Entlarvter M Völkische Grabrede Der völkische Graf R e o e n t l o w, früheres Mitglied der Deutschnationalen Partei, stellt im„Reichswart" Betrach- tungen zum Fall Domela an. Er kennzeichnet zunächst den Kreis derer, die ein Interesse daran haben, den Fall Domela zu vertuschen, weil er für sie ebenso bloßstellend ist wie für die tatsächlichen Opfer ihres monarchistischen«ervilitäts- bedürfnisses: Das sind die sogenannten oberen Schichten, die hohen Kommunalbeamten, serner Persönlichkeiten des früheren Hofadels und des Landadels, des früheren und auch jetzigen Offizierkorps, das ist ein Teil des Korpsstudentenums, da sind ferner Hoteldirektoren und Besitzer, die Reichtum und den„Kommerzienrat* errungen haben usw.: nicht zu reden von subalternen Beamten, Angehörigen des gewerblichen Mittelstandes, Kellnern und Hausdienern. Der Graf weist noch einmal mit dem Finger auf die politische Gesinnung dieser Schichten, indem er be- tont, daß die deutsch nationale Presse es war, die die„beschämenswerte Komödie" mit Stillschweigen überging, und fährt dann fort: Die monarchistischen Kreise sind blind und toll, man kann keinen anderen Ausdruck gebrauchen, auf den falschen Prinzen herein- gefallen. Er mag seine Rolle täuschend gespielt haben, alles zuge- geben. Jeder kann sich täuschen, und es wäre unvorsichtig, wollte jemand deshalb den ersten Stein werfen. Aber der Kern scheint uns in etwas anderem zu liegen, nämlich in den zutage getretenen Formen monarchischer Gesinnung und monarchistischer Willensrichtung. In erster Linie diese sind es, welche die ungeheure Blamage angerichtet haben. Das Gerücht, ein Sohn des Kronprinzen sei da, genügt nicht allein, um ihn einzuladen, ihm Empfänge zu bereiten, um über sein Aeuheres, über sein Wesen, über das, was er sagt und wie er sich benimmt, hinwegzusehen, vielmehr es gar nicht zu sehen. Man hat den Fall Domela mit dem des„Haupt- manns von Köpenick " verglichen. Das ist doch ein grundlegender Unterschied. Die Opfer des„Hauptmanns von Köpenick" hatten als Entschuldigung für sich die ungeheure Autorität der Uni- form, der Achselstücke, des Portepees. Die waren schon geeignet, die Stadtväter von Köpenick die Fassung verlieren zu lassen, wie der deutsche Spießbürger nun einmal ist. Im Falle Domela fehlte das alles. An der Stelle stand nur der Zauber des durch seine Person verkörperten prinzlichen Namens. Man
Anarchismus. zum Fall Domela. wird hier einwerfen, daß eine erfreulichere Aeußenrny bf# monau sehen Standpunktes des deutschen Volkes gar nicht denkbar sei. De Schluß ist nicht richtig. Leider kann man keine Röntgenuntersuchung anstellen, wie viele von allen deney, die durch Domela vom mon- archisch-dionysischen Taumel erfaßt wurden, vorher und jetzt nachher als Bürger der Weimarrepublik leben, heute demokratisch sind, morgen etwas anderes, und von einer monarchisch tieferen Gesinnung weit entfernt sind. Das ist einwandfrei nicht zu ermitteln, aber die Frage aufzuwerfen verlangt die Wesensart des deutschen Spießertums, des nichtadligen und des adligen. Es kann nicht wunder nehmen, daß Graf Reventlow nach obiger Kennzeichnung der Kreise, die er kennen muß, zu folgender Schlußfolgerung kommt: Angenommen, es hätte sich um einen wirklichen Prinzen ge- handelt, so wäre ein derartiges Auftreten jener Kreise Verderb für einen jungen Prinzen gewesen. Die ihm überall entgegengebrachte Servilität hätte ihn entweder mit Ekel oder mit D ü n ke l erfüllen müssen. Darüber hinaus aber erhebt sich die Frage nach der Qualität eines Monarchismus, der sich in solcher blindäuherlicher und charakkerloser Meise kundtut, also auch äußerlich und charakterlos ist: Ist besonders in den monarchistisch maßgebenden Kreisen die Aus- sasiung und das Gefühl derart, dann werden auch viele andere, die in der monarchischen Slaatssorm an sich die für das deutsche Volk am meisten geeignete erblicken, noch mehr als bisher an ihrer Der- wlrklichung zweifeln müssen. Graf Reventlow spricht dem Monarchismus das Todes- urteil. Denn so wie die Domela-Anbeter sind sie alle die Monarchisten von deik Couleur der W e st a r p i a n e r, die ihr„Mit Gott für König und Vaterland" in der Westentasche verschwinden ließen, als die Sache brenzlich wurde, bis zu jenen a l t a d l i g e n H o f l a k a i e n, die es als Ehre emp- fanden, von SM. mit der Nase in den Schnee gesteckt zu wer- den oder ihm die Finger ablecken zu dürfen. Würde Graf Reventlow es der Mühe für wert halten, das Problem„Byzantinismus im vornooemberlichen Kaiser - reich" zu Ende zu denken, so käme er mit zwingender Logik zu der Erkenntnis, daß es in der F l a g g e n f r a g e nur einen Standpunkt geben kann: fort von.der schwarzweißroten Fahne des Domelakaientums alten und neuen Stils, das sich stets infolge Servilismus, Unfähigkeit und Eigennutz als Feind einer gesunden Staatsentwicklung erwiesen hat.
