Die Maulaufreißer.
Tagung des Alldeutschen Verbandes .
Unbeachtet von der übrigen Welt haben die Alldeutschen foeben in Halberstadt ihren Verbandstag abgehalten. Ihr Leiborgan, die ,, Deutsche Zeitung", nennt unter den Prominenten der Tagung neben Justizrat Claaß, General v. Liebert usw. auch den Stresemannverleumder Rechtsanwalt Müller- Plauen. Alles in allem muß man jedoch feststellen, daß zu den seit Jahrzehnten bekannten Namen teine neuen hinzugekommen sind. Trotz der trampfhaft beibehaltenen Großmäuligkeit macht die ganze Gesellschaft einen recht altgewordenen Eindruck.
Der Grundton der Tagung war auf den Erfahrungsgrundsatz abgestimmt, daß friegerischer Heldenmut meistens ein Produkt der Angst ist. Also galt es, durch Erzeugung von Angst den deutschen Heldengeist neu zu beleben. Das rote Gespenst wurde in siebenfach bengalischer Beleuchtung demonstriert. Die Wiener Vorgänge, die Protestfundgebungen gegen den Justizmord an Sacco und Banzetti wurden in Referaten und Refolutionen ins Ungeheuerliche verzerrt, um dem Bürger das Gruseln beizubringen. Nach alldeutscher Erkenntnis steckt hinter diesen Dingen nicht die elementare Aufbäumung des Boltsbewußtseins gegen schreiende Unge= rechtigkeiten, sondern der einheitlich geleitete Bersuch, die bestehende Ordnung zu vernichten und die Gewalt in die Hände ruchloser Pöbelführer zu bringen". Einer der Redner, Oberfinanzrat Dr. Bang, prägte die Worte: Auf der einen Seite sehen wir nicht nur die Losbindung aller politischen Leidenschaften, sondern die Losbindung aller niedrigen Instintte, aller Verbrecherinstinkte, die Entfesselung des Tieres im Menschen. Gewöhnen wir uns doch endlich ab, dasjenige, was feine entmenschten und bestialischen Triebe mit Mord und Brand befriedigt und was die Entmenschlichung bis in die Kinderherzen trägt, mit einem politischen" Mantel zu umhüllen! Richt um um Politit" handelt es sich dabei, sondern um organisiertes Berbrechen.
Wir nehmen an, daß der ehemalige Finanzminister Rapps mit diesen Worten die Lüttwig- Ehrhardt= sche Soldatesta hat fennzeichnen wollen, die das Leipziger Gewerkschaftshaus niederbrannte, in Rottbus und Brandenburg Bomben in sozialistische Druckereien warf, in Breslau die berüchtigte Folterkammer errichtete, den unabhängigen Redakteur Schottländer ermorderte, bei Mechter städt . 16 Arbeiter ums Leben brachte usw., usw. Nicht wahr, davon sprachen Sie doch, Herr Oberfinanzrat Bang?!
Der alte Reichsverbandsgeneral v. Liebert sprach über den Eintritt der farbigen Raffen in die Weltgeschichte. Er freute sich ungemein darüber, daß aus dem Erwachen der farbigen Raffen England, Frankreich und den übrigen Kolonialmächten große Gefahren drohen, während Deutschland aus dieser Schädigung seiner Feinde nur gewinnen tönne. Die Konsequenz, daß Deutschland also froh sein müsse, teine Kolonien mehr zu besigen, vergaß der alte Herr. Aber freilich: Herr v. Liebert hatte ja noch kurz vor Ausbruch der Revolution einer öffentlichen Bersammlung in Gelsenkirchen erzählt, daß er seinen Soldaten im Felde anbefohlen habe, feine lebendigen farbigen Gefangenen mehr einzubringen; aber der gutmütige deutsche Soldat habe sich nicht daran gekehrt und immer wieder farbige Gefangene zurückgebracht.- Wie werden sich die Farbigen über diesen neuen Bundesgenossen freuen! Ein Referat des Reichstagsabgeordneten Got über Sowjetrußland gipfelte in dem Gage: ein monarchisches Deutschland sei die einzige Macht in der Welt, die in Rußland werde, Ordnung schaffen" fönnen. Mit ähn lichem Scharfblick wurde die übrige Außenpolitif erledigt und die deutsche Vorherrschaft über die Welt- wenigstens auf geduldigem Papier sichergestellt.
