Die neue Besoldungsordnung.
Die Entwürfe des Reiches und Preußens.
Die Entwürfe zu der neuen Besoldungsordnung liegen vor. Gie enthält Gruppengehälter und Einzelgehälter. Die Gruppengehälter umfassen 11 Gruppen, die Reihenfolge ist umgefehrt gegenüber dem heutigen Zustand. Die Einzelgehälter sind in 12 Gruppen untergeteilt, fie bewegen sich zwischen 10 000 m.( Direttoren bei landwirtschaftlichen Forschungsanstalten) und 36 000 m. ( Minister).
Die Gruppengehälter sind wie folgt abgestuft: Besoldungsgruppe 1: 8400 m. bis 12 600 M. In ihr befinden sich u. a. Ministerialräte, Senatspräsidenten beim Oberlandesgericht, Gerichtspräsidenten, Oberverwaltungsgerichtsräte, Landforstmeister. Gruppe II( 4800 m. bis 8000 m.) stellt im wesentlichen die Gruppe der Regierungsräte bar.
Gruppe IIIa erhält im Reich 4500 bis 7800 m. in Preußen 3600 bis 7200 m. In dieser Gruppe befinden sich Kataster direktoren und Regierungslandmesser. Gruppe IIIb 4800 bis 7000 m. Kriminaldirettoren. Gruppe IIIc 3600 bis 6600 Mart Polizeiräte.
Gruppe IVa( 3000 bis 5700 M.) 3. B. Gewerbe- und Handelslehrer. Gruppe IVb 2800 bis 5000 M., Regierungsoberjekretäre, Regierungsinspektoren, Bolfsschullehrer, Regierungs amtmänner, Justizamtmänner. Der Wohnungsgeldzujchuß beträgt in den ersten, Dienstaltersstufen 720 M., später 960 m. Gruppe V( 2300 bis 4200 M.) Ministerialtanzleisekretäre, Obergerichtsvollzieher, Streis- und Polizeisekretäre. Wolynungsgeldzuschuß in den ersten Dienstaltersstufen 720 M., später 960 m. Gruppe VI enthält im Reich die Oberwertmeister mit einem Gehalt von 2400 bis 3500 m., in Preußen die Assistenten neuer Laufbahn, sowie die Kanzleisekretäre alter Art mit einem Gehalt von 1900 bis 3400 m., wozu ein Wohnungsgeldzuschuß
von 720 M. tritt.
Gruppe VII( 2400 bis 3200 M.) enthält die Ersten Maschinen meister. Der Wohnungsgeldzuschuß beträgt ebenfalls 720 m.
Gruppe VIII( im Reiche VIIIa) mit einem Gehalt von 2000 bis 2700 m. enthält die Kriminalassistenten, Oberlandjäger, ferner untündbare Bolizeihauptwachmeister. Der Wohnungsgeld zuschuß für diese Gruppe beträgt 720 m.
Gruppe IX( 1700 bis 2600 m.) Ranglisten, Oberpfleger, Bureauassistenten. Wohnungsgeldzuschuß anfänglich 528 m., später 720 M. In Gruppe Xa( 1600 bis 2400 m.) befinden sich die Ministerial amtsgehilfen, wobei die mit Wahrnehmung der Botenmeistergeschäfte beauftragten Beamten mit der Amtsbezeichnung Berwaltungsassistent" eine jährliche Zulage von 300 m. erhalten. Wohnungsgeld beträgt 528 bzw. 720 M. Preußen führt außerdem eine befondere Gruppe Xd( 1600 bis 2300 m.), die Justizwachmeister, Haus inspektoren und Hausmeister enthält.
Gruppe XI( 1500 bis 2200 m.) enthält die Amtsgehilfen, die einen Wohnungsgeldzuschuß wie in Gruppe X, Gruppe XII( 1500 bis 2100 M.), Gestütwärter, Gartenaufseher mit einem Wohnungsgelb von 336 bzw. 528 m.
Schutzpolizei und Landjägerei.
Die Beamten der Schutzpolizei und Landjägerei find besonders
Zwecks Heirat."
Wie Heiratslustige in Berlin geschröpft werden.
