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Konjunktur und Lohnbewegung.

Scherzhafte Bemerkungen zu einem ernsten Thema.

,, Morgens willste nich und abends kannste nich mit mir spazieren gehn." An diesen Refrain eines Berliner   Schlagers erinnern manche im Tone väterlicher Fürsorge ausgesprochene Ratschläge, doch von den bösen Lohnbewegungen abzusehen. Nach der Theorie von Konjunktur und Löhnen, die diesen Ratschlägen zugrunde liegt, ist es so, daß man abends, das heißt bei schlechter Konjunktur, natürlich keine Lohnbewegung führen kann, sie bliebe erfolglos, aber morgens wenn die Hoch­konjunktur dämmert, dann soll man die Lohnbewegung nicht führen, um die Hochkonjunktur nicht zu gefährden. Also überhaupt feine Lohnbewegung, hübsch ruhig sein, das berühmte freie Spiel der Kräfte wird für Harmonie sorgen. Die Arbeiter werden mit diesem Rezept so wenig zufrieden sein, wie das Mädchen mit dem Freund, der morgens nicht spazieren gehen will und abends nicht spazieren gehen kann.

Der Klient eines Verteidigers war wegen Diebstahl zu Ge fängnis verurteilt worden, wobei ihm als strafverschärfend an­gerechnet wurde, daß er mit großer Dreistigkeit am heller lichten Tage gestohlen hatte. In einem zweiten Diebstahls­prozeß plädiert der Staatsanwalt für eine Strafverschärfung, weil der Diebstahl heimtückisch in tiefer Nacht ausgeführt wurde.

In seiner Verteidigungsrede stellt der Anwalt diese beiden staats­Stimme: Ich frage nun den hohen Gerichtshof, wann soll

anwaltlichen Auffassungen gegenüber und ruft mit erhobener

der Angeklagte eigentlich stehlen?"

Analogie: Bei hoher Arbeitslosigkeit darf man teine Lohn­bewegungen machen, sie würden die Arbeitslosigkeit ver mehren, bei gesunkener Arbeitslosigkeit darf man teine Lohn­bewegungen machen, sie würden die Konjunktur gefährden. Wir fragen die hohen Ratgeber: Wann sollen die Arbeiter eigent­lich Lohnbewegungen machen?" Sie werden uns wie der hohe Gerichtshof und jeder brave Bürger dem Verteidiger wohl mit einem überhaupt nicht" antworten. Ruhe ist die erste Arbeiterpflicht, lautet die moderne Parole!

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Das Kanzlerwort Wie ich sie auffaffe" hat im Kriege bei der Sabotierung der Friedensresolution eine verhängnisvolle Rolle ge­

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Kartelle und ihre Außenseiter.

Zu den Skandalen in der Kugellagerindustrie. Der Vorwärts" hat an anderer Stelle mehrfach über die gegen die Riebe- Werte A.-G., Berlin- Weißensee, eingeleitete Polizeiaktion ausführlich berichtet. Die Sache hat auch eine wirtschaftliche Seite. Wir wollen deshalb an dieser Stelle die in der Dunkelkammer der Deutschen Kugellagertonven= tion betriebene Kartell politit, die auch mit dieser Polizeiaktion wohl in engem Zusammenhang steht, wieder näher beleuchten. Die Anklage der Betriebsräte der Kugel= lagerfabrik August Riebe   in Berlin  - Wittenau  , die wir in Nr. 420 unseres Blattes veröffentlichten, gab schon ein deutliches Bild besonders von den Maßnahmen, die von der Kugellagerkonvention gegen Außenseiter angewendet werden. Die uns jetzt von der Verwaltung der Riebe A.-G., Berlin- Weißensee, abgegebenen Erklärungen find deshalb bedeutungsvoll, weil sie die Anklagen des Wittenauer Betriebsrats über die dort befolgte Kartellpolitik in vollem Umfange bestätigen.

