zwischen den entgegengefetzten Formen des Staatsaufbaues hin und her schroanten. Wir befinden uns noch nicht am Abschluß Kiier großen geistigen, wirtschaftlichen und sozialen Umwälzung alles Bestehenden, die von dem Weltkrieg eingeleitet stnd. Wie immer die Entwicklung der Völker und Staaten gehen mag, die Erkenntnis, daß der Krieg weder der Wegbereiter zu einer besseren Zukunsk, noch überhaupt der Regulator der Ent- wicklung fein kann, die Erkenntnis, daß er auch nach allem mensch- lichen Ermessen nur neues Elend, neue Wirrnis und schließlich die Anarchie schaffen würde. Innerhalb des deutschen Volkes kann über die Zustimmung zu dem Grundgedanken der Verständigung und des Friedens nicht einen Augenblick«in Zweifel fein. Von allen Mächten in dem alten Erdteil Europas am meisten der Sicherheit bedürftig, um ein wachsendes Volk auf enger gewordenem Boden zu erhalten, wünschen wir nicht nur Mittätige, sondern Vorkämpfer zu sein auf dem Wege derjenigen Bestrebungen zum allgemeinen Frieden, für die der Völkerbund sich einsetzte. Nicht rauschend!» Reden, sondern Taten allein werden entscheiden über den Fortgang der Entwicklung, Aber ich glaube, daß Deutschland «in Recht hat, sich als mittätiges Volk in dieser Entwicklung zu fühlen. Der Kollege Briand hat vor wenigen Monaten lenes große psychologische Opfer, das Deutschland in den Verträgen von L o c a r n o zum Ausdruck brachte, in seiner ganzen Tragweit« gewürdigt, und die Frage gestellt, ob ein anderes Volk nach den Wunden eines verlorenen Krieges hierzu ebenso fähig gewesen wäre. Es ist unverständlich, wenn manchmal Zweifel daran laut geworden stnd, ob das in Lorarno begründete Werk nur einige oder alle beieiligten Völker umfaßt. Ich darf mich in dieser Be- ziehung nur den Erklärungen anschließen, die der französische und der englische Außenminister vor kurzem abgegeben haben, daß sie ihre weittragende Wirksamkeit im Westen und für den Osten haben. Wie überhaupt dies« Verträge die großen Grundgedanken des Völkerbundes in besonderer Form zur praktischen Anwendung brachten. Wir sehen in diesen im Völkerbund wurzelnden Friedens- ficherungen den unter den heutigen Realitäten gegebenen Weg, Bestehendes vor Krieg und Kampf zu schützen. aber auch die künftige, naturgemäß« Entwicklung der Verhält- nisse zwischen den Völkern durch friedliche Mittel so zu gestalten, daß das chöchstmaß der Verständigung zwischen ihnen gewährleistet wird durch Beseitigung dessen, was si« in dieser oder in jener Frage gegenwärtig noch trennt. Gewiß sind wir uns klar darüber, daß die bisherigen Me- thoden des Völkerbundes nicht alle Wünsche erfülle», die mancher hegen mag. Aber wer zur Kritik aufruft gegen den Völkerbund und wer das langsame Fortschreiten mancher Entwicklung be- mangelt, der entziehe seine Mitarbeit dem Völkerbunde nicht, wenn nicht alle Bllltenträume reifen, sondern stelle seine Kritik positiv «in, damit sie anspornend wirkt und mitschasft an seinen Gesetzen und Ideen. Strejemann wandt« sich nun der gestrigen Rede des Griechen Politis zu und sagte: Ich bedauere, daß in diesen Ausführungen ein geringes Zutrauen zu der tragenden und fortreißenden Gewalt einer etwaigen Manifestation des Völkerbundes zum Aus- druck kam. Es ist allgemein bekannt, daß für die diesjährige Ta- gung des Völkerbundes der Gedanke einer Manifestation erörtert wird, die den Gedanken des Verzichtes auf Angriff und Gewalt zum Ausdruck bringen sollte. Ist dem wirklich so, daß eine solche feierliche Erklärung, abgegeben von den hier vertretenen Nationen, nichts bedeuten würde gegenüber dem gegenwärtigen Stand der Dinge? Es mag sein, daß mancher der Wege vertrage- mäßiger Bindungen wünschenswerter erscheint. Aber ich habe die Empfindung, daß der Glaube und di« Idee ebenso bedeutend situ können