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Die eigentliche Aufgabe des Aldeutschen Verbandes, nämlich den Feinden Deutschlands Beweismaterial für die Existenz eines unerfättlichen völkerbedrohenden Bangermanismus zu liefern, wurde auch in Halberstadt vollauf gelöst.
Regierung und Pressefreiheit. Die mitteldeutschen Verleger zum Kasseler Streit. Der Berein Deutscher 3eitungsverleger Kreis Mitteldeutschland hat sich auf seiner legten Tagung mit dem Vorgehen des Raffeler Regierungspräsidenten gegen den Berlag der Oberhessischen 3eitung in Marburg beschäftigt. Es wurde eine Resolution beschlossen, in der es heißt:
Die Maßregelung der Oberheffischen Zeitung stellt sich als Versuch dar, durch Verhängung wirtschaftlicher Nachteile die freie Meinungsbildung der Redaktion zu beeinflussen und zu beschränken. Hierin fieht die berufene Standesvertretung eine chwere Beeinträchtigung der Freiheit Reinerhaltung der Presse.
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So sehr man den mitteldeutschen Zeitungsverlegern beipflichten fann, wenn sie sich für die Freiheit und Reinerhaltung der Presse einsehen, so sehr hauen sie im Fall der Oberhesfischen Zeitung" daneben. Der Regierungspräsident von Kassel hat dem Blatt das Recht entzogen, sich als amtliches Verkündigungs. blatt für den Kreis Marburg" zu bezeichnen, weil es die preußische Regierung dauernd in einer Weise angriff, wie es mit der Würde eines amtlichen Regierungsorgans nicht vereinbar ist. Er hat da mit nur seine Pflicht getan. Amtliche Organe sind nicht dazu da, gegen die Regierung zu heben. Baßt ihnen die Richtung nicht, so steht ihnen der Ausweg offen, den der Regierungspräsident von Raffel gewiefen hat.
Beratung über die Besoldungsfrage.
Zur Bereinigung der zwischen Preußen und dem Reich noch schwebenden Streitfragen in der Beamten befol dungsreform findet, wie der SPD. erfährt, am Mittwoch eine Besprechung der Vertreter der preußischen Landtagsfraktionen mit dem preußischen Finanzminister statt. Bei den noch vorhandenen Streitpunkten handelt es sich vor allem um die Pensions- und Diätar frage sowie um die Stellung der Beamtinnen.
3m 3ufammenhang mit der allgemeinen Besoldungsreform ist in Preußen eine nicht unwesentliche Besserstellung der preus Bifchen Lehrerschaft geplant. Die Lehrer standen bisher in Gruppe 7-9, wobei der Aufstieg in Gruppe 8 nach dem Dienstalter erfolgte, dagegen der in die Gruppe 9 von dem Freiwerden einer gehobenen Stellung abhing. Man denkt nun an eine Zusammen. ziehung der Gruppen 7-9 als gemeinsame Besoldungsgrundlage für alle Lehrer. Die erhebliche finanzielle Befferstellung der Lehrerschaft nach den neuen Plänen ist sofort deutlich erkennbar, wenn man sich vergegenwärtigt, daß zurzeit drei Sechstel der Lehrerschaft der Gruppe 7, zwei Sechstel der Gruppe 8 und nur ein Sechstel der Gruppe 9 angehören.
MisEin Jahr Kirchenstreik. sic
Der Kampf um die Republik in Mexiko .
