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Rakowski soll abziehen.

Die Reaktion nütt seine Unüberlegtheit weiblich aus.

Paris  , 13. September.  ( Eigenbericht.)

Der Fall Ratowski" und die Tatsache, daß der jüngste Minister­rat im Prinzip beschlossen haben soll, die Abberufung des russischen Botschafters von der Sowjetregierung zu verlangen, bes fchäftigt die französische   Bresse   in außerordentlich starkem Maße. In den Rechtsblättern wird aus diesem Anlaß eine neue Kampagne für den endgültigen Abbruch der Beziehungen zwischen Frankreich  und den Sowjets eingeleitet. Diese Kampagne scheint uns aber aussichtslos zu bleiben. Aller Voraussicht nach wird die fran­zöfifche Regierung sich darauf beschränken, die Abberufung des Bot schafters von der Sowjetregierung zu verlangen und durchzusetzen. In den Linksblättern wird diese Lösung als die vernünftigste begrüßt, auch Briand   soll, wie mehrere Blätter aus Genf   melben, damit cinverstanden sein und jedenfalls dem Beschluß der Abberufung des russischen Botschafters durch den Ministerrat teinerlei Schwierigteiten in den Weg legen. Er hat dem Korrespon tent des Temps" erklärt, daß er selbst die Akten des Falles dem Ministerrat habe vorlegen lassen und daß er sie Stüd für Stück geprüft habe und mit seinen sämtlichen Ministerkollegen über diesen Fall einig gehe. Dem Excelfior" zufolge ist anzunehmen, daß nach der Abberufung Rakowskis die Geschäfte Rußlands   durch einen Geschäftsträger versehen werden. salon m

Der Quotidien" hingegen erflärt, von mehreren Ministern zu der Mitteilung ermächtigt zu sein, daß die verbreitete Meldung un= zutreffend fel. Der Ministerrat habe lediglich ohne Aus­sprache beschlossen, mit der Diskussion bis zur Rückkehr Briands zu warten. Danach fieht es so aus, als ob die nach dem Minister rat in die Presse lancierten Meldungen, in denen übereinstimmend die Herkunft aus sicherer Quelle betont wird, bazu bestimmt seien, Briand  , der bekanntlich ein entschiedener Gegner jeder Maß nahme ist, durch die die franzöſiſch- russischen Beziehungen verschärft merden könnten, vor eine vollendete Tatsache zu stellen und ihm den Willen der übrigen Kabinettsmitglieder aufzunötigen.

Ein Nichteinmischungspakt von Moskau   angeboten?

Paris  , 13. September.  ( Eigenbericht.)

wechsel zwischen Baris und Mostau gelegentlich der Affäre Rakowiti Der Matin" weiß zu melden, daß bei dem jüngsten Telegramm der russische   Außenminister Tschitscherin Briand   angeboten habe, mit Frankreich   einen Freundschaftspalt und Paft der gegen seitigen Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten einzugehen. Franzöfifcherfeits sei feinerlei Antwort auf diesen eigenartigen Borschlag erfolgt und die französische   Regierung habe es nicht einmal der Mühe wert gehalten, ihn einer Prüfung zu unterziehen. Das Blatt sieht darin den besten Beweis dafür, daß die Sowjets beabsichtigen, die Propaganda zugunsten der dritten Internationale in Frankreich   weiter auszubauen(?), denn sonst hätte dieser eigenartige Vorschlag, der einzig in der Geschichte der zivilifierten Bölker baftehe, nicht erfolgen können. Noch nie sei in einem Vertrag ausdrücklich bemerkt worden, daß die beiden vertragschließenden Parteien darauf verzichten, sich gegenseitig in ihre inneren Angelegenheiten zu mischen.

Verbesserungen bei der Post.

