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ganz von dem häßlichen Streit absieht, der später zwischen den Generälen über ihren Anteil an dem Sieg von Tannen- berg entstand. Man sieht in m i r Tannenbcrg" sagte der General Ludendorff in dem Münchener Prozeß, in dem er sich wegen seiner Teilnahme am Hitler-Putsch zu verteidigen hatte. Der General H o f f m a n n hat ihm aber dieses Ver- dienst energisch bestritten, sehr zum Vorteil Tannenbergs, das durch eine allzuenge Verbindung mit dem Namen Luden- dorff nicht gewinnen kann. In der Tat, wenn ein Ludendorff das deutsche Genie im Weltkrieg verkörpern soll, dann ver- steht man manches... * Heute soll nun in Tannenberg Hindenburg sprechen. Die Rechtspresse kündigt an, daß er eineRede an die Welt" halten wird, und, findig wie sie ist, verrät sie auch schon einiges von dem, was der Reichspräsident- Fekdmarschall angeblich sagen wird. Ob Kriegsdenkmäler die geeignete Tribüne sind, umReden an die Welt" zu halten, mag man dahingestellt sein lassen, die Denkmalsreden des Herrn P o i n c a r 6 sprechen eigentlich nicht sehr für diese Annahme. Erstaunt aber muß man sein, wenn man in HugenbergsNachtausgabe" lieft, die Worte Hindenburgs würdeneinen größeren Wert haben, als eine immer wieder angekündigte und immer wieder verschobene diplo- m a t i s ch e Aktion der Reichsregierung in diesen Fragen haben würde." Wenn die gegenwärtige Vüraerblockregierung eine diplomatische Aktion" gemeint ist offenbar die Dekla- ration der deutschen Unschuld am Kriegsausbruch immer wieder hinausschiebt, so muß sie dafür schon ihre Gründe haben. Darum berührt die Ankündigung, der Reichs- Präsident wolle von sich aus eine Aktion unternehmen, die die verantwortliche Regierung aus diplomatischen Grün- den nicht vornehmen will, höchst sonderbar. Man möchte den Reichspräsidenten als Sturmbock gegen die Bürgerblock- regierung vorschieben, weil diese den Uebernationalen noch immer noch nichtnational" genug ist. Und jedermann erwartet sich ein Fest, einen Tannen- bergsieg über Stresemann! q- Vom Völkerbund in Genf darf man nicht zuviel ver- langen. Man darf nicht von ihm verlangen, daß er die Siegesfeiern und Kriegsgedächtnisfeste kontingentiert und rationalisiert. Heutzutage feiert man in allen Ländern seine Siege und in allen mit Recht, weil im Weltkriege alle Völker Europas in Wirklichkeit die G e- schlagenen waren. Es ist sehr schön, wenn man befreit wird, aber es ist noch tausendmal schöner, wenn die B e- freiung gar nichter st notwendig wird, wenn sie nicht erst mit Millionenelend, Millionentod und grauenhafter Verrohung der Gemüter bezahlt werden muß. DerGeist von Tannenberg" war nicht der Geist derer, die ihn zitieren. Es war der Geist eines friedliebenden Volkes, das sich von einer barbarischen Invasion bedroht sah und sich gegen sie verteidigte. Es war nicht der Geist der annexionistischen sechs Verbände, es war nicht der Geist des Vernichters der Freimaurerei Ludendorffs, und es war nicht der Geist desLokal-Anzeigers", Der Jubel über den Sieg in Ostpreußen war nicht zum mindesten deshalb'so groß,' weil man sich durch ihn dem Frieden nahe glaubte. Diese Hoffnung ist zerronnen, zerronnert'sin Strömen von Blut. Man fand kein Ende. Vis eines Tages die Heeres- leitung uni Waffenstillstand bitten mußte, weil sie sonst keine Möglichkeit mehr sah, einer entscheidenden Nieder- läge zu entgehen. Das ist die geschichtliche Wahrheit, die so klar geworden ist, daß keine Dolchstoßlegende gegen sie auf- kommt. Es gibt keinen Menschen in Deutschland , der der Schlacht von Tannenberg ein anderes Ergebnis gewünscht hätte. Es gibt aber gewiß sehr wenige Menschen, die Tannenberg und