In der deutschen   Kugellagerfonvention übt die S. K. F. Norma A.-G., Berlin   und Stuttgart  , einen maßgebenden Einfluß aus. Diese Firma, in der größtenteils schwedisches Rapital arbeitet, ist eine Tochtergesellschaft der Schwedischen Kugellagerfabrik in Göteborg  , die durch ein ausgedehntes Netz von Tochtergesellschaften in Europa   und Amerika   ähnliche Ziele zur Erreichung eines internationalen Monopols verfolgt, wie der schwedische Zündholztrust. Bereits im vorigen Jahre versuchte die Riebe 2.-G. noch als Mitglied der Konvention, eine Reform der Kugellagerkonvention durchzusehen, um durch eine Teilung des technischen Programms und andere fabrikatorische Rationalisierungsmaßnahmen eine Verbilligung der Produt­tion und entsprechende Preissenfungen herbeizuführen. Da sie mit diesen Vorschlägen bei der Mehrheit der Mitglieder auf Widerstand stieß, erklärte die Riebe A.-G. mit den ihr gehörigen Niles- Werken ihren Austritt aus dem Syndikat.

spielt. In der gegenwärtigen Wirtschatfsdiskussion wird viel von dem Ziel der Stabilisierung gesprochen. Die Stabilisierung, wie sie sie auffaffen", soll nicht nur das Preisniveau der Waren, sondern auch das Lohniveau betreffen. Gesetzt, sie gelänge in dieser Duplizität, so würde das sozial den Stillstand bedeuten. Unveränderte Preise, unveränderte Löhne, nur durch Erhöhung des Leistungsgrades steigende Gewinne, das wäre doch eine zu schöne Stabilisierung für diejenigen, die die Gewinne angeben. nur böse Menschen und schlechte Volkswirte können diese Harmonie stören wollen und bei auch von ihnen erstrebter Stabilisierung der Preise, den Kampf um höhere Löhne, um höheren Anteil der Arbeiterschaft am Sozialprodukt für einen notwendigen Bestandteil des Fortschritts ansehen. Wie man das Ideal der Stabilisierung auffaßt, hängt halt ein wenig von dem Grad der Zufriedenheit mit dem bestehenden Zustand ab.

Nach der Weltwirtschaftskonferenz drückte der Hamburger Banfier Mag Warburg   seine Stepsis über die Praxis der europäischen   Zollpolitik mit den Worten aus: Schutzzoll per Kasse, Freihandel per Termin". Gegenüber dem Stabilisierungsprogramm der Regierung am Vorabend einer neuen Lebenshaltungs­Mietenerhöhung in diesem Jahre haben wir einigen Anlaß zu der verteuerung durch die von dieser Regierung beschlossenen zweiten Raise gegen Preisstabilisierung per Termin ge­skeptischen Frage, ob hier nicht ohnstabilisierung per handelt werden soll. Für solche Uefancen aber ist die Arbeiterschaft nicht zu haben.

Ernsthafte Schlußfolgerung: Die Arbeiterschaft soll in ihren Lohnkämpfen das Bibelwort beherzigen: Seid flug wie die Schlange." Das heißt in jedem Einzelfalle sorgfältig die Erfolgs­chance abwägen, teine leichtsinnige Unterschätzung der Gegenfräfte, keine Hasardeurfämpfe à la Ludendorff, aber auch kein Defaitis­mus, kein Verzicht auf Lohnkämpfe in der Hochkonjunktur auf Grund neu frisierter, aber darum nicht weniger verstaubter Harmonietheorien, die den Zufriedenen, aber nicht den um ihren Aufstieg Kämpfenden dienen.

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F. N.

sprechende Vollmachten hat, daß es aber mit dem einen Riebe­Standal noch nicht genug war und daß die Kugellagertonvention noch einen zweiten produzieren fonnte. Wir wiederholen deshalb unsere Frage von vor 14 Tagen: Was gedenten Sie jetzt u tun, Herr Reichswirtschaftsminister?

Der Ferngaskampf um Köln  . Wieder ein sogenanntes Dementi der A.-G. für

Kohleverwertung.

verwertung in Essen zur Durchfegung ihrer Ferngaspläne insbeson Unsere Mitteilungen über die Methoden der A.-G. für Kohle­dere gegenüber der Stadt Köln   haben ihre Wirkung nicht verfehlt. Der Deutschen Bergwerkszeitung", dem Organ der Ruhrindustrie, haben sie zunächst die Sprache verschlagen. Sie ist still geworden mit ihren Fanfarentönen, und ganz verstedt bringt sie jetzt auch die Mitteilung, daß die Provinz und die Stadt Kassel   gar nicht daran denken, ihren bisherigen ablehnenden Standpunkt gegen über den Ruhrplänen aufzugeben. Sie muß auch eine Mitteilung abdrucken, nach welcher die im Kasseler Bezirk ansässige Braun­fohlenindustrie sehr energisch an der Vorbereitung ihrer eigenen Ferngasabsichten arbeitet.

