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Herr v. Hämmerst ein noch die besondere Lieben?wiirdig!eit' gehabt haben soll, gegen 200 Briefe für dieNation" abzu- splittern, verdient keinen Glauben. DaS demVorwärts" über- lieserte Material enthält auch Briefe freisinniger Führer an Herrn v. Hammerstein und Genossen. EZ handelt sich dabei, wie wir weiter erfahren, nur um drei Briefe von zwei freisinnigen Abgeordneten. Die Briefe haben jedoch keinerlei Bedeutung, sind vollkommen gleichgiltigen Inhalts und von der geschäftlichen Art, wie sie im parlamentarischen Leben zwischen Abgeordneten ge- legentlich ausgetauscht werden." Die antisemitischeStaatsbürger Zeitung" schreibt da- gegen: Wie wir aus guter Quelle hören, ist es allerdings That- fache, daß sich in den Händen der Gegner eine kleine Zahl von Briefen befindet, die seinerzeit dem Herrn von Hammer- stein gestohlen sind, und zwar von einer sogenannten Gouvernante, mit der er ebenso wie mit einer anderen Dame, jüdischer Abstammung, unlautere Beziehungen unter- halten hat. Diese Gouvernante wurde von den politischen Gegnern v. Hammerstein's bestochen, stahl ihm die Briefe und verkaufte sie an ihre Auftraggeber um eine erhebliche Summe. Wie dieLeipziger Neueste Nachrichten" wissen wollen, reiste Hammerstein selbst der Diebin in die Alpen nach und suchte um jeden Preis wieder in den Besitz der Dokumente zu gelangen. Es war zu spät und hiermit war auch sein Schicksal besiegelt. Erst jetzt schritt er zu den bekannten Wechsel- fälschungen, durch die er sich die Mittel zu einer weiteren ehr- losen Existenz verschaffte. Die Artikel derNation" lassen darauf schließen, daß Herr Barth im Besitz jener gestohlenen Briefe ist.. In diesen Darstellungen ist Wahrheit und Dichtung einig gemengt, sie ergänzen sich gegenseitig, in dem die eine die Korrespondenz Hnmmcrsteins mit Männern, die andere seine weiblichen Beziehungen berührt. Wir haben keine Veranlassung, auf die Frage der Herkunft der in unseren Besitz gelangten bedeutungsvollen Briefe näher ein- zugehen, da wir schon bemerkt haben, daß sie in nach jeder Richtung einwandsfreien Weise erfolgt ist. Was die Briefe anlangt, die dieNation" erwähnt hat und über die näheres festgestellt werden wird, wenn die Widerklage der Frank- fnrterKleinen Presse" gegen den Freiherrn v. Hammer- stein zur Verhandlung kommen wird, so haben wir schon in einer Polemik mit derFrankfurter Zeitung ' angedeutet, wo man sich hierüber Informationell zu holen hat. Merk- würdig ist freilich, daß die Wochenausgabe derFrank- surter Zeitung" auch noch die Spuren zu verwischen sucht, an welchem Kniffe wir durch unser Dazwischenfahren ihre Tagesausgabe gehindert haben. <» Deutsches Reich . Wettere Ergebnisse der Berufs» und Gewerbezählung veröffentlicht dieStatistische Korrespon- deuz". Wir kommen auf dieselben zurück. An der preußisch-russi scheu Grenze haben russische Grenzsoldaten eine neue Grenzverletzung schlimmster Art begangen. Aus Bromberg , 14. Oktober, wird der Berliner Abendpost" darüber berichtet: Am Freitag Abend kamen drei russische Grenz- o l d a t e n in die Schänke der Gastwirthin W a w r) y n» i e w i c z in dem preußischen Grenzdorie P o l a n o w a m>d verlangten Getränke. Als später die Gastwirthin Feier- abend bot und Bezahlung verlangte, wurde sie und auch die herbeieilende Dienstmagd von de» Trunkenen erschossen. Auch die jüngste Tochter der Gastwirthin wurde durch eine Kugel in die Schuller und eine zweite in den Unterleib tödtlich verwundet und die 10jnhrige, bereits schlafende