Geste soll einen großen„moralischen Wert" durch die Akklamations- annähme erhalten. Chamberlain, der sich besonders lebhaft für diese Lösung einsetzt, verfolgt damit auch den Zweck, den holländischen Vorstoß zugunsten des Genfer Sichcrheitsprotokolls abzuschlagen, weil die Annahme des holländischen Antrages sich indirekt als eine Sympathiekundgebung für Mac Donald und die Labour Party am Vorabend der englischen Neuwahlen auswirken dürste. Gegen dieses abgekürzte Verfahren wenden sich fast alle kleinen Staaten, weil sie dem holländischen Vorschlag sym- pathisch gegenüberstehen und weil sie mehr denn je empört über ihre Behandlung durch die Großmächte sind. Letztere beschließen untereinander, was ihnen paßt, beraten tagelang unter sich, lasten die übrigen vierzig Delegationen warten und wollen ihnen das klägliche Ergebnis ihrer geheimen Beratungen als Diktat aufzwingen. Gegen diese Methode und besonders gegen die Abwürgung des holländischen Antrages hatte Genvste Vandervelde schon am Vormittag Verwahrung eingelegt, obwohl Chamberlain in letzter Minute einen Druck auf ihn auszuüben versucht hatte, um ihn von seinem Vorhaben abzubringen. Run ist am Schluß der Rachmittagssitzung eine überraschende Wendung eingetreten. Als letzter sprach der Italiener S c i a l o j a. Es ist nicht leicht, in der Seele dieses einstmals ehrlichen Mannes zu lesen, der jetzt der Vertteter Mustolinis ist. Die Rede Scialojas war eine rücksichtslose Kritik an dem sogenannten polnischen Antrage. Der Sinn und die Tendenz seiner geistreichen Ausführungen lasten sich etwa in folgende Worte zusammenfasten: „Ich werde Ihnen jetzt etwas vorlesen, nämlich den Artikel 1l) des Völkerbundsstatuts. Dieser Artikel besagt, daß die Mitglieder des Völkerbundes sich gegenseitig verpflichten, ihren Gebietsstand zu achten und gegen Angriff« zu verteidigen. Steht nicht in diesem Artikel 10 viel mehr als in dem neuen Antrag? Wozu soll man dann noch einen besonderen Antrag an- nehmen. Dadurch würde man höchstens den Anschein erwecken, daß das Statut mangelhaft sei. Ick) als einer der Väter des Statuts verwahre mich dagegen, da das auch eine Diskreditierung des Völkerbundes gleichkommt. Außerdem mache ich auch den Schwindel nicht mit, der darin liegt, der össentlichen Meinung einzureden, wir würden durch die Annahme des polnischen Antrages emen großen Fortschritt machen, wo es sich eher um«inen Rück- schritt handett."— Bis dahin ließe sich objektiv gegen die Logik dieser' Beweisführung kaum etwas einwenden. Der Schluß seiner Rede war jedoch im höchsten Grade gefährlich: „Und überhaupt: Man soll sich ja nicht einreden, daß man von heute auf morgen die Welt bessern könne. Das Christentum hat trotz der zündenden Kraft des Evangeliums 300 Jahre gebraucht, um sich durchzusetzen. Wenn wir in 30 Jahren den Welt- frieden sichern, so ist das schon sehr schön. Wenn wir das inner- halb von zwei oder drei Iahren machen wollen, werden wir uns den Hals brechen." Das war inhallllch kaum übertrieben, zum Teil sogar wörtlich der Gedankengang Scialojas. Er hatte sehr starken Beifall bei einem Teil der Versammlung, insbesondere bei Chamberlain. Mit dieser geschickten, zynischen und außerordentlich gefährlichen Rede hat Scialoja dem polnischen Antrag einen vielleicht tödlichen Stoß versetzt. Die Aussicht auf eine Iubelabstimmung ist jetzt stark gesunken. Der Vertteter Italiens Hot durch seine ausgesprochen desaitistische Rede dem Gedanken des Völkerbundes einen moralische» Schlag versetzt. Das war vielleicht ihr eigentlicher Zweck. 