zkehtmg ihrer Kinder. Wer wirklich den inneren Frieden will, der gebe und gewährleiste Gewissensfreiheit und wahre Toleranz, der stehe mannhaft zu dem in der Reichsverfassung als Grundrecht garantierten Selbstbestimmungsrecht der Familie, der christlichen Eltern, des christlichen Gewissens. Wir Katholiken wollen auch auf diesem Gebiete den inneren Frieden und die wahr« Frei- heit und fordern gerade deswegen für die katholischen Kinder katholische Schulen. In der dritten geschlossenen Versammlung am Dienstagmittag sprach Professor L i l l, Konservator am bayerischen Nationalmuseum, über das Thema„Die kirchliche Kunst der Gegenwart und das katholische Volk". Einen weiteren Vortrag hielt Universitätsprofessor Dr. Schreiber über das Thema„Unsere Sorge für das katholische Auslandsdeutschtum". Wilhelm Marx , üer Nichtnationale! Weil er nicht schwarzweiftrot ist. Auf dem Katholikentag hat Dr. Marx, wie wir berichteten, über die Pflichten der Beamten gesprochen und dabei den einwandfreien Satz geprägt: „Ich kann es mit nationaler Gesinnung nicht für vereinbar halten, wenn auch heut« noch mancher nicht davon ablassen kann, statt von Schwarzrotgold immer von Schwarz- r o t g e l b zu sprechen.... Durch diese Aeußerung fühlt sich mit Recht das Organ des G r a f e n W e st a r p. die„Äreuzzeitung", getroffen. Es wirft des- halb den Kanzler der deutschen Republik und Chef der Regierung, der Graf Westarp Gefolgschaft befohlen hat, zum alten Eisen der antinationalen Gesellen, indem es schreibt: Der Ausdruck der.nationalen Gesinnung" ist weder.schworzotgold" noch.schwarzrotgelb", sondern eben „schwarzweißrot". Und die Anhänger von Schwarzrotgold. die auch für sich«ine nationale Gesinnung in Anspruch nehmen, töten in ihrem Interesse gut daran, endlich einzusehen. daß die neuen Farben niemals eine Nationalflagge im wahren Sinne des Wortes sein werden. Die Sache ist nach der„Äreuzzeitung" also furchtbar einfach: Marx ist für Schwarzrotgold, folglich ist er nicht„national", oder er nimmt doch nur„auch eine nationale Gesinnung in Anspruch"! Und wir glaubten schon, in der Bürgerblockzeit nun auch eine wirklich unverfälscht„nationale" Regierung zu haben! Die öismärcker schwenken ab. Wo die Alten de» Grafen Westarp so schöne Töne singen, dürfen die Jungen nicht schweigen. Hat es da kürzlich auf der Magdeburger Theaterausstellung einen.Zwischenfall" gegeben, den die deutschnationale Bismarck-Iugend in Verbindung mit dem Stahlhelm provozierte. Als nämlich der„christlich-nationale" Bühnenvolksbund zu einer Iugendtagung aufmarschierte, führten junge Zentrumsleute aus dem Westen auch eine Flagge in den Reichsfarben mit. Die Bismarck-Hosenmätze forderten die Entfernung der schwarzrotgoldenen Fahne(zur höheren Ehre der„Richtlinien"!) und weigerten sich, als ihrem Verlangen nicht Folge gegeben wurde, im Zuge mitzu- marschieren. Sie wanderten gesondert zum Ausstellungs- gelände, drehten dort demonstratio der Fahne, die neben dem Rednerpult stand, den edleren Teil ihres Körpers, nämlich den Rücken samt Anhängsel, zu und verließen, mitten in der Rede des voltsparteilichen früheren Kultusministers Dr. B o e l i tz, den Festplatz, so daß die Veranstaltung eine sehr peinliche Unterbrechung