Merito, Ende August.( Eigenbericht.)| Merito, das Land der Kirchen, und des fließenden Petroleums, hat in diesen Augusttagen ein dentwürdiges, in seiner reichen Geschichte beispiellos dastehendes Jahr abgeschlossen. Ein Jahr ist es her, daß Meritos 5000 Rirchen verlassen stehen, Meritos Priester ihren Pflichten nicht mehr nachkommen. Ein Jahr, seit auf Anordnung der hohen Geistlichkeit Religionshandlungen in Merito aufgehört haben und das religiöse Leben einer Bevölkerung, die zu mehr als 90 Proz. fatholisch ist, äußerlich sein Ende gefunden hat. Seit einem Jahre ist der ,, megitanische Kulturtampf", seit Jahr zehnten latent, in eine Phase atuten Kampfes eingetreten. Im Frühjahr 1926 erschien wie ein Blizz aus heiterem Himmel eine Erflärung der merikanischen Kirchenfürsten gegen die firch lichen Bestimmungen der Verfassung des Jahres 1917; man wollte nicht mehr und nicht weniger als eine Berfaffungsänderung. Diese Erklärung, zu der fein diretter Anlaß vorlag, mußte um so befremdender wirken, als sie gerade in die
diefer Kulturfampf" sei dem megitanischen Bolte von seiner Regierung aufgezwungen worden; die Bestimmungen der Verfassung dienten nur der Knebelung der individuellen Freiheit und ins. besondere der Schwächung der fatholischen Kirche. Wer den Dingen tiefer auf den Grund gegangen ist, weiß, um was es fich bei diesem 75jährigen latenten Kampf zwischen Regierung und Kirche in Merito handelt. Was wir heute erleben, ist eigentlich nur eine Neuauflage dessen, was mit dem Jahre 1857 begann. Damals nationalisierte die in diesem Jahre angenommene meritanische Berfaffung die
enormen Kirchengüter in Megito,
die bis dahin fast zwei Drittel des gesamten Terri toriums umfaßt hatten. Gewarnt durch Erfahrungen in ver. gangenen Jahrzehnten schränkte diese Berfaffung die Tätigkeit der fatholischen Kirche im Lande scharf ein und legte ihrer Attivität auf politischem und Erziehungsgebiet straffe Bügel an. Die Folge war der Ausbruch der Religionsfriege. Am Ende blieb Juarez, der Besieger Marimilians, auch Sieger über die Kirche und setzte die Berfassung in die Tat um.
beginnende Auseinandersehung mit den Vereinigten Staaten über die Betroleumgefeßgebung fiel und von der merikanischen Regierung als geweihter" Dolch stoß in den Rüden 34 Jahren der Diktatur Diaz wurden die Religionsartikel der Dann schlug das Bendel nach der anderen Seite. In den empfunden werden mußte. Die Antwort ließ nicht lange auf fich Berfaffung völlig achtlos gelaffen. Die Kirche hatte bald auf Koften warten. Kurzerhand entschloß, sich die Regierung Calles, die reli- der Massen ihre frühere Stellung wieder erobert. Als dann im giösen Berfassungspunkte, die bisher nicht viel mehr als tote Buch- Jahre 1910 die große Revolution ausbrach, hatte ebenfalls niemand staben gewesen waren, voll anzuwenden und entsprechende Aus- mehr Zeit, auf das Religionsproblem zu achten. Erst im Jahre 1917 führungs- und Strafbestimmungen zu erlaffen. Der entfann man sich seiner wieder und nahm die religiösen Bewesentliche Punkte diefer ley reglamentaria" war die verlangte Stimmungen der alten Verfassung in das neue Verfassungswerk, und Registrierung der Geistlichen bei den städtischen Beawar in verschärfter Form auf. Dennoch blieb es erst dem Präfi hörden. Dazu erklärte die Kirche, eine solche Maßnahme wider benten Calles vorbehalten, die Berfaffung auch in diesem Belange spreche ihrer Autorität und täme de facto der Anerkennung der durchzusetzen und der Welt zu beweisen, daß man hierzulande bemüht megitanischen Regierung als der höchsten Gewalt in Religionsfragen ist, ein für allemal die Borrechte herrschender Klassen zu beseitigen. gleich: damit wäre die religiöse Freiheit bedroht und der Bestand In katholischen Kreisen glaubte man, daß die der allein selig machenden" Rirche in Merito ernstlich gefährdet. Im Gegensatz dazu hat die Regierung immer wieder betont, fie handele bei der Intraftsetzung dieser Bestimmungen nur im Sinne der Berfassung; nichts liege ihr ferner, als der Kirche Hindernisse bei der Ausübung religiöser Funktionen in den Weg zu legen. Da teine Seite nachgab, ordnete die Hierarchie die Einstellung aller religiösen Atte an, wohl von dem jesuitischen Gedanken geleitet, mit der Entziehung geistiger Nahrung" die Massen gegen die Regierung aufzureizen und sie so zum Einlenken zu zwingen. Aber diese Erwartung ist bisher bitter enttäuscht worden. Interessierte Kreise versichern der Belt natürlich immer wieder,
Der Katholikentag.
