Stresemann in Genf als Schuhschild. die stärkste Regierungspartei empfand er als Ballast.
Nur der Außenminister einer Rechtsregierung fonnte im zweiten Jahre unserer Zugehörigkeit zum Bölkerbund, im dritten Jahre nach der Konferenz von Locarno auf eine Aussprache zwischen den Außenministern der Rheinpattmächte über die Räumung des besetzten Gebietes verzichten und mußte darauf verzichten. Denn Stresemann wußte im voraus, daß er sich einer glatten Ablehnung ausgesetzt hätte. Man würde ihn mit einem Hinweis auf die Truppenreduzierung um 10 000 Mann abgespeist und ihn im übrigen auf die Notwendigkeit verwiesen haben, das Ergebnis der näch sten Wahlen in Frankreich , England und Deutschland abzuwarten, wobei das Schwergewicht auf die deutschen Wahlen gelegt wird. Wir glauben sogar versichern zu fönnen, daß man ihm diese Argumente noch vor Genf fo deutlich zu Gemüte geführt hat, daß er die Abhaltung einer neuen Aussprache der Locarno - Mächte während seines Genfer Aufenthaltes gar nicht mehr ernsthaft erstrebt hat. Natürlich ist das den deutschnationalen Ministern in Berlin aufgefallen. In deutschnationalen Kreisen wird versichert, daß einer ihrer prominentesten Minister, der die Nach richt von einer solchen Konferenz der Locarno - Minister zappelnd erwartete, seiner Verwunderung sehr deutlich - und zwar telegraphisch Ausdruck verliehen hat. Daraufhin wurde folgendes inszeniert: Als der Ratspräsident Billegas seinen sämtlichen Kollegen ein Abschiedsessen gab, da richtete man nach dem Frühstück die Dinge so ein, daß sich die Minister der Rheinpaktmächte bei einer Tasse Mokka, einem Likör und einer Zigarre in eine Ecke des Salons zurückzogen. Dabei sollen alle Deutschland interessierenden Fragen besprochen" worden sein... Die Schäzungen über die Dauer dieser Konferenz" schwanken zwischen 25 und 45 Minuten. Gefällige deutsche Presseberichterstatter ließen sich daraufhin bewegen, ihren Blättern zu melden, daß eine Art Locarno - Konferenz mit dem Thema Räumung des Rheinlandes" doch zustandegekommen sei über ihr Ergebnis wußten sie jedoch aus guten Gründen nichts zu melden.
Wenn Stresemann nach seiner Rückkehr nach Berlin von feinen Kollegen zur Rede gestellt wird, dann könnte er ihnen erwidern, daß er durch seine Zustimmung zur TannenbergRede des Reichspräsidenten und durch deren nachträgliche Rechtfertigung im Matin"-Interview den deutschnationalen Wünschen wohl Opfer genug auf Kosten der deutschen Außenpolitik gebracht habe. Er fönnte ihnen erklären, daß es schon ein sehr gewagtes Spiel gewesen sei, mit Briand vertrauliche Gespräche zu führen und dabei drei Wochen lang in seinem Busen das Geheimnis zu bewahren, daß er vor der Abreise nach Genf seine Zustimmung zu einer Unschuldskundgebung gegeben hatte, die auf das Ausland um so peinlicher wirfen mußte, als sie so ganz verschieden war von den Tönen, die
Herr Stresemann fönnte fogar meitergehen und dem Kabinett erklären, daß er jetzt Beweise dafür habe, daß die Rechtsregierung ein Hindernis für eine vorzeitige Räu mung des besetzten Gebietes sei. Er fönnte dem Reichspräfidenten und dem Reichskanzler versichern, daß er aus be ster Quelle wisse, wie sehr die innerpolitische Entwicklung Deutsch lands unseren außenpolitischen Interessen geschadet habe. Er fönnte, ja er müßte ihnen mitteilen, daß die schleunige Beendigung der Rechtskoalition ein dringendes nationales Gebot sei und daß das größte Hindernis für die politische Befreiung Deutschlands und für eine restlose Wiedererlangung der Stellung Deutschlands in der Welt ein Erfolg der Rechten bei den nächsten Reichstagswahlen wäre. Stresemann, der sich selbst noch im März gegen diese Erkenntnis sträubte, fönnte diese Behauptungen mit präzisen Aeußerungen belegen, die wohl das wertvollste Ergebnis seines ganzen Genfer Aufenthaltes bilden.