Krieg unö Rasientüchtigkeit. Probleme der höherzüchkung auf dem Kongreß für ver- erbungswifsenschaft. Am Sonnabend wurde der Internationale Kongreß I." rerbungs Wissenschaft geschlossen. Ueberblickt man die Reihe der Dorträae, die sowohl in allgemeinen Sitzungen des Vormittags als in sechs Abteilungen des Nachmittags gehalten wurden, so muß man anerkennen, daß lehr ernste wissenschaftlich« Arbeit geleistet worden ist. Von wissenschaftlichen Ergebnissen kann man trotzdem kaum sprechen, die kann auch ein solcher Kongreß im allgemeinen nicht zeltigen,«r hat ja in erster Reihe die Aufgab«, die Forscher aus den verschiedensten Kulturländern in nahe persönliche Beziehungen zu bringen, was ihrer Forscherarbeit sehr zugute kommen wird, und darüber hinaus will er die allgemeine öffentliche Aufmerksamkeit aus die Forschungsergebnisse und mehr noch auf die Forscherarbeit und ihre große praktische Bedeutung lenken. Gewiß wird Forscherarbeit aus reinem Erkenntnisdrang und ohne Rücksicht auf etwaige praktisch bedeutungsvolle Folgen ausgeübt, aber die weiteren Kreise nehmen doch hauptsächlich Interesse an den möglichen prak- tischen Auswirkungen, und ganz besonders gilt dies von den mannig- fachen Fragen, mit denen sich dieser Kongreß beschäftigt hat. Mit in erster Reihe stehen die volkswirtschaftlich bedeutungs- vollen Fragen der Pflanzen- und Tierzüchtung, die von hervorragender Wichtigkeit für die gesamte landwirtschaftliche Produktion sind, die in noch gar nicht abzusehender Weise gesteigert werden kann. Aber erfolgreiche Bemühungen auf diesem Gebiete werden heute durch den Mangel eines gesetzlichen Schutzes für Neu- Züchtungen, wie Prof. Erwin Baur -Berlin in einem Vortrag hervorhob, stark gehindert, wenn nicht völlig unmöglich gemacht. Zum Schutz des geistigen Eigentums auf den Gebieten der Literatur, der Kunst, Technik usw. bestehen in allen Kulturstaaten schon seit langem gesetzliche Bestimmungen: aber nirgends bestcht heute die Möglichkeit, sich ein Eigentumsrecht an Neuzüchtungen zu sichern. Man muß ohne weiteres zugeben, daß ein Bedürfnis hiernach früher auch nicht bestanden hat. Das ist heute aber anders geworden. Jetzt können Ertrag versprechende Neuzüchtungen nur durch jahrelang fortgesetzte mühevolle Kombinationszüchtung gewonnen werden, die dem erstmaligen Züchter Kosten verursachen, die sich leicht auf 50 000 bis 100 000 Mark belaufen, und die materielle Frucht seiner Mühe und aufgewendeten Kosten kann jeder beliebige«inheimsen, der sich für wenig Geld etwas Saatgut der neuen Sorte verschafft. Hier scheint es dringend erforderlich, dem ersten Züchter wenigstens für eine gewisse Zeit einen Schutz zu gewähren. Es werden ja auch tatsächlich die Züchter abgeschreckt, solche Versuche in irgend größerem Maße zu unternehmen. Vorbesprechungen über eine internationale .Regelung dieser Frage haben bereits in mehreren Kulturstaaten statt- gefunden, und auf Antrag Baurs wählte der Kongreß eine inter - nationale Kommission zur weiteren Beratung dieser Frage, Von allgemeinem Interesse sind auch die Ausführungen, die Prof, A, P l o e tz- MünchenUeber private und staat- liche Förderung der R a f s e n h y gi e n e und Eugenik (Höher jöchUng)" machte. Er fordert tatkräftige Unterstützung

alles, was danach kam, selber noch einmal erleben oder ihren Kindern als Erlebnis wünschen wollten. Hingegen gibt es Millionen und aber Millionen, die lieber zu jeder Verzweiflungstat bereit wären, als daß sie das damals Er- lebte noch einmal über sich ergehen ließen. Für sie gibt es nur noch einen Sieg, dessen Erringung jedes Opfers wert erscheint, das ist der Sieg über den Krieg!_