Die Gerichtssaalrubrik fördert in den letzten Tagen wieder| den erschienenen Töchtern bzw. Söhnen des Landes selbständig feine einmal allerlei aus der Geschäftsgebarung der Heiratsvermittlerzunft Wahl zu treffen Es ist anzunehmen, daß nicht alle der Neu und ihrer wilden und unlauteren Konkurrenz, der Heiratsschwindelei,
ans Tageslicht. Die hübsche Mia, die etliche geprellte Heiratsluftige zur Verantwortung zogen und die, vom Richter befragt, ihr aus der Dummheit derer, die nicht alle werden, bezogenes Einkommen frei willig mit monatlich 1200 bis 1500 Mart angab; die altbekannte Figur der adeligen Glücksjägers, der die Liebes- und Ehesehnsucht seiner Bräute ebenfalls zur Bestreitung seines Lebensunterhaltes nügte u. a. m. Nach wie vor wird mit der Blindheit Berliebter allzu starker Weißbrauch getrieben und das seelische Chaos dieser Darbenden treibt sie immer wieder in die Hände gerissener Spe
fulanten.
Das Handwerk ,, corriger la fortune" wird aber in den verschiedenartigsten Formen ausgeübt. Außer den bereits zur Genüge bekannten Varianten gibt es noch andere, vielleicht weniger populäre Besten, sogenannte Tanz- und Gefelligteitstlubs, deren ,, Betriebsarten". So existieren zum Beispiel, hauptsächlich im Bublifum sich ausschließlich aus Heiratsmütigen beiderlei Geschlechts refrutiert. Die Sache wird folgendermaßen in Szene gesetzt: Die Hausfrau, bzw. Arrangeurin, mietet ein elegantes Gesellschaftszimmer in einem Hotel zu regelmäßigen gesellschaftlichen 3usammenfünften an bestimmten Nachmittagen. Hierauf läßt sie Heiratsgesuche, abwechselnd im männlichen oder weiblichen Namen, einrücken, zum Beispiel flotte Automobilistin fucht Sportpartner, oder: gutfituierter, vornehmer Fünfziger fucht luftige Rameradin zu froher Geselligkeit" all dies mit dem ortsüblichen und unumgänglichen Schlußpaffus meds Heirat", oder sie antwortet auf fremde Inserate im Namen der oder des Gesuchten. Treffpunkt befagtes Klublokal an dem und dem Tage. Die Heiratslustigen werden nun bei ihrer Ankunft von einer überblonden, star? rundlichen Dame, Typ einer, die den Rummel fennt", mit bestridender Liebenswürdigkeit. empfangen. Die männlichen Anfömmlinge werden sofort darüber ins flare gefeßt, daß nicht sie die Heißerfehnte" ist, worauf sich deren anfängliche tödliche Erschrocken: heit fofort in ein befreiendes, verbindliches Lächeln wandelt. Hierauf geht's, wie bei bestimmten Tanzvergnügen, an die Kasse. Herren 5 Mart, Damen 3 Mart. Dieser Betrag sichert Eintritt, Mitgliedschaft und die verlockende Aussicht auf die ersehnte Ergänzung". Im Saale tummelt sich bereits Männliches und Weibliches, es wird getanzt, geplaudert und geflirtet, Raffee getrunken usw. Die Dame des Hauses bittet hierauf die Neulinge, an irgend einem Tische Plaz zu nehmen, worauf sie, mit einem aufmunternden Bächeln zur Empfangnahme Neuangekommener entfleucht. Sie schäfert hier, arrangiert dort, furz ihre gesellschaftlichen Verpflichtungen nehmen sie vollständig in Anspruch und so läßt sie dem Neuling Zeit, sich erstmal zu orientieren, oder stellt es ihm stillschweigend anheim, unter
in 10 Gruppen eingestuft. Die Kommandeure erhalten 16 000, Stadtbahn, Straßenbahn, U- Bahn, Aboag.
die Polizeiobersten 12 600, die Bolizeioberstleutnants 9600 m. Gehalt. Die Polizeimajore steigen von 7700 auf 8400 m., die PolizeihauptIeute von 4800 bis 6900 m., Leutnants und Oberleutnants von 2400 bis 4000 m. Die Besoldung der entsprechenden Landjägeroffiziere bewegt sich in derselben Höhe. Polizeihauptwachtmeiter( tündbar) erhalten ein Gehalt von 2400 m., Bolizeioberwachtmeister von 2040 bis 2220 M., Polizeiwachtmeister steigen von 1410 bis 1860 M. Dazu treten die bisherigen Wohnungsgelder. domes
Wohnungsgeldzuschüsse.