Herr Schätzel scheint endlich aus der allgemeinen Gebühren. erhöhung, mit der er uns beglückte, die Folgerung zu ziehen, daß nun als Gegenfeiftung auch etwas für das zahlende Publikum getan werden muß. Der Reichspoſtminister hat in einem Runderlah die Oberpostdirektionen aufgefordert, die dringliche Frage der Verkehrserweiterung einer beschleunigten Prüfung zu unterziehen. Entsprechende Verhandlungen sind be­reits in die Wege geleitet und werden in der Hauptsache unter folgenden Gefichtspunkten geführt:

Die Zahl der Briefzustellungen ist vor allen Dingen zu ver­mehren. Vor dem Kriege wurde die Bost in Berlin   täglich achtmal bestellt. Gegenwärtig haben mir eine viermalige Bostzustellung: in den Vororten erhalten wir die Post nur dreimal am Tage. Im Augenblick ist nicht beabsichtigt, auf den Borfriegszustand zurüdzu fehren, aber man will unter Umständen erreichen, daß in den Haupt. gefchäftsgegenden ein fechsmaliger Zufstellungsdienst durchgeführt wird, in den übrigen Gegenden aber zum allerwenigsten viermalige Bestellung erfolgt. In der Proving soll für fleinere Orte die Zustellung zumindest verdoppelt werden.

Wie erinnerlich, wurden im Striege zahlreiche Paket annahmestellen aufgehoben. Dies scheint bei den heutigen Berhältnissen nicht mehr tragbar. Deshalb follen in den größeren Städten und namentlich in Berlin   die Paketannahmestellen ganz erheblich vermehrt werden.

Die Beschränkung der Schalterstunden soll in umfangreichem Makfiabe beseitigt werden. In Berlin   wird der erste Boft zustellungsdienst erheblich früher als gegenwärtig angefeßt werden. Die Geschäftsgegenden sollen besonders berücksichtigt werden. Weiterhin ist eine starte Bermehrung der Briefmarken- und Post­fattenautomaten vorgesehen. Dabei ist angeordnet, daß diese Auto­maten möglichst auch außerhalb der Postämter stehen, so daß wir auch nachts uns mit Briefmarken und Postkarten versehen können. Wir hoffen, daß diese Berbefferungen aber auch wirklich nicht in bureaukratischem, sondern in beschleunigten Tempo durch geführt werden.

Der Tod auf den Schienen.

Einen graußigen Fund machten heute früh Eisenbahnbeamte am Ende des Bahnsteiges auf der Station Hohenzollern damm. Neben den Gleisen liegend, wurde der Körper eines Mannes gefunden, dem der Kopf vom Rumpf getrennt war. In der rechten Hand umflammerte der Tote krampfhaft einen Regenschirm. Nach den Feststellungen handelt es sich um einen 56jährigen Hyronimus urban aus der Wolliner Str. 33. Die Leiche wurde beschlagnahmt und in das Schauhaus gebracht. Ein Selbstmord scheint nach dem Befund ausgeschlossen. Man vermutet, dağ 1. unbemerkt vom Bahnsteig gestürzt ist und von einem gerade einlaufenden Bug überfahren wurde.

Leichtathletik im Film.

Im Tauengien- Palast wurde zum erstenmal der soeben fertig gestellte Lehrfilm Leichtathletik" vorgeführt. Der Film ist im Auf­trag des Deutschen Reichsausschusses für Leibes übungen von der Deutschen hochschule für Leibes­übungen hergestellt worden. Die sportliche Leistung lag in den Händen der Dipl.- Turn- und Sportlehrer Westerhaus und Stamiz. Man fann wirklich sagen, daß der Film es versteht, den Wert der sportlichen Leistungen zu erklären. Man hat gute Leicht athleten durch Durchführung herangezogen. Sie waren bemüht, zu beweisen, daß alles Training nur zur Unterstüßung der natürlichen Beranlagung dient. Die Körper find glänzend durchgebildet und trogdem nicht Mustelpatete. Es wurden Aufnahmen aus allen Gebieten der Leichtathletik gezeigt. Alle Formen werden eigentlich aus dem Laufen heraus entwickelt. Beim Laufen wieder kommt es hauptsächlich auf Durchbildung des Rumpfes an. Die Darsteller

GR.6 polas 6m Drei Wochen in Moskau  .

Eindrücke eines Sozialdemokraten.

