Nr. 456+44. Jahrgang
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Deutschland bezahlt alles!
Was der Präsident Mayrisch dazu sagt!
Ohne Zweifel ist auf dem Gebiete der internationalen Karbelle| Ausgleichstaffe an Deutschland zurück. Dennoch ist die Belastung schon eine gewisse Müdigkeit und Berdrossenheit zu bemerken. Am erheblich. stärksten tritt das im europäischen Stahlfartell in Erscheinung. In den nächsten Tagen feiert die europäische Rohstahlgemeinschaft ihren ersten Geburtstag. Es ist auch aus diesem Grunde angebracht, einmal Rückschau zu halten, ob jene Voraussetzungen, die man seinerzeit beim Zustandekommen dieses Kartells hegte, sich erfüllt haben.
Das Ziel des Eisenpakts.
Als das europäische Stahlfartell gegründet wurde, hatte man zweierlei vor Augen: Erstens ein Kontingentierungskartell zu schaffen, das die Erzeugungs- und Absatzverhältnisse in geordnete Bahnen lenken sollte. Die durch den Krieg übersetzte und durch die politische Entwicklung zerrissene westeuropäische Eisen- und Stahlindustrie sollte für Produktion und Absatz in ein festes Verhältnis zueinander gebracht werden. Als Mittel hierfür hatte man die Anpassung der Produktion an den Absah, nach Quoten geregelt, ins Auge gefaßt. Als weiteres Ziel schwebte den Gründern die Bildung von Verkaufsverbänden vor. Diese Berkaufsverbände sollten sich nach dem Muster der deutschen Eisenfartelle wie ein Kranz um die Rohstahlgemeinschaft legen und sowohl den Absatz wie die Preise regeln.
Was wurde nun erreicht? Die Außenseiter. Die Bildung von Verkaufsverbänden ist nur für zwei Produkte vollständig zur Tatsache geworden, und zwar bei Röhren und bei Schienen. Das europäische Schienenkartell, die Erma, ist auf zwei Jahre fest zusammengefügt und der Röhrenverband ist bis zum 31. März 1930 gesichert. Der internationale Walzdrahtverband befindet sich noch in der Schwebe und alle übrigen Versuche sind in Anfängen steden geblieben. Erreicht ist nur die quotenmäßige Aufteilung der Produktion.
Auch bezüglich der Ausdehnung und festeren Begründung der europäischen Rohstahlgemeinschaft ist man nicht weiter gekommen. Außer den vier Ländern: Deutschland , Frankreich , Belgien und Luxemburg einschließlich des Saargebiets ist es bisher nur zum Anschluß der Eisenindustrien der Tschechoslowakei , Desterreichs und Ungarns gekommen. Mit Polen verhandelt man seit Monaten, ohne daß ein greifbares Resultat sichtbar ist. Die Eng länder haben ebenfalls ihre Geneigtheit erklärt, den Anschluß in Erwägung zu ziehen. Dabei ist es bisher geblieben. Beide Länder haben außerhalb des Stahlfartells ihre Interessen weit besser zu wahren verstanden. Sie profitieren an den durch das Kartell herbeigeführten hohen Preisen und sind andererseits den Einschränfungen und Belastungen nicht unterworfen, die sie als Kartellmitglieder zu tragen hätten. Zu Kampfhandlungen gegen die Außen feiter ist es bisher nicht gekommen, wohl mit Rücksicht darauf, weil man immer noch hofft, ihre Einbeziehung in das Karteil bewertstelligen zu können. In dem ersten Jahre feit Bestehen der Rohstahlgemeinschaft sind mithin die Resultate, besonders für seine Erweite rung, sehr gering.
