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Wenn man durch die herrlichen Kastanienwälder des Tessins| geht, hört man nicht einen Vogellaut, man ist von einer tödlichen Stille umgeben. Aber auf Feldern und Wiesen, in der Gegend verstreut, stehen Steintürme, die Roccolos, von denen man in früheren Zeiten die Vögel in Massen mit Leimruten fing. Heute, wo man sich ausgezeichneter Gewehre bedient, braucht man nicht mehr in verfallenes Gemauer zu kriechen.

Vögel sind in dieser Gegend Nahrungsmittel, was lebt, wird ausgeröttet, um in den Mägen zu verschwinden. Kein Haase, ge­schweige denn ein Reh, springen in diesen Wäldern.

Die Dörflet leben in schrecklichen Baracken, die kaum Schuß gegen starken Regen bieten, die Lebenshaltung ist im allgemeinen so einfach, daß ein deutscher Arbeiter damit nicht zufrieden sein würde.

Die Landwirtschaft liegt brach, man findet auf den Feldern nur Wein und Mais, selten Salat und Kartoffeln. Eine Viehzucht, wie. fie in der Deutschschweiz oder Desterreich besteht, gibt es hier nicht. Gelten sieht man eine ungepflegte Kuh, das Pferd, dessen träftiger Geruch früher aus den Ställen drang, ist fast ausgestorben.

Auffällig ist die Ueberzahl der Frauen, von Männern gibt es nur alte, faum arbeitsfähige Eremplare. Fast alle Arbeit in den Dörfern wird von den Frauen getan, man sieht sie auf Feldern hacen, fie tragen schwere Graslasten und finden dabei noch Zeit, sich um Haushalt und Kinder zu fümmern.

Dieser Zustand erklärt sich dadurch, daß viele junge Männer nach Amerika ausgewandert sind, dessen Dollar an magischem Glanze hier nichts verloren hat.

Hin und wieder trifft eine Millionenerbschaft ein altes Weiblein, das durch plöhlichen Reichtum aus wüster Polenta- Atmosphäre herausgehoben wird.

Wer Geld hat, separiert sich sogleich von den Bauern, läßt sich Wasserleitung und elektrisches Licht legen und baut sich auf dem Friedhof eine pompöse Gruft, auf der mit leuchtenden Gold­buchstaben der Name des Besizers zu lesen sein muß.

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Vielleicht mit Ausnahme der Franzosen haben alle romanischen Völker eine Nervenmüdigkeit, die zum Laissez aller, zur Kirche, zu Frauenarbeit und zur Osteria verführt. Ich erinnere mich, daß mir jemand auf meiner Afrifareise erzählte, daß ein Portugiese den Kolonien keine hundert Schritt geht, er läßt sich von Negern in der Maschilla, einer Hängematte, tragen. Das Sichgehenlassen äußert sich hier Sonntags im Bocciaspiel, wo aus allen Grottos, den Weingärten, wüstes Geschrei schallt.

Die vergnügliche Seite einer neuen Welt- und Lebens­auffassung macht allein Eindruck auf diese Bauern, die sich eine Rationalisierung ihrer Tätigkeit mit dem Hinweis auf Gottes Wort verbitten würden.

In die entferntesten Dörfer beginnt die Konfektion und der Charleſton ſeinen Einzug zu halten und auf den Feste campestre, die heute das Interesse der Reisegesellschaften erregen, sieht man Tänzer in Orfordhosen.

Es ist hier wie überall: der moderne Verkehr, der jeden Weiler durch große gelbe Postautos erschließt", der die Isoliertheit land­schaftlich herrlicher Gegenden auflöst, ist kein Gnadenbringer für den menschlichen Charakter.

Die großen Konfektionshäuser von Genf und Zürich jagen ihre Vertreter durch die verkapselten Gebirgsdörfer, man sieht achtzig­jährige Frauen Prospekte von Milliet und Werner zitternd glätten. Für mich ist es immer wieder merkwürdig zu sehen, wie die Nähe der Natur( mit der man durch Sonne, Gewitter und Berge hier mehr verbunden ist als anderswo), den Menschen von der Natur abstößt. Die Leute lieben die Natur nicht, sie bebauen sie nicht, Blumen und Tiere sind ihnen nicht verwandt, fie fliehen bis nach Amerika , weil sie glauben, daß ihnen der Boden keine Eristenz geben könne.

Genau wie die Neger einer Glasperle erliegen, ist die Sehn sucht dieser Bauern in den zivilisatorischen Fortschritt gebannt. Während die Felder vor jungfräulicher Ueppigfeit quellen, beten sie die Fremden an, die mit Auto und Motorrad die Gebirgs­straßen verpesten.

