vollmar.
Ein weiterer Beitrag ans der„großen" Zeit. Von Alwin Saenger . Genosse L i p l n s ti hat im„Vorwärts" auf das erbärmliche Verfahren hingewiesen, das auf Wunsch und Anleitung von Otto von Bismarck gegen einen Mann wie Georg von Vollmar in den achtziger Iahren des vorigen Jahrhunderts geübt wurde und das den Entzug der Pension für den schwer Kriegsbeschä- digten zum Ziele hatte. Das Vorgehen Bismarcks ist nicht v c r- einzelt geblieben; schon vor ihm haben Amtsstellen des König- reichs Bayern versucht, in ähnlicher verwerflicher Weise Vollmar seinen einzigen Lebensunterhalt zu nehmen. Es ist notwendig, hierauf eingehend zurückzukommen. Georg von Vollmar wollte auf Grund feiner Erziehung und nicht auf Grund persönlicher Neigung Offizier werden. Er trat am 18. August 1865 in Freising in das bayerische„3. Cuirassier Regiment Großfürst Constantin Nikolajewitsch" ein, was der Regi- mcntsobcrst an dos königliche Generalkommando nach München mit den Worten meldete,„daß er einen Kadeten Georg Ritter von Voll- mar auf Veltheim im Regiment, in dem sich bis jetzt nur ein Kadet befindet, angenommen habe, und selber am 17ten vor der Parade oerpflichtet wurde". Vollmar behagte aber offenbar der militärische Betrieb in der Garnison Freising sehr wenig, und er reiche am 13. März 1867 ein Gesuch ein um Versetzung zu einem Jäger- bataillon,„da er sür diese Waffe besondere Vorliebe habe". Allein auch die erfolgte Versetzung machte ihn offenbar nicht begeisterter sür das Militärische, und so wurde er im Oktober 1887 wegen be- haupteter unerlaubter Entfernung aus der Garnison vom Militär entlasten. � Als der Krieg gegen Frankreich 1876 ausbrach, richtete der „königliche Post- und Bahnolpirant Georg Ritter von Vollmar" aus Oberaudorf am 26. Juli 1870 an das„Hohe Ministerium des Krieges" in München eine Eingabe, die folgenden Wortlaut hatte: „Der ehrfurchtsvollst Unterfertigt«, welcher vom August 1865 bis zu Anfang des Feldzuges 1866 als Kadet im 3. Kuirassier Regiment, und von da ab bis zum September 1867 als Leutnant im 3. Jnfanterie-Regimente, ferner vom 7. Januar 1868 bis 23. Dezember desselben Jahres, also während eines Jahres als Freiwilliger im Korps der Carabiniers etrangers zu Rom und in der römischen Campagna diente, bietet einem Hohen Ministerium hiermit seine Dienste als Freiwilliger an, mit der Bitte, ihn nach Ermessen einer Truppenabteilung im Felde ein- zuverleiben, mit Ausnahme des 3. Inf.-Regiments, aus dem er entlasten wurde, und bei dem ein Aufenthalt für ihn unmöglich wäre. Rur der lebhafteste Wunsch, seinem Vatcrlande mit seiner Kraft, vielleicht auch durch seine geringen Kenntnisse des fran- zösischen Heerwesens zu dienen, tonnte den ehrfurchtsvollst Unter- zeuyneten zu Obigem bestimmen, ein Hohes Ministerium mit einer Bitte zu belästigen, was derselbe seinem Gebundensein an seinen Wohnort, aber auch seinen' Verlangen, im offenen Felde seinem Vaterlande zu dienen, zu Gut halten möge." Der„Vaterlandslose" bemühte sich also mit allen Kräften, als Kriegsfreiwilliger hinauszukommen. Gerade aus dieser fcotsache der Kriegsfreiwilligkeit und der dann im Kriege erlittenen schweren Verwundung ist ein Rückschluß auf die Erbärmlich- keiten der �lmts stellen aus der„herrlichen" Zeit gegenüber politisch Andersgesinnten gestattet. Die Verwundung Vollmars war in ihren Folgen M denkbar schwerste und wirkte