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Das Ueberschreiten
Handelspolitische Schwierigkeiten. der Quoten. Bei der Beurteilung der internationalen Eisentartellierung muß man sich die Verschiedenheiten der einzelnen Länder vor Augen führen. Einen breiten Inlandsmarkt hat eigentlich nur Deutschland . Frankreich , Luremburg, das Saargebiet und Belgien find gezwungen, erhebliche Mengen ihrer Produkte auf dem Weltmarkt absetzen zu müssen. Ein großer Inlandskonsum bei dem einen Mitglied und ein großer Exportbedarf bei den andern Mitgliedern find Dinge, die sich solange nicht reibungslos in ein System einschalten lassen, solange Bollmauern und Handelserschwernisse zwischen den beteiligten Ländern bestehen. Die Produktionsregelung der europäischen Rohstahlgemeinschaft fonnte aus diesem Grunde nicht wirksam in Erscheinung treten.
Deutschland hatte ohne Zweifel schon bei der Quotenbemessung fchlecht abgeschnitten. Die deutsche Stahlindustrie hat jetzt eine glänzende Inlandstonjunttur, deren Ausnutzung durch das Stahlfartell aber nicht gefördert, sondern eher gehemmt wird. Die deutschen Partner waren gezwungen, die festgesetzten Quoten wesentlich zu überschreiten und für dieje. Ueberschreitung nicht geringe Strafen zu bezahlen. Bekanntlich sollte jede Mehrproduktion über die festgesette Quote hinaus mit einer Strafe von 4 Dollar pro Tonne belegt werden. In der Junisigung erhielt Deutschland das Zugeständnis, nur für 28 Proz. der Mehrerzeugung eine Strafe von 4 Dollar bezahlen zu müssen, während für 72 Broz., die als Inlands beteiligung gedacht war, nur eine Strafe von 2 Dollar in Frage tommt. Die deutsche Mehrproduktion betrug im ersten Halbjahr seit Bestehen der Rohstahlgemeinschaft 1511 000 Tonnen und im dritten Vierteljahr( April/ Juni) wurde die Quote im Verhältnis noch stärker, nämlich mit 833 000 Tonnen überschritten. Für die letzte Ueberschreitung mußte eine Strafe von 1,66 mill. Dollar an die Ausgleichstaffe gezahlt werden. Insgesamt hatte Deutschland in den neun Monaten vom Oktober 1926 bis Juni 1927 die nicht geringe Summe von 7 700 000 Dollar oder 32,34 mil. Mark als Strafe für mehrerzeugung an die Ausgleichskasse zu zahlen. Frankreich hingegen nugte seine Quote nicht aus und bekam insgefamt als Rüd vergütung für Mindererzeugung in den neun Monaten die Summe von 698 000 Dollar. Allerdings tommt ein Teil der Strafe durch die Aufteilung des Bestandes der
Europäisches Kunstseidemonopol. Der letzte europäische Außenseiter auch kartelliert. Die europäische Kunstseideindustrie ist jetzt vollständig und sehr scharf fartelliert. Sie hat auf den europäischen Märkten ein Monopol. Das ist das Ergebnis der Meldung, daß jetzt auch die französi schen Kunstseidegruppen, die in dem„ Comptoir des Textiles artificielles" zusammengefaßt sind, sich der im Januar dieses Jahres entstandenen Arbeitsgemeinschaft" zwischen der englischen Courtauld, der deutschen Glanzstoff Bemberg und der italienischen Suia- Viscosa- Gesellschaft angeschlossen hat. Da die vier großen Ländergruppen auch den größten Teil der holländischen, belgischen, schweizerischen Industrie beherrschen, da insbesondere die deutsche Glanzstoff- Bemberg und die englische Courtauld- Gesellschaft durch ihre großen Interessen in Amerika das Vorgehen des amerika nischen Außenseiters fontrollieren, wird der ganze europäische Markt von dem Kunstseide- Bierbund beherrscht werden.
