Wie man Mayr- Lori auf die Spur kam.
Es tann teinem Zweifel unterliegen, daß der Mörder Kurt ayr Lori eine der seltsamsten Erscheinungen der modernen Kriminalgeschichte darstellt. Sein Herkommen deutet nicht darauf, daß er dereinst zum Mörder würde. Er ist der Sohn eines Diplomaten der f. u. t. Monarchie, als junger Bengel zog er ins Feld und wurde dort, wie leider so viele, in den Wirrnissen des Krieges perdorben. Nach dem Friedensschluß fam er, wie zahlreiche junge Männer seines Standes, zu den Baltitumern, später war er bei der Sch war zen Reichswehr , und die Mörder Rathenaus waren ihm wohl. betannt. Damals wurde er verhaftet, aber wieder freigelassen. Dieser Romantiker unter den Mördern baute sich jetzt ein Boot, mit dem er Don Spanien bis Tunis fahren wollte. Das Unternehmen glückte ihm. Darauf tam er wieder nach Wien , fnüpfte, von hatenkreuz. Terischem Idiotismus bereinigt, Beziehungen mit Hugo Bettauer an, der später von einem früheren Gesinnungsgenossen Mayr- Loris ermordet wurde. Er reiste nach Berlin , bemühte sich, beim Film oder beim Radio unterzukommen, und endete damit, daß er ein unglückseliges Mädchen ermordete.
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Kampf den Geschlechtskrankheiten!
Keine Vertuschung mehr
Beim Inkrafttreten des neuen Reichsgesetzes zur Befämpfung der Geschlechtstrantheiten wenden sich Reich, Staat. Stadt Berlin , Gewerkschaften, Versicherungsträger und Aerzte an die Bevölkerung Berlins mit einer Veranstaltung, die über die Gefahren der Geschlechtskrankheiten belehren will. Eine ,, Aufklärungswoche",
die vom 26. bis zum 30. September dauert, wird 50 öffentliche Vorträge mit anschließenden Filmvorführungen bringen. Am gestrigen Abend fand im Berliner Rathaus eine Er des Reiches, des Staates, der Stadt, der Gewerkschaften, der Kran kenkassen und der Aerzteschaft teilnahm.
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sondern Aufklärung.
Als Vertreter des Berliner Hauptgesundheitsamtes, das an der Veranstaltung der Aufklärungswoche hervorragend beteiligt ist, fprach Stadtmedizinalrat Prof. Dr. v. Drigalsti. Das Haupts gesundheitsamt hat dafür gesorgt, daß die nötigsten Beratungs-, Untersuchungs. und Ueberwachungsstellen geschaffen werden. Aber auch die grenzenlose Unwissenheit, die noch überall in dieser Frage herrscht, muß bekämpft werden. Ganz ahnungslos sind besonders die meisten Frauen, und gerade für sie ist die Uebertragung von Geschlechtskrankheiten in der Ehe am verhängnisvollsten. Der Redner. nannte A. Hoffmanns Buch„ Amoretten" als einen beachtenswerten Aufklärungsversuch. Keine Seuche gebe es, bei sich als ein zur Kranten zur Pflicht, zu seinem und seiner Familie Schutz und zum Schutz der Gesellschaft das Erforderliche zu tun. Direktor Karl Bauer von der Allgemeinen Ortstrantentasse Berlin begrüßte im Namen der Krantenfassen das Gesetz mit besonderer Freude. Er wies darauf hin, daß 1
öffnungsfeier statt, an der eine große 3ahl von Bertretern der nicht die Belehrung habe. Das Bejen macht es jetzt jeb e m
Die Einzelheiten der Tat bei der Insel Juist sind bekannt. Der Mann, der jetzt zum Mädchenmörder Mayr- Lori geworden war, tauchte nachdem in Köln auf. Vor zehn Tagen hat man ihn dort gulegt gesehen. Bald darauf ist er in 2 a chen erschienen; dort ver. schaffte er sich auf dem belgischen Konsulat eine Einreiseerlaubnis nach Brüssel . Der Beauftragte der Berliner Polizei, Kriminal. temmissar Johannes Müller, erfuhr von einem Manne, daß er mit Mayr- Lori zusammen von Wachen nach Brüssel gefahren sei, ohne daß er eine Ahnung davon hatte, daß sein Reisegefährte wegen Mordes gesucht würde. Bon Brüssel führte die Spur nach Antwerpen . Dort trieb sich Mayr- Lori in den Hafenkneipen herum und versuchte dann, als Arbeiter auf einem Afrikadampfer unterzukommen. Dies gelang ihm nicht. In seiner Not segte er sich auf die Bahn und fuhr nach Paris . In einem kleinen Hotel im Often der Stadt stieg er ab, und, gänzlich ausgemistet, schrieb er an Beseitigung verhängnisvoller Vorurteile seine geschiedene Frau, die in Haarlem in Holland lebte, um Geld. Dies fiel der Polizei auf. Aber, als der Kommissar in dem fleinen Hotel erschien, um den Mörder zu verhaften, war Mayr- Lori just eine halbe Stunde vorher verschwunden.