Nach dem Reichsschulgeset neue Forderungen.
Dortmund , 5. September. ( Eigenbericht.) Am Montag erreichte das fultur- und schulpolitische Bekenntnis des Katholitentages seinen Höhepunkt. Reichstanzer Marg, ber die Stundgebung der katholischen Schulorganisaion als ihr lang. jähriger Vorsitzender leitete, verkündete das katholische Bekenntnis zum Schulideal unter leidenschaftlicher Anfeuerung der firchlich referent, Pfarrer Dr. Offenſtein aus Wilhelmsburg bei Hamburg , religiösen Empfindungen der Hörer. Er sowohl wie der Haupt Simultanschule in den eigenen Reihen, die die Einheit des With far in charter Weise gegen die Anhänger der Ratholizismus in einer entscheidenden Frage störten. Weltuntertan der tirchlichen Obrigkeit" das ist das Schulprogramm des Kanglers, das nach seiner Auffassung erst zu einem Teil seine Verwirklichung
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im neuen Reichsschulgesetzentwurf findet.
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Marg erklärte u. a., daß die Schulfrage für den Katholizismus eine Erziehungsfrage und feine Unterrichtsfrage sei. Na ch dem Reichsschulgeset habe der Katholizismus noch wei tere Forderungen anzumelden, die sich auf die Privatschulen, den Religionsunterricht in den Berufsschulen und endlich auf das Lehrerbildungsgesetz beziehen. Je eher der gegenwärtige Kampf um die Schule zu Ende sei, desto eher könne sich der Katholizismus diesen neuen positiven Aufgaben zuwenden. Marr forderte endlich zur Kampfrüstung des tatholischen Boltes für die nächsten Monate auf: Die Schulfrage ist für uns eine Weltanschauungsfrage, in der unsere Kirche und unser Epistopat absolut entscheidend find. Wenn die Bischöfe fagen, katholische Schulen für fatholische Kinder, dann ist die Sache für uns entschieden.
In diesen Bemerkungen des Reichstanzlers wurde deutlich erfennbar, daß die Hauptanziehung des Zentrums bei seinem Zufammenarbeiten mit der Rechten in der Hoffnung auf meltanschaulichen Erfolgen beruht. Das ist der Preis, für den soziale und politische Rücksichten zurückgestellt werden.
