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nießen. Aus dem Inflationsschutzzoll wird leicht ein Minder. wertigteitsschutzoll; durch den Zollschutz im Inlande sowie durch den Unterpreis-, ja Untergestehungskostenverkauf der Ware im Auslande, wird die einheimische Ware verhindert, sich mit der aus­ländischen unter gleichen Bedingungen im freien Kampfe zu messen". Lufft macht dann darauf aufmerksam, daß an sich zu einer Erhöhung der Preise von der Warenseite her feine Ur­fache vorliegt, wie das Beispiel unserer wichtigsten Kon­furrenten auf dem Weltmarkt, Amerika und England, zeugt. Die steigende Rationalisierung hätte vielmehr eine Sentung der Preise zur Folge haben müssen, die im Durchschnitt bei Industrieprodukten auf 20 bis 25 v. 5. zu schäßen sein dürfte. Bei gesunder Wirtschaftsentwicklung hätten sich die Preiserhöhungen niemals gegen die Rationali­fierungsverbilligung durchsehen können. Der Verfasser fommt nun zu dem Schluß, daß wir schon mitten in einer neuen In­flation stehen und er führt dazu folgendes aus:

" Diese neue Inflation droht aber für die Entwic Iung der deutschen Arbeiterschaft geradezu tatastrophal zu werden. Der deutsche Arbeiter ist absolut schlechter bezahlt als der amerikanische , er ist relativ, d. h. bezogen auf die Leistungsfähigkeit der Volks­wirtschaft, kaum viel weniger schlecht bezahlt im Vergleich zum Ame­rifaner. Er ist absolut schlechter bezahlt als der

In Porta selbst sprach als Vertreter der Deutschtonserva­tiven Partei ein weitesten Kreiſen unbekannt gebliebener Major Brauer. Diese sogenannte Partei ist noch heute ein Be= standteil der Deutschnationalen, und zu ihren Mit­gliedern gehört neben anderen auch ein sicherer Graf Weft arp, der, wie man sich erinnert, zu den Geburtshelfern bei der Berlänge rung des Gesetzes zum Schuße der Republik gehört. Der Herr Major aus Westarps Freundeskreis fagte:

Hilfe für Wettergeschädigte.

Nicht aber für den Landbund.

Um die Aktion des Reichslandbundes für neue Steuer und Zinsfubventionen der Landwirtschaft wegen der Wetterschäden zu fördern, hat die Deutschnationale Partei im Preußischen Landtag an die Regierung eine große Anfrage gerichtet. Sie fragt, was das den in preußische Staatsministerium zu tun gedenkt, um Wenn auch die Anmarschstraßen der Bölkischen und Konser äußerster Bedrängnis befindlichen Landwirten vativen getrennt feien, so erklärte er, so würde doch die Entzu helfen, und ob es im besonderen bereit ist, in allen Notstands­scheidungsschlacht Schulter an Schulter gefämpft gebieten fofort Steuer- und Zinsstundungen eintreten zu lassen bzw. werdert." zu erwirten, vorbehaltlich weiterer späterer Maßnahmen.

Gegen men geht die Entscheidungsschlacht? Gegen Stresemann und Mary? Gegen feine Koalitionsgenossen aus der Bürgerblodregierung, die auf Weimar und Republik , auf Verfaffung und Schwarzrotgold gefühls- oder verstandesgemäß ehrlich einge schworen sind?

Man kann sich schwerlich denken, daß der Reichskanzler Marr von dem Verhalten seiner deutschnationalen Alliierten gegenüber dem völkischen Vereinszusammenkommen in Borta besonders beglückt sein wird.

alt.

Agnes Fahrenwald 75 Jahre alt.

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Preußen hat in seiner legten Ernteschäzung für Auguft, wo die Regenperiode zu Ende ging, festgestellt, daß die Behauptungen von einer allgemeinen und sehr weitgehenden Erntegefährdung übertrieben sind. Wir hoffen, daß bas preußische Staatsministerium und das Reich, auf das es leftlich auch antommt, forgfältig genug sein werden, die tatsächlichen Ernteschäden von der politischen Propaganda darüber zu unter­scheiden. Wir hoffen ferner, daß sie nur denjenigen Landwirten ihre Selbstverständliche Hilfe gewähren werden, die zur Zahlung der Zinsen und Steuern tatsächlich unfähig geworden sind, und zwar infolge der Wetterschäden.