Die A.-G. für Kohleverwertung aber hat sich in der Kölner  Frage zu einem Dementi jener Art aufgeschwungen, wie wir sie von früher her schon gewohnt sind. Gegen die sehr schweren Vorwürfe, die wir erheben mußten, findet sie nur einen Say; die Meldung entspreche nicht den Tatsachen, ebenso gingen die übrigen Mit teilungen an den Tatsachen vorbei. Erklärungen, was ver­handelt wurde, wagt sie nicht abzugeben. Nachdem sie wieder vor­fichtig darauf hinweist, daß ihre Aktionäre nicht auf die Kohten­sperre verpflichtet gewesen wären( was nichts gegen die von uns behauptete Existenz eines Verpflichtungsscheines bedeutet, denn zur juristisch verbindlichen Verpflichtung braucht es nicht ge­tommen zu sein, es genügt die nicht zu bestreitende Absicht), sagt sie: " Phantastische Behauptungen dieser Art kennzeichnen sich offensichtlich als Versuchsballons, fönnen aber troß ihres zum Teil be­leidigenden Inhalts die A.-G. für Kohleverwertung nicht bewegen, aus der im Interesse schwebender Berhandlungen erforderlichen Zurückhaltung herauszutreten. Es genügt, derartige Meldungen als der Wahrheit nicht entsprechend zurückzuweisen!"

Wir stellen demgegenüber fest, daß wir nicht nötig haben, mit Versuchsballons zu arbeiten. Herr Seipel weiß, welches seine Absichten und Vorschläge waren. Der Deffentlichkeit und den de­teiligten Stellen wird es genügen, daß die A.-G. für Kohleverwertung Erklärungen zu unseren Mitteilungen nicht abgeben will. Sie hat ihre guten Gründe dafür.

Butter wird teurer und teurer! Margarine muß herhalten.

Durch rationelle Ausnutzung der Produktionsmittel war es Riebe möglich, die Abnehmer aus der Automobil- und Motorrad­industrie um 20 bis 30 roz. billiger zu beliefern, als die in der Konvention zusammengeschlossenen Werte mit ihren hohen Syndikatspreisen. Da sich die Kugellagerfonvention mit ihrer Preispolitik bei den Abnehmern ohnehin sehr unbeliebt gemacht hatte, nahmen die Aufträge bei den jetzt als Außenseiter auf­tretenden Riebe- Werken beträchtlich zu. Sie mußten ihre Beleg­schaften und ihre technischen Apparate fast verdoppeln. Also ganz dieselbe Entwicklung wie bei der Wittenauer Kugellagerfabrik. Natürlich paßte dieses Aufblühen der Außenseiterwerfe den Herren der Konvention ganz und gar nicht. Das Schicksal des Wittenauer Werkes ist bekannt; es wurde aufgekauft und soll stillgelegt werden. Ein anderer Außenseiter, die Hollmann A.-G., Wezlar, wurde von dem gleichfalls sehr einflußreichen Syndikatsmitglied, der Schweinfurter   Präzisions- und Kugellager­werte Fichtel u. Sachs A.-G. aufgekauft. Gegen die Riebe A.-G. Weißensee, versuchte erst vor acht Tagen ihr erbittertster Konkurrent, die S. K. F. Norma, einen entscheidenden Schlag zu führen. Auf einer Syndikatssigung in Frankfurt   beantragte diese Gesell­schaft, daß die Spezialfugelfabriken, deren Lieferungen für die Kugellagerindustrie unentbehrlich sind, die Riebe­Aktiengesellschaft mit einem Lieferbontott belegen sollen. Da den anderen Mitgliedern bekannt war, daß das Riebe- Wert auf längere Zeit mit Material versorgt war, sich dieser nach außen hin Die Einzelhandelspreise find den Erzeugerpreisen sehr sehr gefährliche Beschluß also als ein Schlag ins Wasser erweisen viel langfamer gefolgt. Immerhin ist die Teuerung schon sehr würde, einigte man sich immerhin darauf, daß fünftig die Kugel- fühlbar. Nachdem nach den Feststellungen der Berliner   Wirtschafts­lieferanten Riebe statt der üblichen 30 Proz. nur noch 15 Pro 3. berichte der Preis pro Kilo inländischer Molkereibutter vom 2. Juni Rabatt gewähren sollten. bis 3. August von 3,80 auf 3,70 zurüd gegangen war, ist seit dem 3. August eine Steigerung auf 4 Mart pro Kilo ein­getreten, wobei in den meisten Geschäften nicht unerheblich höhere Breise verlangt werden. Die Butter, die ohnehin im Haushalt der arbeitenden Massen wegen ihres hohen Preises nur noch an Fest­tagen eine Rolle spielen kann, ist damit überhaupt unerschwinglich geworden. Da man das Nachhinken der Kleinhandelspreise hinter den Erzeugerpreisen fennt, ist mit Sicherheit noch eine weitere Teuerung zu erwarten.