wie die juristische Formel. Nicht di« Paragraphen allein machen den Frieden, sondern der Geist der Völker und das Ge- wissen ihrer verantwortlichen Lenker. Wir dürfen auch nicht sagen, Abrüstung hängt von der Sicherheit ab, die Sicherheit hängt von dem Recht ab, das Recht hängt von der Moral ab. um schließlich in einem non pozzumuz zu enden. Aus den vielen mißtönenden Stimmen, die wir gerade in letzter Zeit gehört haben, für ein bedeutsames heraus- klingen, wenn die verantwortlichen Staatsmänner sich dazu ver- ständen, zu erklären, daß sie den Willen zur Führung der
St « Moritz. Bon Heinz N i e m e y e r. Das Kino jede» Städtchens hat wenigstens einen Film gezeigt, der in St. Moritz anfängt oder aufhört. In jedem Jahre erscheint es wenigstens einmal in den illustrierten Zeitungen der Welt. Die Weltmeisterschaften im Eislauf werden alljährlich ausgetragen auf dem herrlichen See in St. Moritz . Tennistournier«, Skirennen wechseln miteinander ab. Sportgrößen aller Länder messen hier ihre Kräfte. St. Moritz ist international. Hier gibt sich alljährlich die Inter - national« des Kapitals ihr Treffen. Sankt Moritz ist der Ort für das Meeting der„Welt". Ob Halbwelt oder ganze Welt, ist gleich. Nur eins braucht man in St. Moritz — Geld. Das Hirn mag noch so arm, das Herz noch so leer sein, wenn nur da» Bankkonto die nötigen Aktiven ausweist. Nicht der Mensch gilt, sondern sein Scheckbuch. St. Moritz hat das Wichtigste, um die Herrschaften von Welt ausnehmen zu können. Es hat Autogaragen. Wichtiger als das Hotel selbst erscheint die Garage. Ein Mensch, der etwas auf sich hält, verzichtet auf da» vulgäre Verkehrsmittel, die Eisenbahn. E» kann ihm niemand ernstlich zumuten, sich mit Herrn 1. oder Frau Z. auf ein und dieselbe Bant zu setzen. Er fährt mit seiner eigenen Bahn. Der Wanderer, der die Paßstraßen nach St. Moritz oder ins Engadin ging, weiß davon zu erzählen. Er wird sie im Som- mer nicht zum zweiten Male nehmen. Das Getöse der auf Höchst. leistung angespannten Maschinen, der Lärm der AutoHupen, das Rattern der Räder klingen ihm noch Tag« nachher in den Ohren. Der Kalkstaub benimmt ihm den Atem und ftißt noch Wochen in seinen Kleidern. In St. Moritz ist alles zu haben. Auf der Straße bieten mehr durch ihre Preise al» durch Sauberkeit sich auszeichnend« Italiene- rinnen italienisches Obst seil. Zeitungen in allen Sprachen schreienin fetten Lettern die neuesten Nachrichten den Passanten zu. Es gibt Geschäft«, in denen Hummer und Kaviar die Auslagen zieren. Dem Gebirgler und dem, der es gerne sein möchte, ist alles geboten, vom schwer benagelten Schuh über Gamslederhofe und Eispickel zum Edetweiß. Einige Häuser weiter können die gnädige Frau oder das gnädige Fräulein die elegantesten Abendkleider für das Danring im Hotel auswählen. St. Moritz ist Kurort, Badeort. Kranke Menschen sollen hier ihre Erholung finden. Soll«in Mensch recht bald von einer Krgnk- Heft genesen, muß man ihm die Muße nehmen, an si« zu denken. Dieser zweifelhafte therapeutische Grundsatz ist der Leitgedcnke des ganzen Kur. und Badebetriebcs von S:. Moritz. Die armen Kranken brauchen Zerstreuung. Deshalb Dancing im Hole- Kulm, Reunion im Grand-Hotel. Um das steril gewordene Gemüts- und Gefühlsleben wieder anzuregen, unvergeßliche Eindrücke zu fabri-
