Die Entscheidung der Straßenbahner.
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Was bringt der Schiedsspruch?
Wir haben in unserer heutigen Morgenausgabe bereits den| Quantität der Organisationsmitglieder durch die Qualität ihrer wesentlichsten Inhalt des Schiedsspruches wiedergegeben, ins Argumente zu ersehen. Das hat seine Grenzen. Der Einfluß der besondere aufgezeigt, inwiefern eine Beränderung bzw. Berbesserung Organisationsvertreter hängt ab von der Masse der Mitglieder, auf gegenüber dem letzten Borschlag des Schlichters eintreten würde. die sie sich stüßen. Es ist leider ein offenes Geheimnis, daß in bezug Wir haben noch der Vollständigkeit halber hinzuzufügen, daß die auf die Zugehörigkeit zur freigewertschaftlichen Organisation bei den Ueberstundenzuschläge rüdwirkend vom 1. Auguft zu zahlen Straßenbahnern noch vieles zu wünschen übrig bleibt. sind und das Abkommen, falls es von beiden Parteien angenommen Die Gewerkschaft legt die Entscheidung über den Schiedsspruch wird, mit dem 1. Ottober in Kraft tritt. in die Hände der Straßenbahner. Die Straßenbahner follen selbst entscheiden, ob sie diesen Schiedsspruch annehmen wollen. Stimmenthaffung gilt gleich Annahme.
Es ist zweifellos, daß der Schiedsspruch gegenüber dem bis. herigen 3uft anbe eine Reihe von wesentlichen Berbesse. rungen bringt. Ebenso sicher ist aber auch, daß der Schiedsspruch nicht bas bringt, was die Straßenbahner erwarten durften. Die Straßenbahner durften erwarten, daß in der Frage der Arbeitszeit der Schiedsspruch eine mefent liche Verbesserung bringen würde. Er hat aber darin nur eine ganz unwesentliche Erhöhung der prozentualen Berechnung als Arbeitszeit der Rebenarbeiten und Wartezeiten gebracht. Im Grunde bleibt es bei Einrechnung der Wartezeit bei der etwa neun stündigen Arbeitszeit.
Die Enttäuschung der Straßenbahner über den Schiedsspruch ist also durchaus begreiflich. Den Straßenbahnern ist aber zu sagen, daß ihre begreifliche Erbitterung sich am falschen Objekt ausläuft, menn sie jetzt über die verantwortlichen Organisationsvertreter schimpfen. Diese Organisationsvertreter haben geradezu Ueber menschliches geleistet. Sie haben versucht, die mangelnde
Zu alt!
Die Notlage der älteren Angestellten!
Bon einem Angestellten geht uns folgender Notschrei zu, der eines Kommentars nicht bedarf:
Leider gehöre ich auch schon zu den sogenannten alten Ange stellten", obwohl ich erst 47 Jahre alt bin und es in bezug auf Arbeitsleistung, qualitativ wie quantitatto mit jedem jüngeren Ange stellten aufnehme.
So oft ich mich auch schon vorstellen durfte, überall hätte ich auf Grund meiner Kenntnisse und Zeugnisse anfangen können, wenn nicht das„ Alter" hindernd gewesen wäre. Leute über 30 Jahre werden nicht mehr eingestellt.
Daß man auf Bewerbungsschreiben vielfach teine Antwort erhält und Zeugnisabschriften trog beiliegenden Rüdportos nicht zurüdgefandt werden, ist schon alt. Wie unglaublich die Verhältnisse liegen, beweist wohl folgender, nicht vereinzelter Fall.
Die„ Rote Fahne " versucht in ihrer heutigen Nummer die Straßenbahner durcheinanderzuheßen und gleichzeitig unwahre Behauptungen gegen die Verbandsangestellten aus auftreuen. So behauptet fie u. a., daß über eine von der„ Opposition eingebrachte Resolution nicht abgestimmt wurde wegen der angeb eingebrachte Resolution nicht abgestimmt wurde wegen der angeb. lichen Drohung der Verbandsangestellten, einen Streit, der vor der Urabstimmung inszeniert würde, als wilden Streit zu betrachten. In Wirklichkeit ist diese Resolution von dem kommu nistischen Antragsteller zurüdgezogen worden, was dem Antragsteller allerdings die üblichen Schimpfereien feiner Gesinnungsfreunde einbrachte.
Auf keinen Fall dürfen die Straßenbahner sich irre machen lassen durch die KPD., die sich den Teufel um das Wohlergehen der Straßenbahner tümmert, sondern nur ihre Bartelinteressen im Auge hat. Die Straßenbahner müssen selber entscheiden.
Tarifftreit in der Berliner Handelsgärtnerei Vor dem Schlichtungsausschuß.
