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was in Berlin nicht auffällt.

Die unbenutzten Freitreppen am Schauspielhaus

Eine nüchterne Stadt, eine selten arbeitsame Stadt, der kaum ein Mensch etwas zutraut, was nicht im Sinne des Zweckmäßigen liegt, des äußerst Zweckmäßigen, das Geld erfordert und Geld wieder einbringt. Aber es gibt Dinge in Berlin , die sich mit diesen tüchtigen Grundsätzen nicht vereinbaren lassen. So entdeckt uns zum Beispiel Dr. Franz Lederer in seinen ausgezeichnetenBerliner Merk- Würdigkeiten"(Germania-Verlag), daß es in Berlin zwei Theater gibt, die außerordentlich pompöse Eingänge und Freitreppen auf- weisen,' die niemals benutzt werden. Das schönste Werk Schinkels ist das Schauspielhaus auf dem Gendarmenmarkt, das, obwohl einer anderen Zeit angehörend, sich zwischen krtln beiden Kirchen mit ihren prächtigen Kuppelbauten charaktervoll behauptet:Prophete links, Prophete rechts: das Weltkind in der Mitte." Ein« imposante Frei- treppe führt zu dem stolzen Bau empor, ein Aufgang von so edlen Berhälinissen. daß er in dem Beschauer unwillkürlich eine weihevolle Stimmung auslöst. Aber nun kommt das Merkwürdige. Dieser Aufgang wird niemals benutzt. Man betritt das Schauspielhaus durch einen Tunnel, als wall« man scheu wie«in Verbrecher im Heiligtum des Apollo Schutz suchen. So wird der prächtige Aufgang zu einer bloßen Kulisse, einer leeren Dekoration. Und das lag doch sicher nicht im Sinne des Architekten. Seltsam ist, daß man bei dem Knobelsdorffschen Opernhaus Unter den Linden etwas Aehnliches beobachten kann. Auch hier benutzt man nicht die doppelt« Freitreppe, die zu dem Tempel der Musen hinaufführt, sondern man betritt das Haus unter einem Glasdach, wie etwa eine Station der Eisenbahn. Di« beiden Kuppeltürme auf dem Gendarmen- markt, die am abendlichen Himmel ein« Silhouette von uner- härter Wucht abgeben, haben beim Berliner Volke von jeher die größte Aufmerksamkeit gefunden, allerdings weniger wegen ihres dekorativen Schmuckes, alz wegen einer interessanten Merkwürdig- keit, über di« die Sage folgendes zu berichten weiß: Der deutsche und der französische Dom wurden unter gleichen Vorbedingungen um di« W«tte von deutschen und französischen Unternehmern und Handwerkern gebaut. Bei diesem Wettkampf siegten die Deutschen . Beide Dome wurden zwar zur gleichen Zeit fertig: doch fanden die Franzosen nicht mehr die Zeit, an der Turmuhr die Zeiger anzubringen. Da vorher aus- gemocht worden war, daß mit Fertigstellung des einen Domes auch die Arbeiten an dem anderen Dome aufhören sollten, ist«s wohl erklärlich, daß man an der Turmuhr des französischen Domes noch niemals einen Zeiger gesehen hat. Turmspitzen auf Kirchtürmen kann man überall sehen. Aber «ine Kirchturmspitze im Keller kann man nur in Berlin , der Stadt der Merkwürdigkeiten, sehen. Das ist die Spitze der