der Stanüal der Ruhrentschaöigungen. Objektive Verletzung des Etatsrcchts. Große Ueberzahlungen. Entschädigungen für Arbeiter gefordert. Der ausführliche schriftliche Bericht des Reichstags- Untersuchungsausschusses für die Ruhrentschädigungen liegt jetzt vor. Die Feststellungen sind für die Beteiligten ver- nichtend. Sie sprechen für sich. Darum geben wir nur den Wortlaut des Votums wieder. Er lautet: 1. Die Entschädigungszahlungen des Reiches an den Bergbau des besetzten Gebietes beruhen auf dem Schriftwechsel zwischen dem Reichskanzler Dr. Stresemann und Herrn Hugo S t i n n e s vom 20. Oktober bis 13. November 1923. Dieser Brief- Wechsel stellt Abmachungen dar, deren rechtliche Verpflichtung für das Reich im Ausschuß verschieden beurteilt wurde. Der Wille der Be- teiligten ging nach den Zeugenaussagen der Herren Dr. Stresemann und Dr. Luther dahin, daß durch den Briefwechsel rechtlich bindende, eintlagbare Verpflichtungen des Reiches entstehen sollten. Unbe- stritten bleibt der moralische Anspruch, der allen durch den Ruhr- kämpf Geschädigten zugesprochen werden muß, 2. Da Ausgaben des Reiches nur auf Grund von Reichsgesctzen oder des Etats geleistet werden dürfen, liegt unabhängig davon, ob ' eine privatrechtliche Bindung vorliegt, in der ohne Wissen des Reichs- tages vorgenommenen Zahlung auch eine objektive Verletzung des Etalsrechts des Reichstages vor, 3. Doppelzahlungen an den Ruhrkohlenbergbau sind nicht erfolgt. Dagegen find Ueberzahlungen in erheblichem Umfange aus der' Abgeltung der Kohlenlieferungen, aus der Kohlensteuer, aus Zinsen usw. erfolgt. Diesen Ueberzahlungen stehen nach den Er- klärungen der Regierung und nach den Gutachten der Sachver- ständigen Mindereinnahmen des Ruhrbergbaues bei anderen Post- tionen gegenüber, die angeblich«inen Ausgleich der Ueber- Zahlungen darstellen. Der Ausschuß kann sich dieser Auffassung nicht in vollem Umfange anschließen, hält vielmehr daran fest, daß Ueberzahlungen stattgefunden haben, deren Höhe heute mangels genauer Unterlagen nicht mehr festgestellt werden kann. 4. Es ist festgestellt worden, daß die Ansprüche derjenigen Ge- schädigten, mit denen ein Sonderabkommen getroffen war, auf Grund dieses Abkommens wesentlich günstiger behandelt wurden als die An- sprüche der übrigen durch die Ruhrbesetzung Geschädigten. Gegen- über den Geschädigten, die nach dem Sonderoerfahren be- handelt wurden, liegt neben der beschleunigten Erledigung ein« Besserstellung vor. Erstens durch die Entschädigung von Zins- leistungen, und zweitens durch die Entschädigung von Verlusten bei der Einläsung von E-Schatzanweisungen. Beide Ansprüche sind im Sonderverfahren nicht anerkannt worden. 5. Unbestritten ist, daß eine ausreichende Abgeltung des der Arbeiter- und Angeslelllenschast s o w i e de m« r w erb s tätigen Mittel stände des Ruhrgebietes durch den passiven Widerstand und seine Auswirkung zugefügten Schadens bis heute zum Teil noch nicht erfolgt ist. Der Ausschuß stellt fest, daß es erwünscht ist, die der Großindustrie des besetzten Gebietes gewährte Begünstigung durch ausreichende Entschädigung der geschädigten Arbeiter und Ange­stellten und des Mittelstandes auszugleichen. Diese FeMtellungen des Ausschusses sollten den Reichs- t a g verpflichten, dieausreichende Entschädigung der geschädigten Arbeiter und Angestellten" baldig st nach» z u h o l e n. Aber dazu wird die Schwerindustrie, nachdem sie ihr Schäfchen ins Trockene gebracht hat, schwerlich ihre Zustimmung geben.