Nach einleitenden Worten des Stadtmedizinalrats Prof. Dr. v. Drigalsti, der für den Magistrat und zugleich für die Arbeitsgemeinschaft der Versicherungsträger die Versammelten beüber die Bedeutung des am 1. Ditober in Kraft tretenden Reichsgrüßte, sprach Dr. Hamel, Präsident des Reichsgesundheitsamtes, gefeßes zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten. Die frühere Ansicht, daß man von Geschlechtstrantheiten am besten Belehrung ein wertvolles und unentbehrliches nicht reden solle, ist verdrängt worden durch die Einsicht, daß mittel im Kampf gegen diese gefährliche Boltsfeuche ist. Der Redner gedachte der Aerzte Alb. Neißer- Breslau und Alfr. Blaschio Berlin , die um die Herbeiführung dieses Umschwunges und um die
Auf dem deutschen Konsulat in San Sebastian ereilte Mayr- Lori sein Geschick. Im Anfang hatte man angenommen, daß er nach England gefahren sei. Denn ein Desterreicher, der einen ähnlich flingenden Namen trug, hatte in einem Faltboot den Kanal überquert. Daß Mayr- Lori ähnliche abenteuerliche Waffer: fahrten schon vorher gemacht hatte, war ja bekannt! Es ergab sich aber, daß es sich um einen harmlosen Herrn Klaus Mayer handelte.
Kriminalkommissar Müller ist von den belgischen und den französischen Behörden in gleich bereitwilliger Weise unterstützt worben. Er ist inzwischen nach Berlin zurüdgefehrt, denn das Auslieferungsverfahren, das im Fall Mayr- Lori in die Wege geleitet ist und auf diplomatischem Wege betrieben wird, be= onfprudht längere Zeit.
Bei einem Einbruch erschossen.
sich unablässig bemüht haben. Er erwähnte auch, daß wenige Wochen nach der Revolution von 1918 die Woltzbeauftrag ten sofort mit einer Motverordnung den Kampf gegen die Geschlechtskrankheiten unterſtüßten. Das jetzt zustande gekommene Gesetz will den schweren Schäden, mit denen die Geschlechtsfrankheiten nicht nur die Kranken selber, sondern auch die Familien, die Nachkommenschaft und das Volksganze bedrohen, durch fürfor aerische Maßnahmen und nötigenfalls auch durch 3wang entgegenwirken. Wer die selbstverständliche Pflicht erfüllt, bei Erfrantung ärztliche Behandlung in Anspruch zu nehmen, bleibt nichts gegen feine Krantheit tun will und leichtfertig andere geunbehelligt. Nur gegenüber dem unverantwortlich Nachlässigen, der fährdet, foll 3wang das letzte Mittel sein. Gesundheitsbehörden, Krantentassen, Fürsorgevereine und Aerzteschaft sollen bei der Durchführung des Gesetzes zusammenwirfen, aber mitwirken muß auch eine aufgeklärte und ihrer Pflicht bewußte Bevölkerung.