Im Rahmen einer Gesamtveranstaltung der Jungfozia Tistischen Bereinigung" berichtete Genosse Dr. Otto Friedländer im großen Sizungssaal des Bezirksamts Kreuz berg vor einer aufmerksamen Zuhörerschaft von seinen Eindrücken, die er anläßlich einer in diesem Sommer unternommenen Studien­reise nach Moskau   gewonnen hatte. Genosse Dr. Friedländer war im Auftrage eines textilwirtschaftlichen Privatunternehmens nach Rußland   gereift; dank dieses Umweges" dürfte er der erste Sozialdemokrat sein, der sich im gelobten Land" ohne das Gängelband der Sowjets frei bewegt hat. Interessant ist seine auf genaue Kenntnis der Dinge beruhende Mitteilung. daß das feinerzeit erlaffene Berbot einer Einreise Kurt Heinigs nach Rußland  weniger von den Berliner   Stellen als von den Sowjetgewaltigen in Mostau ausging.

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Genosse Dr. Friedländer, dem private Dolmetscher zur Verfügung standen, berichtete im Anfang feiner Ausführungen von der starten propagandistischen Kraft, die das neue Rußland bei allen möglichen und unmöglichen Gelegenheiten entfaltet. So begrüßt z. B. den aus Deutschland   Einreifenden an der russischen Grenze ein großes Tor mit der Inschrift Proletarier aller Länder vereinigt euch!"; die gleiche Inschrift kann man aber auch auf Tintenfässern lesen. Biele Gebrauchsgegenstände, die in den vergesellschafteten Unternehmungen hergestellt sind, zeigen Hammer und Sichel" als Schutzzeichen des Staates. Plastisch und farbig war das Bild, das der Referent vom Moskauer   Straßenleben zeichnete, in dem neben stimmungsftarten Eindrücken( darin sind die Russen Meister) die Aermlichkeit und Dürftigkeit schlecht ernährter Menschen auffallen. Denn die joziale Lage der arbeitenden Waffen ist in Ruß  : land alles andere als gut. Genosse Dr. Friedländer hat viele Fabriten besucht, die fast ausschließlich von fogenannten Berufsrevolutionären" geleitet werden, d. h. von Männern, deren Zuverlässigkeit in einem jahrzehntelangen illegalen Kampf gegen den Barismus erprobt ist. Die Fabriken arbeiten mit einem vet= alteten Maschinenparf, für dessen Neubeschaffung bisher tein Rapital vorhanden ist. Dabei wird bis zu 90 Broz. im Afford gearbeitet. Die Löhne find erschreckend niedrig. Einschließlich der Ueberstunden, von denen zwei pro Woche erlaubt sind, verdient verhältniffen sind das 100 Mart. Die Kauftraft des Rubels ist aber ein Fabritarbeiter 50 bis 52 Rubel im Monat. Nach unseren Geld gegenüber den Gegenständen des täglichen Bedarfs etwa um die Hälfte gefunten, mas teilweise durch soziale Erleichterungen wett­gemacht wird. Lehtere hinzugerechnet, fommt aber fein anderer

hatten eine vorbildliche Beherrschung jedes einzelnen Muskels, so daß auch keine der unbewußten häßlichen Bewegungen zu fehen mar. Der Film eignet sich ausgezeichnet als Lehrfilm, da bei dent Aufnahmen sehr viel mit Zeitlupe gearbeitet worden ist. Durch das langsame Abrollen der Ausgeglichenheit. Die Leichtathletit hat aller rhythmischen Gyms naftit zum Trog bestimmt eine große Zukunft, und besonders wenn so vorzügliche ausgebildete Lehrer ihre Ausbildung in die Hand nehmen. Der Film ist im Stadion aufgenommen. nehmen. Der Film ist im Stadion aufgenommen. Die technische Ausführung lag in den Händen von Peter Gscheidt, der viel Sinn für Raumordnung und Farbwirkungen beweist.

+ Die Leit gewannen sie nur noch an

Gasvergiftung in der Laskerstraße.