Weltdinge in sich fühlen und deshalb feierlich und in bindender Form ihren willen zur Diffamierung der zu Gewalt und Angriff schreitenden Mächte einmal zum Ausdruck brächten. Ich weiß nicht, ob unsere Erörte- rungen mit einer Erklärung abschließen werden, die diese Gedanken zum Ausdruck bringt. Mich zu ihnen zu bekennen ist mir Pflicht und Bedürfnis. Man hat bedauert, daß bisher so wenige Staaten der F a k u l- t a t i v k l a u s e l des Schiedsgerichts im Haag beigetreten sind. Die Politik des Deutschen Reiches liegt durchaus in der hier an- gestrebten Richtung. Wir haben das seit Iahren zum Ausdruck gebracht durch eine große Reihe von Schiedsverträgen, die wir mit verschiedenen Staaten geschlossen haben. Ich werde dement- sprechend auch die Unterschrift unter die Fakullativklaufel im Namen des Reiche» noch in dieser Session setzen.(Lebhafter anhaltender Beifall.) Zur Frag« der allgemeinen Abrüstung sagte Etrese- mann: Die moralische Macht, die von dem Völkerbund ausgehen soll, wird auch für die Zukunft abhängen von den Taten, die auf diesem Gebiet erstehen werden. Vor uns liegt das der Welt feierlich gegebene Wort, das die moralische Grundlage gab für die Entstehung des Völkerbundes, das besagt, daß die Ab- rüstung der im Krieg« unterlegenen Nationen die Voraussetzung sein solle für die kommende allgemeine Abrüstung. Wenn Sie dem Glauben an große Ideen ein« Bedeutung beimessen, und mit Recht beimessen für die Entwicklung der Völker, dann täuschen Sie nicht den Glauben an die Helligkeit dieser Geburtsurkunde des Völkerbundes? Was vielen von Ihnen noch vorschwebt als Ergänzung oorhan- dener Lücken der Friedensversicherung, werden Sie leichten und freudigen Herzens entgegengebracht sehen, wenn der Weltfriede, zu dem sich der Völkerbund bekennt, nicht mehr auf Bajo- netten, sondern auf dem Geiste des Glaubens und des Ver- trauens ruht. Es war fast auf den Tag vor einem Jahr, als ich zum erstenmal diesen Raum betrat. Lebendig geblieben ist dies« Stunde bei allen, die si« erlebt haben. Lebendig vor allem durch jene Ausführungen des Vertreters Frankreichs , der die unvergeß- lichen Worte aussprach, daß zwei Nationen wie Frankreich und Deutschland auf dem Gebiete des Krieges und des Schlachkenruhmes so viel geleistet hätten, daß sie nicht nötig hätten, der Welt einen neuen Beweis für ihre Tapferkeit zu geben, und daß ihr Wett- streit sich vollziehen möge auf den Gebieten der Kultur, des Geistes und des Menschenfortschrittes. Einmütig war der Jubel, der Herrn Briand entgegengebraust, als er das Wort sprach: .weg mit den Kanonen, weg mit den Milrailleusen!" Mögen diese Worte ihre Bedeutung für alle Nationen behalten! Möge man, wenn man«ine neue Zukunft ausbauen will, sich daher auch darüber klar sein, daß diese neu« Zukunft nicht ausgebaut sein darf auf Mißtrauen, sondern aus gegenseitiger Ächtung und Gleichberechrigung, und daß man die volle Wirkung dieses Geistes bei einem Volke bis in die letzten Verästelungen feister Seele er- warten kann, solange es selbst noch fremder Gewalt ausgesetzt ist. Wenn wir feierlich den Krieg absagen, müssen wir die Sicher- heit der Völker begründen aus dem Geiste, der diese Erklärung durchweht. Eine neue Jugend ist aufgewachsen seit den Tagen jenes mörderischen Ringens der Nationen gegeneinander. Sie schaut mit klaren Augen in die Welt, sie liebt die Sonne und die Natur. Sie sieht neben dem geistigen Wirken in dem Körper das gottähnliche Bild, dessen Pflege und dessen Ausge- staltung zu Schönheit und Kraft und damit zu höchsten Leistungen ihr als Ideal vorschwebt. Wir sehen Menschenleistungen vor uns, an die wir früher nie gedacht haben. Nicht können Weltenmeere mehr verhindern, daß todesmutige Menschen uns Grüße von frem- den Erdteilen bringen, und niemals haben die alten- griechischen Sätze mehr Bedeutung gehabt als heut«:„Vieles Gewaltige lebt, doch nichts, was gewaltiger kst als der Mensch." Wohlan, i st der Mensch das Höchste der Schöpfung auf dieser Erde, dann wende er alle seine Kräfte des Geistes und des Körpers an, um dos, was in ihm ruht, zum Höchsten, zur Entwicklung für sich und die Seinen, für die innere Heimat und sein Vaterland, aber über das Vaterland hinaus für die Ziele des Zusammenwirkens und der Verständigung der Völker.