Die Tragweite dieser Tatsache ist nicht abzufehen. Das Kunstseidekartell ist das umfassendste, attionsfähigste und zukunftsreichste der internationalen Kartelle. Das Kapital ist in sehr wenig händen; es handelt sich um nur wenige, große Unternehmungen. Es wird keine Rede davon sein, wie ein Direktor der SuiaViscosa fürzlich erzählte, daß die Hauptaufgabe der Arbeitsgemeinschaft der ständige Austausch von Patenten und technischen Verfahren sein wird. Tatsächlich will das Kartell vollständig die Konkurrenz aus schalten und durch Abreden über Abfaz- und Produktionsregelung Die Preise für Kunstseide dittieren
In einem Artikel des Präsidenten der europäischen Rohstahlgemeinschaft, Dr. Emil Mayrisch , in der Kölnischen Zeitung " lesen wir folgendes:" Deutschland ist in der Lage, infolge der straffen und beneidenswerten Organisation seines inneren Marktes, die ihm zollpolitisch gesichert ist, eine Bönalität( Strafe) von 4 Dollar je Tonne für Quotenüberschreitung auf die gesamte deutsche Produktion abzuwälzen, die beispielsweise im zweiten Quartal d. J. dadurch nur mit 1 M. pro Tonne belastet wurde.( Im legten Quartal 1926 waren es 1,22 m., im ersten Quartal 1927 waren es 2,12 M.) Es soll nicht verkannt werden, daß seine Belastung und daß die absolute Summe sehr erheblich ist.( 1 200 000 Dollar im vierten Quartal 1926, 2 200 000 Dollar im ersten Quartal 1927, und 1 Mill. Dollar im zweiten Quartal 1927); aber die Belastung ist tragbar."
Herr Emil Mayrisch gibt die Belastung des deutschen Inlandsmarktes zu, erflärt sie als tragbar und beneidet die deutsche Eisenindustrie um den hohen Schutzzoil. Für die deutschen Eisentonsumenten aber ist es sehr unangenehm, daß die europäische Rohstahlgemeinschaft das Monopol der deutschen Eisenindustrie auf dem Inlandmarkt noch verstärkt hat. Aus diesem Grunde muß das deutsche Bolt nicht nur den hohen Zoll ertragen, sondern auch noch die Kosten auf sich nehmen, die die europäische Rohstahlgemeinschaft der deutschen Eisenindustrie auferlegt. Als Resultat der Entwicklung des Stahlfartells ist festzuhalten, daß die gedachte internationale Zusammenarbeit nur gering in Erscheinung trat, dafür aber die Tendenz zum monopo listischen Protettionismus neue Nahrung erhielt und sich allein als lebensfähigerwiesen hat!
Das Resultat.
Versucht man die Situation in der europäischen Stahlindustrie zusammenfassend zu beurteilen, so ergibt sich folgendes: Durch den Abschluß des deutsch - französischen Handelsvertrages ist das europäische Stahlfartell bis zum 1. Juli 1929, von wo ab die Kündigung erstmalig erfolgen kann, gesichert. Die Bildung von Bertaufsverbänden ist nur in einigen Broduften gelungen, bei allen übrigen ist sie fraglich. Infolge der mit Hilfe des Stahlfartells eingetretenen Preiserhöhungen wurden die Außenseiter gefräftigt und die Möglichkeiten, Konkurrenzbetriebe in den einzelnen Ländern zu errichten, gest är ft. Die Errichtung der Stahlwerte Niederrhein A.-G. seitens einer deutsch - holländischen Gruppe ist hierfür ein bezeichnendes Beispiel. Das in Aussicht genommene Roheisenkartell ist über die französisch- belgisch- luxemburgische Ro heifenentente nicht hinausgekommen. Der Anschluß Deutschlands wird voraussichtlich nicht in Frage kommen. Die den Eisenindustriellen gegebenen Bollmachtei, außerhalb außerhalb der it a a tlichen Handelsvertragspolitik ein befriedigendes Verhältnis zwischen den Staaten zu schaffen, haben nicht das ge wollte Resultat gezeitigt. Den deutschen Unterhändlern fehlte bei den Handelspertragsverhandlungen das wertvolle Objekt der Eisen-. zöile und der Eisenkontingente, wodurch ihre Stellung erheblich geschwächt wurde. Daraus ergibt sich eine wichtige Lehre! Die privatwirtschaftliche Regelung solcher Fragen, wie sie auch in anderen Fällen durchgeführt wurde, muß in Zukunft unterbleiben. Die Aushöhlung der staatlichen Handelspolitik durch Private nüßt weder dem Staat noch der Gesamtheit.
Was nun?