Die angeführten Wohnungsgeldzuschüsse erhöhen fich ab 1. Oktober um 20 Proz.; bisher wurden bereits 10 Broz. Zuschlag gezahlt. Verheiratete weibliche Beamte erhalten nur die Hälfte des Wohnungsgeldzuschusses, ledige Beamte an Stelle des ihnen nach der Besoldungsordnung zustehenden Wohnungsgeldzuschusses den der nächst niedrigen Tarifklasse. Die Kinderbeihilfen, die bis her nach dem Alter gestaffelt waren, betragen fünftig einheitlich 240 m. jährlich; die Frauenzulagen sind in Fortfall gekommen.
ist die Unterstützung durch die Behörden nötig. Ein sächsischer Antrag
Die
einer besonderen Steuer auf Runstauktionen, deren Ertrag der Kunst zugute fommen soll, wäre allerdings schwer durchzuführen. Atelierfrage ist sehr brennend, vor allem wegen der kunstfeindlichen Haltung der preußischen Ministerien. Beim Aufhören des Mieterschußes wären Beihilfen aus öffentlichen Mitteln zur Errichtung von Ateliers der einzige Ausweg. Im nächsten Jahre, für das auch Köln und Leipzig den Berband eingeladen hatten, wird man sich wegen des Dürerjahres in Nürnberg versammeln.
Ein doppelsfimmiges Phänomen. Die Londoner KehlkopfSpezialisten und das Phonetische Laboratorium der Universität beschäftigen fich gegenwärtig mit einem Schotten namens Strath Madan, der ein eigenartiges Phänomen auf dem Gebiet der mensch lichen Stimme barstellt. Er ist imftande, gleichzeitig Tenor und Baß zu fingen und alfo als einzelner Mensch einen zweiftimmigen Gefang zu Gehör zu bringen. Macan ist in London schon in einigen Ron zerten aufgetreten und wird demnächst seine Fähigkeit auch im Rundfunt vorführen. Die wissenschaftliche Erklärung feiner Fähig.
feiten ist bisher noch nicht reftios gelungen.
In der soeben erschienenen Nr. 7 des„ Wahren Jacob" lesen wir: In Wien find, empört über Seipels Berhalten in der Schatten dorfer Affäre, über 20 000 Personen aus der fatholischen Kirche ausgetreten. Unter Bezugnahme darauf macht folgender Wig in der schönen Donaustadt die Runde: Thomas von Aquino und der Heilige Augustin waren große Kirchenlehrer. Wer aber ist der größte Kirchenleerer? Seipel! leberhaupt bietet die Nummer 7 des Wahren Jacob" eine Fülle schlagender Wize. Besonders zu rühmen ist„ Das Tischrücken" von Karl Holz , Caros Sozialphilosophie" von 3. Belsen, der große doppelseitige Justiz beitrag von W. Krain und die spaßige Humoreste:" Der kraftvode Arm von Piepenstädt" von Gustav Junghans. Preis der Nummer 30 Pfennig.
Sprech- und Bewegungschor der Boltsbühne E. v. Mitglieder der Boltsbühne, die dem Chor beitreten wollen, fönnen jegt ihre Anmeldung vollziehen, und zwar während der Uebungsstunden, die jeden Dienstag und Freitag von 20-22 Uhr in der Aula Weinmeifferstraße 16 stattfinden.
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In der Voltsbühne, Theater am Bülowplah, wird als nächste Aufführung Beer( Synt" borbereitet, mit einrich Georg als Beer Gynt, Agnes Straub als Hale, ifelotte Denera als Solveig. Für die Rolle der Anitra wurde Sybill Smolowa berpflichtet.
Der Männerchor Fichte- Georginia" 1879", M. 5. D.. S., lederbolt am Mittwoch, 28. Sept., 20 Uhr, im Saalban Friedrichshain das Programm der Arbeiter- Sängerwoche auf der Internationalen Aus ftellung Musik im Leben der Völker", Frankfurt a. M. Eintrittskarte 80 Bi.
Rundfunk und Grammophon. Die Aufsichtsbehörde des nordameri fanischen Rundfunks veröffentlicht eine Verfügung, nach der die Wiedergabe mechanisch erzeugter Mufit durch Rundfunk zwar nicht verboten iit, jedoch jedesmal der Hörerschaft besonders angesagt werden muß. Berstöße gegen diese Bestimmung weiten mit Geldstrafen bis zu 100 Dollar bedroht. Prof. Karl Endriß , der befannte Geologe, ist im 60, Lebensjahre in Stuttgart geft or ben. Endrig hat sich vor allem auf dem Gebiet der Höhlenerforschung internationalen Ruf ertporben.
Allgemeiner Umsteigeverfehr ab 1. Januar.
