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Zentrum, wirth Tagung des badischen Zentrums hinter v< Karlsruhe . Z6. September.(Eigenbericht.) Das Zentralkomitee der badischen Zentrumspartei befaßte sich am Sonntag mit demFall Wirth". Die Beratungen waren streng vertraulich Wirth selbst hatte, so' unverständlich dos auch klingen mag, wieder einmal vorgezogen, trotz aller an ihn ergangenen Einladungen auf eine Teilnahme und eine persönliche Der. t r e t u n g seines Standpunktes vor der Versammlung zu v e r« z ich t« n. Saüisches Zentrum für Keuüells Schulgesetz. (freiburg , 26. September. Das Zentralkomitee des badischen Zentrums hat gestern ein- gehend den Reichsschulgesetzentwurf beraten. Ueber die Verhandlungen berichtet dieF r e i b u r g e r T a g e S p o st" u. a., man sei einig gewesen darüber, daß der Entwurf eine geeignete Grundlage für eine annehmbare Regelung des Volksschulwcsens entsprechend der Reichsverfassung biete, daß das badisch« Zentrum die Reichsverfassung, insbesondere Artikel 174, schon aus allgemeinen politischen Erwägungen gewahrt und die religiösen Ziele de» Volkes unbedingt sichergestellt wissen wolle. Im Rahmen dieser Vor- aussetzungen werdc es die 5)and zur Verständigung bieten, wenn auf der anderen Seite gemeint ist hier wohl Wirth der ehrliche Wille festzustellen fei. Ueber die Stellungnahme des Reichstagsabgeordneten Dr. Wirth heißt es in dem offiziellen Bericht: Daß der Reichstagsabgeordnete Dr. Wirth der Tagung ferngeblieben ist, statt mannhaft seine Meinung durch persönliche Anwesenheit zu vertreten, hat allgemein starkes Befremden hervorgerufen. Dos in gegnerischen Zeitungen veröffentlichte Memorandum kam zur Verlesung. Die Antwort wurde festgelegt und an ihn abgesandt. Beiden Teilen steht es frei, die Aktenstücke der Oeffentlichkeit vorzulegen. Das ein- seitig« Vorgehen des Herrn Reichstagsobgeordneten Dr. Wirth in der Schulfrage hat einer friedlichen Lösung speziell in Baden nicht

und Schulgesetz. rschlofsenen Tiiren. Wirth bleibt fern. nur nicht gedient, sondern den alten noch neue Schwierig- leiten hinzugefügt. Die Lehrer protestieren. Im Gegensatz zu dieser Haltung des Zentrums stehen b. Proteste der Lehrerorganifationen, die in imm«- wachsender Zahl das Keudellsche Schulgesetz ablehnen. So führt der pfälzische Kreislehreroerein in einer Entschließung, die dieser Tage angenommen wurde, u. a. aus: Der vorgelegte Reichsschulgesetzentwurf stelle die Gemeinschafts­schule, die nach der Reichsversassung Regel schul« sein solle, den Antragsschulen(Bekenntnis- und Welianfchauungsschulen) gleich. Der Entwurf nehme die bestehende, im Wesen ganz anders gerichtet« Konsesstonsschul« als beantragte Bekenntnisschule an: er lege den Begriff des geordneten Schulbetriebes willkürlich und unsachlich aus, so daß leistungsfähig« Zwergschulen gebildet würden, und mache die Schutzbestimmung des Paragraphen 174 für Länder mit noch Bekenntnissen nicht getrennten Simuitanschulen zu einer bloßen Uebergangsbestimmung. Der Entwurf fordere von Ländern und Gemeinden erhöhte finanzielle Leistungen und oer- schlechtere zugleich den organischen Schulaufbau und damit die Leistungsfähigkeit der Schule. Der Entwurf verleg« den Kulturkampf in die Gemeinden: dadurch gefährde er die Einheit deutschen Volkstums. Die Versammlung fordere mit allem Nachdruck seine Ablehnung durch den Reichstag . Auch der Berliner Lehrerve rein hat in Uebercin- stimmung mit dem Deutschen Lehrerverband einen scharfen P r o t e st gegen das Keudellsche Schulgesetz mit den bekannten durch- schlagenden Gründen erhoben. Gegenüber den Urteilen dieser berufenen Träger der Schule besagt die bestellte Arbeit einiger christlicher Elternverbänd« und weniger rein konfessioneller Organisationen, die sich noch für das reaktionäre Schulgesetz vereinen, fachlich nicht da. Mindeste