Ministerialdirektor Dr. Krohne vom preußischen Ministerium für Volkswohlfahrt erinnerte daran, daß schon um die Jahrhundert mende die Absicht bestand. gesetzliche Bestimmungen über die Gefchlechtsfrankheiten zu treffen, aber fie scheiterte an dem Vorurteil jener Zeit. Das Gefeß, das wir jetzt haben, bringt den Fortschritt, daß die Prostitution durch Fürsorge bekämpft wird, und Unbemittelten fostenlose Behandlung gesichert ist. Von ihm ist aber auch die Wirkung zu erwarten, daß es
das Verantwortungsgefühl
In der Nacht zum Sonntag, gegen 4 1hr, versuchten zwei junge Burschen die Auslagen der Sya utaft en eines Wäsche geschäftes an der Ede kant- und Bindscheid. Straße in Charlottenburg auszuräumen. Sie hatten bereits die Schußporrichtungen abgerissen. als sich plöglich eine Schupoftreife näherte. Als die Einbrecher der Beamten anfichtig wurden, er griffen sie die Flucht und blieben trop der Haltrufe und meh rerer Schredschüsse nicht stehen. Jetzt schossen die Beamten hinter den Flüchtlingen her. Einer von ihnen, der 26jährige Arbeiter in meiten Kreifen des Boltes stärken wird. Billig aus der Huttenstraße zu Moabit , fant, von einer Kugel in den Bauch getroffen, schwerverlet 31 Boden. Dem Komplizen gelang es, in der Dunkelheit unerkannt zu entkommen. Die Beamten sorgten für die Ueberführung des Schwerverletzten in das Staatstrantenhaus, wo er als Polizeigefangener Aufnahme fand. Die Schußperlegung war jedoch so Ichmer, daß lig im Laufe des gestrigen Tages seinen Berlegun gen erlag. Die Leiche wurde beschlagnahmt und in das Schauhaus gebracht.
Der gefährliche Fahrdamm.
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An der
Ein tödlicher Straßenunfall ereignete sich an der Ece Lessing und Flensburger Straße in Moabit . Beim Ueberschreiten der Straßenkreuzung wurde der 14jährige Kurt Bot of ger aus der Klopstockstraße 20 von einem Kraftwagen der Straßenbahn überfahren und schwer verlegt. Der Schüler mußte mit inneren Verletzungen in das naheliegende Moabiter Krankenhaus übergeführt werden, wo er einige Zeit nach feiner Einlieferung star b. Die Schuld foll den Verunglückten selbst treffen. Die Leiche wurde polizeilich beschlagnahmt. Ecke Laubacher und Schwalbacher Straße zu Friedenau stieß gestern nachmittag cin jugendlicher Radfahrer mit einem Motorradfahrer zusammen. Der Knabe, ein zwölfjähriger Richard Antelmann aus der Juftraße, wurde von seinem Rade geschleudert und blieb mit einem ich weren Schädel bruch bewußtlos auf dem Fahidamm liegen. A. wurde zur nächsten Rettungsstelle und von dort in das Schöneberger Krankenhaus gebracht, mo er sehr bedentlich daniederliegt. Glimpflicher kam die achtjährige Charlotte Dittrich aus der Gaillardstraße zu Pankow davon, die vor dem Hause FloraStraße 23 von einem Privatauto überfahren wurde. Nach Behand lung und Anlegung von Notverbänden auf der Rettungsstelle tonnte das Mädchen in die elterliche Wohnung gebracht werden.
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Beim Spielen erfrunten. Einem bedauerlichen Unglücksfall fiel geftern nachmittag der 1½jährige Erwin Ganz aus der Neuen Bahnhofstraße 3 in Lichtenberg zum Opfer. Das Rind spielte auf dem Grundstück des Onfels in der Kolonie Wendenheide bei Köpenick und stürzte in einem unbeobachteten Augenblick in ein mit Waffer gefülltes Bassin. Als das Unglück entdeckt wurde, war es bereits zu spät. Der hinzugerufene Arzt fonnte nur noch den Tod feststellen. Die kleine Leiche wurde polizeilich beschlagnahmt und in die Röpenicker Friedhofshalle gefchafft.
Auf dem Grundstück Neue Königstraße 18 ereignete fich gestern ein folgenschweres Fahrstuhlunglück, bei dem zwei Personen erhebliche Verlegungen davontrugen. Der Fahrstuhl der Firma Müller u. Braun sollte gestern durch zwei Monteure einer Berliner Aufzugsfirma auf seine Betriebssicherheit überprüft werden. Bei einer Fangprobe rib in Höhe des ersten Stod wertes plöglich das Drahtseil, und der Fahrstuhl stürzte etwa sechs Meter in die Tiefe. Der 40jährige Fahrstuhlführer Rudolf Bartel aus der Wolfgangstraße 6 zu Lichtenberg und der 16jährige Arbeitsbursche Gerhard Troßta aus der Paul- Singer- Straße 33 zogen sich bei dem Absturz innere Berlegungen zu. Von Angestellten der Firma wurden die beiden mit Straftwagen in das Krantenhaus am Friedrichhain gebracht. Ihr Zustand ist zwar schwer, doch besteht teine Lebensgefahr. Die polizeiliche Untersuchung über die Urfachen des Drahtseilriffes ist inzwischen eingeleitet worden.