Bleibt der Eisenpakt bis zum Jahre 1929 bestehen, so wird er nachdem eine bedeutende Veränderung erfahren. Ueber die Zukunftsaussichten äußert sich Dr. Mayrisch folgendermaßen:„ Ob man freilich die späteren Verständigungen in der gegenwärtigen Form von festen Verbänden wird aufbauen können, erscheint mir fraglich und nicht erstrebenswert. Sie ist nicht, das zeigt uns Amerika , und darauf deuten manche Anzeichen auch in Europa , die alleinige Form wirtschaftlicher Verständigung weder auf nationalem noch auf internationalem Gebiete, besonders dann nicht, wenn die sich aufdrängende Konzentration mit darauf folgender Rationalifierung auch außerhalb Deutschlands sich entwickelt." Wahrscheinlich wird darauf hingedeutet, daß ein 3usammenschluß in Form von gegenseitigen Beteiligungen der Werke untereinander, d. h. nach den Grundlinien eines Konzerns oder Trusts, erfolgen soll. Das ist eine Entwick lung, die Arnold Rechberg und andere ebenfalls für notwendig halten. Doch braucht man sich hierüber vorläufig nicht den Kopf zu zerbrechen..
Das ist unklar.
Tatsache ist, daß auch international bereits eine Kartell dämmerung hereingebrochen ist, die die fernere Eristenz der bisher geschaffenen Gebilde in Frage stellt. Für den Kenner der Verhältnisse war dies schon länger flar. Eine Industrie in der Art der europäischen Schwerindustrie, die sich bis dahin auf das Heftigste gegenseitig bekämpfte, wird niemals in schnurgerader Linie über all in die Schwierigkeiten hinweg zu einer internationalen Verständigung tommen, die Differenzen schwerer Art ausschließt. Es scheint, daß dazu erst noch heftige Kämpfe notwendig sind. Aber eine Zusammenarbeit der Stahlindustrie über die Grenzen hinaus wird man für alle Baul Ufermann. Zukunft als sicher annehmen können.
Mit Erfolgen des Kartells im privatfapitalistischen Sinne wird um so sicherer zu rechnen sein, als die europäische Industrie, trotz gewaltiger Ausdehnung, bisher den Bedarf noch nicht befriedigen konnte und gerade der Ueberproduktion entgegen gewirft werden soll, falls der Bedarf einmal befriedigt werden fann. Bon besonderer Bedeutung aber ist, daß sich dieses Monopol letztlich im Haushalt und im Verbrauch der Massen festsetzen wird, die für Kunstseide je länger desto mehr ,, der" Verbraucher sein
werden.
Das Problem der internationalen Monopoltontrolle ist damit auf dem Gebiet der Kunstseide von neuem gestellt. Es ist in besonders interessanter und dringlicher Weise gestellt. Die Deffentlichkeit wird gut tun, sich rechtzeitig darüber Gedanken zu machen. Die Frage der öffentlichen Kontrolle der Schlüffelindustrien, und die Erzeugung von Kunstseide ist eine neue Schlüffel industrie, ist akuter als je.
Riesentrust für Margarine.
Fühlbarer noch, wichtiger noch für die Konsumentenmassen als der bevorstehende internationale Kunstseidetrust ist das wahrscheinliche 3ustandekommen eines holländisch- englischen Margarinetrusts, das Zustandekommen eines holländisch englischen Margarinetrufts, das aus Amsterdam gemeldet wird. Gin internationales Margarinesyndikat ist zunächst der äußere Ausdruck des zwischen den bisher im Kampf miteinander liegenden van den Bergh- und Jürgens- Konzernen geschlossenen Friedens. Der dritte im Syndikat soll der englische Großkonzern Lever Brothers in London sein
Jan 196 auf
Dienstag, 27. September 1927
Ueber 300 Margarinefabriken, über 300 Millionen Gulden Kapital, 1,2 Milliarden Pfund Margarine Jahresproduktion, allein bei den beiden holländischen Konzernen charakterisieren die Stärke der neuen Kombination. An Stelle des bisherigen Konkurrenztampfes wird die gemeinsame Ausbeutung des weitgehend beherrschten Marktes treten. Rührend dabei, daß große Preissenkungen versprochen werden. Es ist Mode geworden, daß Großkapitalisten ihre schwersten Schläge gegen den Konsumenten mit Preissenfungsversprechen einführen zu müssen glauben.