Wir wollen dieser Darstellung, die wohl eine einseitige ist, nicht viel hinzufügen. Was sie an Tatsachen behauptet, ist für jeden in der Kartellgeschichte etwas Erfahrenen einfach plausibel. So wird es eben gemacht. Es ist auch gut, daß es nach dem Riebe- Krach in Wittenau  , nun zu einem Riebe- Krach in Weißensee gefommen ist. Es ist gut, daß sich die Gerichte auch mit der Kugel­lagerfonvention befassen und die Methoden, hoffentlich in breitester Deffentlichkeit, aufdecken müssen, mit denen gearbeitet wurde und wird. Bedauerlich ist nur, daß wir eine Kartellaufsicht haben, die auch die Volkswirtschaft gegen den Mißbrauch der Kartellgewalt zu schützen hätte, und einen Reichswirtschaftsminister, der ent­

In den Sommermonaten ist es gewöhnlich so, daß die Butter preise etwas anziehen. So unerhört wie in diesem Jahre waren jedoch die Preissteigerungen noch nie. Bis zum 19. Juli tosteten Mart. Am 26. Juli sprang der Preis auf 156, am 30. Juli auf 50 Kilogramm erste Qualität ab Station des Erzeugers noch 153 160, am 6. August auf 168 M., am 9. Auguft auf 174 M., am 30. Auguft auf 178 m., am 3. September auf 183 m. und am 8. September auf 188 mart. Das ist in noch nicht zwei Monaten eine Steigerung um 35 Mart pro Zentner oder um fast 25 Prozent.

Bereits ist ein Nachlassen des Konsums deutlich feft­zustellen Der Handel, der natürlich die Zurückhaltung der Käufer merkt, hält in der Eindedung mit neuer Ware zurück und auf der anderen Seite geht die Käuferschaft sehr viel stärker zum Verbrauch von Margarine über. Wenn auch zu hoffen ist, daß mit dem

Einsetzen der tälteren Jahreszeit die Produktion wieder ansteigt und daß auch die Zurückhaltung der Käufer preisdrückend wirken wird, so bleibt die Tatsache, daß die Preissteigerung besonders der Erzeuger­preise unerträglich ist. Man muß wirklich die Frage stellen, ob die zahlreichen wohlmeinenden Herrschaften auf der bürgerlichen Seite, auch in der Regierung, die der Arbeiterschaft von Lohn bewegungen abraten, schon über die Mittel zur Verhinderung dieser Preissteigerung nachgedacht haben.

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Hohe Forstgewinne miserable Löhne! Im Braunschweiger Volksfreund" Nr. 202 wird über die finanziellen Erträgnisse der braunschweigischen Staatsforsten berichtet. Sie brachten der Staatskaffe im Jahre 1924 2,49, im Jahre 1925 3,03, im Jahre 1926 2,84 Mil­lionen Mark Reinertrag, zusammen 8363 516,80 m. Der Staats­haushaltsplan für 1927 sieht einen Ueberschuß von 2075 300 m. vor. Die größten Ueberschüsse werfen die Fichtenwaldungen ab. Die Laubwaldungen folgen erft in sehr großem Abstand. Ein der jetzt geltenden Holzpreise 11 250 m., während ein Buchenwald  Hektar Fichtenwald erbringt in 100 Jahren unter Zugrundelegung von gleicher Größe in 120 Jahren nur 6400 m. erbringt. Der Be­richterstatter meint von den Einnahmen der braunschweigiſchen Staatsforsten, daß sie in den letzten Jahren fast immer größer ge­wesen sind, als beispielsweise die Erträgnisse der gesamten Landes­grundsteuer und daß sie das Rückgrat der Staatsfinan zen sind.