zieren, schleppt man die Leute gegen„angemessenen Preis" in Kraft- omnibussen zur Mondscheinpromenade auf den Bernina. Höher geht» eigentlich nimmer in der Geschäftshuberei. Man weiß nicht, wen man mehr bedauern soll, den Schweizer , der so seine Landes- schönheit verschachert, oder den Kurgast, der sie so„genießt". Ob der Piz Bernina in jener Nacht illuminiert und bengalisch beleuchtet wurde, war aus Prospekt und Fahrplan nicht ersichtlich. Es werden wohl auch so genug„naturliebende" Menschen in den Autokarren gestiegen sein, mit dem Bewußtsein, an einem gesellschaftlichen Er- eignis ersten Ranges teilzuhaben. O, St. Moritz läßt sich nicht lumpen..Es bietet seinen Gästen allerlei für« Geld. Abends, um di« Zeit der Soupers, tut sich im hohen Gebirge«in frischer Wind auf,«in richtig kühler, herzhafter� Höhenwind. Dann öffnen die Hotels ihre Pforten. Nach dem Souper sorgen Gesellschaftsabende mit Zauber- und anderen Künstlern dafür, daß auch in der Monotonie der Berge der Geist sein« Frische und Regsamkeit behält. Wer dann am Abend hinauszieht aus St. Moritz , in die Herr- liche abgekühlte Bergwelt hinein, der findet zum lang vermißten Bergfrieden ein Schauspiel sellener Schönheit. An den murmelnden Wellen des Silvaplaner Sees führt ihn«in stiller Pfad entlang. Das Käuzchen ruft. Eulen huschen durch das hereinbrechende Dunkel. Hinter ihm erhebt sich der Berghang, der St. Moritz trägt mit seinen Hotels, Geschäften und Vergnügungsstätten, in einem Meer von Licht. Bleich glitzert Mondschein über den Wasserspiegel, hebt die Kontraste. Die Kurgäste hinter den erleuchteten Fenstern wissen von dieser Schönheit- und Pracht nichts. Sie vergnügen sich, wie sie es gewohnt stnd in London , Paris , Köln oder Berlin .
Ein Akt zuviel. Der Schwank„Die Dame von Maxim" von George Feydeau kommt einem heute schon fast historisch vor. Erinnerungen aus dem vornooemberlichen Berlin werden lebendig. Diesen Schwank gräbt das Deutsche Künstlertheater aus und läßt es von Ralph Arthur Roberts ein wenig auffrischen. Er ist eine der üblichen Verwechslungskomödien. Eines Nachts schlägt der Professor, schwer verheiratet mit einem älteren Jahrgang, über di« Stränge und freundet sich im Dusel Crevette an, einer dollen Nummer von leichtem Mädel. Sein Onkel, ein vornehmer Diplomat, häll sie— Bühnenzufall!— für die Professorsgattin und bittet sie, auf seinem Schloß zur Verlobungsfeier seiner Nichte die Honneurs zu machen. Und sie macht die Honneurs mit erfrischender Ur- wüchsigkeit, mit Juchzen und Kreischen, laut, überlebendig, wi« sie eben den guten Ton aufsaßt. Zu allem Uebersluß singt sie noch ein windiges Lied, und was für ein Lied. Die Haare stehen einem zu Berge. Der milde Pfarrer begleitet sie auf dem Klavier und beglückwünscht sie—, von dem zotigen Text hat er im Eiser des Klavierspiels nichts gehört—, zur Zartheit ihres Vortrags. Das ordinäre Benehmen halten die provinzlerischen Gäste für Pariser Chic. Keß ist die große Mode. Di« Gesellschaft gerät außer Rand und Band. Dieser Akt ist von überwältigender Komik. So herzlich hat das Parkett schon seit Jahren nicht mehr gelacht. Dabei ist der Bühnenwitz mehr als unwahrscheinlich, aber der Utk ist so grotesk,
