War es Zufall, war es Absicht? Dennoch: es standen über allen Häuptern in unsichtbarer Riesenschrift die Namen der Opponenten. Keiner der Redner ging vom Pult, ohne mit tiefer Bewegung zur Einheit und zur Einigkeit zu mahnen. Man warnte, man drohte, was man nicht tut, wenn man keine Widersacher seiner universalen Harmonie besitzt. In der S ch u l f r a g e erhob sich die Kampfansage an die Widerstrebenden zu denkbar schärfstem Angriff. Sie war es, die diesen Katholikentag beherrschte, nicht die sozialen Probleme. Die Frage der Bekenntnisschule ist einer der Glaubensartikel, die unter der bischöflichen Befehls- gemalt stehen, weil sie den weltanschaulichen Herzpunkt be- rühren. Marx selber gab die kulturpolitische Parole, und Stegerwald sprach von der Notwendigkeit eines neuen katholischen Angriffs- und Kata- k o m b e n g e i st e s, der die bisherige Verteidigungsstellung aufgeben müsse. Wer diese eifervollen Reden zugunsten des Reichsschulgesetzentwurfs hörte, die Bekenntnisse zum Recht der katholischen Eltern, die Anmeldung neuer Forderungen für Privatschulen, Berufsschulen und Lehrerbildungsgesetz, der kann nicht daran zweifeln, daß diese kulturpolitische Herz> frage dem offiziellen Katholizismus mehr gilt, als der Kampf für die politischen und sozialen Rechte der Massen. Man kann die Zentrumspolitik, die Haltung der führen den Zentrumsleute— in Dortmund war mit Marx, Köhler und Brauns ein Rumpfkabinett der Reichsregierung beb sammen— wohl nur im Zusammenhang mit der katholischen Totalität auf diesen alljährlichen Tagungen begreifen. Der Katholizismus hat nie den Fehler gemacht, das politische Wesen des Menschen und seine Hiw neigung zu Gemeinschaftsgefühlen zu über schätzen. Er hat sich des ganzen schwachen Menschen angenommen, begleitet ihn in allen seinen Gefühlen und Handlungen von der Wiege bis zum Grabe. Vor allem aber: er kettet die ihm zugehöri- gen Menschen mit metaphysischer Zauberkraft in freiwilliger Unterordnung. Die katholischen Führer und Politiker des Zentrums sind im tiefften Innern korporativ, ja beinahe ständisch dem katholischen Gesamtbewußtsein unterworfen. Dieses dokumentiert sich nur in den demonstrativen Massen- Versammlungen, gebildet aber wird es in kleinen Zirkeln, in jenen Vereinigungen und Verbindungen, die den Namen von Heiligen tragen oder in studentischen Phillsterzirkeln mit idealen, aber auch sehr realen Beziehungen. Ein Kranz derartiger Tagungen umgibt jedes Jahr die große Versammlung, und hier wird katholische Politik in Wahrheit gemacht. Hier werden Be- Ziehungen und Ernennungen vermittelt; hier lebt die katho- tische Vertraulichkeit. Hier wird aber auch das Richtschwert über diejenigen geschwungen, die aus der geordneten Reihe tanzen. In Dortmund hat man Wirth„in- offiziell" erledigt. Er mag sich an die Massen halten, aber die Prominenten haben den Stab über ihn gebrochen. Sie haben die Stelle erkannt, wo auch ein Wirth sterblich ist: wenn er die kulturpolitischen Interessen gefährdet, wie er es eben in der Schulirage getan. Kann man ihm wegen seiner politischen und sozialen Haltung nichts anhaben, so wird man in Weltanschauungsfragen noch immer die Volksseele gegen ihn entfachen können. Seit Dortmund ist Wirths Stellung im Zentrum aufs äußerste gefährdet... Ein Bild von. diesem Katholikentag bleibt unverwischbar in der Erinnerung. Am Sonntag morgen zogen aus der Röhe und von weit her 126 000 Menschen zum Fest- gottesdienst. In einer disziplinierten Ordnung, die jeder bewundern mußte, mit einer Ruhe, die sich aus Glaubenskräften gesichert hat. zogen sie ein, Schar um Schar, Verein um Verein, mit Musik und Tausenden von Fahnen. Diese. 126 000 Menschen rührten sich eine Stunde lang in der Sonnenhitze nicht vom Fleck, als ihr Paderborner Oberhirt zu ihnen sprach und der päpstliche Nuntius die Heilige Messe las. Was hatte sie dahin geführt? Kein Interesse politischer oder wirtschaftlicher Art, auch nicht nur Erwartung und Neu-