Der wiener?ustizstanüal. Wie man Arbeiter vom Juli-Gericht fernhält. Unseren Lesern ist bereits bekannt, was Genosse Dr. Bauer im Nationalrat festgestellt und was der Iustizminister Dr. Dinghofcr zwar zugegeben, aber auf absichtslose Zufälle zurückgeführt hat: die tendenziöse und gesetzwidrige Auswahl der Schöffen für den Czerny- Senat, der die Julidemonstranten aburteilt eine Auswohl, die erreicht hat. daß kein Arbeiter diesem Gericht angehört. Nun hört man, was fürZufälle" dieses Ergebnis zustandegebracht haben. Tie Tatsachen. 1. Nach dem Gesetz hätte«in S ch n« i d c r g e h i l f e in den Senat als e r st e r Schösse berufen werden müssen. Das Landes­gericht hat einen Kaufmann, einen Schneider meister, eine Frau berufen, den Arbeiter, der als erster aus der List« stand, nicht! 2. Auch bei der Auswahl von Schöffen aus der Ergänzungs- liste ist in derselben Weise verfahren worden. Man hat dort einen Borstenzurichter übergangen, um einen Schneider- me i st e r zu berufen, einen Beamten und«inen Schrift- setzer übergangen, um«ine D i r e k t o r s g a t t i n zu be- jusen. Aber, so sagt der Landesgerichtspräsident und ebenso der Justiz. minister, man dürfe aus diesen Tatsachen beileibe nicht schließen, daß man im Landesgericht planmäßig darauf ausgegangen sei, durch Ausschließung der Arbeiter vom Schöffenamt bürgerliche Klassengerichte zur Judikatur über die Juligefongenen zu- sammenzustellen. Nein, das Ganze sei nur die Folge einer Reihe unglücklicher Zufälle! DieZufälle". Erster Zufall: Der Hofrat W ü st i n g e r sagte gesprSch»- weise seinem Kanzleileiter, daß es eigentlich schön wäre, wenn man für die schwierigen Prozesse, in denen über die Verletzung des Urheberrechtes geurteilt wird, besonders intelligente Schöffen haben könnte. Der Kanzleileiter aber ist schwerhörig und so habe er die Bemerkung des Hofrats dahin mißverstanden, der Hofrot wolle ihm«inen Wink geben, sür ihn besonders intel - ligente Schöffen aussuchen zu lassen. Zweiter Zufall: Der Kanzleileiter forderte bei dem Kanzleibeamten, der die Schöffen auf die einzelnen Senate aus- zuteilen hat,besonders intelligente Schöffen". Und da gerade Urlaubszeit war, versah dieses Geschäft«in osfenbor wenig gesetzes- kundiger Beamter, der sich dazu verleiten ließ, besondersintel - ligente" Schöffen auszusuchen, statt die gemäß dem Gesetz nach der Reihenfolge, in der sie in den Listen verzeichnet waren, zu laden. Dritter Zufall: Der besagte Kanzleibeamte war sich dessen bewußt, daß der Senat Wüstinger über Verletzungen des Ur- heberrechtes, des Marken- und Musterschutzes zu tirteilen hat, und er suchte nun Schössen, die für diese Ausgabe besondersintelligent" sind. Also schloß er zwar den Schneider- gehilfen aus, zog aber einen Schneidermeister einem Schrifisetzer vor. Vierter Zufall: Der Hosrat Wllstinger leitete im August vorübergehend nicht nur seine Abteilung, sondern auch die Ab- teilung des damals aus Urlaub weilenden Hosrates Ezerny, und dieser Zufall verleitete den Kanzleibeamten zu dem Irrtum, daß er nicht nur dem Senat Wüstinger, der die Urheberrechtsprozesse führt, sondern auch dem Senat