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öettage ües vorwärts
Prozeß Turati und Genossen.
Sieg See Arbeit. Von Erich Grisar . (Schluß.) Mit zusammengebissenen Zähnen wartete Klinkhammer auf Gustav, der mit Schrauben unterwegs war. Es wurde Abend, doch der Wagen blieb aus. Gegen 10 Uhr kamen die ersten Holzstämme den Strom heruntergeschossen und legten sich krachend vor das Gerüst. Die Brück« bebte, aber sie stand. Und nun kamen immer neue Stämme heran. Hundert bei hundert. Tausend bei tausend, und jeder legte sich krachend vor die schon angeschwemmten Stämme. Untätig stand Kliakhammer auf dem Gerüst. Mennigtopf reichte ihm ein Stück Wurst, das er sich aus der Kantine geholt. Er rührte es nicht an. „Wenn Gustav jetzt nicht kommt, sind wir verloren. Ist unsere Arbeit für die Katze." Da knarrte ein Wagen heran. Zwei Pferd« kamen aus dem Holz. Gustav hielt sie am Kopf und schrie schon von weitem: „Schrauben, Monteur! Schrauben und Dorne!" „Jungens holt her! Holt auf!" Der Wagen kam näher. Der Fuhrmann und Gustav begannen die schweren Körbe zur Erde zu zerren. „Laßt stehen, wie's steht, Das machen die Jungen." „Ich muß vor Tag zurück sein," brummte der Fuhrmann, doch sein Brummen ging unter im lauter und lauter werdenden Krachen der Stämme. Man sah sie nicht kommen, man sah nicht mehr, daß sie sich bewegten. Träge und tot lag die drohende Masse vor dem Gerüst. Hundert Meter oder schon mehr von der Brück« prallte Stamm auf Stamm. Man hörte das dumpfe Donnern. Zwischen- durch die anfeuernden Rufe Klinkhammers, der den zurückgehaltenen Fuhrmann anschrie:„Stell dich nicht so dämlich an, Kerl, als ob du noch nie in deinem Leben einen Schraubenschlüssel in Händen gehabt hättest. Da, setz an, zeig, was du in den Mauken hast. Los, Leute, los!" Keiner nahm dem Alten seinen Ton übel, jeder fühlt«, daß dos dumpfe Donnern der Stämme, deren letzter immer noch nicht gekommen war, den Zusammenbruch oll dessen bedeutet«, was sie in langen Wochen sich abgerungen. Und jeder setzte seine Ehre darein, mit dem Letzten seiner Kräfte das drohende Unheil auf- zuhalten. Gegen Morgen kam Nebel auf und hüllt« alles in eine dichte Decke. Aber die Männer ließen nicht nach. Die Hämmer knallten auf das Eisen. Die Schraubenschlüssel ächzten und die immer noch ankommenden Stämme donnerten gegen das angeschwemmte Holz. Die Wucht ihres Aufpralls ging weiter bis zum Gerüst und teilt« sich der Brücke mit. Ein unheimliches Rieseln ging jedem der sechzig Mann, die da erschöpft auf den Gerüsten standen, durch Blut und Nerven, aber keiner verließ seinen Platz. Der Lärm der sich aneinanderreibenden Stämme nahm zu. Unter der Brücke rauschte das Wasser wie ein Wasserfall. Dann brach die Sonne durch. Der Nebel zerriß und gab den Blick frei auf einen unübersehbaren, schwimmenden Wald. Das Wasser war in der Nacht um fünf Fuß gestiegen und zwängt« sich schäumend und quirlend durch das von knirschenden Stämmen be» lagerte Gerüst. Das Wasser stieg den ganzen Tag. Stromaufwärts war vom Flusse nichts mehr zu sehen. Hunderttausend Stämme bedeckten die Flut. Stiegen auf- und übereinander, sackten zusammen unter dem Schlag der Wellen. Als der Abend kam, wurde Klinkhammer un- ruhig. Am Himmel zeigten sich Wolken.„Iungens," sagte er ein übers andere Mal,„die Nacht überstehen wir nicht. Wenn wir Regen kriegen, saufen wir ab mit unserer ganzen Maloche. Wieweit seid ihr?" rief er denen zu, die auf dem Obergurt saßen.„Und wie weit ihr?" zum anderen Brückenkopf herüber. „Wir müssen es schaffen." gaben die Gefragten zur Antwort. „Und wir werden es schaffen." „Dann man feste!" Schneller noch flogen die Hämmer, lauter wurde das Knirschen der Schraubenschlüssel. Der Wind pfiff durch die Streben und heulte im Gerüstholz. Die Spannung machte die Windverbände klingen. Die sitzen gut, dachte Klinkhammer, als er das hörte. Das Wasser brodelte unter der Brücke. Die Nacht stand dunkel im Raum. Klinkhammer ließ auf Brückenmitte ein großes Feuer anzünden und in Gang halten. Das gab den Schaffenden Licht und Wärme. Manchmal flog«ine ganze Saat Heller Funken auf und legte sich verlöschend auf die unheimlich drängende Flut. Es begann zu regnen. Bon oben rief einer:„Meine Schrauben sind alle." „Steck deine Finger hinein, aber mach mir die Löcher zu," schrie Klinkhammer heiser. „Hier sind noch Dorne!" rief einer. „Raufschaffen. Und reingewichst. Die Schrauben verteilen. Fertig?" „Gleich," antwortete einer von oben. Ein dunkler Schatten glitt an der Vertikale herunter.