zerstörend aus seinen ganzen körper- lichen Zustand. Der berühmte Münchener Chirurg«, Geheimrat von Nußbaum, hat in seinem Gutachten vom 15. Oktober 1886 das körperliche Kriegsleiden Vollmars eingehend geschildert. Es heißt in diesem Gutachten u. a.: „Herr von Vollmar bekam im Kriege 1876 eine Schuß- Verletzung des Fußes und wurde auf einer Tragbahre der ärztlichen Hilfe entgegengebracht. Die leichte Tragbahre war für den außer- ordentlich großen schweren Mann nicht solid genug und brach, weshalb Herr von Vollmar mit der Wirbelsäule auf harte Steine fiel und eine ernste entzündliche E r t r a n- kung des Rückenmarks bekam, bei welcher... später ganze Muskclpartien gelähmt wurden." Das Gutachten führt dann weiter aus. daß Vollmar vor ernsten Rückfällen nur durch sorgfältigste Pflege und medizinische Behandlung bewahrt werden könne. Gegen diesen Mann ging das bayerische Staatsmini- fterium des Innern schon 1877(!) vor, um ihm, dem schwer- verwundeten Kriegsfreiwilligen, die karge Militärpension zu«nt- ziehen! Da« bayerische Kriegsministerium unter der damaligen Führung des Generals von-Maillinger besaß zunächst etwas mehr menschliche Scham als die königlich bayerische Verwaltungs- behörde des Innern. Kricgsminister von Maillinger schrieb am 6. August 1877 an das Staatsministerrum des Innern„Betreff sozialistisch« Agitation, hier der Redakteur der sozialistischen Dresdener Dolkszeitung Georg Ritter von Vollmar" folgendes zurück: ...... Bei solcher Sachlage glaubt das Kriegsministerium, daß«in« Einziehung der Pensionstompetenzen des p. Vollmar durch dessen politische Tendenzen und beziehungs- weise Heroorragende Teilnahme an der sozialistischen Agitation wohl kaum zu rechtfertigen sei, und sieht sich dasselbe daher nicht in der Lage, seinerseits der hierauf gerichteten An- frage der k. Polizeidireklion München eine Folge zu geben." Die Standhaftigkeit dieses Kriegsministerium» des„demokrati- schen" Bayern dauerte nicht allzulange. Alsbald konnten die Ver- suche des Staatsministeriums des Innern, dem Freiwilligen und Krüppel die Pension zu nehmen, wenigstens einen Teilerfolg auf- weisen. Das Kriegsministerium lehnte am 26. Februar 1881 dem Ministerium de» Innern gegenüber den Pensionsentzug in vollem Umfange zwar ab, bemerkte ober zum Schluß des ' Schreibens versöhnlich: „Sollte indessen das k. Staatsministerium des Innern«inen Modus zu bezeichnen vermögen, um die fraglichen Bezüge wenigstens zu schmälern, so wird dos Kriegsministerium sür gesällig« weitere Mitteilung nur dankbar sein." Diese geschichtlich« Erinnerung beweist auf» neue, daß unter der früheren Staatsform des Reiches und seiner Länder>n der Behandlung sogenannter Staatsfeinde jedes Gebot politi» fchen Anstände? und einfachster Menschlichkeit restlos miß- achtet wurde. Die Republik aber zahlt sogar überführten Hochver» ratern. di« einmal Osfiziersunisorm trugen, volle Pensionen.
Seine unausbleiblichen Folgen.
Die Besahung wird einsichtig. Die scanzöstschen und englischen Militärbefehl-stellen im Rheinland hoben auf Antrag der deutschen Behörden den Soldaten das Betreten der Weinberg« verboten. Verhaflunaen In Brooklyn . In einer Wohnung in der Roh« der jüngsten Bombenexplosion will die Polizei»In« Bombensabrik entdeckt haben. Ein« Kiste mit anarchistischer Lit»ratur und mit Briefen ist beschlagnahmt worden. Mehrere Personen wurden ver- haftet.
