Die erhöhte innerpolitische Spannung trifft zusammen mit dem ständigen Wachsen der Arbeitslosig keit, die sich als unvermeidbare Folge an die Aufwertung anschließt. Wir können getrost behaupten, daß die offiziellen Angaben über die Zahl der Arbeitslosen falsch sind: die Arbeitslosigkeit ist groß und wächst beständig. Hand in hand geht die albarbeitszeit und das Herabschrauben der Löhne. Der Faschismus scheint nun auf dem Standpunkt zu stehen, daß diese Dinge keine politische Bedeutung haben, so lange man zu verhindern weiß, daß sie einen Widerhall in der öffentlichen Meinung finden. In Wirklichkeit hätte das Regime von einer redlichen Darlegung der Situation nur Vorteil. Man würde aus ihr ersehen, daß die Regierung eben nicht in der Lage ist, die Wirtschaft zu regeln. Statt dessen sagt heute das faschistisch- orthodore Kleinbürgertum:" Mussolini fieht noch eine Weile zu, ob die Unternehmer die Krise beseitigen; tun sie es nicht, so schlägt er drein, wie er es bei den Hausbesitzern getan hat." Diesen Vertrauensseligen wird ihr Glaube wenig helfen. Wenn es bei der Wirtschaftskrise mit dem Dreinschlagen getan wäre, so hätte Mussolini diese erlösende Tat schon längst vollführt....
Der 2. Oktober.
Zum Verbot der kommunistischen Gegenkundgebung.
Die Kommunisten hatten zwar zum 2. Oktober zu einer Gegenfundgebung gegen die Geburtstagsfeier Hindenburgs im Lustgarten aufgerufen, sie hatten es aber selber feinen Augenblid für möglich gehalten, daß diese Gegenfundgebung zugelassen werden könnte. Sie hatten ihr Berbot mit der Sicherheit eines astronomischen Ereignisses erwartet und es nicht nur zuvor schon in Form der bekannten Falschmeldung über eine Bressekonferenz des Polizeipräsibenten angefündigt, sondern sich auch schon nach Sälen zur Abhaltung von Versammlungen in geschlossenen Lokalen umgesehen. Sie wußten, daß nach der geltenden Praxis Rundgebungen in gegensäglicher Richtung am gleichen Tage nahe beieinander nicht zugelassen werden, weil die dadurch entstehenden Gefahren für Leib und Leben zu groß find. Erst fürzlich ist in Potsdam eine schwarzweißrote Störungskundgebung, die sich gegen eine Veranstaltung des Reichsbanners richtete, dem Verbot verfallen- kein Mensch konnte annehmen, daß die zum 2. Oftober angekündigte Rundgebung der Kommunisten ein anderes Schicksal haben könnte.
Der Entrüftungslärm, den die Kommunisten wegen dieses Verbots vollziehen, ist leere Komödie, zu der die Theaterproben schon vorher abgehalten, die Stimmen schon vorher geschmiert worden sind.
trag, die Strafe bei solchen Bewußtfeinsstörungen nicht zu mildern, die auf selbstverschuldeter Truntenheit beruhe.
Genosse Landsberg wandte sich entschieden gegen diesen Antrag. Er hob hervor, daß die Sozialdemokratische Partei ganz gewiß gegen den Alkoholmißbrauch sei und daß insbesondere in der Arbeiterjugendbewegung alles geschehe, um den Alkohol zu bekämpfen. Schon vor dem Kriege habe die Sozialdemokratische Partei zum Schnapsbontott aufgefordert und es sei im Laufe der Jahre erreicht worden, daß immer mehr Arbeiter in den Fabriken Milch, Kaffee und Tee trinken, anstatt des Schnapses. Die Sozialdemokratische Partei laffe es gewiß in den Bemühungen um die Bolkserziehung. auf diesem Gebiete nicht fehlen. Der demokratische Antrag aber werden nicht erreichen, was er wolle, da sehr schwer festzustellen sei, wann eine Trunkenheit auf Selbstverschulden zurückgeführt werden könne. Vor allem hafte dem Antrage etwas Klaffengefeßlich es an, da die Gefahr bestehe, daß eine solche Bestimmung Angehörigen anderer Volksklassen sei vor dem Rausche gefeit. Ein Wohlhabender könne vor Exzessen im Alkohol sehr einfach dadurch geschützt werden, daß er im Auto nach Hause geschafft würde. Der Arbeiter, der feine Festlichkeiten wegen schlechter Wohnungsverhält nisse in der Kneipe feiern müsse, fomme dort leicht mit anderen Menschen in Konflikt. Es würden vor allem die Arbeiter durch ein Gefeß, das den demokratischen Wünschen entspreche, getroffen werden. Auch Abg. Wunderlich( D. Bp.) wandte sich gegen den demokratischen Antrag aus juristischen Gründen.