Enkelin gewürgt. Hierauf erbrachen die Mörder Schränke und Kästen, raubten Geld, zerbrachen viele Sache» und gössen das Petroleum auf den Erdboden. Die drei Mörder sind bereits von der russischen Behörde verhaftet und ins Gefängniß einge- liefert worden." Aehnliche Dinge sind nun wiederholt schon vorgekommen. Da sollte die Reichsregierung einmal ihr diplomatisches Geschick zur Verwendung bringen, um zu erreichen, daß derErbfreund" im Osten nicht mehr durch Anstellung solchen Gesindels an der Grenze die deutsche Grenzbevölkerung beständig beunruhigt. AuS der bayerischen Kammer. Auf die Interpellation des Genossen Grillenberger, Epidemien in den Kasernen betreffend, erwiderte der Kriegsminister, die Typhus -, Scharlach- und Durchfall-Epidemien in den Kasernen Passaus, Münchens , Erlangens, Bambergs und Neu- Ulms seien aus die Bodenverhältnisse bezw. eine Ansteckung von außen zurückzuführen; die Verpflegung trage keine Schuld. Wimmer (Bauernbund), Pichler(Zentrum), Sartorius (freifinnig) und Mauderer(Zentrum) kritisiren die Mannfchastskoft als mangelhaft und tadeln die Ueberanstrengung und die Unreinlichkeit. Aub stellt sich als Nalionalliberaler natürlich auf seile des Kriegs- niinistcriums. Der Kriegsminister erklärt, er werde alles zur Beseitigung der Klagen über die Verpflegung und für da? Hin- hallen von Epidemlen aufbieten. Eine Ueberanstrengung sei möglich; daß sie zu Epidemien führe, bezweifle er. Die Kammer verweigerte dem Antrag Grillen- b e r g e r betr. Wahlgesctz-Reform die Unterstützung; der Antrag kommt also nicht zur Berathung. Die Kammer will also keine Wahlgesetz-Reform, die, wie Sigl'sVaterland" be­merkt, fast ebenso nolhwendig wie das tägliche Brot wärt. Stuttgart , 13. Oktober. (Eig. Bericht.) Die Steuer- Kommission der württeinbergischen Abgeord­netenkammer schloß am Sonnabend nach zehntägiger Tagung ihre Berathungen und geht ihr Antrag dahin:Die Kammer der Abgeordnelen wolle in die E i n z e l b e r a t h u n g der säinmtlichen Gesetzentwürfe eintreten. Die Kommission spricht ferner die Erwartung aus, daß den Ständen ein Gesetzentwurf über die R e f o r m der G e m e i n d e st e u e r n so zeitig vor- gelegt wird, daß die Verabschiedung der Gesetze über die Staats- und Gemeindestener-Reform gleichzeitig erfolgen kann. Tie Gilligkeit der Gesetze über die Kapital-, Grund-, Gebäude- und Gewerbesteuer soll nur auf eine in denselben zu bestimmende kurze Reihe von Jahren beschränkt werden." Der schriftliche Bericht wird der Kammer Ende November oder Anfang Dezember vorgelegt werden, woran sich eine Generaldiskussion knüpfen wird, während die Einzel- berathung erst im nächsten Frühjahr in Angriff genommen werden soll. Karlsruhe , 14. Oktober. L a n d t a g s w a h l e n. Die Nationalliberalen haben 15 Bezirke behauptet, 1 verloren und 2 gewonnen. Das Zentrum hat bisher 8 Wahlkreise behauptet, 1 verloren. Aus 2 Bezirken stehen die endgiltigen Resultate noch aus. Freisinn und Demokraten haben 3 Wahlkreise behauptet, 1 verloren. Die Konservativen haben nur 1 Mandat behauptet. Die Sozialdemokraten halten sich auf ehren 2 Sitzen. Die Anti- semiten bringen keinen Abgeordneten durch. Ungarn . Die Korruption. Aus Arad wird telegraphirt: Eine gerichtliche Untersuchung ergab, daß die hier seit Jahren verübten Steuerdefraudationen mehr als 140 000 Gulden be- tragen. Zwei hochangesehene Persönlichkeiten sollen in den nächsten Tagen verhaftet werden. Auch beim Großwardeiner Domkapitel wurden Unregelmäßigkeiten entdeckt. Der Güter- oirektor Szabo ist seines Amtes sofort