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der Beamtenbezüge in Zusammenhang stehenden Reform der Bezüge| der Kriegsbeschädigten. Hierfür ist ein Betrag von etwa 170 mil. lionen Mart in Aussicht genommen. Eine entsprechende Vor­lage wird dem Reichsrat demnächst zugehen.

schwarzweißroten Fahnen war in der Haupt- und Residenzstadt bes Herrn Rauscher faum etwas zu spüren.

Am Sonnabend hatten Ludendorff   und Ehrhardt noch eine Parade abgenommen, bei der sich nach der ,, Deutschen Zeitung" ein schönes Bild von dem Buck" bot, das im Soldaten von einst und in der Jugend von heute in gleicher Weise stedt".

Ein Hoch auf die Republit, Kranznieberlegungen der Organisas tionen und einiger Behörden, dann marschierte der fahnenummehte 3ug am Denkmal vorbei zum Marktplay, wo er sich auflöste. Eutin  , das ftattlichen Flaggenschmuck angelegt hatte, und seine weite Um gebung standen ganz unter dem Eindruck der großen Kundgebung.

Rückschritt im neuen Strafrecht. Internationale kriminalistische Vereinigung.

Die Beamtenbesoldungsreform muß ohne Erhöhung der Steuern durchgeführt werden. Die Mittel wurden im Reiche durch Einsparung von Ausgaben bereitgestellt. Auch bei der Am Sonntag war von den beiden hohen Herren aber schon Reichsbahn   wird eine Tariferhöhung nicht notwendig sein. Län= der und Gemeinden geraten durch den vom Reich betretenen nichts mehr zu sehen; sie hatten das Spiel mit den Totenkopffindern Weg mehr oder weniger in eine Zwangslage insofern, als schon bald satt bekommen. Dafür entdeckte man als einzigen beacht­ouch sie ihre Besoldungsordnung durchzuprüfen und entsprechend zu lichent Ehrenga ft" neben einem jüngeren Hohenzollernsproß den ändern haben werden. Reich und Preußen gehen in der Befol- Potsdamer Oberbürgermeister Rauscher. Dieser dungsfrage grundsäglich einheitlich vor. Das schließt selbst hatte übrigens noch ein weiteres getan: Er hatte den Straßen verständlich nicht aus, daß Preußen für diejenigen Beamten seiner bahnern eine besondere Sonntagsfreude gemacht, indem er den 3 wischenstufeit einführt. Aber grundsäglich werden die beiden geringste Beranlaffung verlag  . Fritz Kloppe, der Vater und politischen Bestimmungen des neuen Strafgefegbuchent­Verwaltung, für die es gergleichbare Reichsbeamte nicht gibt, Wagenverkehr zum Flugzeughafen verdoppelte, wozu nicht die Kohlrausch über Fortschritte und Rückschritte in den friminal­Besoldungsvorlagen anderen deutschen   Länder ebenso wie die Gemeinden über die Säge des Reiches nicht hinausgehen.

är tänder und

Die Deckungsfrage ist für Länder und Gemeinden ebenso schwierig, in manchen Fällen vielleicht noch schwieriger als für das Reich.

Daß eine Aenderung des Finanzausgleichs, etwa im Sinne herer prozentualer 3uweisungen aus den Reichs­steuern oder dergleichen im gegenwärtigen Augenblick nicht in Frage fommen fann, halte ich für ganz felbstverständlich. Da­gegen möchte ich annehmen, daß die Hoffnung auf steigende Erträge nisse und damit auf höhere Ueberweisungen aus der Einkommen­tigt ist.

und Körperschaftssteuer on Länder und Gemeinden durchaus berech Der neue Gefeßentwurf möge nun seinen Weg gehen. Er wird sicherlich nicht in allem die Zustimmung aller finden. Möge die einsehende Kritik sich aber doch bewußt bleiben, daß die Finanz­lage meinem Bestreben vielfach dort Grenzen septe, wo sonst gerne mehr getan worden wäre. Möchten Reichsrat und Reichstag   die Berabschiedung eiligst veranlassen. Um den Beamten sofort zu helfen, werde ich in den nächsten Tagen bereits dem Haushaltsaus schuß des Reichstags Vorschläge wegen der Auszahlung von Abschlagszahlungen am 1. Offober