vor allem nur gegen die Arbeiter angewandt werde. Die
seis minister Hergt wünschte entsprechend dem Vorschlage des österreichischen Gesetzbuches, das eine Bestimmung aufgenommen werde, nach welcher im Falle selbstverschuldeter Trunkenheit oder im Falle eines Rauschzustandes die Strafe gemilbert werden könne. Es foll im Belieben des Richters stehen, ob er bei selbstverschuldeter Trunkenheit die Strafe mildern wolle oder nicht. Ein entsprechender deutschnationaler Antrag wurde eingereicht.
Die kommunistischen Arbeiter, denen man dieses Theater vorführt, täten besser, darüber nachzudenken, wieso es möglich geworden ist, daß man in Deutschland den Geburtstag des Präsidenten der Republik als ein monarchisti fches Propagandafest begeht. Waren sie bei der Präsidentenwahl der Parole der Sozialdemokratie gefolgt, so würde Herr v. Hindenburg heute noch als pensionierter General in Han nover spazieren gehen. Nur durch die kommunistische 3er Antrag. Genoffe Rosenfeld weist darauf hin, daß eine Kannsplitterungsparole, nur auf den Schultern des Transport- Borschrift, wie sie jetzt die Deutschnationalen beantragten, die Gefahr arbeiters Thälmann" ist der gegenwärtige Reichspräfi einer flaffenmäßigen Anwendung des Gesetzes noch erhöhe. Er dent in sein Amt gelangt. Was fich am Sonntag begeben warne davor, durch die Einführung des freien richterlichen Ermessens wird, ist eine Folge der kommunistischen Taktik. in diesem Teil des Gesezes neue Möglichkeiten für eine Klaffenjuft i 3 zu schaffen.
Man füge die innere 3erissenheit in der Faschistischen Bartel hinzu, wie sie in den beständigen Ausstoßungen und Wiederaufnahmen in die Partei zu Lage tritt. So ist heute jener Barbiellini Podestat von Piacenza , der wegen unberechtigten Tragens von Orden ver urteilt worden ist und als Auftraggeber der Mörder des Kriegstrüppels Lertua nicht verurteilt werden konnte, weil die Kammer die Autorisation zum Strafverfahren verweigert hat. Erst hatte man ihn wegen moralischer Unwürdigkeit aus der Faschistischen Partei ausgestoßen, um ihn dann, auf Grund eben dieser Unwürdigkeit, wieder aufzunehmen und zu den höchsten Ehrenstellen zu erheben. Und das alles frißt in der Tiefe, ohne Dränage nach außen, wie sie in einem modernen Lande die Presse darstellt. Mit dem Problem des völligen Versagens der faschistischen Presse beschäftigt sich das Organ des Unterstaatssekretärs der Rorporationen, Bottai . Ohne zu sagen, daß der Schaden der faschistischen Bresse dadurch verringert wird, daß sie von Tag zu Tag weniger Leser findet- Italien dürfte das einzige Land der Welt sein, in dem man zahlreiche gebildete Leute findet, die prinzipiell teine Zeitung mehr an= Er flaggt schwarzweißrot und schwarzrotgold. rühren, nagelt es die unheilvolle Wirkung der all- Das Hotel Raiserhof" hatte angekündigt, daß es anläß gemeinen Lobhudelei an. Mit dem System des präventiven lich eines heute stattfindenden Festmahls für die ausländische Presse Lobes, das mit vollen Händen ausgestreut wird, ohne Gefühl zum ersten Male neben anderen ausländischen Flaggen schwarzfür das Ziemliche und unter Nichtachtung jeder moralischen rotgold zeigen würde. Es hat dieses Bersprechen gehalten und intellektuellen Wertung," schreibt die Zeitung, sind