stehen, der sich hierzu eignet und die Vorkenntnisse hat, die der Laufbahn angepaßt sind. Dabei muh der Besitz der Kenntnisse und nicht d t e A r t. w i e s i e erworben wurden, ausschlaggebend sein. Ein Privileg der Schulzeug- nissc darf nicht mehr aufkommen. Es ist einleuchtend, daß mit dem Besoldungsproblem noch eine ganze Anzahl von Fragen zusammenhängen, die hier nicht alle erörtert werden können. Man denke nur an die sehr.schwierige Frage des Wohnungsgeldzu- s chu f s e s und der O r t s k l a s s e n e i n t e i l u n g. Ein Schlüssel für eine wirklich gerechte Lösung ist für sie bisher nicht gefunden worden. Es kann aber festgestellt werden, daß die Einteilung der Orte in verschiedene Tarisklassen bei der Gewährung des Wohnungsgeldes für viele Gebiete des Reichs heute jeden Sinn verloren hat. Wenn eine endgültige Lösung im Augenblick also auch nicht möglich sein wird, muß doch versucht werden, durch Verminderung der Zahl der Orts- und Tarifklassen einen Schritt auf dem Wege zur endgültigen Lösung vorwärts zu kommen. 2lehnlich steht es mit der Frage der Alt- und Neu- Pensionäre. Daß diese ebenso wie die Witwen und Waisen an der Besoldungserhöhung beteiligt werden müssen, ist für die- Sozialdemokratie eine Selbstverständlichkeit. Wegen der Wartegeldempfänger braucht dies-nicht besonders erwähnt zu werden, denn sie sind Beamte und haben infolge- dessen einen Rechtsanspruch auf die Erhöhung ihres Warte- geldes. Zwei Dinge liegen der Sozialdemokratie aber besonders am Herzen, und sie hofft auf ihre befriedigende Regelung bei der Besoldungsreform. Das eine sind die im Krieg oder durch Betriebsunfall schwerbeschädigten Be- amten und Arbeiter, die unter allen Umständen besser als bisher behandelt werden müssen. Es muh möglich sein, diesen im Dienst der Allgemeinheit zum Krüppel gewordenen Men- schen, die in ihrer Verwendungsmöglichkeit meist sehr be- fchränkt sind, und die infolgedessen auf Vorwärtskommen recht wenig Aussicht haben, für den unverschuldeten Schaden einen Ausgleich zu bieten. Die Sozialdemokratie denkt dabei an eine Verbesserung des Besoldung?- und Pensionsdienst- alters der Schwerbeschädigten und auch an eine Zuschuß- zahlung bei vorzeitiger Pensionierung, wie dies in einem sozialdemokratischen Antrag im Reichstag bereits verlangt worden ist. Das andere ist die Frage der Arbeitszeit der Be- amten und Arbeiter in den Reichsbetrieben. Der jetzige Zu- stand, daß öffentliche Beamte und Arbeiter an ein und dem- selben Ort, je nachdem sie im Dienst des Reichs, Landes oder der Gemeinde stehen, täglich 9 und mehr, 8X oder nur 8 Stunden Arbeitszeit haben, ist unerträglich und unhaltbar geworden. Dies um so mehr, als verschiedene Reichsbehörden hier und dort auch schon Mittel und Wege gefunden haben — zum Teil mit Vorwissen ihres Ministers— zum Achtstundentag zurückzukehren. Die Sozialdemokratie muß deshalb verlangen, daß d�r Achtstundentag grundsätzlich in allen Reichsverwaltungen wieder eingeführt wird. Was dem einen recht ist, muß dem anderen billig fein. Schweigen über öen Wassern. Der R e i ch s f! n a n z m i n i ste r empfing geste«, nachein. ander Abordnungen des Deutschen Beamtenbundes, des Reichs- bundes der höheren Beamten und des Allgemeinen Deutschen Bs- amtenbundes, die er mit den Grundzügcn seines Reform» planes bekanntmachte. Die Informationen wurden als streng oertraulich(!) erklärt. Sie werden heute fortgesetzt. Positive Ergebnisse haben die Besprechungen, soweit sich feststellen ließ, nicht gebracht. Es ist in Aussicht genommen, wenn das Reichskabinett zur Borlage end- gültig Stellung genommen hat, noch einmal mit allen Spitzen- gewerkschaften der Beamten gemeinsam zu verhandeln. Wie wir weiter hören, wird die Sitzung des Reichekabinetts, die sich mit der Besoldungsnovelle befassen soll, bestimmt am
Sonnabend stattfinden. Der Reichsfinanzminister wird sich dann in seiner Rede am Sonntag in Magdeburg vor aller Oefsem- lichkeit mit der Borlage beschäftigen. Einberufung des Haushaltsausschusses. Der Vorsitzende des Haushaltsausschusses des Reichstags, Ge- nosse Heimann, hatte den Ausschuß zu Freitag, den 23. September, einberufen. Da aber an diesem und am folgenden Tage die Sitzung des Deutschen Städtetages stattfindet, ist die Einberufung des Haus- Haltsausschusses nunmehr für Donnerstag, den 2 2. Sep- tember, vormittags 10 Uhr, festgesetzt worden. Auf der Tages- ordnung steht:„Höhe der Votschüsse auf die kommende Reu- regelung der Besoldungsordnung*.