Wird er es tun?
Winterliche Konzertwünsche.
Das weit geöffnete Tor der neuen Saison speit seine Konzerte aus. Es wird einen noch nie dagewejenen Kampf bis aufs Messer geben. In der Konkurrenz der Arrivierten entlarvt fich oft das Außergewöhnliche als eine Alltäglichkeit. Bezeichnend für das Niveau einer Kunststadt sind die großen Orchester- und Chorkonzerte. Auch die vorsichtigste Berechnung kommt hier auf die Zahl hundert, das heißt, in jedem Monat der siebenmonatigen Spieldauer fast fünfzehn. Jeden zweiten Abend ein Fest? Auch am Klavier soll man sich übersättigen können. Die Auswahl der Tüchtigsten zu treffen, bedeutet kritischen Heldenmut. Er wird notwendig werden, weil die llebersicht schon quantitativ erschwert ist, und weil überdies auch noch die Konkurrenz der Radiomusik zu bewerten bleibt, die Volksmufitpropaganda geftüßt werden muß. Ruhender Bol, gewichtigstes Fundament für diese höhere Aufgabe der Massenerziehung, die mehr sein und werden muß, als Unterhaltung, sind die sogenannten " populären" Mittwochskonzerte der Philharmoniker, die Sonntagsfonzerte des Sinfonieorchesters. Brümer und Bohnte werden sich, eingedenk ihrer wirklich großen Mission in Berlin , zu halten wissen. An Prüwers Adresse folgenden Rat: Es war zu, Nikischs Zeiten üblich, die Werke, die der unvergessene Meister im Gesellschaftskonzert des Montags vorführte, am nächsten oder übernächsten Abend im Volkskonzert zu wiederholen. Das war für die vielen, die von Novitäten ganz abgesperrt sind, eine Labung. Sie be tamen immer noch selten genug auch einmal Neuland zu fehen, neues zu hören. Bei der souveränen Eingespieltheit des Orchesters der Philharmonie wäre dieser Wunsch gewiß nicht unerfüllbar. Auch Bohnte fönnte, soweit das ein Sonntagspublitum wünscht und verträgt, manches neue Wert seiner Abonnements tonzerte in einen Sonntag hinüberretten. Unjer früher so oft ge= hegter Wunsch, weniger Solisten in den Sinfoniekonzerten zu ge= nießen, muß angesichts des entsetzlichen Kampfes, den selbst großatige Birtuosen mit der Not des öffentlichen Auftretens zu be= stehen haben, zurückgedämmt werden. Gutes erwarten wir auch, besonders nach dem durch Guttmanns und Zanders Initiative erreichten Wiener Sensationserfolg, vom„ Berliner Bolts chor", manches schon von dem zweiten gemischten Chor der Arbeiterschaft. Und nachdem das herrliche Sammelchorwert der Arbeiterschaft ins Bolt gedrungen ist, werden die Dirigenten der Männerchöre nicht Zeit und Mühe scheuen. um meniger öffentliche Konzerte, dafür aber nur solche mit ausgesuchtem, wechselvollem Programm zu geben.
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An die Konzert agenturen die Bitte, wichtige Konzerte nicht alle zur gleichen Minute beginnen zu lassen. Es liegt im Interesse der Künstler, daß die Bresse die Möglichkeit hat, von einem Saal zum anderen gehen zu können, ohne wichtigstes zu versäumen. Das Borgepläntel jezte schüchtern ein. In Erinnerung blieb das wundervoll ausgeglichene Orgelspiel Wilhelm Kempffs, diese Orgel, Musterexamplar Walderscher Kunstfertigkeit selber. Im Blüthner - Saal, der jest Bach- Saal heißen soll, ist Licht in Fülle. Das Auge bewundert einen vornehmen, glanzvollen Saal, das Ohr
Zum Beginn des Prozesses gegen die KPD. - Zentrale Am 4. Oktober soll vor dem Reichsgericht in Leipzig die Hauptverhandlung in dem Hochverratsverfahren gegen die tommu nistische 3entrale aus dem Jahre 1923 beginnen, in das auch sechs tommunistische Reichstagsabgeordnete verstrict sind. Es wird mit einer Prozeßdauer von drei bis vier Monaten gerechnet. Der kommunistische Reichstagsabgeordnete Roe del hat sich deshalb an den Genossen Dittmann als den Vorfigenden des Geschäftsordnungsausschusses des Reichstags gewandt, um die Stellungnahme des Reichstags zu dem Beschluß des Reichsgerichts zu klären, durch den eine Reihe von Abgeordneten an der Ausübung ihrer Mandate gehindert werden.