gierde. Eine efhssche»rast hatte sie bewegt, die sie zu Opfern und zur Begeisterung fähig Machte. Wir sahen näher hin und entdeckten, daß neun Zehntel dieser mit ihrem Gottesdienst demonstriedenden Menschen Proletarier waren, Männer und Frauen härte st er Arbeit auf harter westfälischer Erde. Und hier erhob sich eine große Frage an uns Sozia- listen: wie kommt es, daß diese Massen trotz aller Ent- täuschungen und Entbehrungen in ihrer Kirchengläubigkest in engen treuen Gemeinschaftsgedanken verharren? Gehören diese Menschen kraft sozialer Lage und kraft sozialer Ge- 'innung nicht zu uns? Man frage unserer Bergarbeiter ührer: Seit Jahrzehnten hat sich das Zahlenverhältnis un< eres Bergarbeiterverbandes gegenüber dem christlichen nicht mehr geändert. Diese Fragen und diese Tatsachen sind ernst für uns. Sie werden nicht beantwortet und entschieden durch das Bekenntnis des Kieler Parteitages der Sozialdemokratie, die katholischen Arbeiter durch kluge Politik für uns ge Winnen zu wollen. Denn das bloße Fernhalten vom liberalen Kulturkampf geist genügt noch nicht. Wir haben nur Aussicht in diesem Kampfe um Arbeiterseelen, der vielleicht für Deutschlands Zukunftsgestaltung mitentscheidend ist, wenn wir unsere s o zialistische Lebensidee zur Umgestaltung der Diesseitswelt gänzlich frei von weltanfchau- lichen Bindungen machen. In seinem Buche„Reli- gion und Sozialismus" hat selbst Otto Bauer , der im heftig- sten Kampfe mit dem österreichischen Katholizismus steht, er- kannt, daß der Sozialismus zu seiner Ausbreitung sich jeder rationalen, aber auch jeder irrationalen Weltbetrachtung öffnen muß, wenn er dm Weg zur Wirtschaftsumgestaltung mit allen Proletariern gewinnen will. Ist er einmal errungen, dann wird sich die Kirche mst jener Geschmeidigkeit anpassen, die sie wiederum in Dort- mund offenbart hat. Ihr ist der gewordene Sozialismus in dem Augenblick genehm, wo er durch Volkswillen legitimiert ist und die Kirche ungefährdet in ihrer Ueberwelt leben läßt. Verkrustung in Selbstgerechtigkeit ist nicht nur der Weltanschauung des Katholizismus, sondern auch der Lebensmacht des Sozialismus gefährlich. Das ist die Lehre, die wir vom Dortmunder Katholikentag im Dienste unserer Ueberzeugung annehmen wollen.
Anweisung an Strefemann. Diskussion über Nichtangriffspakt ist zu verhindern. Es ist schwer, aus der Presse zu erfahren, was die maß- gebliche Meinung bei den Deutschnationalen ist. Daß Hugen- berg gegen die Fraktion frondiert, ist allbekannt, die„Deutsche Zeitung" ist alldeutsch , die„Tageszeitung" Organ des Land- wirtebundes. Die„Kreuz-Zeitung " fragt erstaunt:„Sind wir etwa ein Organ der Regierungskoalition?" Da ist es erfreulich, daß wenigstens ein Provinzorgan, die„Pommersche Tagespost", mit dem Anspruch auftreten kann, die Auf- fassung der«maßgebenden rechtsstehenden Kreise" zu ver- treten. Das tut sie nun in folgender Weise: Sie setzt aus- einander, daß der eigentliche Vater des polnischen Antrags kein anderer als Herr Poincar6 ist, und daß man„die theo- retischen Vorbereitungen für ein Ost-Locarno treffen will, um im Jahre 1928 diese Politik zum Abschluß zu bringen". Dar- aus ergeben sich dann folgende Schlußfolgerungen": Damit ist das po lni sch-fr an zös ifche Komplott in seiner xi a n z« n Gefährlichkeit enthüllt, gefährlich besonders wegen seines etappenweisen Aufbaues. Es kommt den Polen zunächst darauf an, Deutschland überhaupt an den Verhand lungstisch zu locken. Zu diesem Zweck wird die mögllchst„harmlos" frisiert« Idee des Nichtangriffpaktes zur Dis- kusfion gestellt. Hat sich aber Deutschland einmal darauf einge- lassen, so tritt das beliebte System der suggestiven Bearbeitung in Kraft, und nach dem Rezept,„wer A sagt, müsse auch B sagen", wird Deutschland schön longsam in die zweite