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Die Berkehrsgemeinschaft zwischen allen Berliner Berkehrs. mitteln nähert sich ihrem Abschluß. Nachdem seit dem 15. März d. 3. die Umsteigeberechtigung zwischen den im Besiz der Stadt Beriin befindlichen Berkehrsunternehmungen ausgenommen die Be mugung des Autobus von Straßen, oder Hochbahn her eingeführt wurde, ist zwischen dem Gemeinschaftsausschuß für die städtischen Berkehrsunternehmen und der Reichsbahndirektion nunmehr ein Vertrag zustande gekommen, nach dem auch die Umsteigemöglichkeit von der Eisenbahn auf die Straßenbahn, die Hochbahn oder den Autobus möglich ist. Von der Eisenbahndirektion werden Umsteige farten 3. Klaffe für 30 Pf. ausgegeben, die zu einer vollen Fahrt in der 20- Pfennig- Tariszone der Eisenbahn berechtigen und dem Fahrgast erlauben, mit den städtischen Verkehrsmitteln weiter zu fahren. Für Wochen und Monatstarten gilt die Umsteigeberechtigung noch nicht, doch dürften andererseits Umsteige fahrscheine von den städtischen Berkehrsmitteln zur Eisenbahn, also in umgekehrter Richtung hin, bald eingeführt werden. Da bis zum 1. Januar der Autopart ber Aboag jo start vermehrt sein wird, daß eine Umsteigemöglichkeit auf den städtischen Berkehrs. mitteln teinerlei Beschränkungen mehr unterliegt, so wird die nene
Berkehrsgemeinschaft mit der Eisenbahn auch am 1. Januar des
fommenden Jahres in Kraft treten.
Die Fahrgäste der Eisenbahn, die also bisher für die Eisenbahn fahrt 20 Pf. ausgeben mußten und bei der Weiterfahrt in Berlin noch einmal den gleichen Betrag, sparen jegt mit den neuen Um Steigefarten 10 Pf. Allerdings können sie Omnibus, Straßen- und Hochbahn nur einmal benutzen, d. h. sie dürfen auf diesen Berkehrsmitteln mit ihrer Eisenbahnkarte nicht noch einmal umsteigen.
Dieser weitere Schritt zur Bervollkommnung der Berliner Ber. fehrsgemeinschaft ist nicht zuletzt auf die Initiative unferes Genossen Stadtrat Reuter zurückzuführen..
Die Ziehung der veruntreuten Gewinne. Der 25 000 und der 100 000- Mark- Gewinn gezogen. Die Ziehung der beiden Gewinne, die durch die Ziehungsfommissare Böhm und Schleinstein veruntreut waren, ist heute vormittag erfolgt.
Die Lostrommel enthielt gestern alle Nummern, die bei der 28. Klaffenlotterie gar nichts oder nur geringe Gewinne erhalten hatten. In der Gewinntrommel befanden sich nur zwei Röllchen. Eins über 100 000 und eins über 25 000 Mart. Um 8 Uhr sollte die Biehung beginnen. Schon um 28 Uhr war der Eingang zum 3uschauerraum dicht umfäumt von Spielern, die mit ihren Losen in der Hand dabei sein wollten. Sturz vor 8 Uhr wurde die Tür zum Zuschauerraum geöffnet und sofort wieder wegen Ueberfüllung geschlossen.
Der Biehungsvorgang ist der gleiche, wie bei der fünften Klasse der letzten Ziehung. Hinter jedem Ziehungstommissar steht ein Kontrollposten. Zuerst wird der 25 000- Mart- Gewinn auf die Nummer 273 234 gezogen. Diefe Nummer war bei der Ziehung mit einem 150- Mart- Gewinn herausgekommen. Dieser Gewinn wurde neu gezogen. Er fiel auf die Nummer 72 526. Der 100 000- MartGewinn wurde auf die Nummer 149 288 gezogen. Auch diese Nummer war mit einem 150- Mart- Gewinn herausgekommen. Dieser 150- Mart- Geminn fiel auf die Nummer 178 025.
Ein erheblicher Teil der Gewinne ist nach Berlin ge fallen. Der 100 000- Mart- Gewinn fiel in der ersten Klasse nach Berlin in die Einnehmerstelle Chausseestraße 17, und in der zweiten Abteilung nach Breslau . Der 25 000- Mart- Gewinn fiel in der ersten Abteilung nach Koblenz , und in der zweiten Abteilung nach Berlin Reukölln.