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unterbreiten. Das neue Besoldungsgesetz will in seiner Auswir­fung teine Heraushebung des Beamtenstandes über die übrigen ihm fozial gleichgestellten Volksgenossen. Die neuen Bezüge werden der deutschen   Volkswirtschaft starte Anregung geben; denn sie werben die innere Kauffraft heben. Aber in diesem Zusammenhang sei ein ernstes Wort gesagt: Mit Schreden stelle ich feit einigen Wochen sest, daß in Offerten und Anpreisungen aus Geschäftstreifen immer wieder die Rede davon ist, daß aus Anlaß der Einführung der neuen Besoldungsordnung die Preise für bestimmte Waren steigen werden. Zu einer derartigen Maßnahme liegt feinerlei Veranlassung vor; denn die Erhöhung der Beamtenbezüge erfolgt nicht durch irgend­welche neuen Steuer- und Tariferhöhungen, sondern wird bestritten aus den jezt normal zum Eingang fommenden Geldern. Es wäre ein

Frevel an der ganzen deutschen   Bolfswirtschaft, wenn diese Aufbefferung das Preisniveau erhöhte.

Die Reichsregierung wird, wenn erforderlich, eingreifen, um die ver­hängnisvolle Birkung auf die Konjunkturbewegung und die all gemeine Wirtschaftslage abzuwehren. Die Attion der Reichsregie rung ist getragen von einem starken Optimismus und dem uner schütterlichen Glauben an einen fortschreitenden Aufstieg.

Beim Werwolf in Potsdam  . Ludendorff  , Ehrhardt, Rauscher und Kloppe. Bom ersten ,, Reichs- Wehrsporttag" des ,, Werwolfs", der sich am Sonnabend und Sonntag in Potsdam   abrollte, darf man sagen, daß er nicht ganz den Verlauf genommen hat, den seine Väter er­hofften. Trotzdem die Kommunisten so töricht waren, durch eine für Sonnabendabend bombastisch angekündigte ,, Anti- Werwolffund gebung" dem Werwölflein eine Bedeutung beizulegen, die ihm nicht zukommt, war die Beteiligung des Publikums namentlich am Sonn­tag im Potsdamer   Flugzeughafen auffallend gering. Auch von

Die Wanderratten.

Eine neue Art der Arbeiterunterhaltungsabende. Wanderratten, so nennen sie sich, die Mutigen, die durch Deutsch­ lands   Städte und Flecken ziehen, um mit den Waffen der Kunst und der Satire gegen das Ewiggestrige, gegen politische und tul­turelle Reaktion zu kämpfen. Sonnabend saben wir sie fm Städtischen Saalbau Neukölln, und wir spürten einen starten und tapferen Willen, eine republikanische Leidenschaft und ein Können, das, vielleicht noch nicht ausgeglichen in allem, zukunft weisend und hoffnungverkündend ist. Bravo!

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Nach einer lebendigen patriotischen Introduktion" Claus Claubergs brachte Theo Maret den Paten des Kabinetts, Heinricht Heine, mit seinen Wanderratten" wirkungsvoll zu Gehör. Hans Konrad trug Claubergsche Profetenlieder vor, von denen namentlich Mühsams Revoluzzer" mächtig zündete. Dann folgte der erste Hauptteil: Was uns nicht fehlt." Maret verlebendigte der erste Hauptteil: Was uns nicht fehlt." Maret verlebendigte uns Heinrich Heine  , dessen auch heute noch junge Satire ihm ganz besonders zu liegen scheint. Buggy Mu kain zu Wort: Wahrhaft ultig Schäfers Postdienst auf dem Bahnhof, Glaßbrenners unsterb­liches Gespräch zweier Tischlergesellen und sein eigenes Militär", in dem die Karikatur des wilhelminischen Militarismus vor Augen tritt. Dann die Revue was uns feh It", ein politsch- fatirischer Bilderbogen von Hans Richter mit Beiträgen von Clauberg, Klabund  , Kroner und Mühsam. Einzelne Bilder sind von besonders starker Eindringlichkeit, so die Reichsoberamme mit Friebel Hall. die selbstverständlich bayerische Erirawurst und, von Theo Maret mit zuweilen etwas überſtürzter Lebhaftigkeit vorgebracht, Beitung, Beitung!" Einiges Ernstes und Herbes am Schluß unter dem Titel Arreft", wobei wiederum Friedel Hall besonders rühmend zu nennen ist; Hans Konrad stand ihr mit lobenswertem Eifer

zur Seite.