wir wie, das ist freilich eine andere Sache. Auf dem Hauptflaggen glücklich dahin gelangt, daß das Publikum, dem man heute, mast wurde die preußische Fahne gesetzt, rechts daneben steht die wie in einem Kino, jo viel falsche Helden vorgeführt hat, schwarzweißrote, links von ihr die heutige Reichsfahne die durch Selbstreflame zu Rettern des Baterlandes gefchwarzrotgold. Man hat also in demonstrativer Weise die heutigen worden sind, auch den wirklich verdienten Männern miß- Reichsfarben nebensächlich behandelt. Es fann unter traut und in seinem Urteil diese mit jenen zusammenwirft." diesen Umständen auch nicht gut davon die Rede sein, daß der Erst hat man jeder Kritik den Maulforb umgebunden und Kaiserhof" die berechtigte Forderung der republikanischen Behör heute wundert man sich, ohne die Waffe der Kritik fich das den, die Reichsflagge bei festlicher Gelegenheit in würdiger Form Geschmeiß der Streber und Geschäftemächer nicht vom Leibe zu zeigen, erfüllt hätte. halten zu können.
"
Freilich erschüttert diese Situation die materielle Macht des Faschismus nicht: er hat weiter Gewehre und Banzerautos, Knüppel und Benzin, Staatstaffe und Gesetz in Händen. Aber das Bewußtsein der seelischen Isoliertheit verschärft seine Abwehrbedürfnisse. Neben das durch die sporadischen Attentate der Gegner vermehrte Gefühl der Unsicherheit tritt das Bedürfnis der Ablenfung von der inneren Parteimifere. Das ergibt eine gute Ronjunktur für die Reaktion.
Der Steit um die Kriegsschuld. Laut Echo de Paris" hat Boincaré feinen Ministerkollegen das Bersprechen abgenommen, vor dem Wiederzufammentritt des Parlaments( 48. Oftober) teine Reden mehr zu halten.
Der letzte Pariser Ziegenhirt.
Bon Kurt Lenz.
Paris , Ende September 1927. Das ist doch kein Schußmannspfiff? Der Frembling auf der Straße bleibt stehen. Das klingt doch wie im verlassenen Dorf Bignasco hinter Locarno , wo gerade zweimal in der Woche der Postbote hinfommt. So eine rechte, verlorene Schweizer Gebirgsgegend liegt in diesem Trillern.
Und dahinten sieht auch schon das erste Horn hervor, das zweite, das dritte: Fünfzehn Ziegen marschieren langsam über das Bariser Straßenpflaster, links vom Schäferhund begleitet und rechts von Soucaze, dem letzten Pariser Ziegenhirt. Vor 20 Jahren gab es ihrer noch 60. Heute ist er allein übriggeblieben.
Gleichgültig schauen sich Ziegen und Straßenpaffanten an. Es iſt, als gähnen sie sich gegenseitig Langeweile zu. Anscheinend finden
die Menschen die Ziegen interessanter als diese ihr Publikum. Denn faum würdigt eine Siege die Spaziergänger eines flüchtigen Blickes. Auch Soucaze ist längst daran gewohnt, immer bestaunt zu werden. In langfamem Gang zieht er durch den Süden von Paris täglich am Außenministerium und an der Deutschen Botschaft vorbei bis vor die Deputiertenkammer. Er hat eine Schlinge um den Kopf, an dessen Ende vor dem Magen ein größerer Kasten hängt: " Fromage de Chèvres( 3iegentäse") steht darauf. Und Soucaze bat ſeine jeſten und ſeine flüchtigen Kunden. André Berthon, der tommunistische Abgeordnete, hat ihm sogar neulich gleich eine ganze Ziege abgekauft.. Die Ziege soll Berthon noch langweiliger gefunden haben als die anderen Menschen, worauf beide später große Freunde
wurden.