Ezerny, der über die Juli- gefangenen urteilt, besondersintelligente" Schöffen schicken soll«. So kam es, daß, dank solcher Häufung von vier Zufällen, auch Hofrat Ezerny. der mit den schwierigen Urheberrecht-prozessen nicht zu tun hat, keineunintelligenten" Arbeiter, sondern nur intelligente" Bürger als Schöffen bekam. Solcher Häufung von Zufällen hat es holt bedurft, um zu verhüten, daß Arbeiter über die Juligefangenen richten... S» hat denn bis jetzt eÄft gesetzwidrig besetztes Gericht über die Julidemonstranten«ine Reihe aufreizender Schreckensurteile ver- hängt. Von Rechts wegen müßten dies« Urteil« ausgehoben und vor den richtig zusammengesetzten Senat zurückverwiesen werden: daß es überhaupt zu solchen zweckbewußtcn Zufällen kommen konnte, ist nur ein weiteres Moment jenerVertrauenskrise", die schon gar kein« Krise mehr ist, da dieses Vertrauen sich längst in«in Nichte verflüchtigt hat.

Da» moderne Theater»erdient Verachtung." Einer der hervor- ragendften Schauspieler Londons , Robert Loraine , verbrettet sich in einem Zeitungsaufsatz über die Gründe, denen die Werte Strind- bergs neuerdings wieder eine ganz außerordentlich« Beliebtheit ver- danken. Es verdient Beachtung, was dieser Bühnenkünstler dabei zu dem Problem des modernen Theaters zu sagen hat.Das mo- derne Theater verdient", so schreibt Loraine,die tiefste Verachtung des englischen Publikums und zwar wegen der niedrigen Qualität der aufgesührten Stücke. Geht nicht ins Theater, falls ihr nicht das Bild eines echten englischen Menschen zu sehen bekommt! Die eng- tischen Dramatiker sind allzu exotisch und dekadent geworden. Sie zeigen euch abstoßende Typen in einem schmutzigen SpiegeL Wo ist der Held mit starken Gefühlen und Handlungen? Di« modernen Helden sind verweichlicht, ihr Gefühlsleben erklärt sich durch irgend- einen Freudschen Kompler. Die dramatischen Autoren befinden sich aber auf einem falschen Weg. Dekadente Stücke leben kein langes Leben. Das Publikum will sich nicht aus die Dauer mit halben Epi- grammen und halber Liebe begnügen. Alle modernen englischen Stücke sind nach einem Rezept gemacht: Pyjamas, Cocktails, nackte Beine, langhaarige junge Leute, kurzgeschorene Mädchen, Tanzwut und Idiotismus. In den zweieinhalbtausend Manuskripten, die ich in der letzte» Zeit durchgelesen habe, habe ich kaum hundert lebendige Men selten gefunden. Aber genug mit diesen Leuten ohne Rückgrat! Deshalb habe ich die männliche Rolle in StrindbergsDater" mit solcher Freude verkörpert. Laßt uns endlich Stücke aufführen mit richtigen Männern und richtigen Frauen." Besiedlung der arktischen Gebiete. Vor der Allbritischen ver- «inigung zur Förderung der Wissenschaften hielt unlängst der Präsident Dr. Brown von der Geographischen Abteilung einen Bor- trag über die Möglichkeiten der Besiedlung arktischer Gebiete. Nach Brown steht die Frage einer solchen Besiedlung unmittelbar vor ihrer endgültigen Lösung. Während die antarktischen Gebiet« durch die heftigen Stürme weniger für«in« dauernd« Kolonisation in Frag« kommen, würden die arktischen Gebiete von solchen Stürmen und einer gewissen Unbeständigkeit des Wetter» verschont. Ei sei im ollgemeinen mit vier Monaten sommerlichen Klima, zu rechnen. Während d'eser Zeit erreiche die Flora wie die Fauna einen solchen Grad von Lebenskraft, der ihnen gestatte, die kalten Monate zu überdauern. Bei besonderer Anpassung an die Lebensbedingungen der Arktis sei daher auch eine Besiedlung durch den Menschen möglich.