Neues großes Warenhaus der K. G. B.
Wie wir erfahren, hat die Berliner konsumgenoffenfchaff das große Berliner Konfeffionshaus Maaßen, OranienStraße, aufgekauft. Die Firma Maaßen hat einen Jahresumsah das Haus in Zukunft als Warenhaus weiterführen und vervon mehreren Millionen. Die Berliner Konjumgenossenschaft wird mehrt dadurch die Zahl ihrer Warenhäuser von vier auf fünf.
An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.
Die Herren und die Knechte.
Ein charakteristisches Gegenstück zu unserem fürzlich gebrachten Artikel über die enormen Abfindungssummen, die von der Reiherstieg Deutsche Werft an zwei entlassene Direttoren gezahlt worden sind, ist folgender Fall:
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Im Auguft vorigen Jahres feierte die Firma Wezel u. Freytag, R.-G. a. A., ihr 50jähriges Geschäftsjubiläum. Die beiden Inhaber des Werkes gründeten damals, nachdem sie ihren leitenden Aneinem der vornehmsten gestellten im Uhlenhorster Fährhaus ein Festessen gegeben hatten, für das Hamburger Restaurants Gros der Angestellten und Arbeiter eine Unterstügungstajje mit einem Fonds von 5000 m. Ueber dieses Geschent erließen sie eine Bekanntmachung in allen Hamburger Tageszeitungen. Da der Arbeiter- und Angestelltenschaft außer diesen 5000 m. teinerlei andere Zuwendungen, wie sie sonst im allgemeinen bei Jubiläen üblich sind, gemacht wurden, glaubte sie, und das wohl mit gutem Grund, ein dauerndes Anrecht auf das Festgeschenk zu haben.
Die inzwischen zur Rechtsnachfolgerin der Reiherſtieg- Wezzel u. Freytag- Gesellschaft gewordene Deutsche Werft A.-G. ist hierin anderer Meinung. Sie will die Rasse auflösen und erklärte auf eine Anfrage des Angestelltenrats, daß die Werft die 5000 m. für sich beanspruche. Der Wunsch des Angestelltenrats, das Geld, auf das die Deutsche Werft doch rechtlich absolut feinen Anspruch habe, möge zur Unterstüßung der Angestellten, insbesondere der von der Deutschen Werft gekündigten Kollegen, verwendet werden, verfiel der Ablehnung. Die Angestellten werden dadurch gezwungen, um dieses ihnen von den früheren Chefs der Firma gemachte Geschent einen Prozeß anzuftrengen.
Das ist die höchst sonderbare Geschichte einer als Jubiläumsgabe den Reiherftieg- Wezel u. Freytag- Angestellten und Arbeitern gestifteten und laut verkündeten Unterstützungstaffe; sie wäre sicher ein ausgezeichneter Stoff zu einer Anekdote in einem izblatt. Sie beweist aber auch grell den gewaltigen Unterschied in der Behandlung der Arbeiter und unteren Angestellten gegenüber den ehemaligen Kollegen vom Direktorium. Den letteren wird das Geld mit Scheffeln in den Hals geworfen, den ersteren verweigert man einen verhältnismäßig geringen Betrag, den die früheren Chefs als Schenkung für die in Not befindlichen Arbeitnehmer gestiftet hatten, und der nie besser als jetzt seinem gedachten Verwendungszweck hätte zugeführt werden können, da eine ganze Reihe alter Leute entlassen worden ist. Fürwahr, Vornehmheit gegen ihresgleichen, Schäbigteit gegen die übrige Arbeitnehmerschaft, das scheint das Leitmotiv der führenden Herren der Werft zu sein.