Wenn der rote Wein nicht wäre und die Osteria und das Bocciaspiel, würden sie alle solange arbeiten, bis sie es zu einem Motorrad gebracht hätten. Kinder und Erwachsene würden jeder zeit den steinernen Dom des Landes, die unbegreifliche Erhaben­heit der verschlungenen Schönheit von Wasser und Berg, einer guten Autostraße opfern.

Es ist kein Zufall, wenn ein Arbeiter, den man nach der Richtung fragt, in der Wahl zwischen zwei Wegen auf den gepflasterten verweist, weil er. piu bello" sei.

Die Natur ist für den Tessiner das Feindselige, Schönheit ist das Geordnete, der Verstand, die Straßenwalze, die Auslage des Konfettionsladens und( das Bild legter nie erreichter Sehnsucht) das Parkhotel mit dem Fünf- Uhr- Tee.

Das Mißverhältnis zwischen Fremdenfult und der Lässigkeit gegenüber der Produktionsmöglichkeit des eigenen Landes hat die Teffiner ökonomisch und seelisch in eine schwierige Lage gebracht. Niemand will mehr ein einfacher Bauer sein, Vornehmheit ist wachsender Trumpf. Es geschieht hier, was uns alle brennend und tragisch angeht, die Ablösung des Menschen vom nährenden Boden zugunsten illusionärer Werte.

Karlchen segelt.

Von Karl Ettlinger , München . " Karlchen," sagte mein Freund Marl , der in Starnberg wohnt auf die Starnberger- See- Regatta. Machst du mit?" und ein Segelboot besitzt, zu mir, Karlchen, morgen trainiere ich Selbstverständlich machte ich mit. Mich kann man einladen, zu

was man will, ich nehm's an!

,, Du kannst doch segeln, Karlchen?" ,, Rnorte!" gab ich stolz zurück.

Mich tann man fragen, was man will, ich fann alles. Weil ich mich auf meine Unfallversicherung verlaffe. In Wahrheit habe für zuverlässiger. Aber wozu das dem Marl sagen? Es hätte ihn ich noch nie in einem Segelboot gesessen. Ich halte eine Badewanne vielleicht beunruhigt.

Also ich zog mein Bua- Gewand an, setzte mein Hütt mit Gams bart auf, nahm den Regenschirm unter den Arm und fuhr nach Starnberg .

Boot.

Auf welchen Maskenball gehst du?" fragte mich der Marl entsetzt, sperrte mich mit einem weißen Flanellanzug ein und ließ mich erst wieder heraus, als ich seemännisch" umgekleidet war. Jetzt hatte ich eigentlich schon genug von der ganzen Segelei! Aber weil ich ihm den Spaß nicht verderben wollte, stieg ich doch in sein ,, Seh' dich im Cofpit auf die Luvseite!" rief mir der Marl zu, und ich dachte, er redet chinesisch mit mir. Ich setzte mich also auf meinen Cofpit, der Mart hantierte an dem Geäst des Bootes herum, und plötzlich saufte der verflirte Segelkarren wie damisch los, und mir schlägt der Großbaum an den Schädel, daß die sämtlichen Ufer des Starnberger Sees Polka zu tanzen anfingen. Der Wind raumt," hat der Marl gesagt.

Jawohl, er raumt mit uns auf!" dachte ich, denn das Boot legte sich auf die eine Seite, daß ich meinte, jezt tippen wir um. Ich sagte schnell ein Vaterunser und die Versicherungspolice vor mich hin, griff in meiner Angst nach einem von den Bändeln, die auf so einer Segelfutsche herumhängen, und im selben Augenblick fauft mir auch schon wieder der Großbaum gegen meinen Kürbis, daß die ganze Geographie ringsum auf dem Kopfe steht. Alle neun!" rief der Marl ironisch und schimpfte: Hans­murscht, damischer, wer hat dir denn gesagt, daß du wenden sollst? Bei dem herrlichen Nordmind!"

Ich pfeif auf den Wind!" erklärte ich. Ich segle zu meinem Vergnügen! Und wenn mir dieser irrsinnige Querbalken noch ein einziges Mal gegen meine Gedankenfommode pauft, reiße ich die ganzen Segel herunter, damit's Ruhe gibt!"

Jetzt schwieg der Marl und schüttelte den Kopf. Wahrscheinlich hatten ihm meine fachmännischen Ausführungen imponiert.

Die nächste halbe Stunde wurde tein Work gesprochen. Wir turnten auf dem See herum, der Marl drehte bald das eine Segel, bald das andere, ohne daß ich wußte, warum.