Etappe, die realen Ostlocarno-Lerhanbbmge» htneb«gelotst. Wich das gemacht wird, hoben wir zu unserem Leidwesen ja schon so oft erfahren müssen. 3n Berliner maßgebenden rechtsstehenden poli. tischen Kreisen ist man daher der Aussassung. daß die deutsche Del«. gatlon nicht» unversucht lassen muß, um zu verhindern, daß es jetzt in Genf überhaupt zu einer Diskussion über den �Mchtaugrisfspakl" kommt. Die Berliner „maßgebenden rechtsstehenden politischen Kreise" treiben Politik auf der Bierbank, ohne sich dabei um die wirklichen Tatsachen zu kümmern. Sie phantasieren einen vollkommenen Unsinn zusammen und erlassen dann via. Stettin Anweisungen an die deutsche Delegation in Gen,. Herr Strefemann aber, der in Genf eine ganz andere Situation vorfindet als die in Berlin zusammenphantasierte» wird sich um diese Anweisungen nicht kümmern können, selbst auf die Gefahr hin, sich dadurch den Unwillen der„Berliner Maßgebenden" zuzuziehen._ Richtlinien und ihre Träger. Die Schindluderpolitik der Deutschnationalen. Schon auf dem Katholikentag konnte man deutlich beob- achten, daß die Führer d e r' Z e n t r u m s p a r t e i an der Freundschaft mit den Deutschnationalen keine lautere Freude haben. Es ist nun wohl kein Zufall, daß das Zentral- organ des Zentrums, die„Germania ", an hervorragender Stelle eine Zuschrift aus Südwestdeutschland bringt, die sich mit der offenen Absage der„Kreuz-Zeitung " an die Weimarer Verfassung beschäftigt. Darin heißt es u. a.: Nun hat man, als die Koalition gebildet wurde, weil man dis größte Vorsicht und Behutsamkeit anzuwenden hatte, bestimmte Richtlinien ausgearbeitet und sie zur Grundlage der gemein- samen Politik gemacht. Diese Richtlinien wurden auch von den Deutschnationalen ausdrücklich angenommen und als maß- gebend anerkannt für die zu verfolgende Politik. Wenn dem ja ist, und es ist dem so, dann geht es nicht an, wie die, Kreuz-Zeitung " schreibt, zu sagen,„die Richtlinien haben für uns kein« Be- d e u t u n g".... Gewiß, keine Fraktion kann einer anderen in einer Koalition zumuten, ihre Grundsätze aufzugeben: indes, jede muß erwar. ten, daß jede andere Koalitionspartei weiß, ob ihre Grundsätze es gestatten, bestimmte Richtlinien ehrlich anzuerkennen. Werden sie anerkannt, dann muß man annehmen können, sie wer- den als mit den Grundsätzen vereinbar erkannt, so daß jede andere Koalitionspartei beruhigt und zuversichtlich sein kann. Es geht aber nicht an, daß hinterher Sätze in die Welt geschickt werden wie der: Die Richtlinien haben für uns keine Bedeutung." Derartig« Dinge wirken fast wie eine Art Schindluderpolitik, und eins Schindluderpolitik könnt« nicht als eine Grundlage für eine Koali- tionearbeit, besonders in schweren Zeiten, gebraucht werden. Wir möchten einstweilen annehmen, daß die ebenso forschen wie unglücklichen Verlautbarungen der„Kreuz-Zeitung " die Deckung der führenden Herren in der Deutschnationalen Partei weder er- halten haben, noch erhalten werden. Daß die Zentrum sfra k- tion hier die Augen ausmacht und sich Sicherheit verschasst, halten wir für durchaus geboten. Man versteht die Sorgen des Zentrums um ihre Koali- tionsfreunde. Unverständlich aber ist es, wenn man im Zentrum hofft, die Seitensprünge der.Kreuz-Zeitung " würden von dem Kührer der Deutschnationalen nicht g e- deckt. Der Augenschein beweist ja das genaue Gegen-- teil. Die„Kreuz-Zeitung " ist das Blatt des Führers der � deutschnationalen Reichstagsfraktwn, des Grafen Westarp.. Die ganze deutschnationale Agitation im Lande ist darauf gerichtet, die Beschlüsse der von ihr unterstützten Reichsregie- rung abzuleugnen und ihre eigenen Regierungskundgebungen vor den Wählern herabzusetzen. Das Zentrum spürt, daß es bei dieser schäbigen Demagogie seiner Koalitionsfreunde nicht gewinnen kann. Aber es gehört schon ein verzweifelter Optimismus dazu, zu glauben, daß die deutschnationalen Agitationsmethoden sich ändern.
