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Die Frauen in unserem Boot schreien auf, ihre Gesichter sind toten- hlaß. Eine Garbe gelber Blitze flammt in den Wolken auf, betäubend, prasselnd fährt die große Trommel des Donners auf uns nieder. Zugleich beginnt ein heftiger Regen zu stürzen, aus den Kopf, auf die Schultern, tropft von den Ellenbogen auf die Knie, füllt den Boden des Bootes. Erleichtert landen wir endlich am jenseitigen Ufer einer Brücke, um auf einmal die Entdeckung zu machen, daß wir einen Rucksack im Gasthaus vergessen haben. Wir setzen die beiden Frauen in eine Zeltbahn gehüllt unter einem Baume aus und fuhren noch einmal zurück. Aber als wir nach einer Stunde wiederkehrten, find sie verschwunden. Der Sturm hat etwas nachgelassen, geduckt stehen die Bäume in triefendem Regen, es ist gleichsam, als hätten sie ihre Schultern eingezogen, während ihnen der Regen über die grüne Schürze herabläuft. Wir gehen über die nassen Wiesen, das Wasser trompetet in unseren Schuhen, während der Nebel unsere rufenden Stimmen verschluckt. Dann treten wir in den verlassenen Hof eines kleinen gepflegten Gutes. Vergeblich blicken wir in die Fenster der Gesindehäuser, in die Türen der Ställe, als ein« junge Frau uns aus dem Hause des Gärtners winkt. Nicht deutsch sprechen," sagte sie lächelnd,ich Russin!" Wir folgen ihr in das Haus und finden die Frauen am warmen Herde, an dem trockend ihre Strümpfe hängen. Auf dem Tisch dampft der Samowar, vor dem die gefüllten Teegläser stehen. Die frische Gestalt eines Mannes tritt auf uns zu. Meine Frau spricht nicht deutsch," entschuldigte er sich.Ich bin vier Jahr« in sibirischer Gefangenschaft gewesen. Dort haben wir uns kennengelernt. Man hatte mich aus dem Felde als gefallen gemeldet, und nach der Sitte meiner Heimat hatte man in unserem Dorfe schon die Totenglocken geläutet. Ich habe meinen eigenen Totenschein gesehen." Auf der Diele spielten zwei Kinder. Fragend blickten sie uns an, und es war, als schliefe noch in ihren Augen der schwermütige Widerschein der weiten russischen Steppe. Die Dunkelheit fiel, und noch immer wollte der Regen nicht nach- lasien. Wir konnten hier über Nacht nicht bleiben. Wieder machten wir uns durch die feuchten Wiesen auf den Weg nach dem Boot. Noch immer jagt der Sturm, aber seine Richtung ist günstig. Einen Augenblick zitterte das große nasse Segel wie der lahme Flügel eines angefchosienen Fasans, dann jagte dieGinevra" vor dem Sturm dahin. Der schwarze Himmel schreit. Irgendwo hinter den Wolken wohnt noch der schwache Widerschein des Feuers; unheimlich wühlt ein Brausen in dem kochenden Waffer. Irgendwo dort hinter den Ufern stehen Bäume im Wald, sind Tiere und Menschen in den Häusern und lauschen geborgen auf das wilde nächtlich« Gebet der Natur. In kaum einer Viertelstunde lag der finstere Rheinsberger See hinter uns. und fast wären wir in die in einer Bucht auf- gestellten gespenstischen Netze der Fischer gefahren, als wir im letzten Augenblick in der Dämmerung das Einfahrtszeichen des Kanals' erblicken. Da taucht plötzlich eine dunkle drohende Masse dicht vor uns auf, wie ein Walfisch, der aus der Tiefe gestiegen. Wir stießen einen lauten Warnungsschrei aus, da wird in der Kabine des Motor- bootes Licht angezündet, und fast mit den Bordwänden aneinander- streichend gleiten wir lautlos aneinander vorbei. Nun herrscht vollkommene Nacht. Ein zähes schwarzes Tuch steht der Regen vor uns. Dort, einige hundert Meter weit, mußte Rheinsberg liegen, aber kein Haus, kein Licht, kein Geräusch verrät die Stadt. Angespannt lauschend erwarten wir. jeden Augenblick krachend gegen ein Boot, einen Pfahl, eine steinerne Mauer zu stoßen. Immer weiter gleiten wir in die Dunkelheit wie in einen finsteren Berg. Da endlich knirscht Sand unter unserem Kiel, wir landen(oh Wunder des Zufalls) zwei Häuser weit neben dem Gast­haus unter dem Pavillon des alten Fritz. Eine Stunde später sitzen wir umgekleidet in dem erhellten Saal, Lichter. Gesang, festlich« Kleider. Menschen gleiten im Takt der Musik vorbei. Komm, Geliebte! Lege den Arm auf mein« Schulter, wirf das Haupt in den Nacken und tanze!