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Arbeiter vieler anberer europäischer Industrie- Eine Veteranin der proletarischen Frauenbewegung. Schwarzrotgold und Kommunalverwaltung

staaten. Die Steigerung der Lebenshaltungstoften in Gold drückt weiterhin den Reallohn des Arbeiters herab auch bei steigendem Nominallohn. Die Qualität der deutschen Arbeit leidet wesentlich unter der schlechten materiellen und sozialen Lage des deutschen Arbeiters."

Noch heute ist es Zeit, so hören wir schließlich, die Inflation ohne allzu schwere Erschütterungen der Wirtschaft abzubauen und die deutsche Volkswirtschaft auf eine gesunde, lebens fähige Grundlage zu stellen, welche dann auch eine gesunde soziale und damit auch politische Entwicklung in Deutsch­ land ermöglichen soll. Dies fezt allerdings den Mut zur Wahrheit und den Mut zur Tat voraus." Der christ­liche Wirtschaftspolitifer hat vorläufig den Mut zur Wahr­heit gefunden; werden die christlichen Arbeiterführer, für die Lufft schreibt, auch den Mut zur Tat haben, mit der Sozial demokratie zusammen einer Wirtschaftspolitik den Todesstoß zu versehen, die nur den materiellen Interessen einer kleinen Schicht befizender Bevölkerungsklassen dient, die arbeitenden Klaffen aber in immer neues Elend hineinführt?

Eine, völkische" Regierungspartei. Die Deutschnationalen bei Henning und Co. Mit Recht von der weiteren Deffentlichkeit nur äußerst wenig beachtet, veranstaltet die Deutschpöllische Freiheits­partei augenblicklich in Porta einen sogenannten Parteitag, wenn man den Mut hat, diesen Ausdruck für die Zusammenkünfte dieser zersplitterten Grüppchen der äußersten Rechten anzuerkennen. An fich ist die Angelegenheit sicherlich reichlich gleichgültig; fie ge­winnt aber an Interesse dadurch, daß auch Mitglieder der Deutsch nationalen Partei an der Tagung dieses extremistischen Küngels Anteil nehmen, das die Demokratie in Grund und Boden verdammt und die Diktatur auf ihre Hafenfreuzfahne geschrieben hat. Da hat zum Beispiel der deutschnationale Reichstagsabgeordnete und seit langem in Heffen lächerlich berühmte Antisemiterich Professor Dr. Werner Gießen nach der Kreuz Beitung" einen Schreibe­brief an die Tagung geschicht, in dem er semen Freunden auf der außersten Rechten" einen guten Verlauf ihrer Beratungen wünscht. Dann meldet sich mit einem flammenden, von völtischen Redensarten übertriefenden Aufruf der Vater des Lübecker Bürgerblocks, der sich bis zu Stresemanns Volkspartei erstreckte, General der Infanterie Morgen. Sollte die langsam vergreifende Erzellenz vergessen haben, daß seine erste Gattin eine geborene Gutmann aus dem Sündenbabel Berlin ist, über deren nicht, arische" Abstammung feineswegs auch nur der geringste Zweifel besteht?

Internationaler Zoologenkongreß.

Bon Dr. Alfred Neumann.

Budapest , 4. bis 9. September. Nach vierzehnjähriger Unterbrechung durch Krieg und Nach friegszeit waren 3oologen aus allen Teilen der Erde der auf dem 9. 3oologentongreß in Monaco ergangenen Einladung nach Buda­peft zum 10, Kongreß gefolgt. Der Kongreß stand wissenschaftlich auf hoher Stuje. Sowohl die Seftions- als die allgemeinen Sigungen brachten intereffante neue Ergebnisse der Wissenschaft. Das wich figste war wohl der von Prof. Woronoff aus Paris gehaltene Vortrag, über den wir bereits berichteten.