„Bin fertig," stand Mennigtopfs Stimme vor Klinkhammer. „Ich auch!" schrie ein anderer.„Ich auch," rief Krähenfuß. „Fertig!" riefen die anderen. Fertig, fertig!" kam es von allen Seiten. Der Regen strömte. Das verlöschende Feuer warf gespenstische Schatten auf den dunklen Strom. Klinkhammer ging über die Brücke.„Lompc halten," fuhr er Mennigtopf an. Er besah sich jeden Knotenpunkt, jeden Stoß.„Hier, diese Schraube versetzen." ordnete er an. So sitzt sie besser. Und hier. Und hier." Fieberhaft verbesserten die Männer ihre Arbeit. Di« Nacht wich schon dem Grau des Morgens. Allright!" sagte Klinkhammer. Und dann, nach einer Pause zu den Zimmerleuten: „Habt ihr Stricke und Sägen zur Hand?" „Des." „So bindet euch an. Zwölf Böcke stehen im Strom. An jeden Bock zwei Mann." „Es geht um die Wurst. Wer nicht mitmachen will, muß es sagen." Keiner sagte ein Wort. „Dann los!" Vi-rundzwanzig Mann liehen sich unter die Brücke binden. „Und ihr." fuhr Klinkhammer die Schlosser an,„bindet die Richtwinden fest. Sind zu schade zum Absaufen." Alles war fertig. Je zwei Zimmerleute hingen fest in dicken Stricken unter der Brücke. Die Sägen klirrten. Die Richtwinden pzaren angebunden. „Allright!" rief Klinkhammer»och einmal üb« die Brücke,
„Allright," kam es zurück aus sechzig Hälsen. „Dann los, sägt die Holm« durch!" Die Sägen fraßen sich knirschend ins Holz. „Alles runter jetzt von der Brücke! Und du, mach, daß du in deinen Saftladen kommst und brau«inen Grog für meine Jungen," fuhr er Gustav an.„Oder willst du warten, bis der Strom dir deinen Schnaps wegsäuft?" Der Dicke eilte zur Kantine, die schon vom Wasser umspült war, das immer noch stieg. Schäumend brach die Flut durch das bebende Gerüst. Am Ufer standen diF Männer und blickten auf zu den Zimmerleuten, die Zug um Zug die Sägen durch die Holme rissen. Zwölf Böcke standen im Strom. Zwölf Holme trugen die Last der überhöhten Brücke. Zwölf Sägen fraßen sich den dicken Balken ins Herz. Vierundzwanzig Menschen hingen in der Luft und wußten nicht, sägten sie den Boden durch, auf dem sie standen, oder hielt sie schon die Kraft der sie tragenden Brücke. Hoch oben aber, über allen anderen, als einziger Mann auf der zitternden Brücke, stand Klinkhammer. Weit beugte er sich über den unteren Gurt, daß er auch jeden der Sägenden sah. Und hielt den Fluh fest im Auge. Mehr als zehn Fuß, war der schon ge- stiegen. Heulend und krachend legte sich immer noch Stamm auf Stamm vor den schwimmenden Wald. Dann, ein Bersten im Holz. „Laßt die Sägen los. Haltet euch fest!" schrie Klinkhammer laut, da spürt« er schon«inen Ruck. Die Brücke sackte zusammen, aber sie fing sich im gleichen Augenblick noch. Unter der Wucht von mehr als hunderttausend Stämmen brachen die angesägten Böcke zu- sammen. Die Flut sprang auf und warf ihren Schaum bis zu den Männern herauf, die hilflos in den Seilen hingen. Dann brach sie durch. Das Wasser wälzte sich weiter mit unheimlichem Heulen. Die Slämme rieben sich aneinander und rasten mit lauten» Donnern zu Tal. Ein ganzer Wald war in Bewegung, ein Meer aus Holz schäumte vorüber. Hunderttausend Stämme, deren jeder in der nächsten Minute die Brücke mitgerissen hätte. Aber die Brücke stand. Wollüstig spürte Klinkhammer wie sie in ihren Lagern federt«, wie sie sich streckte und hob in der ersten Sekunde, da das Holz unter ihr weg ging. Er schloß seine Augen, doch, dann schrie er seine Freude heraus: „Iungens, sie steht! Iungens, sie steht!" Aber die kamen schon herauf und befreiten die Zimmerleute aus ihren Seilen. Di« waren steif wie die Stöcke. Sie traten sich aus, schlugen die Arme. Jeder sprang einmal hoch, als wolle er probieren, ob die Brücke auch nicht unter der Wucht seines Aussprungs zusammen- sacke, und dann marschierte die ganze Korona mit Klinkhammer an der Spitze in die Kantin«, wo Gustav einen Grog stehen hatte, steif wie ein Stockfisch. Und kam drei Tage keiner nach draußen. Am vierten Tage aber zischten die Nietfeuer auf und die Hämmer sprangen und dröhnten und der Strom rollte friedlich und harmlos unter den Schaffenden fort.