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Die Inszenierung hatte Hans Rihter, die Bilder waren von Kurt- Harald Isenstein   und Heinz Sch mäu gestellt. Im ganzen zeugte alles von pulsendem Leben und frohem Elan. Manches wäre gleichwohl noch zu forrigieren. So will es scheinen, als ob ein klein meniger Politit vielleicht ein beträchtliches Mehr wäre. Der noch nicht republikanisch organisierte Zuschauer in der Provinz, an den heranzukommen es doch in der Hauptsache gilt, wird empfänglicher sein, wenn zwischen die zum Teil ach) so bitteren politischen Billen, die ihm verabfolgt werden, eine ewas mildere Medizin gemischt wird. Es braucht sich ja nicht gleich um Schwiegermütter und Oberförster witze   zu handeln. Im Bild aus Doorn  , bei dem gerade Hermines wörtliche Zitate aus ihren gesammelten Werfen einschlagen, ist ER etwas überfarifiert. Je ähnlicher, je lebenstreuer man 35 gibt, um so grotester wirft ER. Manchmal schien es mir, als ob man fich uberhafte und Schnelligkeit der Sprache mit Tempo verwechsele.

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nicht genau, was.

Bundesführer des ,, Werwolfs", hielt im Potsdamer   Stadion eine Ansprache, die von Untlarheiten strohte. Er hat sich ein soziales Mäntelchen umgehängt, das manchmal sogar, radikal" anmutet, und meint etwas Neues zu sagen, wenn er statt Kapitalismus Pluto fratie" sagt. Irgend etwas will er eisern hinwegfegen", verrät aber Kloppe schimpft auf Stresemann, weil er Herrn Tschitscherin   mit einer Berbeugung begrüßt, kennt aber schein bar das berühmte Gemälde aus allen patriotischen Bilderbüchern nicht, auf dem Bismarck entblößten und gesenkten Hauptes am Wagenschlag des gefangenen Napoleon   steht. Zum Schluß fam der obligate Vorbeimarsch vorm Bundesführer; man sah neben den Werwölfen so zahlreiche Stahlhelmer und Bikinger, daß die Vermutung auffam, die Stahl­helmleitung, soweit sie sich um den düsteren Düst er berg gruppiert, hätte die Absicht gehabt, durch ein Massenaufgebot von Stahlhelmern die Totenkopfilinglinge vom Werwolf zu erbrücken und durch Ehr hardts Auftreten den fleinen Studifer Kloppe abzudrehen". Da um so mehr, als Kloppe hinsichtlich monarchistischer Gesinnung als nicht ganz hafenrein angesehen wird. Aber es geschah nichts Aufregendes. Bielleicht war fogar dem Konsul" diese Sache zu belanglos. Als der große Tag" zu Ende war, gingen die 250 Zuschauer begeistert nach Hause.

Werwölfe werfen Steine.

Ein Lastauto des Reichsbanner Ortsvereins Tier­garten, das am Sonntagabend von Buckow   nach Berlin   zurückfuhr, wurde auf offener Straße von einem Werwolfauto in voller

Fahrt mit Steinen beworfen. Das Werwolfauto fam von Potsdam   und befand sich auf dem Rückwege nach Frant furt a. d. D. Die Feststellungen sind eingeleit

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Ebert- Denkmal in Eutin  .

Ein Werk der Arbeiter.

Eufin, 11. September.  ( Eigenbericht.) Die Arbeiterschaft Eutins hat seit Jahr und Tag für einen Ebert- Gedenkstein gesammelt. Sie brachte schließlich aus fleinsten Beiträgen die Summe zusammen, die zur Ausführung, dieser Absicht notwendig war. Gestern wurde der schlichte Stein, der in den städti. schen Anlagen steht auch um diesen Platz mußte erst gerungen werden feierlich enthüllt. Das Reichsbanner Eutin, verstärkt durch Kameradschaften aus Hamburg  , Kiel  , Lübeck   und kleineren Orten, marschierte in Zügen, die nach vielen Tausenden zählten, auf. Die Weiherete hielt Genosse Friedrich Stampfer  . Das Geheim­nis von Eberts Erfolg, jagte er u. a., bestehe im Grunde darin, daß Ebert in allen Stürmen und Nöten auf den gefunden Geit der Arbeiterschaft vertraut und damit recht behalten hätte. Ebert sei stets ein Mann der praktischen Arbeit gewesen, dem eine halbe Stunde mehr Freizeit für die Arbeiter und ein paar Liter Milch mehr für hungernde Kinder lieber gewesen seien, als ein ganzes Schock scheinrevolutionärer Redensarten. Die geschichtliche Tatsache, daß einer der verfehmten Sozialdemokraten, ein ehemaliger Sattlergeselle, als Staatsoberhaupt gut gemacht habe, was der lezte regierende Hohenzoller verdorben hatte, lasse sich nicht aus der Welt schaffen; sie sei für die Feinde der Republik   und der Arbeiterklasse vernichtend.