Gegenangriff! Schwarzweißrotes Leichenbegängnis mit Stahlhelm- musik! Die Belehrung, die Genosse Braun dem deutschnatio- nalen Reichsverkchrsminister gegeben hat, läßt die„K r e u z- Zeitung" nicht zur Ruhe kommen. Da ihr eigenes Arsenal erschöpft zu sein scheint, macht sie Anleihen beim Stahlhelm. Herr S e l d t e, Stahlhelmführer und Selterswasserfabrikant, hat nämlich ein weitschweifiges Pro- aramm erlassen, mit dem er— etwas früh— die nächsten Reichstagswahlen zu beeinflussen wünscht. Seine Forde- rungen sind: Die Forderung der schwarzweißroten Fahne als Reichsflagge, als Fahne des Deutschen Reiches. Die Erklärung des 18. Januar, des Gründungstages des Deutschen Reiches, zum Reichsfeiertag. Beseitigung und Aberkennung der Kriegsschuldlüge. Die Anschlußforderung Oesterreichs an Deutschland . Die„Kreuz-Zeitung * stellt sich entzückt über dieses Pro- gramm und bemerkt dazu: Das sind die Ziele des großen deutschen Frontsoldatenbundes. Sie stellen gleichzeitig ein Programm dar, das jeder natio- nale Deutsche unterschreiben kann. „Heraus aus der Verteidigung," so sagt die„Stahlhelmzeitung". Wir möchten hinzufügen:„Keine Verteidigung ohne Gegen- angriff!" Laßt sie unterschreiben, die„nationalen" Deutschnatio- nalen, sie zeigen damit noch einmal, was ihre Unterschrift wert istl Als sie die Richtlinien unterschrieben, haben sie sich verpflichtet, die schwarzrotgoldene Reichsfahne zu achten und zu fchützen. Ihre Minister haben den Eid auf diese Fahne geleistet. Das alles gilt nach Auffassung des offiziellen deutschnationalen Organs nach berühmtem Muster heute nur noch als Fetzen Papier . Allerdings: die Unterschrift unter das Programm des Selterswasserfabrikanten hat auch nur fünfzigprozentigen Wert. Dieselbe„Kreuz-Zeitung " hat erst kürzlich verraten, daß das scbwarzweißrote Tücherschwenken mehr schöne G e st e als Angriff ist, da man davor Angst hat, bei einem Volksentscheid durchzufallen. Mit dem 18. Januar als Reichs- feiertag siebt es nicht besser aus. Und die Kriegsschuld- lüge? Wie konnte man so wacker auf die Untätigkeit der Reichsregierung schimpfen, solange man nicht an der Regie» nmg beteiligt war! Seither ist's stillgeworden, obwohl die Reichsregieruna von Westarps Gnaden untätiger ist als jede Regierung vorher. Also Gegenangriff? Leichenbegängnis mit Stahlhelm- mufik! Und noch nicht einmal erster Klasse. Erziehung zu Schwarzrotgolö. Karlsruhe , 8. September. (Eigenbericht.) Der Internationale Rennklub in Baden-Baden hat es bisher nicht für notwendig gehalten, bei feinen Rennen neben den zahlreichen ausländischen Flaggen auch die schwarzrotgoldene Nationalslagge der deutschen Republik zu hissen. Auf Anfrage des badischen Innenministers über die Gründe dieser auf-