Hrenzlanö- Schicksalslanö. In märchenhafter Schönheit liegt der Wörth er See voc dem überraschten Auge des Wanderers, der auf dem Weg zu den Karawanken seine schimmernde Fläche zun» erstenmal erblickt. Ein blauer Himmel wölbt sich über seinen Fluten, von unendlicher Mildheit die Luft, die dieser wärmste Alpensee ausstrahlt. Im Hintergrund grüßen hochragend« Bergesgipfel, schroff empor- strebend und scheinbar unzugänglich, zu ihren Füßen aber schallt die Luft von Fröhlichkeit und Jubel. Hier liegt Strandbad an Strandbad, Badeort an Badeort, in denen viele Tausende von Menschen aus allen Ländern Europas , aus der ganzen Welt Ge- sundung und Erholung suchen. Hier leuchten unzählig« strahlende Kinderaugen, und die müden, bleichen Großstadtgesichtchen sind längst rosig und frisch geworden. Stundenlang können die Kinder sich abwechselnd am Strand und im Wasser aufhalten; denn die Temperatur des Sees beträgt von Mai bis Oktober durchschnittlich nicht weniger als 25 Grad. Zahllose Hotels und Erholungsheime, luxuriöse„Etoblisse- ments" und bescheidene Unterkunstshäuser sind im Lauf der beiden letzten Jahrzehnte hier errichtet worden. Da ist das malerisch ge- legene Bad Beiden am Westufer des Wörther Sees, da ist� das herrliche Pörtschach mit dem von Rosen und Efeu über- wachsenen alten Schlößchen, in dem einst Johannes Brahms geroeilt hat, Tegenüb« liegt auf ein« Halbinsel das eatzückende Dörfchen
Maria-Wörth mit ssiner sehr interessanten alten Kirche. Von der Höhe ihres Turmes hat man einen unvergleichlichen� Blick über grüne Matten und dunkle Laubwälder, über blaue Fluten, in denen Segelboote und Kähne, große Dampfer und feierliche Paddelboote sich spiegeln. Rings um die Kirche liegt ein alter Friedhof, ein Ort von seltsamem, schwermütigem Zauber. Die Wege sind unkenntlich geworden, die Namen aus den windschiefen Holz- kreuzen und den eseuüberwachsenen Grabsteinen sind längst ver- blichen. Und doch, mögen dl? Spuren noch so verwischt fein, hier wird unwillkürlich die Vergangenheit lebendig, und Jahrhundert um Jahrhundert der leidvollen Geschichte Kärntens zieht vorüber. Hier an diesen Usern wohnten vor drei Jahrtausenden die Veneter, jenes hochbegabte Volk aus dem Stamm der Illyrier. dessen künstlerische Erzeugnisse das Museum in Klagensurlh, der Hauptstadt Kärntens , gesammelt hat. Es sind Bleifiguren, Reiter zu Pferde, kleine Räder, Menschen und Tiere, oft kindlich und naiv. aber mit großer Ausdruckskraft verfertigt. Welcher Künstler der Vorzeit mag sie gebildet, welchem Zweck mögen sie gedient haben? Die Nachwelt hat nichts davon erfahren, denn über diese Kultur brauste um 500 vor Christus der Ansturm der Kelten oder Gallier, jenes wanderlustigen Kriegervolkes, das die besiegten Einwohner zu härtesten Sklavenarbeiten verwendete. Die Worte Donau und Alpen , Tauern, Inn und manche andere sind Reste aus jener Zeit der Keltenherrschaft. Und wieder war«in Jahrtausend vergangen, als eine andere Kultur Einzug hielt. Das Weltreich Rom hatte seinen Siegeszug angetreten, und mit dem römischen Händler und Kolonisator, mit dem Kapitalisten und Industriellen kam auch der christliche Missionar nach Kärnten . Aber schon zogen aus dem hohen Norden die jungen Völker der Germanen heran. Jahrhundertelang ging ihr Zug durch Kärnten nach Italien . Es