vl,«weile LoiderveeaaNaNaa, d« 0«l»,ddha,«. 8. findet am 5. DtloBer, abend» 8 Uhr. in der Aula de« Gymnasiums zum Grauen Kloster ein Nolegger-Abend statt, für den Hermann Kienzl gewonnen wurde. Einlatz- tarten zum Preise von 0,«0 M. in den VerkausSstellen der Volksbühne. vie«roh« Serllaer SoaNousNellung(«arteil) und die yurhsrele Kunst- Ichau im LandeSauSsteÜungSaeiüude, Alt-Moavtt 4-�lO, wird nicht am ZV. September geschlossen, sondern noch bis 16. Oktober inll. verlängert werden. Die Ausstellungen sind läglich von 106 Uhr geissnet. iiammerlSnger tzermaoa«ara veranstallet am Freitag. SO. September, abends 8 Uhr. im maßen Festiaal de« WiimerSdorjer Stadthauses einen GesangSabend. dessen Ertrag den DilmerSdorser Eäuglingspslege-Nnstalte» zugute lammt. Gura wird an diesem Übend süns von ihm ausaebsldet« Künstler vorstellen.

Das unruhige Marokko . Es gärt in der spanischen Zone. pari», 26. September. (EP.) Nach Meldungen au» T e t u a n ist es in der Tangerzone zu ernsten Zwischenfälle» gekommen. Die spanischen Behörden hatten die bei einem religiösen Fest übliche» Umzüge in ver­schiedenen Städten verboten. Als die Umzüge trotzdem durch- gefühn werden sollten, gab ee Zusammenstöße der Bevölkerung mit den Truppen. Ferner töteten eingeborene Soldaten einen Posten im Gebiete der Beni Inassen. Infolge dieser Vorkommnisse sind Ein- geborene, die bisher zu den Spaniern standen, zu den A u f st ä n- dischen übergegangen. Kämpfe in Shanghai . Blutiger Zusammenstoß mit Japaner« in Hankau . Washinglon, 26. September. (Associated Preß .) Da? Staatsdepartement hat vom Konsul in Schanghai die Mit- teilung erhalten, daß bei den Kämpfen in der Umgegend von Schanghai am 20. und 21. September, wo nationale Truppen die 31.(!) Armee wegen ihrer Unzuverlässig keit entwassnetev, 12 06 Soldaten getötet oder verwundet wurden. Wie aus Tokio amtlich berichtet wird, versuchten chinesische Soldaten ein« Gruppe japanischer Marinesoldaten in Hankau zu entwaffnen. Die Japaner machten von der Masse Gebrauch, auch van Maschinengewehren. Bisher sind vier chinesische Tote und neun Verwundete sowie c i n japanischer Toter festgestellt. Die britischen und französischen Konzessionen wurden von etwa 400 Kommunisten angegriffen. Die Kommunisten konnten entwaffnet werden: zwölf Angreiser wurden sofort vor das Kriegsgericht gestellt. Der französische Konsul hat«in japanisches Minenboot gebeten, die jranzösischen Interessen zu schützen.