DieCöelgdse öer£ujr. Zum 75. Geburtstage ihres Entdeckers Sir William Ramsay . Die Lust besteht bekanntlich aus Sauerstoff und Stickstoff. Früher nahm man an, daß dies die einzigen Bestandteile der Lust seien, und erst seit der Arbeit des im Jahre 1916 verstorbenen berühmten englischen Physikers und Nobelpreisträgers Sir William Ramsay , der heute seinen 75. Geburtstag hätte feiern können, wissen wir, daß die Luft auch andere Gase enthält, die wir alsEdel- gase" bezeichnen. Dies« Gase unterscheiden sich von den beiden Haupt- sächlichen Bestandteilen der Luft durch mehrere physikalische Eigen- schaften. Während die anderen Bestandteile sich mit anderen Stoffen oerbinden, sind die Edelgase jeder Verbindung abhold. In früheren Zeiten nahm man an, daß die Luft ein Element sei, d. h. ein unteilbares Ganzes, ein Urstoff, wie man auch annahm, daß Wasser, Feuer und Erde neben der Luft als gleichberechtigte Elemente beständen. Es sind kaum 390 Jahre her, daß der belgische Physiker van Helmont diese Anschauung als irrig nachwies und seststellte, daß die Luft aus mehreren Bestandteilen zusammengesetzt sein müsse. Und erst im Jahre 1774 haben die beiden Gelehrten Pristley und Scheele festgestellt, daß Souerstosf und Stickstoff diejenigen Teile seien, aus denen die Luft besteht. Fernerhin stellte die Forschung noch fest, daß auch geringe Mengen von Wasserdämpsen und Kohlen- säure in der Lust enthalten seien. Nun waren die Ergebnisse der wiffenschaftlichen Forschungen abgeschlossen. Do trat William Ramsay auf, der auf neu« Eigenschaften der Luft hinwies. In Gemeinschaft mit Rayleigh stellt« er im Jahre 1894 mit Hilfe der Spektralanalyse fest, daß die Luft auch verschwindend geringe Mengen eines Gases besitze, das bisher unbekannt war, und das er mit dem NamenArgon " bezeichnete. Dieses Gas hat weder Geruch noch Geschmack, verbindet sich mit keinein anderen Stoff und ist bisher in seinen Eigenschaften noch unergründet. Im Verlauf seiner Arbeiten fand er noch drei andere Elemente, die gleichfalls unbekannt waren und auch als Edelgas bezeichnet werden mußten, da sie jede Verbindung mit anderen Bestandteilen der Luft aus- schloffen. Diese drei Gase nannte erNeon "(das Neue),Tenon" (das Fremde) undKripwn"(das Verborgene). Es waren also jetzt bereits in der Luft vier neue Edelgase durch Ramsay sestgestellt worden. Damit war aber die Erforschung des Luftmeeres noch nicht beendet. Im Jahre 1868 hatte gelegentlich der Beobachtung einer Sonnenfinsternis der französische Astronom Iannsen ein Gas entdeckt, das erHelium" nannte, und zwar in Ableitung von dein griechischen Wort Helios Sonne. Dieses Gas wurde durch den Spektro- graphen in der Chromosphäre der Sonne festgestellt, die entsteht, wenn die Mondscheibe die Sonnenscheibe ganz bedeckt und nur am Rande der Sonne strahlend« Fackeln aufflackern. Ramsay ober stellte dann fest, daß dieses Helium nicht nur in der Sonne vorhanden ist, sondern sich auch in upserer Lust befindet. Damit war das fünfte Edelgas in der Luft entdeckt. Das Helium hat in der Folgezeit auch eine Bedeutung als Luftschisfülluug erlangt, da es die Eigenschaft besitzt, unentzündlich zu sein. Nun kommt Helium in der Luft in so geringen Mengen vor, daß es kaum als Füllung für Luflschisse beinitzt werden könnte, wenn nicht Amerika über eigenartige Quellen verfügen würde, aus denen dos Helium in genügenden Mengen herausströmt. Außer dem Helium, das auf diese Weise zu technischen Zwecken verwendet wird, ist man auch dabei, die anderen Edelgase menschlichen Zwecken dienstbar zu machen, da man in der Lage ist, einige in genügenden Mengen auf künstliche Weise zu erzeugen. So wird.z. B. Neon zur Erzeugung eines rötlichen Lichtes für Reklame- zwecke benutzt. Es sei noch darauf hingewiesen, daß auf ein Kubikmeter Luft kaum slioo Kubikzentimeter Kripton und kaum Icnou entfallen. Daraus geht hervor, daß die Beimengung der Edelgase zur Lust nur äußerst gering ist, und es ist darum nicht verwunderlich, daß viele tausend Jahre vergingen, bevor der Mensch diese geheimnisvollen Gas« entdeckt hat.