fälligen Haltung erklärte die Klubkeitung, daß sie lediglich die Flagg «! derjenigen Länder zeige, die an dem Rennen direkt beteiligt sind. So sah man z. B. in diesem Jahre u. a. die französische und, da der König von Schweden anwesend war, auch die s ch w e d i s ch a Flagge, nicht ober die schwarzrotgoldenen Farben. Im übrigen er- klärt« die Klubleitung, daß sie früher auch die schwarzweißrote Flagge nicht gehißt habe und es deshalb ablehne, nunmehr die neue! Reichsflagge auszuziehen. Der badische Innenminister hat sich mit den Auskünften des Rennklubs in Baden-Baden nicht zufriedengegeben. Da die Pferde- rennen finanziell nur dadurch ermöglicht werden, daß der wefent- lichste Teil der To t a l i s a t o r st e u e r den Rennvereinen über- lassen bleibt, wird der Freistaat Baden diese Vergünstigung in Zu- kunft nur noch den Vereinen bewilligen, die bei ihreir Rennen die Reichsflagge zeigen und im äußeren Rahmen ihrer Veranstaltung der deutschen Reichsflagge die Achtung erweisen, die schon aus Gründen der nationalen Würde verlangt werden muß. Es ist anzunehmen, daß diese energische Sprache des badischen Innenministers ihre Wirkung nicht oerfehlt und der Internationale Rennverein in Baden-Baden in Zukunft ebenso wie der Rennoerein in Mannheim die schwarzrotgoldene Flagge bei seinen Rennen hissen wird. Der Erfolg in Mannheim wurde im Vorjahre ebenfalls erst erzielt, nachdem die Stadtverwaltung dem dortigen Rennverein mit der Entziehung der Unterstützung gedroht hatte.
Zum Kapitel Reichswehr . „Dem Kaiser ins Reich." Man schreibt uns: Anläßlich eines Stahlhelmtages und einer Pioniertagung für die Provinz Hannooer, die dieser Tag« in G ö t t i n g en abgehalten wurden, gab es eine ganze Reihe von Zwischenfällen und Provo- kationen. Für die Stahlhelmer redete der bekannte Oberstleutnaick a. D. Düsterberg gegen den Reichswehrmini st er wegen seines Flaggenerlasses. Er warf Geßler vor, daß er damit die„Gräber der deutschen Soldaten entweiht" habe. Die Rede des preußischen Ministerpräsidenten für Schwarzrotgold nannte er eine Taktlosigkeit und Brutalität. Das Ende des Rummels bildete schließlich die Annahme einer scharfen Resolution gegen den Reichs- wehrminister. Auf der Tagung der ehemaligen Pioniere ging es noch etwas toller her. In einem ausschließlich schwarzweißrot dekorierten Saal spielte die Reichswehrkapelle in voller Uniform: auch eine Abteilung der Ulmer Tradilionskompagni« nahm daran teil. Die Reden waren durchweg republikfeindlich: ebenso waren die Lieder, bei denen Reichswehrmusit und die Ulmer Tradi- tionssoldaten besonders mitwirkten, absolut monarchistisch. Rur eine Probe eines Liedrefrains, bei dem die Soldaten besonders laut singen und auf den Tisch schlagen mußten: H o ch auf zugleich Dem Kaiser ine Reich, Dem König ins Land. Durch Wasser und Sand usw. Damit die ganze Sache ganz originell wunde, wirttc auch der bürgerliche Gesangverein„S ä n g e r h e i m* mit, dessen Vorsitzender der kommunistische Stadtverordnete und Betriebsratsobmann bei der Eisenbahn, Fraatz, ist. Fraatz ist hervorragender Tenor eines Doppelquartetts dieses Vereins und hat sich den ganzen Sonntag f ü r S ch w a r z w e i ß r o t die Kehle wund geschrien und traktieren lassen.