entsetzt ivorden. Kroaten gegen Serben. Heute Vormittag gegen II Uhr rottete sich in Agrnm eine Menschenmenge vor der serbischen Kirch« und dem der serbischen Gemeinde gehörenden Hause zusammen, verlangte die Entfernung der gehißten serbischen Fahnen und schlug die Fenster ein. Die Polizei zerstreute die Demonstranten mit der blanken Waffe. Frankreich . PariS , 14. Oktober. Die Budgetkommission der Depntirten- kammer nahm nach Hanotaux' Erklärungen eine Erhöhung des Budgets des Auswärtigen von 200 000 Frs. zur Errichtung neuer Konsulate in Süd- China und auf Formosa an. Hanotaux kündigte an, daß er beim Zusammentritt der Deputirtenkammer einen Kredit zur unverzüglichen Errichtung dieser Konsulate be- antragen und gleichzeitig dem Parlament den neuen französisch- chinesischen Vertrag zur Genehmigung vorlegen werde. Rückgang der Handelsmarine. Die Pariser Blätter äußern ihre Entrüstung über die Feststellung des Bureau Veritas in der Jahresstatistik, nach welcher die französische Handelsmarine an Bedeutung gesunken ist, sodaß sie jetzt nur noch den Platz zwischen Schweden und Griechenland einnimmt. Opfer der madagassischen Expedition. Auf dem TransportdampferCanton", welcher 541 Soldaten von Madagaskar nach Frankreich bringt, sind 50 Mann aus der Fahrt bis Port Said (Egypten) gestorben. Holland . Amsterdam.(Eigener Bericht.) Der Wahlzwang. Je näher die Zeit rückt, an der die Bourgeoisie gezwungen ist, dem arbeitenden Volke endlich einmal wenigstens ein Stückchen des ihm zukommenden Rechts abzutreten, um so mehr graut ihr vor den Folgen dieser Thal: der Ausdehnung des Wahlrechts. Von verschiedenen Seiten wird daher der Wunsch laut, zugleich mit einer Ausdehnung des Wahlrechtes die Wahlpflicht einzuführen. Dieser verflucht gescheidte Gedanke ist auch schon einmal von den deutschen Konservativen ausgeheckt worden. Man hofft damit die üblen Folgen, die ein ausgedehnteres Wahlrecht für den Geldsack haben könnte, zu paralisiren. Es ist nament­lich der katholische Klerus, der, auf die Folgsamkeit seiner trägen gläubigen Heerde rechnend, die Einführung der Wahlpflicht be- sürwortet. Ein Blick auf Belgien , wo auch die Wahlpflicht be- steht, beweist nur. daß wir auch vom Wahlzwang nichts zu fürchten haben. Norwegen . Die Lösung derMinisterkrisis, bievor mehr als Jahresfrist ausgebrochen ist, scheint nun ihrer Lösung ent- gegen zu gehen. Wie nämlich das Blatt der LinkenVerdens Gang" meldet, wäre ein neues Ministerium, dessen Mitglieder aus allen Parteien genommen seien, gebildet. Zum Slaatsminister sei der bisherige Staatsrath bei der Staatsraths- Abtheilung in Stockholm Dr. Hagerup ernannt. Italien . Die Kammer ist zum 15. November einberufen. Spanien . Antiklerikale Manifestationen werden in den letzten Wochen auffallend häufig geineldct; so wurde am Sonntag aus Cadix telegraphirt: Anläßlich einer Prozession kam es zu Ruhestörungen, indem ein Volkshaufe die Prozession zu verhindern suchte. Die Gen- darmerie zerstreute die Menge, wobei einige Personen verwundet wurden. Die Ruhe wurde wiederhergestellt. Ferner wird aus Madrid depeschirt: Die Regierung hat gegen die in Barcelona angekündigten Studentenunruheu Maßregeln ergriffen. Der hier anwesende Generalkapitän von Catalonia erhielt vom Ministerpräsidenten die Weisung, nach Barcelona zu reisen und jede Ruhestörung sofort zu unterdrücken. Wenn die Zivilbehörden ihre Entlassung einreichen sollten, dann solle cr den Belagerungszustaud erklären. Die in Madrid anwesenden republikanische» Abgeordneten haben den Studenten ein