Die Zaschiftengefahr in Prag . Neu« Untersuchung gegen Gajda und Konsorten. Prag , 2S. September.(Eigenbericht.) Das Blatt der LegionäreNarodni Osvobozlenl"(. Nationale Befreiung") meldet aus verläßlicher Quelle: vie Staatspolizei hat das Im Setretariol der Präger Faschistengemeinde beschlagnahmte Material der Militärprokuratur übergeben. Die Militärpraturatur hat eine neue Untersuchung gegen den degradierten Senerat Gajda. gegen de« Stabskapitän Z a n a k und gegen eine Reihe höherer Qssiziere der Präger Garnison eingeleitet. Angeb­lich handelt e» sich um strafbar« Delikte sehr wesentlicher Natur. Zum Generaltruppeninspektor mit sehr weitgehenden vollmachten Ist der General p o d h a t s k y ernannt.

Putschgefahr in Griechenlanö. Militärverhaftungen in Saloniki. Athen , 26. September. (Havas.) on Saloniki ist eine Anzahl Unteroffiziere unter der Beschuldigung verhastet worden, eine Aufstandsbewegung geplant zu haben, die gleichzeitig gestern in Saloniki und Athen ausbrechen sollte. Mehrere Post, und Telegraphen. b« a m k e, die wegen ihrer pangalistischen Stellungnahm« be- kannt sind, hat man gleichfalls verhaftet. Borsichtshalber sind die Garnisonen von Athen und Saloniki in Bereitschaft gestellt worden. Wiederholt sind in der letzten Zeit pangaliftisch« Offizier« de. porttert worden. von äer freiheitlichen öauernbewegung. Gründung der Westdeutschen Bauernschaft. Während die sogenannten christlichen Bauernvereine alter Rich- tung, begrüßt von dem Bauerndoktor Helm und dem Landbund. minister Schiele am Sonntag in München ein Treffen veran- stalteten, wurde in Westfalen «in Zusammenschluß vollzogen, der ein« wesentlich« Stärkung der freiheitlichen Bauernbe. wegung bedeutet. In Anwesenheit de- Geschästsführer» Lübke von der Deutschen Bauernschaft schlössen sich am Sonntag in M ü n st e r die Bertretcr des Westsälischen Bauernbunde» und des Westdeutschen Bauernbundes in der Westdeutschen Bauern- s ch a f t zusammen. Der Westfälische Bauernbund gehörte schon bi». her zur Deutschen Bauernschaft, während im Westdeutschen Bauern- bund« zwei größere Absplitterungen vom Westfälischen Bauern«

verein unter der Führung der Landwirte Hillesechn und Dr. Lünen­borg sich vereint hatten. Die so vergrößerte Organisation schließt sich ebenfalls der Deutschen Bauernschaft an. Der unter Führung des Reichsfreiherrn v. Kerckerinck zur Borg stehende Westfälische Baucrnverein war durch den Austritt zahl- reicher mit der ordentlichen Führung unzufriedener Mitglieder in seiner Bedeutung schon sehr zurückgegangen. Die neue stark« Schwächung des Westfälischen Bauernvereins zeigt, daß die Bauern sich eine adlige Führung nicht mehr gefallen lassen wollen.