„/luföem toten Gleise." In den Oberdörfern des Lausitzer Berglandes läuft die Mär von dem„tollen Andrees" herum, von jenem kühnen Wildschützen, der, von Gendarmen und Förstern verfolgt, wie ein wildes Tier im Walde hausen mußte— von dem Heimatlosen, der seine väter - liche Scholle mit seinem ganzen schweren Blute liebte und schließlich mit zwei Händen voll Heimaterde im Armensarg in der Ecke hinter der Kirchhofsmauer verscharrt wurde. Es ist die einfache, ober tiefergreifende Geschichte eines entgleisten Menschen, der, ein erd- geborener Bauer voll derber Arbeitsfreude, in der Kaserne und in der dumpfen Amtsstube der Grenzausseher sein Dasein in Faulheit und Fäulnis dahinbringen muß. Draußen regt sich in tausend Wundern die gebärfreudige Natur und harrt des starken Arms, der ihren fruchtbaren Boden mit dem Pfluge durchfurcht— er aber, der Sergeant drillt ziellos und zwecklos junge Menschen zu Soldaten für den Herrn Rittmeister, und„was darüber hinaus lag, kümmerte ihn nicht und kam nicht an- heran". Mit dem Stiestindschicksol eines nachgeborenen Bauer.... lies belastet, will er nicht, durch seinen Rittmeister aufgepeitscht, Knecht aus dem Gute seines Bruders sein, und er verfällt der Knechtschaft der Kaserne. Höhnisch klingt der Vers der Reservemannslieder in sein Ohr: So lebt denn wohl, ihr Kapitulanten, Die ihr noch länger dienen müßt, Ihr werdet auch einmal Sergeanten, Nachtwächter oder Dorfpolizist. Nachtwächter wird der Andrees zwar nicht, wohl aber Grenz- oufseher. Eine dicke Schneedecke begräbt nun seinen starten Schaffensdrang auf den Höhen- und Schleichwegen des Erzgebirge », und als Grenzaufseher beneidet er die hart schaffenden Holzknechte um ihre schwere Arbeit in den Wäldern der böhmisch-sächsischen Grenz«. Dann bringt ihn die Fürsprache seines Rittmeisters in die Lausitzer Heimat zurück. Da gewittert in das einsame, armselige Leben dieses Schwerblütigen die Liebe hinein— und sie wird sein Berhängnis. Eine erste auflodernde Leidenschaft, ein« heiße Neigung zu der Geliebten eines Paschers blendet völlig seine eben nicht sehr starke Vernunft und macht ihn unbewußt den gewagten Plänen einer Schmugglerband« dienstbar. Er wird in das Haus des Paschers von der kalt berechnenden Dirne gelockt, die ihn von seinen Dienst- gangen fortziehen will. Der Pascher, auf seiner Schmuggelfahrt auf- gestöbert, kehrt zurück und wendet sich mit kochender Wut gegen den vermeintlichen Verräter. Im heftigen Ringen streckt der Grenzer den Pascher zu Boden, da ergreift die Dirne das Gewehr des Grenzers, um diesen niederzuschießen. Der Grenzer entwindet ihr die Waffe, und in schrecklicher Klarheit, daß er der Narr der Dirne und ihres Buhlen gewesen fei, erschießt er das treulos-falsche Weib. Fr wird flüchtig, wildert in den Wäldern seiner Heimat, bis ihn die Kugel des Försters trifft. Mit erschütternder Naturwahrheit hat unter dem Titel„Auf dem toten Gleise" Heinrich Bruno Grosser die Lebens- gefchichte dieses Entgleisten erzählt. Aus dem psychologisch tief erfaßten Charakter des„tollen Andrees" ergeben sich mit eherner Folgerichtigkeit alle Handlungen dieses wurzelechten Bauern, der in die Kaserne und In die Amtsstube anstatt in den Hof und in die Scheune geriet. Und mit feiner dichterischer Kunst find der Soldat