3m Hause Casterstraße 3 wurde heute nachmittag det Architekt Stear und feine Frau bewußtlos durch Gas vergiftet aufgefunden. Die wiederbelebungsversuche der Feuer­wehr, die mit zwei Reffungswagen zur Stelle war, hatten nur bei dem Mann Erfolg. Bei Schluß des Blattes war die Feuer­wehr noch an der Unglücksstelle beschäftigt. Ob Unglücksfall oder Selbstmord vorliegt, fonnte noch nicht festgestellt werden.

Neues Fernsprechkabel Deutschland- Schweden.

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Reallohn als 80 bis 90 Mark für den Monat heraus. hochqualifizierte Arbeiter verdienen 150 bis 200 Rubel im ihrer Festsetzung fallen aber nicht selten ungerechte Entscheidungen. Monat. Die Mieten sind nach dem Einkommen gestaffelt; bei ihrer Festsetzung fallen aber nicht selten ungerechte Entscheidungen. Ein einfacher Anzug kostet in Rußland   nach deutschem Gelde 240 Mart. Die Wohnungsverhältnisse sind sehr schlecht. Zwei Familien wohnen oft genug in einem Raum, nur durch einen Kreidestrich ge­trennt. Die Zahl der Erwerbslosen  , die eine sehr niedrige staatliche Unterstützung erhalten, beträgt ungefähr eine Million. Das russische   Elend wird aber den Arbeiter­delegationen", die von Spigenleistungen zu Spigenleistungen geführt werden, nicht gezeigt. Und dieses Elend zeigt sich am grauenhaftesten Bettelei, Diebstahl und selbst von Proffitution leben. Gegen diefes im Riefenheer der elternlojen und obdachlosen Kinder, die von Elend geschieht nichts, dagegen werden von der Sowjetregierung un­gezählte Gelder für Propagandazwecke ausgegeben. Während die Reflamehelden der Weltrevolution in allen Ländern ihren Unfug stiften, mächst in Rußland   eine Verbrechergeneration heran, deren Ausrottung durch Gewaltmittel die russischen Bauern ernstlich fordern. Lichtblicke weist Rußland   nur in wenigen sozialen Ein­richtungen auf, die allerdings in anderen Ländern auch nicht un­bekannt sind.

Die Industrie ist zu 80 Proz. sozialisiert. Die einzelnen Fabriken, die zu Trufts zusammengeschlossen sind, arbeiten nach dem Prinzip der Bedarfswirtschaft. Kein leitender Kommunist hat ein höheres Gehalt als 225 Rubel im Monat, während die technischen Direktoren bis zu 750 Rubel verdienen. Der Privathandel ist mit Steuern belegt, die ihn fast erdrücken und darum torrupt machen. Die Bauern, die nicht genügend Land anbauen, sind mit ihrer Lage feineswegs zufrieden, doch ist von ihnen keine aktive Oppofition zu erwarten. Die Unterdrückung der Meinungsfreiheit ist vollständig Thren Ausmak und in ihren Ausmaßen für jeden nichtruffen unerträglich. Geiftige Stidluft liegt über dem Lande. Auch die Verwaltungsbureaukratie, die nur vor Eheschließungen und Scheidungen halt macht, ist schlimm. Alles in allem ist die soziale Lage Rußlands   eine schlechte. wenn es Rußland   nicht in absehbarer Zeit gelingt, vom Ausland Rußland   von heute ist kein Paradies und feine auf dem Wege der Kreditgewährung Kapitalien zu erhalter, wird es neuen wirtschaftlichen Erschütterungen ausgesetzt sein. Das Rußland   von heute ist kein Paradies und feine 5ölle, aber ein Schattenreich, in arbeitenden Massen ein schweres Leben führen.

dem die

Wrack der Old Glory" gefunden? Von den Infaffen keine Spur.

New York  , 13. September. Das Brad der ,, Old Glory", mit der Lloyd Bertaud, James D. Hill und der Chefredakteur Philip Payne am vorigen Dienstag zum Flug nach Rom   gestartet waren, ist 100 Meilen von der Stelle entfernt, von der die Flieger die legten SOS.- Rufe ausfandten, auf 51,17 Grad nördlicher Breite und 39,23 Grad westlicher Cage auf dem Meere freibend gefunden worden, und zwar durch den von dent Blatte Paynes auf die Suche nach den Bermißten ausgesandten Dampfer Kyle". Von der Besagung der Old Glory" fonnte eine Spur entdeckt werden. Aus den bisherigen Meldungen von Bord der Kyle" ist nicht zu ersehen, ob das ganze Flugzeug oder nur dessen Tragflächen gefunden wurden.