Genoffe Saenger erstattete zu diesem Antrage ein eingehendes Referat, in dem er die vom Gesetzentwurf aufgestellten Begriffe der Burechnungsunfähigkeit und der verminderten zurechnungsfähigkeit einer genauen Untersuchung unterwirft. Die bisherige Rechtsprechung hat gelehrt, daß auch der Unzurechnungsfähige bzw. der vermindert Burechnungsfähige zur strafrechtlichen Verantwortung gezogen wird. Im Gegensatz zum bisherigen Recht wirke die Unzurechnungsfähig. feit und Bewußtlosigkeit nur als ein persönlicher Schuldaus schließungsgrund, so daß künftig Teilnehmer an der Tat eines Unzurechnungsfähigen zur Rechenschaft zu ziehen seien. unser Bertreter begrüßt die Erweiterung des geltenden Rechts durch die Einführung des seit Jahrzehnten von Juristen und Medizinern verlangten Rechtsbegriffes der verminderten zurechnungsfähigkeit. Die Einwände, die jetzt in letter Stunde mertwürdigerweise von einigen Aerzten erhoben würden, seien nicht zu berücksichtigen. Schon im italienischen Strafrecht von 1889 sei die verminderte zurechnungsfähigkeit eingefügt worden. Es sei aber zu perlangen, daß der Begriff der krankhaften Störung der Geistestätigkeit erweitert werde durch die Aufnahme der Störung des Trieblebens als einer geistigen Erkrankung, damit der Beaufgefaßt werde und damit auch den seelisch Kranken in höherem Maße als jekt Rechnung getragen werden tönne. Genosse Saenger befürwortet einen entsprechenden sozialdemokratischen An trag, und er begründet auch den weiteren sozialdemokratischen Antrag, daß im Gegensatz zur Regierungsvorlage bei Verminderung der zurechnungsfähigkeit die Strafe gemildert werden müsse, und daß für die Strafmilderung auch schon eine geringe Verminde rung der Zurechnungsfähigkeit genüge. Schließlich wünscht er die sofortige Zuziehung medizinischer Sachverständiger zu den weiteren Beratungen.
In seiner Antwort weist Genosse Dittmann darauf hin, daß der Geschäftsordnungsausschuß des Reichstags bereits am 13. Juni 1926 einen Haftantrag des Oberreichsanwalts mit der Begründung abgelehnt hat, daß eine Durchführung des Prozesses ohne eine Begriff der Geistestätigkeit nicht zu eng als reine Verstandestätigkeit hinderung ihrer parlamentarischen Pflichten in der sigungsfreien Zeit durchaus möglich fei. Das Plenum des Reichstags billigte diesen Beschluß. Das Reichsgericht fümmerte sich um den Wunsch des Reichstags nicht. Deshalb beschloß das Plenum im November 1926 noch einmal ausdrücklich, daß das Verfahren bis zu den Sommerferien im Jahre 1927 einzustellen sei. Zur Begründung führte damals Genosse Dr. Landsberg als Bericht erstatter aus:
Der Geschäftsordnungsausschuß hat sich zum letzten Male im Juni dieses Jahres mit einem kommunistischen Antrag auf Einstellung des gleichen Verfahrens zu befassen gehabt. Er hat den Antrag am 30. Juni abgelehnt. Dem Beschluß des Geschäftsordnungsausschusses ist der Reichstag am 2. Juli beigetreten. Das Reichsgericht würde also die Möglichkeit gehabt haben, den Prozeß gegen die fechs Abgeordneten während der Sommerferien durchzuführen. Als Gründe für die Nicht durchführung des Prozesses wurden von der Reichsregierung drei Umstände ange führt, von denen der Ausschuß zwei als nicht stichhaltig angesehen hat. Der dritte Grund, der aus Rücksicht auf den Geschäftsplan des Reichsgerichts und namentlich auf die Gerichtsferien abgeleitet war, wurde von der Mehrheit des Ausschusses als gerechtfertigt anerkannt. Die Mehrheit hat sich aber auf den Standpunkt gestellt, daß ebenso wie die Geschäftslage des Reichs gerichts auch die Geschäftslage des Reichstags Berücksichtigung erheischt, und sie hat es nicht verantworten zu fönnen geglaubt, in einem Zeitpunkt, in dem es bei wichtigen Abstimmungen im Reichstag auf jede Stimme ankommen fann, zuzulaffen, daß eine erhebliche Zahl von Abgeordneten, nämlich sechs, der Teilnahme an der Abstimmung entzogen wird. Die Mehrheit des Geschäftsordnungsausschusses hat befürchtet, daß durch die erzwungene Abwesenheit der sechs Abgeordneten der Wille des Reichss tages verfälscht werden könne. Da sie dies nicht will, hat fie den Beschluß gefaßt, dem Hause vorzuschlagen, das Berfahren gegen die secks Abgeordneten bis zum Beginn der Sommerpause einzustellen. Namens des Ausschusses ersuche ich das Haus, diesem Beschluß seine Zustimmung zu geben."