Edinburg . 8. September. (Eigenbericht.) Der englische Gewerkschaftskongreß wurde am Donnerstag zu- nächst von Ramfay Macdonald im Namen der britischen Arbeiterpartei begrüßt. Dann trat man in die Diskussion des Bor. fchlags des Gcneralrats ein, die Beziehungen zu den russischen Gewerkschaften einzustellen. Fast sämtliche führenden Persön- lichkeiten der brilischen Gewerkschastsbewegung nahmen daran teil. E l y n e s, der Führer der Fabrikarbeiter, wandle sich dagegen, daß der Anschein einer Einheil aufrechterhalten werde, die in wirk- lichkeit nicht existiere. D r o m l e y, der Führer der Lokomotiv- führergewerkschast, forderte Unlerslühung des Generalratcs, um die russische Behauptung von Meinungvoerfchiedenheilen zwischen den Führern und den Massen in dieser Frage zu widerlegen. Der Organisalor der britischen Transportarbeiter, B e v i n. polemisierte Insbesondere gegen die Mißachtung der Autonomie der britischen Ge- wertschastsbewegung durch die Russen. Selbst der radikale Führer der Bergarbeiter. Cook,»rot nicht sür die Verwerfung des Bor- fchloges des Generalrotes ein, sondern für die Befragung der Mit- gliedschast. 3n schwieriger Lage befand sich der Eifenbahnerführer Tramp, der sich ans Grund eines Mehrheilsbeschlusses der Dele- gierten der Eisenbahner als Führer einer großen Gewertfchaft für die Verwerfung des Vorschlages des Generalrates mit der Begründung einsehte, daß der Abbruch von den Gegnern der Arbeiterbewegung als ein Akt moralischer Unterstützung der konservativen Regierung gedeutet werden könnte. Die Abstimmung ergab eine Mehrheit von 2,71 Millionen Stimmen gegen 620 060 Stimmen für die Einstellung der anglo- russifchen Verhandlungen. Die Bergarbeiter enthielten sich zum Teil der Abstimmung. * Dieser Beschluß, den wir in einem Teil unserer gestrigen Abendausgabe bereits mitgeteilt haben, zeigt, daß die große Mehrheit der englischen Gewerkschaften das russische Ex- p e r i m e n t als endgültig gescheitert betrachtet. Die Minderheit von 620 000 Mitgliedern schließt u. a. auch die Eisenbahner ein, die bekanntlich zum rechten Flu- gel der Gewerkschaften gehören. Die eigentliche kommu- nistische oder halbkommunistische Opposition beschränkt sich auf die 148 000 Stimmen, die gegen den Bruch mit der so- genannten Minderheitebewegung abgegeben wurden. Wenn man die Anstrengungen berücksichtigt, die die Kommunisten gemacht haben, um auf dem Gewerkschafts- kongreß in Edinburg mit einer starken Anhängerschaft auf- zutreten, wenn man weiter berücksichtigt, daß die kommu- nistische Opposition aus der Niederlage der englischen Ge- werkschaften im Bergarbeiterstreik und aus dem sich an- schließenden politischen Feldzug zugkräftige Argumente her- ausholte, dann ist diese kommunistische Minderheit bedeu- tungslos. Die englischen Gewerkschaften werden aber in der nächsten Zukunft die schmerzliche Erfahrung machen, die die kontinentalen Gewerkschaften schon gemacht haben, daß der Kampf der Gewerkschaften gegen den Kapitalismus ganz »-ya-s eiiuf ma»} mu c» c.« ziist sspiuaasa».-'. 1 Staütratkrise in �mfterüam. Kraftprobe des Bürgerblocks. Amsterdam . 8. September. (Eigenbericht.) Die Ratshcrrenwahlen haben in Amsterdam zu einer ernsten Krise in der Gemeindeverwaltung geführt. Zunächst besetzte der Bürgerblock das von dem Sozialdemokraten Wibaut seit mehr als zehn Jahren verwaltete Finanzdezernat mit seinem Kandidaten ter Haar. Als dann Wibaut und de Miranda für andere Aemter wiedergewählt wurden, war es natürlich, daß sie sich ihre Entscheidung bis zur Wahl'des letzten Ratsherrn vorbehielten, da die Plenarversammlung unserer Amsterdamer Parteiorganisation ihre Entscheidung dahin getroffen hatte, daß die Fraktion entweder wie bisher drei oder keinen Ratsherrn stelle. An letzter Stelle wurde schließlich der Demokrat Dr. Abraham« gewählt, der sich ebenfalls die Entscheidung vorbehielt. Wibaut und de Miranda erklärten daraufhin, daß sie unter diesen Umständen ihre Ernennung zum Ratsherrn nicht annehmen. Dr. Abrahams hat die Wahl ebenfalls nicht angenommen. Es sind deshalb nach wie vor drei Ratsherrnsitze unbesetzt; über sie dürfte am heutigen Freltag die Entscheidung fallen. Der Bürgerblock scheint es auf eine Kraftprobe ankommen zu lassen.