Kommunistischer�intiputschismus'. Moskauer Kommunisten gegen litauisckje Aufständische. Prawda" vom 16. September veröffentlicht einen Artikel von Mitztewicz-Kopsukas, dem ehemaligen Vorsitzenden dos Rates der Volkskommissare Eowjet-Litaucns über die Er- eignisse in Litauen . Bereits der Titel des Artikels ist bezeichnend: Der Putsch in Litauen ". Um so bezeichnender der Inhalt: Die unvollständigen telegraphischen Mitteilungen lassen noch schwer das vollständige Bild der Ereignisse feststellen, die sich in Litauen in der Stadt Tauroggen am 9. September abgespielt haben. Es steht aber außer Zweifel, daß dort ein Putsch stattgesunden hat, an dessen Spitze einzelne Mitglieder der linken Narodniki, der Sozialrevolutionäre und der Sozialdemokraten gestanden waren. Die Kommunisten, als grundsätzliche Gegner oller Putsch«, waren an den Ereignissen in keiner Weise be- t e i l i g t... i Dielinken" Führer der Narodniki,' der Sozialrevolutionär« und der Sozialdemokraten sind nicht im Stande, zu den Massen zu gehen und von unten aus den breiten Kamps gegen den Faschismus zu organisieren. Sie weichen daher einer Einheitsfront mit den Kommunisten gegen die Faschisten aus. Dielinken Füh- rer" sind nur zu Putschen fähig, die der Arbeiterklasse und den ärmeren Bauern nichts, außer dem Schaden, bringen. Vor kurzem hat das faschistische Regierungsblatt die Führer der litauischen Sozialdemokratie wegen ihrer Loyalität gegenüber der saschistischen Regierung gelobt. Auch jetzt, wo die Vergewaltigung von Organi- sationen der Sozialdemokraten und der Narodniki sowie die Er- schießungen begonnen haben, konnten die Führer nur eine Abord- nung zu dem Kriegsminister und zu dem Erzbischof schicken, um gegen die Verhaftungen zuprotestieren". An irgendeinen e r n st h a f t e n Masienkamps denken sie gar nicht. In einem Telegramm wird mitgeteilt, daß die Arbeiterklasse S tauen? auf den Terror der Regierung mit der Proklamierung des lZenerolstreiks geantwortet hat. Sollte es richtig sein, so muh man so zen, daß unter den gegenwärtigen Umständen ein solcher Streik in Litauen kaum von Erfolg sein kann. Die Unzufriedenheit unter den Arbeitern und den ärmeren Bauern Litauens ist zwar groß, die Massen sind aber noch passiv. Die k o m m u n i st i s ch e Partei Litauens hat und wird sich durch putsch, st ische Stimmungen nicht beeinflussen lassen. Sie wird vielmehr die breiten Arbeiter, und Bauernmassen für einen aktiven Kampf gegen die faschistische Diktatur gewinnen." Alles steht Kops im Kopse dieses kommunsitischen Führers. Die verhaßten Sozialdemokraten zeichnen sich durch Loyalität gegenüber der saschistischen Regierung aus, und rufen einen Aufstand gegen sie in» Leben! Sie wollen von einer Massenbewegung nicht» wissen und forder» die Arbeiter zu einen, Generalstreit auf! Man wäre beinah« geneigt, den Verfasser ob seiner geistigen Unbeholsenheit zu bedauern, wenn die Niedrigkeit seiner Gesinnung nicht so sehr zum Vorschein käine. Ein» wird man sich aber aus diesem hilflosen Gestammel doch merken müssen: als es zu einem Ausstand und Generalstreik gegen die faschistische Diktatur kam, wollten die Kommunisten davon nichts wissen. Der Fall stand nicht vereinzelt da. Es ist wohl noch allgemein in Erinnerung, das bei dem faschistischen Umsturz in Bulgarien die KP. Bulgarien, ihreNeu- tralität" proklamiert hat. Und auch während des faschistischen Umsturzes In g t a l> e n und erst recht während«ine? solchen in Litauen war bekanntlich die Haltung der Kommunisten sehr un- sicher. Der Haß gegen die Demokratie ist eben in den kom- munisttschen Parteien so stark, daß sie sich nie rechtzeitig orientieren können, sobald ein entscheidender Kampf zwischen der Demokratie und der faschistischen Diktatur ausbricht. Und diese Desorientierung nimmt einfach widerwärtig« Formen an. wo die Moskauer Kommu- nisten wie tm Falle des litauischen..Putsche»" sich on die faschistische Diktatur direkt anzubiedern suchen, um die nationalistische litauisch« Regierung gegen Polen au»spiel «n zu können.