ordnungsausschuß und das Plenum des Reichstags sowohl im Jahre
Die Darstellung des Genossen Dittmann zeigt, daß der Geschäfts= ordnungsausschuß und das Plenum des Reichstags sowohl im Jahre den sigungsfreien Sommermonaten gewünscht hat. 1926 als auch im Jahre 1927 die Durchführung des Prozesses in Das Reichs. gericht handelt also gegen den Willen des Reichstags, wenn es den Prozeß in eine Beit verlegt, in der das Parlament tagt.
Unzurechnungsfähigkeit im Strafgeseh.
Die Beratungen im Strafgesekausschuß. In der Weiterberatung des Strafgesehentwurfes wendet sich der Ausschuß der Besprechung der über die 3urech nungsunfähigkeit und verminderten zurechnungsfähigkeit vorgeschlagenen Bestimmungen zu. Nach§ 12 soll nicht strafbar fein, mer zur Beit der Tat nicht zurechnungsfähig ist. Nach§ 13 iſt nicht zurechnungsfähig, wer zur Zeit der Tat wegen BewußtseinsGeistesschwäche unfähig ist, das Unrechtmäßige der Tat einzusehen Störung, wegen frankhafter Störung der Geistestätigkeit und wegen oder nach dieser Einsicht zu handeln. War die Burechnungsfähigkeit zur Zeit der Tat aus einem dieser Gründe wesentlich vermindert, so fann die Strafe gemildert werden.
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bemerkt ein besseres Verschmelzen der Instrumente, eine weniger nachhallende, freiere Akustit. Bohnke in bester Verfassung( Karne val" von Glazounow), der Cellist Alfred Schattschneider, noch entfernt von dem letzten Schliff einer Baffagentechnik, aber ein musikalischer, singender, 3artes zart nachfühlender Lyriker der Kniegeige( Dooraf- Konzert). Von den Versuchen des Russen There min, aus der Luft Musik zu zaubern, von diesen neuen Wegen radio- musikalischer Schöpfung, die zuerst in Deutschland Jörg mager beschritt, soll besonders gesprochen werden( nach dem Konzert am 1. Oftober). Battistini gab wiederum feine winterliche Visitenkarte ab. Vor drei Jahren stand darauf, daß er zum letzten Male sänge. Nun wir ihn wieder gehört haben, bedauern wir teherisch, daß er nicht dem Bodium Balet gesagt hat damals, als er im Zenith des Könnens, auf der Höhe des Weltruhms und im Vollbejiz aller förperlichen Kräfte war. Der die 70 Jahre überschritt, begann, seine Grenzen zu zeigen. Ein Mann, dessen fünftlerische Zukunft nur noch von der Erinnerung und der Sensation feiner Vergangenheit lebt, sollte diese Bergangenheit, der er ja zu Dank verpflichtet ist, wie wir, nicht in Frage stellen. Wagner, Beethoven , Donizetti , Bamberg ein Gemisch von Stilen, deren feiner persönlich erfaßt und gestaltet wird. Ueberall ein herrliches, vielleicht unvergleichliches Verweilen auf gesponnenen Tönen der Mittellage, ein sauberes, weiches, schönes Singen. Aber die Tiefe verblaßt, die Höhe wird krampfhaft genommen, Anstrengung in jedem Muskel fühlbar. Der vollendete Kavalier auf dem Bodium gibt einem Bublifum, das favaliermäßig applaudiert, gern die gewünschten Dacapos. Ein Bild wie das andere, feines ganz erfüllt von Leben, keines, das eine intellektuelle Größe, ein vertieftes Dasein verrät. Noch freut man sich der Stimme. Wie lange aber? Wir wollen den alten Battistini in Ohr und Herz dankbar bewahren, das heißt, den Battistini, wie er einst war. Der" alte" Battistini aber vollende seinen Wunsch, in Ruhe sein Leben zu vollenden, ungezählte Jahre. Er hat es an uns, an der Kunst reichlich verdient. Rein Agent fahre ihm mit Schecks dazwischen. Herrlicher Battistini, addio! Hoch willkommen aber sei wiederum Carl Schuricht , der am 3. Oktober die Messe des Lebens" von Delius aufführt. Dieses nach Zarathustra - Worten komponierte Werk des englischen Meifters ist in Berlin noch ganz unbekannt. Eins der interessantesten, schwersten, erregendsten Chor Stücke wird in Schuricht seinen Verkünder finden. 