Pfarrer Offenstein ging noch weit über Marr hinaus. Er sprach Don christen fremden Elementen, die die Simultan schule forderten. Generalsekretär Köhler von der katholischen Schulorganisation fügte hinzu, wenn das tatholische Bolt irgendwo feine Einigkeit brauche, dann in der Schulfrage. Wer sich ihr entgegenstelle, schone die politischen Gegner. Diese Absage an Wirth und andere Linkspolitiker des Zentrums war wohlüberlegt und fand in der Versammlung nicht den mindesten Widerspruch. Die Universalität des Katholizismus, der alle Gebiete ländlichen Lebens und Wirkens umfaffen will, bekundete sich in einem bemerkenswerten Referat über Körperkultur und Gotteskindschaft. Der Generalpräses Wolker- Düsseldorf bekannte sich ganz überraschend zu einer pofitiven Einstellung zur Körperkultur. Der Redner forderte Andacht vor der Schönheit des menschlichen Körpers und seiner Pflege. Er zeichnete aber auch die sich daraus ergebenden sozialen Aufgaben, sprach von tapitalistischem Monismus und sagte, daß ausreichendes Effen, menschliches Wohnen die erste Forderung jeder wahren Körpertultur sein müßte. Die Katholiken follten sich stärker als bisher um diese Fragen fümmern und sich dem Altohol und Nitotin nicht nach gesellschaftlicher Unfitte unterordnen. Eine entsprechende Mahnung an die Akademiter fand lauteſte Zustimmung.
Man nahm dann eine ganze Anzahl von Entschließungen über das gute Buch" und die Bresse an, wobei auch auf das Anwachsen der sogenannten Sensationspresse hingewiesen wurde. Ueber tatholische Boltsbildungsaufgaben der Gegenwart sprach Schulrat Unh por start gelichteten Hörerreihen. Seine Ausführungen gipfelten in der Ablehnung der bloßen Berstandeskultur. Bildung müffe verbunden sein mit der Anerkennung der Gemütskräfte und der ewigen Sittengefeße. Infolge des lehrerhaften Tons fand die Rede bei weitem richt die Beachtung wie die übrigen Ausführungen, obwohl der Redner ein starkes Bekenntnis zum Friedensgedanken und zum loyalen Zusammenarbeiten mit anderen Bolfsgenossen ablegte.
Zentrum und Proletatriat.
Dortmund , 5. September. ( Eigenbericht.) Dr. Seipel auf dem Ratholitentag sein mit Spannung erwartetes Am Montag nachmittag hielt der österreichische Bundeskanzler Referat über Arbeit und Rapital nach christlicher Auffaffung". Wer eine grundlegende Auseinandersetzung über das entscheidende Spezialproblem erwartet hatte, wurde tief enttäuscht.
Neuwahlen des nächsten Jahres
manches zugunsten der Kirche ändern werden. Nach allebem, was in Merito vorgefallen ist, muß man fich folchen Behauptungen gegenüber steptisch verhalten. Jeder Präsident wird heute in merito gezwungen sein, für die Durchführung der Verfassungsbestimmungen zu sorgen und den veränderten Tatsachen unseres Jahrhunderts voll Rechnung zu tragen, und wenn auch gerade auf meritanischem Boden das Prophetentum der undankbarste Beruf ist, so kann man doch eines mit voller Sicherheit sagen: Die Rüdtehr zu alten Zeiten, alten Herren und alten Systemen ist heute nicht mehr ohne weiteres möglich.
Unter start dogmatischen Formulierungen, die von einem gut ge= polsterten Gewissen zeugten, bemühte sich Seipel darzulegen, daß der Ratholizismus in Wirtschaftsfragen weder reattionär oder repolutionär sein fönne. Man solle wohl an der Lösung der wirtschaftlichen und sozialen Fragen mitarbeiten, aber man müsse sich dabei von der gefährlichen Irrlehre der Ueberschägung der Arbeit freimachen. Arbeit fei nur möglich auf Grund vorhandener Güter, die ein Geschent Gottes feien. Die grundlegende Frage, wie es zu rechtfertigen sei, daß diese Güter, also die Produktionsmittel, dem Privatbefiz ausgeliefert würden, berührte Seipel übernwidlungsmögliteiten, mit denen fich der Staboli haupt nicht. Als fluger Taftifer sprach er freilich von fünftigen lich sein. Diese Gefahr drohe aber auch beim Sozialismus, vor haben werde ol, tome Grund feiner Giffengefeße abzufinden aus ungebulbigen und leicht verzagenden Menschenherzen entlehne. allem dann, wenn er statt der ewigen Fadel Gottes fich Ersatzrechte Die Hörer wußten mit dieser jeder Entscheidung aus. weichenden rein theoretischen Betrachtung sehr wenig anzufanden, weil ihnen sehr schnell die innere Gefühlstälte diefes Sprechers, der mit deutlicher Spige gegen den Sozialismus sprach, offenbar wurde.