Der Ziegenstall steht außerhalb der Pariser Mauern. Wo der von Berthon ist, weiß ich nicht. Soucaze weidet in Vanves . Als er jung war, war der Pariser Vorort Vanves einer der stil zurück gelegenen Orte, der noch die ganze folgende Woche über im Munde aller Mitglieder der Familie war, wenn diese am vergangenen Sonntag einen Ausflug bis in dieses Ausland gewagt hatte. Heute fährt man mit besonderen Schnellzügen Sonntags früh von Baris an den Meeresstrand von Deauville oder Dieppe und ist abends wieder in der Hauptstadt.
Banves liegt jetzt mitten im lärmenden Pariser Berkehr. Würde jemand erzählen, er wäre nach Vanves gefahren, man müßte ihn auslachen. Denn das ist nichts. Heute werden in Banves die Ziegen so bewundert wie einst daselbst die ersten Autos.
Morgens früh zieht Soucaze nach Vanves mit seiner Flöte und seiner Herde. Auch die fahrenden Pariser Glasarbeiter flöten, auch die fahrenden Korbflechter. So ein fahrender Pariser Blajer läuft langsam über die Straße, mit seinem Gestell auf dem Rücken. In dem Gestell befindet sich sein Handwerkszeug und eine Anzahl Glas
Der verschämte„ Kaiserhof".
Abg. Haas( Dem.) wendet sich gegen den deutschnationalen
Genosse Dittmann hebt hervor, daß alle Anträge, die sich auf die selbstverschuldete Trunkenheit bezögen, den Mangel hätten, dem Richter die schwierige und kaum lösliche Aufgabe zu überweisen, festzustellen, wann eine Trunkenheit selbst verschuldet sei und wann nicht.
Genoffe Saenger betont die ungeheuren Gefahren des Altoholismus. In Bayern sei festgestellt, daß von zwanzig Berletzten des Mordes und Totschlages und der Körperverletzung mit tödlichem Ausgange nicht weniger als 17 in unmittelbarem 3u sammenhang mit dem traurigen Ausgang gestanden hätten. Das Strafgefeß gebe dagegen feinen Schuh. Wolle man wirklich gegen die Gefahren des Alkohols schützen, so schaffe man Bolkshäuser und treffe man noch andere ähnliche Maßnahmen.
Bei der Abstimmung wurde der sozialdemokratische Antrag, der auch solche Bewußtseinsstörungen berücksichtigt wissen wollte, welche We had notauf der Störung des Trieblebens beruhen, gegen Sozialdemokraten Wie wir hören, nimmt der Magistrat der Stadt Berlin an dem und Kommunisten abgelehnt. Angenommen wurde nur, und Essen, zu dem er geladen ist, nicht teil. Wir erwarten, daß auch zwar gegen die Deutschnationalen, ein sozialdemokratischer Antrag, die preußische Regierung und diejenige des Reiches den nach welchem bei wesentlicher Verminderung der zurech weniger schönen als bequemen Ausweg, den das Hotel Kaiserhof" nungsfähigteit die Strafe nicht, wie es im Gesetzentwurf aus dem von ihm heraufbeschworenen Flaggenkonflikt gesucht hat, heißt, gemildert werden kann, sondern zu mildernist. nicht anerkennen und der festlichen Veranstaltung fernbleiben wird.
Strafmilderung bei Trunkenheit. Eine drohende Verschlechterung des Strafgesetzbuches abgewehrt.
heute die Beratung des§ 13 des Regierungsentwurfs über die Frage Der Strafgefeßausschuß des Reichstages fette der zurechnungsfähigkeit fort. Im Vordergrunde der Beratung ftand der von den Demokraten und dem Abgeordneten Kahl gestellte An
scheiben in verschiedener Größe. Er braucht nur die Straße lang zu flöten, und man weiß, von wem der Ton kommt. Eine ganz andere Flöte hat der Korbmacher, der meist mit einem ganz fleinen Pferdegespann durch die Stadt kommt. Und wieder einen anderen Ton geben die vier Löcher von Soucazes Flöte. Sie flingt wie eine liebe Schweizer Schalmei. Die Autos sausen an den Ziegen vorüber, und Ziegenunfälle sind bisher nicht zu vermelden.