ersuhr. Darüber hat es in der Presse lange und hitzige Auseinander- fetzungen gegeben. Di« Bünde , die Im„Bühnenvolksbund" zu- fammengeschlossen wurden, sind wohl einig in der Gegnerschaft zur Volksbühnenbewcgung, aber sonst nicht alle aus dem gleichen Holze. Deshalb haben die Volksparteiler für Boelitz, die Zentrumsleute für ihren Dr. Gerstmann Stellung genommen, während die deutsch - nationalen Koalitionsbrüger mit Pauken und Trompeten für die ungezogenen Bismarck-Bübchen eintraten. Um den Punkt übers i nicht zu vergessen, hat jetzt, wie die deutschnationale Parteikorrespondenz meldet, die„Reichsführung" der Bismark -Jugend beschlossen: „Die Reichssührung der Bismarck-Jugend billigt ein- m ü t i g die Haltung des Reichsführers in dem Flaggen st reit anläßlich der Magdeburger Tagung des Bühnenvolksbundes. Die Reichsführung sieht durch das Perhalten der L e i t u n g des Bühnenvolksbundes, namentlich in ihren anschließenden össent- lichen und brieflichen Auslassungen, den Abbruch der Be- ziehungen zum Bühnenooltsbund als vollzogene Tatsache an und weist ihre Untergliederungen im Land« an, dem- gemäß zu verfahren." Das ist auch eine Antwort auf die Dortmunder Flaggenrede des Kanzlers. Wahrlich, Herrn Marx dürfte es nachgerade vor den politischen Bettgenossen einigermaßen unheimlich werdenl Reichswehr als Stahlhelmftaffage. Auf einem Hakenkrenzlertag in Hannover . Hannover , tz. September.(Eigenbericht.) Am Sonntag war unter sehr geringer Beteiligung in Hannover «ine Veranstaltung der Hakentreuzler, Stahlhelmer und Völkischen . Das Ganze nannte sich Kolonialtag. Bei dem in diesem Rahmen veranstaltete» militärischen Werbezuge ritten an der Spitze zahlreiche Männer in Uniform der ehemaligen deutschen Schutztruppe. Unter diesen kostümierte» Leuten befanden sich zahlreiche Soldaten der hannoverschen Reichs- wehr, von denen zwei Unteroffiziere vom Reiterregiment 13«in» wandfrei erkannt sind. Unser hannoversches Parteiblatt richtet nun an die Reichswehrbehörden die Anfrage, ob ihr die Teilnahme von Reichswehrangehörigen bei der Demonstration dieser verfassungfeind» lichen Vereine bekannt gewesen ist und was sie zu tun gedenkt, um ähnliche Vorkommnisse zu verhindern.
Kommunismus unü Inöianeraufftanö. Bolivien klagt die Sowjets der Anstiftung an. La paz (Bolivien ), k. September. Die bolivianische Regierung hat im Senat eine Reihe von Doku- menten vorgelegt, die den Beweis liefern sollen, daß die jüngsten Indianerausständ» von der S o w j e t r e g i« r u n g finanziert worden sind. Die Dokumente sollen der bolivianischen Regierung von ihrem Gesandten in Paris zugestellt worden sein. Der Senat hat nach Kenntnisnahme der Dokumente ein« Eni» schließung angenommen, worin der Wunsch ausgesprochen wird, daß der Belagerungszustand proklamiert werden soll und daß die Regierung mit großer Strenge gegen den Bolschewismus vorgehe. Zn Bolen kam es anläßlich des kommunistischen Iugendtages zu Demonstrationen. In Warschau stellt» die Polizei rasch die Ruhe wieder her, wobei gegen 150 Personen verhaftet wurden. Zu größeren Kundgebungen kam es in W i l n a, wo die Polizei, um die Ordnung wiederherzustellen, blankziehen mußte. Hierbei wurden einige Demonstranten leicht o e r l e tz t,, �
50 Nachlässe werben versteigert! Um den letzten Besitz der Armut.
Kaskaden von Licht aus nächtlichen Scheinwerfern, Millionen von elektrischen Flammen künden irgendeine Belanglosigkeit, nur diese nicht, einer öffentlichen Auktion des Rest gutes von 30 verstorbenen Familien. Und doch ist es ein Film des Lebens, der aus dem Dunkel heraus gesehen werden will, heimlich mit dem Grausen vor qualvollen Begebenheiten. Ein H o s r a u m im Osten der Stadt. In den Winkeln und vor der Aussicht halbblinder Kellerwohnungen häuft sich schäbiges Hausgerät, umgestülpte Sofas, geteilte Schränke und anderes, doch mit der Front nach der Mauer, wie die Geste der Armen, die ihr Gesicht nicht sehen lassen wollen. Eine halbe Treppe führt hinauf in einen ungetünchten stallartigen Raum, aus dem diese heimatlosen Sachen langsam herausquellen. Immer, wenn auf den starken Schultern der Männer ein Stück in das Licht des Tages rückt, teilt sich die gestaut« Menschenmasse, die den Raum und die Treppe bis in den Hof hinein füllt. So wurde einst auch Königssänften im Vorübertragen Reverenz erwiesen. Drinnen im Lager kocht es von Leidenschaft, Gier und Geschäfts- sinn. Der Raum ist ringsum bis an die Decke mit Möbel- stücken gefüllt. In der Mitte das Publikum in schwirrenden Haufen, sich stoßend, drängend um den Ausrufer, der wie von einer Kanzel herab über die Köpfe hinweg das tote Gut ausbietet. Nach der Fensterwand zu ein Tisch mit den Protokollnehmern. In ihrer freien Region haben sich«in paar Wurst Verkäufer etabliert. Sie find das erheiternd« Moment in diesem Drama. Nur gefährlich wird es in ihrer Nähe, wenn ein Bieter mit der Wurst in ausge- streckter Hand den Zuschlag zu erlangen sucht. Verstaubt, verschmutzt, von Spinnen benistet, starrt alles Verkaufsgut, die Möbel, die Haufen aufgespercherter Betten und Matratzen. Kein gutes Stück ist mehr darunter, das würdig wäre, selbst einem mittleren Haushalt zunutze zu sein. Abgesehen von dem unmodernen Stil billiger Gebrauchsmöbcl einer vergangenen Familientradition, fehlt ihnen meist schon die Politur oder die Farbe. Stühle ohne Sitz, mit Kanteissn befestigte Füße, zerrissene Pol st er, zerschlissen- Oberbettep, zer- schrammte Tischooale, Nachttische ohne Platten, ein Krankenstuhl ohne Gummibereifung, ein-- Schaukelstuhl! Ein.wunder und weher Anblick. Wie sprechen diese Möbel gegen die sonstige Norm des
Werdens und Vergehens des Hausgeräts, das in gulbürgerlichen Familien mehrere Geschlechter überdauert oder gar nach hundert und mehr Iahren als geschätzte Antiquitäten nochmais eine Konservierung erfährt. Diese Sachen sind es nicht wert, noch auf die Kinder zu kommen. Und doch reißen sich die Käufer um den gewesenen letzten Besitz der Armut, der Stadtrentner und Almofenempsänger, die den Sozialsinn der Stadt auf Grund bestehenden Ortsstatuts mit diesem Erbe bezahlen. Aber hat nicht einmal eine weiche und junge Hand in jungen Tagen über das Sofa und die zwei Sessel gestreichelt, die eben der Auktionator für den Preis von 8 Mark und öl) Pf. zum letzten ausruft? Die Hand hat sie geglättet und gebürstet und mit Häkel- zeug behängt. Blumen haben im Fenster geblüht und den Kindern war es nur Sonntags erlaubt, in die gute Stube zu treten. Ein Bild mit zersprungenem Glas, dort an die Wand gelehnt, es erinnert an den Zenith eines Glückes, das seinen Namen verlor: die Photo- graphie eines Soldaten in bunter Grenadieruniform. Wer starb von jenen beiden zuletzt, der Mann oder die Frau auf den großen Kreide- porträts, wen quälte in seinem Sterben noch der Gedanke, dieses letzte Gut in aller Leute Hand lassen zu müssen, nachdem das andere Werwolle in den letzten Elcndsjahren schon verkauft worden war? Das ist die Tragödie von den toten Dingen, die lauter sprechen als der Mund eines Lebenden. Ein Film und Nachtstück ohne Firma und Titel. Anderes Drum und Dran ist nur Stasfage, spricht kaum mit. Die Menschen, die sich hier drängen: Althändler, kleine Handwerker, Gelegenheitsmocher und Arbeits- lose, sie sind typisches Proletariat. Sie drängen sich noch dem unbekannten Gesetz als Erbe des Armensiegels und Nachfolger der Reihen. Ihre Physiognomie hat nicht der gutmütige Zille, wohl aber Hans Baluschek mit Andacht gezeichnet. Und wissen doch zu leben und stoßen nicht durch die Decke, wenn ein Wurstkessel in der Nähe istl Wie ist die Stadt grau, wie gedrückt ihre Straßen hier im Osten! Wie alt und häßlich wird jetzt ihr Gesicht, so lange die Bannmeile dieses Armenoiertels mich nicht ausläßt. Schrecklich ist der Gedanke, daß auch die Reste unserer Habe einst mit Würsten in den Händen gezeigt werden könnte...