Ein schrecklich nervöser Mensch!" dachte ich. Nicht einmal beim Segeln fann er ruhig dasigen! Den nehme ich nie mehr mit!" Und der Marl dachte dasselbe.

Schließlich dachte ich mir: Du mußt einmal einen fleinen Rund­gang auf der Segeldroschke machen, damit der Marl sieht, daß du seefest bist. Ich stehe also auf, tänzle recht elastisch einen Schritt vorwärts, fliege gegen den Mastbaum, halte mich an einem Segel fest, reiße ein Stück heraus, falle hin, greife nach irgend etwas, ziehe daran, und im selben Augenblick haut mir auch schon wieder der Großbaum wider meinen Kohlrabi, daß ich denke, er ist mir zur Gemüsesuppe zermalmt.

Hurra!" haben die Leute geschrien. Wir waren nämlich wieder in der Nähe von Starnberg angelangt. Am Ufer standen die Ur­einwohner und Sommergäste und beobachteten mit Feldstechern oder auch mit bloßem Auge meine aerodynamischen Kunststücke. Sie wollten etwas lernen. Einige hielten sich den Bauch, so begeistert waren sie.

Nun weiß ich als gebildeter Mensch, daß man eine Verbeugung macht, wenn man applaudiert friegt. Ich trete also auf den Rand des Bootes, werfe den Damen eine Rußhand zu, und schon liege ich im Wasser und fange an, den Starnberger See auszutrinken. Der Marl , der gemeine Mensch, schmeißt mir einen Gegenstand nach später habe ich erfahren, daß es ein Rettungsring war. tamen sie doch Angst um ihre Naturschönheit, zogen mich heraus Wie mich die Starnberger so viel Wasser schlucken sahen, be und legten mich ins Sonnenbad zum Trocknen. Einige Herren photographierten mich, und die Damen erkundigten sich, bei welcher Filmgesellschaft ich sei und wie das Lustspiel hieße?

Den Marl grüße ich natürlich nicht mehr, den Pfuscher, und in stens in einen, der feinen Großbaum hat, denn wenn ich das will, so einen Segelomnibus bringen mich feine zehn Gäule mehr, höch fann ich meinen Kopf gleich unter einen Dampfhammer legen.

Biegsame Gesteine. In Brasilien findet sich ein Gestein, Itako­lumit, auch Gelenkquarz oder elastischer Sandstein genannt, der die Eigenschaft besitzt, daß er sich nach Belieben biegen läßt, ohne daß er dabei zerbricht. Der Itafolumit, der als Mutterg stein des brasilianischen Diamanten gilt, und zum größten Teil aus Sand besteht, außerdem aber auch Einschlüsse anderer Gesteine enthält, ist indes nur in gewissen Schichten biegsam. Berteilt man solche Schichten in Platten, und stellt diese aufrecht hin, so schwanken sie wie Leder hin und her, ebenso, wie sie auch in wagerechter, nur in der Mitte unterstützter Lage, sich an beiden Enden zu Boden fenten. Dünne Blatten lassen sich wie Handschuhleder biegen. Als Grund dieser starken Biegsamkeit nimmt man eine besondere Lage­rung der mikroskopischen Quarzteilchen innerhalb des Itakolumit­gesteins an, da diese nicht fest miteinander verwachsen, sondern nur eng aneinander gedrückt und daher bei entsprechender Bewegung in­und auseinandergeschoben werden können.

Sind Ohrenkriecher nühlich? Die meisten Gartenbefizer wissen den Ohrwürmern nur Schlechtes nachzusagen, denn gern machen die jungen Keimpflanzen zu schaffen, durchfressen die Blüten von aller­wegen ihrer Zangen recht gefährlich aussehenden Insekten sich an hand Nuzz- und Zierpflanzen und tun sich auch an den unreifen Rörnern des Getreides gütlich. Und wo sie auch nicht gerade schädlich werden, sind sie doch immerhin lästig, besonders für empfindsame Menschen, die noch immer gern das alte Märchen glauben, der Dhr wurm frieche in die Ohren. Unter Umständen tönnen jedoch auch die Ohrenkriecher recht. nützlich werden. So berichtet neuerdings E. Baudys, daß eine erhebliche Blattlausplage auf Stachelbeer- und Himbeersträuchern durch Ohrenfriecher fast zum Verschwinden ge= bracht wurde, und auch früher wurde festgestellt, daß sie auf Rüben und auf Holunderbäumen die Blattläufe vernichten. Unter gewissen Bedingungen fann also auch ein allgemein als schädlich angesehenes Injekt einmal beträchtlichen Nutzen stiften.

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