Hier wird die Regie eingreifen, mit Rücksicht auch auf die manchmal etwas schwerhörige Provinz, um die man doch kämpfen will.

Alles in allem aber: Glückauf, ihr Wanderratten! Vorwärts ans Wert! Ihr seid auf dem richtigen Wege!

Henning Duderstadt.

Das mexikanische Nationalorchester. Unter Leitung der Klangftolzen Namen Juan Toureblanca und Ernesto Mangas. Breite Hüte, braune Gesichter, Uni­formen der Laffowerfer. Auf bunten Tüchern nehmen alle Play, jeder an seinem Streich, 3upf: oder Schlaginstrument. Und jeder scheint ein Virtuose. Ohne Noten wird gespielt, mit Temperament, mit Zurückhaltung, mit Schwung und Leidenschaft. Eine Riesen zither und ein Riefengylophon mit lang nachhallenden Blastönen fallen auf. Schlagzeug im Gegensatz zum Jazz sehr sparsam, darum wirkjamer. Bier Naturstimmen mühen sich vergeblich um Ausgleich der Resonanz, nicht aber vergeblich um Stimmung beim Publikum. Nationaltänze werden hingeftept, primitiv, hurtig, kunstlos. Und Orchesterchen dazu, sauber, eratt, in rhythmischer Etstaje, aber einer immer wieder zupft, flingt, streicht, jubelt oder weint das bunte für unser Ohr schon gefährlichen Harmlosigkeit. Wenn in diesen Melodien, die auf einfältigsten Harmonien ruhen, das nationale Tanzelement erschöpft ist, bleibt von Musit auch gar nichts mehr übrig. Es gibt in ailen Ländern und bei allen Völkern eine Art Musik, die schon vor Jahrzehnten antiquiert war, gesellschaftlich ab­gestanden, träumerisch, zweckhaft, Unterhaltung. Broben davon find Der Engel Lied" und Tofellis Serenadenigp. Das fehrt hier, in der merikanischen Musik, hartnäckig wieder. Ihrer Süße, ihrer gleitenden, gleißenden Weije hat keine neuere, feine neueste Beit etwas anhaben können. Wir kennen aus Operetten, aus Dielen und niondänen Hotels diese poetischen Gefänge, melancholischen Walzer, schmissigen Gavotten und Polkas. Zwischen idyllischer Ruhe und glühender Leidenschaft, zwischen Tonleiterstudie und prasselndem Re frain fein bindender, erhöhender, strebhafter Uebergang. Primitivi­tät auf der ganzen Linie, geboren aus der Liebe zur bequemen Arbeitsunterhaltung. Also Bolksmusit? Mag sein. Über unser Sinn von der Musik und ihrer Mission ist ein anderer. So starb der Reiz dieser merikanischen Instrumente an der monotonen Gleich­mäßigkeit der Musik langsam dahin. Die prächtige Truppe wurde vom Bublifum des Blüthnersaales dennoch sehr gefeiert. K. S.