Das Wesentliche bei den Ueberpflanzungen von Drüsen mit innerer Absonderung( nicht nur von Keimdrüsen) besteht bei Prof. Woronoff darin, daß er durch sorgfältige Zerkleinerung der Drüsen und durch Erzeugung einer fünstlichen( mechanischen) Entzündung ant der Stelle, an welcher des neue Gewebe eingepflanzt wird, eine möglichst gute Durchblutung zu erreichen trachtet, wodurch dieses Gewebe, vorausgesetzt, daß der Spender in seinen Arteigenschaften nicht zu weit vom Empfänger absteht, noch jahrelang in attivem Zustand im Körper verbleibt. Beim Menschen ist selbstverständlich nur die leberpflanzung von Drüsen eines Tieres möglich, das den Menschen nahe verwandt ist. Woronoff verwendet bekanntlich Schimpansen und behauptet, daß er so auch beim Menschen erstaun­liche Erfolge erzielt habe. Doch steht hier der Forscher mit seiner Ansicht zu der großen Mehrzahl der Aerzte in scharfem Gegenfaz Es wird sich daher wohl empfehlen, zunächst noch abzuwarten, bevor man von einer wirklichen Verjüngung" beim Menschen nach dem System Woronoff sprechen darf.

Woronoff erklärt, daß das überpflanzte Gewebe noch nach Jahren in der neuen Umgebung lebend erhalten wird. Diese felb ständige Lebensfähigkeit von Geweben außerhalb ihrer natürlichen Umgebung wird heute großzügig dazu ausgenügt, um Gewebe ver schiedenster Art zu züchten, ähnlich wie dies bei Bakterien möglich ist. Nur ist die Methode bedeutend schwieriger. Besonders anspruchs voll ist das Gewebe von Warmblütern in bezug auf den ihm zur Berfügung gestellten Nährboden. Die Bedeutung, welche dieser For­schungsrichtung zukommt, zeigte sich deutlich in den Sigungen der Settion für erperimentelle 3ellforschung. Es ist heute nach den Ausführungen von Frau Prof. Rhoda Erdmann ( Berlin ) möglich, Krebsgewebe durch prattisch unbegrenzte Zeit am Leben zu erhalten und wieder auf andere Tiere zu über impfen. So kann man Studien über die Lebenseigenschaften der Krebszelle machen, von welcher ein Redner meinte, daß sie heute wohl als bestbekannte und bestdurchstudierte aller Körperzellen an­zusehen ist. Hoffen wir, daß diesem Studium auch eine ebenso genaue Kenntnis und Beherrschung der Behandlung des Krebjes folgen wird. Es sind auch hier heute schon, vor allem durch den Ausbau der chirurgischen Methoden und durch die Einführung der Strahlenbehandlung in den letzten Jahrzehnten, wesentliche Fort­schritte erzielt worden. Ausgeschlossen ist es nicht, daß die Gewebs­züchtung neue Wege der Behandlung weisen fönnte, vor allem des­wegen, weil sie heute die einzige Methode darstellt, welche einiges Licht in die Entstehung des Krebses und in die Widerstandskräfte

Agnes Fahrenwald, eine der wenigen Mitbegründe­rinnen der proletarischen Frauenbewegung, begeht heute in geistiger Frische und förperlicher Rüftigkeit ihren 75. Geburtstag. Heute, da wir Frauen als Gleichberechtigte im öffentlichen Leben stehen, mag es schwer sein, ganz zu verstehen, was es bedeutete, wenn eine Frau, eine Proletarierin, in den letzten 20 Jahren des vorigen Jahrhunderts als politische und als Klaffen­kämpferin auftrat. Als Frau hatte sie zu tämpfen gegen über­fommenes Vorurteil einer ganzen Welt, als Politikerin gegen die herrschende Klasse, die wahrlich in der Unterdrückung der Sozial­demokratie vor feinem Mittel zurückscheute. Aber Agnes Fahren­wald trotzte beidem.