und sein« Vorgesetzten gemalt. Ein Stück des alten Militarismus wird wieder lebendig. Die Wucht eines packenden Dramas geht durch die Geschichte oes tollen Andrees. Jede Szene ergreift den Leser, und selbst jede Nebenfigur weckt in ihm starkes Interesse. Der„B ü ch e r k r e i s" hat den Roman Groffers trefflich aus- gestattet. Und es wird der innere Gehalt und die äußer« Gestalt des Romans kräftig für die aufblühende Organisation des„Bücher- kreises" werben._ P. K. Vervielfältigung von öüchern öurch den Iilm. In Amerika , dem Lande der größtmöglichen mechanischen Aus- Nutzung aller Dinge des Lebens, hat man ernen neuen Weg entdeckt, den Film bestimmten literarischen und behördlichen Zwecken nutzbar zu machen. Einmal handelt es sich um die Verfilmung von kostbaren Buchwerken, alten Handschristen usw., das andere Mal um rein geschäftliche Aufzeichnungen, wie Registraturen usw. Das Verfahren ist für beide Fäll« das gleiche. Um den Inhalt eines Buches aufzunehmen, braucht man nur Seite für Seite auf einen Filmstreifen zu photographieren, und zwar benötigt man für jede einzelne Seite ein kleines Filmbildchen. Da ein Meter Filmband über 50 Bilder enthält, so ist es möglich, einen Band von beispiels- weise 1000 großen Seiten auf nicht mehr als 20 Meter Film- streifen festzuhalten. Die Aufnahmen hierfür nehmen nicht mehr als vier Stunden in Anspruch, und das Gewicht dieses„Buchsilms" beträgt nur etwa 200 Gramm. Man geht bei dieser Verfilmung von der folgenden Idee aus: Alle Museen und Bibliotheken der Welt besitzen wertvolle Buch- werke, die im allgemeinen nur in einzelnen Exemplaren vorhanden sind und wegen ihres hohen Werte» nicht der breiteren Oeffenllich- keit zugänglich gemacht werden können. Mit Hilfe der Kinemat» graphie lassen sich nun diese Werke untereinander austauschen, und bibliophile Kostbarkeiten, die sonst sorgsam gehütet werden mußten, können— verfilmt— der Allgemeinheit in besonderen Vorsüh- rungen usw. zur Verfügung gestellt werden. Weiterbin können alte Handschriften und wichtige historische Dokumente, die wegen Alters- schwäche oft der Zerstörung anheimfallen, der Nachwelt auf diese Weise erhallen bUill-m. Eine rein praktisch« Anwendung fand die Buchverfilmerei be« retts in den Dereinigten Staaten. Dort lagen im Staatsarchiv von Seattle über zwei Millionen Aufzeichnungen, meist registrativer Art, die systematisch geordnet werden sollten. Ein« solche Arbeit hätte jedoch über vier Jahre in Anspruch genommen, zumal da es sich um 2400 umfangreiche Bände handelte. Man entschloß sich endlich zu dem Experiment der„Luchoerfilmuna". Unter Zuhilse- nähme einer sinnreichen Vorrichtung wurde Blatt für Blatt der 2400 Bände mechanisch umgedreht und durch eine Kamera kinemato- graphisch festgehalten. Innerhalb von vier Wochen war da» ganze Archiv„verfilmt". Nun wurden sämtliche Registraturangesteltt« vor die Leinwand gesetzt, erhielten Bild nach Bild vorgeführt und machten danach die nötigen Eintragungen in ihre Bücher. Wenn der eine oder andere ein Bild längere Zeit zu sehen wünschte, so brauchte er nur aus einen elektrischen Knopf zu drücken, und da» Bjld blieb stehen. Die Arbeit ging überaus flott und übersichtlich vonstatten. Sie wurde bereit» in vier Monaten bewerkstelligt, so daß man nicht einmal den zehnten Tell der sonst notwendigen Zeit gebraucht hatte:
Agnes Sormas Beisetzung. Auf dem stimmungsvollen Reuen Friedhof in Wannjee wurde gestern nachmittag die irdische Hülle der großen Künstlerin Agnes Sorma zur letzten Ruhestätte getragen. Eine große Trauergemeinde hatte sich eingefunden mit einer Fülle von Blumen und Kränzen. Man sah außer dem Sohn der Ver- blichenen und mehreren anderen Verwandten unter anderen in bunter Reihenfolge: Ludwig Fulda , Leopold Jeßner , Eduaro v. Winterstein, Lucie Höflich. Alfred Kerr , Felix Holländer und Alexander Moissi . Im Freien, unter einem strahlenden Himmel, fand die ergreisende Trauerseier statt. Pfarrer Warnecke von der katholischen Kirch« in Potsdam segnete die Tote ein und hielt«ine ergreifend« Gedenkrede, in der er von der vierfachen Krone sprach, die Agnes Sorma gebühre: der Krone der Kunst, der Nächstenliebe, der Gatten- und Kindesliebe und der Gottesliebe. Nach ihm sprachen noch Alfred Kerr , Felix Holländer , Alexander Moissi , Lucie Höflich und von der Schauspielschule de» Deutschen Theater» RenSe Köhler warm« Worte der Anerkennung und de» Dante». Dann wurde die Verewigte unter einem Meer von Blumen hinabgesenkt in die kühle Gruft, wo sie an der Seite ihres Gatten, des vor einigen Iahren verstorbenen Trafen Minotto, ruhen wird. Die.Tnle". Auf dem Flughafen Bremen wurde dieser Tage ein neuer Flugzeugtyp«ingeflogen: die„Focke-Wulf-Ente". Dieses Flugzeug stellt die bishengen Verhältnisse buchstäblich auf den Kopf. Für den Zuschauer entsteht vollkommen der Eindruck, als flöge das Flugzeug rückwätts, da der große Hauptflügel mit den beiden 7S-k'5-Sieniens-Motor«n hinten, die bisherigen„Schwanzflossen und Steuerorgane dagegen vorn liegen. Das Flugzeug läßt sich grundsätzlich infolg« seiner Anordnung nicht überziehen, das heißr auch durch die größten Fehler des Führers nicht in jenen Zustand bringen, der heute noch vielleicht drei Viertel oller gefährlichen Ab- stürze verursacht. Die Maschine kann sich ferner bei Start und Landung nicht überschlagen, da anstatt des nach hinten ragenden Schwaiizes«in weit nach vorn ausladender„Hals" vorhanden ist. Aus diesem Grunde läßt sich das Flugzeug auch am Boden ohne Ueberfchlagpefahr bremsen, was von größter Bedeutung auf eng- begrenzten Plätzen ist. Aber selbst beim Anrennen an Hinderiüsst- oder sonstigen Zufäll-n sind die Insassen, da sie wett hinten sitzen. viel besser geschützt als bei dem üblichen Flugzeugtyp Die von dem sofortigen Erfolg aufs höchste überraschten Zuschauer beqlück- wünschten die beiden Konstrukteur« Fock« und Wulf aufs lebhaftes!«. Iiiteressaitt ist, daß die Ideen zu dieser Neukonstruktion bis ins Jahr 1308 zurückreichen, als Focks mit feinem Bruder Wilhelm zu- sammen das erste Patent auf den„Ententyp" erhielt und auch die ersten praktischen Versuche ausgeführt wurden..Entenflugzeuge" wurden bisher mir als Modelle gebaut und oft bei Modellflug. Wettbewerben gezeigt._ flan» Saln'chet Bot ttlt dt« neuen Tri» tz immer de» WetnBaufe» .Lutlct u. Weimer' eine Rcfdc Fw Bensen lter trimmten, die in den Ver- einigten Werkstätten für Mosaik und GIa»m-ler-I. Puhl u. Wagner, doli. Mtb Hilner»dorff in verlin.Treptow . auSgesilbrt werden. vorww» Vohnhau». da» zwischen Trovdon und Tevenoak» in der Krastchalt Ken! liegt, und In dem fich seit zwanzia YaBren«Ine Mädchenschule befindet, soll fetzt-ngek-utt und al« enalilch«, dentmal erklärt werden. Da« Hau « ilt samt den umliegendes OUrtat mch Feldern seit de« Tode de» Forscher» unvexändert gedliVte»