aller Maßnahmen zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten und des Alkoholismus , In der Beschränkung der Kinderzahl gerade bei den begabten Schichten der Bevölkerung er meinte damit wähl- scheinlich die besitzenden Klassen erblickt er eine große Gefahr. Aber die fürchterlichsten Einbrüche in die Rassentüchtigkeit geschehen durch die großen modernen Kriege. Allein Deutschland hat im letzten großen Krieg den Verlust von 1% Millionen Männern zu verzeichnen, die durchschnittlich zu den tüchtigsten, mutigsten und hingebendsten gehörten. Di« Ausmerzung dieser tüchtigen Erbmasse kann nur in Jahrhunderten, vielleicht erst in 1000 Jahren wieder gut gemacht werden. Ploetz tritt dafür«in, die Kriege, diese Rassen- verschlechterer, durch Zusammenschluß der großen Völker unmöglich zu machen; am ehesten scheint»hm der Zusammenschluß der germani - schen Völker möglich, wozu er das Britische Reich, die Vereinigten Staaten, Skandinavien , Holland und die deutsch sprechenden Staaten rechnet, die nach ihm außer wenigen anderen Völkern auch die höchst stehenden Rassenelemente enthalten. Mit der letzteren Behauptung scheint er uns bereits den Boden vorurteilsloser wissenschaftlicher Sachlichkeit zu verlassen, wie sehr man auch seinen allgemeinen Aus- führungen über den Krieg und vielen seiner sonstigen Ausführungen zustimmen muß. Der nächste Internationale Kongreß soll im Jahre 1932 in den Bereinigten Staaten, wahrscheinlich in Itaka, stattfinden. _ Dr. B. Borchardt.

Mirakel, Mirakel! Die Rest von Konnersreuth tut unentwegt weiter Wunder und Hugenbergs Sensationspresse widmet ihr allabendlich fünf bis sechs Spalten. Allerdings so, daß sich der intelligent« Leser, auf den Hugenberg freilich nicht spekuliert, selber seinen Vers zu der Wunder. täterei machen kann. Neuerdings spricht die Res! in ihren Verzückungen statt boarisch ein unverfälschtes Aramäisch. Man denke: eine bayerisches Bauernmädchen, das nie aus seinem Dorf herausgekommen ist, redet eine Sprache, die seit 2000 Iahren kein Mensch mehr spricht. Nur schade die Resl erlebt aramäische Visionen nur dann, wenn ein Mann, der diese Sprache aus dem ff beherrscht, nämlich der Orientalist Professor Wutz, neben ihr steht.... Der natür- lich an dem Wunder gänzlich schuldlos ist. Ein anderes: Resl gibt neuerdings ganz eigenartige Schilderun- gen der von ihr visionär erlebten Passion, die mit der biblischen Tradition gar nicht übereinstimmen: danach wird Christus an ein Kreuz aus drei Balken in Form eines Y geschlagen, vor der Kreuzi. gung in eine Grube gestoßen, nach der Geißelung schleudert ein Gassenjung« sein Gewand fort, daß Christus sich bücken muß, um es aufzuheben, usw. Leider: genau die gleichen Visionen hatte bereits vor hundert Jahren eine sichere Katharina Emmerich , auch eine stigmatisierte Ekstatikcriii, und der Dichter Brentano hat damals Schilderungen der Emmerich aufgezeichnet unö gedruckt ver- ö f f e n t l i ch t. Natürlich kennt die Resl diese vor hundert Iahren geknickten Schilderungen nicht, sagt der Hugenberg-Reporter, der es wissen muß, da er offenbar gleich der Resl visionär veranlagt ist. Warum aber fragen wir joll von de« viele« janjend Besucher»