Nach diesen Angaben stellt ein Forstbetrieb heutzutage ein sehr einträgliches Geschäft dar. Er bringt Reinerträge, die in anderen Betriebsunternehmungen erst gesucht werden wollen. In hohem Maß befremdend wirkt angesichts dieser Tatsache die schlechte Forstbetrieb. Sie ist so gering, daß die Waldarbeiter neben Bezahlung der menschlichen Arbeitskraft im den Landarbeitern als die am schlechtesten bezahlte Be­tommt, reichte die soziale Einsicht der braunschweigischen Regierung rufsgruppe anzusehen sind. Soweit Braunschweig   in Frage nicht einmal soweit, daß sie den Waldarbeitern so wie in vielen anderen Freistaaten beim letzten Weihnachtsfest eine kleine Weiha nachtsbeihilfe auszahlte. Bei zukünftigen Unterhaltungen über die Rechnungsabschlüsse der Staatsforsten werden die Volksvertreter an die Bezahlung der Waldarbeiter besonders zu denken haben.

Dänemark   hat vor

Angst vor der dänischen Bieheinfuhr. einiger Zeit den Wunsch ausgesprochen, daß die scharfen Beterinär­vorschriften bei der Einfuhr von dänischem Vieh an der deutschen  Grenze gemildert und daß die Durchfuhr von lebendem Schlacht­vieh durch Deutschland   gestattet werden soll. Ein sehr verständlicher Wunsch, denn daß das dänische Vieh, abgesehen von akuten Seud en ausbrüchen, mindestens so gut gehalten wird wie deutsches Vieh, darüber ist kein Wort zu verlieren. Aber schon die Meldungen darüber, daß eine deutsche   Regierungskommission die Frage in Dänemark   an Ort und Stelle untersucht, hat sofort in inter­essierten Kreisen die sehr lebendige Angst vor einer verstärkten Einfuhr von dänischem Vieh ausgelöst. Die wo hlinformierte Stelle, die durch die Telegraphenunion die interessierten land­wirtschaftlichen Kreise sofort zu beruhigen suchte

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man wird, wohl Schieles Ministerium hinter ihr suchen müssen hat sich nun auch gleich gefunden. Es wird sorglich versichert, daß nur die dänischen Einrichtungen geprüft werden sollen und daß die Reichs­regierung erst nach der Rückkehr der Kommission sich damit bes faffen wird, ob und in welcher Weise den dänischen Wünschen Rechnung getragen werden kann. Jedenfalls zeigt der Vorgang, wie sehr man sich bei den Interessenten der Tatsache bewußt ist, daß die scheinbar so harmlosen veterinärpolizeilichen Bestimmungen ein Grenzen ist. sehr wirksames Mittel zur Verhinderung der Vieheinfuhr an allen

Preiserhöhungen

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um den Binnenmarkt zu schonen! Die

deutschen   Kartellherren haben auch Humor. Die letzten Berliner  Besprechungen der Verbände der deutschen   Emailleinduſtrie brachten von verschiedenen Seiten, wie es ja jetzt an der Tagesordnung iſt, trächtliche Aufschlag wurde nun nicht beschlossen. Dagegen wurde Preiserhöhungsanträge von 10 bis 12 Broz. Dieser wirklich be den Werken eine Preiserhöhung von 5 Proz. zugestanden", um einerseits das Mißverhältnis zwischen Produktionskosten Verkaufserlös zu mildern( von Konjunkturausnugung ist natürlich teine Rede) und andererseits, wie es so schön heißt, den Binnen­markt zu schonen". Eine wirklich gnädige Kartellverwaltung! Sie gesteht den Werfen, von denen sie in ihrer Eristenz als Syndikats verwaltung vollständig a bhängig ist, statt 12 Proz. nur 5 Proz. zu. Diese Blüte gewählter Kartellsprache verdient wirklich fest gehalten zu werden.