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Bei den Berliner Einnehmern sind fast ausschließlich einfache Leute die glüdlichen Gewinner. In der Einnehmerstelle in der Chauffeestraße haben je ein Biertel ein Eisenbahnbeamter und ein Bahnhofswirt gespielt. In der Untereinnehmerstelle in der Müllerstraße sind auch arme Familien vom Glück überrascht worden. In dem einen Faile hat ein siebzigjähriger Arbeiter, der heute noch seinem Tischlerberuf nachgeht, ein Biertellos gespielt. Auch das vierte Viertellos, das in Berlin am großen Gewinn be teiligt ist, wurde von einem Arbeiter, einem Schleifer, gespielt.
eintretenden gleich wissen, daß sämtliche Anwesenden den gleichen
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Wunsch im Busen hegen und demnach auf dieselbe Weise und zu demselben Zwecke hierher gelangten. Wo alles trinkt, kann man allein nicht fasten," und so bestellt man sich zunächst auf jeden Fall einen Kaffee. Man studiert, je nach Temperament und meltmännischer Sicherheit, die anwesenden Damen, knüpft mit einer zunächst und allein sizenden irgendein Gespräch an und harrt im übrigen geduldig der Dinge, die da kommen sollen.
Nachdem sich aber eigentlich so gut wie nichts ereignet, macht dem Verbleib der Gewünschten zu befragen. Darauf erhält man man sich bei dem weiblichen Manager bemerkbar, um sie nach. meist die bedauernde Mitteilung, daß die Betreffende gerade heute leider nicht anwesend" sei, aber das nächste Mal bestimmt usw. Gleichzeitig wird man durch Augengezwinter auf die vorhandene Weiblichkeit und deren als bestimmt anzunehmendes Entgegentommen verwiesen. Das Fazit des Ganzen: Man tröstet fich mit dem Vorhandenen, man versucht das nächste Mal aufs neue bleibt weg. Diese Sorte ist der Beranstalterin vielleicht die liebste. sein Glück, oder man pfeift auf die entschwundenen 5 Mart und Und: wo fein Kläger, ist kein Richter.
„ Guten Abend, Herr Scheffel!"
Paul
Dieser freundliche Gruß wurde gestern abend in einem Theater in der Friedrichstadt einem Heiratsschwindler zum Ver. hängnis. Ein 25 Jahre alter Otto Scheffel, der von Beruf Kaufmann ist, sich früher aber schon auf dem Gebiet des Heiratsschwindels betätigt hat, näherte sich vor kurzem wieder einer Dame unter dem Namen eines Kriminalfommissars Heinemann". Er erzählte Wunderdinge von seinen Arbeiten und Erfolgen in der Aufdeckung von Verbrechen aller Art, Einbrecher, Räuber und Mörder hatte er mit dem Spürsinn eines Sherlock Holmes ausfindig gemacht und zur Strecke gebracht. Das imponierte der angehenden Braut ganz gewaltig, und sie freute sich schon im voraus, einem so bedeutenden Mann als Gattin zur Seite zu stehen. Da aber tam gestern abend das Verhängnis. Das Paar besuchte ein Theater und weilte noch im Borraum, als ein Bekannter des vermeintlichen Kriminalfommissars diesen mit dem Gruße Guten A bend, Herr Scheffel!" ansprach. Die hellhörige Braut, die durch die kriminalistischen Erzählungen geschult war, stuzte, sah ihren Bräutigam an und sagte: Bas! Herr Scheffel? Ich denke, du bist Kriminalkommissar Heinemann." Der Entlarvte versuchte zu entwischen, fie faßte ihn aber am Rockschoß und hielt ihn fest, bis ein Schupobeamter herbeigerufen war, der den Schwindler nach der Wache brachte. Höchstwahrscheinlich hat der Ver= haftete unter dem Namen ,, Heinemann" noch mehr Opfer ins Garn gelodt.
Die Wasserwüste in Tirol. Verheerungen im ganzen Alpengebiet. 3nnsbrud, 27. September.