S)ie SilberflHroärrne ggj Von Die? Beach v°rb»ta> R«tsr!fiert» an» de« EnKlischeu von QnÜa Slopptl (Schluß.) Emerson fühlte sich erleichtert, während er auf das Land zuruderte. Sein Herz klopfte froh im Takt mit dem Plätschern der Wellen gegen die Bootsplanken: zum erstenmal seit vielen Monaten fühlte er sich jung und frei. Heute nachmittag hatte er angefangen, sich selbst zu verstehen, usid als er sich erst gesehen hatte, wie er wirtlich war, war die Umwandlung schnell gekommen. Noch als er zur Jacht hinausruderte, war er im Zweifel gewesen. Was sich aber dort ereignete, hatte die letzte Spur von Unentschiedenheit hinweggefegt. Am schwersten fiel es ihm, Cherrys Verhalten Hilliard gegenüber zu entschuldigen. War es notwendig, daß Sie ihm solch großes Entgegenkommen zeigen mußte? Die anderen Beschuldigungen waren nur schattenhaft, von dieser Sache aber kannte er alle Einzelheiten, und sie quälten ihn. Doch war er jetzt nur von dem einen Wunsch beseelt, sie wiederzusehen. Er vertäute das Boot am Ufer und begab sich sofort zu ihrem Haus. Schon von weitem hörte er ihr Klaoierspiel, und als er näherkam, erkannte er auch die Melodie. Es war dieselbe, mit der sie an jenem ersten Abend seine düstere Stimmung vertrieben hatte. Er blieb vor dem offenen Fenster stehen und sah sie in dem gedämpften Licht am Flügel sitzen: ihre Finger glitten leicht über die Tasten. Dann begann sie mit ihrer tiefen Altstimme zu singen: Heute nacht, Geliebter, träumte mir von dir, Mir träumte Cherry hielt plötzlich inne. Sie senkte den Kopf und schluchzte. Dieser Tag war der traurigste ihres ganzen Lebens, diese Stunde, die einsamste, und die Tränen, die sie vorhin so tapfer unterdrückt hatte, ließen sich jetzt nicht mehr zurück- halten. Nur ihre Liebe zu Doyd hatte ihr die Kraft gegeben, zur Jacht hinauszufahren und mit diesen Menschen zu sprechen. Ihre ganze Natur hatte sich dagegen gewehrt, und doch wußte

Petrikirche, deren Geschichte reich an Unglücksfällen ist. Die älteste Petrikirche wurde 1730 vom Blitz getroffen und brannte ob. Man errichtete«in« neue Kirche, die am 28. Juni 1733 neu geweiht wurde. Ihr mangelhaft erbauter Turm stürzte am 28. August 1734 ein. Die reich verzierte Kirchturmspitze durchschlug das Dach des Eckhauses Brüder- und Scharrenstraße und blieb, etwas beschädigt,

Die Uhr ohne Zeiger.

i m Keller liegen. Dort sieh man sie, vielleicht, um sie bei einem Neubau wieder zu verwenden. Aber sie fiel der Vergessenheit anHeim, und so liegt die Kirchturmspitze noch heute im Keller, eine Merkwürdigkeit, die sicherlich in der Welt einzig dasteht. Das Rokoko brachte die Kunst des hohlen Scheines zur höchsten Entfaltung. Eine Derinnerlichung erstrebt dieser Göschmack nicht. In Berlin zeigt sich das nirgends bester, als in dem malerstch hinge-

Die Damen ohne Rücken.

sie, daß es das einzige Mittel war, womit sie ihn noch retten konnte. Von Constantine und Chakawana hatte sie erst am selben Nachmittage den Zusammenhang erfahren, und sie erkannte, daß ihr dadurch eine Waffe gegen Marsh in die Hand gegeben war. Auf einen so vollkommenen Erfolg hatte sie allerdings nicht zu hoffen gewagt, ebensowenig wie sie den tragischen Schluß voraussehen konnte. Sie hatte einfach aus einem Instinkt heraus gehandelt. Jetzt, wo die Arbeit voll- bracht war, fiel sie vollständig zusammen und weinte wie ein Kind. Er war lautlos ins Zimmer getreten und schlang die Arme um sie. Geliebte!" murmelte er. Sie aber erhob sich mit einem Schrei, riß sich los und starrte in sein lächelndes Gesicht, als ob er ein Gespenst sei. Sie! Warum sind Sie hier? Gehen Sie, gehen Sie, bevor ich entdecke, daß es nur ein Traum ist." Unsere Träume sind in Erfüllung gegangen," sagte er sanft und versuchte, ihre Hände zu nehmen. Nein, nein!" rief sie wild.Sie sind nicht gekommen, um zu bleiben." Ich bin gekommen, um zu bleiben, wenn du mich haben willst." Sie aber zog sich noch weiter von ihm zurück.Sie scherzen mit mir. Sie lieben ja Fräulein Moyland." Nein, Mildred reist heute abend ab, und ich werde sie nie wiedersehen." Nein, Boyd! Ich will Ihre Liebe nicht, ich will nichts, was die andere fortgeworfen hat." Es hat lange gedauert, bis ich mich selbst gefunden habe, Cherry, denn ein Traum hatte mich blind gemacht," ant- wartete er.Erst heute abend bin ich sehend geworden. Ich habe Mildrcd aus freiem Willen verlassen und bin zu dir gekommen." Sie vergessen, wer wer ich gewesen bin. Es kann nicht Ihr Ernst sein, daß daß Sie mich heiraten wollen." Er breitete ihr seine Arme entgegen:Ich liebe dich!" Sie warf sich an seine Brust, schluchzend und zitternd. Er drückte sein Gesicht in ihr Haar und flüsterte ihr zärtliche Worte zu, bis ihr Gemüt sich beruhigte. Schließlich blickte sie scheu zu ihm auf und sagte mit einem zweifelnden und doch strahlendem Gesicht:

worfenen Prachtbau der Alten Bibliothek, dessen Architek- tur ohne Zusammenhang mit dem Innern nur auf äußere Wirkung berechnet ist. Die K o m m od e nennt der Berliner diesen Bau, dessen Aeußeres tatsächlich einer riesigen Rokokokommods gleicht. Selffame Gestalten schmücken das Dach des Hauses, Figuren, die nur halb ausgeführt sind, Frauen, die keinen Rücken haben. Aber der Berliner nimmt an den halben Figuren auf dem Dache keinen Anstoß, weil er die Gebäude doch nur von vorne ansieht. Desto lieber macht er sich über Friedrichs des Großen feit- same InschriftNutrirnenturn spiritus" lustig.Spiritus is ooch Nahrung." Manch interessantes Denkmal schmückt die alten Berliner Kirch- Höf«, die sich unmittelbar neben der Kirche befinden. Eines der merkwürdigsten ist gewiß jenes an der Mauer der Kloster- k i r ch e: ein freistehendes Grabmal mit einer Gestalt ohne Kopf. Nach der Inschrift zu urteilen, stellt die Figur die Frau eines Zuckersiedermeisters aus der zweiten Hälfte des 18. Jahr- Hunderts dar. Wer in Berlin eine Frau ohne Kopf!Das i st die einzige Berlinerin, die ihren Kopf ver- l o r e n hat."

Der GattenmorS am Planufer. Auch eineglückliche" Ehe. Das blutige Drama am 12. Oktober o. I. im Hause Planuser 1 das Ende einer 21jährigen Ehe. über das im gestrigen Abendblatt berichtet wurde ragt durch das Milieu, in dem es sich abspielte, sowie durch die Kompliziertheit der Beweggründe weit über die Ehe- trogädien hinaus, die in der letzten Zeit in den Moabiter Sälen ihren gerichtlichen Abschluß gefunden haben. Die Tochter eines wohlhabenden Landwirts, von Gouvernanten erzogen und in der höheren Töchterschulegebildet", erhält ihren abschließenden gesellschaftlichen Schliff in einem Mädchenpensionat am Genfer See und lernt, noch nicht achtzehnjährig, auf ihrem e r st e n B a l l ihren zukünftigen Mann, einen Arzt, kennen. Nach zweijähriger Ehe mußte die noch nicht Zwanzigjährige sich scheiden lassen: der Gatte war dem Trünke ergeben. Zwei Jahre später fängt an der hübschen zwanzigjährigen geschiedenen Frau im Bad Misdröy der drei Jahre ältsre Kaufmann G. Feuer: sie war ihm beim Tennis- spiel aufgefallen. Erst vor kurzem war er aus Mexiko zurückgekehrt, wo er acht Jahre oerbracht hatte. Mit Hilfe des Schwiegervaters gründet er sich nun eine Existenz. Das Holzkohlengeschäft in Tempel- Hof, in das allmählich etwa 70 000 M. hineingesteckt werden, floriert. Eine Villa in Wannsee und das Gut Iärserich krönen den Wohlstand der jungen Ehe. Nach außen scheint sie glücklich: im Innern ist sie krank. Die Frau war aus dem Regen in die Traufe geraten: war der erste Mann trunksüchtig, so entpuppte sich der zweite als maß- los jähzorniger und brutaler Mensch. Das Leben wurde aber ganz unerträglich, als sich eines Tages herausstellte, daß der Mann nicht mehr im Vollbesitz seiner physischen Kräfte war: die Angeklagte war damals 30 Jahre alt. Soviel steht fest: der damals sechs- bis siebenjährig« Sohn Bado, der im Zimmer neben den Eltern schlief, wurde nicht selten nachts von der lamen Stimme des Vaters und dem Weinen der Mutter aus dem Schlafe gescheucht und eilte angstvoll seiner Mutter zu Hilfe. In diesen nächtlichen Szenen wurde der Grundstein gelegt sowohl zu der Haßeinstellung des Vaters zum Sohne und umgekehrt die zur Zusammengehörigkeit von Mutter und Sohn. Das Dazwischentreten des Sohnes wiederholte sich in späteren Iahren. Wenn der Vater die Mutter wegen irgendeiner Kleinigkeit schüttelte, spielte der Sohn den Beschützer. Er zählte kaum 15 Jahre, als er dem Vater den Revolver aus der.Hand schlug, den dieser der Mutter auf die Brust gesetzt hatte.Ich erschieße mich", drohte er,Ich erschieße euch" hieß es«in anderesmal. Sahn und Mutter wußten, daß der Bater einmal in Mexiko im Jähzorn wirk- lich einen Menschen getötet hatte.Gut, daß du etwas von der Mutter geerbt, und nicht so jähzornig bist wie ich" hatte er seinem Jungen gelegentlich dieser Erzählung gesagt. Den wahren Grund der ehelichen Zerwürsnisse ahnte der Sohn aber nicht. Diesen Grund vertraute Frau G. niemanden an. Wohl be- merkte ihre Schulsreundin, wie nervös Frau G. wurde, wenn abends der Mann nach Hause kam: wohl kam Frau G. eines Tages zu ihr und klagte, daß sie den Mann mit dem Revolver bedroht habe und daß er wieder mal nach einer Szene nachts nicht nach Hause gekominen sei. Beide Freundinnen setzten einen Brief auf, in dem sie ihn baten, wiederzukommen und doch wieder gut zu sein. Ein anderesmal sagte Frau G. zu ihrer Freundin: Er arbeitet, das genügt mir, ich muß zufrieden sein. Ueber das andere will ich schweigen. Und sie schwieg. Die Inflation brachte aber di« Familie um ihren Wohlstand,