Seit den achtziger Jahren hatten die Versuche wohlmeinender bürgerlicher Frauen, Vereine zu gründen, um die Sittlichkeit" der Arbeiterinnen zu heben, sie zubilden", ihnen Arbeit zu ver­mitteln und andere philantropische Aufgaben zu erfüllen, mit dem Eingehen dieser Vereine geendet. Erst als Arbeiterinnen mit Vereinsgründungen in die Deffentlichkeit traten, fand sich ein fester Stamm von Proletarierinnen zusammen, die ihr Vertrauen durch starken Zustrom zu diesen Vereinen betundeten. Aber nun begann auch die föniglich preußische Bolizei, die Staatsanwälte und Gerichte diese junge Arbeiterinnenbewegung init ihrem ganzen Haß zu verfolgen. Agnes Fahrenwald gehörte zu den Gründerinnen der sog. Agitationsfommission, jener Vereinigung von einigen wenigen sozialistischen Frauen, die versuchten, die politische Auf­flärung unter den Frauen zu fördern, aber feinerlei Verein bil­deten. Trotzdem ward sie bald von der Polizei aufgelöst. Und weil Agnes Fahrenwald in öffentlichen Versammlungen, die vorschrifts­mäßig bei der Polizei angezeigt wurden, die Forderung des Frauenwahlrechts aufgestellt und fogar mit einem Hoch auf die Frauenbewegung" ihre Rede geschlossen hatte, gab es für sie wie ihre Mitangeklagten Geldstrafen in beträchtlicher Höhe. Aber weder diese noch Gefängnisstrafen fonnten Genoffin Fahrenwald von der öffentlichen Betätigung ihrer sozialistischen Ueberzeugung zurückhalten. Unermüdlich 30g fie hinaus bis in die entlegensten Dörfer und sprach zu ihren Klassengenossinnen aus ihrem eigenen proletarischen Leben und Erleben heraus. Und war noch außerdem eine aufopfernbe Gattin und Mutter.

Auf ein an Sorgen, aber auch an Erfolgen reiches Leben fann unsere Jubilarin heute zurücbliden. Hat sie das Schidjal auch nicht mit Glücksgütern gesegnet, so gab es ihr doch den unendlichen Reichtum des einer großen Idee lebenden Menschen. Die Gene ration von heute und mit ihr die Gesamtpartei dankt dieser alten Vorfämpferin für alles, was sie geleistet, und hofft, fie noch lange frisch und rüstig in ihrer Mitte zu sehen.

des Körpers( Krebsimmunität) wirft. Es genügt nämlich nicht, eine Krebszelle einfach auf einen geeigneten Nährboden zu verpflanzen, sondern es muß auch eine bestimmte Art von weißen Blutzellen( die jogenannten Malrophagen) anwesend sein. Erdmann und auch andere Forscher meinen, daß in diesen Blutzellen ein wichtiger, das Krebswachstum begünstigender Körper aber wohl chemischer Art und kein Lebewesen vorhanden ist. Diesen Körper darzustellen und Gegenmittel gegen ihn zu finden, wird wohl das nächste Ziel der Forschung sein müffen.

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Die moderne Zoologie ist weniger auf die Beschreibung und Klassifizierung neuer Arten eingestellt, als darauf, die so mannig fachen Lebensbedingungen, denen die Triere unterworfen sind, zu erforschen. So brachte Prof. Wunder( Breslau ) sehr interessante Mitteilungen über die Sinnesorgane verschiedener Fische. Der lei tende Sinn für die Nahrungsaufnahme ist nämlich bei den einzelnen Arten durchaus verschieden. Meist ist das Auge führend, aber auch ein geblendeter Hecht findet durch ein eigentümliches, auf Erschütterun­gen der Umgebung sehr empfindlich reagierendes Organ seine Nah­rung. An den Seiten des Kopfes befinden sich in bestimmten Ab­ständen kleine Grübchen, die miteinander durch feine Kanäle unter der Haut verbunden sind. Dieses Organ der Seitenlinien nimmt die Wellenerschütterungen wahr, welche durch den fliehenden Beute. fisch hervorgerufen werden. Hingegen ist der Geruchssinn, welcher die Forelle zu ihrer Beute führt, beim Hecht nicht sehr ausgeprägt. Die Augen spielen andererseits beim Karpfen und insbesondere beim fast blinden Wels teine wesentliche Rolle. Bon großer Bedeutung find die Untersuchungen von Prof. v. Frisch( München ) über das Leben der Bienen. Die Bienen sehen nur vier Farben, darunter auch das dem Menschen unsichtbare Ultraviolett. Der Geruchssinn ist wohl ausgeprägt, ebenso der Geschmackssinn, aber in anderer Art als beim Menschen. Nur starke Buderlösungen werden mit Be­hagen genossen, alle fünstlichen Süßftoffe, und würde ihr Geschmack dem Menschen noch so zuckerähnlich erscheinen, werden dagegen mit Berachtung abgelehnt. Findet eine Biene einen guten Futterplag, fo tut sie diese Entdeckung nach der Rückkehr in den Stod ihren Kameraden durch eigentümliche, als Schwänzeltänze" befannte Be­wegungen fund. Sehr interessant waren auch die Mitteilungen von Prof. Brandes( Dresden ) über das Leben des Drang- Utangs. zum Unterschied von früher fann man heute ganze Rudel von diesen Tieren einfangen und in der Gefangenschaft auch ziemlich lange am Leben erhalten. Der Drang fann fünf verschiedene Laute hervorbringen, die entsprechende Gemütsbewegungen ausdrücken sollen. Auch haben die Tiere nach der Auffassung von Prof Brandes eine Art Morgengesang, in Tönen, die jenen des Dudelsaces ähneln. Zum Schlusse sei noch der Vortrag von Prof. Roma. ret( Prag ) erwähnt, welcher über die Bekämpfung des den Wäl­dern so gefährlichen Nonnenfalters mit dem Flugzeug Sprach. Aus einen Flugzeugen werden die erfrankten Nadelwälder mit dem für die Falter giftigen Kalziumarsenat bestreut. Damit ist ein michtiger Fortschritt in der Bekämpfung der von jedem Forstmann so ge­fürchteten Waldfeuche erzielt.