Gasexplosion auf öer Straße. Verletzte und Betäubte. Vor dem Rathaus, an der Ecke König- und Juden- straß e, wo gegenwärtiq Schachtarbeiten für die im Bau chefind- liche Untergrundbahn vorgenommen werden, ereignete sich heute früh gegen Vtl Uhr«ine heftige Erplosion. Das Pflaster wurde auseinander gerissen, und große Steine wurden sortge- schleudert. Die Explosion wurde durch Funken eines Schweißapparates verursacht, die angesammelte Gase, d!« vermutlich einer s ch a d- haften Gasleitung entströmt waren, zur Entzündung brachten. Durch den Lustdruck stürzte ein schwerer Eisenträger um und durchschlug ein Stromkabel. Von einer herausschießenden Stichflamme wurde der 27jährige Schlosser Fritz Domback aus der Palisndenstraße 26, der in der Nähe des Explosioncherdes arbeitete, erfaßt; er trug zum Glück nur leichte Brandwunden davon. Das Feuer wurde durch die alarmiert« Feuerwehr gelöscht, bevor es größere Ausdehnung annehmen konnte. Kurze Zeit zuvor wurde bei den Bauarbeiten an der- selben Stelle gegen 6 Uhr der Arbeiter Magill au» der Münchener Straße 32 und der Schachtmcister Karl Schmidt aus der Holzmarktstraße 71 durch ausströmende Gase betäubt. Es gelang, die Bewußtlosen ins Leben zurückzurufen. Im Hause Hertzbergstraße 122c kam am gestrigen Spät- abend ein D a chst u h l b r a n d zum Ausbruch, der in kurzer Zeit «inen gefährlichen Umfang annahm. Die Feuerwehr eilte mit mehreren Läschzügen an die Brandstätte. Ueber die Treppenhäuser und eine mechanische Leiter wurde das Feuer mit mehreren Schlauchleitungen angegriffen. Nach über einstündiger Tätig- keit gelang es, den Brandherd einzukreisen. Di« oberen Stockwerke haben st arten Wasserschaden erlitten Die Entstehungs- Ursache ist noch unbekannt._, die Unsicherheit im ZrieÜrichshain. Zwei Wegelagerer festgenommen. In der letzten Zeit wurden wiederholt Passanten im Fried- richshain durch jugendliche Burschen belästigt und beunruhigt. Die Burschen hielten sich i m G e b ü s ch v e r st e ck t, bis die Streifen der Schutzpolizei vorüber waren, lauerten anderen Vorüberkommen. den auf und bettelten sie in dreister Weis« um Geld und Zigaretten an. Wurde ihnen eine ablehnende Antwort zu- teil, so fielen sie sofort über den Betreffenden her und verprügel- t e n i h n. In der Nacht zu Montag erschienen nicht weniger als fünf Personen im Kronkenhaus am Friedrichshain , um sich Der- letzungen verbinden zu lassen, die sie in Zusammenstößen mit den Rowdys davongetragen hatten. Auch die Liebespärchen, die im Hain auf den Bänken sitzen, waren den Burschen willkommene Opfer. Leise schlichen sie sich von rückwärts an die Ahnungslosen heran, übersielen sie und raubten den Mädchen die Handtaschen und den jungen Männern die Uhren und Brieftaschen. Gestern abend ist es nun gelungen, zwei dieser Wegelagerer unschäd- l i ch zu machen. Sie hatten es wieder auf ein junges Paar abge- sehen. Der Mann setzte sich zwar energisch zur Wehr, konnte aber der Uebermacht nicht standhalten und mußte flüchten. Dabei stürzte er so unglücklich über die eiserne Raseneinfassung, daß er sich eine» Bruch des