London  , 13. September.

Das Steuer und ein Teil einer Tragfläche eines Flugzeuges wurden in Newquay  ( Cornwall  ) an Cand gespült. Die Flugzeug­trünümer waren mit einem filbergrauen Stoff überzogen, trügen jedoch kein Erkennungszeichen.

Erdbeben im Kaukasus  .

Mostau, 13. September.

Zwischen Deutschland   und Schweden   ist die Legung eines dritten int Auftrage der beiden Telegraphenverwaltungen hergestellten Ferniprechfabels quer durch die Ostsee   vollendet worden, nach. dem vor wenigen Wochen die rund 13 Rilometer lange deutsche   Gegend um das Schwarze Meer   besonders heimgesucht Küstentabelstrede fertiggestellt wurde. Das von der Firma Felten u. Guilleaume in Köln- Mülheim   gefertigte faft 120 Kilometer lange Fernsprechfabel ist das dritte seiner Art zwischen den beiden Krim  - und der nordtaukasischen Küste des Schwarzen In der letzten Nacht wurden in der ukrainischen, der Küsten und bildet die Hauptftrede einer aufammenhängenden, meeres drei beftige Erbstöße mit unterirdischem Getöse wahr. 162 Kilometer langen Kabelverbindung von dem deutschen   Bers Meeres drei heftige Erdstöße mit unterirdischem Getöse wahr. stärkeramt Stralsund   zu dem schwedischen in Malmö  . In diesen genommen. Am stärksten war das Erdbeben in Sebastopol   und Aemtern erhält es Anschluß an die auf beiden Seiten bestehenden den umliegenden Kurorten an der Südküste der Krim  . Landfernspregneze. Das Kabel entspricht mit seinen zwölf Sprechständigen Nachrichten aus Jalta   zufolge, wohin die Draht­freisen den neuesten Errungenschaften der Technik und ist nicht nur für den Wechselverkehr zwischen Deutschland   und Schweden  , sondern auch für den Fernsprechweitverkehr über die Grenzen beider Länder hinaus besonders gut geeignet. Der jetzt geschaffene Kabelweg bildet ein neues wichtiges Glied in dem sich immer enger schließenden all­europäischen Ferniprechnet.

Unvoll­

In

verbindung unterbrochen ist, sollen dort Menschenopfer zu be­klagen sein. Aus anderen Städten wurden Menschenopfer nicht gemeldet. In Sebastopol   stürzten mehrere Häufer ein. Fast alle Häuser der Stadt haben Beschädigungen davongetragen. Odessa   wurden drei starke Erdstöße verzeichnet; der letzte um mada 5 1hr 22 Minuten war so start, daß in den Obergeschossen mehrerer Häuser die Möbel umstürzten und die Scheiben zersprangen. An manchen Orten dauerten die Erbstöße bis zu 40 Setunben. In Sebastopol  , Simferopol  , Odeffa und Noworoffijft hält sich die Be­völkerung nachts auf den Straßen auf. Schwächere Erdstöße wurden auch in der Gegend zwischen Klew und Odessa   wahrgenommen. Das Erdbeben war bedeutend stärker als das Erdbeben auf der Krim   im Juli.

Der Naturheilkundige Doktor" Berg.