Seipels Praxis. Theoretische Sozialreform und praktische Volks- ausbeutung. Der deutschösterreichische Bundeskanzler Dr. Ignaz S e ip e l, Führer der chrifllich-fozialen Partei, sonst noch Prälat und Professor der Moraltheologi«, hat auf dem Katholikentag zu Dortmund auch von der christlichen Sozialreform gesprochen, wobei er auch deutlich erkennen lieh, daß er di« Ausrechterhaltung des Kapitalismus als Gebot Gottes und so betrachtet. Wie es nun praktisch mit der christ- lichen Dolkspolittt des Herrn Seipel aussieht, entnehme man folgen- den Ausführungen des sozialdemokratischen Abgeordneten Dr. Otto Bauer im Zollausschuß des Nationalrats der Republik Deutsch- österreich: Welchen Preis wir dafür zahlen sollen, daß die Zollerhöhungen gegenüber den agrarischen Nachbarstaaten durchgesetzt werden, dos ist erst aus den Leitungsmitteilungen über di« Verhandlungen,� die im Zusammenhang mit oem neuen ungarischen Handelsoertrog über die Bildung eines internaiionolen Mehlkartells geführt werden, deutlich sichtbar geworden. Die Berelnbarungen zwischen der österreichischen und der ungari - schen Mühlenindustrie, die die Grundlage dieses Kartell» sein sollen, scheinen noch nicht zum Abschluß gelangt zu sein, es muh aber jetzt schon gesagt werden, daß wir dos, worüber hier verhandelt wird, sür die größte handelspolitische Ungeheuerlichkeit halten, die in der Nachkriegszeit irgendwo geschehen ist. Dieses Kartell ist ofsenbar zur Plünderung der österreichischen Ver- braucher, vor allem der Wiens , bestimmt. Zur Belohnung ist auch noch der Ersatz eines Teils der Zölle in Aussicht genommen, so daß also der österreichische Derbraucher zwar den vollen Mehlzoll zu bezahlen haben wird, di«s«r Zoll aber nicht dem österreichischen Staatsschatz, ja nicht einmal den österreichischen Mühlen, sondern den Mühlen Ungarns . Jugoslawiens , Rumäniens usw. zufallen wird. Dieses Mehlkartell soll nichts anderes fein als eine Organlfakiou zur Einhebung eines Tribut» von Oesterreich . Die Wehlkartellbildung ist der Preis, der den Nachbarstaaten
außerordentlich erschwert wird, auch wenn die kommunistische Opposition innerhalb der Gewerkschaften numerisch nur schwach ist. Es ist offenbar, daß Moskau , nachdem es jahrelang in England laviert hatte, jetzt zum offenen Angriff gegen die englischen Gewerkschaften übergegangen ist. Die englischen Gewerkschaften und ihre Führer, wie sehr sie bis- her auch sich bemüht haben mögen, Moskau Brücken zu bauen, werden von den Bolschewisten jetzt genau so be- schimpft und verleumdet, genau so niederträchtig bekämpft und besudelt wie die Gewerkschaften des Festlandes schon seit langen Jahren. Wenn man noch eine Illusion hätte über die Politik der russischen Bolschewisten, dann könnte man es bedauern, daß diese nunmehr auch die letzte Brücke abgebrochen haben, die zur internationalen Arbeiterbewegung führt. Die Arbeiterklasse braucht ihre ganze Kraft zur Bekämpfung und Ueberwindung des Kapitalismus . Wenn sie zur Ab- wehr des Verrats in den eigenen Reihen Zeit und Kraft verwenden muß, so kann davon nur der Kapitalismus Gewinn ziehen. Deshalb sehnt jeder von uns den Tag herbei, an dem die gewerkschaftlich und politisch organisierte Arbeiterschaft nicht mehr nötig haben wird, die von Moskau organisierte und unterhaltene Zellen- bildung zu bekämpfen. Aber wenn das englische Experiment heute endgültig gescheitert ist, wie alle vorhergehenden Versuche, die auch in anderen Ländern gemacht wurden, scheiterten, so ist jetzt wenigstens volle Klarheit geschaffen. Und das ist ein nicht zu unterschätzender Gewinn. Moskau wird nunmehr seine verhängnisvolle Politik mit verstärkter Kraft auch in England versuchen. Es wird auch ist England versuchen, die Arbeiterschaft zu einem Wertzeug der russischen Politik zu machen. Moskau wird' auch in England scheitern. Niemand kann heute voraussagen, wann der Zeitpunkt eintreten wird, an dem die russischen Bolschewisten erkennen werden, daß die Arbeiterschaft außerhalb Rußlands nicht dafür zu gewinnen ist, russische Politik zu machen. Aber der Zeitpunkt wird unvermeidlich kommen, an dem selbst die von Illusionen eingefangenen russischen Bolschewisten erkennen werden, daß sie mit ihrer Politik nicht nur den Kapitalismus genützt, der Arbeiterklasse der ganzen Welt geschadet haben, sondern daß diese Politik auch für den russi, schen Bolschewismus geradezu Verhängnis, voll ist. Es gibt ja auch unter den russischen Bolschewisten heute schon Leute, die das einsehen. Sie haben sich aber bisher noch nicht durchzusetzen vermocht. Der Bruch, den Moskau jetzt mit London herbeigeführt hat, kann den Durchbruch der Erkenntnis ip Moskau nur beschleunigen. Auch deshalb ist dieser Bruch, den der britische Gewerkschaftskongreß nur registrieren konnte, freudig zu begrüßen.