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Ausstellung des graphischen Wertes von Käthe Kollwig. Im staat lichen Supferstich fabinett wird am Mittwoch, dem 14. September, eine Aus­stellung des graphischen Wertes von Käthe Stollwig eröffnet.

Sozialdemokratischer Flaggenantrag in Essen .

Die Sozialdemokratische Stadtverordneten. schaft in Essen hat für die nächste Sigung einen Flaggen­antrag eingebracht, dem zufolge u. a. die Stadt ihre Säle usw. nur dann verpachten darf, wenn bei Beflaggung auch die Reichsfarben ausreichend gezeigt werden. Oberbürgermeister und leitende Beamte dürfen in amtlicher Eigenschaft nur dann an Beranstaltungen teilnehmen, wenn im Falle der Beflaggung auch die Reichsfarben gehißt werden; in Hotels, die an Festtagen der Re­publit nicht in den Reichsfarben flaggen, dürfen amtliche Beran­staltungen nicht abgehalten und andere Beranstaltungen von amt­lichen Personen nicht besucht werden; auch dürfen amtliche Ber fonen städtischerseits in solchen Hotels nicht untergebracht werden.

Ach diese Hohenzollern ! Motorradfahrer mit Jachtklub- Abzeichen.

In seinem Bericht über den Potsdamer Werwolftag bringt der " otal- Anzeiger" eine wirtlich rührende Geschichte aus unserem geliebten Hohenzollernhaus. Wir lesen mit Bewe gung:

,, Beim Anrollen der Gliederungen des Werwolfs in Potsdam meldete sich Sonnabend früh beim stellvertretenden Aufmarschleiter ein Motorradfahrer in Zivil und bot ihm seine Dienste als Ordonnanz an. Nach Namen und Wohnort befragt, ver­weigerte der junge Motorradfahrer jede Auskunft. Da er aber an der Müze das Abzeichen des Raiserlichen Jacht Clubs trug, wurde er angenommen und führte seine Dienste zur größten 3ufriedenheit aus. Gestern vormittag wurde die Ordonnanz auf dem Potsdamer Luftschiffhafen als Prinz Hubertus von Preußen , der dritte Sohn des Kron prinzenpaares, erkannt."

Welch restlose Aufopferung! Welch ohne Beispiel dastehende Bescheidenheit! Der Werwolf aber, diese auf Rud und Zud militä. risch durchgebildete Organisation, duldet einen vollkommen unbekannten Motorradfahrer als Ordonnanz. Höchst sonderbar, in der Tat!

Sollten Königliche Hoheit nicht doch ganz leise ihren Namen genannt, sollten Höchstderselbe nicht doch ganz heimlich ein Legitimatiospapierchen gezeigt haben?