polnische Polizeipraxis. Ein Reichsdeutscher zur Verhaftung hinübergelockt. s a l k o w i tz, 8. September. (TU.) Zu den Deutschenverhastungen wird noch bekannt, wie die polnische Polizei gegen das oberschlesisthe Deutschtum arbeitet. Der deutsche Reichsangehörige Baumeister Gudermud wurde durch> ein fingiertes Telegramm von der polnischen Polizei aus Gleiwih nach Polen gelockt, um hier verhastet zu werden.
vererbungswissenschast. In Dahlem , weit vor den Toren der Großstadt, entfernt von ihrem neroenaufrcgenden Lärm, liegen eine Reihe wissenschaftlicher Forschungsinstitute der Kaiser-Wilhelm-Gesellschast, darunter auch das Institut für Vererbungswissenschaft, das einzige dieser Art, das Deutschland besitzt. In anderen Ländern, vor allem in Nordamerika , hat man die große Bedeutung dieses Forschungs- zweiges früher erkannt als bei uns, dort ist jeder Universität ein solches Institut angegliedert, das mit reichlichen Mitteln ausge- stattet ist. Das deutsche Institut In Dahlem steht unter der Leitung des Professors Erwin B a u r, der um die Förderung dieses Wissenschaftszweiges in Deutschland sich besondere Verdienste er- warben hat, und dessen unablässigen Bemühungen es in erster Linie zu danken ist, daß demnächst auch ein Institut für Züchtungeoer- suche noch entfernter von der Großstadt, bei Müncheberg , erstehen wird. Ein kurzer Gang durch das Institut zeigt ohne weiteres, welche große Wichtigkeit diesem Forschungsgebiet zukommt. Die Grund- tage für die noch junge Vercrbungswissenschaft bilden die söge- nannten Mendelschen Regeln, die schon in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts von dem Augustinermönch Gregor Mendel bes_ Versuchen mit Pflanzen, die er im stillen Kloster- garten zu Brünn anstellte, aufgefunden wurden, aber völlig unbe- achtet blieben und in vollständige Vergessenheit gerieten. Erst im Jahre 1S00 wurden diese Regeln von dem holländischen Forscher de Lries, dem Wiener Botaniker Tschermak und dem deutschen Botaniker Correns unabhängig voneinander wieder aufgefunden und bilden nunmehr die � Grundlage der seitdem neu aufgeblühten Vererbungswissenschaft. Durch Kreuzung zweier Individuen, die sich in einem Merkmal, z. B. der Farbe, deutlich unterscheiden, er- hält man Nochkommen, die in diesem Merkmal eine Mischung der Merkmale ihrer Eltern zeigen, bei der Farbe also eine Mischfarbe. Diese Bastarde geben bei der Fortpflanzung aber nicht wieder bloß Kinder mit derselben Mischfarbe, sondern ihre Kinder weisen diese nur zur Hälfte auf, zur anderen Hälfte die Farben ihrer Groß- eltern, und zwar in gleichem Verhältnis. Als Beispiel will ich das Löwenmaul anführen, mit dem in dem Institut zahlreiche Versuche angestellt werden. Rote und weiße Pflanzen gekreuzt geben solche von blaßrosa Färbung. Deren Nachkommen sind nur zur Hälfte blaßrosa, zur anderen je zur Hälfte rot und weiß. Und diese roten und weißen Exemplare geben bei der Fortpflanzung immer wieder nur rote bzw. weiße Nachkommen, während die blaßrosa Exemplare bei weiterer Fortpflanzung immer wieder nur zur Hälfte blaßrosa Rachkommen haben, dagegen ist die andere Hälfte ihrer Nachkommen immer wieder zur Hälfte rot, zur Hälfte weiß, ste spalten immer wieder auf oder„mendeln", wie der technische Ausdruck lautet. Das Merkmal der Farbe ist nur ein einzelnes herausgegriffenes, die I»dioiduen haben aber stets eine ganze Anzahl von Merkmalen. durch die sie sich unterscheiden und aus deren besondere Züchtung man achten kann. Dadurch gelingt es, allerding« nur durch sehr geduldige Arbeit, die durch viele Generationen von Exemplaren fortgesetzt werden muß, besondere Eigenschaften, die man wünscht, heranzuzüchten. Von wie außerordentlicher volkswirtschaftlicher