Großes Geschäft und neuer kapitalbedarf in der DruckereiDie Dresden- Leipziger Schnellmaschinenindustrie, pressenfabrik A.-G. Naundorf in Sachsen steht in der deutschen Drukereimaschinenindustrie mit an erster Stelle. Von fämtlichen in Deutschland fabrizierten Offsetdruckmaschinen entfielen schon 1925 etma 60 Broz. auf die Produktion dieser Gesellschaft. So läßt der Abschluß dieses führenden Unternehmens immerhin einen gewissen Rückschluß auf die Lage des ganzen Industriezweiges zu. Der kräftige Aufschwung hat bis in den laufenden Monat hinein angehalten. Obwohl erst im Oktober 1926 das Kapital zur ausschließlichen Stärkung der Betriebsmittel um 600 000 auf 3 Millionen Mark erhöht wurde, hat die Verwaltung wegen
des steigenden Images eine weitere Grböhus beter uition um eine auf 4 Millionen beschlossen. Auch der Erlös dieser Million neuer Aktien wird ausschließlich in den Betrieben Verwendung finden und kommt nach dem Scheitern der Fusionsverhandlungen mit der Schnellpressenfabrit Faber und Schleicher A.-G., Offenburg , für Angliederungszwecke nicht in Betracht. Die im vorigen Jahre fortgesetten Rationali= fierungsarbeiten haben mit weiter durchgeführter Typisierung der Maschinen die Gestehungskosten erheblich herabgedrückt. Die allgemeinen Unkosten, die vor zwei Jahren gingen, machten im letzten Geschäftsjahr nur noch 700 000 m. aus! noch über eine Million betrugen, 1925/26 auf 880 000 m. zurückGo fonnte troß gesunkener Betriebsgewinne und bei gleich hohen Abschreibungen ein um 80 000 m. erhöhter Reingewinn von 485 000 m. ausgewiesen werden, von dem die ho he Dividende von 10 Pro3. wie im Vorjahr gezahlt wird. Das Unternehmen, das zurzeit etwa 1250 Mann Belegschaft hat, ist mit der Erledigung der vorliegenden Aufträge noch für längere Zeit voll beschäftigt.
Für die Wettergeschädigten sind vom preußischen Staatsministerium weitere Erleichterungen angeordnet worden. Der Ober präsident der Provinz Niederschlesien wurde ermächtiat, in den in diesem Jahre wiederum durch Unwetterschäden stark heimgesuchten Kreisen die Rückzahlungstermine für die im vorigen Jahre gegebenen Notstandsdarlehen um ein Jahr zu verschieben und darüber hinaus bei besonders großer Notlage der Darlehnsnehmer die 1926 gewährten Darlehen( auch Zinsen) ganz oder teilweise nieder= zuschlagen. Der preußische Minister des Innern teilt auf eine Anfrage mit, daß auch die Oder , Warthe- und Nege= niederungen in die Maßnahmen einbezogen worden sind, die für die ganze Provinz Brandenburg wegen der Wetterschäden veranlaßt wurden.
Bilanz im Himmelsbach- Konkurs. Der Konkursverwalter der zusammengebrochenen Gebrüder Himmelsbach A.-G. in Freiburg gibt eine Bilanz zum 29. Juli d. J. bekannt, aus der die Liquidations schätzungen und die zu erwartende Gläubigermasse zu ersehen ist. Alle Aktiven, insbesondere die Liegenschaften und die Betriebe, sind zum Versilberungswert eingesetzt. Von den insgesamt 9,38 Millionen Attiven bleiben nach Aussonderung der gesicherten Banfforderungen, der bevorrechtigten Gläubiger und der Reserven für Prozesse und Ronfurstoften voraussichtlich insgesamt 8,39 Millionen Mart als Gläubigermaffe. Dem stehen Forderungen der Kontursgläubiger mit 14,27 Millionen Mark gegenüber, so daß mit einer Befriedigung von etwa 25 Broz. zu rechnen wäre. Sollte Bayern mit seiner
forderungen entsprechend höher. Auf der anderen Seite sind aus 3½- Millionen- Forderung durchdringen, so werden die Gläubigerdem Berkauf der Werke und aus der Mologa - Liquidation unter Umständen noch mehrere Millionen zu erwarten.