Die Welt sehe uns im Wettstreben um die Erreichung der höchsten! Ideale. Aber sie sehe nicht wieder die Massen der Völker gegen» einander gekehrt. So lassen Sie uns zusammenwirken in dem Kampf, der der Arbeit folgte, der schwerste, aber auch der ehren- vollste ist: im Kampf für den Frieden und die auf Frieden und Ge- rechtigkeit beruhende große Entwicklung der Völker.(Stürmischer langanhallender Beifall.) Sokal bringt öie polnische Resolution ein. V. Sch. Gens. 9. September. (Eigenbericht.) Nach Stresemann sprach So ka l- Polen gleichfalls unter größter Aufmerksamkeit zur Begründung der polnischen Resolution. die er am Schluß seiner Rede einbrachte. Die Resolution hat fol- genden Wortlaut: In Anerkennung der Solidarftät, die die internationale Ge» meinschaft verbindet, beseelt von dem festen Willen, die Aufrecht- erhaltung des allgemeinen Friedens zu sichern, mit der Feststellung. daß ein Angriffskrieg in keinem Falle als Mittel zurRegelung von Differenzen zwischen Staaten dienen soll und daß er aus diesem Grunde ein internationales Verbrechen darfttllt, in Anbetracht ferner, daß ein feierlicher Verzicht auf jede Art des Angriffs dazu geeignet ist, eine Atme- IpHäre des allgemeinen Vertrauens zu schaffen, die dem Fortschritt der dem Zwecke der Entwaffnung unternommenen Arbeiten förderlich ist, erklärt die Versammlung das folgende: l. Jeder Angriffskrieg ist und bleibt untersagt. 2. Alle friedlichen Mittel müssen für die Regelung von Zwistigkeiten, welcher Art immer, angewandt werden, die sich zwischen Staaten einstellen sollten. Die Versammlung erklärt, daß für jedes Mitglied des Völker- bundes die Verpflichtung besteht, sich diesen beiden Grundsätzen anzupassen. Diese Formel entspricht inhattlich im wesentlichen der vorgestern von den Juristen der beteiligten Mächte für die gemeinsame Dekla- ration vorgeschlagenen Fassung, ersetzt aber eine mehr in Wunsch- form gehaltene durch eine etwas mehr verpflichtendere Fassung. S o k a l verwies auf die Resolution von 1926, die eine B e s s e» rung der Atmosphäre zur Folge gehabt habe. Sicher seien Verträge besser als eine Erklärung allgemeiner Natur, und er sei auch gefaßt auf den Einwand, daß eine solche allgemeine Verpönung des Krieges das gleiche wie der Völkerbundspakt selber sei. Aber diese Ausfassung treffe nicht zu, weil man sich keiner gleichartigen juristischen Situation gegenüber befinde und weil der Pakt Kriege nicht durchaus ausschließe, wie man das jetzt in der oben erwähnten Resolution erzielen wolle. Ebensowenig sei der Einwand be- rechttgt, man wolle den Pakt ä n d e r m Es handle sich hier darum. weil wir vor einem Hindernis stehen, durch eine feierliche Kund- gebung für den Frieden und die Abrüstung zu wirken und gegen- seitiaes Mißtrallen zu mildern. Denn das fei auch eines der wert- vollsten Ergebnisse des Locarnopaktes gewesen.„Wir wollen dessen Wohlfahrt allen Völkern zuteil werden lassen. Die Bedeu- tung Locarnos unterstreicht die Nützlichkeit einer Anwendung seiner Grundsätze auf ein weiteres Gebiet. Sie bilden die Basis für eine allgemeine Anwendung der Schiedsgerichtsbarkeit. Wie oftmals eine Erklärung des Freundschaftswillens einer Allianz vorangeht, so soll eine seierliche�Erklärung.gegen den Krieg einer allgemeinen An, Wendung der großen Grundsätze des Völkerbundes vorangehen, die dazu bestimmt sind, ihn auszumerzen." Sokal betonte in diesem Zu- sammenhang, �iaß die Anwendung der Deklaration auch gegenüber Nichtmitgliedent des Völkerbundes unter besonderer Nennung Sowjetrußlands ins Aua« gefaßt werde. Die Abrüstung sei möglich, sobald ein zusammenhängendes System der Sicherftttt im Bewußtsein der Völker verankert sei. Die Tatsache. daß über die Abrüstung noch nicht völlige Einigkeit bestehe, sei durchaus mit einer gemeinsamen Erklärung der Völker- bundsmächte in dem geforderten Sinn verträglich: es handle sich um durchaus eng verbundene, aber doch verschiedene Fragen: in einenr Falle stehen das Vertrauen und der Glauben, im anderen die juristischen Rückwirkungen einer Rechtslage zur Erörterung. Scialoja fiie Weltfrieöen in 30 fahren. Was aus dem polnischen Antrag werden soll, weiß zur Stunde kein Mensch. Die Absicht der Engländer,.Deutschen und Franzosen geht dahin, eine Zweidrittelmehrheit dafür zu erzielen, daß die Voll- Versammlung auf die Ueberweisung an den Ausschuß verzichte, um sedann die ein st immige Annahme feierlich zu beschließen. Man weiß, daß der Antrag nur eine Gest« ist, aber diese