30 Jahre soll es noch dauern, bis der Frieden gesichert ist. Aber Mustolini hat für spätestens 1933 den nächsten Krieg ange- kündigt. Für Sonnabend vormittag ist Briand als Redner angekündigt. Ob er den polnischen Antrag rettet oder nicht, ist gleichgültig. Aber die Red« Scialojas darf nicht unwidersprochen bleiben. Deutschlanüs Vertreter lm ManSatsausschuß. Geheimrat Kastl , geschäftsführendes Präsidialmitglied des Reichsoerbandes der Deutschen Industrie, der aus der kolonialen Karriere hervorgegangen ist, wurde heute vom Völker- bundsrat in geheimer Sitzung zum deutschen Mttglied der Mandatskommission ernannt.
Segleitmufik zur Stresemann-Neüe. „Slah dot! Slah bot!" In Potsdam paradiert heute der Werwolf. In der Festnummer, die er aus diesem Anlaß herausgibt, dichtet der Werwolf-Fllhrer Fritz Kloppe. Nachdem er den„gallischen Hahn" höflich aus- gefordert hat, sich zu wehren, weil es für ihn heiße„Totenkopf über dir!", dichtet Fritz Kloppe weiter:' Bringet dem deutschen Volt« Einigkeit in der Rot! Blutigrot ruft'«: Wehe! Schreit: Slah dot, slah dot. Deutscher Wehrwolf wachet. wacht trotz Not und Tod. er zerschlägt das Dunkel, bringt das Morgenrot. Hakenkreuz am Stahlhelm, furchtlos Hand in Hand. Sturmbriaade Wehrwolf! Heil dir, Vaterland! Im Mittelalter herrschte der Glauben: wenn man einen Werwolf mit seinem wirklichen Namen anredet, so muß er sich in seiner wahren menschlichen Gestalt zeigen. Diesem„Slah dot!" heulenden Werwolshäuptling braucht auch nur das Volk recht kräftig seinen Namen zuzurufen, nämlich:„Kloppe!"— und«» wird aus der Wolfshaut ein zitterndes Menschlein heraus- und davonkriechen. Der Sürgerblock-Zlaggenftreit. Drohung mit der Separation. Das Blatt des Zentrumsabgeordneten Ivos, die„W e st- deutsche Volkszeitung". schreibt unter der Ueberschrift: „Unsere Koalitionsfreund«" zu der Richtlinienpolemik der„Kreuz- Z e i t u n g" u. a.: „Die„Kreuz-Zeitung " muh sich sehr sicher fühlen, wenn sie als Blatt der Partei, die zur gegenwärtigen Regierung vier Minister gestellt hat, gegen den Führer dieser Regierung sich solche Ilnver- schämtheiten herausnehmen darf. Sie muß wissen, daß die maß- gebenden Instanzen der Deutschnationalen Dolkspartei sie stützen, und sie wird, nicht mit Unrecht, vermuten, daß diese Instanzen«n den Stilübungen ihres Parteiblattes eine herzliche Freude haben. Diese Leute pfeifen— innerlich— aus die Richtlinien und auf die Reichsfarben und auf die Verfassung. Sie sitzen aus ihren Ministerstühlchen und glauben, das Zentrum in ihrer Gewalt zu
haben, weil das Reichsschulgesetz noch nicht unter Dach und Fach ist. Unsere Führer in Berlin werden einiges veranlassen müssen, damit diesen Herren die Tragweite ihrer schwarzweißroten Mißverständnisse klar werde. Das Zentrum Ist nicht an die Fraktion der„kreuz- Zeitung " gekettet. Es kann gelegentlich einmal wieder darauf hin- weisen, daß der Starte am mächtigsten allein ist. Je mehr die deutschen Katholiken ihrem Kanzler in Dortmund zugejubelt haben, um so weniger lassen sie ihn von Leuten beschimpfen, über deren wahre Gesinnung wir uns auch dann nicht täuschen lassen. wenn sie in einen christlich schimmernden Mantel ge> hüllt wird."