40 Chorproben hat er bereits hinter sich. Die Aufführung verspricht, eine fener feltenen Sensationen zu werden, die uns im Gleichtlang des Betriebes so notwendig sind und so wohltun. Gehet hin und höret!
maestro del bel canto
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Piscator- Tollers Hoppla, wir leben im Publikumsecho, Die Sonderabteilung der Boltsbühne, die den Mitgliedern neben den Aufführungen der Volksbühnentheater auch solche an der neuen Piscator - Bühne bietet, hatte zu einem Aussprache abend in der Aula der Schule Weinmeisterstraße eingeladen. Zu Werk und Aufführung von Hoppla, wir leben" sollte Stellung genommen werden. Arnim T. Wegener sprach in einem Vortrag über Das soziale Drama der Gegen wart". Er betonte, daß jedes Drama soziale Probleme behandle, denn immer fei es Kampf eines Unterdrückten oder einiger Unter
Abg. Kahl begrüßt die Einführung der verminderten Zurechnungsfähigkeit, wendet sich aber gegen den Antrag des Genossen Saenger auf zuziehung ärztlicher Sachverständiger. Dieser Antrag wird alsdann, nachdem Ministerialdirektor Bumte mitgeteilt hat, daß er bei der Vorberatung des Gesetzes sich in ständiger Fühlung mit hervorragenden Psychiatern gehalten habe, gegen die sozialdemokratischen und tommunistischen Stimmen abgelehnt. Die Weiterberatung wird auf Donnerstag vertagt.
Eine erfundene Polizeikonferenz.
Der Polizeipräsident hat der Roten Fahne" folgende Berichtigung gefandi:
In der Nummer 228 der Roten Fahne" vom Mittwoch, den 28. September d. J., wird behauptet, in einer Konferenz der Berliner Journalisten, die vom Polizeipräsidenten 3örgiebel einberufen worden ist, wurde den Herren mitgeteilt, daß ein Ber. bot der kommunistischen Demonstration sicher sei, daß die bürgerliche Journaille unter diesen Umständen am besten täte, die Aufforderung der KPD. wie überhaupt die fommunistische Agitation gegen den 2. Oktober zu verschweigen. Das Berbot werde jedenfalls so spät kommen, daß eine Gegenaktion der Kommunistischen Partei erschwert würde.
Unter Bezugnahme auf§ 11 des Reichspreffegefeges vom 7. Mai 1874 ersuche ich um Aufnahme nachstehender Berichtigung in der nächstfolgenden Nummer Ihres Blattes:
1. Es ist nicht wahr, daß ich eine Konferenz der Berliner Journalisten einberufen habe und daß den Herren mitgeteilt worden
ist, ein Verbot der tommunistischen Demonstrationen sei sicher, die bürgerliche Presse täte unter diesen Umständen am besten, die Aufforderung der KBD. und die kommunistische Agitation gegen den 2. Oktober zu verschweigen und das Berbot werde jedenfalls so fpät tommen, daß eine Gegenaktion der Kommunistischen Partei erschwert würde.
gefunden hat und daß ich derartige oder ähnliche Aeußerungen 2. Wahr ist, daß eine derartige Ronferenz nicht stattnicht getan habe.