Cucie Mannheim auf der Kabarettbühne. Friedrich Holländer   hat sich für neue Bilder feiner Revue Das bist Du" Lucie Mannheim   von den Staatstheatern ausgeliehen. Sie trat vor das Publitum, noch ein wenig podiumfremd, und weckte Erinnerungen an die verschiedensten Kabarettfentimentalen( was ihr eigentliches Fach werden dürfte) und-naiven, vor allem an Blandine Ebinger  . Aber alles hatte doch schon einen Unterton von eigenem, persönlichem Schmiß, und das echte Gefühl für die Grenzen des wäre man ihr, fremd und unbekannt, zum erstenmal in diesem Sentimentalen wie des Wilden" ist der Mannheim   angeboren. Revuechen begegnet, man hätte etwa geschrieben, daß es sehr, von Herzen, zu wünschen sei, daß diese wertvolle schauspielerische Be-(

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C. G. Karlsruhe  , 12. September.  ( Eigenbericht.) Die Tagung der Internationalen Kriminalistischen Vereinigung wurde heute morgen mit einem eindrucksvollen Referat von Professor

murfs eröffnet. Kohlrausch stellte fest, daß in dem Entwurf von 1927 ein allgemein scharfer Wind wehe. Die ganze Linie der Strafrechtsreform sei rüd läufig und der Einfluß der Reform­freunde sei sichtbar im Abnehmen. An die Spitze seiner Aus­führungen stellte er die These, daß es Aufgabe des Strafrechts sei, auf ein den Aufgaben der Lebensbedingungen der Gesellschaft ent­aber fehlte es an einem festen Standpunkt. Der Referent verwarf sprechendes Berhalten der einzelnen hinzuwirken. Dem Entwurf die zu weitgehende Differenzierung von Zuchthaus  - und Gefängnis­strafen, sowie die mit der Zuchthausstrafe verknüpfte Ehrenftrafe. In temperamentvoller Polemit wandte er sich gegen die Ein­ichmuggelung von sittlichen Werturteilen bei den Borschriften über die Strafbemessung, sowie gegen die Bestimmungen des Entwurfs in der Frage des bedingten Straferlaffes. Hier bringt der Entwurf nicht nur einen Rückschritt, sondern einen Rüd, fall in den überholten Sühne gedanken. Die Beibe­haltung des Dualismus zwischen Strafe und Sicherungsmaßnahme gegenüber den Gewohnheitsverbrechern bedeutet die gesetzliche Aner­fennung des überholten Sühnegedankens.

Zum Schluß betonte Kohlrausch, die Durchführung der neuen Bestimmungen hänge davon ab, daß der Richter in die Lage versetzt werde, zu individualisieren; seine Vorbildung und seine soziale Stellung müssen so gestaltet werden, daß er über dem Ver­ständnis der Notwendigkeit staatlicher Härte nicht das Herz für die Tragödie verliere, wie sie jedem einzelnen Strafakt liege.

Friedenskundgebung in Mannheim  .

Mannheim  , 12. September.

Im Rosengarten fand gestern abend eine von der Deutschen Friedensgesellschaft und vom Friedensbund der deutschen   Katholiken einberufene Friedenskundgebung statt, an der die Dele­gierten des fiebenten Internationalen Friedenstongreffes teilnahmen. Nachdem Miß Morrant die Grüße der englischen Pazifisten übermittelt hatte, sprach Reichstagspräsident Löbe. Er wies darauf hin, er habe anläßlich der Tagung der Interparlamentarischen Union   in Paris   den Einbrud gewonnen, daß der französische  Bürger, der französische   Bauer und Arbeiter den Frieden wollten. In Genf   hätten sich die Staatsmänner fürzlich beinahe auf die Formel geeinigt, daß der Krieg ein Verbrechen sei. Früher habe man den Friedensfreunden übel genommen, wenn sie bas gleiche behaupteten. Man nähere sich der Definition: wer einen Krieg anfange, wer zuerst losschlägt, sei ein Verbrecher. Jeder Freiheitstampf des einen Boltes bedeute für das andere Volf die Knechtschaft. Die übergroße Mehrheit des deutschen  Volkes verabscheue den Krieg. Aber in jedem Lande gebe es eine het preffe und ein an Rüftungen und Krieg intereffiertes Rapital. Wer diese Hezpresse lese, habe den Eindruck, daß auf der anderen Seite ein haßerfülltes Volt lebe. Deshalb müßten die Friedens­freunde den wirklichen Willen des Volkes zeigen.

Anschließend sprach der Franzose Mare Sangnier, der unter anderem ausführte, aus Genf   und aus Locarno   werde nichts werden, wenn nur die Regierungen dahinter ständen. Die Völker müßten die Regierungen zwingen, diesen Geist in die Tat umzu­setzen. Der Friede werde nicht mit einem Wall von Bajonetten erkämpft, er merde erkämpft und erhalten durch das gegenseitige Bertrauen der Völker.