Funkwinkel.
Der Vortrag Hugo Spizers über ,, Das Erwachen der Welt. stadt" bietet den meisten Hörern menig Neues, denn sie gehören selbst zu denjenigen, die früh zur Arbeit gehen müssen. Immerhin ist es ganz verdienstvoll, daß Spizer die vom Glück beffer Bedachten auf die Mühen der anderen hinweist. Rein formal ist der Vortrag nicht geglückt. Langatmig beschreibt Spitzer die Morgenarbeit auf der Post, auf der Aboag und auf der Straßenbahn. Kurze Impreffionen, fnappe Momentbilder wären eindringlicher, anschaulicher und würden eine Ahnung von dem Rhythmus dieser Morgenstunden vermitteln. Ueber„ Die neue Herbstmode" plauscht Elsa Herzog im Stil veralteter Familienjournale. Sie spricht im Familienblattstil, der schon vor dem Kriege veraltet war. Die Funkstunde müßte aber Rücksicht auf ihre hörer nehmen, die nicht nur in gut bürgerlichen Wohnzimmern logieren. Berfehlt ist auch diesmal die Märchenstunde. Fried Engels Röslein und das Sonnenland" ist durchaus nicht naiv empfunden. Das Märchen bemüht sich um volkstümliche Haltung, gerät aber entschieden ins Sentimentale und Verkitschte. Margarete Sladek vermeidet rührsame Töne, entgeht auch der Gefahr, dramatisch zu werden, sie spricht einfach, herzlich und findet die Naivität, die leider das Märchen nicht hat. Eine prinzipielle Bemerfung über das Abendprogramm. Sicherlich hört der Berliner alles gern, was zu Berlin in irgendeiner Beziehung steht, also wird er auch an den Berliner Liedern" großen Gefallen gefunden haben. Aber für den Sonntagabend eignet sich am besten populäre Orchestermusit, denn sie intereffiert jeden. Sie erfordert feine ge= spannte Aufmerksamkeit, im Gegenteil sie entspannt. Und noch eins. Warum zu diesen Liedern eine unendlich lange und langweilige Einführung? Die Lieder brauchen keine Interpretation, fie erklären sich niftin Charlotte& reŋer, die die Moritaten in tomisch- parodistifelbst. Gut ist der Bariton Robert Koppel , gut ist die Sopraschein Stil fingt, gut ist auch Emil Kühne in feinen Rezitationen. Am Vormittag wird aus dem Großen Schauspielhaus die Jugendweihe der Arbeiterschaft Groß- Berlins übertragen. F. S.
Am Montag feßt die Funtstunde ihren Operettenzyklus mit Dolly" von Hugo Hirsch fort. An fich ist die Wahl unglücklich, wie überhaupt der ganze Zyklus verfehlt. Die moderne Operette, ganz abgesehen von ihren fünstlerischen Qualitäten, ist zu sehr auf Handlung gestellt, als daß sie durch eine rein akustische Uebertragung wirken könnte. Andererseits aber sind ihre musikalischen Eigenschaften nicht derart überragend, um für das fehlende Bühnenbild einen befriedigenden Ersatz zu bieten. Natürlich gibt es Ausnahmen, etwa Kalmans und Kuenneckes Operetten, die auch in der Uebertragung wirkten. Will die Berliner Funfftunde durchaus einen Operetten antlus geben, dann sollte sie auf die alten Werte zurückgreifen, auf Komponisten wie Offenbach , Strauß, Dellinger oder Ziehrer, denn hier ist blühende Melodit, hier sind Lieder, Balzer und Polka, deren Melodien Mängel der Uebertragung vergessen lassen. Im vorigen Jahr illustrierte die Funkstunde in einer Reihe von Orchesterfonzerten die Entwicklung der Operette von Offenbach bis Lehar . Rönnte fie nicht diese Entwidlung bei Uebertragungen der Operetten viel eindringlicher zeigen? In Giroffé- Girofla oder in Don Cafar, lohnt, zu heben. Die Funkstunde sollte diesen Vorschlag einmal in nur um Namen zu nennen, steden musikalische Werte, die es ver Erwägung ziehen. Uebrigens hat die llebertragung der Dolly" Furchtbarer Tod eines Kindes. Der Konditor B. aus Friedenau unter Mar Roths sprühender Leitung Niveau. In der Novellenbesuchte am Sonntag mit seinem anderthalbjährigen Söhnchen stunde liest Franz Weber zwei Novellen von Gustav Meyrint. Horst Berwandte in Potsdam . Im Laufe des Nachmittags ging Es ist nicht der grotest- phantastische Dichter der Fledermäuse" oder die Frau mit dem Kinde in das Schlafzimmer. In einem unbedes Grünen Gesichts", der hier zu Worte fommt. Alles Sein ist wachten Augenblid trant der Kleine eine Flasche flammend Leid" ist eine Dichtung mit lyrischem Einschlag, in Bastell2nsoform aus. Der Tod trat sofort ein. farben gemalt, die Schilderung eines zerbrochenen Lebens und in Bologneser Tränen" findet sich das Verschwimmen der Linien, das Schwanken zwischen Wirklichkeit und Unwirklichkeit, das für Meyrink charakteristisch ist, nur angedeutet. Franz Webers Organ eignet fich nicht unbedingt für den Rundfunk, trotzdem es für unheimliche Geschichten prädestiniert erscheint. F. S.