Glückwunsch- Telegramm übersandt. Hierzu wixd noch aus Barcelona telegraphirt: Die Studenten erneuerten ihre Kundgebungen, so daß die Gendarmerie mit der Waffe einschreiten mußte. Die Ordnung wurde wiederhergestellt und zwei Studenten verhaftet. Die Be- Hörden entschieden sich für strenge Durchführung ihrer Maß- »ahmen. Kuba scheint für Spanien immer gefährlicher zu werden. Ein Konflikt zwischen den Vereinigten Staaten scheint aus Anlaß des kubanischen Aufstandes in naher Aussicht zu stehen. Aus New-Iork liegt folgende telegraphische Meldung vor: Der Staatssekretär Olney benachrichtigte, wie dieNew- Aork World" meldet, die spanische Regierung davon, daß Spanien iür die etwaigen Folgen der Weigerung der Behörden in Havannah, den Generalkonsul Williams als diplomatischen Vertreter anzu- erkennen, verantwortlich gemacht werden würde. Olney begründe sein Vorgehen auf den Vertrag vom Jahre 1739, welcher den Konsuln der Vereinigten Staaten auf grund der Meistbegünstigung gestatte, als diplomatische Agenten zu fnngiren. Aus Washington melde» dieCentral News of Germany": Der General-Anwalt der Vereinigten Staate» hat als Erwiderung auf zahlreiche Anfrage» seitens verschiedener Munizipal-Ver- waltungen bezüglich des Rechtes amerikanischer Bürger, in öffent- lichen Versammlungen Sympathie und Unterstützung für die kubanischen Insurgenten kundzugeben, eine offizielle Bekannt- machung erlassen, in welcher es heißt: Die Organisation einer militärischen Macht zur Unterstützung des kubanische» Aufstandes ist ungesetzlich und muß auf jede Weise seitens der Sie- gierung verhindert und unterdrückt werden; aber es giebt kein Gesetz, welches amerikanische Bürger verhindern könnte, ihren Ansichten über diese Frage Ausdruck zu geben oder eine moralische Unierfiützung irgend einer derartigen Bewegung angedeihen zu lassen. Trotzdem würden derartige Kundgebungen gegen eine uns freundschaftlich gesinnte Macht wie Spanien der Regierung der Vereinigten Staaten ihren Entschluß, vertragsmäßige Ver- pflichtnngen der Neutralität getreulich ausrecht zu erhallen, sehr erschiveren." Sehr befriedigt wird die spanische Regierung über diese zwei- deutige Erklärung nicht sein. Dabei werden, wie die folgende Depesche aus Havannah zeigt, die Erfolge der Aufständischen immer bedentnngsvoller. Es wird nämlich gemeldet: Die Aufständischen nahmen in der Bai von Santiago ein Kauffahrteischiff, welches von der spanischen Regierung als Kriegsschiff ausgerüstet war. Mitrailleusen an Bord hatte und mit 12 Marinesoldalen und einem Offizier bemannt war. Die Mannschaft wurde entwaffnet und in Freiheit gesetzt. Danach scheinen die Ausständischen auch auf dem Meer schon mit Erfolg gegen die Spanier zu operiren. Serbien . Der Export Serbiens , der bekanntlich hauptsächlich aus Schweinen besteht, leidet stets unter dem Wechsel der serbischen Politik. Paßt der österreichischen Regierung die Politik Serbiens nicht, so übt sie dadurch einen Druck auf die halsstarrischen Ralhgeber Kleiu-Alexanders aus, daß sie dem serbischen Borsten- vieh die österreichifche Grenze sperrt unter dem Vorivande, daß in Serbien Schweincfeuchcn ausgebrochen sind. Ilm diesen Krisen auszuweichen, wird künstighin das hochpolitische Schwein in geschlachtetem und nicht in lebendem Zustande aus Serbien ans- geführt werden. Zu diesem Zwecke wurde in Belgrad eine Aktiengefellschaft sür Schlachthäuser gegründet. Bulgarien. Die Sobranje(das Parlament) wird am 27. Oktober zusammentreten. Türkei . Die Ruhe im Reiche ist noch nicht hergestellt, dies beweist die folgende