Freiheit könnte, ist er moralisch nicht mehr lebensfähig. Er nicht gibt, weil sie das Elend nicht sehen und nicht sehen wollen. Die Komödie ist aktueiler als es die vornehmen Besucher der Komödie hängt sich auf. Ist das ein Zeitstück? In der Anlage und in der Phantaste geträumt hätten, obwohl es für sie kaum etwas ausmacht, ob zehn­ficher. Hoppla wir leben", das ist ja ein feffer und feifender oder zwanzigprozentige Mietsteigerungen geplant find. Der Wohl Titel. Man hofft, Toller wird uns das dramatische Wort ebenso fahrtsminister sollte sich das Stück recht bald ansehen. Vielleicht mächtig ums Maul schlagen, wie Piscator das mit seinen Bildern, stimmt es ihn, trotz all der Luftigkeit auf der Bühne, ein wenig nach­wie Meisel das mit seinen höllischen Disharmonien vermochte. Doch denklich. Die Bilder der großartige Stoff ist dem Dramatiker zerronnen. der Realität, die er erfindet und gestaltet, sind mit den kindlichsten Mitteln ausgestattet. Toller hat mit unzulänglichen, aus der dürfti­gen Tageszeitung geborgten Worten die Schande der Streber, der verantwortungslosen Kannegießer, der soldatischen Großschnauzen, des Adelspacks, des Fememörders und des Geldbonzen gegeißelt. In diesem Kampf, in dieser Gesinnung und unbeugfamen Ehrlichkeit ist er unser treuer Genosse. Er ist sogar mehr als er selber, da er mehr gelitten hat. Aber er hat ein miserables Theaterstück ge­fchrieben. Sein Bathos zündet nicht, wenn es auspufft. Giniges Karikaturistische gelingt ihm, hie und da spießt seine Sattre einen Trottel auf. Doch bald wieder die mitleidwürdige Ohnmacht des Charakteristikers, der nur redende Schatten erschuf.

Höchst erquicklich ist die Darstellung unter Forster­Larrinagas Regie. Albert Steinrück   hat das unheimliche Format des unerbittlichen Zinseintreibers Sartorius  . Aus seiner falten Gemessenheit droht beständig ungezügelte Brutalität hervorzu­brechen. Grete Mosheim   faßt die Tochter Blanche weniger laut, weniger unwirsch und histerisch, aber nicht weniger wirksam ab, als es die Rolle vorsieht. Die Komödie beendet eine prachtvolle Liebes­szene, die sie und ihr Partner, Hans Brause wetter, ganz entzückend spielen. Mag Gül storffs( Colane) würdevole und ewig gefränfte Grandezza ruft Lachstürme hervor. Julius Falfen­stein ist als schäbiger Agent bejammernswert, mitleidheischend und später als gemachter Mann höchst belustigend in seiner Bielgeschäftig­teit. Renée Röhler, eine neue Erscheinung im Ensemble, fällt durch ihr hauchzartes Wesen auf.

Der Schauspieler merkt es sehr bald, daß er keine Rolle, son­dern nur unbändig leblose Worte zu beleben hat. Der Schauspieler" Der rote Hahn  " ist nicht Gerhart Hauptmanns  greift dann zu Drückern und Tricks und Ueberchargierungen. Borglücklichster Wurf. Auch hier bewundern wir seine Gestaltungskraft, läufig find bei Biscator wenige Schauspieler, die dieses Kunststück die leibhaftige Menschen auf die Beine stellt, und eine Gott sei Dank fertig bringen ohne läftig zu werden. Alerander Granach   überwundene Welt für Stunden lebendig werden läßt. Aber im ist glücklich, sich in den tragischen Revolutionär hineinträumen zu roten Hahn" sprudeln Humor und Satire nicht mehr ursprünglich, dürfen. Er überwindet trozdem nicht die Eintönigkeit, an die er und der tragische Ausgang will nicht recht in das hohe Lied von gebunden ist. Oskar Sima  , der Darsteller des die Revolution selbstbewußter Spizbüberei passen. Um so mehr hat die Bühne die verratenden Ministers, füllt die Schattenrolle noch am besten. Verpflichtung, die Kostbarkeiten des Dramas glänzen zu laſſen. Aber Baul Gräß amüsiert als trotteliger Spießer, weil dieser politi die Aufführung im Thalia Theater unter Josef Gielens fierende Tapergreis die einzige dem Dramatiker gelungene Figur Regie ist einfach undiskutabel. Bühnenbilder und Darſteilung sind ist. Alles andere bleibt Mittelmaß und wird von dem wahrschein gleich kümmerlich. Statiſtenrollen sind aus unerfindlichen Gründen lich selbst refignierenden Regisseur gar nicht erst strapaziert. Tollers Freunde jubelten um den Erfolg. Die Gesinnungsfeinde gestrichen. Die Vorgänge schleppen fich mühselig hin, so daß jeder Kontakt mit dem Parkett verloren geht. Else Beck- Neft stellt wehrten sich nicht. Doch alle, ob Freund oder Feind, gerieten irgend die Fieligen als ein schleichendes Weib mit verfrockenem hinter­wie in Hize um dieses neue Piscator- Theater, das ein sehr energi hältigen Charakter und böse stechendem Blick hin. Sie spricht einen scher und erfindungsreicher Mann gegründet hat. Dialekt, der außer in der Theaterschule nirgends beheimatet ist. Mar Hochdorf. So sieht die immer noch resolute verwitwete Wolfen nicht aus. Einige respektable Leistungen können an dem traurigen Ergebnis des Abends nichts ändern. Ernst Degner.

Das Wohnungselend auf der Bühne.

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3wei Bühnen eröffnen die Saison mit Komödien, die schon über immer leider ein Bierteljahrhundert alt sind und deren Thema noch aktuell ist. Die beiden Theater und ihr Besucherstamm, die Stücke selbst, das Milieu, in dem sie spielen, und auch die Dichter find grundverschieden, aber der Vorwurf ist der gleiche: Das Elend der Aermsten, die teine vernünftige Stätte haben, wo sie sich betten

Die Mitglieder der Bolfsbühne E. D. werden von der Geschäftsleitung ersucht, ihre Mitgliedstarte, soweit es noch nicht geschehen ist, raschestens ab­am Schiffbauerdamm, Schiller- Theater, Thalia- Theater, Oper am Platz der zuholen. Die Borstellungen aller Bühnen( Theater am Bülowplay, Theater Republif, Biscator- Bühne) haben inzwischen begonnen. Neuanmeldungen von Mitgliedern müssen sofort erfolgen.