Ein Nachspiel zum Katholikentag. Rüffel für Wirth»nb Teipel. Dortmund , 9. September. (Eigenbericht.) Der Reichsparteioorstoiid des Zentrums und der Vorstand der Reichstagsfraktion befaßten sich im Anschluß an den Katholikentag mit der politischen und innerparteilichen Lage. Nach einer- eingehenden Aussprache wurde einstimmig eine Kund- gebung beschlossen, in der die Konfessionsschule als ein w e s e n t- liches Ziel der Zentrumspolitik und der vorliegende Entwurf eines Reichsschulgesetzes, vorbehaltlich notwendi- ger Verbesserungen im einzelnen, als diesem Verlangen entsprechend bezeichnet wird. In der Kundgebung heißt es dann weiter: Die Vorstände der Deutschen Zentrumspartei und der Reichs- tagsfraktion des Zentrums sprechen deshalb einmütig ihre schärfste Mißbilligung darüber aus, daß Angehörige der Zentrumspartei , sogar der Zentrumsfrattionen, in össentlichen Kund- gebungen sich bereits jetzt gegen den vorliegenden Reichsschulgesetz- entwurf ausgesprochen haben, ohne erst die weiter« Beratung abzuwarten. Einzelne Parteiangehörige sind bedauerlicherweise so weit gegangen, die Simultanschule als die auch für die Erziehung des Kindes vorteilhaftere zu erklären, eine Auffassung, die mit dem Standpunkt der Zentrumspartei unvereinbar ist. Die Vorstände warnen die Parteiangehörigen aufs ernsteste, in der Sorge für die Sicherung der Konfessionsschule nachzulassen. Wer den Schutz der konfessionellen Schule durch ein Reichs- gesetz, soweit an ihm liegt, durch persönliche Maßnahmen zu vor- hindern versucht, stellt sich außerhalb der Zentrums- Partei. � In der letzten Zeit sind in gegnerischen Blättern von Parteimitgliedern Angriffe gehässiger und ehrenrühriger Art gegen Persönlichkeiten, die Vertrauenspersonen der Partei in verant- wortlichen Stellungen sind, erhoben worden. Die Vorstände weisen diese illoyale und jeder Zentrumsgesinnung bare Kampfeswcise mit schärfster Entrüstung ab. Wer mit solchen Waffen für seine politische, Meinung kämpft, kann nicht mehr als Zentrun, smann, geschweige denn als Zentrumspublizstt, angesehen werden. Die Entschließung verzichtet daraus, die Persönlichkeiten, gegen die sie sich wendet, zu nennen. Aber zweifellos ist sie gedacht gegen den Reichskanzler a. D. Dr. Wirth und den bekannten Zentrums-s Publizisten Dr. Teipel. Trotzdem dürften beide vorläufig nicht daran denken, aus der Zentrumspartei auszutreten, und da auch der Vorstand des Zentrums sich der parteipolitischen Gefahren be- wüßt ist, die mit einem Ausschluß der genannten Persönlichkeiten verbunden sind, ist der Entschließung praktische Bedeutimg kaum beizumessen. Sie dürfte wahrscheinlich das bleiben, was sie ist, eine Beruhigungspille für die deutschnationalen Freund« im Zentrum.
Deutsthe Sauernschast. Endgültiger Zusammenschluß der Klein- und Mittel- betriebe. Im Reichstagsgebäude tagten gestern die beauftragten Vertteter> des Reichsoerbandes landwirtschaftlicher Klein- und Mittelbetriebe des Bayerischen Bauernbundes und des Deutschen Bauernbundes. Sie vollzogen die endgültige K o n st i- tuterung der deutschen Bauernschaft. Zu Vorstands- Mitgliedern wurden gewählt die Herren Minister F e h r und die Landwirte E v e r s(Sachsen ), Hildebrand(Schlesien ), Marth (Pommern ), Kühr(Emsland ). Reimers(Hannooer), außerdem wurden die Mitglieder des geschäftsführenden Ausschusses gewählt.