Ueber die Ueberschwemmungen in Tirol liegen folgende
Meldungen vor: In Sterzing wurde nahezu die ganze Ortschaft am Sonntag nachmittag überschwemmt. Die Wassermassen drangen in zahlreiche Anwesen ein und richteten große Verwüstungen an. Sämtliche männliche Einwohner wurden zur Hilfeleistung aufgeboten, doch erwiesen sich die Notstandsmaßnahmen längere Zeit für unzulänglich. In Nord- Tirol sind die Ueberschwemmungen im Gichniß- Tal am ärgsten. Sämtliche Brücken find weggerissen. Nur bei Steinach ist noch eine Brücke vorhanden. An vielen Stellen haben die angeschwollenen Bäche sich ein neues Bett geschaffen. Pioniere und Alpenjäger arbeiten an der Behebung der Schäden. Die Felder zwischen Tries und Gschnitz bilden einen einzigen See von Schlamm, Sand und Schotter. In Steinach stehen viele Häufer bis zu zwei Metern im Wasser und mußten geräumt werden. Die gefamte Ernte ist vernichtet. Bedeutend sind auch die Verbeerungen im Zillertal Im Gebiet von Mayerhof, Basser und die Ziller trat über die Ufer. Durch Sturmläuten wurde wo die Bäche zusammenfließen, stauten sich am Sonntag früh die die Bevölkerung zur Rettungsaktion aufgerufen. Die an der Ziller
aufgerichtete Ufermauer wurde an vielen Stellen aufgerissen. Start verschlammt wurde auch die Brenner Straße und auch die alte Salzstraße, die von Igls nach Matrei führt. In Innsbruck wurden gleichfalls vom Hochwasser zwei Brücken weggerissen. Die Ueberschwemmung hat drei Todesopfer gefordert. Alle elektrischen Lokalbahnen in Tirol mußten den Verkehr einstellen.
Mailand , 27. September. Da besseres etter eingetreten ist, beginnt das Die Gefahr einer UeberHochwasser im Beltlin abzunehmen. schwemmung Sondrios ist jedoch noch nicht behoben. Das Hochwasser bes Mallero hat weitere Säuser zum Einsturz gebracht. Alle Häuser Sondrios, die gefährdet scheinen, find geräumt worden. Das Wasser beginnt in den Hof der Präfektur einzubringen. Die die Landstraßen im Beltlin find noch an verschiedenen Stellen unterStadt ist immer noch ohne elektrisches Licht. Die Eisenbahniinie und brochen. Man hofft aber heute, den Verkehr mindestens bis Ardenno wieder aufnehmen zu fönnen. Große Verheerungen werden auch aus dem Malenzotal gemeldet, das infolge der Unterwaschung der Straßen und des Einsturzes mehrerer Brücken von jedem Verkehr abgeschnitten ist. In Balasini sind sieben Säufer eingestürzt. Die Gesamtzahl der Opfer im Beltlin ist auf 10 gestiegen. Zur Hilfeleistung sind aus ganz Oberitalien Truppen abgegangen. Die Zahl der Opfer des versunkenen Hiliszuges bei Franzensfeste beträgt 16. Als einziger des verunglückten Zuges fonnte fich der Lokomotivführer retten, dem es gelang, sich an einem über den Fluß hängenden Baum festzuflammern. Er meldete das Unglück fofort nach dem Bahnhof Franzensfeste , von wo eine neue Hilfsabteilung abging. Weder die versunkene Lokomotive noch der Gepäckwagen fonnten bis jetzt gehoben werden.
Der städtische Verkehrskiosk.
Das Ausstellungs-, Messe- und Fremdenverkehrsamt der Stadt Berlin hat, nachdem die zentrale Auskunftsstelle in seinem Hauptgebäude, Charlottenburg 9, Königin- Elifabeth- Str. 22, mit Eröffnung der Funtausstellung dem Verkehr übergeben worden war, feine erste Auskunftsstelle in der City eröffnet. Der Kiosk befindet sich an der Kreuzung Friedrichstraße / Unter den Binden. Dieser Platz im Reisebureaubezirk wurde gewählt, um das Bureau von Dingen zu entlasten, die nicht zum eigentlichen Reisebureaubetrieb gehören, insbesondere der Auskunft über Berlin und seine Umgebung. Aus dem gleichen Grunde wurde die Ge= schäftszeit von 8 bis 20 Uhr, auch Sonntags, festgefeßt, um außerhalb der üblichen Reisebureaudienststunden dem Fremden die Möglichkeit der Beantwortung aller Fragen und Wünsche zu geben. Die bauliche Gestaltung des Kioskes war bedingt durch den vorhandenen Raum und die Notwendigkeiten des Betriebes. Die künstlerische Lösung der Aufgabe wurde dem befannten Architekten Dr. Paul Mahlberg übertragen, der den Versuch gemacht hat, trotz aller räumlichen Schwierigkeiten eine neue Note in diesen Mittelpunkt des Berliner Berkehrs zu bringen.