Bedeutung das werden kann, zeigt schon ein ganz kurzer Gang durch das Institut! In der botanischen Abteilung werden z. B. Versuche angestellt, ertragreichere Getreidesorten herauszubekommen. ii. a. auch sogenannte Wintergerste, die als Braugerste Verwendung finden kann. Bei verschiedenen Obstsorten ist man damit be- schäftigt, gegen bestimmte Krankheiten immune Sorten herauszu- bekommen. Wenn man bedenkt, was für Millionenwerte der Reb- laus und Peronofpora alljährlich im Weinbau zum Opfer fallen. so kann man sich eine Vorstellung machen, was ein Gelingen dieser Versuche für die deutschen Winzer bedeuten würde. Am weitesten vorgeschritten sind von diesen Versuchen die mit Stachelbeer- und Iohannisbeerkreuzungen, für welche Immunität gegen Meltau an- gestrebt wird. Erwähnenswert sind auch die Versuche mit Zucker- rüben, die man so zu gestalten wünscht, daß sie sich leichter abernten lassen, nicht wie jetzt mühsam aus der Erde gegraben werden müssen. In der zoologischen Abteilung sind besonders erwähnenswert die Bemühungen, unsere deutschen Schweine, die so häufig von der Schweinepest und Schweinescuche befallen werden, mit ungarischen und rumänischen Sorten �u kreuzen, denen Immunität gegen diese Krankheiten nachgesagt wird, und dadurch auch für den deutschen Sandmann Schweinesorten zu erzielen, die ihn diese entsetzliche Geißel seines Tierbestandes nicht mehr fürchten lassen. Weit vor- geschritten sind auch die Züchtungsversuch« mit Kaninchen, bei denen es gelungen ist, durä) Kreuzung mit den sogenannten Catorex- Kaninchen ein Chinchillafell heranzuzüchten, das Kanwchsn also geradezu zu einem Tier mit einem Edelpelz zu machen. Ueberaus zahlreich sind die Fragen, die auf diesem interessanten Forschungsgebiete noch der Klärung harren. Es ist bedauerlich, daß in Deutschland so wenig getan ist, um ähnliche Institute ins Leben zu rufen. Der Internationale Kongreß für Ver- e r b u n g s w i s s e n s ch a f t. der nächste Woche hier in Berlin zu- sammentritt und eine Reihe hervorragender Forscher aus den ver- jchiedensten Ländern vereinigen wird, wird sicherlich zur Klärung einer ganzen Reihe von Problemen beitragen, weil ja die persönliche Berührung der Gelehrten aus den verschiedenen Ländern natur» siemäß in dieser Richtung wirksam sein muß. Aber darüber hinaus ist es von großer WÄeutung, daß die öffentliche Aufmerksamkeit auf diese Fragen und ihre volkswirtschaftliche Bedeutung gelenkt wird. Dr. Bruno Borchardt .
Das vibrierende London . Unter den Problemen, die der mo- derne Berkehr für die heutigen Großstädte geschaffen hat. ist eines der wichtigsten� wenn es bisher auch wenig beachtet wurde, die Beeinträchtigung der Lebensdauer der Gebäude durch die ständigen Schwingungen, in die ste versetzt werden. Besonders in den großen Verkehrsstraßen der Weltstädte sind alle Häuser zu einem ständigen Vibrieren gezwungen, das die Dauerhaftigkeit der Baustoffe an- greift und ihren Zusammcnbang untereinander lockert. Für Lon- don sollten diese Probleme jetzt planmäßig untersucht werden, und zwar vo» dem Britischen Physikalischen Laboratorium in Tedding- ton gemeinsam mit Professor Jsnkin von der Universität Oxford . Man hofft dabei sowohl für den Straßenbau al» für de» Hausbau diejenigen Materialien zu finden, die den ständigen Erschütterung«» am besten Widerstand leisten können.