Hartung A.-G. Lichtenberg. Wir hatten schon mehrfach auf die jeßige Aus dem AEG.- Konzern. Hochbetrieb bei der Eisengießeret Hochtonjunktur in den Berliner   Eisengießereien hingewiesen, nachdem es sehr lange um die Eisengießereien Berlins   nicht besonders günstig stand. So fonnte auch auf der Generalversammlung der Eisen­gießerei und Gußstahlfabrit Hartung in Berlin­ Lichtenberg  , die dem AEG.- Konzern gehört, für das seit dem 1. April laufende neue Geschäftsjahr eine glänzende Beschäftigung mitgeteilt werden. Sämtliche Betriebe find bis an die Grenzen ihrer lassen für das neue Jahr einen weit besseren Abschluß als im ver­Leistungsfähigteit beschäftigt. Auch die bisherigen Gewinne gangenen erwarten. Dabei ist auch der Abschluß für 1926 trotz der Herabsehung der Dividende von 6 auf 4 Proz. recht günstig. 3u berücksichtigen ist dabei allerdings die Fusion mit der Landmaschinenfabrik Eyth- Lesser in Brandenburg  . Die Betriebs­gewinne übertreffen mit 1 Million die des Vorjahres um 300 000 m., und der Reingewinn von 166 000 m. bleibt nur unwesentlich hinter dem Abschluß von 1925/26 zurück. Die Bilanz hat sich durch die Verschmelzung mit der Eyth- Lesser Maschinenfabrit haben den Gesamtwert der Grundstücke, Werte und Maschinen von in Brandenburg   sehr verändert. Die neu hinzugekommenen Anlagen 1,5 auf 2,9 millionen Mark erhöht. Außerdem sind die Beteili gungen durch den Erwerb der Aktienmehrheit bei der Maschinenfabrik Otto Jachmann A.-G., Berlin  , mit 345 000 m. fast verdoppelt. Die aus der Fusion, dem größeren Ge­schäft und den Aktienkäufen neu entstandenen Verpflichtungen tommen in einer starken Erhöhung der Schulden, wahrscheinlich gegenüber der AEG., zum Ausdruck. Sie haben sich von 400 000 m. auf über drei Millionen erhöht.

Erfolglose Preiserhöhungswünsche der Braunkohlenindustrie. industrie erneut versucht, den Reichswirtschaftsminister dazu zu Wie gemeldet wird, hat die mitteldeutsche Braunkohlen­bewegen, einer Erhöhung der Preise für Hausbrandbriketts und der Preise für Rohbraunkohle zuzustimmen. Der Reichswirtschafts­minister hat auch diesen Wünschen aus wirtschaftspolitischen Gründen feine Förderung zusagen können.

Allgemeine Steigerung der Kohlenförderung im Auguft. Der Monat Auguft hat für sämtliche Kohlenbezirke in Deutschland  , auch für die Braunkohle, eine ziemlich beträchtliche Erhöhung der Förderung gebracht. Im Ruhrbezirt von 9,68 auf 9,93, im Aachener Bezirk von 0,41 auf 0,43, im weſtoberschlesischen Bezirk von 1,66 auf 1,74 und im niederschlesischen Bezirt auf 0,48 Millionen Tonnen. Der mitteldeutsche Braunkohlenbergbau hat seine Kohlen­förderung von 8,25 auf 8,62 Millionen Tonnen erhöht. Die Beleg schaften betragen im Ruhrgebiet   404 066 und in Oberschlesien  51 000 Mann. Wenn auch im Fördertag mehr zu rechnen ist, ist die Entwicklung nach wie vor günſtig.

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14 000 Mann Belegichaft bei Daimler- Benz  . Die Daimler. Benz A. G. Mannheim  , die sich noch im vergangenen Herbst in großen Schwierigkeiten befand, ist nach übereinstimmenden Mel bungen zurzeit in sämtlichen Abteilungen voll beschäftigt. Der Umsatz betrug im Juli 15 und im Auguft 14 Millionen Mark. Der Rückgang im Auguft fei nicht auf Konjunktureinflüsse, sondern auf Umstellungsarbeiten zurückzuführen. Die Arbeiterzahl ist von ' 9000 Mann im April auf 14000 gestiegen.