Oberschenkels zuzog. Seine Braut hatte Inzwischen«inen Schupobeamten alarmiert und diesem gelang, es, die Ucbeltäter zu fassen. Sluf der Wache wurden sie festgestellt als ein 21 Jahre alter Ewald Potowski und ein gleichaltriger Hermann Dobert. Bei den Festgenommenen wurde ein Schlagring und ein Standinesser gefunden und beschlagnahmt._ Sie �Teufelsßhnur" ües Propheten. Bor einigen Tagen war Hochbetrieb in der christlichen Sied- lung des„Propheten" W e i ß e n b e r g. Man leierte den Ge- burtstag des Meisters. öOflO Brüder und Schwestern waren ver- sammelt, darunter Abordnungen von den 70„Provinzgemeinden", um die durch fünf Lautsprecher verbreitete Predigt zu vernehmen, um sich an der auf dem märkischen Sand entdeckten„Heilquelle" zu erfreuen, und um die neuesten Wunder: das ISOfache Korn an der Aehre auf den abgeholzten Bergen— zu bestaunen. Schade, daß die öOOV Gläubigen nicht der neuen Verhandlung vor dem Land- gericht in dem unseren Lesern bereits bekannten Prozeß Witzle- Weißenbcrg beiwohnen konnten, um sich an der Teufels- schnür zu erbauen, die der Prophet nach der Bekundung des Klägers Witzle seiner vom religiösen Wahn befallenen Frau um- gelegt habe. Diese und ändert: Arten der Behandlung werden Gegenstand weiterer Zeugenbekundungen sein, da das Gericht es für notwendig erachtete, genau festzustellen, wie sich die„BeHand- lung" im einzelnen gestaltete. Von dem Beklagten wurde jede Be- einslussung rcsp. Behandlung kategorisch bestritten, während der Kläger Witzke u. a. mitteilt«, daß Weißenberg durch Karten und Briefe seine Frau zum Erscheinen aufgesordert habe, sowie daß die Behandlung mit der„Teufelsschnur" in Gegenwart von Schwester und Schwager erfolgt sei. Die von dem Propheten unangenehm empsundeuen Gutachten der Aerzte» die er inzwischen an-
gefochten hatte, bleiben bestehen, mit Ausnahme des Obergutachtens des Medizinalrats Dr. Krämer. Jedenfalls wird jetzt der Prozeß aus dem Stadium des Aktenstudiums in das der mündlichen Be- weisaufnahme treten. polizeikämpfe mit wahnsinnigen. Ein Beamter getötet— Nächtliche Belagerung eines Hauses Kassel , 6. September. Gestern abend 7 Uhr bedrohte in Niedermöllrich , Kreis Melsungen , der 2Sjährige ehemalige Schutzpolizeibeamte Heinrich Klaus in einem Ansall von Wahnsinn seine Elter» durch Erschießen. Er schoß auf die zu Hilfe eilenden Land- jägerbeamten und tälcte den Oberlandjäger Wille. Auch ein von Kassel herbeigerufenes Ueberfallkommando in Stärke von einem. Polizeioffizicr und acht Beamten lonnte gegen den Wüterich nichis ausrichten, der abwechselnd aus allen Fenstern und Dachluken schoß und jede Annäherung an das haus verhinderte. Im Laufe der Nacht traf Regierungspräsident Dr. Friedensburg am Tatort ein und ordnet« d:n Einsatz eines Sonderivagens der Schutzpolizei an. Die Haustür wurde nunmehr durch M a s ch i n e n g e w e h r- s e u e r gesprengt und im Hausflur mit feuchtem Stroh Rauch ent- wickelt. Klaus zerstörte durch einen Schuß den Scheinwerfer des Wagens und zog sich dann in den Keller zurück. Gegen 6.15 Uhr drang ein Stoßtrupp in das haus ein, wurde