Eine gewalfige Erdbebenkalostrophe, von der dl« Well uichls erfuhr. In diesen Tagen der weltumspannenden Nachrichtenüber- mittlung durch Radio, Kabel und Telegraph, der transatlantischen Flüge und des Telephondienstes hat sich an einer Stelle der be- wohnten Erde eine der größten Katastrophen ereignet, von der die Welt zunächst nichts erfuhr, bis endlich zwei Monate später die erste Kunde davon eintraf.Zeit und Entfernung sind überwunden, aber es gibt noch verborgene Stellen auf der Erde," bemerken dazu die amerikanischen Zeihmgen, die die ersten Nachrichten erhalten haben. Zu diesen Stellen gehört augenscheinlich Kansu,«ine Pro- vinz in der nordwestlichen Ecke von China , zwischen Tibet und der Mongolei . Am 23. Mai wurde ein starkes Erdbeben von den Seismographen der Erde registriert, aber es konnte nicht festge- stellt werden, wo es stattgefunden hat. Es war nach den jetzt vor- liegenden Nachrichten eine der größten Erdbebenkatastrophen, die die Welt bisher erlebt hat. Das Erdbeben verwüstete ein Gebiet von 199 mal 399 englischen Meilen im Geviert und tötete gegen 199 999 Menschen, aber die übrige Welt wußte nichts von diesem Ereignis, bis ein Brief von dem Leiter einer katholischen Mission in dem betroffenen Gebiet in Schanghai eintraf und am 28. Juli veröffentlicht wurde. Der Bericht stammt dem Schanghaier Korrespondenten der Associated Preß zufolg« von Mgr. Theodore Buddenbrock, dem Haupt der Mission in Liangchowfu in der Provinz Kansu , der zur Zeit der Katastrophe in Sisiang war. Er berichtet darin:Am 23. Mai war der verhängnisvollste Tag in der Geschichte des nordwestlichen Kansu . Die Naturgewalten forderten ein schreck- liches Opfer von Menschenleben; es war ein Erdbeben so furchtbar, daß ich glaubt«, das Ende der Welt wäre herbeigekommen. Wir haben an dem Rande der Ewigkeit gestanden, und daß wir ent- kommen sind, geschah nur wie durch ein Wunder. Die volle Größe des Unglücks ist noch nicht bekannt und wird vielleicht nie bekannt werden. Die Zerstörung der Postanstalten und der Telegraphen- stationen erklärt es, daß keinerlei Nachricht in die Außenwelt drang. Der Verlust an Menschenleben beträgt viele Tausende und soll sogar 199 999 überschreiten. Das Elend der Ueberlebenden ist unbeschreib- lich. Zweifellos handelt es sich hier um eine der größten Katastrophen der Welt, die internationale Hilfe erfordert. Wir brauchen Medizin, Nahrungsmittel und Geld. Wir leben in Lehmhütten, und unsere Brüder eilen von Ort zu Ort. Die Oberschwester in Sisiang war in der Messe und wurde getötet, als die Kapelle eiystürzte. Als ihre Leiche aufgefunden wurde, sah man, daß sie zwei Kinder deckte, die' noch am Leben waren. Sisiang, unser größter Ort, wurde voll- kommen zerstört. Hunderte von Dörfern erlitten dasselbe Schicksal. Liangchowfu mit einer Bevölkerung von 89 999 Menschen, wurde dem Erdboden gleichgemacht, nur einige nackte Mauern stehen noch. Auch Kulanz, südlich von Liangchowfu, existiert nicht mehr. Süd- westlich von der letzteren Stadt hatten wir viele schöne Missionen. Jetzt sind sie alle dahin. Unser Dorf ist unter die Berge begraben, die einsttirzten." Ein lohnendes Geschäft. Nach neueren Berichten amerikanischer Reisender, die sich besonders für die wirtschaftlichen Verhältnisse in Tibet interessiert haben, scheint es, als ob die in ihren Grundlagen noch«venig geklärte Existenz der dortigen Klöster sich hauptsächlich aus die Tätigkeit der Priester bei Zeuselsaustrcchungen stützt. Da nach dem Glauben der Bevölkerung die Welt von zahllosen Dämonen erfüllt ist, werden bei jedem Unglück und jeder Störung des täglichen Lebens einige Lamas aus dem nächsten Kloster geholt, die dann die nötigen Zeremonien zur Vertreibung der feindlichen Geister durch- führen. Jede solche Beschwörung kostet Gebühren nach einem festen, sehr umfangreichen Tarif, und»ach den Lebensverhältnissen der Mönche zu schließen, scheint das ein lohnendes Geschäft zu sein. Aerzle in Ehina. Die Chinesen wollen europäische Kultur- errungenschastcn einführen. Doch in Krankheitsfällen lassen sie sich, wenngleich sie Unmengen europäischer Patentmedizinen verschlucken, von ihren eigenen heilkundigen Landsleuten behandeln. Tatsächlich kommt in China aus 749 999 Einwohner nur ein europäisch aus- gebildeter Arzt, während man in Westeuropa auf etwa je 1499 Menschen einen Arzt zählt.

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