die Unmöglichkeiten platzen so aufeinander, daß man nicht zum Nachdenken kommt. Die Uebersülle des Unsinns entwaffnet. Früher lag der Reiz darin, daß in Stücken dieser Art öffentlich ausge- sprachen wurde, was man sonst nur heimlich flüsterte. Heute sind wir an pikante Kost gewöhnt. Es kann noch viel ungenierter kommen. Heut« aber lebt dafür der Sinn für das Groteske. Der (oft benutzte) Einfall, ein Flittchen die große Dame spielen zu lassen, wirkt heute lustiger denn je. Wie macht das auch Käthe Dorsch . Wir kennen sie sonst als eine zarte, seelenvolle Schau- spielerin mit tiefer Innerlichkeit. Als„Dame von Maxim" ist sie nicht wiederzuerkennen. Die ursprüngliche Frechheit, das bedenkenlose Flittchengehabe sehen so echt aus, als ob sie Zeit ihres Lebens am Bartisch Eoctails getrunken hätte. Und wi« sie das windige Lied (Text von Artur R ebner. Musik von Rudolf Nelson ) frech hinlegt und dazu«inen unschuldsoollen Augenaufschlag meistert. das ist geradenwegs aus dem Tingeltangel abgeguckt. Den ver- zweifelten Professor gibt mit allen Mitteln unaufdringlicher Komik Ralph Arthur Rober ts. Auch die übrigen Darfteller können nichts dafür, wenn der dritte Akt den lustigen Eindruck der ersten beiden verwischt. Eine Aufklärung der verwickelten Situationen brauchen wir nicht. Wir wissen ja, wie alles zusammenhängt. Man sollte den dritten Akt einfach streichen. Dann hätte die Berliner Bühne den lustigsten Schwank, der seit Iahren gespielt worden ist. I Ernst D e g n e r. Wie ick zu Lenin kam. Otto Gebühr bittet um Verbreitung folgender Feststellung: Ich lese zu meinem gkößten Erstaunen in Filmfachblättern eine Ankündigung, daß ich in einem russischen Film den Lenin verkörpern werde. Di« deutsche Presse Hai diese Notiz aufgenommen, und von allen Seiten nimmt man Stellung dazu, wobei ich zum größten Teil nicht gerade schmeichelhaft, dagegen aber ironisch oder schmerzlich abgekanzelt werde. Nach langem Nach- denken und verschiedenen telephomschen Anfrragen dämmert mir folgender Tatbestand: Vor 10 Jahren, sage und schreibe zehn Jahren, als ich noch fern von aller Filmtätigkeit war. wurde ich von guten Freunden aufgefordert, in einem Tolstoifilm als russischer Student mitzuwirken. Ich war damals sehr froh, ein paar Mark verdienen zu können und ging mit. Während der Ausnahmen, die ein paar Tage dauerten, erfuhr ich dann, daß ich als Student Lenin wäre, worüber ich sehr gelacht habe, weil ich nicht die geringste Aehnlichkeit mit dieser Persönlichkeit hatte und habe— Daß ist die groß angekündigt« neue Aufgabe von mir.Lenin"? Ich bin mehr als erstaunt, daß jetzt eine geschäftstüchtige Firma unter Ausnutzung meines inzwischen erworbenen Namens versucht, aus jenen 10 Jahre alten Tolstoi - und zwei anderen, anscheinend nicht viel jüngeren Filmen einen neuen sensationell aufgemachten Film herzustellen. Selbstverständlich habe ich durch meinen Rechtsbeistand sofort die nötigen Schritte unternommen, um die Aufführung zu verhindern, well die öffentliche Borführung dieser technisch veralteten Aufnahmen— noch dazu zusammengeschnitten mit eben- falls veralteten Aufnahmen anderer Regisseure— mich künstlerisch ungeheuer schädigen würde.
» 000 Mark(fit den«brab wird der russische Sänger S ch a I j a p i n für die beiden Vorstelluiii,en erhalten, bei denen er demnächst in der Londoner?IIberIstmll austritt. Die Gesainttosten dieser beiden Vorstellmiaeir werden mit 130 000 Mark beziffert