Der Tod eines jungen Mädchens veranlaßte, wie wir seinerzeit mitteilten, vor 14 Tagen die Kriminalpolizei zur Festnahme eines Naturheilkundigen Prof. Dr. Paul Bergel aus Friedenau   und eines angeblichen Dr. med. Grnft Berg aus der Birchowstraße. Begen beide wurde richterlicher Haftbefehi erlaffen. Berg behaup: tete bei seiner Festnahme, daß er den medizinischen Doktortitet auf ber Universität Greifswald erworben habe. Die Kriminalpolizei, die einige Zweifel hegte, wandte fich an die Universität und hat jegt von dem Defan der medizinischen Fakultät die Auskunft er biert hat. Den medizinischen Doktoritel erwarb dagegen in halten, daß Ernst Berg dort weder promoviert, noch stu­Jahre 1897 jein Bruder Paul Berg, der unterdessen verstorben ist. Ernst Berg legte sich den Titel seines toten Bruders bei und trat jetzt als Naturheilkundiger auf, während er unsprüng lich Kaufmann war. In dem Naturheilinftitut, das ein anderer betrieb, haben die Ermittlungen der Kriminalpolizei unglaubliche Zustände aufgedeckt. So ist festgestellt worden, daß Berg einfach im Speisezimmer der Wohnung auf dem Tisch Operationen vors genommen hat.

Kleingartenbauausstellung in Weißensee  . Der Bezirksverband Weißensee des Reichsverbandes der Kleingartenvereine Deutschlands  eröffnete am Sonntag in der Stadthalle Weißensee   seine 4. Klein gartenausstellung. Der Verband Weißenfee ist mit 2400 Mit gliedern der zweitfieinfte pon den 18 Groß- Berlins. in Flächen: ausdehnung rangiert er an fünfter Stelle mit etwa 500 Morgen Land: Stadtrat Müller vom Bezirksamt Weißensee   teilte mit, daß dem Bezirk in Kürze noch 155 Heftar Land zur Dauerbebauung zur Verfügung gestellt werden, das bedeutet, daß den Wünschen der Ricingärtner genau wie im übrigen Berlin   zu 70 Broz. stattgegeben wird. Als letter sprach Genosse Reinhold, Vorstand des Pros vinzialverbandes für Groß- Berlin. Er mies darauf hin, daß sich die Kleingärten bewußt aus dem Stadium der Nuggärten, die während der Kriegs- und Inflationszeit notwendig waren, zu Schmud- und Erholungsgärten entwickeln wollen. Die Kleingärten sind dadurch zur Notwendigkeit für die Verschönerung des Stadtbildes geworden. Man sollte die Forderungen der Kleingärtner eifriger als bisher unterstützen,

Welleren Nachrichten zufolge find in Gimferopol durch das Erdbeben drei Personen getötet und 65 verletzt worden. In Koreiz wurden durch Einsturz einer Mauer drei Personen getötet.

In

einigen Sanatorien haben Kurgäfte leichte Verlegungen davon­getragen. Im Gebirge ereigneten sich Bergeinstürze. In Balaklawa fiberfluteten die Bogen die Ufer. In Jalta   und Aluschta   arbeiten viele Inftitutionen unter freiem Himmel. Den Geschädigten werden Lebensmittel verabreicht und ärztliche Hilfeleistungen gewährt.

In Namangan   im Ferghanage biet, das am 13. August von einem heftigen Erdbeben heimgesucht wurde, wobei einige tausend Häuser zerstört oder beschädigt und über hundert Personen getötet und verlegt wurden, dauernd die Erdftöße und Erd­schwankungen noch immer an. Am 11. September wurden im Laufe einer halben Stunde fünfzehn Erdstöße verzeichnet. Obwohl die Erdstöße nicht mehr tatastrophaler Natur find, fürchtet sich die Bevölkerung, in die fichengebliebenen Häufer zurückzukehren.

Der Leipziger   Seismograph registriert. Bom Leipziger Seismographen wurden in der Nacht bot Sonntag zu Montag vier Grbbeben aufgezeichnet. Die erfte Registrierung begann gegen 23,19 Uhr. Die Marimal bewegung erfolgte gegen 23,25 Uhr. Der Herd dieses Bebens liegt in zirka 1700 Kilometer Entfernung. Noch während die Nach­läuferwellen des ersten Bebens registriert wurden, jezte um 0.29 Uhr ein neuer Erdstoß von weit geringerer Stärte ein. Die Herd entfernung beträgt rund 2000 Kilometer. 4,24 1hr früh wurde ein stärkeres Erdbeben mit derselben Herbentfernung auf­gezeichnet. Ein viertes Beben, dessen Entfernung sich nicht angeben läßt, wurde morgens zwischen 7,40 Uhr und 8 Uhr registriert.

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