Natürlich haben sich auch bereits die Amerikaner der Angelegenheit liebreich angenommen. Vor einigen Monaten wurde Soucaze mit seinen Ziegen von ihnen gefilmt, und einige Zeit später stand er bei einer Pariser Filmgesellschaft mit seinen Ziegen Modell. Doch liebt er diese Art Reklame nicht. Er ist ein wirklich bescheidener Ziegenhirt des alten Schlages, der das Großstadtleben überhaupt nicht sieht.
Jeannot, die Ziege, die Berthon befam, soll fommunistischy geworden sein. Sie fann schon Moskau " meckern und sich gegen aile ihre Kameraden unschön benehmen. Das hat jedoch in der hiesigen Kommunistischen Partei allerhand Furcht über eine zu große Inteli genz von Jeannot hervorgerufen, und so plant man bereits ein Ausschlußverfahren gegen diese gefährliche Siege.
Bei der Abstimmung der Anträge, die sich auf die Trunkenheit bezogen, ergab sich, daß zunächst der demofratische Antrag, nach welchem selbstverschuldete Trunkenheit nicht berücksichtigt werden darf, gegen die Demokraten und Abg. Kahl abgelehnt wurde. Alsdann wurde auch der deutschnationale Antrag, der bei selbstverschuldeter Trunkenheit und anderen Zuständen es dem Deutschnationalen, des Zentrums und der Bayerischen Volkspartei Richter überlassen sollte, die Strafe zu mildern, mit 13 Stimmen der gegen 14 Stimmen der Sozialdemokraten, Deutschen Volkspartei und Demokraten abgelehnt.
Ein Punkt.
Es ist schon viele, viele Jahre her. Ich war aus der fleinen Stadt nach Berlin gekommen und hatte meine erste Stellung angetreten. Mit 40 Mart im Monat mußte ich auskommen. Bon meiner Wohnung in einem Mädchenheim im Zentrum der Stadt mußte ich täglich einen weiten Weg bis zu meiner Arbeitsstätte zurücklegen. Mittags fuhr ich hin und zurück mit einem Sechsernicht für mich da waren, stand ich stets berauscht vor den Auslagen. Ich war das glücklichste fleine Mädchen in Berlin .
Bis ich in einem Schaufenster Spigen ausgestellt fah. In einen der Spizenfragen hatte ich mich verliebt. Biermal am Tage stand ich vor diesem Schaufenster und liebäugelte mit meinem" Kragen. Er verfolgte mich im Wachen und Träumen. Mit jedem Lage wurde es schlimmer. Der Kragen hatte völlig Besitz von mir ergriffen. Vor jedem Spiegel sah ich mich mit diesen Spizen geschmückt. Meine Sehnsucht wurde unerträglich und ich beschloß, den Kragen zu laufen. Wovon wußte ich allerdings nicht. Er loftete 4 Mart.
Zuerst flügelte ich mir ein Sechser- Sparsystem aus. Ich fuhr nicht mehr Omnibus, machte einen weiten Bogen um jeden Obstwagen und ging geschlossenen Auges vor den Schokoladengeschäften vorbei. Schließlich nahm ich nicht mehr einen Pfennig mit, nur um ging ich ein wenig angstvoll zu dem Schaufenster, immer in der nicht in die Gefahr zu kommen, etwas auszugeben. Jeden Morgen Furcht, es tönnte sich ein anderer Liebhaber für den Kragen gefunden
haben.