Wohl tönne der Kapitalismis grausam und unchrist
Sie wurden erst wieder wärmer, als Dr. Sonnenschein- Berlin
mit erschütternden Beispielen die soziale Not der Großstädte schilderte und die Aufgaben der fatholischen Charitas, wie er fie deutet, umriß. Sonnenschein bekannte sich dabei ausdrücklich zur Zusammenarbeit mit anderen Wohlfahrtseinrichtungen und sagte, daß auch in den sozialistischen Organisationen oft genug das glühende Feuerecht chriftlicher nächstenliebe emporDilettantismus, Lieblosigkeit, Formengeist und Heuchelei auch im lodere. Mit treffenden Worten tennzeichnete dieser Redner eigenen Lager. Seine Bemerkung, daß denen, die daheim Egoisten feien, teine Pilgerfahrt nach Ronnersreuth oder nach Lourdes nügen werde, wurde von demonstrativem Beifall unterstrichen.
Auseinandersehung um Wirth.
In der Generalversammlung des Auguftinus Bereins der Zentrumspreffe tam es am Sonntag zu lebhaften Auseinandersehungen über den Fall Birth. Marr und anderen gegen das Reichsschulgefeß erhoben wurden. und andere versuchten alle Bedenken zu zerstreuen, die von Wirth Der Zentrumsabgeordnete Rheinländer erwiderte auf verschiedene Einwendungen, daß mit der Linken die Schulfrage nicht zu lösen gewesen fei. Der Präsident des Badischen Landtages, Dr. Baumgartner, erflärte, daß man an allen maßgebenden Stellen der badischen Zentrumspartei das Berhalten Wirths auf das schärffte mißbilligt habe. Dem Angegriffenen erstand ein Berteidiger in der Person des Berbandspräses der fatholischen Arbeitervereine, Dr. MüllerMünchen- Bladbach, der auf die Gefahr hinwies, daß weite katholische Arbeiterkreise sich mit Wirth vom Zentrum abwenden würden, wenn man nicht mit größter Borsicht vorgehe.
Das Erbsengericht.
Erziehung durch Maggi zu deutschnationalem Denken. Diese von der Deutschnationalen Tagespoſt" unter Parteinachrichten veröffentlichte Anzeige tann nur im getreuen Wortlaut voll genossen werden:
Kreis 2 b.
Deutschnationale
Arbeitervereinigung.
Montag, 12. September, 20 Uhr, Hohenzollernfäle, Bandelstraße 35, Bersammlung mit Lichtbilderabend. Es wird die Herstellung der Maggi- Erzeugnisse gezeigt. Jeder Anwesende betommt eine Kostprobe einen Teller Erbssuppe mit Schinten. Außerdem wirkt die Stahl= helmtapelle mit. Eintritt frei.
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Die deutschnationalen Arbeiter wandeln verdächtig in den Spuren des Alten Testaments . Allerdings: Efau vertaufte seine Erstgeburt um ein Linsen gericht; die deutschnationalen Arbeiter ziehen für den Berkauf ihrer Klasseninteressen Erbsen vor, und ganze Bild wäre wert, von dem einſtigen, zu früh verstorbenen der Schinken ist selbstverständlich rein deutschnationale Beilage. Das Reklamechef der Maggiwerte von Frant Wedekind behandelt und im Theater aufgeführt zu werden. Unter Mitwirkung der Stahlehimfapelle..
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