Noch ist es Zeit, ich gebe dir Bedenkzeit." Er schüttelte den Kopf. Und du bereust es wirklich nicht?" Ich bereue nur, daß ich dir nichts anderes als meine Liebe geben kann, denn wenn Wayne Wayland seine Drohung ausführt, bin ich der Aermste unter den Armen und muß wieder von vorn anfangen!" Und ich werde Gelegenheit haben, dir in schweren Zeiten beizustehen und dir meine Liebe zu beweisen. Denn dann bin ich ebenso arm wie du." Du hast doch deine Kupfermine!" sagte er scherzend. Ich habe keine Kupfermine mehr." Das verstehe ich nicht." Sie schlug die Augen nieder.Mit Herrn Hilliard ist schlecht Kirschen essen. Ich mußte ihm auch meinen Anteil an der Mine verpfänden." Du meinst, du hast ihm die ganze Mine verkauft?" Nein. Als ich einsah, daß du auf andere Weise das Geld nicht schaffen konntest, habe ich ihm an jenem Abend meinen Teil überlassen, damit er dafür dir das Geld lieh. Du bist mir doch nicht böse?" Böses" Du weißt nicht, wieviel Unrecht ich dir abzu- bitten habe!" Hör!" unterbrach sie ihn und legte einen Finger auf seine Lippen. Durch den stillen Abend tönte das ferne Rasseln einer Ankerkette. DieGrande Dame" lichtet den Anker!" rief sie. Sie standen zusammen in der offenen Tür des kleinen Hauses und blickten zu den Laternen der Jacht hinaus, die einen großen Bogen durch die Dunkelheit beschrieben und darauf langsam draußen in der Bucht verschwanden. Cherry schmiegte sich fester an Boyd:Das junge Mädchen dort draußen hatte alles, was der Mensch begehren kann, und ich war arm und allein. Jetzt aber fühle ich mich so reich, daß ich nie und nimmer mit ihr tauschen möchte." Draußen auf der weißen Jacht aber stand Mildred und blickte zu der Küste hinüber, die mehr und mehr am Horizont verschwand. Dann wandte sie sich und ging in die Kajüte hinunter, niedergedrückt von dem Bewußtsein, daß sie etwas Kostbares verloren hatte, was nie wiederkehren würde.