Der Ausschuß selber wählte zu seinem Vorsitzenden den Landwirt und Abgeordneten Wachhorst de Wente. Als Geschäftsführer wurden bestimmt die Herren L ü b k e und Müller
Auflehnung in Litauen . Truppcnkonzcntration in Tauroggcn. Tilsit, 9. September. � Wie aus dem Memelgebiet verlautet, ist es in den letzten Tagen in Litauen zu Unruhen gekommen. In T a u r o g g e n kam es zu Zusammenflöhen. doch steht noch nicht fest, welchen llmsangs, da alle Nochrichten von der litauischen kriegszensur unter- drückt werden. Daß die Unruhen ernsterer Natur sind, beweist die Talsache, daß gegen die Ausrührer Militär anjgcboteu worden ist. wie zuverlässig vertontet, ist der größte Teil der titau- Ischen Garnison heydekrug nach Tauroggen abgegangen, auch aus Memel sollen Truppen nach Tauroggen entsandt worden sein. Ob sich noch an anderen Orten, insbesondere in k o w n o Unruhen er. eignet haben, ist noch ungewiß. Der Grenzvertehr über die Tiljiter Luisenbrücke nach dem Memelgebiet ist um iVi Uhr nachmittags gesperrt worden. Gleichzeitig trafen litauisch« Truppen in Uebeememel ein, die die VrückenkLpse der Luisenbrücke und an der Eisenbahnbrücke bewachen. Starte Ossizlerpatrouillen halten das nördliche Memel - ufer unter Bewachung. Außerdem sind von Memel vom Infanterie- regimenl Nr. 7 in Lastkraftwagen Truppen nach Po- gegen und nach Langszargen gesandt worden. 3n Pogegen hält eine Kompagnie des genannten Regiments den Bahnhof sowie die Hauptstraße Tilsit— Memel unter strenger Bewachung, hierzu wird aus Riga gemeldet: heute früh um vier Uhr versuchten Kommunisten in der Kreisstadt Tauroggen die Ordnung zu stören. Den Regierungsbehörden gelang es. die Unruhen zu unter- drücken. Die Kommunisten werden verfolgt
Sozialistische Kolonialkonferenz. Brüsseler Tagung der Internationale. Brüssel, 9. September. (Eigenbericht.) Im Dolkshaus wurde am Freitag die Kolonialkonfe- r e n z der sozialistischen Arbeiter-Internationale unter Vorsitz des Genossen V l i e g e n(Holland ) eröffnet. Es waren ferner an- wesend Vertreter der Bruderparteien Belgien , Deutschland , Frank- reich, England, Rußland , Schweden und Sekretär Friedrich Adler . Di« Konferenz ist zurückzuführen auf einen Beschluß des inter - nationalen Kongrestes von Marseille , der dahin lautete, die Kolonial- frage auf die Tagesordnung des nächsten internationalen Kon- gresses zu setzen. De( Zweck der heutigen Konferenz war, dies vorzubereiten. Die Konferenz erklärte sich mit dem von einer Untertommission aufgefetzten Fragebogen einverstanden: er soll von den sozialistischen Organstationen der Länder beantwortet werden, die Kolonialbesitz haben. In den nächsten Tagen wird sich die Exekutive der Arbeiter-Internationale mit dem Ergeb, nis der heutigen Besprechung befassen. Als Berichter�"--- Vliegen in Borschlog gebracht.
Der Toü im öergwerk. Zwei Bergleute tödlich verunglückt. Recklinghausen , g. September. Auf der Zeche General Blumenlhal gerieten in der vergangenen Nacht zwei Zimmerhauer unter plötzlich Hereinbrecheade Gesteinsmassen. Mährend der eine nur als Leiche geborgen werden konnte, verstarb der andere im Laufe des heutigen Tages im krantenho»-. Eine Granate im Hochofen exploüiert. pari», 9. September. Wie Haoas aus Amiens berichtet, explodierte in einer dorti- gen Gießerei, als man eine gewisse Menge Alteisen in den Hoch- ofea beförderte, eine Granate, die sich zufällig unter dem Alteisen befand. Durch die Explosion wurde der Hochofen zerst" und elf Arbeiter oerletzt, darunter zwei schwer.