folgten die Einfälle der Slowenen und der Bajuvaren, die endlich nach Kämpfen aller Art friedlich nebeneinander wohnen blieben. Aber damit war die von wschselvollen Schicksalen erfüllte Geschichte des Landes nicht beendet. Ueberschwemmungen, Erdbeben, Ausbruch der Pest, die Schreckenszeit des Türkeneinfalls, die Raubzüge der Ungarn , der gewaltige Bauernaufstand zur Abfchüttelung der Leibeigenschaft — das alles fegt« dahin über Landschaft und Menschen. Reformation und Gegenreformation, die Napoleonischen Kriege, der Befreiungs- kämpf von 1813, die furchtbare Ueberschwemmung von 187L und endlich die Kämpfe des Weltkrieges, die in Kärnten bis in den September 1919 hinein dauerten, so häufte sich Verwüstung, Blut- vergießen und Verarmung in dem heute so friedlich, so märchenhaft schön daliegenden Land«. Dem allerdings, der tiefer in die Verhältnisse Kärntens hinein- blickt, bleiben die Wunden, aus denen das Land auch jetzt noch blutet, nicht verborgen. Noch ist die Armut, der ein großer Teil des Volkes ausgesetzt ist. erschreckend, noch sind die Wohnungs- Verhältnisse in vielen Gegenden vollkommen unzulänglich. Nicht umsonst weist Kärnten die Höchstzifser der unehelichen Geburten Oesterreichs auf. Die Heiratsmöglichkeit ist durch die schlimmen wirtschaftlichen Verhältnisse in unendlich vielen Fällen außer- ordentlich erschwert. Um so anerkennenswerter ist die Tatsache, daß der Fremde, der Sommerfrischler, der Wanderer in keiner Weise ausgebeutet wird. Wer nicht allzu hohe Ansprüche stellt, kann im Gegenteil am Wörther See wie in ganz Kärnten preiswert, manchmal sogar billiger leben als zu Hause. Das Gefickt der Landschaft aber weiß nichts von den Wechsel- vollen Ereignissen der Geschichte, nichts von politischen und wirt- schaftlichen Kämpfen. In wundervoller Schönheit thronen die Schneegipsel der Hochalpen, leuchten die grünen Almen und Matten, auf denen das Vieh weidet. Zwischen ihnen eingebettet aber schimmert der See im zartesten Hellgrün bis zum tiefsten Dunkel- blau, am Tag im Glanz einer milden, südlichen Sonne, in den Frühlings- und Sommernächten im zauberhaften Strahlenschimmer farbiger Lichter und bunter Lampions. Der Wanderer, der hier einmal geweilt hat, versteht die unbezwingliche Anziehungskraft, die der Süden von jeher auf die nordischen Völker ausübte, und immer wieder wird ihn die Sehnsucht ergreifen nach dem Märchen- see des Südens._ Elke.
Wodurch entstehi der Blitz? Seit der Erkenntnis des Blitzes als einer elektrischen Erscheinung durch Franklin, hat man die ver- schiedensten Erklärungen für die Entladung gegeben. In jüngster Zeit ließ die Beobachtung, daß Wasser, wenn es auf einen festen Körper oder auf eine andere Wassermasse aufschlägt, elektrisch wird, es wahrscheinlich erscheinen, daß dies die gewöhnliche Ursache der Gewitterbildung ist. Der hauptsächlichste Vertreter dieser Theorie, der Direktor der meteorologischen Station in London , Professor G. E. Simpson, bewies, daß die ausfallenden Tropfen positiv elek- irisch sind, während die entsprechende negative Elektrizität durch die Luft gegeben ist. Aus mehr als 400 photographischen Aus- nahmen vermochte man wichtige Folgerungen zu ziehen, die unter anderem ergaben, daß die Entladung stets in der Richtung nach dem Sitz der negativen Elektrizität hm erfolgt.