Der pren
Haslinde geht in den preußischen Staatsdienst. ministerialfizung vom Mittwoch u. a. ermächtigt, den früheren Bische Minister des Innern wurde in der Staats Reichsminister a. D. Dr. Haslinde zunächst vertretungsweise und später fommissarisch mit der Verwaltung des Landratse amtes Arnsberg zu betrauen.
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drückten gegen den Unterdrücker. Wie dieser Kampf gestaltet sei, hänge von der Epoche ab, in der er geführt wurde. Denn in jeden Kunstwert spiegelt sich die Weltanschauung seiner Zeit. Was der Mensch im Theaterspiel sucht, ist Erlösung seiner selbst, Befreiung von der Beengung seines Blidfeldes, Selbsterkenntnis, Selbstver stehen. Berstehen auch der großen Zusammenhänge, die sein Schickfal mit der Welt verknüpfen. Heute fehlt unserer Weltanschauung und unserer Weltgestaltung noch die feste Form. Aus dem Chaos aber erwächst fein abgeschlossenes Drama. Erst das lebendig gewordene Gemeinschaftsgefühl der Menschen kann das neue Theater, das Theater unserer Zeit, ins Leben rufen. Die nachfolgende Diskussion ging weniger auf die Ausführungen Wegeners ein, sondern behandelte unmittelbar die Aufführung von Hoppla, mir leben" in der Piscatorbühne. Es zeigte sich bei dieser sehr lebhaften Auseinandersetzung, wie wichtig und notwendig die Gründung dieser Sondergruppe der Voltsbühnenmitglieder war. Die sehr lebendigen, zum Teil allerdings noch sehr jugendlichen Kräfte, die sich in der stattlichen Zahl von 13 000 hier zusammengefunden haben, können befruchtend und aufbauend wirken, wenn sie zum Schaffen und Fördern von Neuem genutzt werden. Allerdings wird es nötig sein, daß, stärker als es an diesem Abend geschah, Selbstkritik einsetzt. Erst was man wirklich versteht, kann man mit Recht bejahen oder verneinen. Neben vielen Ausführungen, die trotz Ueberschwanges Hand und Fuß hatten, stand findliches Hin- und Hergerede. Der Bühnenwert von Tollers Wert wurde gar nicht diskutiert; die Piscator - Aufführung fand einstimmige Begeisterung. Aber daß Toller seine Gefinnung gegen den Vorwurf intellektueller Berbürgerlichung verteidigen mußte, zeugte gewiß von einem völligen Mißverstehen des Menschen Ernst Toller .
Tes.
Eine faschistische Hymne der Arbeit. Zu der von den italienischen Dichtern Libero Bovio und Edmondo Rossini verfaßten Hymne der wird von sämtlichen faschistischen Arbeitergewerkschaften als Bundess Arbeit hat jest Mascagni die Mufit geschrieben. Die Hymne lieb übernommen werden. Anfang nächsten Monats wird unter der persönlichen Leitung von Mascagni die Hymne zum erstenmal bei einer großen Arbeiterfeier in Rom gesungen werden, zu der auch Mussolini sein Erscheinen zugesagt hat.
viel von sich reden machte und neulich zur Verurteilung eines Berliner Die Wartburg - Teppiche, deren beabsichtigter Berkauf vor zwei Jahren Kunstbändlers wegen unerlaubten Transportes ins Ausland führte, find zurzeit im Erdgeschoß des Kaiser Friedrich Museums ausgestellt.
Der hundertjährige Todestag von Wilhelm Müller . In Deffaut wird am 30, der hundertjährige Todestag des Dichters Wilhelm Müller festlich begangen. Prof. Sapfield- Chicago , der heute als der erste Forscher für Wilhelm Müllers Leben und Werke gilt, ist zu diesem Anlaß nach Deutsch land gekommen und wird die Festrede halten.
mit seiner Schweilerfirma, dem Hyperionverlag, eine neue Taschenausgabe Jum 25 Todestag Emil 30'as läßt der Sturt- Wolff- Berlag, zusammen der Rougon Macquart, Geschichte einer Familie unter dem zweiten Kaiserreich" erscheinen.
Er hat sich durch seine Frescomalereien in der Sorbonne und in der Der Maler Weer's ist im Alter von 80 Jabren in Baris ge storben. französischen Münzstätte, sowie durch zahlreiche Porträts von Berühmtheiten befannt gemacht.