Meldung aus Konstantinopel : In den letzten Tagen fanden an verschiedenen Punkten des Distriktes Jsmid Unruhen statt, bei welchen, wie verlautet, eine Anzahl Personen getödtet und mehrere Personen verwundet wurden. Nach den letzten Nachrichten ist die Ordnung wieder hergestellt. Die Angst des Sultans scheint groß zu sein, denn zetzt, nachdem in Konstantinopel die Ruhe äußerlich wieder hergestellt ist, ist die Wache im Uildizpalast durch eine Eskadron Dragoner und durch eine Batterie Artillerie verstärkt worden. Die Flugblätter, welche in der Moschee des SultanS Mo- hammed des Eroberers aufgefunden wurden, lauten:Unsere Vorsahren haben das armenische Reich gegründet und glorreich vergrößert. Die Regierung steht im Begriff, das Reich in den Abgrund zu stürzen, was nicht geduldet werden darf." Die Flug- schriften enthalten nichts von einer Konstitution. Einige am Sonnabend vorgenommene Verhaftungen unter An- klage stehender oder verbrecherischer Handlungen verdächtiger Personen, unter denen sich auch mehrere von den aus den Kirchen Befreiten befanden, rief unter der armenischen Bevölkerung neuer- dings Beunruhigungen hervor. Ruhestörungen sind bisher nicht vorgekommen. Griechenland . Die Kriegsdrohungen ivaren recht ivenig ernst. Da kein Geld in den Kassen war, wurden die einberufenen Mannschaften bis auf 150 Mann entlassen. Ostasien . K o r e.a, das im vorigen Jahre zum Zankapfel zwischen China und Japan wurde, scheint nun Reibungen zwischen Japan und Rußland veranlassen zu sollen. Die Petersburger ZeitungNowoje Wremja" meldet hierzu aus Wladiwostock: Der frühere japanische Gesandte in Korea , Jnuye, nahm bei seiner Abreise von Söul nach Japan den Ober- rentmeister des Königs von Korea , Lttaiyun, mit sich, der den Kaiser von Japan bitten sollte, Korea's Unabhängigkeit gegen fremde Eingnffe zu schützen. Nach der Ankunft in Japan weigerte sich Litaiyun diesen Auftrag auszuführen und begab sich heimlich »ach Wladiwostock, um Rußland im Namen des Königs zu bitte», Korea in Schutz zu nehmen. Gegenwärtig hält sich Litaiyun in Chabarowsk auf. Die aufständischeBewegung inChina scheint im Wachsen begriffen zusein. DieTimes" melden aus Shanghai : Einem Gerüchte zufolge sollen mohammedanische Aufständische Lanlschou erobert haben. Der britische KreuzerEdgar" wurde nach Tschemulpo gesandt, wo derselbe Marinesoldaten landen soll. Achtung, Arbeiterinnen und Genosfinne« in Berlin ! Wie bekannt, rüsten sich die Männer zu den Koni munal- wählen. Nicht alle Arbeiterinnen wissen aber, wie überaus wichtig gerade die Kommunalwahlen für die proletarilchen Frauen sind. Es wird deshalb zu Doner st ag, den 17. Oktober, eine Versammlung einberufen, wo Stadt- verordneter Z u b e i l über das Thema sprechen wird:Welches Interesse haben die proletarischen Frauen an den Stadt- verordneten-Wahle»? Arbeiterinnen und Genossinnen, agitirt fleißig für guten Besuch dieser Versammlung! Dr. Riidt hat an seine Getreuen ein Flugblatt gerichtet. worin er unter anderem sagt, daß er den Ausschluß aus der Partei mitinnerer Befriediguiig" hinnehme. Da in den Kreisen der Sozialdemokratie Rüdt's Ausschluß keine andere Empfindung erwecken wird, so ist die Befriedigung nur gegenseitig. Polizeiliches, Gerichtliche««. Dr. Gradnaner, Redakteur derSächsischen Arbeiter- Zeitung", hat am Sonntag das Zwickauer Gefängniß nach fünf- monatlichem Aufenthalt verlassen. Gestern bekam auch der Vor- sitzende des ehemaligen sächsischen Bergarbeiter- Verbandes, Genosse Hermann S a ck s e, die grünweiß« Sorte der deutschen Freiheit