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gabung dem ernsten Theater gewonnen würde. Das ist ja mun, Gott sei Dant, nicht mehr nötig. Warum sollten wir uns also nicht freuen, wenn wir neben der Schauspielerin Lucie Mannheim   aber bitte nur neben auch noch die Kabarettkünstlerin Lucie Mannheim  friegen? Das Debut war verheißungsvoll. Das Bublitum, das sich auch an ihren alten Nummern und ihren Hauptträgern, Curt Vespermann und Annemarie Haase  , an dem gelentigen Baar Marion Palfi   und Martin Kostet, wieder lebhaft freute, fargte mit Beifall nicht. Auch die prachtvoll trainierte Jise Wigdor bekam für ihren Tanz ,, Glühwürmchen" ihren Teil davon ab, und erst recht das ausgezeichnete musitjonglierende Orchester des Hauses, Weintraub Syncopators.

Les.

Jugendpreis deutscher   Erzähler. Das Preisrichterfollegium des Jugendpreises deutscher   Erzähler hat beschlossen, den von der Deutschen Buchgemeinschaft G. m. b. H. Berlin wie im Vorjahre, so auch für das Jahr 1927 geftifteten Preis von 10 000 Mart unter erweiterten Bedingungen zu verteilen. Die Altersgrenze für die Teil­nehmer am Jugendpreis 1927 ist vom 35. auf das 40. Lebensjahr hinausgerückt worden. Ferner wird die Frist zur Einreichung von Manuskripten für den Jugendpreis 1927 bis zum 31. Dezember 1927 sprachigen Erzähler, die das 40. Lebensjahr nicht überschritten haben, perlängert. Das Breisrichterfollegium forbert alle deutsch­auf, bis zum 31. Dezember d. I. Manuskripte in Maschinenschrift, möglichst zu vier Exemplaren, an das Bureau des Berbandes Deutscher   Erzähler, Berlin   W. 50, Nürnberger Straße 9/10, ein­zusenden. Alle weiteren Bedingungen sind von dort einzufordern. Tage ohne Dalum. Zu der vielbesprochenen Kalenderreform macht E. J. Weiler in der Times" einen eigenartigen Vorschlag: Man soll 5 Tage in jedem Jahr ohne Datum lassen und sie nur als Neujahrstag, Frühlings-, Sommer-, Herbst- und Winterfest be­zeichnen. Dann ist der Kalender auf 360 Tage reduziert oder auf datumlosen Tage sollen so eingelegt werden, daß der Neujahrstag vier gleiche Bierteljahre mit je 3 Monaten von 30 Tagen. Die vor dem 1. Januar tommt und die anderen Festtage auf die Tag­und Nachtgleichen und auf die Sonnenwenden fallen. Das Früh­lingsfest fommt zwischen dem 20. und 21. März, das Sommerfeſt in den Juni, das Herbstfest in den September und das Winterfest in den Dezember. Im Schaltjahr würde noch ein 6. Tag ohne Datum vor den Neujahrstag gestellt werden.

Die Plaftitausstellung der Deutschen fanffgemeinschaft im Schloß ist wegen ihres guten Erfolges um eine Woche verlängert worden, fie bleibt mit der Ausstellung elfaz- lothringischer Stünstler noch bis zum 18. September wochentags 9-19, Sonntags 10-15 geöffnet.

Chinesische   Kunstausstellung in der Berliner   Afademie. Die Gesellschaft für oftafiailsche Kunst in Berlin   hat befchloffen, eine umfassende Ausstellung chinesischer Stunft zu veranstalten. Die Ausstellung wird im Jahre 1929, in den Monaten Januar bis März unter Mitwirfung und mit Unter fügung der Preußischen Akademie der Stünste in ihren Räumen am Bariser Platz ftattfinden. Profeffor Dr. Mar Liebermann und der Senat der fademie haben eine Vereinbarung darüber mit dem Vorstande der Ge­sellschaft getroffen.

Ropisten des Kaiser- Friedrich- Museums gegründet worden ist. wird feine Der Berein fopierender Künstler zu Berlin  ", der im April d. J. von erste Ausstellung vom 2.- 30. Oftober b. 3. im Schöneberger Rathaus Rudolf- Wilde- Play) veranstalten.