dafür gezahlt werden soll, daß sie die erhöhten Agrarzölle ohne Zoll, krieg in Kraft treten lassen, der unsere Industrie treffen würde. Durch die neuen Zollerhöhungen, die in die Vorlage hincinge- bracht worden sind und durch den Zusammenhang mit den VerHand- lungen über das Mehlkartell sind die Bedenken der Sozial. demokraten gegen die Vorlage noch wesentlich verstärkt worden. Es gibt gewiß Zölle, die heute unentbehrlich find, teils als Schutzzölle, teils als Verhandlungsmittel gegenüber dem Ausland. Was wir aber bekämpfen, das ist eine Zollpolitik, die von Halbjahr zu Halbjahr durch immer neue Erhähungen der Zollsähe di« allgemeine Preislage in Oesterreich und damit auch die Erzeu- gungskosten in einer Weise zu heben sucht, die nach unserer lieber- zeugung nicht nur den Verbraucher unerträglich belastet, sondern auch die Erzeugung schädigt. Bauer schloß mit der Warnung, die Regierung möge nicht jedes Jahr zweimal Aolltarifnovellen einbringen und die Lebenshaltungskosten erhöhen, wenn nicht die arbeitslosen Massen eine erhöhte Arbeitslosenunterstützung bekommen. Die Sozialdemokratische Partei Deutschösterreichs hat ein Manifest gegen die Zollvorlage erlassen. Darin betont sie mit Nachdruck, daß sie nach wie vor auf dem Wege der Demokratie, durch Gewinnung der Bolksmehrheit, das fetzt regierende System Reaktion, der Volksausbeutung und des Arbeidermordes durch ein besseres ersetzen wolle. Kuomintang soll einig sein. Und Tschiang-Kai-Schek sein Fführer. Schanghai , 8. September. (Ehines. Nachr.-Ag.) General Li Dschi Sen, der Oberkommandeur der Heimatstreitkräfte der Provinz Kwantung hat ein Manifest erlassen, in dem es u. a. heißt:„Es ist notwendig, daß alle Kuomintangführer einheitlich zusammenarbeiten. Tfchiang-Kai-Schek soll wieder auf feinen alten Posten zurückkehren. Solange China noch nicht das Joch des Imperialismus abgeschüttelt hat und endgültig befreit ist, soll das Oberkommandcurfystem nicht auf- gegeben werden. Alle militärischen Genossen erkennen Tschiang- Kai-Schek als den besten Führer an. Das Zentralkomitee der Kuomintang ist sofort einzuberufen. Die Nanking -Regierung ist gegründet worden, um den Kuomintang von den Kom- munisten zu reinigen. Jetzt hat auch die Wuhan -Regierung die Kommunisten ausgewiesen. Die Ziele der beiden Gruppen sind jetzt also die gleichen und die bisherigen Mißverständnisse, die ein« Einigung verhinderten, sind beseitigt."
fiutokataftrophe in Norwegen . Genosse Bull tödlich verunglückt. Oslo , 7. Septembber.(Eigenbricht.) Durch einen grauenvollen, noch nicht aufgeklärten Automobil- Unfall wurde der Abgeordnete der norwegischen Arbeiterpartei Pro- fessor Bull getötet. Man fand am Montag vormittag in der Nähe des Orte» K i r k e n ä» ein völlig zertrümmertes Auto, in dem Bull und ein Chauffeur tot lagen, während der andere Fahrtteil- nehmer mit lebensgefährlichen Verletzungen in ein Hospital geschafft wurde. Er ist noch nicht vernehmungsfähig. Bull war Professor an der Osloer llnioersstät und einer der Führer der norwegischen Arbeiterpartei. King, der Präsident der Negerrcpublik Liberia , macht zurzeit eine Deutfchlandreis«.