Nietenstesgerung unö Wohnungsnot. Die 10 Prozent für Wohnungsbau? Der Landesverband Preußen im Bunde Deutscher Mietern o e r e i n e e. V. hat sich wegen der geplanten Mietzinserhöhung irr einer besonderen Denkschrift an die preußische Staatsregierung und» den Landtag gewandt. In der Denkschrift wird festgestellt, dasi der auf Grund des amtlichen Ergebnisses der Wohnungszählung ermittelt« Wohnungsbedarf weit über den der Oefseutlichkeit bekanntgewordenen Zahlen liegt. Die amtlich« Zählung konnte sich nur auf bereits gegründete Haushaltungen und Familien erstrecken, während die große Zahl derer unberücksichtigt bleiben mußte, die die Gründung einer Haushaltung infolge der Wohnungsnot bisher unterlassen haben. Von einer wirklichen Behebung der Wohnungsnot könne weiterhin erst dann gesprochen werden, wenn wie in der Vorkriegszeit ein Bestand an Leerwohnungen irr Höhe von mindestens 4 Proz. des Gesamtwohnungsbestandes vor- Händen sei. Bei Zugrundelegung des amtlichen Zählerergebnisses ergebe sich somit allein für Preußen ein dringender Fehlbedarf von einer Million Wohnungen. Die zukünftige Wohnungspolitik könne sich nicht nur darauf beschränken, die Raumnot zu beseitigen» sondern müsse auch die Bekämpfung des Wohnung? c l e n d s. d. h. der Unterbringung großer Bevölkerungskreise in unzulänglichen. menschenunwürdigen Behausungen, zum Ziel haben. In der Eingabe wird u. a. gefordert, daß die für den 1. Oktober 1927 geplante Mietzinserhöhung um weitere 10 Proz. der Friedens- miete nicht dem Hausbesitzer als weiter« Rente zu­fließen dürfe, sondern in vollem Umfange für die Behebung der Wohnungsnot Verwendung finden müsse. Nur insoweit einzeln« Hauseigentümer ab 1. Januar 1928 infolge der Erhöhung des Zinssatzes für die Aufwertung?- Hypotheken tassächlich höhere Zinsen an Aufwertung-gläubigxr zu entrichten haben, soll dieser Mehrbetrag Berücksichtigung slnden. wenn die sonstigen Ueberschüss« zu seiner Deckung nicht ausreichen. Die gegenüber 1924 je nach der Art des Grundstücks um das Fünf- bis Zehnfache gestiegenen Häuserpreise seien der beste Maßstab für die überaus gute Lage des Hausbesitzes. Die Zahl der noch vorhandenen Aufwertungshnpotheken sei außerordentlich gering. Angesichts der furchtbaren Wohnungsnot hätten alle Sonder- interessen gegenüber dem Interesse des Staates und der Bevölkerung an der Behebung der Wohnungsnot zurückzutreten.

Litauer besuchen Deutschland « Offiziere der Putscharmee. Noch bevor die litauischen Machthaber in dem autonomen Memelland die neue Serie von Terrortaten begonnen, hatte ihr Außenministerium in Berlin darum angesucht, daß man einer Anzahl litauischer Offiziere den Besuch und die Besichtigung technischer Werke in Deutschland gestatte. Diese Erlaubnis hat man etteilt, und 21 dieser Leute kommen demnächst in Zivil und nur zu dem angegebenen Zweck nach Berlin . Es wird ausdrücklich betont, daß sie nicht zu irgendwelchen militärischen Studien hierher reisen. Natürlich könnte ein Anschauungsunterricht deutscher Technik an Ausländer nur erwünscht sein, zumal sich daraus neuer Absatz deutscher Erzeugnisse ergeben kann: vorausgesetzt freilich, daß der neue Käufer auch zahlen will und kann. Aber diese Besucher sind doch Angehörige eines Offizierskorps. das vor wenigen Monaten seinen Eid auf die demokratisch- pärrame-n tatische Verfassung der Republik'Litauen schmählich gebrochen und in schurkischer Auflehnung die Waffen, die sie zum Schutz der Verfassung erhalten, gegen diese und das Oberhaupt der Republik , den freigewählten Präsidenten Dr. Gri- nius, und das Parlament gekehrt haben. Derartige Besucher sind der deutschen Demokratie höchst unsympathisch, und wir sähen sie viel lieber nicht in unserer Republik !