Die Vertreter der 160 geladenen Firmen waren bei der Verhandlung am 27. September in den Räumen des Reichsarbeitsministeriums faft vollzählig zur Stelle. Borsigenden teine angenehme Aufgabe, die Berhandlung zu leiten. Durch 3 wischenrufe, zum Teil unparlamentarischer Art, gaben die Unternehmer ihrem Unwillen Ausdruck, daß man es gewagt hatte, sie vor den Schlichtungsausschuß zu zitieren. Dabei waren einige Herren überaus empfindlich, als die Mitglieder der Lohnkommission einige Bemerkungen fallen ließen. Nur durch die Androhung von Ordnungsstrafen durch den Vorsitzenden fonnte eine geordnete Berhandlung ermöglicht werden.
Die Objektivität des Borsigenden Dr. Riese soll durchaus anerkannt werden. Seine fachliche Stellungnahme fordert jedoch zur scharfften Kriti? heraus. Einige Unternehmer protestierten gegen die Durchführung des Verfahrens. Nach ihrer Auffassung waren die antragstellenden Organisationen in jedem einzelnen Falle verpflichtet, den Nachweis zu erbringen, daß or. ganisierte Arbeiter beschäftigt würden. Sofern dieser Beweis nicht erbracht würde, wäre das Verfahren unzulässig. Die Unternehmer drohten, den Verhandlungsfaal zu verlassen, wenn nicht über diese Frage vormeg entschieden würde.
Unverständlicherweise ließ sich der Schlichtungsausschuß ein schüchtern. Entgegen den flaren geleglichen Bestimmungen wurde den antragstellenden Organisationen augemutet, die Mitgliederlisten einzureichen bzw. den Nachweis zu erbringen, daß in den Betrieben Organisierte be. schäftigt würden. Mit aller Entschiedenheit lehnten die Dr.
Ein Herr ging mit meinen Zeugniffen zu einer großen Firmd, um bei dem ihm bekannten Broturisten ein gutes Wort für mich einzulegen. Nach Einsichtnahme der Zeugnisse sagte der Profurist:„ Das ift ja glänzend, so einen Menschen suchen wir ja! Wie alt ist er denn?" Bei Nennung des Alters gab er die Antwort: 3u alt. Bir brauchen noch mehrere Herren, haben jedoch von der Direktion die ftrenge Weisung, nur Herren im Alter von 25 bis 30 Jahren einzustellen." Ich könnte noch spaltenbang schreiben, jedoch verbietet es der Raum. Nur noch eine Frage: Wie ift es aber angesichts der Notlage der älteren Angestellten möglich, daß in vielen großen und mittleren Betrieben ehemalige höhere Offiziere figen, bei denen das Alter absolut teine Rolle spielt und die außer der großen Pension auch noch große Gehälter beziehen, dafür aber auch teinen Schimmer von faufmännischen Kenntnissen haben und uns Angestellten, die wir doch schließlich ein Recht aufganisationsvertreter diese Zumutung unter Bezugnahme Arbeit haben, die Arbeit fortnehmen? Diese Doppelver biener müßten unbedingt aus allen Betrieben heraus. Es müßte ihnen die mehr als auskömmliche Bension entzogen werden, dann würden sie wohl von selbst ihre Tätigkeit als Herrenarbeiter" aufgeben und viele stellungslose Kaufleute, die mehr verftehen als der Herr Oberst " usw., fönnten diese Boften sicherlich beffer ausfüllen.
Müßte da nicht endlich die Regierung energisch einschreiten? Im Kriege waren die Leute in den vierziger Jahren nicht zu alt, da durften sie sogar ganz vorn sein. Unter diesen Verhältnissen bleibt einem ja schließlich nichts weiter übrig, als eines Tages die Gashähne zu öffnen, um mit der Familie die große Reise anzutreten. P. H.
auf den bekannten Kommentar von Dr. Flato w und Regierungs. rat Joachim über die Schlichtungsverordnung als unbegrün, det ab.
Was sich nun abspielte, tann nur als eine Komödie übelster Art bezeichnet werden. Jeder einzelne Unternehmer wurde gefragt, ob in seinem Betriebe organisierte Arbeiter beschäftigt würden. Biele verneinten diese Frage, obwohl es für uns ein leichtes gewesen wäre, in einigen Fällen das Gegenteil zu be. weisen. Ein großer Teil gab die vernünftige Antwort, sie wüßten es nicht, da sie sich darum nicht fümmerten. Von dem Rest murde die Frage bejaht. Darauf verkündete der Vorsitzende den Beschluß des Schlichtungsausschusses, daß nur diejenigen dableiben
brauchen, welche die vorherige Frage bejaht haben. Alle übrigen tönnten die Verhandlung verlassen. Mit Hohnlachen 30 gen die Unternehmer ab.
Um bei dieser Komödie nicht weiter mitwirten zu brauchen, be. antragten die Organisationsvertreter nunmehr die Berteagung der Berhapblung, mit dem Bemerken, sich alles weitere vor. zubehalten. Diesem Antrag wurde stattgegeben.