wieder. Er hat wegen Privat- beleidigung eines BergwerksdirektorS ein ganzes Jahr im Zwickauer Gefängniß verweilen müssen. Wir wollen hoffen, daß die Kerkerluft der Gesundheit unserer beiden Parteigenossen keinen irreparablen Schaden verursacht hat, so daß sie bald wieder mit der alten Thatkrafl und der alten Begeisterung für die Ziele der Sozialdemokratie aus den Kampsplatz treten können. Soziale Mebevllchk. Die Ermordung des Fabrikanten Schwartz in Mit Hausen i. E. brachten verschiedeneordiiungS"parteiliche Blätter mit dem Streik der Textilarbeiter Mülhausens in Zusammenhang, um der Sozialdemokratie elwas auszuwischen.Wir wissen," sagte eines dieser Blätter,zur Zeit noch nicht, ob der entlassene Arbeiter Meyer, der seinen Arbeitgeber hinterrücks ermordete, in diesen Streik mit verwickelt war, aber das wissen wir, daß in Mülhausen der Boden gedüngt war, auf dem solche Schand- lhaten gedeihen, und das ist wieder ein nener Strich in dem dunklen Schattenbilde der sozialdemokratischen Verhetzung." Das edleord»ungs"parteiliche Zeitungsgeschwifter gestand also ein, daß es über die Persönlichkeit des Mörders noch gar nichts wußte, trotzdem machte es unsere Partei für die Mordthat verantwortlich. Das schon genügt, um zu zeigen, in welch' ge- wissenloser Weise der Kampf gegen die Sozialdemokratie im Lager d e r Zeitungen geführt wird, die für Ordnung, Recht und Wahrheit zu kämpfen vorgeben. Zur Sache selbst theilen wir einiges auS dem Bericht mit. worin dem Offenburger Volksfreund" von einem Mülhauser Korrespondenten der Fabrikant Schwartz sowohl wie der Attentäter Meyer geschildert weiden.Der Fabrikant Schwartz". heißt es in dem Bericht,war einer von jenen Unternedmcrn. die der eigenen Thatkrast und Befähigung einen großen Theil ihrer Erfolge verdanken. Er machte gute Geschäfte, während seine Mitkonkiirrenten sich kaum über dem Wasser hielten; er halte immer ein seltenes Glück in den Einkäufen." Nachdem dann das persönliche Austreten des Fabrikanten Schwartz im Verhältniß zu seinen Arbeitern als ein solches ge- schildert worden, wie es nur in Mülhausen vorkommen könne, heißt es in dem Bericht weiter: Es kam ihm nicht darauf an, mit GoUverdammern und irnbeciles(Dummköpfe) unter seine Meister und Arbeiter zu wettern, und es kam auch vor, daß er sich thäilich an einem Angestellten oder Arbeiter vergriff, was i» der Welt des Kapitalismus trotz aller entgegeustcheiide» Gesetzesbestiunuunge» einem Unternehmer eben- sowohl möglich ist, als einem Sklavenhalter in früheren Tagen. Aber er wußte auch bei der Arbeit anzugreisen, wenn es noth that, er kannte jede Maschine in seinem Geschäft und wenn ihn ein Arbeiter im Elend um Unterstützung bat. da ver» stand er oft zu helfen. Die Ausbeulung der Arbeitsklaft jedoch war in seiner Fabrik ungeheuer und wenn das Geschäft seinen flotten Forlgang nahm, so bezahlten es die Arbeiter mit ihren Knochen. Der Attentäter Andreas Meyer, 1865 zn tindisheim im Kreise Erstei» geboren, arbeitete vor einigen ahren als Ansctzer in der Fabrik Schwartz und seither in ver- schiedenen anderen Mülhauser Fabriken. Im Jahre 1393 trat er dem hiesigen Textilarbeiter-Fachverein bei, bezahlte aber seine Beiträge nicht und ging daher seiner Vereins- angehörigkeit verlustig; dem Arbeiter-Wahl- verein hat er niemals angehört. Unter seinen Arbeitskameraden galt er allgemein als überspannt, verwirrt durch anarchistische oder Roman- Phrasen, die er oft in der ungereimtesten Weise anwendete und als unsicherer Kantonist, dem nicht zu trauen sei. Zur Zeit des Boulan giften-