Englisch und Franzöfifch. Anfang Ditober beginnen neue Nachmittagsund Abendkurse für Anfänger und Fortgeschrittene bei Senoffin het. 250, Spichernftr. 16, Grth. 3 Tr. r.( Untergrundbahnhof Nürnberger BL.) Anmeldungen von Donnerstag, den 29. September, bis Montag, den 3. Dftober, son 5 bis 8 Uhr.
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die Krankenkassen schon seit vielen Jahren den Kampf gegen die Geschlechtsfrankheiten geführt haben mit Ber breitung von Schriften, mit Vorträgen und Filmen. Für sie sei es bei der Durchführung des Gesezes zur Verfügung eine Selbstverständlichkeit, daß sie sich zur Mitarbeit stellen. Die Krankenkassen wissen, daß Krankheiten verhüten ebenso wichtig ist, wie Krankheiten heilen. Hindernisse bereitet das Wohnungselend, das gerade bei Geschlechtskrankheiten von einer Bebeutung ist, die nicht unterschäßt werden darf. Vielfach wird der Geschlechtskranke auch durch Furcht, seine Stellung zu verlieren. davon abgehalten, sich zu offenbaren. Darum sollte man belehrend auch auf Arbeitgeber einwirken. Direktor Bauer berührte auch den Streit zwischen Krantentassen und kassenärzten. Unter lebhaftem Beifall der Versammlung sagte er, zu feiner aufrichtigen Freude könige er mitteilen, daß sehr wahrschein lich dieser nun seit Jahren geführte Kampf in allernächster Zeit sein Ende finden werde. Hoffentlich werde der Friede ein dauernder sein, denn Kassen und Aerzte gehören immer zusammen zur Heilung der Volksgesundheit, wie sie jetzt in dem Kampf gegen die furchtbarste Seuche sich als zusammengehörig fühlen.
Konrad Bruns vom Vorstand des Allgemeinen Deutschen Gemertschaftsbundes war verhindert, sein Referat zu halten, so daß es vorgelesen wurde. Er hob darin hervor, daß die Gemerta schaften das größte Interesse an der Gesundheitsfürs forge haben, weil
Gefundheit eine Voraussetzung der Arbeitskraft
ist. Die Gewerkschaften selber haben schon seit langem Gesundheits fürsorge getrieben und in Wort und Schrift sich bemüht, hygienische Belehrung unter ihren Mitgliedern zu verbreiten.
Für die Berliner Aerzteschaft begrüßte Prof. Dr. Lenne hoff das neue Gesetz. Er betonte die Wichtigkeit der ärztlichen Behandlung der Geschlechtskrankheiten, die durch das Gesetz zur Bflicht gemacht wird. Auch er äußerte Befriedigung über die in Aussicht stehende Beilegung des Streites zwischen Kaffen und Aerzten.
Prof. Dr. v. Drigalski sprach im Schlußwort die Hoffnung aus, daß es mit Hilfe des endlich zustande gekommenen Gesetzes gelingen werde, die gefährliche Volksfeuche der Geschlechtsfrankheiten einzudämmen.
Die veruntreuten Gewinne. Heute Ziehung der Gewinne von 100 000 und 25 000 Mart.