Als deutscher Spion verhastet wurde aus dem Thorner Haupt» bahnhof knapp vor der Abfahrt nach Deutschland der polnisch« Artillerieleutnant K o p a l a. nicht irgendwer der Resl die Geschichte der verewigten Kollegin mitgebracht haben, worauf dies« es für gut befand, ihre Visionen entsprechend umzustellen? Damit man uns aber nicht für gar zu hartnäckige Zweifler hält, wollen wir ein wirkliches Wunder der Resl berichten. Letzten Sonn- tag geschah es. daß just, als sie an einer hohen Scheune vorbeiging. unter dieser«in Mensch stand, der sich eine abfällige Bemerkung erlaubte. Die Resl wünschte in ihrem Zorn, daß gleich die Scheune über dem Spötter zusammenstürzen möchte. Im Weiterschreiten wurde ihr jedoch das Unchristliche dieses Wunsches klar und sie betete inbrünstig zu Gott und allen Heiligen, doch die Scheune stehen zu lassen. Und es geschah ein großes Wunder die Scheune blieb stehen!_ Aloysius. Der Leiter des preußischen staatlichen Bauwesen». Der Posten des Ministerialdirektors im preußischen Finanzministerium, dem die Leitung der staallichen Bauverwaltung obliegt, ist seit ändert- halb Jahren nicht mehr besetzt. Jetzt heißt es, daß an die Stelle ein Jurist berufen werden soll. Ein solcher Beschluß würde, daran ist kein Zweifel, das staatliche Bauwesen in Preußen immer mehr versanden lassen. Dabei könnte von dieser Stelle angesichts des Umfanges und der Bedeutung der staatlichen Bauaufgaben der Haushält für 1927/192» wirft dafür Beträge von mehr als 100 Mil- lionen Mark aus der stärkste Einfluß ausgehen, wenn man eine überlegen« Persönlichkeit von künstlerischen Format, vielleicht neben einem Direktor für die reinen Verwaltungeaufgaben, dorthin stellen würde. Der Deutsche Werkbund hat schon vor längerer Zeit darauf hingewiesen, wie verfehlt es ist, künstlerische Produktion und Verwaltungsarbeit von demselben Menschen zu verlangen: die starke Begabung für das eine schließt naturgemäß eine starke Be- gabung für das andere aus, und die Mischung bedeutet Halbheit und Schwäche. Fordert man beide Aufgaben von den staatlichen Baubeamten, so bleibt man auf unschöpferische Halbnaturen ange- wiesen. Diesen Gedanken stimmt jetzt Genosse Hermann Lüdemann in einem Aufsatze derBauwelt" zu und besllr- wartet u. a. stärkere Zusammenfassung der vielen örtlichen Vau- ämter in größere Bezirks-Baudirektionen und Ueberführung der Hochbauverwaltung aus dem Finanzministerium in ein anderes Ministerium, dasjenige für Volkswohlfahrt, das heute bereits außer dem Wohnungswesen die zahlreichen baupolizeilichen Aufgaben des Staates verwaltet. DieKugelbühne". Das Piscator-Theater bereitet für die nächste Aufführung ein neues Bühnenexperiment vor. Wie wir hören, wird Alexej TolstoisRasputin " ausgeführt, doch wird der Titel eine Aenderung erfahren, insofern das Stück auf Aus- schnitte der Weltgeschichte aus den Jahren 1910/1917 umgearbeitet ist. Die Bühne wird die Form einer Weltkugel haben, worin etwa zehn Spielflächen eingebaut sind, die drehbar sind und sich vor dem Zuschauer leweils aufblättern.

Dos»Theater der Slaucn Blusen», eine aus der mlsüchen Ribeiter- ichast hervoraeganaene Küiisllertruppc wird demnächst in Berlin und anderen deuischen Städten ein mehrwöchiges Gaitfpiel absoloieren. Die wiener Tänzerin Trübe Knall tritt am 21., 20 Uhr, im Sturm- Potsdam« Str. 34a, zu««st« Mai« tu Berk««ch