Reue siamesische Zwillinge. I.i einem Londoner Krankenhaus liegt ein merkwürdiges Zwillingspaar, zwei Mädchen, die. die Ge- sichter einander zugekehrt, von dem mittleren Teil der Brust bis fast an das untere Ende des Unterleibs zusammengewachsen sind. Diese neuen siamesischen Zwilling«, die die Namen Mary und Ann erhalten haben, besinden sich zur Beobachtung im Krankenhaus. Ann ist nämlich nicht so gesund wie Mary, und mar denkt daran, die Zwillinge durch«ine Operation zu trennen. Man fürchtet aber, daß das kräftigere Kind die Trennung von dem schwächlichen nicht aus- halten würde. Beide Babys führen eine körperlich getrennte Existenz, denn ihr« Herzen schlagen nicht zusammen. Sie ähneln sich aber so, daß man sie nur durch verschiedenfarbige Schleifchen unter- scheiden kann: Mary trägt rosa und Ann blau. Technische Ausbeulung der Erdkernte mpsrakur. Der englische Ingenieur I. L. Hodgson hat in einem Vortrag vor der Britisli Association dieser Tage die Möglichkeit erörtert, die schwindenden Kohlenreserven der Welt durch eine Ausbeutung der Hitze im Erd- innern zu ersetzen. Er hat berechnet, daß die Abkühlung einer Kubik- Meile Felsgestem aus einer Tiefe von etwa 30 Meilen unter der Erdoberfläche soviel Hitze liefern würde wie die Verbrennung von 200 Millionen Tonnen Kohle, was, bei einem Ausnutzungsgrad von 20 Proz.,�«ine Jahreslieferung von 50 Millionen Pferdestärken bedeuten würde. Die Hitze des Erdinnern betrag« ungefähr 30 mil- lionenmal so viel wie die gesamten noch vorhandenen Kohlen- reserven, und die praktisch« Bewältigung dieses Problems werde die Ingenieure in den nächsten Jahrzehnten stark in Anspruch nehmen. Eine neue Brücke für Paris . Da die Seine -Brücken im Stadt» bild der französischen Hauptstadt eine so große Rolle spielen, ist die Errichtung einer neuen Brücke für den Pariser ein großes Er- eignis. Um den Verkehr zwischen den beiden Ufern der Seine zu erleichtern, ist jetzt eine der allen Brücken, die Pont de la Tournelle, die die Insel des Heiligen Ludwig mit dem Süduser verbindet, abgebrochen worden und wird durch«inen neuen Bau ersetzt, der eine einzige Spanne von 70 Metern haben wird und die erste Pariser Brücke ist, die aus Beton besteht. Die Brück« wird in drei Abteilungen und zwar mit einem ganz neuen Konstruk- tionsoerfahren errichtet. Der Post-Amtsschimmel. Di« Post in London gibt offenbar der deutschen an Korrektheit nichts noch Sie hat dieser Tage einen Brief an seinen Empfänger abgeliefert, der am 30 Rooember\865 abgesandt worden ist. Der Brief wurde beim Abbruch eine» alten Gebäudes gefunden und von den Bauarbeitern einfach in den Kasten gesteckt. Da die Briefmarken von 1865 heute in England nicht mehr gelten, mußte für den Brief Strafporto bezahU werden. Der richtige Empfänger ist allerdings längst tot, glücklicherweise lebt aber noch sein Sohn im gleichen Hause. Die Briefmarke von 1865 mit dem heutigen Poststempel ist natürlich ein Mehrfaches des Strafportos wert.
«ölliulier Ibealerforgen. Die Abschluharbeiten bei Tbealerelats der oetgatigeneit Spielzeit haben ein Defizit von 112 000 M. ergeben, da» von der Stadt gedeckt werden'soll. Die Stadtverordneten sind derselben An- fiibt wie der Magistrat, das, die UntversilSllsladt SStttngen unmigllch ohne Theatee sein dürfe und bah daher der gelordert» Zuschuj, vou der Stadt unter alle» Umstände» geleistet werden müsse.