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In den Räumen der Staatlich- Preußischen Lotterte in ber Jägerstraße wurde gestern vormittag zwischen 8 und 11 Uhr wie bereits die Einschüttung der Lose vorgenommen, aus denen Dor einiger Zeit mitgeteilt murde bei der heute stattfindenden Nachziehung zur 5. Klasse der 28. Lotterie die beiden Hauptgewinne gelost werden sollen. Bei dieser Ersazziehung handelt es sich bekanntlich um einen Gewinn in Höhe von 100 000 und 25 000 M., den bei der ersten Ziehung die inzwischen abgeurteilten betrügerischen Lotteriebeamten Boehm und Schleinstein auf raffinierte Weise an sich gebracht hatten. Die Ein schüttung der Nummern erfolgte in Gegenwart einer großen Zuschauerschar. Nach der jetzigen Ziehungsmethode- es wurden mehrere Stichproben gemacht mehrere Stichproben gemacht scheint jeder Betrugsversuch aus geschlossen. U. a. sind bereits gestern Beamte der Bau- und Finanzverwaltung, die feinerlei Beziehung zur Lotterie haben, zur Kon trolle hinzugezogen worden. In der Lostrommel befinden sich noch 313 995 Röllchen. Insgesamt betrug die Zahl 350 000, wovon die in der 1. bis 4. Klasse ausgespielten 36 000 Nummern in Abzug tommen, sowie die fünf Hauptgewinne der 5. Klaffe, die bereits gezogen sind. In der Gewinntrommel sind nur die beiden Röllchen, die über 100 000 und 25 000 m. lauten. Es ist möglich, daß einer der Gewinner auf eine bereits mit einem fleinen Geminn herausgekommene Nummer entfällt. In diesem Falle ist der letzte große Gewinn rechtgültig, und das bereits gezahlte Geld muß an die Lotterie was in diesem Falle der glückliche Gewinner wohl gerne tun wird zurückerstattet werden. Die Los- und Gewinntrommel wurden nach Schluß der Eins schüttung versiegelt, und heute früh um 8 Uhr beginnt die Ziehung. Internationaler Kongreß der Fachpresse.
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Der von der Fédération Internationale de la Presse technique" veranstaltete. Dritte Internationale Rongreß der Fachpresse ist gestern in den Gesellschaftsräumen des Hauses der Breffeabteilung der Reichsregierung feierlich eröffnet worden. Im Namen der Reichsregierung begrüßte der Staatssekretär im Reichswirtschaftsministerium Dr. Trendelenburg den Kongreß mit einer Ansprache. In seiner Begrüßungsansprache bei der Eröffnung des Kongresses dankte der Präsident des Internationalen Verbandes der Fachpresse E. Greiffenhagen, Verleger des„ Konfektionär". für das dem Kongreß durch die Reichsregierung und die preußische Regierung befundete Intereffe und verzeichnete mit besonderer Ge= nugtuung die Anwesenheit Lainels, des stellvertretenden Kabinettschefs des französischen Handelsministers Bokanowski. H. Mounier, der Gründerpräsident des Internationalen Verbandes der Fachpresse, bankte zunächst für die freundschaftliche Aufnahme der Delegationen in Berlin und bezeichnete als Ziel des Kongresses die Festigung der Bande, die die Weltfachpresse wie Glieder einer Familie vereinigen. Außerdem gedachte er des großen Einflusses, den die Fachpresse auf die wirtschaftliche Entwicklung der Völker ausübe, und betonte die Notwendigkeit, die Forderungen zu verwirklichen, die sich auf eine Berbefferung der Lage der Fachpresse und ihrer Berbreitung in der Welt beziehen. Die Tariffommission für Kraftdroschken.
Der Polizeipräsident teilt folgendes mit:
" Da die Arbeitsgemeinschaft für das Droschtengewerbe unter fich feine Einigung in der Tariffrage erzielen fonnte, hat der Polizeipräsident eine besondere Tariskommission eingerichtet. Dieser Kommission werden angehören: Auf Vorschlag der Industrie- und Handelskammer Kommerzienrat Michalsti und Kommerzienrat Dr. Mamroth, als Vorsitzender bzw. stellvertretender Vorsitzender je ein Vertreter des Zentralverbandes für das Droschtengewerbe, der Innung Vereinigter Droschfenbefizer Groß- Berlins , der Bereinigung der Droschfengroßbetriebe, des Verbandes der Kleinkraftdroschfenbesizer, des Deutschen Verkehrsbundes, des Reichsverbandes ber Automobilindustrie und des Deutschen Automobilhändlerver