Graf Ernst Reventlow legt Gewicht auf die Feststellung, daß er feineswegs ein früherer Deutschnationaler ist. Er hat, wie er uns brichtigend mitteilt, niemals der Deutschnationalen Partei angehört.

Porträttarifaturen find nicht strafbar! Eine für die Freiheit der Karifatur bedeutsame Entscheidung wurde gestern vom Land­gericht Dresden gefällt. Vor einiger Zeit war der verantwortliche Leiter der Meißener Boltszeitung", der Genosse Domnid, vom Meißener Amtsgericht zu 50 Mart Geldstrafe verurteilt worden, weil er den Bürgermeister der Stadt Meißen durch eine Karikatur beleidigt haben sollte. Es hatte sich um eine reine Porträttarifatur gehandelt, versehen mit einem harmlos- humorigen Text, der auch vom Meißener Amtsgericht nicht als beleidigend empfunden worden war. Lediglich in der Tatsache einer Raritierung des Meißener Stabtoberhauptes war das strafbare Delift erblickt worden. Gegen dieses Urteil, das, hätte es Schule gemacht, der Freiheit der Karikatur ohne weiteres ein Ende gesetzt hätte, hatte der Berurteilte Be. rufung eingelegt, die vor dem Landgericht Dresden verhandelt wurde. Das Landgericht vernahm, gegen den Widerspruch des Staats anwalts, auf Antrag der Verteidigung als Sachverständige Käthe Kollwitz und den Genossen Friedrich Wendel . Beide Sachverständige fonnten im Tatbestand einer Porträttaritatur feine Beleidigung ers blicken. Sie wiesen darauf hin, daß die Karikatur längst zu einer stehenden Einrichtung vieler angesehener deutscher Tageszeitungen geworden sei, und hoben insbesondere hervor, daß die reine Porträt­faritatur so populär geworden sei, daß man bereits von einer Art humoristischer Bildreportage fprechen könne, die noch von feinem Deutschen Gericht als beleidigend empfunden worden sei. Das Land­gericht Dresden verschloß sich diesen Gründen nicht, hob gegen den Antrag des Staatsanwalts, der fogar eine Verschärfung der Geld­strafe empfohlen hatte, das Urteil der ersten Instanz auf und sprach den Angeklagten frei..

M.

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Deutsche Sängerchöre in Wien . Drethundert Mitglieder des Berliner Boltschors und des Chors der Freien Voltsbühne Altona find in Wien eingetroffen. Sie wurden im Rathaus vom Stadtrat Richter in Vertretung des Bürgermeisters empfangen. Nachdem die Sänger die Republikanische Hymne zum Bortrag gebracht hatten, hielt Stadtrat Richter eine Ansprache, in der er führte, daß dieser Besuch der Sänger ein neuer Beweis für die Freundschaft zwischen Deutschland und Desterreich sei. Im Namen der deutschen Sänger dankie das Vorstandsmitglied Dr. Guttmann für den herzlichen Empfang und betonte die innere Berbundenheit zur Kultur Wiens und das Gefühl der Zugehörigkeit zu dem deut­chen Desterreich. Abends gaben die Sänger im Wiener Musik. vereinsjaal ein Konzert, in dem Werke von Beethoven , Brahms und Mendelssohn unter stürmischem Beifall der Zuhörer zur Auf­führung gelangten.

Borstandswahl im Bund Deutscher Architekten . Auf der Hamburger Tagung des Bundes Deutscher Architekten stand die Bundesleitung zur Neuwahl. In der Hauptsache wurde die alte Leitung, nämlich die Pro­fefforen Wilhelm Streis Dresden, Bonas Stuttgart , Boelzig, Lefsenom, Siedler- Berlin, wiedergewählt; als neues Mitglied wurde Prof. Gropius­Deffau in den Hauptvorstand entsandt. Damit sind in der Bundesleitung sowohl die ältere bistorische Richtung wie die moderne Richtung vertreten.

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Oper im Reboulenjaale. Die Biener Staatsoper wird ihrem Ve­triebe zur besseren Ausmühung ihrer Dpernträfie den Redoutensaal der ehe. maligen laiserlichen Hofburg in Wien dauernd argliedern und dort von Mitte September ab ständige Opernaufführungen veranstalten.