Endlich war da. flog in
Spißenget här, zitternd vor Glud. Mit Herslopfen ging ich in den Laden und bat mit erstickter Stimme um den Spizenfragen aus dem kleinen Schaufenster links. Die Verkäuferin sah mich ein wenig von oben herab an. Sie fragte noch einmal, während sie blitzschnell mein blaues Mousselinkleidchen mit den weißen Punkten musterte. Ja, ja, den Kragen!"
Als ich das Wunderwerk in Händen hielt, sah ich auf dem weißen Etikett die Worte:„ Preis 40.00 Mart". Groß und deutlich 40.00 art.
Bernard Shaw als kontorist. Wie so mancher berühmte Mann, hat auch Bernard Shaw seine Jugend in bescheidenen Verhältnissen verlebt. Noch in den achtziger Jahren war er ein fleiner, völlig unbefannter Bureauangestellter. Die englische Angestelltenzeitschrift The Groschatte mun den wißigen Einfall, Sham um ein Vorwort für ihre der zu bitten, und bereit willig erfüllte der Dichter diesen Wünsch. Mit einem Seufzer der Erleichterung," so schreibt Shaw, habe ich bereits mit zwanzig Jahren die Tätigkeit eines Bureauangestellten aufgegeben. Mein erster Jahreslohn betrug die riesenhafte" Summe von 18 Pfund, die höchste Gehaltsstufe, die ich je hätte erreichen können, wäre 84 Pfund gewefen. Bierzig Jahre nachdem ich das Bureau verlassen hatte, ging ich zufällig durch die Straße, in der sich meine frühere einem Notar zu erledigen, und bei dieser Gelegenheit fiel mir ein, Arbeitsstätte befand. Ich hatte eine geschäftliche Angelegenheit bei daß sich in demselben Hause, in dem ich meine Tätigkeit ausgeübt hatte, ebenfalls das Bureau eines Notars befunden hatte. Ein Schild am Hause belehrte mich, daß der Notar noch immer seine alte Kanzlei innehatte, und ein passender Vorwand, das Haus zu betreten, war für mich gefunden. Ich stieg die altbekannte Treppe hinauf und guckte durch die Glastür in mein altes Bureau, mußte jedoch vorhanden war. Ich ging nun noch eine Treppe hinauf, um den zu meiner Enttäuschung feststellen, daß mein alter Plaz nicht mehr alten Notar aufzusuchen, der jedoch nicht anwesend war. Ich sprach nur seinen Gehilfen, der zugleich das Ehrenamt eines Küsters befleidete. Da er ein ziemlich leutseliges Wesen zur Schau trug, begann ich mit ihm zu plaudern und erwähnte auch, daß ich vor vierzig Jahren foftüme und Bühnenkonstruktionen von Alexandra Erter, der Leiterin bes bei diesem Geständnis das leutselige Wesen diefes firchlichen Würdenin diesem Hause als Kontorift gearbeitet hatte. Sofort verwandelte sich trägers" in tiefste Berachtung. Stolz hielt er mir vor, daß er im Gegensatz zu mir vierzig Jahre hindurch dieselbe Stellung inne habe."
Ich hatte unaufhörlich hinter der Vier einen Punkt gesehen. Ginen ganz dicken Buntt! Ach, ich hatte mir nicht vorstellen können, daß ein Spizenfragen so viel kosten fönnte, wie ich den ganzen Monat über verdiente.
Bon diesem Tatge an lernte ich die Großstadt mit anderen Augen sehen. Grete Saenger.
Sammerjänger Union Erl gefiorben. Im 82. Lebensjahr starb in Dresden Erl war von 1875 bis 1912 ohne Unterbrechung in Dresden tätig. einer der projeu Sänger aus der Schuch- Zeit, der Opernsänger Anton Erl.
Zum ersten Male werden in der Dktober- Ausstellung des Sturm, Potsdamer Str . 134 a. in Deutschland die Theaterbeforationen, Theater Deforationswesens am studio des Mostauer Künstlertheaters und des Mostauer Kammertheaters gezeigt. Die Ausstellung wird am 2. Oftober, mittags 12-2 Uhr, eröffnet und ist täglich von 10-6 Uhr, Sonntags von 11-2 Uhr zu besichtigen.