aber ebenfalls von Klaus beschossen. Der Wahnsinnige wurde schließlich als Leiche in einer Ecke des Kellers gesunden. Ein Polizeiosfizier und vier Schntzpolizeibeamte wurde durch Splitter von Handgranaten zum Teil erheblich verletzt. Die nähere Untersuchung der j-ltsamen Affäre ist noch nicht abgeschlossen. Ein ganz ähnlicher Fall hat sich in den Bereinigten Staaten von Amerika zugetragen. Wie ein Telegramm aus Eoansvllle (Indiana ) meldet, wurden bei der Verhaftung eines wahnsinnig gewordenen Negers, der sich in seinem Haus verbarri- kaviert hatte und mit einem Revolver verteidigte, fünf Poll- z i st e n verwundet. Die Polizei ging zuerlt mit trönenerzeuqendcn Bomben vor und steckte dann das Hans In Brand. Die von Kugeln durchlöcherte Leiche des Negers wurde unter den Trümmern geborgen. Nachrichten von üen Fliegern. Unbekanntes Flugzeug bei Neufundland gesichtet. Das Fischereiomt Ottawa erhielt eine Mitteilung vom Wächter des Leuchtturms an der Meerenge von Selle Isle zwischen Neufundland und Quebec , wonach er und seine Gehilfen am vergangenen Freitag ein Flugzeug bemerk- t e n, daß eine halbe Stunde lang dauernd die Richtung wechselte und schließlich in südöstlicher Richtung weiterflog. Das Flugzeug schien rotes und weißes Licht zu führen. Eine nähere Beschreibung des Flugzeuges war denjenigen, die es beobachten und härten, un- möglich, da sie es infolge der Dunkelheit nicht genauer erkennen konnten. Die amerikanischen Welkflieger. Die amerikanischen Weltslieger S ch l e e und Brock haben mit ihrer gestern nachmittag erfolgten Landung in Alahabad insgesamt 6708 Meilen ihres Fluges rund um die Welt zurückgelegt. Sie sind inzwischen in Alahabad aufgestiegen und in kalkutla gelandet. Ein Ozeanflieger schwer mißhandelt. Der Flieger G i v o n, der zusammen mit C o r b u ans dem „Blauen Vogel" nach New Park fliegen wollte, ist das Opfer eines Angriffes in ihrem Natioiialstolz beleidigter Landsmänner geworden. In seinem Kraftwagen vom Flugzeughafen Le Bourget kommend, wurde er von einem 24jährigen Maurer mit„Feigling" beschimpft. Der Angreifer verletzte ihm einen Fau st schlag ins Gesicht. Als Givon aus dem Wagen stieg und mit drm Angreiser in ein Handgemenge kam,'erhielt dieser durch seinen Bruder und seinen Freund Unterstützung. Der Flieger wurde schwer mißhandelt. Der kleine Finger seiner rechten Hand ist gebrochen, der rechte Arm ausgerenkt und ein Auge oerletzt worden._ ♦ Moaigoljiereausstieg auf dem Schießplatz Tegel . Der für Sonn. tagvormittag angesagte Heißlustballonaufstieg der acht. zehnjährigen Margarete Baumgart mußte wegen des Sturmes, der eine'Füllung des Ballons unmöglich machte, oerlegt werden. Der Aufstieg findet nun am Mittwoch, 7. September, zwischen 18 und 19 Uhr statt. Die Füllung der Montgolsiere am Sonntag war sehr interessant und jung und alt staunte das Ungeheuer an, aber die heiße Luft wurde immer wieder durch den Wind heraus» gedrückt. Der Ausstieg findet an der Lustschifferkaserne statt. Straßenbahnlinien 23. 27, 28, 29, 68 und 128 bis Spandauer Weg. Gelöste Karten behalte» ihre Gültigkeit,