Diese Borgänge wären nicht möglich gewesen, wenn der stellvertretende Schlichter von vornherein durchgegriffen hätte, nachdem er die Stellungnahme des Gewerberats Körner in dem Tarif. streit gegen den Unternehmerverband für falsch hielt. Es wird sich mun herausstellen, ob der Schlichtungsausschuß Groß- Berl in seinen eigenen Weg gehen und dadurch das Schlichtungswesen in Mißtredit bringen darf.
Konflikt in der Eisenkonstruktion.
Die Monteure und Helfer der Eisenkonstruktionsfirment, die dem Berband Berliner Metallindustrieller angeschlossen sind, hat ten in der vorigen Woche beschlossen, in allen Betrieben eine Erhöhung der Löhne um 15 Bf. pro Stunde zu fordern.
Wie es von Berliner Metallindustriellen nicht anders zu er warten ist, lehnte ein Teil der Firmen jede Lohnerhöhung glatt ab, der andere Teil machte geradezu lächerliche Zug eständnisse. Das Entgegenkommen" dieser Firmen bestand darin, daß sie dem Gros der Arbeiter durchschnittlich 2( zwei) Pfennig Zulage gewähren wollten und nur einzelnen hochqualifizierten Arbeitern 1 bis 8 Pf. Troydem gerade in den Eisentonstruktionsbetrieben zurzeit eine glänzende Konjunktur herrscht, begründeten die Unternehmer ihre ablehnende Stellungnahme mit der ungünstigen Geschäftslage", die merkwürdigerweise immer dann vorhanden ist, wenn die Arbeiter eine Lohnerhöhung verlangen.
Die Versammlung der Monteure und Helfer im Mittwoch beschloß nach eingehender Debatte, nochmals mit den einzelnen Firmen zu verhandeln und das endgültige Verhandlungsergebnis: schnellstens dem Metallarbeiterverband mitzuteilen. Sollten diese Berhandlungen wiederum fein befriedigendes Ergebnis
werden können, auch über den BBMI. feine Berſtändigung erzielt w und eventuell dann soll das legte gewerkschaftliche Mittel, der Streit, zur Durchfezung der Forderungen angewendet werden.
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für Neuord
Unterstützt der Reichsbund Deutscher Technik die Gelben? Der quittegelbe Reichsbund Deutscher Angestellten Berufsverbände" veranstaltet vom 30. September bis 2. Oftober in Berlin seine 4. Hauptversammlung. Zu einer aus diesem Anlaß auf den 30. September einberufenen Kundgebung unter dem Thema:„ Gegen Klassentampf nung der sozialen Berhältnisse!" hat der Reichsbund offenbar eine ganze Menge Einladungen verschickt; u. a. sind auch Mitglieder des Reichsbundes Deutscher Technik durch besonderes Anschreiben, in dem die Herren Mitglieder der berufsständischen Spizenorganisation der deutschen Technit, des Reichsbundes Deutscher Technik" besonders genannt werden, eingeladen worden. die gesinnungsgemäß dem gelben Reichsbund Deutscher ArigestelltenBei zahlreichen Mitgliedern des Reichsbundes Deutscher Technik, Berufsverbände vollkommen ablehnend gegenüberstehen, hat diese Tatsache insofern Befremden hervorgerufen, als sie sich die Einlabung zu der Rundgebung des gelben Berbandes nur so erflären lönnen, daß der Reichsbund Deutscher Technit der gelben Ge fellschaft fein Mitgliederverzeichnis zur Ver fügung gestellt hat. Irifft diefe Bermutung zu Lage der Dinge hat sie viel Wahrscheinlichkeit für sich so würden sich aus diesem Sachverhalt in der Tat bemerkenswerte Schlüsse auf bie Einstellung des Reichsbundes Deutscher Technif zur Gewerfschaftsbewegung ergeben.
Neuer Erfolg der Textilarbeiter.
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unb nach
Die bis zum 31. Dezember d. 3. laufenden Tariflöhne wurden in der Roßhaarspinnerei Friedmann, Weißensee , burd Bemühungen des Deutschen Textilarbeiterverbandes und auf Grund eines guten Organisationsverhältnisses um durchschnittlim 9 Prozent erhöht, bei einer Tarifperlängerung bis zu Mitte Februar 1928. Also auch hier ist bewiesen, daß die Zahlung eines Berbandsbeitrages eine Erhöhung der Löhne gewährleistet.
Berantwortlich für Politik: Richard Bernstein; Wirtschaft: G. Klingelhöfer; Gewerkschaftsbewegung: J. Steiner; Feuilleton : Dr. John Schilowski; Lotales und Sonstiges: Friz Karstädt; Anzeigen: Th. Glade; sämtlich in Berlin . Berlag: Borwärts- Berlag G. m. b. S., Berlin , Drud: Borwärts- Buchhruderet und Berlagsanstalt Baul Ginger u Co. Berlin SW 68, Lindenstraße 3. Sieran 1 Beilage.
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